Nr. 281. 30. Jahrgang.
Gewerkschaftliches.
Eine chriftliche Legende.
werke
Aus alledem ist ersichtlich, daß die katholischen Arbeiter Die Maschinisten und Heizer der Berliner Elektrizitätsalle Ursache haben, zu prüfen, ob die christlichen Gewerkschaften den materiellen Aufstieg nicht cher hindern als fördern.
Anträge an die Werksleitung. Die Versammlung billigte cinstimmig die Unterbreitung der Schlichting brachte im Anschluß hieran noch eine Reihe von Mißständen aus den Werken vor. Besonders bezüglich der Kessel sollen Zustände herschen, die aller Beschreibung spotten und die es erforderten, daß einmal die Gewerbeinspektion sich dieser Angelegenbeit annähme. Es ist dies um so dringender notwendig, als es sich hierbei um ernste Dinge handelt, indem das Leben und die Gesundheit der betreffenden Arbeiter auf dem Spiele stehen. Scheffel einen beifällig aufgenommenen Vortrag über: Die Zu Beginn der Versammlung hielt der Verbandsvorsitzende Machtentfaltung des Kapitals".
nahmen am Freitag Stellung zu einer Reihe von Anträgen, die der Arbeiterausschuß aller Zentralen und Unterstationen der Direktion Eine der am meisten gebrauchten Behauptungen in der der genannten Werke unterbreiten soll. Schlichting referierte. christlichen Gewerkschaftsagitation ist die, daß dort, wo die Protest des städtischen Frrenpflegepersonals. Es wird unter anderem gefordert: eine Erweiterung des Urlaubs christlichen Gewerkschaften dominieren, die Löhne durchgängig nach dem sechsten Dienstjahre. Zahlung eines Zuschusses von leber Nichtachtung ihrer Arbeiterausschüsse durch den Ma- 1,65 M. pro Tag an alle verheirateten Arbeiter der B. E. W. während höher seien als dort, wo die freien Verbände ihre Kerntruppen gistrat beklagte sich eine am Freitag abgehaltene, vom Gemeinde- der Dauer einer militärischen Dienstzeit. Sonnabends soll der Feierhaben. Ganz besonders wird diese Agitationsphrase vom arbeiterverband einberufene Versammlung der städtischen Jrren abend um 4%, Uhr für alle Arbeiter, die nicht in Wechselschicht, unter christlichen Textilarbeiterverband gebraucht. Herr Schiffer wärter. Der Referent 3 abel führte aus: Am 7. Juni ist dem Fortzahlung des Lohnes eingeführt werden. In der Berechnung des sowohl wie die hunderte kleinen und kleinsten Agitatoren Magistrat ein Antrag eingereicht worden, der um Ginberufung Stundenlohnes ist die dreijährige Skala wieder einzuführen. Ferner tragen alljährlich tausendmal diese Behauptung in den Ver- einer Sigung aller Anstaltsausschüsse ersucht. Gegenstand der Be- wird für einige Abteilungen verlangt, daß die Waschvorrichtungen sammlungen vor, und alle ihre Zeitungen wiederholen sie sprechung sollten einige Forderungen des Personals sein, die sich und die Baderäume vergrößert und die Mannschaftsräume im Winter von Zeit zu Zeit. Aber verlogen wie die christliche Agitation auf anderweite Regelung verschiedener Arbeitsbedingungen ergeheizt werden sollen. ist auch die Behauptung von den hohen Löhnen in den christ- streden. Die Forderungen sind durchaus nicht weitgehend. Unter lichen Domänen. Es soll das bewiesen werden in der Dar- anderem wird auch besseres Essen gefordert. Dieser Punkt allein legung der Lohnverhältnisse der Textilindustrie. Die christ-- jagte der Referent, hätte den Magistrat schon veranlassen müssen, lichen Agitatoren stüßen sich bei ihren Behauptungen auf die unverzüglich die Klagen und Beschwerden des Personals zu hören Ergebnisse der Rechnungsübersichten in den Berufsgenossen- und zu prüfen. Aber es verging Woche um Woche, ohne daß die schaften der Textilindustrie. Nun sind die Löhne nach diesen Antragsteller überhaupt Antwort bekamen. Am 26. Juli erin