Icnler ins Handwerk gepfuscht wird, muß sich ja in durchaus inonarchischen Kreisen der Gedanke Bahn brechen, das Gottesgnaden- tum sei nur ein wesenloser Schemen, ein narrendes Phantom. Und von da bis zur Anerkennung des republikanischen Gedankens ist nur ein Schritt. Also bitte, recht vorsichtig? Der Kmgge im fürrtenverhebr, Der altehrwürdige„Umgang mit Menschen" des Freiherrn von Knigge hat eine Bereicherung durch ein neues zeitgemäßes Kapitel erhalten. Es betitelt sich„Umgang mit Fürsten " und hat den Reichskanzler Bethmann Hollweg zum Verfasser, der die Zeit der politischen Entspannung zur Abfassung dieser dringend erforderlichen Abhandlung benutzte. Aus dem reichhaltigen Inhalt geben wir vorläufig folgenden Abschnitt in Form eines Dankbriefes an einen Prinzregenten wieder: „Eure Königliche Hoheit bitte ich, für die wundervollen Pirschtage in Linderhvf meinen ehrfurchtsvollsten Dank zu Füßen legen zu dürfen. Eurer Königlicher Hoheit huldvollste Erlaubnis, wiederum in diesem einzig schönen Revier jagen zu dürfen, habe ich in der Erinne- rung an allerhöchstdero verewigten Herrn Vater als eine besondere Gnade empfunden. Ich konnte einen guten Zwölfer, einen Achter und einen Gemsbock zur Strecke bringen und würde untertänigst gebeten haben, meinen Dank noch persönlich in Berchtesgaden abstatten zu dürfen, wenn ich nicht wider Erwarten schon heute durch dringende?lmts° gcschäste nach Berlin zurückberufen worden wäre. Eurer König - licher Hoheit dankbarster und untertänigster von Beth mann Hollweg ." Wenn um jeden Bock, den der untertänigste Philosoph von Hohen-Finow geschossen hat, so viele Worte gemacht worden wären, dann käme eine stattliche Bibliothek zustande. pfojeftätsbeleiciigmig. Idyllisch träumt am Pippisee Die Residenz Alt-Winkelkräh. Ein Hauch von Mist und Hoflust weht um stille Straßen früh und spät, ein Hauch von hehrer Tradition, von Ackerbau und Fürstenthron.— O Fürstenthron I— O stiller See!—» O Haufen Mist I— O Winkelkräh!—-> Der gute Fürst(schon ziemlich alt), er hieß mit Namen Hunibald und war der Achtundsechsigstä des Namens in Alt-Winkelkräh, war, wie gesagt, schon hoch betagt. An seiner Seel e i n Kummer nagt: Nie ward im Leben(sonst so nett) er: majestätsbeleidiget I— Die Untertanen, brave Leut', genügsam, voll Zufriedenheit, die schufteten mit Feldgerät aus Seinen Aeckern früh und spät und rackerten sich ruhig ab und zahlten Steuern, nicht zu knapp, dieweil durch wohlbestellte Flur Fürst Hunibald spazieren fuhr. Da kam der Hofzug nebst Lakaien (an einem schönen Tag im Maien) durch's alte Städtchen.— Just und nun rief eine Bauersfrau ihr Huhn» das voller Maienseligkeit um Nachbargockels Minne freit'. „Huhn", rief sie,„Huhn'.— Bei diesem Schrei fuhr Hoheits Wagen grab vorbei--— „Ha." schnaubte Hoheit—„diese Damen rief mich beim abgekürzten Namen! Beleidigung l Unerhörter Graus I Man schleppe sie inS Spritzenhaus! I' Vergebens jammerte die Frau, (Garline Schulz hieß sie genau): „Nichts BöseS Hab ich wollen duhn, ich rief nur üben meinem Huhn"— Drei Monat drauf ein hoch Gericht mit grabeSernster Miene spricht: „Da- Urteil dahin heut ergeht: Beleidigung der Majestät! Der Fall ist schwer— die Zeit ist mau-» Vier Monat Kerker kriegt die Frau— In dunkler Zelle sitzt sie nun— verhungert ist derweil das Huhn.— Fürst Hunibalds Genugtuung verlieh der Sache höh'ren Schwung.— Die Feder leg ich still bei Seit' und schneuze mich voll Herzeleid.