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ordnung und Teuerungszulagen. Genosse Rohhaupter be gründete unsere Anträge. Er forderte vor allem Durchführung der längst beschlossenen Anträge deS Gozialousschusses des Landtages und wandte sich gegen die Tunlichst- und Baldigst-Politil deS Zentrums. Such di�e Anträge wurden dem Ausschuß überwiesen. Eine verhängnisvolle Erbschaft der Finanzreform von IVOS be- handelte ein Antrag deS Bauernbündlers Lutz. Der RcichSstempel bei Grundstücksübertragungen ließ bebaute Grundstücke unter 20 000 und unb«�aute Grundstücke unter 5000 M. Wert frei. Die Fassung des Gesetzes ist aber so unklar, daß die bayerische   Finanzverwaltung bei ländlichen Grundstücken das Wohnhaus und die Aecker   sonderte und nun auch die unbebauten Grundstücksteile, soweit deren Wert 5000 M. überstieg, zur Steuer heranzog, wenn auch das ganze Grundstück noch nicht 20 000 M. wert war. Außerdem sind viele Käufer kleiner Bauerngüter insofern geschädigt worden, al« sie nicht wußten, daß nur aus Antrag die Steuer erlassen wird. Der Antrag- steller verlangte Rückvergütung dieser fälschlich gezahlten Stempel- steuern. Die Debaste über diesen Antrag geht am Sonnabend weiter. Auch diesmal kam eS wieder nach Schluß der Tagesordnung zu einer aufgeregten Lärmszene. Die Schuld trägt die neue Taktik des Zentrums, daß Abgeordnete des Landtages sofort für die Zwecke der Agitation die Sitzungsberichte in der Presse zurechtfälschen. So wurde ein Zwischenruf des Genossen v. Haller böswillig dahin ver- dreht, daß er dort, wo feine persönlichen Interessen in Betracht kämen, für die großen Einkommen und Vermögen sorge. Neulich hatte Genosse Haller diese Verdrehung bereit» als schmutzige Ver leumdung zurückge>vieseit, dennoch wurde sie in der Zentrumspresse von dem Abg. Schlittenbauer weitergesponnen. Da» charakterisierte v. Haller sehr heftig als schmutziges, erbärmliches Verhalten. Unter großem Lärm des Hauses erhielt er dafür nacheinander drei Ordnungsrufe._ Nachwahlen in einem Duodezstaat. Im Herzogtum Sachsen-Altenburg sind infolge deS Wegzuges und Todes ewiger Abgeordneten am 3. November einige Nachwahlen zu der sogenannten Landschaft vorzunehmen. Die Wahlen sind dirett und geheim; gleich sind sie nicht. Dafür gehört das Herzogtum zu den.glücklichen" Ländern, die eine Erste Kammer nicht kennen. DaS besagt aber nicht, daß wir liberaler regiert würden oder liberalere Ge setze hätten, als anderswo. Die alte liebe Tradition von dem.geschichtlich Gewordenen' herrscht hier stärker al» anderswo, und der lon servativ-agrarische Geist gibt den Ausschlag in allen Aemtern und bei allen Behörden. Damit der.Umsturz' keine.unbedachten Gesetze macht, etwa vernünftige Schulgesetze, vernünftige Steuer- gesetze oder die.Dorfordnung' abändert, hat man ein Wahlgesetz ausgetüftelt, das den Umsturz aus den heiligen Hallen der Gesetz- gebung fernhält, obwohl es kaum ein Wahlgesetz in Deutschland   geben dürfte, das so oft abgeändert worden ist, wie das im Herzogtum Alten- bürg. Auch dafür ist gesorgt, daß die lieben Untertanen sich nicht allzusehr mit den StaatSgeschäften beschweren, denn eS herrscht die dreijährige Etatsperiode. In der Zwischenzeit sorgen ein ganzes Heer von ge- Heimen Räten und drei Landrarsämter dafür, daß der Staat nicht aus dem Leim geht. Man denke, bei nicht ganz 220 000 Ein- wohnern. Das Wahlgesetz scheidet die Einwohner in 3 Klassen, aus denen die Höchstbesteuerten noch besonders herausgehoben sind. Sie stellen gewissermaßen die Erste Kammer dar. Der Landtag setzt sich