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it. 287. M. Jahrgang. 2. Ktilaze tes Lmilris" Kerlim WlksM Sonilabend, t. November!9l3. Verlcht über Sie Cätigfteit der iozial- demokratische» Fraktion i» der Berliner Stadtverordnetenversammlung. 1. Oktober 1911 bis 30. September 1913. Verkehrswesen. In der Berichtsperiode sind die Beratungen über ein Verkehrs- Projekt zu End« gekommen, das die Allgemeine Elektrizitätsgesell- schast zur Genehmigung eingereicht hatte und das die Linienführung R eu l l n- G e s u ndb r u n n e n, aufweist. Die sozialdemokra- tische Fraktion hat in allen Stadien der Beratung dieses 84 Mil- lionenprojekteS im März und September 1911 wie im Fanuar und L Februar 1912 den Standpunkt vertreten, da st diese Verkehrsver- bindung eine äuherst dringliche ist, dah es aber Sache der Stadt sei, diesem BerkehrSbedürfnis selber zu genügen und nicht wieder einer privaten Erwerbsgesellschaft den Bau und den Betrieb dieser Bahn zu überlassen. Habe die Stadt mit dem der Grasten Berliner Straßenbahn überlassenen Verkehrsmonopol die übelsten Ersah- rungen gemacht, so dürfe sie nicht noch weitere Fehler machen und das Publikum erneut dem Diktum einer neuen Verkehrsgesellschaft ausliefern. Aus diesem Grund« stellte die sozialdemokratisch« Fraktion in der Sitzung vom 1. Februar 1912 folgenden Antrag: .Di« Versammlung wolle beschließen, unter Ablehnung der Magistratsvorlage um eine Vorlage zu ersuchen, nach welcher eine Schnellbahnverbindung zwischen Gesundbrunnen und Neukölln in in«gener Regie der Stadtgemeindc Berlin sowohl für den Bau wie für den Betrieb geschaffen wird." Der Antrag fand keine Gnade vor den Augen des mit Privatkapital versippten KommunalfreifinnS; er"wurde abgelehnt. Weil diese? Ergebnis vorauszusehen war, versuchten die sozial- demokratischen Vertreter das Projekt wenigstens so zu gestalten, daß dt« erwerbstätige Bevölkerung eine Verbindung erhielt, die ohne zu große Kosten auch benutzt werden kann. Die Sozialdemokraten verlangten die Einfuhrung des Zehnpfennigtarifs, erfuhren aber Ablehnung, weil die Kosten des Projekts zu hoch seien und die Stadt Berlin selber eine ZinSgarantie übernommen hat. Abgelehnt wurde auch der Antrag unserer Genossen, die Ausgabe von der« billigten Frühkarten bis auf die um 8 Uhr irüh abgehenden Züge zu erweitern. Dagegen gelang es unseren Vertretern, einen Antrag derrchzusetzen und den Beschluß in die Vertragsbestimmungen auf- zunehmen, nach welchem die Arbeiter für die BauauS- führung noch den Sätzen eines allgemein an- erkannten Tarifvertrage» bezahlt werden müssen. Welcher Tarifvertrag allgemein anerkannt gilt, bestimmt der Magistrat und die A. E.,G. hat sich dieser Entscheidung zu fügen. Der Erbauung von drei südlichen Straßen- bahnlinien durch die Stadt stimmte die sozialdemokratische Fraktion in den Sitzungen vom 1. Februar und 22. Februar 1912 zu und förderte dadurch die städtische Verkehrspolitik in der wirk- samften Weise, wie sie seit dielen Iahren die Erbauung des städtischen O st Hafens gefordert hat, der am 1. Oktober 1913 der öffentlichen Benutzung übergeben werden konnte. Damit ist ein Werk vollendet, das in den verschiedensten Phasen de» Baues zu verunglücken drohte, hätte die Sozialdemokratie dieser dem Ber- kehr zu Wasser