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1. Beilage zum ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 1.

Aus England.

London  , 27. Dezember 1893. Der durch das Marchal- Vaillant'sche Attentat verursachte Anarchistenschreck ist nun doch vernünftiger Ueberlegung ge­wichen, und mindestens für diesmal noch scheint das Asylrecht unangetastet bleiben zu sollen, während gegen etwa in England auszuführende Bomben 2c. Attentate die Regierung in der be stehenden Gesetzgebung genügende Mittel der Bekämpfung zu be­fizzen erklärt hat und auch erklären konnte. Wie der Walsall prozeß und der Prozeß gegen das Commonweal" gezeigt haben, genügt schon der bloße Besitz von Hülsen und chemischen Mate rialien, die zur Fabrikation von Explosionsapparaten erforderlich find, um Berurtheilungen bis zu 10 Jahren Zuchthaus herbei zuführen, und können Artikel, die zu Attentaten auf bestimmte Personen auffordern, ihren Verfasser oder Verbreiter auf Jahre hinaus hinter Schloß und Riegel bringen. Hierbei will ich gleich bemerken, daß D. Nicoll, der f. 3t. verurtheilte Mit- Redakteur des Commonweal", jüngst auf freien Fuß gesetzt worden ist, ohne natürlich im geringsten von seinen Absichten bekehrt zu sein. Dagegen scheint die lange Einzelhaft auf sein Nervensystem sehr ungünstig eingewirkt zu haben. Nicoll hat fich bei der ganzen Affäre so muthig und ehrenhaft benommen, daß man wohl seine Ideenrichtung bedauern, für ihn selbst aber nur Sympathie empfinden kann.

Wenn ich sage, daß das Asylrecht für diesmal noch unan­getastet bleiben dürfte, so gilt das in bezug auf die Unlust, gesetz­geberisch sich mit der Materie zu befassen. Dabei ist jedoch nicht zu vergessen, daß die Handhabung des Asylrechts zu einem großen Theil bei den Richtern liegt und diesen ein ziemlich weiter Spielraum in bezug auf die Beurtheilung des Charakters der in Frage kommenden Handlungen gelassen ist. Es bleibt also abzu­warten, wie fich in vor sie gelangenden Fällen die englischen Richter zur Auslieferung politischer Verbrecher stellen werden, bevor man wird sagen können, daß das Asylrecht überhaupt nicht Schaden gelitten.

Bor 14 Tagen spielte sich vor dem Polizeigericht in Bow Street ein Fall ab, der in gewisser Hinsicht hierfür von Be­deutung werden kann. Ein Mann namens F. W. Hoppe war von Geheimpolizisten verhaftet worden und zwar, wie es scheint, auf grund eines von Deutschland   ausgehenden Steckbriefes. Hoppe soll sich unter falschen Vorspiegelungen in Deutschland  Geld und Waaren verschafft haben, und es handelte sich nun um die Frage seiner Auslieferung. Einer der Polizisten be­merkte in seiner Erzählung mit bezug auf die bei Hoppe vor­genommene Haussuchung, man habe bei demselben eine Menge anarchistischer Schriften gefunden. Das haben Sie hier nicht vorzubringen", unterbrach ihn sofort der Richter, in dem Moment durchaus nicht in feindlicher Absicht gegen Hoppe. Er wollte ersichtlich die zu Belastungszwecken erfolgte Hineinziehung der politischen Ansichten desselben in dem Fall zurück­weisen. Aber die Sache hat noch eine andere Seite. Wenn es richtig ist, was der betreffende Polizist hinzufügte, daß Hoppe Mitglied der Leitung des Klubs Autonomie ist, so liegt der Schluß nahe, daß derselbe die ihm zur Last gelegten Handlungen, wenn überhaupt, so aus poli­tischen Motiven begangen hat. Er mag Gründe haben, dies nicht geltend zu machen, und der Rüffel der Richter durchaus mit seinen Wünschen und Absichten übereinstimmen. Ich kann und will das nicht untersuchen. Nun sind doch aber sehr viel Fälle denkbar, wo durchaus politische Handlungen die Form sogenannter gemeiner Vergehen annehmen- es braucht nicht gerade Betrug oder Diebstahl zu sein und die Angeschuldigten sehr großen Werth darauf legen, diesen Zusammenhang zu be tonen. Wie wird sich alsdann der Richter stellen? Das ist nach alledem heute sehr viel zweifelhafter geworden als es früher war, und Fälle, wie der hier geschilderte, nur zu geeignet, böswilligen Entscheidungen reaktionärer Richter Vorschub zu leisten.

