Kongreßformeln oder mindestens als schlvachherzige Routiniersohne Initiative hin.. Die Predigerei Hervss entbehrt nichtder Komik. Der alte Cato hat ja auch alle seine Reden indasselbe Sprüchlein austönen lassen, aber wenigstens blieb erbei dem einen Karthago, das zerstört werden müsse, währendHervö erst die Bourgeoisrepublik mittels Insurrektion ver-nichten wollte und jetzt alle Republikaner gegen die Pfaffen-Herrschaft aufruft. Ohne den republikanischen Block, heißt esjetzt, sei das Kaiserreich unabwendbar. Diese Alternativeist nicht bloß Hervss Bedenken. Man hat von derjungmonarchistischen Polemik das Argument übernomn'.en,daß die jetzige Republik im Innern und Aeußernvollkommen unfähig sei und nicht weiterleben könne.Vollkommen schlüssig ist der Beweis nicht. Die französischeKapitalistenklasse hat unter der dritten Republik ihre Interessenauf dem weltpolitischen Gebiet wie in der Durchsetzung der.Klassenherrschaft sehr geschickt wahrgenommen, und wenn sieden Staat aus den Krisen nicht hinausbringen konnte, so lagdas Iveniger an ihr, als an der langsamen wirtschaftlichenEntWickelung, die dem politisch unzuverlässigen, demagogischenEinflüssen besonders zugänglichen Kleinbürgertum eine wichtigeRolle bewahrte. Sicherlich, der Klcrikalismus hat in denletzten Jahren eifrig gearbeitet und spekuliert darauf, von derkonservativer gewordenen Republik die alte, offizielle Stellungder Kirche wiederherstellen zu lassen. Aber der wachsendeEinfluß der der alten bürgerlichen Aufklärung wie derdogmatischen bürgerlichen Demokratie entgegengesetztenStrömung in der Bourgeoisie kann es Wohl der Kircheersparen, ihre Sache auf die Bajonette des Staatsstreichs zustellen. Das alte Schema: Reaktion— Klerikalismus—Monarchie braucht sich und wird sich wahrscheinlich nichtwiederholen. Die Bourgeoisie hat an einem Umsturz derStaatsform kein Interesse, solange sie nicht vor einemsozialen Umsturz zittert, und ihre materiellen Jnter-essen können von einer Staatsstrcichära nur Schaden haben.Air sprechen hier natürlich nur unter der Voraussetzung derFortdauer des Friedens. Was eine kriegerische Verwicklungbringen kann, läßt sich nicht voraussehen. Daß aber just diekonservative Wendung der Republik zum Konflikt mit Deutsch-land hintreibe, ist eine recht»villkürliche Behauptung undjedenfalls nicht durch die Geschichte der ersten Jahrzehnte derdritten Republik zu beweisen, wo wir die großbürgerlichen,opportunistischen Elemente ein erträgliches Verhältnis zuDeutschland suchen sehen, wogegen der Radikalismus diechauvinistschen Empfindungen gerne ausbeutet. Bezeichnendist, daß die repräsentativen Männer der aggressiven Auslands-Politik wie D o u m e r und D e l e a s s 6 Radikale waren.Heute ist das— zum Teil— anders. Neben einemElemenceau und minderwertigen, mehr oder wenigeruneigennützkgen Chauvinisten der radikalen Parlaments-gruppen und Zeitungen stehen Radikalsozialisten, die sich gleichden Sozialisten ausdrücklich zur deutsch-französischen Ver-ständigung bekennen. Aber diese hat in den nüchternenUnternehmungen des Finanzkapitalesein stärkeres Versprechenals in den sehr löblichen humanitären Bemühungen der fort-geschrittenen Demokraten. Die Bemühungen um eine Be-Hebung der zollpolitischen Schikanen hüben und drüben sindim gegenwärtigen internationalen Zustand ein verläßlicheresMittel als die luftige Vcrbrüderungsideologie Hervös, die mitihrer selbstgewissen Aufwerfung der elsaß- lothringischen FrageKn Frieden und der deutsch-französischen