Angaben allerdings in den verschiedenen Distrikten des nerten die Antragsteller wieder an ihre Eingabe. Darauf beReiches sehr unterschiedlich. Die rheinisch- westfälische Textil- tamen sie am 8. Auguſt die Antwort, über die Einberufung der berufsgenossenschaft verzeichnete im Jahre 1911 einen Ver- beantragten Ausschußßißung werde Bestimmung getroffen werden, Dienst von 927 m. pro Kopf. Damit stand sie an der Spitze sobald die Aeußerungen der Anstalten vorlägen. Also der Maaller Textilberufsgenossenschaften. Nach ihr folgte die nord- gistrat hielt es für notwendig, ehe das Personal sich aussprechen deutsche Textilberufsgenossenschaft mit 863 M., die sächsische konnte, die Anstaltsverwaltungen zu hören. Wieder verging lange mit 791 M., die elsässische mit 778 W., die füddeutsche mit Zeit, ohne daß man von einer Ausschußfizung etwas hörte. Erst Maßregelung bei der Deutschen Bank. 714 M. und die schlesische mit 627 M. jekt, nachdem die Veranstaltung der gegenwärtigen Versammlung Deutschen Bant besuchte Versammlung die Entsendung einer dreiAm 9. Oktober beschloß eine von über 1400 Beamten der In Rheinland- Westfalen dominiert der christliche Tertil bereits bekannt geworden war, also 20 Wochen nach Stellung des gliedrigen Kommission, die der Direktion eine von der Versammlung arbeiterverband; es könnte demnach scheinen, als ob tatsächlich Antrages, ist den Antragstellern der Bescheid zugegangen, daß die einstimmig gefaßte Resolution um Gewährung einer Teuerungszulage in den christlichen Domänen die Löhne durchweg alle übrigen Gigung am 27. d. M. abgehalten werden soll. Der Referent bezw. Gehaltszulage übermitteln sollte. Der Obmann der Komim Reich überragen. Daß das nicht der Fall ist, wird sofort erwähnte noch mehrere andere Fälle, wo die Einberufung von mission, Herr Baron, blieb auf seine Bitte um Bestimmung klar, wenn man die Löhne der rheinisch- westfälischen Tertil Ausschußsibungen einzelner Anstalten ebenso weit hinausgezogen eines Termins zur Erledigung des ihm gewordenen Auftrages durch berufsgenossenschaft getrennt nach Sektionen betrachtet. Da- worden ist. Auf eine Beschwerde des Personals der Anstalt Dall- die Direktion acht Tage lang ohne jede Antwort. Am Vormittag nach betragen pro Kopf die Löhne in der rheinisch- westfäli- dorf, die sich gegen schlechte Behandlung durch den Obermaschinen- des 17. Oftober bat er die Direktion in einem zweiten Schreiben schen Tertilindustrie: in Seftion Barmen 1101,10 M., Elber- meister richtete, sei eine Antwort erteilt worden, worin gesagt mission. Am Nachmittage des gleichen Tages empfing er ſeine nochmals um Festsetzung eines Termins zum Empfang der Komfeld 1010,50 m., M.- Gladbach 897,20 M., Düsseldorf 884,30 M., werde, die Leute, welche ihre Pflicht erfüllen, nüchtern sind und se findigung! Einige Tage später wurde die Kommission nun Lennep 864,40 M., Aachen 860,90 M., Münster 830,60 m. sich nichts zuschulden kommen lassen, beklagen jich nicht über den doch empfangen. Die Förderungen der Beamten wurden abgelehnt. Hier zeigt sich, daß die beiden Hochburgen der Zentrums- Obermaschinenmeister. Damit feien also die Beschwerdeführer Die Annahme der Resolution verweigerte die Direktion mit dem gewerkschaften, Aachen und das Münsterland, weit hinter den als Trunkenbolde und Pflichtvergessene bezeichnet. Gegen eine Bemerken, sie sei es nicht gewohnt, mit ihren Beamten schriftlich zu von den freien Gewerkschaften beherrschten Barmen, Elber- derartige Erledigung berechtigter Beschwerden, sowie gegen die verkehren. Nachdem Herr Baron am 28. Oftober nochmals in der feld, Düsseldorf usw. stehen; sie rangieren an lekter Stelle. Nichtachtung der