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mittel schlechthm die Konkurrenzfähigkeit der Industrie stärke. Während unsere Agrarier immer wieder behaupten, der agrarische Zollschutz hebe die Kaufkraft der Landwirtschaft und komme damit mittelbar auch der Industrie zugute, ist in den De- batten über die amerikanische Zolltarifreform von den Industriellen mit erfreulicher Deutlichkeit ausgesprochen worden, datz nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Unternehmer unter den agrarischen Zöllen leiden; denn Teuerung der Lebensmittel führt zu Lohnerhöhungen und verteuert dadurch die Produktionskosten der Industrie. Die jetzige Zolltarifreform steht im Zusammenhang mit der starken Industrialisierung der Bereinigten Staaten. Amerika der- braucht in wachsendem Mäste seine Agrarprodukte im eignen Lande und ist zum Teil bereits auf die Zufuhr von Südamerika angewiesen. Infolgedessen sind die Lebensmittelpreise in Nordamerika stark ge- stiegen, woran die durch den früheren Zolltarif geförderten Trusts für Agrarprodukte einen wesentlichen Anteil hatten. Während die Bedeutung der Landwirtschaft für das amerikanische Wirtschaftsleben relativ zurückgeht, wächst die der nordamerikanischen Industrie rapide. Die Ausfuhr von Jndustrieprodukten ist rascher gestiegen als die von Agrarprodukten. Die völlige Beseitigung der Zölle auf Weizen, Vieh und Fleisch und Zucker, die bedeutenden Zollermästigungen auf Butter, Gemüse, Eier. Käse, Früchte und andere Lebensmittel wie sie im neuen Tarif vorgesehen sind entsprechen dieser Wandlung im amerikanischen Wirtschaftsleben. Sie sollen die Lage der Arbeiter erleichtern, ihre zunehmende Unzufriedenheit beseitigen und die Produktionskosten der Unternehmer verringern. Dast diese Ermäßigungen ohne erheblichen Widerstand der Produzenten durchgesetzt werden, erklärt sich natürlich zum Teil daraus, daß Nordamerika für diese Güter ein Hauptproduktionsland ist. So betrug im Jahre 1911 bei Weizen die Einfuhr nur 2 Millionen Mark (gegen eine Ausfuhr von 93 Millionen Mark), bei Mais 0,2 Millionen (Ausfuhr 1K1 Millionen), bei Obst 28 Millionen(Ausfuhr 73 Millionen), bei Mehl 11 Millionen(Ausfuhr 208 Millionen). Trotzdem wäre es falsch, anzunehmen, dast diese Tatsache allein den Widerstand gegen die Zollherabsetzungen zum Verstummen gebracht hätte. Denn bei anderen Gütern, die jetzt zollfrei oder mit geringeren Zöllen eingeführt werden können, überwiegt die Einfuhr die Ausfuhr bei weitem. So importiert Nordamerika für 438 Millionen Mark Zucker(bei einer Ausfuhr von nur 13 Millionen). Die gleiche Absicht, wichtige Konsumarlikel der breiten Masten zu verbilligen, bestimmte auch die Zollermäßi- gungen bei Wollstoffen und Baumwollwaren, Leinenwaren, Seide, GlaS und Porzellan, Papier und Papierwaren. Rohwolle und Woll- abfülle, Flachs und Hanf können sogar zollfrei eingeführt werden. Bei Baumwolle ist die nordamerikanische Einfuhr(mit 104 Millionen Mark) nur gering gegenüber der Ausfuhr von 24ö8 Millionen Mark. Bei Wolle und Seide besteht überhaupt nur eine Einfuhr.(Für 124 beziehungsweise 315 Millionen Mark.) Der billigeren Ver- sorgung der Industrie mit Rohstoffen dient weiter die Zollbeseitigung für Metalle(insbesondere Eisenerze, Roheisen, Rohstahl) und die Zoll- beseitigung auf Metallfabrikate(Halb- und Fertigfabrikate). Da wo die amerikanische Industrie besonders leistungsfähig ist, hat man wiederum überhaupt von jedem Zollschutz abgesehen. So bleibt die Einfuhr von Nähmaschinen, Schuhmaschinen, Setzmaschinen, Registrierlassen zollfrei. In dem Zolltarif drückt sich ein gewistes Vertrauen auf die Leistungsfähigkeit