Einzelbild herunterladen
 

worden, um in Gemeinschaft mit den Matrosen daS Trümmerfeld durch dicke Stricke abzusperren. Das Publikum folgte den Anord- nungen ohne Murren. Scheu wichen die Menschen zurück, die in den formlosen Leichnamen» die. man an ihnen vorübertrug. Freunde und BekanMc, ja sogar Verwandte vermuteten und vielfach zu erkennen glaubten. Herzzerreißende Szenen spielten sich an den noch immer glühenden und rauchenden Eisenteilen, die die Adlershofer und Johannisthaler Feuer- Mehr zu löfchen bemüht waren, ab. Die Frau des einen Obermaaten irrte mit ihrem kleinen Kinde verzweifelt umher und suchte ihren Gatten. Endlich fand sie ihn. Der Körper des Braven, der im Dienste des Vaterlandes sein Leben ge- lassen hat, war fast vollständig verkohlt. Nur der in der Mütze eingenähte Ztame, der wie durch ein Wunder der Ver- brennung entgangen war, liest sie die Ueberrcste des Gatten erkennen. Ohnmächtig sank sie neben der Bahre nieder und wurde mit dem kleinen weinenden Mädchen von mitleidigen Menschen fortgebracht. Tie Nettungs arbeiten gestalleten sich ungemein schwierig. Die Mannschaften des Marine- Detachements drangen ungeachtet der Verletzungen, die sie sich an den spitzen und scharfen Trümmern zuzogen, mutig in das Gewirr von Metall und Drähten ein. Mit starken Tauen zogen sie daS Gerippe auseinander und suchten an die Leichen zu kommen. In der vorderen Führergondel, fand man die Leichen Kapitänleuwant F r e y e r s, des Korvettenkapitäns B e h n i s ch und der beiden anderen Offiziere sowie des Kapitäns G l u n d. der von der Luftschiffwerft Zeppelin die Fahrt mitgemacht hatte, tot auf. Kapitänleutnant Freyer hatte sich an einen Draht angeklammert und die Lederjacke über den Kopf gezogen, um sich offenbar bis zuletzt vor den Flammen zu schützen. Glund war am Ober« körper völlig verlohlt. Auch die Leiche deS Korvettenkapitäns Behnisch bot einen furchtbaren Anblick. Die Mechaniker fand man nieist neben den Motoren hingestreckt auf ihren Posten, die sie in dem Augenblick eingenommen hatten, als der Tod sie ereilte. Am furchtbarsten hatten offenbar die Mannschaften der Hinteren Gondel zu leiden gehabt. Hier wirkte die Explosion weniger stark und das Feuer vernichtete erst auf dem Boden daS Heck vollständig. Hier wurden auch die Marineoberingenieure Busch und Hausmann gefunden. Die Liste der Toten: 1. Korvettenkapitän Behnisch. 2. Banrat Neumann. 3. Baumeister Pietzker. 4. Technischer Sekretär Lehmann. 5. Technischer Sekretär Priest. 6. Technischer Sekretär Eisele. (Sämtlich vom Reichsmarineamt.) 7. Kapltänlcutnant Freyer. 8. Kapitänleutnant Alexander Trenk. 9. Mariue-Oberingenieur Hausmann. 10. Marine-Oberingenienr Busch. 11. Steuermann Prittelkow. 12. Maschinist Lasch. 13. Bootsmannsmaat Werner. 14. Sigualmaat Kluge. 15. Obermaschinistenmaat Krahmcr. 16. Obermaschinistenmaat Keidel. 17. Obermaschiuistenmaat Treffet. 18. Obermaschinistenmaat Beckert. 19. Obermaschinistermaat Focken. 20. Obermaschinistcnmaat Paethe. 21. Maschinistenmaat Weber. 22. Maschinistenmaat Fricke. 23. Leutnant v. Bleuel. (Sämtlich von der Marinc-Luftschiffabteilung.) 24. Kapitän Glund. 25. Monteur Hohenstein. 26. Monteur Bauer. 27. Segelmannsmaat Müller. 