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Landes, deren Gerechtigkeitsgefühl durch den Urteilsspruch aufs r tiefste verletzt worden ist. Der Richter, der den Lokomotwf«hrer> verurteilte, erklärte, daß die Lokomotivführer durch ihre Sorglosigkeit das Leben des reisenden Publikums täglich in Gefähr brächten, und daß deshalb ein Erempel statuiert werden müßte. Dieser Unsinn ist kaum der Kritik wert. Als wenn die Gefahr, sein eigenes Leben zu verlieien, den Lokomotivführer nicht viel wirksamer vor dem Leichtsinn schützte, als die Aussicht auf zwei Monate Gefängnis! Das Volk fühlt, daß die Justiz einen Unschuldigen getroffen hat und im ganzen Lande erhebt sich der Ruf nach sofortiger Freilassung Caudles. Tie eigentlichen Schuldigen sind die Direktoren und Aktien. besitzer der englischen Eisenbahnen, deren Raffgier keine Grenzen kennt, und durch das ganze Finanzsystem der Bahnen selbst bedingt ist. Die englischen Eisenbahnen, die sämtlich in privaten Händen sind, verwenden nie einen Teil des Gewinnes auf Neuanschaffungen oder auf Ersetzung verbrauchten Materials. Ersatz und Neuanschaf­fungen werden stets durch neues Kapital gedeckt, das natürlich auch seine Dividende haben will. So mutz denn darauf los gewirt schastet werden, um neue Dividenden zu verdienen. Mögen Loko motivführer und Heizer zusehen, wie sie mit dem Dreck fertig werden, den man ihnen als Kohle liefert. Treffen sie nicht zur Zeit ein oder halten sie ihre Maschine nicht in Ordnung, so setzt es Strafe ab. Ein Wunder ist nur, daß nicht mehr Eisenbahnunfälle in England vorkommen. Wenn dem nicht so ist, so ist dies in erster Linie dem Pflichtgefühl der Arbeiter zuzuschreiben. Lange wird sich England diese private Mißwirtschaft nicht mehr leisten können. Unter den Eisenbahnern, die am schwersten darunter zu leiden haben, hört die Gärung nicht mehr auf. Das erklärt auch, weshalb sie beständig bereit sind, in dem Streik zu treten. Jetzt hat die Regierung eine Kommission eingesetzt, die sich mit dem Verhältnis zwischen den Eisenbahngesellschaften und dem Staate befassen soll. Die Befugnisse der Kommission sind sehr unbestimmt. Es heißt jedoch, daß sie sich u. a. mit der Verstaatlichung der Eisenbahnen befassen wird. Bekanntlich sind mehrere Minister, darunter der Minister Churchill , für die Verstaatlichung. Hansabuud und Arbeitswilligenschutz. Der Geschäftsführer des Hansabnndes, Freiherr. v. Richthofen.- polWcbe CleberHcbt. Reform und Revolutiou. In unserem Sonntags-LeitartikelReform und Redolution haben wir ausgeführt, daß die unermüdliche Reformarbeit der Sozialdemokratie dem wachsenden Widerstand der Herrschenden begegnet, ein Widerstand, der vielleicht einst gewaltsame Me- thoden anwenden und damit revolutionäre Entscheidungen herbeiführen werde. Herr O e r t e l müßte aber nicht er selbst sein, wenn ihn nicht das bloße Wort Revolution schon außer Rand und Band brächte(für Rotmalerei wird er ja bezahlt und wieder nicht er selbst, wenn er er nicht die Gelegenheit zu einer dreisten Entstellung benützte. Wir haben gesagt» daß unsere Tätigkeit auf Erreichung immer neuer. Reformen gerichtet sei und daß die Herrschenden durch ihren Widerstand gegen den Aufstieg der Arbeiterklasse es schließlich zur Revolution treiben könnten. Herr Oertel fälscht unseren Gedanken ganz ins gerade Gegenteil; unser Ziel sei nur. auf die blutige Revolution