Es fehlt unter den Anarchisten nicht an Leuten, die das einsehen, aber die Konfusion, die die famose Phrase von der absoluten Eelbstherrlichkeit des Individuums in diesen Kreisen angerichtet, und die Diktatur, die infolge derselben die kompletten Narren und die stillen Alliirten der Polizei über die noch halb­wegs zurechnungsfähigen Elemente ausüben, läßt es nicht zum Ziehen der nothwendigen Konsequenzen tommen.

Mittwoch, den 3. Januar 1894.

Es ist nach meiner Ansicht der Mühe werth, von solchen Dingen gelegentlich Notiz zu nehmen. Ueberhaupt tönnte in mancher Hinsicht ein bischen mehr Aufmerksamkeit der anarchistischen Bewegung gegenüber nicht schaden. Wir brauchen sie deshalb nicht zu überschäßen. Die anarchistische Bewegung ist da, und sie hat viel mehr der stillen Freunde und Gönner als man glaubt. Und weit mehr als die von den Phrasen des anarchistischen Evangeliums bethörten Arbeiter, die in gutem Glauben ihre Haut zu Markte tragen, wären diese stillen Gönner zu kennzeichnen, die sich von den von ihnen bekämpften sozial­demokratischen Führern vor allem dadurch unterscheiden, daß sie regelmäßig andere die Kastanien aus dem Feuer holen lassen und, wenn ihre Proteges den Tod oder so und so viel Jahre Gefängniß ernten, selbst wie die Razen heil auf die Pfoten fallen, beglückwünscht von derselben Presse, die für den andern die volle Strenge des Gesezes verlangt. Wer den Einzelheiten der mit dem Fall Marchall- Baillant verknüpften Untersuchungen folgt, wird in bezug auf diesen Punkt auf sehr merkwürdige Thatsachen stoßen, die indessen besser ein anderes Mal beleuchtet werden.

Chronik der wichtigsten

politischen und Partei- Ereignisse im Jahre 1893.

Juni.

1, Die obligatorische Stimmenabgabe Dom Repräsentantenhause angenommen.

Streit der Seidenweber in Mährisch- Trübau  .

belgischen

2. Bei der Neuwahl der Stuptschina wird eine erdrückende radikale Majorität gewählt.

Streitigkeiten zwischen italienischen und französischen   Ar­beitern in Toulon  .

3. Graf Kalnocky, der österreichische Minister des Aus­wärtigen, betont zum Aerger Caprivi's, daß die Situation durchaus friedlich ist.

4. Der Kanton Bern   giebt sich in einer Volksabstimmung mit 55 000 gegen 15 000 Stimmen eine neue fortschritt­liche Verfassung.

6. Maurerstreit in Malmö  .

Das argentinische Kabinet tritt zurück.

8. Kohlenarbeiter- Streit in Fünfkirchen  ( Westungarn.) 9. Im Leipziger   Hochverrathsprozeß werden die zwei An­getlagten zu 14 Jahren Zuchthaus verurtheilt.

12. Bankprozeß in Italien  ; ehemaliger Direktor der Bank von Neapel Cuciniello zu 10 Jahren, der Kassirer zu 61/2 Jahren verurtheilt.

13. Bergarbeiterstreit in Kladno  . Kutscherstreit in Paris  .

14. Lawroff's 70. Geburtstag.

Kunert in Halle verhaftet.

Die Millionendiebe Lesseps  , Fontane und Eiffel wurden durch den französischen   Raffationsgerichtshof freigesprochen. Großer Weberstreik in Biddeford  ( Nordamerika  ). 15. Ein herrlicher Siegestag für die deutsche Sozialdemokratie, der Tag der Reichstags- Neuwahlen; große Niederlage der Freisinnigen, doch konnte der Sieg die Verschiebung der Majorität zu gunsten der Militärvorlage nicht hindern. 17. Aufruf des Parteivorstandes zu den Stichwahlen. 18. Temonstrationen zu gunsten des allgemeinen Wahlrechts in vielen Städten Desterreichs; in Brünn  , bei Prag   und anderen Drten arge Uebergriffe der Polizei. Arbeiterunruhen in Bern  .

19.

11. Jahrg.

Das norwegische Parlament beschließt die Kündigung der Ronsulargemeinschaft mit Schweden  .

