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Kleine Nachrichten. Aus Furcht bor völliger Erblindung hat der 81 Jahre alte Rentenempfänger Bode aus der Lhchener Straße 26 sich erhängt. Am Goldfischteich hat sich ein Mann vergiftet, bei dem Papiere auf den Namen Heinrich Kalma gefunden wurden. Ins Wasser gegangen ist ein Mädchen Elisabeth Frenze!, da-Z in der Kopenhagener Straße wohnte. Seine Leiche ist noch nicht gefunden. Schwierigkeiten macht die Feststellung zweier Männer, die in der Königsheide bei Adlershof und in der Jungfernheide erhängt aufgefunden wurden. Der erste ist ein Mann von etwa 40 Jahren. Er ist 1,65 Meter groß, hat dunkelblondes Haar und Glatze und einen rotblonden Schnurrbart und trug einen grüngestreiften Jackettanzug. einen weißen Kragen mit schwarzem Schlips,' schwarze Schnürschuhe und einen schwarzen, steifen Hnt. Nach Papierschnitzeln, die man in seinen Taschen fand, scheint er Reichel zu heißen. Der zweite, dessen Leiche nach der Halle in Plötzensee gebracht wurde, ist ungefähr 56 Jahre alt, etwa 1,70 Meter groß, hat graumeliertes Haar und einen rotblonden Schnurrbart und trug eine graue Mütze, eine grüne Sommerjoppe, eine dunkelgestreifte Hose, eine graue Wolljacke und Gummizugstiefel. Am rechten Knie hat er eine alte Operation? naxbe.__ Torort- J�admcbten« Tharlottenburg. Die Aufstellung der Kandidaten zur Stadtverordnetenwahl nahm die Wahlvercins-Mitgliederversammlung am 21. Oktober im Volkshause vor. AIS NichtHausbesitzer wurden aufgestellt in der ersten Gruppe Genosse Richter, in der zweiten Gruppe Genosse Gebert, in der vierten Gruppe Genosse R o s e n t h a l, in der fünften Gruppe Genosse S ch a r n b e r g, in der achten Gruppe Ge- nosse Z a e i n. Als Hausbesitzer wurden aufgestellt in der ersten Gruppe Genosse AhrenS, in der dritten Gruppe Genosse Bade, in der sechsten Gruppe Genosse Klick, in der siebenten Gruppe Genosse Hirsch, in der achten Gruppe Genosse Vogel. In der ersten und zweiten Abteilung wurde in allen Abteilungen der Genosse Hirsch als Zählkandidat aufgestellt. Hierauf gab der Genosse T h i e l i ck e- Wilmersdorf den Bericht vom diesjährigen Parteitag. Er verteidigte die Zustimmung der Teltow -Beeskower Delegierten zur Massenstreikresolution des Parteivorstandes. Die bedeutungsvollste Tat des letzten Parteitages sei die Kundgebung für die Arbeitslosenversicherung gewesen. Die Stenerfrage bedürfe noch gründlicher Erörterung in der Partei. Bei der Behandlung der Wehr- und Deckungsvorlagen habe die Fraktion recht gehandelt. Rur in der Maifeierfrage sei er, Referent, mit dem Parteitag nicht ein- verstanden. Man hätte bei dem Beschlüsse des Nürnberger Partei tages bleiben sollen. Die Maifeier sei jetzt derartig verfahren, daß besser Schluß mit ihr gemacht werde. Die Diskussionsredner Hähn, Striemer, D ü w e l l und Ohlhoff stellten sich sämtlich auf den Standpunkt der Opposition auf dem Parteitag. