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Oder, noch einfacher: Du gehst zu Fuß. Schiedst dich im Gedränge die Friedrich- siraße entlang. Die mit dir in einer Richtung gehen, sind deine Vereinsbrüder dezw.-schwestern.(Vielleicht paßt dir das nicht, aber: Ijelf er sich!) Oder: Du gehst in eine Rotunde. So seid ihr ein Verein. Oder: T>u legst dich in einer einsamen Kammer zu Bett. Ganz solo. So bist du d o ch ein Vereinsmitglied. Denn auch hier ist ein ge- wiffes festes Band zu erkennen, das die Gruppe der Schlafenden umspannt.... Ergo: Fahre, sitze, gehe oder stehe. Du kannst deinen Vcreinsmit- gliedschaften nicht entrinnen. Selbst im Tode bist du noch Klub- genösse. Vom Vereine jener, die fertig sind mit dieser buckligen Welt.... Ist dir die Sache nun klar, lieber Mitmensch? Nicht? Du hältst fest an Vorstand, Satzungen usw.? Das sind keine Kriterien eines Vereins. Ganz im Gegenteil. DieFreie Volksbühne" z. B. hatte alles das. Und hat jähre- lang prozessiert um Anerkennung ihres Vereinscharakters. Sie wollte ohne Zensur spielen. Siehst«, lieber Freund, da kam ein Gericht und noch ein paar und sagten: Vorstand? Satzungen? Beiträge? Geschlossene Auf- führungen? Wenn schon. Aber ein Verein? Nein. Ohne Zensur spielen? Keine Spur! Also: Wenn zehn, hundert, tausend oder hunderttausend Leute ein bestimmtes Blatt lesen, so sind sie ein Verein. Aber ein Verein mit zwanzig- oder dreißigtausend Mit- Gliedern, der Statuten, Vorstand usw. hat, oas ist kein Verein. Was murmelst du in deinen Bart? Gesunder Menschenverstand und so? Ja, mein Lieber, mit dem �gesunden Menschenverstand hat dies alles nichts zu tun. Das Leben will juristisch genossen werden! Vom Jahrmarkt äes Lebens. laicht Roß, nicht Reifigc..... Der Sage nach soll bei einem Fürstenstreite Eberhard mit dem Barte, Graf von Württemberg, sich als den reichsten aller Fürsten   gepriesen haben, weil er sein müdes Haupt jedem Unter- tauen getrost in den Schoß legen könne. Doch das ist lange her. Und wie alles in der Welt, ist auch die Liebe zum Fürstengeschlecht dem Wechsel der Zeit unterlegen. Heutzutage denken die Fürsten materieller. Sie glauben offenbar, daß Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit ist und darum rühmt sich auch heute keiner mehr, daß er getrost sein Haupt im Schöße jedes Staatsbürgers bergen könne. Recht sinnenfällig trat das in die Erscheinung bei der Denk- malseinweihung in Leipzig  . Außer der gesamten Po l i z e i, verstärkt durch Bureaubeamte des Rates der Stadt Leipzig   und den irgendwie verfügbaren Gendarmeriebeamten, war noch Militär aus Leipzig  , Halle, Altenburg  , Chemnitz   und Riesa   in Stärke von 3000 bis 4000 Mann aufgeboten, um die anwesenden Fürstlichkeiten vor allzu temperamentvollen Ausbrüchen der Ver- ehrung des Volkes zu schützen. Insgesamt etwa 6000 in Waffen starrende Männer gaben der Erinnerungsfeier an die Befreiungskriege da? würdige Relief. Kein Wunder, daß Prinz K y r i I l nach der Rückkehr ins heilige Rußland   sagte:Majestät, tröstet Euch, da drüben ists noch ärger, wie bei unS im Lande!" Lörick im Ramsch. Herr Paul Liman  . die nationalliberale Leuchte aus Leipzig  , einstmals unter dem Pseudo Aorick hervorragender Mitarbeiter deS Oertelfchen Organs für die geistig Schwerfälligen, wird jetzt in einem Berliner   Warenhause im Ramsch ausverkauft. In feiner Sünden Maienblüte, bevor er noch als strammer Agrarier Aorick auch gegen die Regierung frondierte, war er, wie jetzt