hinzuarbeiten. Womit frei- lich Herr Oertel seine Aufgabe erfüllt und wieder einmal zur treude seiner Auftraggeber ein Ausnahmegesetz gegen die ozialdemokratie gefordert hat. Eine neue Lex Heinze. Wie diePost" erfährt, ist dem Bundesrat der Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Schundliteratur bereits zugegangen. Leider erfährt man keine Einzelheiten über den Inhalt des Entwurfs. So wünschenswert eine Bekämpfung der Schundliteratur, die Geist und Gemüt vergiftet, unstreitig ist, so vorsichtig muß man sein, wenn diese Bekämpfung in die Hände der Polizei gelegt werden soll. Man wird sich daher den Entwurf, wenn er an den Reichstag kommt, erst recht genau ansehen müssen. Beamte und Sozialdemokratie. Der Regierungspräsident des Regierungsbezirks Düsseldorf erließ unterm S. September 1913" folgende Ver> fiigung. die uns ein günstiger Zufall in die Hände gespielt hat: Nach einem in Nr. 101 derNeuen Korrespondenz" vom 30. August d. I. veröffentlichten Artikel, bezeichnetSozialdemo- kratie und Beamte", ist der Kolporteur Paul Hanke zu Kattowitz , Vorstand der sozialdemokratischen Partei daselbst, wegen Be« leidiguug eines Beamten von der Beuthener Strafkammer vom 5. September 1912 zu 50 M. Strafe und zu den Kosten des Ver- fahrens verurteilt worden. Hanke hatte in der Agitationszeit zu den ReichSiagSwablen im Januar 1912 ein sozialdemokratische« Flugblatt u. a. auch an einen Polizeisergeanten gesandt, der sich dadurch beleidigt fühlte und Slrafantrag stellte. In der Begründung des oben erwähnten Urteils wurde die Auffassung vertreten, daß die Zumutung an einen Beamten, sich zur Sozialdemokratie zu bekennen, ehrenkränkend sei, und daß der Schutz des§ 193 des St.-G.»B. dem Angeklagten nicht zur Seite stehe. Indem ich auf diese Entscheidung hinweise, ersuche ich, sie allen Beamten zur Kenntnis zu bringen." In Vertretung:. Unterschrift. Der Herr Regierungspräsident, der die Ehre eines Beamten bedroht sieht, dem die Wahl eines Sozialdemokraten zugemutet wird. merkt nicht, daß es für jeden normalen Menschen, gleichviel welcher politischen Gesinnung, eine noch viel robustere Zumutung sein muß. einen Menschen beim Kadi zu denunzieren, der nichts anderes unter nommen hat als den Versuch, für eine von ihm für richtig gehaltene Idee Propaganda zu machen. Das einzige, was man bei dem vom Regierungspräsidenten angeführten Fall beanstanden könnte, ist die optimistische Auffassung des Kolporteurs, auch ein Kattowitzer Polizei sergeanl könnte am Ende noch für politische Vernunft empfänglich sein; aber deswegen ist es doch nicht gleich notwendig, Strafantrag zu stellen. Auf alle Fälle wird also der Herr Regierungspräsident gut tun, für die Zukunft sich mit seinem Erlaß nicht mehr ganz allgemein an die Beamten zu wenden, sondern nur an jene, die mit ihm, der BeuiheNer Strafkammer und dem Kaitowitzer Polizeisergeanten in Auffassung über politische Moral Übereinssimmen. Es könnte sonst leicht einmal der Fall eintreten, daß einer der Uebrigen, die sich eine etwas weniger verbohrte Auffassung bewahrt haben, sich durch das Ansinnen des Regierungspräsidenten, den Denunzianten zu machen, beleidigt fühlt und gegen ihn Strafantrag stellt. Im übrigen aber ist es nur anerkennenswert, mit welcher Strenge der Herr Regierungspräsident von den Obliegenheiten feines Amtes denkt. Es wäre wünschenswert, daß man davon auch etwas merkt, falls die