20. Das norvegische Parlament setzt die Zivilliste des Königs und des Kronprinzen herab.

22. Die französische   Deputirtenkammer geschlossen. 23. Metropolit Clement wird, der Aufwiegelung gegen Fürst Ferdinand von Bulgarien   und gegen die Regierung schuldig, zu lebenslänglicher Verbannung verurtheilt. 24. In Pforzheim   fiegen die Sozialdemokraten bei der Stadt­verordnetenwahl.

Große Demonstration für das allgemeine Wahlrecht in Brünn  . 25. Die Reform des belgischen Senates wird beschlossen. 26. Unterzeichnung des deutsch   englischen Vertrages über die Kilimandscharo  - Abgrenzung; das ganze Gebiet fällt in die deutsche   Interessensphäre.

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Großer Banktrach in Amerika  ; viele Banken stellen Zah­lungen ein.

28. Erklärung des Zollkrieges an Rußland  .

29. Siam unterwirft sich Frankreichs   Forderungen.

30. Große, wohl vorbereitete Revolution in der Provinz Buenos Ayres   und in der Provinz Santa  ; die Auf­ständischen( Radikale) gewinnen die Oberhand; der Auf­stand verbreitet sich über das ganze Land.

Darteinachrichten.

Ju bezug auf unfern Bericht über die Partei­tonferenz des I. Nassauischen Wahlkreises werden wir ersucht, ergänzend mitzutheilen, daß der seitherige Kreis­Vertrauensmann Andreas Sauer, Homburg  , wieder­gewählt wurde.

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Das Verbot des Parteitags der ungarischen Sozialdemo tratie ist vom Ministerium als ungesetzlich aufgehoben und wird derselbe nun doch noch in Arad   am 6. und 7. Januar stattfinden.

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Bei den Gemeinderaths- Wahlen in Salzungen   haben unsere Parteigenossen zwei ihrer Kandidaten durchgebracht. Die Wahlbetheiligung war eine sehr starke; von 470 Wahlberechtigten haben 433 ihr Wahlrecht ausgeübt.

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Polizeiliches, Gerichtliches 2c.

Die strengere Handhabung des gemeinen Rechts" gegenüber den Sozialdemokraten scheinen sich die fächsischen Behörden zur ganz besonderen Pflicht zu machen. So wurde Genosse Schöne in Lohmen   bei Pirna  als Vorsitzender des sozialdemokratischen Arbeitervereins in eine Polizeiftrafe von 30,45 M. genommen, weil an dem stattgefun­denen Stiftungsfest obigen Vereins 3 Nichtmitglieder theil­genommen hatten. Außerdem wurde auch der Wirth, bei welchem das Fest stattgefunden hatte, mit einer Strafe von 10 M. belegt. Die Berufung des letzteren wurde verworfen. Schöne habe im Voltsfreund" annoncirt und damit sei das Fest zu einem öffentlichen geworden". Leider hat Schöne ohne gericht­lichen Entscheid zu beantragen, die Strafe sofort bezahlt, die wir für eine vollkommen unberechtigte halten, denn es kann Vereins­mitgliedern nicht verboten werden, Gäste bei Vergnügungen einzu­führen.

Des weiteren scheint man auch eine schärfere Braris in bezug auf die Versammlungsanmeldungen anwenden zu wollen. Bis­her brauchten die Versammlungen in der Amtshauptmannschaft Birna nur beim Gemeindevorstand angemeldet zu werden.

Aufgeregte Debatten in der Pariser   Kammer über die Neuerdings dringt dieselbe darauf, daß auch sie davon Meldung Panamaskandale.

20. Große Futternoth in Deutschland  .

Kohlenarbeiterstreik in Dur( Böhmen  ). Ergebnißloses Attentat gegen den Führer der spanischen  Konservativen, Canovas.

21. Anschuldigung gegen Clemenceau  , in Diensten Englands zu stehen.

22. In der französischen   Deputirtenkammer wird der Beweis erbracht, daß die Beschuldigung gegen Clemenceau   auf gefälschten Attenstücken beruht.

Englisches Panzerschiff Victoria  " geht infolge Zusammen­

stoßes unter.

23. Stichwahlen zum Deutschen   Reichstage.

Die Frage der internationalen Schiedsgerichte im eng­lischen Unterhause verhandelt.

24. Die Regierung des Kantons Bern   verbietet alle öffent­lichen Aufzüge und Demonstrationen.

26. Der Gouverneur von Illinois  , Altgelt, begnadigt die drei Anarchisten Fielden, Neebe, Schwab.

Der Indische Rath in Indien   schafft die freie Silber­prägung ab; die Goldwährung soll baldigst eingeführt

werden.