wieder, ein begeisterter Hohenzollernverehrer und machte als solcher in Hofhistoriographie. Zwei umfangreiche Wälzer ent- flössen seiner patriotischen Feder. Das eine betitelt: Hohen- zollern. Ein Bild der Enttvickelung des ruhmreichen Ge- schlechts; das andere: Der Kaiser. Ein Charakterbild Wil- Helms II. Sein Verleger, offenbar ein etwas weltfremder Gc- schäftsmann, glaubte bei einem Preise von je fünf Mark mit den patriotischen Büchern sein Geschäftchen zu machen. Doch die schönsten Legenden bleiben manchmal Ladenhüter. Jahre ver- gingen und Limans Geistesblitze lagerten im Geschäftskeller; sie blieben wertlose Makulatur. Um wenigstens etwas herauszu- schlagen, werden sie jetzt zum Preise von 25 Pf. pro Stück verramscht, d. h. immer noch über dem Wert. Das ist das Los des Schönen auf der Erde! Man kann im Zweifel sein, ob der Grund der mangelnden Kauflust beim Ver- fasser oder bei der Materie liegt. Vielleicht auch bei beiden! Gut fjeil! Die politische Verlumpung unseres Bürgertums trägt die Schuld, daß jede freiheitliche Regung in Preußen-Deutschland   er- stickt wird, daß Polizei und Bureaukratie wie ein Alp auf dem Volke lasten. In allen Gliedern unseres Bürgertums tritt die politische Verlotterung klar zutage. Nicht am wenigsten bei den deutschen   Turnern. Als vor- 50 Jahren die Turner aus allen Gauen Deutschlands   in Leipzig   zusammenströmten, um mit dem Bundesfeste gleichzeitig auch die Erinnerung an die Freiheits  - kriege festlich zu begehen, ertönten begeisterte freiheitliche Reden. Der Leipziger   Professor Roßmäßler   konnte unter dem Jubel der Versammelten in einer Rede erklären:Dieses Fest muß einen Gedanken haben, anders taugt es nichts. Der Gedanke unseres Festes ist aber der:Wir brauchen angesichts unserer Turnerci keine st ch enden Heere meh r." In derselben Versammlung wurde es abgelehnt, den Herzog von Koburg  zum Protektor der deutschen   Turnvereine zu erwählen. Die Turnerei bedürfe keines Protektors, ertönte es stolz. Damals wurde den Berliner   Turnern feierlich ein Efeukranz überreicht, dessen Widmung lautete:Ihr beuget Euch nicht fürstlichem Eigenwillen, sondern er- kämpftet unerschrocken der Freiheit eine Gasse!" Und heute? Heute gehören die deutschen   Turner korporativ dem Jungdeutschlandbunde an und marschieren stolz in den Fest- zögen, die der preußische Leutnant kommandiert! Heute ver- richten deutsche Turner freiwillig P o l i z e i d i e n st e, wie das bei der Jahrhundertfeier in Leipzig   geschah, wo 650 Turner der Polizei und Gendarmerie als Hilfstruppen zur Verfügung standen. ver Scherbenleutnant. Drüben in England haben sie den Offizieren das Monokel verboten. Da sei es kein Wunder, wenn eine solche Armee gegen die Buren unterliegen mußte? Im Gegenteil, Lord Kitchener  , der Monokelfeind, behauptet, gerade durch das Tragen der Scherbe im Dienst seien Fehler vorgekommen.... Aber das ist ihre Sache. Wie ist's bei üns? Das ist sehr lustig: ein rundes Glas ist hierzulande durchaus kein rundes Glas, sondern ein Adelsattrtbut. Das Bürgerauge hat sich so daran gewöhnt, im Träger des Monokels einen Menschen erster Klasse zu sehen, daß der Kommis den umgekehrten Schluß macht, sich ein Uhrglas kauft und abends beim Tanzen den Baron markiert. Alles mit einem Auge. Mit einem Glasauge, sozusagen. Die englischen Offiziere haben das Monokel getragen. Aber noch nie wird man einen englischen Diplomaten, einen englischen adligen Zivilisten, einen englischen