28. Ingenieur Schüler. (Von der Zeppelin-Werft Friedrichshafen .) Das MarineluftschiffL 2" war der grötzte, schnellste und leistungsfähigste Luflkreuzer, den Deutschland zurzeit besitzt. Die Ersahrungen, die das Reichsinarine- amt mit dem vernichteten ,L 1" gemacht hatte, hatten gezeigt, dast für den Seedienst Schiffe zur Verwendung kommen müssen, die motorisch stärker sein und eine größere Tragkraft be- sitzen müssen, als die Landluftschiffe. Eine ähnliche Katastrophe, wie sie den ,L 1" getroffen hat, erschien bei dem ,L 2', der über eine doppelt so große Ballastreserve verfügt, ziemlich aus- geschlossen. Die Maschinenanlagen von 700 Pferdestärken vermochten selbst starken Stürmen zu trotzen. Aber auch äußerlich unterschied sichL 2" von dem ersten Marineluftschiff nicht unwesentlich. Die Form desL 2" war verändert worden. Während das erste Marineluftschiff 17 Ecken zeigte, befaßL 2" deren 10. Die Länge über alles betrug 100 Meter, der Durchmesser über 16 Meter. Der Gasinhalt der 18 Zellen war auf 27 000 Kubikmeter berechnet. Die Besatzung bestand aus drei Offizieren, vier Steuerleuten und zwölf Mechanikern. Infolge seiner hohen Tragkraft konnte die Mannschaft im Notfalle verdoppelt werden. Tie Ursache der Katastrophe. Vom Reichsmarineamt begaben sich sofort zahlreiche Offiziere an die Unfallstelle, um möglichst die Ursache der Katastrophe fest- zustellen. Aber aus dem Gewirr von Aluminium und Stahldraht, das dort auf dem Felde ruht, läßt sich wenig oder gar nichts mehr erkennen. Nach Ansicht der Fachleute ist der Unfall folgender- maßen entstanden. Infolge einer Fehlzündung oder eines Fehlers am Magnetapparat entstand plötzlich eine Fehl- z ü n d u n g. Tie entzündeten Gase drangen an? dem einen Zh- linder durch die Ansaugrohre in den Vergaser und setzten dort die etwa einen Liter fassende Benzinmengc in Brand. Von hier pflanzte sich dann wahrscheinlich die Ex- plosion in den über der Maschinengondel angebrachten Benzin- behälter fort und setzte die darin enthaltenen 2000 Kilogramm Benzin in Brand. Durch diese gewaltige Explosion wurden die Gaszellen in Brand gesetzt und das Gerippe stürzte zu Boden. Vorkehrungen, um einen derartigen Unfall zu verhüten, bestehen bis jetzt noch nicht. Man kann natürlich auch einen Ver- gaserbrand als Ursache der Explosion nicht zuverlässig als den Grund zu dem Unglück angeben. Es ist ebenso gut möglich, daß hier elektrische Erscheinungen mitspielen. Ein Augenzeuge über die Katastrophe. Ein Genosse schreibt uns: Unsere Tour, auf der wir die Verkaufsstellen der östlichen Vororte der Konsumgenossenschaft mit Brot versehen, führte uns auch am Freitag von Alt-Glienicke nach Johannisthal am Flug- platz vorbei. Wir dewunderten die vier in der Luft befindlichen Flugapparats, als unser Blick auf den vor der Halle befindlichen Marine-LuftkrcuzerL. 2" fiel. Der Anblick dieses stolzem Er­oberers der Luft veranlaßte mich meinen beiden Kollegen gegen» über zu dem Ausspruch: Herrlich ist solch Flugapparat, doch groß- artiger und vor allem sicherer ist ein Luftschiff. Plötzlich surrten die Propeller und der Riese der Lust stieg majestätisch in die Höhe. Ich hielt meinen Wagen an, um den Zeppelin, der unseren Weg kreuzte, besser beobachten zu können. Als das Schiff sich gerade über unserem Wagen befand und wir wegen der geringen Höhe fast jeden Teil unterscheiden konnten, sahen wir plötzlich unter der Mitte des Schiffes in unmittelbarer