27. Beginn des russisch   deutschen   Zollkrieges; durch Ver­ordnung des Baren tritt Deutschland   gegenüber der russische Maximal- Zolltarif in Kraft; dadurch der deutsche Export nach Rußland   fast ausgeschlossen, weil Zoll­zuschlag von 30 Prozent auf 117, und 20 Prozent auf 68 Artikel.

28.

Das allgemeine Wahlrecht mit geringem Mehr im nor­wegischen Parlamente abgelehnt.

4. Der Reichstag tritt zusammen.

Da hat, wenn die Blätter recht berichtet sind, gestern im Klub der Autonomie" eine große", von verschiedenen Orten beschickte Anarchistenkonferenz stattgefunden und ein Manifest ver­einbart, das angesichts der jüngsten Vorkommnisse die Grundsätze der Anarchisten klarlegen soll. Verwirrteres Zeug aber als dieses Manifest ist mir sobald noch nicht vorgekommen. In einem Athemzuge werden die Arbeiter vor den Schwindlern und Pro­jettenmachern gewarnt, die sich als Arbeiterfreunde aufspielen, Spaltung und Mißtrauen anstatt Solidarität säen und, heißt es weiter, indem sie unsere Ungeduld und Leicht­gläubigkeit sich zu Nuße machen, die verschiedenen Bewegungen in politische Kanäle leiten, was ihnen nur Macht und Vortheil, den Arbeitern aber blos einen Wechsel in den Personen ihrer Herren und Blutsauger bringen fann. Damit, daß ihr eure Macht in ihre Hände legt, kommen sie, dank der Kenntniß der politischen und sozialen Wissenschaften, die ihr zu erwerben keine Möglichkeit habt, euch zu täuschen und zu dem Glauben zu verlocken, daß die Peitsche leichter fällt, wenn sie von andern Händen geschwungen wird." Schön, was sollen aber dafür die so leicht zu foppenden Arbeiter thun? Alles, was fie individuell oder in Gruppen, in der Richtung auf Koope­ration, Tradeunionismus, Antialkoholismus, Sparen 2c. thun Juli. mögen, werde sie als Klasse in derselben Sklaverei, Armuth und Degradirung laffen als vorher," nur die Abschaffung der Klassen, der Privilegien und Auszeichnungen kann diese Bedingungen ändern, und diese Abschaffung nur be­wirft werden durch man höre und staune die vom Bolt selbst entwickelten intellektuellen und physischen Kräfte?" Den Arbeitern, die man soeben noch als unwissend, leichtgläubig und ungeduldig hingestellt, bietet man eine nichts­fagende, jedem Humbug, jedem Schwindel die Thür öffnende Phrase. Weil man in der Verwerfung aller vorläufigen Mittel, durch welche die Arbeiter ökonomisch und politisch ihre Position zu bessern suchen, gar nicht radikal genug sein kann, verkündet man als Summe der Weisheit eine Phrase, wie sie gehirnver­fleisternder fein Zeilenreißer der Kapitalistenpresse hätte fertig bekommen können. Und nach solcher Leistung fehlt dann hinterher nicht die, für leichtgläubige und in ihrer Ungeduld der Ver­führung durch Schwindler ausgesetzte Arbeiter, von denen vorher die Rede war, so geeignete Erklärung: In einem Kampf wie dieser halten wir alle Mittel, wie verzweifelt sie immer seien, für gerechtfertigt. Wir werden alle sogenannten Staatsmänner und Reformer, ob sie Aristokraten, Plutokraten oder Demokraten sind, und die, welches auch ihre Absichten, blos die Uebel und Ungleichheiten, die wir ausrotten wollen, verlängern, bloßstellen und brandmarken."

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Von der Debatte theilt der als offiziell" bezeichnete Bericht noch mit, daß in bezug auf das den anderen Sozialisten" gegen­über zu beobachtende Verhalten eine Stimmung zum Ausdruck tam, die diesen für die Zukunft keineswegs mehr Ruhe und Be­friedigung verspricht, als ihnen zuvor gelassen. Und das theilt man der Bourgeoispresse offiziell" mit!!-

Großes Grubenunglück bei Torn Hill( England),

5. Der preußische Landtag geschlossen.

Die Nürnberger Landtagssige von den Sozialdemokraten crobert.

Sieg der Sozialdemokraten bei der Landtagswahl in München   II.

Beginn des französisch- siamesischen Krieges.