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Genosse Seifert gab noch den Kassenbericht. Aus ihm ging hervor, daß die Zahl der verlausten Beitragsmarken erfreulicherweise zugenommen hat. Schöneberg . Den Auftakt zu den bevorstehenden Kommunalwahle« bildete eine gutbesuchte öffentliche Versammlung imSchwarzen Adler�, in welcher Genosse Molkenbuhr referierte. Der Redner beleuchtete in großen Zügen die Bedeutung des kommunalen Lebens namentlich für die werktätige Bevölkerung. Er glossierte das mehr als sonderbare Verhalten der Liberalen zu der angeblich schlechten Finanzlage Schönebergs. Früher hätten die Gemeinden nur die Interessen des Grundbesitzes vertreten, das Armen- und Schulwesen sowie andere wichtige Zweige sozialer Fürsorge seien völlig als Nebensache betrachtet worden. Das sei anders gewprden in dem Augenblick, als die Sozialdemokratie sich Eingang in die kommunalen Keriretungen verschafft, habe. Auf dem Gebiete der Schwangeren- und Säuglingskürsorge, des Schulwesens, der Arbeitslosenfürsorge, des Verkehrswesens, der Speisung bedürftiger Kinder usw. hätten die sozialdemokratischen Vertreter in der unermüdlichsten Weise ge wirkt. Die Ausführungen MolkenbuhrS wurden mit regem Interesse verfolgt und am Schluß durch lebhaften Beifall belohnt. In der Diskussion betonte Genosse K ü t e r, daß im Jahre 1308 die Sozialdemokratie nur durch zwei Genossen im Stadtparlament vertreten gewesen sei. Seit dieser Zeit hätte sich die Zahl unserer Vertreter ständig vermehrt; sie sei auf 5, dann aus 3 und bei der letzten Wahl auf 13 gestiegen. Wenn die Wähler bei den kommenden Wahlen am 3. November völlig ihre Pflicht tun, sei es möglich, den sozialdemokratischen Einfluß auf das kommunale Leben weiter zu stärken. Bei diesen Wahlarbeiten könnten auch die Frauen gute Wahlhilse leisten. DeS weiteren betonte Küfer , daß die Liberalen im 8, Bezirk einen Renommierarbeiter, den Modelltischler Arenstedt, aufgestellt hätten, um denselben zu gewinnen. Zum Schluß forderte Genosie Hosfmann die Versammelten zun« Anschluß an den Wahlverein sowie zum Abonnement auf denVorwärts* auf. Lichterfelde . Zur Krankcnkassenwahl werden die Delegierten der Gewerkschaften gebeten, ihre Adressen zur Aufstellung der Wählerliste unverzüglich an den Obmann des Gewerkschaftskartells Peter Moeckel, Stukkateur, Lichterfelde , Marschnerstr. 2 III, einzusenden. Mosenthal. De« Bericht vom Parteitag erstattete in der Versammlung des Wahlvereins Genosse Schwarzburger- Ober-Schöncweidc. An seine Ausführungen knüpfte sich eine lebhafte Diskussion. Sämtliche Redner erklärten, mit den Ergebnissen des diesjährigen Parteitages nicht zufrieden zu sein. Weder die Masscnstreikfrage noch die anderen großen Fragen seien in richtiger Weise behandelt worden; nur indem Puirkte der ArbcitSlosenfürsorge wurde dem Parteitage vollste An- erkennung gezollt. Debatteredner waren Genosse Grämatke, Gc- nosfin Haeske, Genossen Plagemann und Kretke. In seinem Schlußworte stimmte Genosse Schwarzburger den einzelnen Rednern zum Teil bei. Nachdem alsdann Genosse Tietze zum Mitglicde des Bildungsausschusses und Genosse Wilgrubs als Revisor gewählt wurden, berichtete Genosse M i l b r o d t über die Verhandlungen betr. Einsuhr des russischen Fleisches. Er habe als einziger Delegierter von Nosenlhal an den Verhandlungen im Berliner Rathause teil? genommen, trotzdem der Schöffe Biernath ebenfalls von der Ge- meindevertretung delegiert war. Die Einführung des russischen Fleisches sei gesichert, nur müsse- die nächste. Gemeindevertretersitzung ihre Zustimmung geben. Dadurch trete aber bedauerlicherweise