— Ach, lieber Leser, wein' doch nicht, sie ist nicht wirklich, die Geschicht'! Du murmelst Gotha ?') Nee, ach nee Ich sprach doch nur von Winkelkräh! Huö Groß-Berlin. Der Herr Direktor kommt! Diese Ankündigung brachte dieser Tage eine große Auf- regung in den Riesenbetrieb der A. E. G. Von den obersten Spitzen der Geschäftsleitung bis zu dein einfachsten Meister war alles in geschäftiger Tätigkeit, um den Direktor würdig zu empfangen und bei ihm eine gute Stimmung hervorzu- rufen. Alles wurde geputzt- und gesäubert. Der Fußboden wurde daraufhin untersucht, ob nicht etwa eine defekte Stelle vorhanden sei, und wo ein Fehler gefunden wurde, erfolgte sofortige Reparatur. Als der Herr Direktor den Toreingang des Btriebes passierte, gab das Telephon sofort überall hin Nachricht, und wie ein Lauffeuer verbreitete sich von Abtei- lung zu Abteilung die Nachricht: der Direktor komnit! Die Arbeiter nahmen ihre Plätze ein und arbeiteten im Schweiße ihres Angesichts, von ihren Meistern besonders dazu aniniiert. Als der Direktor den Arbeitsraum in seinem Wagen be- sichtigte— der Direktor muß seines leidenden Zustandes wegen gefahren werden—. sah er nur vollen Betrieb. Alle Abteilungen waren voll besetzt: selbst die,, welche sonst nicht beschäftigt sind. Daß dem Herrn Direktor eine Anzahl Ar- beiter, die von einer Abteilunp rasch in eine andere versetzt wurden— Gcschwiirdigkeit ist keine Hexerei— doppelt erschienen, ist bei einem solch großen Betriebe nicht auffallend. Das geniert weiter nicht: die Hauptsache, daß der Herr Direktor einen vollen Betrieb in tadelloser Ordnung findet. Und das wird immer sein, wenn die Ankündigung erfolgt: Der Herr Direktor kommt! Er sollte öfter kommen und unverhofft konmicn! Er würde dann mehr die Wirklichkeit schauen und keine Potem- kinschen Dörfer! ') In Gotha wurde am 30. September der Redakteur dcS VolksblotteS" zu einem Monat Gefängnis verurteilt, weil er in einem Bericht den Namen de-5 Herzogs Eduard mit Ede abgekürzt hatte. Nicht ein Vögelchen schwirrte mehr durch den hereinbrechenden Dämmer. Nur die ekelhaften Fledermäuse mit den stumpfen Nasen und kühlen Krallen. Und da wurde es merkwürdig still in den Mienen der Birke. Schwer fiel ihr das Haar in die Stirn. Und sie mußte es ge» schehen lassen, daß die heraufspringende Abendkühle sich darin fest- setzte und die grauen Sacktücher wusch. Ein bleicher Stern, der zischend vom Himmel fiel und um Haaresbreite das herabgebeugte Haupt der Birke streifte, weckte die Halberstarrte noch einmal aus dem langsamen Hinüber- schlummern. Zwischen den halbgeöffneten Lidern sah sie noch die lang aufquellende Lichterreihe uno dicht dahinter fuhren schon die mör» dorischen Geschütze auf. Ein Schreckschauer rieselte schwer über ihre blasse Stirn. Gleichgültig ließ sie die beiden Verliebten vorüberstreichen, die sich nicht schämten, die Wildgier ihrer Lippen vor den Augen der dielen jungfräulichen Wasserspiegel auf dem Pfad zu schüren. O, diese Jungvcrliebten, die in diesem geizigen raubgierigen Landc doch nur allezeit zwei verlobte Waisenkinder sein werden! Die Birke zitterte stärker auf. Es war nichts. Oder es war eine Uhr, die nicht schlägt. Tödliche Srille vor dem letzten Herzschlag. Auf der äußersten Flanke der Halde flatterten schon die weißen Gewänder der Engel auf, um die Seele der Birke hinweg- zutragen. Feuerbäche brausten in der Tiefe und wehten den metallischen Schaum bis zum Gipfel empor. Die ersten Geschosse knatterten. Dicht vor