der amerikanischen Industrie aus, die auf Zoll- krücken verzichten will, um sich selbst zu stärken und den Konkurrenz- kämpf intensiver aufzunehmen. Auch in den Reden des Präsidenten Wilson zur Zolltarifreform klang der Gedanke wiederholt durch, dast er beabsichtige, den wirtschaftlichen Schwächling de? Schutzes zu berauben und im lebhafteren Wettbewerb um den Weltmarkt die Starken zu kräftigen. Selbst von den Trusts ist der Zolltarif ruhiger aufgenommen worden, als man erwartet hatte. Der New Aorker Korrespondent der»Franks. Ztg." berichtet z. B.: j Befürchtungen scheinen eigentlich nur diejenigen Klein- fabrikanten zu haben, die sich während ihrer ganzen Existenz der- art auf die Krücken stützten, die ihnen der Tarif darbot, dast sie das Gehen verlernten, und die im Vertrauen auf die Fortdauer ihrer Riesengewinne die Modernisierung ihrer Anlagen oder die Einführung von BetriebSverbesterungen unterließen. Die Großfabrikanten urteilen durchaus optimistisch. So erklärte Präsident Greene von der Baumwollfabrikantenvereinigung, diese Branche scheue die ausländische Konkurrenz durchaus nicht. Auch Präsident Wood Berseleien. Die Akustik des Saales ist ausgezeichnet zu nennen, so zwar, dast die Aufwendung stärkster Lungenregister gar zu leicht als»Geräusch empfunden" wird. Stimmathleten werden also künftighin weise Mäßigung zu brauchen haben. Zur Ver- anstaltung von Kammerkonzerten eignet sich der warmtönig dekorierte Raum ausnehmend. ek, Humor und Satire. Die 0oltz-0cfcUen. Festzugszene. BefreiungSrausch, umtost von Nebel! Die Väter leiden schlimm Gewalt: Hoch schwingt man ihre Freiheitssäbel Und senkt sie tief vor Theobald. Die Kombattanten- Und feiert man den großen Kampf mit Bieren und mit Würsten, so dürfen dabei fehlen nicht die Enkel deutscher Fürsten . Sie feiern alle feste mit, sie dürfen froh sich preisen: »Und wir, wir waren auch dabei und können eS beweisen. Ja, unsre Ahnen waren da, als alles Volk erwachte: teils hinten hinterm hintern Heer und teils bei Bonaparte." Notizen. Neu« Denkmäler für Berlin . Vor dem Aula- gebäude der Berliner Universität, der alten Kgl. Bibliothek, sollen die Standbilder von Fichte und S a v i g n y ihren Platz erhalten. Hugo Lederer hat den Austrag bekommen, die Denkmäler zu schaffen, und hofft, die Modelle in diesem Winter serligslellen zu können. Ein Literatur wissenschaftliches Seniinar wird an der Universität in K i e l als staatliche Einrichtung mit Beginn des Wintersemesters eröffnet werden. Mit seiner Direktion ist Prof. Eugen Wolff betraut worden. Damit ist an einer preußischen Universität zum ersten Male der Literaturgeschichte ein selbständiges Institut eingeräumt und zugleich zum ersten Male auch die Theaterwissenschaft in den amtlichen Lehrbetrieb auf- genommen. An der totalen Unfruchtbarkeit unserer offiziellen Literatur- Wissenschaft wird freilich das neue Institut nichts ändern. Büchner in Zürich. Dantons Tod " wurde auf dem Züricher Sradttheatcr packend und mit entschiedenem Erfolge auf- geführt. Es geht also! Zwei Milliarden für Reklame. In einein Vor- trage, den der Präsident der Britischen Gesellschaft für Reklame iir Birmingham hielt, stellte er fest, dast jährlich zwei Milliarden Mark in England für Reklame ausgegeben werden und daß mehr als 100 000 Personen durch die Reklame unmittelbar ihr Brot ver- dienen. Und doch fei die ganze Kunst der Reklame noch in den Kinderschuhen.