eine Verzögerung von etwa drei Wochen im Beziige de-s Fleffches ein. Wöchentlich sollen vier Schweine und ein Rind zum Verkauf kommen. Schlächtermeister Gahl hat sich bereit erklärt, den Verkauf zu übernehmen. Am Schluß der Versammlung ersuchte der Vor- sitzende, zu dem am Sonnabend, den 25. Oktober, in, Lokal von Gustav Milbrodt stattfindenden Stiftungsfest, bestehend in hoch- und plattdeutschen Vorträgen, Konzert und Ball, zahlreich zu erscheinen, zumal es das einzige Wintervergnügen ist, welches der Wahlverein veranstaltet. Spandau » Eine gutbesuchte öffentliche Komiuuualwählerversammlung, die sich mit den am Montag, den 3. November, stattfindenden Stadtverordneten Wahlen der dritten Abteilung beschäftigte, tagte am Dienstagabend bei Köpnick. Das einleitende Referat über die Wichtigkeit der Beteiligung an den Stadtverordnetenwahlen hatte Stadtverordneter Genosse Grauer- Lichtenberg übernommen. Redner schilderte in eingehender Weise die vielen Fragen, welche die Kommunen zu lösen haben, wobei die bürgerlichen Stadt- verordneten, soweit es sich um die Volksschule und die Arbeitslosen regelmäßig versagten. Unserx bürgerlichen Kommunalpolitiker ständen diesen Fragen nicht nur ratlos gegenüber, sondern begegneten ihnen oft noch mit Hohn und Spott. Aber auch als Arbeitgeber spiele die Kommune eine wichtige Rolle, sie könne durch Vergebung von Notstandsarbeiten viel zur Linderung der Arbeitslosigkeit beitragen. Der Referent ersuchte am Schluß seines mit. Beifall aufgenommenen Vortrage« die Erschienenen, trotz des schändlichen DrekklaffenwahlrechtS mit aller Wucht in den Wahl- kämpf zu treten, damit am Tage der Wahl unser Zentralorgan be- richten könne, die Spandauer Genossen haben einen glänzenden Sieg errungen, Den Tätigkeitsbericht der sozialdemokratischen Fraktion erstattete Stadtverordneter Genosse Pieck, aus dem folgendes erwähnt sei: Wenn es auch der kleinen Fraktion nicht oft gelungen fei, eigene An- träge durchzubringen, so seien doch die geschaffenen sozialen Einrich- tungen dem dauernden Drängen derselben zu verdanken. Schul- ärzte seien erst nach jahrelangen Bemübungen angestellt worden. Der erste im April d. I. gegebene Bericht lautete geradezu ber- nichtend über die Kgl. Arbeiterkolonir Haselhorst, weil dort nach der aufgestellten Statistik die meisten kranken Kinder waren. Auf Antrag unserer Fraktion sei auch eine Erhebung darüber angestellt worden, wieviel Schulkinder ohne warme? Frühstück zur Schule kommen. Ein Rektor habe die Schuld, weshalb 67 Kinder ohne Frühstück zur Schule kommen, zum größten Teil auf die Faulheit der Eltern und Kinder zurückgeführt. Endlich feien auch für eine Schulzahnklinik 4000 M. bewilligt worden. Leider sei eS der Fraktion trotz wieder- holt gestellter Anträge bisher nicht gelungen, durchzudrücken, daß die aus allgemeinen Mitteln erbaute Jubiläumsturnhalle auch der Freien Turnerschaft zur Verfügung gestellt werde. Eine kleine Besserung sei bei der Benutzung der Rednerhalle auf dem Friedhof eingetreten. Früher mußten die Leichen der ohne Pfarrer beerdigten Genossen aus dem Keller der Leichen- Halle geholt werden und die Polizei wohnte hoch zu Roß der Be erdigung bei, wobei es bei der Beschlagnahme von roten Schleifen wiederholt zu unliebsamen Szenen kam. Heute würden die Leichen aus der Rednerhalle geholt, durchgeführt müsse aber noch werden, daß auch die Redner der Freireligiösen Gemeinde in der Halle reden dürfen. 