Verständigung' leichteinen Bärendienst erweisen könnte." Doch die klerikale Gefahr besteht und das Proletariat hatdas allerstürkste Interesse daran, ihr mit aller Kraft entgegen-zuwirken. Ob die Dtarineartilleristen in den kleinasiatischenund syrischen Gewässern am Karfreitag Trauerschüsse abzu-feuern haben, wäre am Ende nicht gar so wichtig, aber vonganz anderer Bedeutung ist für die kämpfende Arbeiterklasseder S ch u tz d e r V o l k s s ch u l e. Diese ist jedoch nicht nurvon der Konkurrenz der als„freie" Schulen auferstandenenKongregationsanstalten und vom klerikalen Boykott bedroht,sondern nicht minder von der Tendenz der sozial-konservativenParteien, die Lehrer unter die Fuchtel der Regierung zubringen. Weil' ein ansehnlicher Teil der Volksschullehrer diewirtschaftlichen und moralischen Interessen des Berufs durchdie gewerkschaftliche Organisation zu schützen unternommenund die. Aufgaben des Lehrers, über die vorschriftsmäßigenSchulstunden hinaus, in einer fortdauernden aufklärendenWirksamkeit in den Volksmassen gesucht hat, ist eine giftige,demagogische Hetze gegen die Lehrerschaft betriebenworden, die nicht erfolglos geblieben ist. Daß jour-nalistische Schwätzer die Volksschullehrer, die nicht inden Cafös des lateinischen Viertels den„ll'smeukoutisms"— die tiefe Weltanschaunng„Ich pfeife auf alles"— ein-gesogen haben, um ihrer betätigungsfrohen, nicht vom Skep-tizismus angefressenen Gesinnung willen hochfahrend als„Primäre" beschimpfen, wäre noch zu ertragen: schlimmeraber ist, daß man in den letzten Jahren von„republikanischen"und„weltlichen" Regierungen eine Reihe von Maßregelntreffen gesehen hat, die darauf hinausliefen, die Unabhängig-keit der Lehrer und der Lehrervertretungen gegenüber derzentralen Unterrichtsverwaltung einzuschränken. Die Volks-schule ist also nicht vor den Pfaffen allein zu schützenund nicht mir in der Weltlichkeit ihrer Organisation, sondernnamentlich auch in der bürgerlichen Freiheit der Lehrerschaft,der auch Regierungen nahetreten, die bei feierlichen Anlässendie Verteidigung des weltlichen Unterrichts proklamieren.Daß sich die Sozialisten bei diesem Bestreben mit denbürgerlichen Radikalen oft zusammenfinden werden, ist sicher,und da die gefährlichen Anschläge nicht in gesetzgeberischen,sondern in Verwaltungsmahregeln zur Ausführung kommen,die hernach der Kritik des Parlanients unterliegen, so ist diegemeinsame Abwehr auch ohne geschlossene Arbeitsgemeinschaftselbstverständlich. Aber dieser organisatorischen Gemeinschaftbedürfte es auch nicht, wenn es den Radikalen gelingen sollte,nach ihrem Parteitag in Pau ein für die Sozialisten annehm-bares Minimalprogramm und hernach im Parlament— inder Deputiertenkammer und im Senat— die notwendigeParteidisziplin zu seiner Durchsetzung zu finden. Ja u r 6shat dies in der„Humanit6" klar ausgesprochen, als er schrieb:„Welchen Sinn können also die vielen MeinungSäutzerungenüber den Block derzeit haben? Handelt es sich da um eineVerwirrung der Programme und der Verant-wortlichkeiten, so ist das für immer unmöglich.Und handelt es sich um ein loyales Zusammenarbeitensür die Verwirklichung eines ernsten Programms, wann hätte diesozialistische Partei einer ehrlichen Bemühung, einer wirklichenReform ihren Beistand versagt? Aber wo ist in diesem Augen»blick das Programm des Radikalismus? Wo ist der Mut derRadikalen? Wo ihre Einsicht? Der Kongretz in Pau wird nureine Komödie und eine Fehlgeburt sein, wenn er nicht allenParlamentariern