beiden herrschenden Rathausparteien von Düsseldorf . Zentrum und Liberale, wieder einmal versuchen sollten, ihre eigenen Parteiblätter, dasDüsseldorfer Tageblatt" und dieDüsseldorfer Zeitung" in geheimer Sitzung und aus allgemeinen Steuermitteln mit 35 000 M. zu subventionieren als Pauschalhonorar für eine Propaganda für die Stadt Düsseldorf , von der nur die be- teiligten Stadtverordneten annehmen, daß es eine Propaganda s ü r die Stadt Düsseldorf »st. sprach in Köln in einer großen öffentlichen Versammlung über die Richtlinien des Hansabundes, wobei er über den Schutz der Arbeits- willigen ausführte, der Schutz der Arbeitswilligen könne durch technische Maßnahmen auf Grund einer allgemeinen Instruktion, die im Bundesrat auszuarbeiten sei, erfolgen. Ein weiteres Mittel zum Schutz der Arbeitswilligen fei eine Beschleunigung des Strafverfahrens und Anwendung der Strafbestimmungen gegen Terrorismus und Boykott, nicht aber ein Ausnahmegesetz. . Holdateumitzhandlungsprozefse. Aus der Kriminalstatistik für das Heer und die Marine wird mitgeteilt, daß im Jahre 1912 285 Bestrafungen wegen Mißhand- lung Untergebener erfolgt seien. Der Umstand, daß die Bestrafung wegen Soldatenschindereien von 337 im Jahre 1911 auf 285 zurück- gegangen sind, veranlaßt die bürgerliche Presse zu großen Jubel. Hymnen. Uns soll scheinen, daß 235 be st r a f t e Soldaten- schindereien immer noch so hoch sind, daß man eher Ursache, sich zu schämen, als sich zu freuen hätte. Es darf dabei nicht außer acht gelassen werden, daß es der allerkleinste Prozentsatz der vor- gekommenen Soldatenmißhandlungen ist, der zu Bestrafungen führt._ Das Opferjahr. Zurzeit erscheint in großen deutschen Tageszeitungen folgendes Inserat: Looists Luises äs Laugus st äs vöpots, Aktiengesellschaft in Lausanne (Schweiz ). Filiale der Sociötö Generale in Paris . Aufbewahrung von Wertpapieren, Hinterlegung von Geld, Kollektivrechnungen! Die von Ausländern, welche ihren Wohnsitz nicht in der Schweiz haben, in den Kassen unserer Gesellschaft hinterlegten Gelder und Wertpapiere unterliegen keiner(schweizerischen) Steuer, weder der ErbschaftS - noch anderen©leuern, u n d s i n d geschützt gegen jede Nach forsch ung. Zweigniederlassung in Brüssel usw." DaS ist für opferscheue Patrioten der Wegweiser, wie sie ihr Vermögen oder einen Teil davon dem Wehrbeitrag entziehen können. Die Schweizer Bankiers wissen natürlich sehr wohl, daß sich ihre Ausgaben iür Inserate rentieren. So sieht der vielgerühmte Patriotismus dernach Bildung und Besitz Maßgebenden" aus.____ Den Tpieh umgedreht haben unsere Parteigenossen in Waldenburg i. Schi. Bekannt­lich hat der konservative Chefredakteur Lippold, der durch anonyme Briefe an die Staatsanwaltschaft urnd durch seine Einwirkung au den Buchdrucker Köhler den vielbesprochenen Meineidsprozeß in- szenierte, eine Reihe der führenden Waldenburger Parteigenossen wegen öffentlicher Beleidigung angezeigt. Es stehen ungefähr zwanzig Zeitungsartikel und VersaiwmlungSäußerungen unter An- klage. Um der Staatsanwaltschäft nun Gelegenheit zu geben, die Angelegenheit in der objektivesten Weise zu behandeln, haben die drei Redakteure unseres Waldenburger Parteiblattes ebenso wie der Reichstagsabgeordnete des Kreises, Genosse Hermann Sachse, Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen die Redakteure de» konfervattven Blattes erstattet. Die von