hohen Beamten so gesehen haben, mit dem eingeklemmten Glas. Warum nicht? Weil niemand drüben den Offizieren nacheifert, die man nicht be- wundert, sondern höchstens für nützliche Glieder der menschlichen Gesellschaft hält, so wie die Lampenputzer, Weichensteller, Philo- logen und so weiter. Hier ist's anders. Bei uns blickt der gemeine Mann ehrfürchtig, heute schon nicht mehr mit dem geradezu religiösen Gefühl wie früher zu dem Kriegsmann auf, der ihn durchs Glas anblitzt. Und weil es dem Bürger immer aus dem ungeübten Aug« fiel, hielt er das gespaltene Pincenez für gött- liche Fügung, verlor die Balance und hielt den Monokelmann in und Greise den Kleinen die Arme entgegen. Hier war das Wort Wahrheit geworden und hatte Leben gewonnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen! Sepp Oerter  . Mürmer. Von Eduard KaboS. Terentius, der Zöllner, war alt geworden und zog hinaus in die Wildnis. Die Menschen interessierten ihn nicht mehr, er bereitete sich darauf vor, daß ihn die Götter zu sich nehmen, und wollte deshalb zum Abschied mit den Wolken. Bäumen und Erdschollen reden. Einmal lag er rücklings in der Wildnis und spähte durch das Laub nach den Augen der Götter. Er sah die vielen blauen Flecke deS Himmels, alle lächelten gleich, doch die Augen der Götter ver- mochte er in keinem zu erkennen. Mit seinem gelblichen, ver- schimmelten Haar, seinem verdorrten, fahlen Gesicht, seinen gras- farbenen, zerlumpten Kleidern sah Terentius in dem dürren Laub so aus, als wäre er selbst dürres Laub. Ein arglos daherkommendes Reh wäre ganz einfach über seinen Leib spaziert und hätte nicht einmal bemerkt, daß dort ein Mensch liegt. Langsam vergaß auch Terentius, daß er ein lebender Mensch sei; er verschmolz ganz mit der Wildnis, schlief ein. Beim Erwachen spürte er, daß sich etwas auf ihm bewege. Eine Hirschkäferfamilie hatte sich aus ihm niedergelassen, irgendwo in der Gegend der Brust. Das Weibchen mochte den alten Terentius wirklich für dürreS Laub gehalten haben, flog auf ihn hinab und lockte die ganze Familie nach. Und dort balgte, wälzte, liebkoste sich nun die ganze Hirschkäferfamilie. Der alte Hirschkäfer spielte mit seinen Jungen, nahm das eine auf sein Ge- weih und stieß es fortwährend in die Höhe. Es ist klar: er wollte das Junge fliegen lehren. Aber der Kleine hatte eine schlechte Auffassung; er breitete wohl seine harten Flügel aus, fiel jedoch immer wieder auf die Erde zuück, will sagen, auf die Brust des TerentiuS. Dieser aber dachte bei sich, er habe kein Recht, das schön« Familienleben zu stören. Deshalb blieb er liegen und lag regungslos, bis sich das Hirschkäferjunge doch das Fliegen an- geeignet hatte. Als es schon in der Luft kreiste und die ganze Hirschkäferfamilie mit lautem Brummen nachgefolgt tvar, regte sich Terentius. Er streckte sich in dem dürren Laub, denn seine Glieder waren von dem regungslosen Liegen steif geworden. Da sprach ihn von der Höhe eine? Baumes ein Hirschkäfer an, und seltsamerweise verstand er seine Worte: Du bist ein Mensch, nicht Erde?" Ich werde zu Erde, weil ich ein Mensch bin," antwortete Terentius  . Und Du hast Dich nicht einmal gerührt, während sich meine Geschwister auf Dir herumtrieben?" Terentius lächelte still: Nun, es wäre auch mir nicht lieb, wenn sich die Erde be- wegte, während ich auf ihr wohne. Ich bin verpflichtet, mit eben. solcher Geduld die kleineren Käfer zu tragen, mit der mich die Erde trägt." Der Hirschkäfer sprach vom Baum: Mich