der zusammengebrochenen Birke schlugen sie ein. Geröllstücke lösten sich los und brachen krackend in das Häufchen Tod. Langsam begruben sie die spärlichen Ueberreste. Der ganze Höllenspektakel der Schlacht rauschte noch einmal auf. Unheilvolles Gebrüll zog Kreis an Kreis. Der Himmel tanzte. Und die Erde tat sich auf. Und aus dem klaffenden Spalt schwebte langsam, von hundert weißen Fittichen getragen, die arme Seele der Birke empor. Glockengeläut schwoll auf. Und die schanervolle schwarze Nacht wallte wie ein unabsch- bares Trauergefolge. Am andern Morgen suchte das verflogme Vögelchen vergeblich die Birke. — Der Hgent. Von Chr. E n g e l st o f t. Ein braver Mann saß an einem Dezembervormittag in einer Mainarde und schrieb an einer Liebesgeschichte, die von zwei Leuten tä � einander nicht kriegen durften... für fünf Pfennige m« Zeile(falls die Zeitung die Geschichte haben wollte). Die Liebenden waren für immer getrennt worden und dem tiefsten Kummer und Elend preisgegeben. Aber die Sonne schien blaß und freundlich durchs Fenster zu dem braven Mann herein und ließ einen anmutigen Lichtschein aus eine Agave und zwei „Fleißige Lieschen" fallen, die aus dem Fensterbrett standen. Und der brave Mann war so mild gestimmt und ganz vergnügt und mit seinen Gedanken weit weg von all dem Gräulichen und Schreck- liehen, das er ausmalen wollte. Er legte die Jeder fort und sann nach. Da klingelte es. Er blieb sitzen. Es k on nie die Rechnung vom Schuhmacher sein; es konnte aber auch der Pharmazeut Petersen sein, der ihm bis morgen, Freitag, fünf Kronen geliehen hatte, oder Herr Thorvaldsen, der Wirt. Der brave Mann rieb sich die Stirn. Er ging aber doch hinaus. Niemand entgeht seinem Schicksal, sagte er sich. Und er öffnete. Draußen stand, bescheiden und ein wenig schwermütig, ein ältlicher Mann, der den Graukopf herabneigtc und mit den knochigen, mageren Händen an die Krempe seines großen, verschossenen Hutes tastete. Der brave Mann suchte und fand zu seinem Erstaunen ein Fünfundzwanzigörestück in einer Falte seiner Westentasche und wollte es dem Fremden geben. Es war gewiß ein Bettler. Ter Fremde hatte den Hut unter den linken Arm genommen und angefangen, in der großen Innentasche seines Rockes herum- zukramcn. Nun zog er ein paar Papiere daraus hervor. Da ließ der brave Mann das Fünfundzwanzigörestück stecken. Das war wohl nicht das Richtige für diesen Herrn. Nun reichte ihm der Fremde mit ernstem Gesicht die Papiere, zeigte darauf und sagte still:„Sind Sie in einer Lebcnsversiche- rung? lKein Name ist Inspektor Hansen." „Nein," sagt« der brave Mann entgegenkommend— bedauernd. »Dann müssen Sie sich versichern. Es ist die höchste Zeit!" Der Inspektor zog seinen Bleistift hervor.„Sic sind dreißig Jahre." Er betrachtete den braven Mann untersuchend.„Das macht 22 Kronen im Quartal für 3000 Kronen. Vergleiche Tabelle IS." „Ja. Herr Inspektor...." „DaS ist die Pflicht jedes Menschen." „Ich habe ja auch wirklich schon lange daran gedacht... Der brave Mann setzte sein allergutmütigstes, allergemütlichstes Gesicht auf.„Es ist ganz richtig, daß man im Lenz seiner Jugend an die grauen Jahre des Alters denken mutz. So lautet ja wohl das Motto auf Ihrem Rektameprospett?" „Ja." Der Inspektor zog ein Antragsformular hervor und schickte sich an, daraus Notizen zu machen.