nämlich zusammen aus 11 Abgeordneten der Städte, 12 des platten Landes und 8 Erwählte der Höchstbesteuerten, also 32 Vertretern. Bis zum Jahr IVOS waren es nur 30, doch vor 4 Jahren hat man gnädigst den Städten zwei Abgeordnete mehr gewährt. DaS war schon eine Errungenschaft, und ihre Väter mögen nicht wenig stolz darauf ge- Wesen sein. Die Wahl vollzieht sich derart,.daß für die Abgeord neten der Städte und des platlen Landes die Wähler eines jeden Wahlbezirkes unter Ausschluß der darunter befindlichen Höchst besteuerten nach Maßgabe der von ihnen zu entrichtenden Steuern in drei Abteilungen geteilt werden und zwar dergestalt, daß ans jede Abteilung ein Dritteil der nach Abzug der von den Höchstbesteuerten zu entrichtenden Steuern sich ergebenden Gesamt summe der Steuerbeiträge des ganzen Wahlbezirks fällt'. So lautet nämlich der§ 10 des Gesetzes, doch kostet es einige Mühe, sich aus ihm Klarheit zu verschaffen. Für die Stadt Allenburg   hat man überdies im Jahre IVOS, als man die zwei weiteren Abgeordneten gewährte, noch die besondere Bestimmung getroffen, daß für sie zunächst für den ganzen Stadtbezirk die erste Abteilung ge bildet wird. Sodann werden nach Ausscheiden der Wähler dieser Abteilung für jeden der Bezirke I.A. und IB durch Zuteilung der Nestsumme der Steuerbeträge die 2. und 3. Abteilung gebildet. Die so ausgeschiedenen Höchstbesteuerten wählen demnach einen Ab- geordneten für sich. Die Ermittelung der Höchstbesteucrten geschieht dadurch, daß auf je 500 Seelen ein Wähler kommt. Der mil 600 nicht teilbare Ucberschuß in der Personenzahl des Wahlbezirks wird hierbei, wenn er 250 nicht erreicht, nicht mitgezählt, wenn er da gegen mehr als 250 beträgt, als volle 500 Personen gerechnet. Neben dieser Sicherung gegen.Uederraschungen' existiert noch «ine andere gesetzliche Bestimmung, die anderswo selten" mehr an­zutreffen sein dürfte. ES heißt nämlich:.Unfähig zu Wählern find auf die Dauer de» BchinderungSgrundeS: Unselbständige «inen eigenen HauSstand nichtbesitzende Personen namentlich die. welche in Brot und Lobn einer Privatperson stehen.' Diese Bestimmung richtet sich in der Hauptsache gegen die landwirtschaftlichen Arbeiter. Sie ist aber noch ein Ueberbleibsel au» der seligen Patrimonialzeit. Man hat nicht vermocht, sich da- von frei zu machen und obwohl sie nichts anderes darstellt als eine Schikane, will man sie doch auch heute noch nicht beseitigen. Am 12. November wird der auf diese Weise crgäirne L obligatorischer Unierrichts- ländlichen Fortbildungsschule keine obligatorische ne solche, in der die 12. zu seiner EtatSbcratung zusammentreten. ergänzte Landtag  Die braunschweigische Sozialdemokratie und der Einzug deS Cumberländcrs. Die Stadt Braunschwcig rüstet sich, den Welfenprinzen Emst August bei seinem Regierungsantritt festlich zu empfangen, dieselbe Stadt, deren Häupter bisher die heftigsten Gegner des Negierungö- antritt? eines CumberländerS waren. Zum DonnerStagmiitag war eine Stadtveiordnetenversammlung«inberufen mit dem einzigen Tagesordnungspunkt:Bewilligung von Mitteln zu den Einzugs. seierlichkeiten'. Der Magistrat forderte hierzu 25 000 M. Da die Arbeiter im Landtage infolge des reaktionäre» Wahlrechts nicht ver« treten sind, so benutzten unsere Genossen die Stadtverordnetensitzung zu einer Protestallion. Uniere elf Mann starke Stadtverordneten- staktion gab folgende Erklärung ab: .Die geplante Feier dient lediglich byzantinischen Zwecken. wozu städti'che Mittel nicht aufgewendet werden sollten. DaS Volk wird zwischen den Fürstensamilien