dünkt. Du bist nicht zum Menschen geschaffen. Ich will, daß Du uns Käfer noch mehr liebst. Von nun ab wirst Du die Sprache der Käser verstehen, der Vögel, die in der Luft flattern, des Wildes, das sich in der Wildnis tummelt, der Würmer, die unter der Erde kriechen.. Damit flog der Hirschkäfer davon. Terentius ging gegen Mittag in die Stadt, und da wurde ihm ein wenig wunderlich zumute, denn er hatte das Gefühl, als summten ihm die Ohren, aber viel stärker denn jemals früher. ES hatte sich bloß zugetragen, daß in der Stadt der Kaiser gestorben war; Wehklagende gingen in den Gassen umher, und in der Lust flogen, kreisten scharenweise die Krähen. Zwei tummelten sich über dem Kopf des Terentius. und er hörte, wie sie einander aufmunterten: Sie bringen ein Aas... Sie bringen ein Aas.. In der Stadt begegnet« er dem Trauerzug. Das ganze Land war auf den Beinen, und die Soldaten blendeten mit ihren glitzern» den Lanzen die alten Augen des Terentius. Wie viele Menschen! Wie viele Soldaten! Wie viele Lanzen! Welcher Prunk! Aber natürlich: der Kaiser wird zu Grabe getragen. Die beiden Krähen in der Luft riefen sich auch jetzt noch froh- lockend zu: Sie bringen ein Aas... Sie bringen ein Aas..." Ihr seid aber doch respektlose Krähen!" sprach Terentius kopfschüttelnd und schloß sich unwillkürlich dem Trauerzuge an. Wo alles ergriffen war, konnten auch seine Augen nicht trocken bleiben. Denn Terentius war ja nicht weise, nur gut, sehr gut. Er beweinte den toten Kaiser. Und sing die Bemerkungen der Menge auf, wie gut dieser Kaiser gewesen: er ließ das Volk nicht geißeln, aus niemandes Rücken Riemen schneiden, ließ sich sogar manchmal mit Bettlern in ein Gespräch ein und ebenso mit dem Mund wie Mucius  , der Schuster. Terentius war ganz gerührt und rief zwei-, dreimal tadelnd in die Luft hinauf, wo die respektlosen Krähen auch jetzt noch Ehren, die er nötig hatte. Er der Monokelmamk, und er der Bürger. Das Monokel den preußischen Offizieren verbieten, das wäre gerade so, als wolle man der Polizei die Schikanen, den Deutschen   die Strafmandate, der katholischen Kirche   die Ohren- beichte nehmen. Gotteslästerung! Umsturz! Revolution! Rlenn der Kaifcr jagt I Wie alljährlich fand Anfang Oktober in der wildreichen Schorf. Heide große Hofjagd statt. Wilhelm, ein großer Jäger vor dem Herrn, ist besonders gnädig gestimmt, wenn es ihm gelingt, einen schönen Vicrundzwanzigender zur Strecke zu bringen. Das weiß jeder Forstbeamte. Und es ist daher kein Wunder, daß das Wild wohl gehütet lvird. Diesmal arbeiteten zur Zeit der Jagd elf Steinsetzer, Rammer und Hilfsarbeiter an einem Straßenbau im Forstrevier. Als die Jagdzeit sich näherte, wurde den Arbeitern bedeutet, daß sie aussetzen müßten, die Hirsche würden durch den Klingklang der Pflasterhämmcr und der Rammen g e st ö r t und seinen nicht zusammenzubringen, wenn die hohen Jagdgenossen erscheinen. Da für den Arbeiter in Deutschland   bekanntlich auf da? beste gesorgt ist, war es den elf Arbeitern eine Kleinigkeit, in der Zeit der Hosjagd zehn Tage lang ohne irgendwelche Entschädigung auszusetzen. Wir glauben daher auch nicht, daß das Wort von der schwersten Strafe, die den treffen soll. der einen anderen an freiwilliger Arbeit hindert, hier in die Tat umgesetzt wird. Kurc. Wenn der sanfte Bürger mit der Näse In die Spalten seines Leibblatts kimmt, Stößt er neuerdings auf manchen Käse, Der sich etwas stänkerig benimmt. Erstlich: Manuel man rümpft den Zinken, Und