„Sie müssen sich ver- sichern, ehe es zu spät ist. Hier ist das Formular. Da der Name!" Er wollte es ihm in die Hand stecken. «Ja ja..." Der brave Mann kratzte sich an der Schläfe und trippelte hin und her. „Auf der Stelle! Stehenden Fußes! Die Gesellschaft ist solide. Hier ist der Prospekt. 3« Millionen als Reservefonds." „Aber heute, Herr Hansen.. „Heute!" wiederholte der Inspektor sehr entschieden. Was Hausbesitzer sich erlauben. Wir haben dieser Tage an der Hand Berliner Mietsvertrügc dargelegt, welche Rechte die Hausbesitzer bei Vermietungen sich vor- behalten und daß sie den Mietern nur Pflichten auferlegen. Viel- fach bleibt es auch dabei nicht. Es gibt Hausbesitzer oder auch Hausverwalter, die sich die Dreistigkeit erlauben, auch in die pri- vaten Verhältnisse der Mieter sich einzumischen. Ein solches Stück- chen hat sich dieser Tage die in der Linkstraße 2g domizilierte Berlin -Boxhagener Bodengesellschaft geleistet. Diese Gesellschaft besitzt in der Lenbachstratze ein Haus, das von einem Verwalter beaufsichtigt wird. Nun hatte ein Mieter, weil er einige Tage verreist war, die fällige Miete einige Tage nach dem Monatserstc» gezahlt und war infolge eines besonderen Vorfalles mit den Ver- waltersleutcn in Differenzen geraten. Aus diesem Grunde gingen die Mieter dem Verwalter aus dem Wege. Zu ihrem Erstaunen erhielten die Mieter von der genannten Bodengesellschaft einen Brief mit der Aufforderung, in Zukunft pünktlich am Monats- ersten zu zahlen, und zwar nicht mehr an den Verwalter, sondern auf dem Bureau in der Linkstrahe. Charakteristisch ist folgende Stelle im Briefe: „Sie haben sich dadurch, daß sie.Herrn und Frau(folgt der Name der Verwaltersleute) nicht grüßen, einer st rasbaren Beleidigung schuldig gemacht, und wir muten unserem Herrn Verwalter nickt mehr zu, sich noch irgendwie mit Ihnen einzu- lassen." Es ist ganz hübsch, wenn die Gesellschaft für ihren Verwalter eintritt, aber sie hat kein Recht, dem Mieter vorzuschreiben, wie er sich in seinem privaten Leben zu verhalten hat. Soweit uns bc- richtet, hatten die Mieter alle Ursache, den Verwaltersleuten aus dem Wege zu gehen. Aber ob sie das mit Recht oder Unrecht tun, der Bodengesellschaft geht das garnichts an. Sonderbare Begriffe mutz die Gesellschaft haben, wenn sie meint, durch das Nichtgrüßcn hätten die Miieter sich einer st r a f b a r e n Beleidigung schuldig gemacht. Mit dieser Behauptung löst die Gesellschaft nur Ge- lächter aus. Eine ernste Seite hat aber der obige Schreibebrief. Er zeigt, was sich manche Hausbesitzer herauszunehmen glauben. Das Gute ist nur, daß wir heute au keinem Wohnungsmangcl leiden und kein Mieter derartige Dreistigkeiten ruhig einzustecken braucht. Im Streit erschoffen. Wegen Auszahlung des Lohnes kamen am Sonnabend nach- mittag in Glienicke an der Nordbaha Arbeiter- mit dem Besitzer einer Villa zu AuScinanderseKungen, in deren Verlauf der Villcn- besitzer Mathesius einen Revolver zog und zu schießen drohte. Um den schießlustigen Herrn die Waffe zu entreißen, kam es zu einem Handgemenge. Dabei entlud sich der Revolver und die Kugel traf den Villenbesitzer in den Kopf. Schwerverletzt brach der Getroffene mit einem lauten Aufschrei zusammen. Tie Arbeiter holten sofort Hilfe herbei und alarmierten einen Arzt aus Tegel . Als dieser eintraf, war der Tod bereits eingetreten. Tie Kugel hatte das Ge- Hirn durchbohrt.