Arbeiterausschüsse müsse entschieden protestiert Angelegenheit vorstellig geworden war, erhielt er die schriftliche Die Löhne in Aachen und Münster , diese beiden christlichen werden. Es sei zu bedauern, daß der als Arbeitervertreter ge- Die Verliner Bankbeamten sind über das Vorgehen der Deutschen Aufforderung, unverzüglich die Bank zu verlassen. Domänen, stehen aber auch nur wenig über den Löhnen in wählte Stadtverordnete. welcher der zuständigen Verwaltungs- Bant umsomehr entrüstet, als auch andere Banken Tenerungszulagen Sachsen. Wenn die Möglichkeit vorhanden wäre, die schlecht- deputation angehört, nicht gegen eine solche Verlegung der Ar abgelehnt haben und dabei den Abordnungen der Beamten zum Teil entlohnte sächsische Oberlausitz von dem übrigen Sachsen zu beiterinteressen eintrete. Der betreffende Stadtverordnete sei zu in ungeaiemender Weise entgegengetreten find. In einer großen trennen, würde dieser Vorsprung sofort verschwinden. der heutigen Versammlung eingeladen aber nicht erschienen. Stundgebung wollen die Berliner Bantbeamten zu diesen Vorgängen In der Diskussion brachte ein Redner lebhafte Klagen vor Stellung nehmen. über schlechtes Essen in der Anstalt Herzberge. Auch ein Redner aus der Anstalt Wuhlgarten flagte über ähnliche Mißstände.Bierpalast, Müllerstraße 143a, Herr G. Janile, lehnt es ab, Achtung, Gastwirtsgehilfen! Der Inhaber vom NordpartDie Versammlung endete mit der einstimmigen Annahme der nachstehenden Resolution: mit der Organisation tarifliche Vereinbarungen zu treffen. Vor allem will er fein Personal der„ Billigkeit halber" vom gewerbsmäßigen Stellenvermittler beziehen. Die dort beschäftigten Verbandsmitglieder haben die Arbeit niedergelegt. Der Betrieb ist für organisierte Gehilfen gesperrt.
Bei Betrachtung der Arbeiterlöhne in den verschiedenen Distrikten ist jedoch die geschichtliche Entwickelung derfelben mit zu berücksichtigen. Die linkerheinische Entwickelung der Textilindustrie wurde außerordentlich befruchtet durch die Einberleibung in die französische Republik im legten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Die Nachfrage nach Arbeitern daselbst und damit der Lohn stieg. Umgekehrt wurde die Entwickelung des übrigen Deutschlands gehemmt durch die Aufrichtung hoher Zollmauern um Frankreich und zum Teil durch die Kontinentalsperre.
Noch besser wird der Rückstand der christlichen Domänen gekennzeichnet, wenn man die prozentuale Steigerung der Löhne ins Auge faßt. Prozentual sind die Löhne nach den Ergebnissen der Textilberufsgenossenschaften gestiegen seit dem Jahre 1888 in:
Sachfen.
Norddeutschland Schlesien
von 515 M. auf 791.= 53 Proz.
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546 M. 863 M.58 Proz. 415 M. 627 M. 50 Proz. 927 M.
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Rheinland- Westfalen 648. 43 Proz. Im Elsaß und in Süddeutschland stiegen die Löhne nur um 32 resp. 29 Proz. Das Rheinland steht also in der Steigerung zurüd hinter Sachsen und Norddeutschland.
Kleines feuilleton.
Die zahlreich verjammelten Angestellten und Arbeiter der städtischen Frrenanstalten erklären sich mit den Ausführungen des Referenten in allen Punkten einverstanden. Die Berjammelten erheben energisch dagegen Protest, daß dem Antrage der Arbeiterausschüsse auf Einberufung einer gemeinsamen Sizung, trok erfolgter Erinnerung, von der Deputation erst nach 20 Wochen Rechnung getragen wurde. Durch diese Verschleppungstattik werden die vom Personal gestellten wichtigen Anträge auf Abstellung bestehender Mißstände oder Aenderungen im Arbeitsverhältnis usw. gegenstandslos und der Wert des Arbeiterausschusses sinkt in ein Nichts zusammen.