verhandelt wie eine Ware, wird gar nicht gefragt, welche Regierungsform es für sich wünscht und wen es zum Regenten haben will. Bei uns dreht sich alles um die Interessen der Fürstensamilien, nicht um den Willen des Bolkez.... Wir als Republikaner erkennen ein Vererbungsrecht 5? Fürsten   in der Herrschaft über die Völker nicht an. Daraus resultiert, daß wir die Mittel für die Einzugsfeierlichkeit Ernst «tgust» ablehnen. Wir protestieren gegen di« Verwendung siadli'cher Mittel zu derartigen Zwecken/ Der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung protestierte zwar gegen die Ausdrücke der Resolution»byzantinischen Zwecken' undVerhandeln der Völker wie eine Ware'; er konnte jedoch die Verlesung der Resolution nicht verhindern. Die geforderten 25 000 M. wurden natürlich von den bürger- lichcn Stadtverordneten bewilligt. Religiöse Erziehung der Fortbilduugsschüler. DaS unter der oberhirtlichen Fürsorge des Paderborner   Bischofs siehende.Westsälische Bolksblatt" hat vor einigen Tagen wegen der Ausführungsanweisung zum Fortbildungsschulgesetz Lärm geschlagen und die katholischen Gemeindevertreter angewiesen, der Einführung des Schulzwanges nur unter der Bedingung zuzustimmen, daß der Religionsumerricht als gegenständ in den Lehrplan der aufgenommen werde.Lieber Fortbildungsschule als e D Religion nur höchstens ganz nebenbei eine Rolle spielen darf.' Die Auslassung ist ja an sich schon bezeichnend für die Stellung der Klerikalismus zur Fortbildungsschule, aber sie nimmt sich noch charakteristischer aus. wenn man den Wortlaut der kürzlich veröffentlichten Ausführungsanweisung daneben hält. Darin heißt eS allerdings und das eben hat die ZentmmSseele zum Kochen gebracht: Hierbei ist zu beachten, daß die Einfügung von Re- ligionsunterricht in den Lehrplan der ländlichen Fortbildung». schule nicht zulässig ist. Insbesondere ist es also auch nicht statthaft, daß eine derartige Einfügung in den OrtSstatuten oder in den KrcisanSschußbeschlüssen über den Vcsuchszwang vor- gesehen wird." Aber diese Anweisung wird durch die folgenden Sätze geradezu aufgehoben: Hiergegen wird entsprechend den in der Anleitung vom 22. Oktober 1910 mehrfach und nachdrücklich gegebenen Hinweisen aus die Bedeutung der erziehlichen Aufgabe des Fortbildungs- Unterrichts sowie entsprechend den Darlegungen des mit- unterzeichneten Landwirtschaftsmini st ers in den Landtagsverhandlungen... bei der Aufstellung der Lehrpläne, der Auswahl der Unterrichtsstoffe sowie bei der Art ihrer Dar- bictung eine Einwirkung auf die Schüler in sitt- lich-religiösem Sinne überall anzustreben sein. Hierzu wird sich bei Erteilung jeglichen Unterrichts, namentlich bei Lehrgegenständen, wie WinschaftS- und Bürgerkunde oder der hier und da eingeführten Lebenskunde, hinreichende Gelegen- beit bieten. Auch ist es erwünscht, daß geeignete Geist- l i ch e mehr und mehr zur Erteilung von Fortbildungsschul­unterricht auf dem Lande, besonders in den genannten Fächern, herangezogen werden. Wo neben dem lehrplanmäßigen Unterricht noch die Er- tcilung besonderer freiwilliger religiöser Unter- Weisung an die schulentlassene Jugend, wenn möglich im Anschluß an die Fortbildungsschule und in deren Räumen, er- forderlich oder wünschenswert erscheint,, ist nach den Grund- sätzen des Erlasses vom 20. März 1897 zu verfahren. D-e r- artige Bestrebungen sind in jeder Weise zu f ö r d e r n." Bei der ganzen Struktur der Unterrichtsverwaltung bis in die niedersten Ausläufer wird man hiernach dem Ministerium billigerweisc zugestehen müssen, daß alles