(Das kann demnach noch hübsch werden.) vom Wolltrust meinte, die amerikanische Tatkraft sei begierig, sich mit dem Ausland zu messen. Diese Zuversicht schimmert auch in den Kommentaren der Hauptorgane der Textilbranche durch, deren Vertreter bekanntlich, solange noch Aussicht war. den Kongreß umzustimmen, ihren Ruin prophezeiten. Auch die Schwerindustrie scheint sich nicht bedroht zu fühlen. Nur an der atlantischen Küste dürfte Europa einige Konkurrenz in Stahlbarren und anderen Produkten machen, aber auch nur in engen Preisgrenzen. Iran Age erklärt, die amerikanischen Werke würden schwerlich viel zu leiden haben. Meines ErachtenS könnten auch hier nur die kleinen Werke in Mitleidenschaft gezogen werden, die nicht die Belriebseinrichtungen haben, wie sie dem Stahltrust zur Verfügung stehen. Der Chef des Stahltrustes. Herr Gary, wollte mir gegenüber noch nicht über die voraussichllichen Wirkungen spreckien.... Jedenfalls hat der Stahltrust keine Furcht, da er immerfort neue Werke plant." Sucht man den weiteren Motiven für die Annahme des Zolltarif- gesetzeS nachzugehen, so läßt sich die Bedeutung der Eröffnung des Panamakanals nicht übersehen. Der Panamakanal verkürzt für Nordamerika den Weg nach Südamerika und Ostasien den Hauptexportgebieten der Union um ein so großes Stück, dast die Vereinigten Staaten daraus eine besondere Steigerung ihres Ab- satzeS erwarten. Um diesen Ansprüchen gewachsen zu sein und die Produktion besonder? anzuregen, erleichtert Nordamerika den Bezug von Rohstoffen. Durch den kürzeren Frachtenweg und billigere Produktionskosten hofft Nordamerika seinen Konkurrenten in Süd- amerika und Ostasten wirksam entgegentreten zu können. Es verdient in diesem Zusammenbang hervorgehoben zu werden, dast die Vereinigten Staaten zurzeit noch nicht die Hauptlieferanten Südamerikas sind. Von dem Gesamtexport nach Südamerika in Höhe von 893 Millionen Dollar lieferte England 29,3 Proz., Deutschland 18,5 Proz., Nordamerika 14,5 Proz., Frankreich 8,9 Proz. Die Vereinigten Staaten stehen demnach als Lieferanten Süd- amerikas erst an dritter Stelle. Die wirtschaftliche Bindung Süd- amerikaS an die Vereinigten Staaten ist also noch ein Ziel, zu dessen Verwirklichung es großer Anstrengungen der amerikanischen Industrie bedarf. Auch bei der Ausfuhr Südamerikas nach anderen Staaten stehen die Vereinigten Staaten noch nicht an erster Stelle. Der Anteil Englands mit 25 Proz. ist höher als der Nordamerikas mit 20,5 Proz. Allerding« folgt hier Deutschland erst an dritter Stelle mit 15 Proz. und dann wiederum Frankreich mit 10,4 Proz. Der neue Zolltarif mit seinen niedrigeren Sätzen wird gewiß den Anteil der Vereinigten Staaten zu Ungunsten der übrigen Länder beeinflussen. Bei dem wachsenden Bedarf Nord- amerikaS z. B. an Vieh und Fleisch wird Amerika die englische Einfuhr reduzieren können. Neben Südamerika wird auch Kanada durch den neuen Zoll- tarif in engere Beziehungen zu den Vereinigten Staaten treten. Noch vor einem Jahre lehnte Kanada den Abschluß eines Handels- Vertrages mit den Vereinigten Staaten ab, weil die Union durch ihre Getreidezölle die Ausfuhr kanadischer Agrarprodukte nach der Union hinderte. Jetzt ist einem solchen Vertrage der Weg geebnet. Welche Rückwirkung die Zolltarifreform auf die europäischen Staaten haben wird, läßt sich zur Zeit schwer absehen. Gewiß wird eine Belebung des Exports nach Nordamerika eintreten. Deutsch - l a n d führte im Jahre 1912 für rund 700 Millionen Mark Waren in die Union ein. Beteiligt find daran hauptsächlich chemische Pro« dufte, Textilwaren, Spielzeug. Häute, Felle und Lederwaren. Por- zellan, Maschinenteile. Da alle diese Warengruppen an den Zoll- ermäßigungen beteiligt sind, ist eine Steigerung der Ausfuhr zu erwarten. Andererseits ist zu berücksichtigen, dast die Union durch die Zolltarifreform und den