Die Versammelten ersuchen den Magistrat, der Deputation für die städtische Irrenpflege dahin Anweisung zu geben, daß in Zukunft die beantragten Sigungen in einer angemessenen Frist, d. H. innerhalb 14 Tagen nach erfolgtem Antrage, stattfinden müssen.
Die Ortsverwaltung Berlin des Verbandes der Gemeinde und Staatsarbeiter wird beauftragt, diese Resolution dem Magistrat unverzüglich zu übermitteln.
Ug.- Form., einig. Tauf. n. tlw. Ausst., w. weg. Ableb. sein. Elt., m. fath., häusl. erzog. geb. verm. Verlegers- ob. Rebaft.- Tochter entspr. Alters v. ang. Aeuß. 11. Herz.- Güte, zv. also. Heirat bet. z. werd., wo gleichz. Geleg. 3. Beteil. od. Eintr. in besteh., entspr., gut fit. Untern. gebot. wird. Ernstgem. Fr.- Antr. m. Ang. des Alters, näh. Verh. 11. Bild. L. 660 an die Erpedition d. Bl.
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Gorkis Lebensglaube. In der russischen schönen Literatur herrscht zurzeit eine gedrückte, pessimistische Stimmung vor. Die siegreiche Gegenrevolution laftet auf den Gemütern, die nicht start genug sind, Man kann es ja allenfalls verstehen, daß diesem erstklassigen" über das momentane Elend hinauszuschauen und zu glauben. Das Redakteur mit Charakter und Gemüt das angenehme Aeußere" und trat recht in die Erscheinung bei einer Umfrage über die in gewissen die Herzensgüte" feiner fünftigen Gattin wichtiger sind, als die Streifen graffierende Selbstmordepidemie. Im Gegensatz zu anderen politische Richtung der Zeitung. in die er einheiraten" möchte; Schriftstellern hat sich aber Gorki zum Leben, zum glühenden aber es gibt Leute, die der Ansicht sind, eine Zeitung hätte noch Glauben an die Menschheit und ihre Zukunft bekannt. Er hat u. a. auf die Umfrage geantivortet:
andere Aufgaben als die, ihren Redakteuren zu passenden Gattinnen zu verhelfen. Freilich, in bürgerlichen Kreisen schwindet diese altmodische Auffassung mehr und mehr. Da wird auch das Zeitungsmachen ja mehr und mehr das, was für so viele schon die Heirat ist ein Geschäft.
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Verband der Gastwirtsgehilfen. Ortsverwaltung I.
Deutfches Reich.
Auf Auraten des Herrn Pfarrers. Die Pfarrer, die katholischen nämlich, nugen ihr Amt nie zu politischen Zweden aus. Wer das Gegenteil behauptet, ist natürlich ein Verleumder. Bei noch stärkerer fittlicher Empörung heißt es gar, er sei ein sozialdemokratifcher Gewerkschafter. Damit ist für manche Leute die tiefste Sprosse der Schlechtigkeit erreicht. Alfo es gibt leine ihr religiöses Amt für politische Zwecke einfegende Pfarrer. Selbstverständlich sind auch die christlichen Gewerkschaften nicht von den Geistlichen abhängig. Sie entscheiden frei, unbeeinflußt, selb= ständig. Aber gewiß! Nur erweist man sich gegenseitig Liebesdienste", wobei der Pfarrer den Ton angibt. Nach dieser Richtung hat der Brauereiarbeiterverband interessante Erfahrungen lieferten Stoffe hinzu erfindet, vertieft den Eindruck nicht, kommt über dekorativ- theatermäßigen Aufpuz kaum hinaus. Man sicht ja wohl die Absicht, im Einfachen und Elementarischen der Legendenart zu bleiben. Aber diese Einfachheit, die Maeterlind in seiner„ Schwester Beatrice" so natürlich zu Gesicht steht, schlägt hier in Armut, in die Primitivitäten des Opernstiles um. Die Leute sprechen nicht miteinander, sie tragen sich in Prosa Arien vor. Mertwürdig ist auch, daß gar nicht einmal der Versuch gemacht wird, durch irgendeinen Wesenszug den Charakter des Ver= lorenen unserer Sympathie zu nähern. Der wilde Eigensinn und Troh, auf den der Dichter ihn gestellt hat, stoßen, wenn nichts dahinter steht, notwendig ab. Noch mehr, er steigert den Trotz zu einem solchen Grad sinnlöser Prahlerei, daß die Gestalt dadurch auch allen Schein, der Lebenswahrheit und alles psychologische Intereffe einbüßt. Wenn dieser Knabe vom Vater das Erbteil begehrt, um sich in Jerusalem lustige Tage zu machen, dann tut er es mit einer Frechheit, die in außerlegendären Verhältnissen die Erfüllung des Wunsches von pornherein unmöglich machen würde. Brutal stößt er die Mutter, die auf den Knien bittet, sie nicht zu verlassen, fort. Der Water stürzt sich auf ihn, will den Ungeratenen erwürgen. Der stärkeren Straft des Sohnes gelingt es, ihn abauschütteln. Und siehe da nach ein paar Augenblicken erscheint, boin Bater, dem sparsamen und arbeitsamen Gutsherrn gesandt, ein Bote, der da3 Geld dem Jüngling präsentiert.