50000 M. wurden von den Stadtverordneten für Anlegung eines Spielplatzes für den Jungdeutschlandbund und andere pairio tischen Jugendvereine bewilligt, unsere Jugend aber werde von der Benutzung des Spielplatzes ausgeschlossen. Auf der städtischen GaS anstalt feien heute noch Arbeiter, welche angestrengt 12 Stunden arbeiten müssen, aber nur 11 Stunden bezahlt erhalten. Dem Antrag, daß Stadtverordnete und Dlagistratsmitglieder fich nicht an städtischen Submissionen beteiligen dürfen, ständen die bürgerlichen Stadtverordneten hohnlächelnd gegenüber. Jeder einzelne, der bessere Zustände herbeiftlhren wolle, müsse für die Kandidaten der Sozialdemokratie stimmen. In erster Linie müsse der Kampf gegen die Kommunale Vereinigung geführt werden; sei eS doch der Stadtverordnete Katte gewesen, der im Auftrage dieser Fraktion sich gegen die Einführung der Arbeitslosenversicherung aus gesprochen und dabei erklärt habe, die Versicherung würde nur dahin ühren, daß der fleißige Arbeiter für den faulen Arbeiter mitbezahlen müsse. In der hierauf folgenden Diskussion wandten sich die Genossen p p o l d t und Reich gegen Mißstände in städtischen Betrieben Genosse Willi I a h n k e ersuchte am Schluß der Versammlung da- rum, die ganze Kraft einzusetzen, damit wir als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen. Eine Pulverexplosion fand gestern vormittag nach 11 Uhr in der königlichen Pulverfabrik statt. Dabei erlitt ein Arbeiter aus Charlotlenburg schwere Brandwunden am ganzen Körper. Wie uns berichtet wird, soll der Schwerverletzte, der sich vor Schmerzen auf dem Rasen umherwälzte, längere Zeit, bis nach Ablöschen des Feuers sich selbst überlassen geblieben sein. Hierauf sei er auf einem zweiräderigen Karren nacki dem städtischen Krankenhause über- geführt worden, trotzdem dortselbst ewige Krankenwagen vorhanden -ind. Wir können im Augenblick nicht nackpriisen, ob die uns als , erbürgt bezeichneten Angaben völlig zutreffen. Wäre das der Fall, o müßte ein solches Verhalten der verantwortlichen Personen in der schärfsten Weise gemißbilligt werden. Sitzungstage vo» Stadt- und Gemeindevertretungen. Neu>Zitta«(Kr. BeeSkow). Heute Freitag, abends 8 Uhr, im.Goldenen Anlcr". Diese Sihungni sind öffentlich. Jeder Semeindeangehörige t» be- rechtigt, ihnen i,l» Zuhörer beizuwohnen. Gerichts-Zeitung. Friedrichshagener Polizei. Uebereifer und Schneid igkeit von Polizisten führten in Friedrichs- Hagen in der Nacht vom 23. zum 24. August zu einem bösen Auftritt. Gestern hatte das Amtsgericht Köpenick den Sachverhalt zu prüfen in der Perhandlung einer Anklage, die gegen vier Einwohner Friedrichshagens. einen Maurer Kretzschmar, einen Maurer Palm, einen Arbeiter Buchholz und einen Schuhmacher Berndt, erhoben worden war. Beschuldigt wurden alle vier Angesagten des groben Unfugs durch ruhrstörenden Lärm» außerdem Kretzschmar des Widerstandes gegen Polizeibeamte, Palm und Buchholz der Polizei- beleidignng. In jener Nacht hatte Kretzschmar gegen Morgen fich aufgemacht. um angeln zu gehen. Als er, das Angelzeug in einem Beutel tragend, in