Prinzeßlein man verzieht das Maul. Dieser Ehekäse scheint zu riechen. Er läuft auseinander faul, schon saull Zweitens: Eine prima Kruppsche Marke. Etwas brandig bloß, vaschtehste woll l Ach herrje, man hat von diesem Ouarke Noch vom Sommer her die Neese voll. Als bemerkenswerte dritte Sorte Kommt ein Stück IromaZe äs Breslau   jetzt. Eine feine Nummer(haste Worte!) Und von kleinen Mädchen stark durchsetzt. Dies ist nischt für'ne honette Näse? Warum bohrt ihr denn den Riechestist In den eingangs präsentterten Käse, Wenn er euch so unterkütig müfft l Uno. Spiel und Sport. Schufte, Nägel- und Scherbenstreuer. Neben den treu-deutschenunpolitischen" Turnern fühlten sich auch die bürgerlichen Radfahrerverei:?e aus einigen schlesischen und sächsischen Gauen berufen, Wilhelm II.  aus Anlaß des Jahrhundertfeier-Rummels in Leipzig   ihre patriotische Gesinnung durch Ueberreichung einer Urkunde untertänigst ergebenst zu versichern. Diese Urkunde wurde durch Stafettenfahrer von Breslau   aus an Ort und Stelle befördert. Ueber diese Fahrt bringt nunD i e R a d w e l t", das offizielle Organ des Deutschen Radfahrerbundes, in deni leider immer noch sehr viele gewerkschaftlich und politisch organisierte Arbeiter zu finden sind, einen Bericht, der am Schluß folgende a u s g e s u ch t e G e- m einheilen gegen diejenigen Bevölkerungsschichten ent- hält, die von dem politischen Klimbim nichts wissen wollten. kreisten und einander aufmunterten, weil dl« Leute ein Aas brachten Er ging mit dem Volk und geleitete den Kaiser auf seinen letzten Weg, zum Friedhof. Ein alter Soldat sprach ihn, obzwar sie einander nicht kannten, an: Weiht Du, Mitbürger, daß er auch sein Roß mit sich bc- graben läßt?" Glücklich, gerührt schüttelte der alte Soldat den Kopf: Was für ein Kaiser das ivarl Was für ein Kaiser!" Terentius verstand dies zwar nicht ganz, doch auch er erklärte schon seinem Nachbar, was für ein Kaiser da» war, was für ein Kaiser der Verstorbene war! Sein Roß läßt er auch mit sich be- graben! Und beim Eintreffen auf dem Friedhof hatten schon alle Ver- sammelten die Gründe ihrer Ergriffenheit gegenseitig ausgetauscht. Der eine war dicsetwegen, der andere jenetwegen gerührt; aber die ganze Menge war gerührt. Und nie würde die Welt glauben, aus wie mannigfaltigen Gründen man einen Kaiser beweint, wenn er stirbt. Dann begruben sie den Kaiser und neben ihn sein Roß. Die Menge weinte. Sie beweinte den Kaiser und sein Pferd. Inzwischen wurde es Abend, und der Himmel begann auch zu weinen. Ein Platzregen strömte auf den Friedhof hinab und jagte der Menge soviel Angst ein, daß sie ebenso den Kaiser wie sein Roß vergaß. Es vergingen keine fünf Minuten, und der Fried- Hof war leer. Nur Terentius blieb dort. . Er setzt« sich auf das frische Grab und dachte nach. Sturm und Regen waren schon vorüber, die Stern« glänzten, wie vom Regen reingewaschen, viel frischer; die Blumen des Fried- Hofes öffneten ihre Blüten und dufteten. Es war eine wunderbare Nacht. Und Terentius sah dort auf dem frischen Grabhügel ti«f in Gedanken versunken. Plötzlich krochen satt«, dickbäuchige Würmer zwischen den Schollen des frischen Grabes hervor. Einer sagte: Ich Hab mich sattgefressen." Ein anderer fragte: Welches war der Kaiser, welches war daL Roß?" Ein dritter antwortet«: Eines hat ganz so wie das andere geschmeckt." Terentius verstand alles und wanderte, tief in Gedanken ver- funken, in die Wildnis zurück... Uedersetzt von Stefan I. Klein.