Panamakanal ein gefährlicherer Konkurrent Deutschlands auf dem Weltmarkt werden wird. Natürlich ist eine absolute Ver- drängung nicht zu erwarten. Aber vielleicht wird der Anteil Deutsch - landS an der Steigerung des Welthandels durck die nordamerikanische Konkurrenz zurückgedrängt werden. Um so notwendiger wäre eS, daß Deutschland bei der bevorstehenden Erneuerung der Zolltarife seinerseits sich zu Zollermäßigungen entschlösse, um so den.Schlag" durch eine Verbilligung der Produktionskosten der heimischen In- dustrien zu parieren. Dann würde die amerikanische Reform, deren prinzipielle Bedeutung in unserer Zeit des Hoch- schutzzolls auf der ganzen Welt nicht unterschätzt werden darf, auch von praktischem Werte für Deutschland werden. DaS übersehen schließlich auch unsere Großindustriellen nicht wie mehrere Aeusterungen beweisen, daß die amerikanische Reform ein Konkurrenzmanöver ist, daS sich vornehmlich gegen England und Deutschland richtet; gegen England, da» seit langem keine Zölle auf Lebensmittel und Rohstoffe kennt, und gegen Deutschland , dessen Konkurrenz in Ostasien und Südamerika es durch die Waffe der billigeren Preise zurückdrängen will. Hirn Induftrie und ftandcl. Jahresabschluß der A. E. G. Nach einem borläufigen Bericht erzielte die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft im Geschäftsjahre vom 1. Juli 1912 bis 30. Juni 1913 einen Gewinn von 28 904 483 M.(gegen 24 387 Millionen Mark im Vorjahre). Tie Gewinnsteigerung betrug also 4sh Millionen Mark. Auf das Aktienkapital von 155 Millionen Mark(im Vorjahre betrug eS 130 Millionen Mark) sollen wie im Vorjahr« 14 Prozent Dividende gezahlt werden. Außer den nach den bisherigen Gepflogenheiten bemessenen Abschreibungen sollen 1 Million Mark dem Rückstellungskonto zugeführt, 1 500 000 Mark für die Wehrsteuer reserviert, 1 Million Mark im Hinblick auf Neubauten als Sonderabschreibung für Gebäude verwendet werden. Das Bankguthaben beträgt rund 77 Millionen Mark. Sowohl die Umsätze als auch besonders die vorliegenden Aufträge weisen nach Angabe der Verwaltung im neuen Geschäftsjahre eine Steigerung auf._ Die Hapag in Stettin . Die Hamburg-Amerika-Linie erweitert seit einiger Zeit in rascher Folge den Umfang ihrer Tätigkeit. Seitdem sie in Konflikt mit dem Norddeutschen Lloyd steht, drängt sie sich auch in die Routen, die bisher dem Lloyd und dessen befreundeten Linien vor- behalten waren. Jetzt kommt die Meldung von einer neuen Er- Weiterung, die für Berlin besondere Bedeutung hat: Zu Beginn des nächsten Jahres wird unter Mitwirkung der Hamburg-Amerika- Linie nach dem Muster der Emdener Verkehrsgesellschaft eine solche für den Hasen von Stettin gegründet. Diese Gründung steht in Verbindung mit der EntWickelung, welche Stettin nach der im nächsten Jahre bevorstehenden Eröffnung des Großschiffahrt s- weges Berlin -Stettin nehmen wird. Die neue Stettiner Verkehrsgcsellschaft wird als erste Aufgabe die von der Hamburg - Amcrika-Linie eingerichtete neue Linie nach Australien zu leiten haben. Um der befreundeten Deutsch-Australischen-Linie in Hain- bürg möglichst geringen Abbruch zu tun, hat die Hamburg-Amerika- Linie diese Erweiterung ihres Verkehrs nicht von Hamburg ihren Ausgang nehmen lassen. Die Schisse werden von Stettin über Emden nach Antwerpen geleitet. Mit der Deutsch -Australischen Linie ist außerdem vereinbart, daß diese Gesellschaft für die ihr durch die neue Unternehmung der Hamburg-Amerika-Linie etwa entstehenden Nachteile angemessen« Kompensationen in einer Teil- nähme am Verkehr nach Ostasien erhallen soll. Die Hapag versichert schließlich ironisch, daß es sich bei