der Seestraße seinen Freund Palm herausklopfen wollte, hielt ein Mann in Zivil ihn an. Er solle mal zeigen, was er in dem Beutel da habe, forderte der Fremde. Selbstverständlich ver- langte Kr. zunächst zu wissen, wen er vor sich habe Als der andere ich als Polizeibeamter bezeichnet und auf Verlangen eine Legiti- mation vorgewiesen hatte, sagte Kr. ihm, er solle nur selber. den Beutel aufmachen. Der Beamte es war der Friedrichshagener Polizeiscrgeant Völker untersuchte den Beutel und fand darin weiter nichts als Angelgerät. An diesen Vorgang knüpften sich eine Reihe erregter Szenen an, die nach der Darstellung der An- geklagten durch schroffes Borgehen des Polizeisergeanten Völker und seines Hinzukommenden Kollegen Frisch, nach der Darstellung der Beamten durch die Aufgeregtheit Krctzschmars sowie durch da? Eingreifen des durch den Lärm aus dem Schlaf geweckten Palm und der die Sistierung Kretzschmar? mitansehenden Buchholz und Berndt verursacht worden sein sollen. KretzschmarSWiderstand" bestand darin, daß er, am Boden liegend, sich an einem Borgarten- zitter anklammerte, während die Beamten ihn an der einen Hand mit der Fessel hielten und die andere loszureißen suchten. Durch Palm fühlten die Polizisten sich beleidigt, wer! er rief, fie sollten Kr. nicht stoßen und kneifen. Buchholz soll die Polizisten als .Schufte",Lumpen in Zivil* und ähnlich beschimpft haben. Berndt hatte gerufen, in Berlin hätten die Polizistenschon längst die Jacke vollgekriegt". Die Beweiserhebung brachte, wie so oft bei derartigen Polizei- affären, unvereinbare Gegensätze zwischen den Aussagen von Zivil- Personen und denen der Polizisten. Polizeiscrgeant Völker be- kündete, daß Kr. nach erfolgter Durchsuchung des Beutels hinter ihm hergegangen sei und ausgeregt skandalicrend mit Beschwerde gedroht habe. Durch den zufällig vorübergehenden Polizeibeamten Frisch sei Kr., weil er dem Versuch einer Sistierung sich widersetzt fürsorge handele, um die es doch am traurigsten bestellt sei, fast I habe, gefesselt worden. Völker bestritt, den Kr. vor die Brust ge- stoßen und geschlagen und auf dem Liegende« gekniet zu haben. Auch habe er weder ihn noch Palm mit dem Revolver bedroht. Ge- kniet habe er neben Kr., möglicherweise habe er ihn auch bei dem Fesselungsversuch verletzt, doch dafür könne er nicht. Auch Polizei- bcamter Frisch wußte nichts von einer Mißhandlung KretzschmarS. Kretzschmar selber gab an, er sei am Kopf, im Gesicht, am' Arm und am Handgelenk verletzt worden. Aus dem Handgelenk habe ihm Wiker, mit den Fingernägeln kneifend, 13 oder 14 Hantfetzen her- ausgerissen. Kr. ist damals eine Woche hindurch arbeitsunfähig ge- Wesen. Gegen die Darstellung der Polizeibeamten setzte die Ver- teidigung die Aussagen eines Kaufmanns Plate, der zufällig Augenzeuge der Sistierungsversuche geworden war. Plate hat gc- hört, wie Kr., hinter Völker hingehend, zu diesem sagte:Jetzt will ich mal feststellen lassen, wer Sie sind." Plötzlich habe Völker sich umgedreht, auf Kretzschmar eingehaucn, nach ihm gegriffen und einem dazukommenden Radfahrer zugerufen:Fesseln Sie mal den!" Der Radfahrer habe das versucht, Kr. aber sei jetzt davon- gelaufen. Palm sei dazwischengetreten:Was wollen Sie denn von dem Mann, der hat doch nichts