der Partei, allen ohne Ausnahme, die absoluteVerpflichtung auferlegt, das Dreijahrgeietz zu verwerfen und zuzerbrechen— dieses Gesetz, das zugleich die nationale Verteidigungund die republikanische Aktion kompromittiert und allem Unheilvon auhen und allen Kapitulationen im Innern den Weg ge-öffnet hat. So sehr wir bereit sind, in voller Unabhängig-keit wie mit voller Loyalität jede ehrenhafte und kräftige Politikim Sinne der Demokratie, der Weltlichkeit, der fiskalischen undsozialen Reform zu unterstützen, jede wahrhaft zweckmäßigeund volkstümliche Organisation der' nationalen Verteidigung, jedeDiplomatie des Friedens, der Weisheit und der Gerechtigkeit, sosehr lehnen wir es ab, die geringste Rolle in einer jämmerlichenTragikomödie zu spielen, wo die Hälfte der handelnden Personen, für, die andere �gegkn die drei Jahre wäre, und der Chor derGreise, ebenso erschreckt wie der im OedipuS, nicht wagen würde,seine Meinung zu sagen."Daß von der Masse der Radikalen derzeit mehr als eineplatonische Erklärung für die Rückkehr zur zweijährigen Dienst-zeit und die militärische Jugenderziehung zu erwarten ist,glauben wohl die wenigsten— sogar das Exekutivkomiteeder Partei, wo die entschiedenen Elemente überwiegen, hatin seinen Proarammentwurf die dehnbare Klausel„nachMaßgabe der Interessen der nationalen Verteidigung" auf-genommen. Und Hcrvs selbst hat schließlich die Verhinderungdes Inkrafttretens des Dreijahrgesetzes als Minimalforderungfür den Zusammenschluß mit den Radikalen aufgestellt.So wird voraussichtlich auch für die extremsten Reformistender geeinigten Partei die Versuchung fehlen, dievöHiersthIschten und llisiienksmpfe.I.Der unier dem gleichen Titel im Vorwärtk-Verlag erschienenentrefflichen Materialiensammlung A. ConradhS entnehmen wirfolgende Zitate:Die Freiheitskriege im Zusammenhang mit der großenRevolution.Die großen Weltbegebenheiten seit dem letzten Viertel beSabgelaufenen Jahrhunderts haben nicht bloß in einzelnen Köpfen,sondern auch in den Völkern selbst eine so getvaltige Veränderungin der religiösen und politischen Denkart bewirkt, daß die Welt-geschichte kein Zeitalter kennt, in welchem ein so tiefes Gefühl derMängel und' UnVollkommenheiten des Vorhandenen uno ein so leb-Haftes Sinnen und Streben, abzustellen und zu bessern, was denallgemein gefühlten Bedürfnissen nicht zusagt, vorhanden war, alssich jetzt täglich mehr unter den gebildeten und mächtig sich fort-bildenden Völkern verbreitet. Eine solche Zeit mußte überallgroße Veräniderungen hervorbringen. Alle europäischen Völkerbefinoen sich daher bald mehr, bald weniger in dem Standpunktezwischen dem Untergang älterer Einrichtungen, die Jahrhundertebinourch die Stützen der bürgerlichen Gesellschaft waren, und demSchivanken neuer Anstalten und Organisationen. Auch Preußenbefindet sich in einer ähnlichen Lage. Durch den unglücklichen�.ricg, den der Friede zu Tilsit bezeichnet, hatte eS die Hälfte seinerProvinzen, deren Schatz, seine Finanzen und sein Heer verloren.Dieser gänzlich veränderte Zustand des Staates gab seinen bisdahin nur einzelnen und langsamen Verbesserungsplänen schnellereFlügel. Das Edikt vom ö. Oktober 1L07, welches Freiheit derPerson, des Eigentums und der Gewerbe aussprach, eröffnete eineReihe von Verordnungen, wodurch die innere Einrichtung desStaates und seine Wchrverfassung eine gänzliche Umgestaltungcrbielten, die es möglich machte, daß in den Kriegen von 1313/15mit Dransetzung der Existenz der höchste Nationalruhm errungen,zugleich aber auch die Rationalkraft bis zum letzten Punkte an-gespannt wurde.Wilh. d. Sumboldt an den König,26. Aug. 1819. Pol. Denkschr. III. 2. S. 324.