Errichtung dieser neuen Verbindung nicht um eine Kampfmaßnahme gegen den Bremer Lloyd bandele. Bielmehr werde nur eine lange vorberellete Ge» schäftsverbindung in die Wege geleitet, wie ja auch der Lloyd bei dem vor einigen Monaten erfolgten Eindringen in die New Dorker Routen nur von einer lange vorbereiteten Geschästserweiterung ge- sprochen habe. Rückgang der Kohlenförderung. Im Rheinisch- Westfälischen Kohlensyndikat find Produktion und Absatz im September d. I. weller zurück- gegangen. Die Gesamtförderung sank gegen den August von 8,07 auf'8,50 Millionen Tonnen. Die Produktion pro Arbeitstag fiel von 333 500 auf 229 300 Tonneit. Ebenso zeigte der Versand von Kohlen, Koks und Briketts eine Abnahme gegen den August. Bei Koks ist der arbeitstägliche Versand sogar geringer als im September 1912, während die Ziffern für Kohle und Briketts eine geringe Steigerung gegen den Vorjahrsmonat zeigen. Das Kohlensyndikat bemerkt selbst zu diesen Zahlen: Die Be- einträchtigung des Absatzes durch die rückläufig« Bewegung in der gewerklichen Beschäftigung hat sich im BerichtSmonat weiter­hin verschärst. Der ShndikatSabsatz in Kohlen hat arbeitS- täglich gegen den Vormonat um 1,99 Proz. abgenommen, das Er- gebnis im September 1912 aber noch um 5,34 Proz. überschritten, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß der Absatz im Vergleichs- monat des Vorjahres durch Wagenmangel erhebliche Ausfälle er- litten hatte, während im Berichtsmonat der Wagenbedarf in vollem Umfange befriedigt worden ist. Der Koksabsatz hielt sich auf der vormonatigen Höhe, da die Ausfälle, welche der Absatz in Hochofen- koks infolge des fortgesetzten schwächeren Abrufes der Hochofen- werke erlitten hat, durch Zunahme des Absatzes in den separierten Sorten ausgeglichen wurden. Der Brikettabsatz bewegte sich gleichfalls im Rahmen des Vormonats, gegen den sich ein Minder- absatz von nur 1,47 Proz. ergibt. Mit Rückficht auf die Konjunkturabschwächung wurde die Ein- schräukung der Produktion für Kohlen von 5 auf 12)4 Proz. der Beteiligungsziffer erhöht. Die Werke dürfen im November statt 95 nur 87% Proz. ihrer Beteiligung fördern. Verlängerung des Siegerländer EisensteinvcrkaufSvereinS. Auf der Versammlung des Siegerländer EisensteinverkausSvercinS wurde einstimmig der Beschlutz gefaßt, den Bestand des Vereins auf weiter« fünf Jahre bis zum 1. Juli 1919 zu verlängern. Ueber die Marktlage wurde mitgeteilt: Auf dem Eisenmarll ist eine weitere Wschwächung zu verzeichnen, so daß auch der Roheisenpreis um 3 Mark ermäßigt werden mußte. Die Forderung stieg vom August zum September von 200 800 auf 202 250 Tonnen, der Ver- fand fiel dagegen von 200 100 auf 198 700 Tonnen. Soziales. Aerzte und Krankenkassen. Die Orts-, Betriebs- und Jnnungskassen im Stadt- und Land- kreis Düsseldorf ersuchten gemeinsam im Frühjahr d. I. die Düsse!» dorfer Aerzteorganisation um Mitteilung ihrer in Aussicht gestellten Forderungen. Die Aerzte lehnten das ab, da nach der bekannten Leipziger Parole die Ende d. I. ablaufenden Verträge erst kurz vor Jahresschluß gekündigt werden sollten. Weiter wurde den Kassen bekannt, daß die Düsseldorfer Aerzte bei der Vertrags- kündigung dann die bekannten unerfüllbaren Forderungen 5eS Leipziger Venbandes stellen würden, die den Ruin der Kassen be- deuten. Die Kassen hatten keine Lust, sich kurz vor Vertragsablauf überrumpeln zu lassen und beschlossen die Anstellung beamteter Aerzte bei 8000 M. garantiertem Jahreseinkommen. Die De- Werbungen gingen so zahlreich ein, daß die Kassen ihren Bedarf reichlich decken und auch noch ein« Auswahl hatten vornehmen können. Da zeigte sich