Nähe der mittleren Gondel eine schwarze Rauchwolke aufsteigen. In diesem Moment erfolgte ein Knall und ein« gewaltige Feuer- garbe umloderte das Schiff. Wir glaubten im ersten Moment, die Besatzung führe blinde Schietzversuche aus. Als wir jedoch sahen, daß das ganze Schiff von den Flammen ergriffen wurde, ver- suchten wir unwillkürlich, uns in Sicherheit zu bringen, in der Annahme, daß es senkrecht herabstürzen würde. Das alles spielt« sich in der Zeit weniger Augenblicke ab. Aber durch die vorwärts- treibende Kraft und die noch im Gange befindlichen; Propeller wurde es noch ungefähr 30 Meter vorwärtsgetrieben und dann stürzte es zur Erde nieder. Einer der Passagiere hing mit beiden Händen an dem Unier- teil des Schiffes, bereit zum Abspringen. Als wir zur Unfall- stelle eilten, lag er zwei Bieter von dem brennenden Trümmer- Haufen mit zerschmetterten Gliedern. DaS ganze stolze Schiff bildete jetzt ein wogendes Flammenmeer. In einer Entfernung von ungefähr 100 Meter befand sich eine Abteilung Pioniere. Als wir bemerkten, daß diese keine Anstalten machten, herbeizueilen, winkten und riefen wir ihnen zu. Plötzlich sahen wir, wie sich in den brennenden Trümmern etwas bewegte. Ich kletterte in das Gerüst und mit Hilfe meiner beiden Kollegen gelang es mir, einen schwerverwundeten brennenden Offizier den Flammen zu entreißen. Wir betteten ihn auf die Wiese. In Die Schlacht bei Leipzig . n. In der Nacht zum 18. Oktober bewies der Sieger in so viel Schlachten sein strategisches Genie aufs neue, indem er im Angesicht des Feindes seinen Halbkreis enger um Leipzig zusammenzog. Sein rechter Flügel lehnte sich an Konnewitz, das Zentrum war in Probst- heida, der linke Flügel stand bei Stötteritz . Der Kaiser selbst hielt fast den ganzen Tag. mit einer einzigen Unterbrechung, an der Ouandtschen Tabaksmühle bei Thonberg und leitete von hier die Be- wegungen der Truppen. Inzwischen formierte Marschall Ney seine drei Armeekorps an der Parthe, die Blücher und seiner schlesischen Armee die Stirne zu bieten hatten, und die Generale Arritzki und Dombrowski hatten den Auftrag, die Vorstadt von Leipzig an der Halleschen Landstraße zu verteidigen. Durch Bertrand endlich, der um 5 Uhr früh von Leipzig aufbrach und um 12 Uhr Herr von Weißenfels und im Besitz der Saalebrücke war, ließ Napoleon seine Rückzugslinie nach Erfurt sichern. Trotz ihrer gewaltigen Ausdehnung hat man die Schlacht bei Leipzig »in Wahrheit nichts anderes als ein Arrieregarden-Gefecht" genannt, und süx den 18. Oktober wenigstens trifft diese Bezeichnung zu. Da sich, endlich und mit Mühe gespornt und gezerrt von Blücher , Bernadotte mit seiner Armee in den Ring schob, der Napoleon bei Leipzig zu umklammern strebte, focht der Franzosenkaiser jetzt nur mehr um einen möglichst ungehinderten Rück- zug nach der einen Seite hin, die ihm noch offenblieb, nach Weißen- fels. Aber diesen Kampf führte er mit sehr wechselndem Glück. Als ihm sechs Wochen zuvor ein Glückwunsch für den Sieg bei Dresden dargebracht wurde, während gleichzeitig die Nachrichten von den Niederlagen seiner Generäle an der Katzbach und bei Kulm vorlagen, hatte er mißmutig geantwortet:Wo ich nicht bin, geht'S schlecht I" Der 18. Oktober bestätigte die Wahrheit de? Wortes, denn wo er selbst daS Kommando führte, konnte der Feind kaum Boden