6. Die Pariser Arbeiterbörse wird geschlossen.

7. Berathung der Miltärvorlage im Reichstage.

8. Interpellation über die Bankstandale in der italienischen Deputirtenkammer.

14. Ausbruch der Revolution in Brasilien  .

15. Der deutsche   sozialdemokratische Parteitag wird auf den 22. Oktober nach Köln   einberufen. Cipriani aus Frankreich   ausgewiefen.

16. Die Militärvorlage in dritter Lesung mit 16 Stimmen Majorität angenommen.

Schluß des Reichstages.

Die Konferenz deutscher   Finanzminister wird einberufen. 17. Gladstone verspricht, ein Achtstundengesetz dem Parlamente. vorzulegen.

Erster bulgarischer Sozialistenkongreß in Tirnova  .

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18. Der Vorwärts" veröffentlicht die Straflisten Unterm neuen Kurs" für die Monate April, Mai und Juni. Summe 14 Jahre Zuchthaus, 17 Jabre 10 Monate 18 Tage Gefängniß und 6592,80 M. Geldstrafe. Textilarbeiter- Konferenz für Rheinland- Westfalen  .

19. Delegirtentag des englischen   Bergarbeiter- Bundes. Französisches Ultimatum an Serbien  .

zu erhalten habe; Versammlungen, die leßterer nicht angemeldet, dürfen nicht stattfinden. Sollte diese strengere Handhabung des gemeinen Rechts" mit dem Erlaß des Ministers zusammen­hängen? Jm Uebrigen fönnen diese Verbote uns wenig bes irren auch derartige fleinliche Chikanen werden unsere sächsischen Parteigenossen überwinden.

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Die

- Der Genosse Fischer, Redakteur ber Sächs. Arbeiter Zeitung war bekanntlich wegen eines Ar­titels, der mit der Jubiläumsfeier des Königs von Sachsen   sich beschäftigte, durch einen richterlichen Strafbefehl zu 14 Tagen Haft verurtheilt worden. Gegen diesen Strafbefehl war Be­rufung eingelegt und stand am 30. Dezember Termin an. Anfangs erhobene Anklage wegen Majestätsbeleidigung mußte fallen gelassen werden, die Berufung im übrigen aber wurde verworfen, so daß Genosse Fischer nue des geoben un­fug 3" beschuldigt, 14 Tage hinter die schwedischen Gardinen muß, wo er Betrachtungen anstellen kann über die Dehnbarkeit der Kautschukparagraphen.

Oftober.

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Unterm neuen Kurs.

2. Görlitz  . Schuhmacher Lindemann aus Girbigsdorf wegen Majestätsbeleidigung( Sigenbleiben beim Kaiserhoch in einer Wahlversammlung) 3 Monate Gefängniß. Wurzen. Genosse Diehl, Redakteur der Wurzener Zeitung", von der Anklage der Beamtenbeleidigung frei­gesprochen.

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3. Guben  . Genosse Müller von der Anklage der Gottes­lästerung freigesprochen,

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Neichenbach. Genosse Kühn aus Langenbielau   wegen Gendarmenbeleidigung 50 M. Geldstrafe.

Oderberg  . Genosse Küne de wegen Vergehens gegen

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§ 153 der Gewerbe- Ordnung 3 Tage Gefängniß.

Altenburg  . Genosse Käppler, Redakteur des Müller­Fachblattes", 14 Tage Gefängniß wegen Beleidigung eines Mühlenbesizers.

Berlin  . Genosse Brandt wegen unerlaubter Rols portage 6 M. Geldstrafe.

4. Magdeburg  . Genosse Stolberg   aus Burg wegen Meineids 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. Wiesbaden  . Tischler Selig wegen Bedrohung und Be­schimpfung eines nichtstreikenden Arbeiters 2 Monate 3 Wochen Gefängniß.

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Großgerau. Genosse Müller- Darmstadt wegen un­erlaubter Tellersammlung mit 30 M. Polizeibuße belegt, vom Schöffengericht freigesprochen.

Dortmund  . Genosse Gölger von der Anklage der Polizeibeleidigung und des Widerstands gegen die Staats­ge: valt freigesprochen.

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Breslau  . Genosse Henning, Redakteur der Volks­wacht", wegen unerlaubter Rollefte 6 M. Geldstrafe. Oldenburg  . Genosse Duden, Redakteur der Nord­wacht", wegen Fabrikantenbeleidigung drei Monate Ge fängniß.

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5. Eckernförde  . Wegen unerlaubter Tellersammlung Genosse T. 6 Wi. Geldstrafe.

Kaffel. Genosse Huhn, Redakteur des Volksblatt", wegen groben Ünfugs( Boykott- Inferate) 14 Tage Ge fängniß.