plötzlich die Düsseldorfer Aerzteorgani- sation zum Verhandeln bereit. Die vereinigten Kassen beschlossen mit Stimmenmehrheit, erst dann zur Anstellung beamteter Aerzte überzugehen, wenn das Vcrhandlungsangebot der Aerzte zu keiner Einigung führen sollte. ES fanden nun in der Düsseldorfer Handelskammer unter Vor» sitz ihres Sekretärs langwierige Verhandlungen zwischen den Kassen und den Aerzten statt. Die Kassen lehnten die LeGziger Aerzte- vettbands-Forderungen entschieden ab, so daß die Aerzte diese schließlich fallen lassen mutzten und nunmehr eine Erhöhung der Pauschalsätze um 35 Proz. bei den Ortskassen und um 40 Proz. bei den Betriebsiaffen forderten. Das mußten die Kassen bei den für Düsseldorf ohnehin hohen Pauschalsätzen gegenwärtig betragen sie bei den OrtSkasscn 5,40 M., bei den Betriebskassen bis zu 7,50 Mark ebenfalls ablehnen. Es wurde dann gefeilscht bis herab auf 20 Proz. und 15 Proz. Erhöhung der Pauschalsätze. Da ein« Einigung nicht zu erzielen war, wurden die Verhandlungen abg«, krochen. Der Haudelskammersekretär machte neue Einigungsver- suche, und endlich einigten sich Kassen und Aerzte auf einen fünf. lährigen Bertrag, der für die ersten drei Jahre eine Erhöhung der jetzigen Pauschale um 15 Proz. und für die letzten beiden Vertrags- jähre eine Erhöhung um weitere 5 Proz. vorsieht. Soweit die OrtSkasse, die etwa 45 000 Mitglieder zählt, in Frage kommt, erhöht sich die Pauschale ab 1. Januar 1914 auf 0,28 Mark und ab I. Januar 1917 aus 0,55 M. Die Kasse erfährt dadurch eine Mehrbelastung von sofort 35 000 M. Soweit einzelne Kassen Familienversicherung haben, zahlen die Kassen den Aerzten eine Erhöhung der Pauschale um 10 Proz. Insgesamt wird die Belastung der Düsseldorfer Krankenkassen durch den neuen Aerztevertrag etwa 100 000 M. betragen. Au» oem Gewerbegericht. Kammer 0. Vorsitzender: Dr. Löwenstein. 1. Bedingung nach Vcrtragsschluh. Eine Wirtschafterin klagte gegen den Kaufmann Peschkeu auf Zahlung von 334 M. Mit der Klägerin war ein Vertrag abgeschlossen worden, wonach sie vom 1. September ab in dem neuzueroffnenden Restaurant de? Beklagten bei freier Kost, freier Wohnung und 35 M. Barlohn als Wirtschafterin tätig sein sollte. Kündigung sollte sechswöchentlich sein und am Ouartalsersten erfolgen. Klägerin hat auch die zur Verfügung gestellte Wohnung bezogen. Erst dann ließ ch? der Be» klagte sagen: der Vertrag soll erst in Kraft treten, w-?nn die Kon» zession erteilt sei. Darauf ging jedoch die Klägerin nicht ein, son- der» klagte ihre Forderung bis Ende Dezember ein. Das Gericht vertrat mit Recht den Standpunkt, daß sich die Klägerin nicht auf die nachträgliche Vertragsänderung einzulassen braucht«. Der volle Klageanspruch könne ihr jedoch nicht zugebilligt werden, da es ihr wohl möglich sein werde, ein« andere Stellung zu finden, und schlug einen Vergleich in Höhe von 175 M. vor. der vom Beklagten unter Vorbehalt des Widerrufs eingegangen wurde. 2. Reisegeld. Eine Tänzerin klagte gegen den Zirkus Schumann auf Zahlung von 25 M. Reisegeld und 3,00 M. Kursdifferenz. Die Klägerin hatte sich vertraglich verpflichtet, auch im Aus- lande tätig zu sein, wenn der Zirkus dort gastiert, wohingegen letzterer für freie Rückbeförderung des Personals sowohl als auch des Gepäcks Sorge zu tragen hatte. Während eines Gastspiels in Scheveningen war der Klägerin zum 10. September gekündigt und ihr gesagt worden, daß sie den Extrazug des Unternehmens zur Rückreise nicht benutzen dürfe. Dieser Extrazug fuhr am 14. Sep- tember, also noch während der Vertragsdauer, zurück. Die Klagen» fordert« deswegen bei ihrer Entlohnung am 14. September da«