getan!" Darauf habe Völker mit seinem Revolver gedroht. Kr. sei eingeholt worden, man habe ihn zu fesseln versucht, dabei habe Völker auf ihn gekniet, Kr. habe mehrfach aufgeschrien und auch gerufen:Er kneift mich!" Daß er geschlagen wurde, sah Zeuge nicht. Der Amtsanwalt ging aus die Widersprüche zwischen der Aus- sage dieses Zeugen und denen der Polizeibeamten mit keinem Wort ein. Er beantragte wegen des ruhestörenden Lärms gegen Kretzsch. mar 1 Woche Haft, gegen Palm 2 Wochen Hast, gegen Buchbolz 1 Woche Haft, gegen Berndt 4 Wochen Haft, ferner gegen Kretzsch. mar wegen des Widerstandes 4 Monate Gefängnis, gegen Palm wegen Beleidigung 1 Woche Gefängnis, gegen Buchholz wegen Be- letdigung 2 Monate Gefängnis. Der Verteidiger hielt teils Frei- sprechung, teils mildere Beurteilung für geboten. Die Widersprüche der Zeugenaussagen hob er hervor. Nach der Aussage Plates habe WIter aus Kr. in dem Augenblick losgeschlagen, wo sein Kollege Frisch zu ihm stieß. Kr. habe nur nicht in Fesseln den Weg zur Wache antreten wollen und sei ja dann, als schließlich auf Fesselung verzichtet wurde, ruhig mitgegangen. Palms Zuruf, man solle Kr. nicht stoßen und kneifen, sei nach der Darstellung des Zeugen Plate berechtigt gewesen. Das Gericht sprach alle Angeklagten schuldig. Kr. habe Wider- stand geleistet, indem er sich festhielt. Diesen Widerstand zu brechen, seien die Beamten verpflichtet gewesen. Auch hätten sie keinen Anlaß gehabt, Kr. ungefesselt zu lassen, da er ja beim ersten Si- stierungsversuch weggelaufen sei. Seine Tat sei aber milder zu beurteilen, weil er schon dadurch bestraft worden sei. daß er mancherlei Verletzungen erlitten" habe. Für Palm falle mildernd ins Gewicht, daß er für seinen Freund eintreten zu müssen meinte. Das Urteil lautete gegen Kretzschmar aus 3 Tage Haft für den Lärm und 18 Tage Gefängnis für denWiderstand", gegen Palm auf 26 M. Geldstrafe für sein«ungebührlichen Redensarten", gegen Buchholz auf 36 M. Gelbstrafe für seinein der Trunkenheit begangenen Schimpfereien", gegen Berndt auf 2 Wochen Haft. Den Widerspruch zwischen den Aussagen der Polizeibeamten und derjenigen des Zivilzeugen erwähnt« auch dt« Urt-Us- begründunH nicht. Wieder Streikende vor dem Schwurgericht. Vor dem Schwurgericht in S t o l p mußten sich am Mitt- Ivoch die Maurer Theodor Bauske und Willi Müller gegen die Anklage wegen LandfriedenSbruchs verteidigen. In der Holzentorstraße zu Stolp wurde ein Neubau aufgeführt. Auf diesem waren am 22. April d. I. einige von dem Hirsch-Dunckersch-n Gewerkverein der Bauhandwerker vermittelt� Arbeitswillige be- schäitigt. Dort war ein Polizeiposten aufgestellt. Diese Maßnahme der Stolper Polizei erregte die Aufmerksamkeit der zahlreichen Passanten der Holzentorstraße. Als der Arbeitsschluß herannahte, wurde von der Polizei die Straße abgesperrt, damit die Arbeitswilligen nicht mit den Bürgen, in Berührung kommen. Wer von den Nicht-Arbeitswilligen durch die Holzentor- straße gehen wollte, mußte einen llmweg machen. Die Maßregel vergrößerte die Menschenansammlung. Als die Arbeitswilligen in Begleitung des Bauführers und zweier Polizeibeamten in eine Nebenstraße einbogen, drängte die Menge von beiden Seiten nach. Es entstand ein Knäuel und wurde dadurch«in Teil der