*Wie die Deutschen die Revolutiou aufnahmen.Solange die Sonne am Firmamentc steht ulrd die Planetenum sie Herumkreisen, war das nicht gesehen worden, daß derMensch sich auf den Kopf, das ist, auf den Gedanken stellt und dieWirklichkeit nach diesem erbaut. Anaxagoras hatte zuerst gesagt,daß der Nus(die Vernunft) die Welt regiert; nun aber erst ist derMensch dazu gekomme», zu erkennen, daß der Gedanke die geistigeWirklichkeit regieren solle. ES war dieses somit ein herrlicherSonnenaufgang. Alle denkenden Wesen haben diese Epoche mit«gefeiert. Eine erhabene Rührung hat in jener Zeit geherrscht, einEnthusiasmus des Geistes bat die Welt durchschauert, als sei eszur wirklichen Versöhnung des Göttlichen mit der Welt nun erstgekommen.Hegel, Philosophie der Geschichte. 4. Teil, 3. Abschnitt,3. Kapitel: Die Aufklärung und die Revolution.»Revolutionseindrücke beim Bürgertum in Preußen.Im ganzen war der Bürgerstand und unter diesem auch vieleGelehrte oen Fortschritten der Revolution geneigt. Man erwartetein diesem Kreise mit Recht von der Verbreitung dieser Anfichtendie Abschaffung vieler drückender Adelsvorrechte und Stanoes-mißbrauche und der auf sie begründeten Anmaßungen; ihr mehraebilocter Geist ließ sie dabei auf die Abstellung mancher Ver-schwendungen, die einen kleinen Kreis begünstigten, hoffen,während, lehr natürlich, die menschliche Eitelkeit und der Gedanke,nun auch auf dem Wege zu sein, eine Rolle spielen zu können, dieobigen allgemeinen Ansichten in etwas egoistische verwandelte. DerAdel und die Offiziere dagegen, besonders die älteren, waren, wennauch nicht durch klaren Blick, so doch durch natürlichen Instinktjenem Revolutionstreiben durchaus abgeneigt, das ihre bisherigeExistenz vielfach bedrohte. Auf mich machte die Abschaffungmancher törichten Adelsborrechte sowie die Bcfteiung des Land-mannes von seinen unerschwinglichen Lasten einen günstigen Ein-druck, da meme eigenen Lebensansichten damit übereinstimmten.B o y e n, Erinnerungen, I. 25.♦Napoleons Verdienste um Deutschland.Die von Napoleon neu eingerichteten Staaten wurden freilichvon ihin und von den Franzosen überhaupt furchtbar gedrückt, abersie erlangten auch durch ihn Anteil an den unschätzbaren Vorteilender Revolution, den sie nimmer erlangt hätten, wenn nicht derKaiser ohne lange Beratschlagung mit den oeutschen Beteiligtendiktatorisch und militärisch den Boden zum neuen Bau geebnethätte. Wir geben daher zu, daß ihm auch Deutschland unsäglichviel verdankt, das kann uns aber so wenig bewegen, ihn zu ver-göttern, als wir es den Engländern danken, wenn sie die Weltaussaugend und tyrannisierend gelegentlich ganze Erdstriche undLänder zivilisieren.... Auch Preußen verdankt mittelbar diebesten Stücke seiner gegenwärtigen Einrichtung den Franzosen.weil diese den am Alten klebenden König und die Leute, mit denener am liebste» verkehrte, nötigten, in eine völlige Umgestaltungder alten Einrichtungen zu willigen. Man mußte, wenn man dasVolk gewinnen wollte, ein neues Preußen schaffen, wie Napoleonein neues Frankreich gründete.Schlosser, Geschichte des18. Jahrhunderts, VII. 1. S. 242.»Sozialisten von neuem an einen republikanischen Block zufesseln. Die Rücksicht auf die Einigkeit der Partei rät alleinschon dringend, auf einen solchen Versuch zu verzichten. DieDiskussion der Frage in der