getan hat, die Re- ligion nun doch, entgegen der generellen Anweisung, in den Mittel- punkt des Fortbildungsschulunterrichts zu rücken. Aber das rührt die Zentrumsgewaltigen nicht, sie bestehen vielmehr auf ihrem Schein, d. h. sie fordern ausdrückliche Festlegung des Re- ligionSunterrichtS, und die Art, wie sie eS tun angesichts dieser ihren rückschrittlichen Bestrebungen günstigen AuSführungS- anweisung, beweist uns, wie fest im Sattel der Klerikalismus zu sitzen wähnt. Zentrum ist Trumpf! Schwarze Polizcisoldaten als Kolonisatoren. Ueber allerhand KolonisierungSmethoden in Deutsch-Ost- afrika   erhält die Frankfurter ZeitschriftDas freie Wort' von einem in Deutsch-Ostafrika   ansässigen ungenannten Mitarbeiter interessante Mitteilungen.(Sie stehen im 2. Oktoberheft dieser Zeit- schrift.) Der Verfasser geht von dem Verhältnis der Missionen zu den Behörden aus, und man hat den Eindruck, daß er darüber durchaus objektiv urteilt. Die Hauptquelle der gegenseitigen Reibe- reien scheint ihm in dem Umstand zu liegen, daß die Missionen nicht selten gezwungen sind, RcgierungSorganen, besonders Steuer­behörden gegenüber, eine Schutzpflicht für ihre Gemeinden zu über- nehmen. Die kolonialen Zivilbehörden umgeben sich bei allen Aktionen, besonders wieder zum Zwecke der Steuererhebung, mit einer schwarzen Polizeitruppe, den Askaris. Bon diesen Leuten sagt der ungenannte Verfasser, daß sie,sobald sie unbeobachtet sind, ihre Gewalt mehr oder weniger mißbrauchen'.Der chlvarze Polizeisoldat fühlt sich als Macht, hinter ihm steht die Ge walt des Vorgesetzten, in dessen Interesse er arbeitet. Er erntet Lob, wenn er viel Geld eintreibt....' Die Folge war: In früheren Zeiten war denn auch die Steuereintreibung mit ,vrcn Schrecken den ein st igen Raubzügen ver- gleich bar, so wenig dies im Sinne der Regierung lag. Der Askari nahm, was er kriegen lonnte, Vieh, Weiber, schließlich den Mann selbst. Er nahm auch mehr als er nehmen sollte und mach!« sein Geschäft auf eigene Rechnung. In seinem Gefolge gingen schwarze und weiße Ganner, die billiges Vieh von ihm kauften und sich an dem Hab und Gut des Volkes bereicherten. Dank dem energischen Vorgehen der Missionen und Ansiedler, die diese Mißstände zur Kenntnis der Be- Hörden brachten die Schwarze» wagen nicht, sich zu wehren, besserte sich vieles, besonders nach exemplarischer Bestrafung der- jenigen KeraniS sschwarze Slcuererhcber), ivelche offene Unter- schlagungen beirieben, indem sie den Leuten wohl die Steuer ab« nähme», aber den Sieuerzettel nicht gaben, so daß der arme Teufel, annalt ein Jahr Ruhe zu haben, schon nach zwei bis drei Monalen wieder ergriffen wurde." Eine weitere Gepflogenheit der AskariS ist das Kaufen ohne Geld oder unterm Preise. Je nachdem er allein reist oder in Begleitung seines Vorgesetzten, nimmt er, was er an Nahrung oder sonst brancht, den Umwohnenden ab und jagt sie ohne Bezahlung davon. Ist sein Herr im Lager, so wartet er de» Moment ab. wo sich dieser etwas entfernt oder sonst be- schästigt ist, wirft den Leuten ein paar Heller zu und treibt sie davon." Der Gewährsmann der Zeitschrift macht auf diese Verhältnisse aufmerksam, weil solche Mißstände dieVerhetzung" der Eingeborenen. wie sie angeblich besonders von Jslamitcn betrieben wird, fördern. Es erscheint allerdings begreiflich, wenn die Schwarzen sich gegen solche Bedrückungen empören auch ohne daß sie sonst irgendwie verhetzt worden sind. Keine Herbsttagung des prenstische» Landtags. Wie nimmebr oisiziös gemeldet wird, hat sich das Staats- Ministerium entschlossen, den Landtag erst nach Weihnachten zu- sammentretcn zu lassen. Begründet wird dies damit, daß Ostern im nächsten Jahre erst Mille April fällt und sonach hinreichend Zelt vorhanden ist. den Etat zu beraten und rechtzeitig zu ver- abichieden. Die übrigen Borlagen, die dem Landtage zugehen sollen, seien zudem noch nicht so weit gediehen, daß sie noch vor Weihnachten  vorgelegt werden könnten. Englsncl. Tie Kirche und die hungernden Kinder Dublins  . London  , 23. Oktober.  (Eig. Ber.) Das Eingreifen der Kirche hat dem Kampfe in Dublin   eine neue und für die Solidarität der Arbeiterschaft vielleicht verhängnisvolle Richtung gegeben. An An- griffen seitens katholischer Geistlichen gegen die leitenden Personen der irischen Transportarbeitergewerlschaft, die als Sozialisten denunziert wurden, hat es bisher nicht gefehlt. Aber die Kirche ver- mied es doch, ihre Feindseligkeit gegen die Arbeitsribewegung, die ihren alten Einfluß untergrub, allzusehr zur Schau zu tragen. Nun hat ihr der Versuch einiger englischer Frauen, die hungernden Kleinen der ausgesperrten Arbeiter Dublins   zeitweilig in England unterzubringen, die willkommene Gelegenheit verschafft, sich den schlummernden Fanatismus einer im Elend versunkenen Bevölke- rung nutzbar zu machen. Als gestern die Kinder, wie gewöhnlich, in die Liberty Hall kamen, um gespeist zu werden, erklärten sich gegen 50 bereit, nach England zu gehen. Man führte sie zur Bade- anstalt, wo sie gewaschen und gekleidet werden sollten. Hier stell- ten sich die katholischen Priester ein, die auf die Mütter einredeten, ihre Kinder nicht nach England zu schicken, und ihnen die Gefahren schilderten, die ihren Kleinen in den Wohnungen englischer Atheisten und Sozialisten bevorständen. Die Genossin Montefiore, die die Leitung des Unternehmens in Händen hat, erbot sich, Bürg- schaft dafür zu leisten, daß man den religiösen Glauben der Kinder in jeder Weise schützen werde.. Aber die Pfaffen gingen darauf nicht ein. Sie fuhren fort, das Volk und namentlich die Frauen zu verhetzen, denen man einredete, die Genossin Monteflore und ihre Helferinnen seien Proselytenmacherinncn und Kinderdicbe. Die Mehrheit der Kinder wurde von den Müttern wieder nach Hause genommen, aber eine Anzahl wurde nach der Liberty Hall geführt, wo Genosse Larkin an die sich draußen ansammelnde Menge eine Ansprache hielt, die Verschickung der Kleinen befür- wartete und die Opposition der Geistlichkeit auf deren Wunsch zu- rückführte, die Arbeiterbewegung zugrunde zu richten. Er erwähnte auch, daß verschiedene Geistliche der katholischen Kirche als Aktien- besitzer an dem Sieg der von dem Oberscharfmacher geleiteten Straßenbahngesellschaft interessiert seien. Mittlerweile trafen die Geistlichen Vorkehrungen, um die Kinder, die an dem Tage nach England geschickt werden sollten, aufzuhalten. Eine Partie Priester begab sich nach Kingstown  , der Hafenstadt Dublins  , und hielt dort die neunzehn Knaben auf, die man unter der Obhut einer Frau Raind nach London   zu schicken gedachte. Zuvor hatten Priester auf der Dubliner Station versucht. Mütter und Kinder von ihrem Vorhaben abzubringen. Als alles nichts fruchtete, stiegen sie mit in den Zug ein, wo fie durch ihre Drohungen die Gesamtheit der Krauen und Kinder zum Weinen brachten. In Kingstown   gelang es den Priestern, die Abfahrt der Kinder zu verhindern und die Verhaftung der Frau Raind herbeizuführen. Die englischen Frauen hatten sich über das brutale und an­maßende Auftreten der Pfaffen zu beklagen, die nach allen Dar- stellungen