unseren Genossen als be leidigend bezeichneten Artikel enthalten in der Tat eine Fülle un- erhörter Beschimpfungen. Während die angeblichen sozialdemokra- tischen Beleidigungen sich ausschließlich auf die gerichtsnotorische Feststellung der Denunziation beziehen, strotzt das konservative Blatt von persönlichen Verunglimpfungen. Es sei nur folgende Blütenlese zur näheren Kenntnis erwähnt: Die Sozialdemokratie wird als eine Partei bezeichnet, der d e r Diebstahl im Interesse der Partei nicht als un- moralisch gilt. Es wird von den entsetzlichen Früchten der verabscheunngSwürdigen L>e>h ren der Sozial- demokratie und von den s o z i a l d e>m akratischen Mein­eidslehren roter Blätter g?e sprachen, die unser öffentliches Leben vergiften. Verbrechen aus Parteiinteresse und Tiefstand der Gesinnung wird derBergwacht" und der gesamten roten Presse vorgeworfen. An persönlichen Beschimpfungen unserer Waldenburger Genossen leistet sich das hochvornehme Lippöldsche Grubenblatt u. a. folgendes: .... Aber zur Besserung der Lebenslage der Arbeiterschaft ist ja das von Arbeitern ersparte und erdarbte Riesenvermögen der Sozialdemokratie undfreien"'(sozialdemokratischen) Ge werkschaften nicht da; eS muß in Streiks, Beleidi- gnngS- und anderen Prozessen unfähiger roter Redakteure und sonstiger P.a r t e i a n ge st e ll t e r verpulvert werden."~\ Ein andermal hält sich das Blatt über ein jetziges sozialdemo kratisches Redaktionsmitglied auf,, daS früher als Bergmann angeb lich ein unfähiger Arbeiter war.. Und schließlich meint das Blatt in bezug auf die Gesamtredaktion: Nach dieser Probe redaktioneller Tätigkeit derBergwacht die sich anderen skrupellosen Leistungen dieses Blattes würdig anreiht, kann man nicht mehr im Zweifel darüber sein. daß bei dem Organ der Waldenburger Genossen die journa- Ii st is che Unfähigkeit ebenso g r o ß istwie die jour­na li st i s ch e Unehrlichkeit." Ferner wird dieBergwacht", alsProtektorin des Ver- brechens", als S k a n d a l b l a t t und Sprachrohr imguali- fizierbaren Klatsches bezeichnet. Trotz dieser Beleidigungen wäre es unseren beschimpften Genossen nicht eingefallen, zum Kadi zu gehen. Erst als Lippold wegen weit harmkvserer Artikel Anzeige erstattete, haben unsere Genossen den Spieß umgedreht. Ein Antisemiterich. Herr Fritz B l e h, Herausgeber derZeitsragen", der Montags beilage derDeutschen Tageszeitung", untennimmt mit dem ihm stets zu Gebote stehenden Aufwand an sittlicher Entrüstung eine kühne Attacke gegen alle diejenigen, die durch ihre Proteste gegen die Kiewer Ritnalmordhetze angeblich das russischeRechtsverfahren" beeinflussen. Wir wollen mit Herrn Fritz Bich nicht rechten, wenn er die selbst von russischen Konservativen als schamlose Mache ge- kennzeichnete Anklage gegen Beilis alsRechtsverfahren" bezeich net. Wir wollen es auch seiner Zuneigung zu Väterchens Knuten regiment zugute schreiben, wenn er ans die zartsche Jnssiz sein'Ver- trauen setzt. Was aber die schärfste Kennzeichnung und Zurück� Weisung verdient, ist die Art und Weise, wie der Mitarbeiter des Bündlerorgans die Sisien der russischen Pogrompresse auch in die deutsche Presse verpflanzt. Da er die Ritualmordanklage doch nicht aufrecht zu erhalten wagt, fälscht er den Sachverhalt dahin, daß es sichnach dem Urteile des Psychiaters SiksirSki... nicht sowohl um einen Ritualmord, als unt Anschauungen(?!)" handelt, die