Provinzpresse hat keinen Zweifeldarüber gelassen, daß ein großer Teil der Parteigenossen inkeinem Fall einen Verzicht auf die Selbständigkeit der Partei-aktion im Parlament zugeben wird. Sehr entschieden hatdas C o m p s r e- M o r e 1 in der„Humanits" ausgesprochen.Auch Marcel Sembat, der in der antiklerikalen Propa-ganda eine hervorragende Rolle spielt, lehnt die politischeFusion und Konfusion der Linksparteien ab, indem er— ineinem Interview mit einem Redakteur der„Lanterne"—darlegt, daß die sozialistische Partei wohl nie eine systematischeIsolierung angestrebt habe, aber durch die Tatsachen ge-zwungen werde, alle Parteien nach der Reihe zu bekämpfen.Das schließe ein Zusammenarbeiten nicht aus, das vielmehrdurch die wachsende Energie der Klerikalen notwendig werde,aber die Sozialisten müßten dabei ihre Selbständigkeit imAuge behalten:„Fangen wir nicht die Ver-gangenheit von vorn an!"Die Geschichte der französischen Arbeiterbewegung seit13 Jahren macht aus diesem Ruf eine nicht zu überhörendeWarnung._polWcbe Cleberficbt.Der militärische Pfcrdehandcl.Das Kriegsministerium fühlt sich endlich bemüßigt, eine Er-klärung zu den Vorkommnissen bei dem Pferdeankauf in Ost-Preußen zu geben. Die Vorwürfe werden, wie das zu erwartenwar, als unzutreffend zurückgewiesen. Zunächst wird behauptet, daßHändler herangezogen werden mußten, denn die Züchter hätten nurwenige volljährige Pferde im Besitz, die den militärischen Ansprüchengenügen. Ihr bestes Material hätten sie schon als Remonten ver-kauft, und von dem Rest sei seit dem Frühjahr ein großer Teil durchSpekulationsankäufe in den Besitz von Händlern übergegangen.Unter diesen Umständen habe die Kommission entsprechend der An-Weisung des Kriegsministeriums auch mit Händlern größere Ab-schlüsse machen müssen. Die Erklärung fährt dann fort:„Besonders gilt das von den Maschinengewehrpferden. Siemüssen fertig eingefahren zur Truppe kommen, weil diese keingeeignetes Personal hat, um das Einfabren selbst zu übernehmen.Die Maschinengewehrpferde waren daher auf Grund einer Be»stimmung des Kricgsministeriums paarweise anzukaufen und vorder Abnahme auf Zugfestigkeit zu prüfen. Das Zusammenstellenund Einfahren geeigneter Paare wäre für die Ankaufskommissionwährend der Märkte mit ihrem Auftrieb von mehreren hundertPferden eine unlösbare Aufgabe gewesen. Die rechtzeitige Be-schaffung des Bedarfs war völlig ausgeschlossen, wenn diese vor-bereitende Arbeit nicht von anderer Seite übernommen wurde.Das aber konnte, wie die Dinge nun einmal lagen, nur derHändler fein, der über eine größere Auswahl von Pferden ver-fügte— und außerdem über die der Kommission fehlende Zeit."Daß die mit den militärischen Erwägungen nicht näher ver-trauten Interessenten den ganzen Vorgang für beftemdlich gefundenhätten, könne man verstehen; denn sie vermöchten sich die Zu-Weisung einzelner Pferde durch den Kommiffar an den Händlernicht zu erklären. Es müsse aber betont werden, daß das Verfabrendes Kommissars auch im Interesse der einzelnen Verkäufe lag;denn zweifellos sei auf diese Weise manches Maschinengewehrpferdschließlich noch zur Abnahme gelangt, das sonst in Ermangelungeines Paßpferdes hätte zurückgewiesen werden müssen. DasKriegsministeritnn hofft, daß diese Aufklärung die unter den Züch-tern bestehende Erregung beseitigen würde. Allerdings dürfe mannicht annehmen, daß auch jene Leute befriedigt würden, die schonim Sommer Pferde zu Spekulationszwecken angekauft hätten undjetzt ihr ungeeignetes Material