ge» Winnen. Namentlich um Probstheida, ein großes Kirchdorf mit festen Steinhäusern, entspann sich ein entsetzliches Würgen. Sechsmal gelang es den Verbündeten, in das Dorf einzudringen, sechsmal wurden sie aus der eroberten Stellung wieder herausgeworfen und ganze Leichenhügel türmten sich hier Ivie bei Stötteritz , wo Marschall Macdonald, bei Holzhausen überflügelt, eine neue Position ein- genommen. Inzwischen waren von Blüchers Korps Sacken und V o r ck gegen Leipzig vorgerückt und griffen mit Ungestüm die Ver- schanzungen und Häuser am Halleschen Tor an, während Blücher selbst und Bernadotte die Streitkräfte Neys zwischen Stnntz, Sellerhausen und Schönefeld zurückdrängten. Die Franzosen schlugen sich wie überall in diesen Tagen auch hier mit schier übermenschlicher Tapferkeit und machten den irischen und ausgesuchten Truppen der Nordarmee noch viel zu schaffen, aber als der Abend sich über das Schlacht- und Leichenfeld breitete, waren sie doch bis VolkmarSdorf und Reudnitz zurückgeworfen. Dazu kam ein zwiefaches Mißgeschick, daS den.Sieg" Napoleons auf der Südseite des Schlachtfeldes mehr als illusorisch machte: einmal war nachmittags ein großer Teil der Sachsen . 8000 Mann mit 19 Geschützen, die nur mehr widerwillig den Geboten des fremden Herrn folgten, zu deir Ver- bündeteu übergegangen, während andere sächsische Truppenteile, wie die Kürassicrbrigade und das Leibgrenadierbataillon, bei dem fran- zösischen Heere blieben. Zum zweiten erfuhr Napoleon gegen 7 Uhr abends, daß seine Artillerie nur mehr über 16 000 Geschosse verfüge, nicht genug, um das Feuergefecht auch nur noch zwei Stunden fort- zusetzen. Jetzt blieb nichts anderes als der Rückzug um jeden Preis, der durch Engpässe in einem sumpfigen Gelände nur mit den größten Schwierigkeiten durchgeführt werden konnte. Dazu wurde die Elster- brücke von Leipzig nach Lindenau durch daS Versehen eines Unter­offiziers in die Luft gesprengt, ehe noch daS ganze französische Heer hinüber war. Unter den Zurückgebliebenen, die sich abgeschniltlen sahen, brach eine wilde Panik au «, und, ohne noch eine Hand zur Berteidigung zu rühren, überlieferten sich viele Franzosen freiwillig in die Hände der Verbündeten. Diese waren inzwischen, am 19. Oktober unter verlustreichen Kämpfen gegen die Nachhut deS preußischen Heeres in die Stadt selbst eingedrungen. Karl Bleib treu hat schon(im Montags- blatt de?Vorwärts" vom 6. Oktober) auf den Streit darüber hin- gewiesen, ob Landwehr oder Linie das Grimmaische Tor zuerst er- stürmte und hat auch zu Recht betont, daß dieser Ruhm der Land« wehr gebührt, und zwar dem Königsberger Bataillon, das der Major Friccius befehligte. Nicht viel später drangen russische Jäger durch daS PeterStor ein, und die von Blücher geführten russischen Truppenteile durch das Gerbertor im Norden. Die Ein- wohner Leipzigs begrüßten die Sieger mit fröhlichem Zuruf und ihnen widerfuhr keinerlei Unbill, aber am Beutemachen nahmen so- gar die preußischen Freiwilligen mit Freuden teil.So war," schildert ihrer einer diese erbaulichen Szenen,denn endlich der Kampf geendet, die Stadt in unseren Händen und die Beute un- ermeßlich. Der eine zog ein halbes Dutzend Beutepfcrde nach sich, um sie sogleich an die Kinder Israels zu verkaufen, ein anderer schleppte sich mit schweren Mantelsäcken, ein