in einer rückständigen Gruppe, vielleicht auch-einer jüdischen Sekte, ich erhalten haben". Diese Behauptung ist-aher direkt aus den Fingersi gesogen! Der famose Prof. Sikorski stellt/ans Grund des Obduktionsbefundes der Leiche des ermordeten Knaben durchaus das Gutachten auf, daß es sich im gegebenen Falle um denkriminal-anthropologischen Typus" der Rassienrache, derBen- detta der Söhne Jakobs" handele. Ans Grnnd diesesGutachtens" hat die Staatsanwaltschaft gegen'den Juden BeDis dessen Un- chuld übrigens durch die bisherigen Verhandlungen schlagend er­wiesen wird Anklage wegenrituellen Mordes" ausreligiösem Fanatismus" erhoben. Mit Recht wandten sich die namhaftesten Gelehrten der ganzen Welt sowohl gegen die Schmach der Ritual- Mordanklage selbst wie gegen das Gutachten des Prof. Sikorsli. Noch dieser Tage erklärte Prof. Ernst Ziemkc, Direktor des In- stituts für Gerichtliche Medizin an der Universität in Kiel , nach einer eingehender Prüfung des ganzen Sachverhalts in derDeut- schen Medizinischen Wochenschrift":Nicht allein im Jnter- esse der Menschlichkeit, sondern auch mit Rück- ficht auf unser Ansehen als Sachverständige haben wir A'erzte die Pflicht, dagegen Einspruch zu erheben." Dieses Urteil stimmt durchaus mit der ver- nichtenden Kritik überein, das das SikorskischeGutachten" bei den Gelehrten aller Länder gefunden hat. Neben diesen macht- vollen Kundgebungen nimmt das wütende Schimpfen des Herrn Fritz Bley sich wie das Gekläff eines Köters ans, der dem Züchtiger seines Herrn und Gebieters hinterrücks an die Beine fährt. Befangen von der ftxen Idee der jüdischen Weltmacht, betrachtet Fritz Bley die natürliche Empörung der öffentlichen Meinung der Kulturwelt als ein Ergebnis der jüdischen Agitation:Das Juden- tum," schreibt er,scheint alles Gefühl dafür verloren zu haben, wie sehr es mit diesem Bestreben, das Urteil von. Kiep? im voraus in Mitzrnf zu bringen, nur dazu beiträgt, das Mißtrauen gegen seine inneren Einrichtungen und geheimen Vorschriften zu ver- stärken.... Fühlen die Veranstalter dieses Rummels nicht her- aus, wie sehr sie ihrerseits damit den Argwohn verstärken, daß es jenseits der wirklichen religiösen alttcstamentarischen Vorschriften noch Lehren gibt, von denen die Welt nichts weiß und unter keinen Umständen, erfahren soll?" Wir hängen diese Sätze niedrig, um unseren Lesern zu zeigen, welche Gemütsathleten in den Spalten des Bündlerblattes ihr Wesen treibet». Wie schade, daß Herr Fritz Bley in dieser für die echten Russen so schicksalsschweren Zeit nicht in den Reihen seiner russischen Gesinnungsgenossen weilt! Welch eine ergiebige Inden- hetze ließe sich sonst mit dieser giftigen Verleumdung in den Mittel- punkten des echtrussischen Holiganentums in Szene setzen! Spanien . Die Krise� Madrid , 26. Oktober. Der König hat Maura mit der Bildung des Kabinetts betraut. Dieser aber lehnte ab und überreichte dem König ein Exposs, das schriftlich die Gründe anführt, die ihn abhielten,, die Bildung des Ministe- riums zu übernehmen. Maura riet dem König, detl früheren konservativen Präsidenten der Kammer Dato mit der Kabinettsbildung zu betrauen. Dato nahm an, behielt sich aber Bedenkzeit bis morgen mittag vor. Als Maura das königliche Palais verließ, wurde von einer Gruppe gepfiffen undNieder mit Maura" gerufen. Andere Gruppen riefen wiederHoch Maura". Ein Mann, der drohend seinen