-Die Leiche blieb einstweilen in der Villa. Der Arbeiter, der den tödlichen Schuß verursacht hatte, begab sich nn- mittelbar darauf nach Frohnau und stellte sich dort der Polizei- behörde. Er gab an, daß der Schuß ohne seine Absicht losgegangen sei. Nach der Vernehmung wurde der Arbeiter in Hast behalten. Die Ursache des Streites lag darin, daß der Bankier erklärte, er habe mit dem Meister, dem er die Arbeiten— Malerarbeiten— übertragen habe, einen Vertrag geschlossen und ihm ginge die Lohn- frage nichts an. Der Meister wiederum war aber nicht in der Lage, den Lohn zu zahlen und deswegen hatten sich die Arbeiter an den Villenbesitzcr gewendet._, � Seine Geliebte erschoffen. Der rätselhafte Tod des jungen Mädchens, das, wie wir berich- tcien, mit einer Schußwunde in der linken Schläfe in einem Ge- strüpp der Grünauer Forst ausgefunden wurde, beschäftigte gestern auch die Militärbehörde. Die Erschossene, die IS Jahre alte Näherin „Nein... nein! Ich bin nicht in der Lage." „Nicht in der Lage?" „Augenblicklich nicht, sehen Sie... Ich habe eine ganze Anzahl Schulden." Die Augen des braven Mannes flackerten verlegen vor dem scharfen Blick des Inspektors. „Sie können bei uns ein Darlehn aus eine Police bekommen," ermunterte ihn Herr Hansen in milderem Ton. „Mein Schneider und mein Schuhmacher und Thorvaldsen, der Wirt, rennen mir ja die Tür ein." Der brave Mann erklärte seine Lage. „D ie müssen warten. Hier handelt eS sich um Ihr ganzes Leben." Der brave Mann nahm sich zusammen und legte feierlich die Hand auf die Türklinke.„Nein, nein, ich kann heute nicht. Ich muß diese Unterredung abbrechen. Meine Zeit...." „Keine Ausflüchte hier!" Ter Inspektor reckte sich zu seiner vollen Höhe auf; er war fürchterlich groß und stark. „Aber mein Herr, ich habe, so tvahr ich lebe, kein anderes Geld, als dieses hier," rief der brave Mann verzweifelt und reichte ihm die fünfundzwanzig Oere hin. „Was? Was haben Sie nicht?«.. Wollen Sie mir hier etwas von Ihren Schulden vorlügen und.... Sie bewohnen doch eine Wohnung! Wie kann das sein?.Heraus mit der Sprach«! Sind Sie krank? Gehen Sie nicht Ihrer Arbeit nach? Arbeiten Sie überhaupt? Oder sind Sie arbeitslos? Sehr ordentlich gekleidet sind Sie ja. Verbummeln Sie etwa Ihre Zeit? Sehen Sie mich an!" Die Augen de? Inspektors schössen Blitze, der brave Mann starrte halb verwirrt zu Boden. „Darf ich mir ordentlichen Bescheid ausbitten? Na, eins. zwei.... So ein großer starker Mensch wie Sie darf nicht den ganzen Tag faulenzen und fünf gerade sein lassen.... Du mußt die Sache mal anders anpacken, Freundchen. DaS geht nicht mchr so weiter. Du versäumst Deine heiligste Pflicht." Der brave Mann rieb sich unruhig die Hände, faltete sie und streckte sie, flehentlich gleichsam, nach dem andern aus. Der Inspektor steckte seine Papiere wieder in die Tasche, knöpfte seinen Ucberzieher zu und blickte den Elenden streng und verächtlich an. „Am Freitag komme ich wieder," sagte er mit Stentorstimme. „Lassen Sie mich nicht vergebens kommen." Langsam stieg der Fremde die Treppe hinab. Noch einmal drehte er das kalte, strenge Gesicht um und heftete seine Augen auf den Unglücklichen. Leise schloß der Mann seine Tür und schlich wankend in seine Kammer zurück. Nun war es dort kalt geworden. Die milde Sonne war fort. Die„Fleißigen Lieschen" ließen die Köpfe hängen. Die Agave durchjpießte den Raum mit ihren metall - harten, lanzcnartig spitzen Blättern, wie mit bösen Hörnern. Den braven Mann schauderte es, und er schrieb aus angst- vollem Herzen von der Not der Liebenden und den unerbittlichen Forderungen des Lebens.
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