nicht loswerden könnten. Die Er-klärung schließt mit den Worten:..Zu bedauern ist, daß die öffentliche Behandlung der ganzenFrage sich nicht immer in den Bahnen sachlicher Kritik bewegt,sondern auch zu ganz ungerechtfertigten persönlichen Verdächti-gungen des Ankaufskommissars geführt hat. Gegen die dafürVerantwortlichen ist vom Kriegsminister Strafantrag gestelltworden."Man wird also zunächst die gerichtliche Aufklärung dieses Vor»kommnisses abwarten können. In der Budgetkommission des Reichs-tages werden die Herren von der Militärverwaltung bestimmt auchFranzösische Revolution und preußische Reform.Der Wahn, daß man der Revolution am sichersten durch Fest-halten am Alten und durch strenge Verfolgung der durch solchegeltend gemachten Grundsätze entgegenstreben könne, hat besondersdazu beigetragen, die Revolution zu befördern und derselben einestets wachsende Ausdehnung zu geben. Die Gewalt dieser Grund-sätze ist so groß, sie sind so allgemein anerkannt und verbreitet, daßder Staat, der sie nicht annimmt, entweder seinem Untergangeoder der erzwungenen Annahme derselben entgegensehen muß. Ja,selbst die Raub- und Ehr- und Herrschsucht Napoleons und seinerbegünstigten Gehilfen ist dieser Gewalt untergeordnet und wird esgegen ihren Willen bleiben. Es läßt sich auch nicht leugnen, daßohnerachtet deö eisernen Despotismus, womit er regiert, er dennochin vielen wesentlichen Dingen jene Grundsätze befolgt, wenigstensihnen dem Scheine nach zu huldigen genötigt ist. Also eineRevolution im guten Sinn, gcrävehin führend zu dem großenZwecke der Veredelung der Menschheit, durch Weisheit der Re-gierung und nicht ourcl, gewaltsame Jmpulsion von innen oderaußen— das ist unser Ziel, unser leitendes Prinzip. DemokratischeGrundsätze in einer monarchischen Regierung: dieses scheint mirdie angemessene Form für den gegenwärtigen Zeitgeist.Hardenbergs Denkschrift über die Reorganisationde? preußischen Staates. 12. Sept. 1807. Denkwürdig-leiten des StaatSkanzlers Fürsten v. Harden-berg. Herausgeg. v. Leopold Ranke, IV. Anh. S. 7,8.*Gneisenau über Revolution und Reform.Die Revolution hat die ganze Nationalkrast des französischenVolkes in Tätigkeit gefetzt, durch oie Gleichstellung der verschiedenenStände und die gleiche Besteuerung des Vermögens die lebendigeKraft im Menschen und die tote der Güter zu einem wucherndenKapital umgeschaffen und dadurch die ehemaligen Verhältnisse derStaaten zueinander und das darauf beruhende Gleichgewicht auf-gehoben. Wollten die übrigen Staaten dieses Gleichgewicht wiederherstellen, dann mußten sie sich dieselben Hilfsquellen eröffnen undsie benutzen. Sie mußten sich die Resultate der Revolution zu«eignen und gewannen so den doppelten Vorteil, daß sie ihre ganzeNationalkrast einer fremden entgegensetzen konnten und den Ge-sichren einer Revolution entginge», die darum gerade sür sie nochnicht vorüber sind, weil sie durch eine freiwillige Veränderung einergewaltsamen nicht vorbeugen wollten.Gneisenau, Denkschrift vomJuli 1807. Pertz, Gneisenau. l. 302.»Die Aufgabe fft, eine von anderen Völkern beneidete Kon-stitntion zu haben; dabei die Mittel vorbereitet, um zur ent-scheidenden Stunde gerüstet dazustehen, andere Staaten zu über-leben. Dahin führen Wohlstand. Aufklärung, Sittlichteic. bürger-liche Freiheit; ein Volk, arm, roh, unwissend und sklavisch wird esnie unt einem an Hilfsmitteln und Kenntnissen reichen aufnehmenkönnen. Aufzeichnungen GneisenauS aus demJahre 1807. Pertz. Gneisenau I. 321.