Stock schwang, würde verhaftet. Es.ent- spann sich ein leichtes Handgemenge, in dessen Verlauf 17 Personen verhaftet wurden. R-uManck. Neue Rüstungen. Die im Anschluß an die deutsche Hecresverstärkung im Juni dieses Jahres angekündigte Verstärkung der russischen Armee beginnt bereits zur Wirklichkeit zu werden. Das offt- zielle Jnformationsbureau kündigt an, das Kriegsministerium habe für die bevorstehende Session der Duma eine Vorlage ausgearbeitet, die die aktive Dienstzeit für die Mannschaften der Armee und Flotte für drei Monate, und zwar vom 1. Januar bis 1. April, verlängern soll. Begründet wird diese Vorlage damit, daß die west- europäischen Staaten ihre Armeen verstärkt haben. Bis zur In- krafttretung des neuen Gesetzes soll die Dienstzeit der Mann- schaften schon in diesem Jahre vom 1. Oktober bis 1. Januar 1914 verlängert werden. Die Logik des Militarismus ist. wie.erstchtlich. Überall dieselbe. Bei der Begründung der deutschen Rüstungsvorlage wurde von den Anhängern der Heeresverstärkung u. a.die russische Gefahr" an die Wand gemalt. Die Folge hiervon ist nun, daß Rußland seine militärischen Kräfte noch mehr verstärkt. Wie aus den Ankündi­gungen des Chefs des Generalstabs in der Duma im Juni dieses Jahres hervorgeht, sind außer der obengenannten Vorlage noch eine Reihe weiterer in Aussicht gefaßt, die die Bildung neuer Truppenteile, die Verstärkung der Artillerie usw. bezwecken sollen. Daß diese Mahnahmen verwirklicht werden, ist kaum zu bezweifeln,- denn die reaktionäre russische.Duma! ist in ihrer Mehrheit nicht weniger militärfromm als der deutsche Reichs- tag. Auch an Menschenmaterial mangelt'es der russischen Regie- rung nicht, und die nötigen Mittel werden mit der Steuerschraube aus den arbeitenden Klassen herausgeholt. So geht daS Wettrüsten zur großen Genugtuung der Waffenfobrikanten und RüstungS- lieferanten immer weiter, und selbst die enragiertesten Anhänger der Rüstungsverstärkung in der russischen bürgerlichen Presse ge- stehen offen ein, daß mankein besonderer Pessimist sein müsse, um zu sagen, daß wir wahrscheinlich vor einer jener riesenhaften Katastrophen stehen, die ans Jahrhundertc hinaus die politischen Schicksale der Völker bestimmen." Mexiko . Die mexikanische Wahlkomödie. Mexiko , 27. Oktober. Die Wähler haben sich an der Präsidentenwahl wenig beteiligt. Man glaubt, daß die geringe Zahl der abgegebenen Sttmmen für eine ver- fassungsmäßige und gesetzliche Wahl nicht ausreicht und daß daher Präsident H u e r t a weiterhin provisorischer Präsident bleiben wird. Es sind keinerlei Ruhestörungen vorgekommen. Die mexikanischen Präsidentschaftskandidaten haben General Huerta zugesagt, falls die Wahl wegen un- genügender Stimmenabgabe ungültig sein würde, ihn bei der Wiederherstellung der Ordnung bis zu den nächsten Wahlen zu unterstützen. Durch ein Dekret Huettas ist der Bestand des Heeres von 85000 aus 150000 Mann erhöht worden. Entsendung eines deutschen Kriegsschiffes. Infolge der unsicheren Lage m Mexiko ist S. M. S.»Nürn- berg" am 21. d. Mts. von Aokohama aus nach Mazatlan(Mexiko ) in See gegangen._ Letzte Nacbricbteiu Fertigstellung eines Kulturwerks. Emden , 27. Oktober. (W. T. P.) Heute wurde der neue Embener Binnenhafen und die neue Seeschleuse in Gegenwart von Vertretern der staatlichen Behörden und Mitgliedern der städtischen Körper, chaften feierlich dem Verkehr übergeben-