dritter trug einen zer- brochenen Adler, um ihn gegen das Eiseme Kreuz einzutauschen, ein vierter. Infanterist, bestieg mit Sack und Pack«inen stattlichen Eng- länder, und andere trieben die Gefangenen dutzendweise, wie Schafe, dem Glauben, daß noch mehr Lebende im brennenden Aluminium» gerüst steckten, winkten wir wiederholt zu den Soldaten, die nun» mehr auch herbeieilten. In meiner begreiflichen Erregung über das meiner Ansicht nach zu späte Eintreffen derselben äußerte ich: Das sind min Offiziere, ihre Kameraden brennen hier. Der Offizier, ein junger Leutnant, gab mir eine recht drastische Ant- wort. Es hätte meiner Ansicht nach vielleicht die Möglichkeit vor- gelegen, bei schnellerem Umzingeln der brennenden Trümmer diesen oder jenen Unglücklichen auf die vorhin erwähnte Weise zu retten. D»s Militär zerhieb die Trümmer des AluminiumgerüsteS, um besser an die in den Gondeln Eingeschlossenen heranzukommen. Wir bemühten uns inzwischen um den lebenden Offizier, der einen erschütternden Anblick bot, und versuchten ihn auf seine Frage: Was ist mit mir los?" nach besten Kräften zu trösten und ihm durch Oeffnen der Kleider und Abziehen der verkohlten Kleidungs- stücke Linderung zu verschaffen. Inzwischen waren vom Flugplatz Sanitätspersonen mit Krankenwagen herbeigeeilt und so über- ließen wir nun berufeneren Händen die Arbeit an der Stätte der grausigen Katastrophe. Nicht die letzte Katastrophe! Unsere Allteutschen und Kriegshetzer haben sich besonders diel auf unsereKriegsluftkreuzer", unsere Zeppeline, zugute getan. Dazu war, so wenig wir die Erfindung Zeppelins an sich herabsetzen wollen, wirklich kein Anlaß. Denn von den famosenLuftkreuzern" wurden seit 1906 nicht weniger als sechs durch Stürme zerstört. Drei weitere verbrannten, und ein zehnter Zeppelin, das UnglncksschiffL 2" explodierte in der Luft. Von den elf starren deutschen Luft- schiffen, von denen der letzte Nautilus ebenfalls rühm- redig spricht, sind gerade die letzten und vervollkommnetsten innerhalb Iveniger Monate zerstört worden: außer den Zeppelinen auch noch das Schütte-Lanz-Lufischiff. Und die letzte Katastrophe, die desL 2", war die schlimmste. Nicht nur, weil sie 28 Todesopfer kostete, sondern auch weil sie sich jederzeit unvermutet wieder- holen kann. Denn die Darstellung, daß die Katastrophe desL 2" durch die Explosion der Benzinvorräte hervor- gerufen sei, ist durch nichts bewiesen. Ebenso möglich ist viel- mehr, daß die das Luftschiff umgebende Atmosphäre von 5htallgas durch den Bcnzinvergaserbrand entzündet und da- durch das furchtbare Unglück herbeigeführt worden ist. Aehn- liches aber kann sich jeden Tag ereignen. Wenn eS nun gar einmal zum Kriege käme und die stolzen" Lnftkreuzer mit Zündgeschossen überflutet würden, so würde wohl in wenigen Tagen kein einziger von ihnen mehr existteren. Unsere Kriegshetzer und Luftchauvinisten sollten sich also wirklich endlich einmal ihr Triumphgcheul über Deutschlands eingebildete Luftherrschaft verkneifen! Die Regierung scheint denn auch, fiirS erste wenigstens, etwas bedenklich geworden zu sein. Sie läßt mitteilen, daß sie die Ersatzbauten für die vernichteten beiden Zeppeline »L 1" undL 2" nicht beschleunigen, sondern erst einmal die Erfahrungen aus den letzten Katastrophen abwarten wolle. Das ist sehr vernünfttg. Das zum mindesten