Leute direkt in die Nebenstraße gedrängt, während andere freiwillig der Eskorte folgten. Die beiden Polizeibeamten forderten nun die Menge auf, zurück zu bleiben. Das geschah zögenid. Aus dieser Menge, in der sich die Angeklagten befanden, wurde nun mit einer Flasche ge- warfen, die den Bauführer Heuer traf. Der Polizeisergeant Lange, der das Aufschlagen der Flascke hörte.will bemerkt haben, daß Baaske mit verlegene!» Gesicht dastand. Er beschuldigte ihn des Wurfes. Als er es bestritt, wurde aus der Menge gerufen:Er ist es nicht, es tat dieses ein Schuljunge, der fortlief I* Unbehelligt gelangten die Arbeitswilligen und die Polizeibeamten weiter. Als der Polizeisergeant Lange später in das Vereinslokal de? GeWerk- Vereins kam, wurde ihm von dem arbeitswillig e n, z u g e- reisten Maurerpolier Siebold die Mitteilung gemacht, daß er gesehen habe, wie Bauske mit der Flasche geworfen habe. Darauf wurde Anzeige erstattet und am 3. Mai Bauske verhaftet. In der Voruntersuchung war nun die Behauptung aufgetaucht, daß Müller mit der Flasche geworfen habe. So wurde auch dieser am 12. Juni ver- haftet. Bereits im Juni wurde die Angelegenheit vor dem Schwurgericht verhandelt, verfiel jedoch der Vertagung, weil ein Belastungszeuge nicht erschienen war. Man behielt die Angeklagten trotzdem in Haft bis zur jetzigen Verhandlung. In der jetzigen Verhandlung konnte der Zeuge Siebold seine Bekundung nicht ausrecht halten. Es mußte der Staatsanwalt deshalb die Anklage des schweren LandsriedensbrucheS fallen lassen. Die Geschworenen sprachen die Angeklagten deS einfachen LandsriedensbrucheS schuldig. Das Urteil lautete auf sechs Monate Gefängnis gegen Bauske unter voller Anrechnung der Untersuchungshaft, und auf acht Monate Gefängnis ;egen Müller unter Anrechnung von zwei Monaten Unter- uchungShaft.__ Spiel und Sport. Radfahrer. Arbeiter-RadfahrerbundSolidarität»(Ortsgruppe Berlin ). Touren zum Sountog. den 26. Oktober. Sämtliche Abteilungen früh 8 Uhr: Rüdersdorfcr Kalkberge(Zum weißen Schwan). 1 Uhr: Baum- schulenweg(GesellschastShaus). Starts: an den bekannten Stellen. Neukölln. SIm LS. Oktober: StistungSsest bei Bartsch, Hermannstr. 49. Am 26. Okt., 2 Uhr; Johannisthal (Bruder-Kuchen). Start: Hohenzollern- platz. Treptow -Baiimschulenwcg. 8 Uhr: Nauen (Paul Scholz). 1 Uhr: Fmkenlrug. Start: bei Kümmel in Treptow . Adlershof . 3 Uhr: Münchcberg. Start: BiSmarckstr. 27. Für Nach- zügler 1 Uhr im selben Lokal. Charlottendurg. Schnttzeljagd nach Jungfernheide. Start: 8/, Uhr srüh: Volkshaus. Im Anschluß daran: Freibier bei Schön, Tegeler Weg. Lichtenberg . 1 Uhr: Ahrensseldc bei Schneider. Start: Psarr- traße 74. Für Bahusahrer: 1.17, 2.14, 2.42 von Lichtenberg -Friedrichssclde. Tegel . 1 Ubr: Mühlenbeck (UnterbezirkStour). Pankow -Niederfchönhausen. 12'/, Uhr: Spieltour nach Schönwalde (Schulz). Start: am Marktplatz. Reinickendorf . Nach Mühlenbeck zur Uiiterb-zirkssitzung. Start: 10 Uhr vorm. bei Lüniug, Schillingstraße. Arbeiter-Radfahrrrverein Groß-Berlin. Sonnabend den 25. Ok­tober: Stiftungsfest bei Klient. Sonntag, 26., nachm. 2 Uhr: Köpenick (Schweizergarten). Anjchlußstart Bahnhof Treptow. Oberschönewcide. Sonntag, den 26. Oktober: Mittenwalde . Start: snih 8 Uhr bei Th. Schüssler, SiemenSstr. 28.