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Die Ansichten Andrejews und Arzybaschews über den Selbstmord machen einen deprimierenden Eindruc. Ich bin überzeugt, daß ich im Leben mehr Schmutz, Lüge und Abscheulichkeiten jah, als Arshbaschem und Andrejew zusammengenommen. Das ist feine Prahlerei, sondern ich weiß sicher, daß der Kreis meiner Beobachtungen viel Strumpfaffen. Bon all den Narrheiten, die der Schligrock auf größer ist, als der der Herren Pessimisten; dazu habe ich gar keinen dem Gewissen hat, ist der Strumpfaffe zweifellos die tollste. Amerita, Grund, mich als weniger gebildet als Andrejem und Arzybaschen zu be- das Wunderland, hat ihn geboren. Aber selbst in den Straßen trachten. Auch weiß ich ganz gut, daß ich unbedingt sterben werde, New- Yorks , in denen die Narretei das ganze Jahr hindurch zu Hause sobald ich meine Lebensfräfte verausgabt haben werde. Aber ich ist, riß man Nase und Mund auf, als einige Modeschönen jüngst auf bin fest überzeugt, daß die Welt nach meinem Tode interessanter, der fashionablen Broad Street ihre Strumpfaffen zur Schau führten, schöner und reicher an Vernunft und Schaffenstraft werden wird, die munter und feck durch den Rockschlis herborlugten. Natürlich Der zweite Aft des jungen Mannes Erlebnisse in der als sie es zu meinen Lebzeiten war. Mir ist es nicht bekannt, ob waren es teine leibhaftigen Aeffchen, etiva von der Zucht der Taschens der Tod wirklich unabwendbar sei, den schöpferischen Kräften der äffchen, die da mit verwegener Recheit die Beine einer holden Vernunft und des Willens find meiner Ansicht nach feine Grenzen Schönen emportrabbelten, sondern diese Reffchen waren nur fünfiliche, gesetzt. Ich kann nicht zugeben, daß in der Welt etwas unerkenn- in das spinnwebfeine Geäder der Strümpfe eingewebte Affenbilder. bares vorhanden wäre; ich kann bloß jagen, daß ettvas Die Strümpfe waren schwarz, der Affe braun, fein Kopf weiß, fein durch die Vernunft Unerkennbares vorhanden sei. Für mich gibt es Schwanz rot, kurz, das Aeffchen bot im Verein mit seiner Umgebung nur eine einzige unverrückbare Wahrheit. Die Menschheit ist ein prächtiges Farbenpotpourri. Diese Mode der Strumpfaffen ist eine unerschöpfliche Quelle des Schaffens. Und nur ein Auswuchs der bis ins Extrem geführten Mode der einwenn sie im Vollbesize der Erfahrungen der Vergangenheit und der gewebten Tierbilder in Strümpfe. Wenn die smarten Töchter der Gegenwart aller Früchte ihrer geistigen Arbeit in der Welt gleich Neuen Welt auf diesem tollen Wege fortschreiten, wird man wohl mäßig verteilen und Bedingungen für die freie und allseitige Ent- möglich die schlanken unter ihnen mit Giraffen an den Beinen herwidelung der Persönlichkeit schaffen wird, wird sie ungeahnte Freuden umlaufen sehen, während die Dicken eingewebte Nilpferde in ihren empfinden und unseren Planeten mit noch nicht dagewesener Schön- Strümpfen tragen. heit bedecken. Das Leben wird niemals stehen bleiben und nicht ewig ist die Ermüdung, die sich unserer bemächtigt hat. Man will daher trachten, daß die jungen Kräfte nicht vorzeitig ermüden. Hütet die Jugend, wenn ihr gesunde Menschen haben wollt, stüzet euch auf die Demokratie, wenn ihr fest auf den Füßen stehen wollt."