einen großen Teil der Menge auf ihrer Seite hatten. Der Vorwand, unter dem die Priester ihr Vorgehen zu bemänteln versuchen, ist zu kindisch, als daß man ernsthaften Menschen gegen- über darüber ein Wort zu verlieren brauchte. Niemand denkt daran, die irischen Kinder in England von ihrem Glauben ab- spenstig zu machen. Und das Seelenheil wäre sicher in dem gott  - verlassensten Winkel Englands besser gewahrt als in demlieben, dreckigen Dublin  ". Wie es mit der moralischen Atmosphäre in dieser frommen Stadt aussieht, wurden wir gewahr, als wir zu Ansang des Kampfes in der irischen Hauptstadt weilten. Damals versicherte uns ein im öffentlichen Leben Englands sehr bekannter Herr, der auf einige Tage in Dublin   weilte, er sei in einer der Gassen Dublin? von einer elf- bis zwölfjährigen Dirne aufg«» fordert worden, mit ihr nach Hause zu gehen. Dieses kleine Bild charakterisiert sehr deutlich die materielle und moralische Fäulnis der irischen Hauptstadt, in der die Pfaffen so lang Hahn im Kord gewesen sind. Qrina. Sieg der russischen Mougoleiintrige. London  , 24. Oktober. DieTimes" melden aus Peking   vom 23. d. M.: Ter russische Gesandte und der chinesische   Minister des Auswärtigen haben heute die Verhandlungen über die Form der Erklärungen betreffend die Mongolei  , die zwischen beiden Mächten ausgetauscht werden sollen, nahezu abgeschlossen. Die Er- klärungcn werden die Grundsätze des Abkommens von llrga ent- holten und Rußland   die dort vereinbarten Privilegien sichern. Die Souzeränität Chinas   wird anerkannt, und andererseits wird China  die Autonomie der Mongolei   anerkennen und auf Kolonisierung und militärische Okkupation verzichten. Die Feststellung der mongo- lischen Grenzen bleibt einer späteren Konferenz in Kiachta   zwischen Rußland  , China   und den Mongolen vorbehalten. Hetzte TVacbrichtcit. Hochgeborene Revolutionäre. Lissabon  , 24. Oktober. sW. T. B.) Zahlreiche Verhaftungelt von Zivil- und Militärpersoncn werden andauernd an viele» Stellen de» Landes, in dem im übrigen Ruhe herrscht, vorgenommen. Zu Verhasteten gehören auch der General Jaime Costa und d«r Major Mergumhao? auch der frühere Minister Continho soll an der Bewegung teilgenommen haben. Die ZeitungO Mando' be- richtet: Continho habe in der Nacht vom 20. zum 21. Oktober in Uniform in einem Automobil vor der Marinekaserne gewartet, bis sieben von ihm angeworbene Sergeanten ihn in die Marinekaserne hineingelassen hätten. Die Sergeanten sind bereits verhaftet. Continho svll heute früh nach Villa Vicosa abgereist sein. Die Behörden haben nach allen Bahnstationen der Strecke den tele- graphischen Befehl geschickt, Continho zu verhaften. Der mexikanische Bürgerkrieg. New Bork, 24. Oktober.  (W. T. B.) Nach einer Depesche aus Mexiko   haben die Aufständischen Montereh im Staate Nuevo Leon  am Mitttvoch von allen Seiten angegriffen. Dabei kam eS zu einem lebhaften Kampfe. Die Aufftändischen besetzten eine Eisen- bahnwerkstätte, die eine Meile von der Stadt entfernt ist. Sie führten mehrere Kanonen mit sich, aus denen sie ein lebhaftes Feuer auf die Befestigungen der Bundestruppen unterhielten. Ein Dementi. Washington  , 24. Okiober.(W. T. B.) England hat durch sein« hiesige Botschaft dem Staatsdepartement gegenüber die Authenzität eines von der amerikanischen   Presse verbreiteten Interviews mit dem britischen Gesandten Carden in Mexiko   in Abrede gestellt. In dem Interview war zum Ausdruck gebracht worden, daß der britisch« Gesandte nicht mit der amerikanischen   Politik in Mexiko   sym» pathisicre.