sollte die Rc- gierung aus diesen letzten Ereignissen gelernt haben, daß sie nicht wieder wagen sollte,' bei einer neuen Luftflotten- Vorlage die Lebensdauer eines Kriegsschiffes auf vier Jahre zu veranschlagen! Karl Höger. Der Telegraph bringt uns die schmerzliche Kunde, daß heute vormittag in Wien der- Genosse K a r l Höger, eine der markantesten Erscheinungen innerhalb der österreichischen Arbeiterbewegung, an Lungenentzündung g e st o r b e n ist. Mit Höger sinkt einer der ältesten Vorkämpfer des öfter- reichlichen Proletariats ins Grab. Im Jahre 1847 geboren, trat er im Alter von 12 Jahren als Schriftsetzer in die Lehre. Im jugendlichsten Alter betätigte er sich bereits im Dienste der Arbeitersache, so daß er im Jahre 1873, getragen vom Vertrauen seiner Kollegen, seine Mitarbeiter als Delegierter vor sich her. Unbeschreiblich war die Gier und Habsucht bei manchem.... Es fielen unter anderem auch viele Geldwagen in unsere Hände. Um sie schwärmten die Soldaten wie die Bienen." Während der König von Sachsen , von den rheinbündischen Sa- trapen Napoleons der willfährigste, nur ein Häuflein Unglück war und bald als Kriegsgefangener nach Berlin abgeführt wurde, blähten sich die drei verbündeten Potentaten, Friedrich Wilhelm HI. von Preußen, Franzi, von Oesterreich und Alexander I. von Rußland, als hätten sie die Schlacht geschlagen und gewonnen und nicht die ungezählten Tausende, die, Geiern und Raben zum Fräße, auf dem Blachfelde faulten, und nicht die Zahllosen, die verwundet in Haufen auf einander lagen und Opfer ihrer Ver- letzungen wie der umsichgreifenden Seuchen wurden. Selbst einem G n e i s e n a u, der das Hirn deS Vlücherschen Heeres war, wurde schlecht gedankt.Der König", schrieb er verbittert an C l a u s e w i tz, hat mir, als alles in Leipzig auf dem Markte versammelt war, einige kalte, doch etwas freundliche Worte der Zufriedenheit mit unserer Armee gesagt. Mir persönlich nichts. Noch habe ich kein Wort der Zufriedenheit über unseren Elbübergang und die folgenden Kriegsbegebenheiten erhalten.... Sie sehen, wie tief gewurzelt die Abneigung deS Königs gegen alle diejenigen ist die nicht gleiche politische Gesinnungen mit ihm gehabt haben. So wie indessen dieser heilige Krieg vorüber ist, so trete ich aus seiner Armee und will lieber das Brot des Kummers essen, al» diesem un- freundlichen Herrscher mich in seiner Armee aufdrängen." Der Freiherr vom Stein aber schrieb seiner Frau:Wir danken dieses große Resultat nicht dem Einflüsse feiger Staats- männer und elender Fürsten ", und Blücher brachte einen Trink- spruch ausauf das Wohlsein des Feldherrn, der drei Monarchen in seinem Hauptquartier hatte, und den Feind dennoch schlug". Durch alle Schichten des deutschen BolkeS aber ging ein frohes Jubeln, denn alle glaubten jetzt, da das Joch der Fremdherrschaft zerbrochen, die Tore zur bürgerlichen Freiheit weit geöffnet, und selbst die tiefsinnigsten Schwarzseher ahnten nichts von jener Misere, die bald durch den Mund des demokratischen Dichters Pfau den Toten von'Leipzig die Worte erpreßte: Wofür wir das Blut gelassen In der großen Freiheitsschlacht, Ein Spottlied auf den Gassen Haben sie daraus gemacht. Sie schlugen daS Boll in Bande; DaS heißt ein deutscher Bund Wann schlummern wir Gefall»«» In einem freien Grund? Ja, wann??!.Ä.W,