Bürgerlicher Journalismus. In Nummer 42 des Berlags" vom 17. Oftober findet sich folgendes Inserat: Heirat!
Beitungs
Akad. geb. Redakteur( jur.), tücht. Journ., erstklassige Kraft, in allen Gebieten des Zeitungswesens durchaus bei., auch Telephonsten. u. Maschinenschr., bisher an größ. u. mitt!. Blättern Süd- u. Mitteld., 2 Jahre in Tel. Korr.- Bur. in Berlin u. Frtf. a. M. tätig, fol., energ. Char., gemütb., Südd., Mitte Dreißig, fath., statt. Ersch., a. gut. Familie, m. tadell. Bergangenh, best.
Theater.
sündigen Hauptstadt ist ganz Schablone, so sehr, daß er bei einer Uebertragung auf den Film nichts zu verlieren hätte. Kupplerin und Tänzerin, Freunde, die an des Sohnes Tafel sechen, Ebbe in der Kaffe, Bumpweigerung, au guter Rekt Versuch, das Glück durch falsches Wechselspiel zu forrigieren, Enidedung und Hinauswurf, nachdem die kuppelnde Vermieterin ihm auch noch Rock und Schuhe ausgezogen. Eine programmäßig- summarische Abwickelung von erstaunlicher Simplizität. Auch bei dem Schlußbild kam ich über die Empfindung des Ueberflüssigen nicht hinweg. Die lange Szene mit dem selbst. gerechten Bruder, der den frank Heimkehrenden, che die Eltern ihn geschen, vom Hofe scheuchen möchte, und dann im Stall versiert, wirkt, wie das andere Drum und Dran, als bloßer Aufschub des bekannten Ausganges. Der Sieche, hungernd neben den Schweinen hingesunken, wird auf den Hof getragen. Jammernd wirft sich Kammerspiele :„ Der verlorene Sohn". Ein die Mutter auf den entstellten Körper, den Vater, der mit verLegendenspiel von Wilhelm Schmidtbonn . Man wurde hülltem Angesicht daneben steht, um Barmherzigkeit anflehend. die peinliche Frage nach dem Warum des Schmidtbonnschen Da bringt die Stunde, daß der Sohn ehrlosen Spielbetrugs fich Legendenspiels nicht los. Wenn ein Dramatiker nach alten be- schuldig machte, einen Umschwung. Die Vaterliebe soll unerschöpffannten Stoffen greift, so versteht man das, wenn er in diesem licher als selbst die Mutterliebe sein! Denn die Mutter kehrt sich Rahmen ein wertvoll Neues im Ausdruck des Empfindens, in ge- iept plötzlich vom Verlorenen ab. Der Vater aber tritt zum Sohn, staltender Charakteristik und Beleuchtung seelischer Zusammenzieht ihn an seine Brust, bereit, der ganzen Welt zu frozen. Scin hänge geben zu können hofft. Er mag im übrigen die Umriß- starter Wille reißt die anderen, Mutter und Gesinde, mit und linien der Fabel beibehalten oder ändern. Solch eine Dichtung| triumphierend klingt's im Wechselgesang:„ Er ist heimgekehrt." war Schmidtbonne Graf von Gleichen". Bei dem„ Verlorenen Nach dem Fallen des Vorhanges setzte starfer Applans cin, Sohn" hingegen läßt sich von einem inneren Verhältnis zur eine Ehrung, die wohl mehr dem Gesamtschaffen des Dichters, als biblischen Erzählung, einem Drange eigener schöpferischer Tätig- diesem feinem letzten Werte galt. Die von Reinhardt inszenierte keit kaum ein Hauch verspüren. Was Schmidtbonn zum über- Aufführung fiel zeitweilig in einen überlauten, lärmenden Ton,