dienenden Anlage nicht ihre energische Unterstützung geliehen. Ein« zielklare Verkehrspolitik hat nur die Sozialdemokratie im Roten Hause getrieben, die in der Wahrung der Interessen der er- werbstätigen Bevölkerung und in der entschiedenen Bekämpfung der Begünstigung des Privatkapitals bestanden hat. Dieses Ziel wird die sozialdemokratische Vertretung auch in dem geschaffenen Zweck­verband verfolgen, dem nunmehr die Verkehrsfragen für Groß- Berlin überwiesen worden sind. Partei- �ZngelegenKeiten. Sine nene Lokallifte soll Mite November erscheinen,«u« diesem Grund« werben die LokalkommisfionSmitglieder in den einzelnen Orten gebeten, eventuelle «euderungen sofort an die Obleute der einzelnen Kreise zu senden. SS ist dringend erwünscht, daß in den einzelnen Orten die obige Aufforderung beachtet wird, damit Rachträge und Berichtigungen vermieden werden. O Im zweiten Kreise steht da« Lokal Franz WernickeS Fest» füfe, Potsdamer Straße 39a, zu allen Veranstaltungen zur Ber» ptgung. Am Sonntag, den 2. November, veranstaltet der»Mandolinen- (fach Nord-West" ein Konzert in den Gesamträumen der ersten Etage de» Nord-West-Hotel, Turmstr. 7/8. Da uns das Lokal für die organisierte Arbeiterschaft zu Versammlungen nicht zur Verfügung steht, aber versucht wird, Billett» umzusetzen, ersuchen wir, die an« gebotenen Billett« zurückzuweisen und das Lokal streng zu meiden. _ Die Lokalkommission. Vierter Wahlkreis. Heute findet in den.Prachtsälen des Ostens". Frankfurter Allee 151/153, ein VolkSIiederohend statt. Mitwirkender; Herr Dr. Henz Schall-Caspary. Anfang 8'/, Uhr. Billett inklusive Tanz und Garderobe 40 Pf. In der gestrigen Nottz heiht e«: Ferner findet am 8. November ein Beethoven-Konzert statt. Es muß heißen: am Sonnabend, den 6. Dezember. Billetts sind im Bureau des WahivcreinS zu haben. Sechster Wahlkreis. Zur Stadtverordneteuwahl. Am Sonntagvormittag 8 Uhr findet im 29., 31.. 37. K o mm u n a l w a h l- bezirk und am Montagabend von 7Uhr an im 32. und 44. Kommnnalwahlbezirk eine Flogblatt- Verbreitung statt. Wir ersuchen unsere Mitglieder, pünktlich und zahlreich wie immer zur Stelle zu sein. Der Vorstand. Britz -Buckow . Am Sonntag, den 2. November, abends ö Uhr, im Lokal von Klein. Buckow , Chausseestr. 12: Oeffeutliche Bersamin« lung. Thema:.Unsere Forderungen an den Reichstag ." Referent: Genosse Aysche-Berlin, sowie Berickt des GemeindeverlreterS. Die Genossen von Britz , die an der Versammlung teilnehmen, wessen fich im.Lindenpark". Abmarsch 3 Uhr. Nenenhagei» a. Ostbahu. Zu der am Sonntag, den 2. November, von mittags 12 Uhr bis abends 8 Uhr im Saale des Herrn Fager- stern, Dorfsttoste, staltfindenden Ingendschriften- und Wandschmuck« ausstellung, werden am Sonntag früh Flugblätter verbreitet. Gleich- zeitig werden die Parteigenosieii gebeten, sich am Vormittag bei der Vorbereitung der Ausstellung und am Nachmittag zur Konttolle zur Verfügung zu stellen und sich bei Fagerstern einzufinden. Bohnsdorf und Umgegend. Am Montag, den 3. November, abends pünktlich sl/i Uhr, findet in der.Villa Kahl" der vierte Vortrag des Genossen Wilhelm Pieck über:Der praktische Teil des Parteiprogramms(Steuerpolitik)" statt. Herzfcldr. Am Sonntag, den 2. November, gbends ü Uhr: Mitgliederversammlung des Wahlvereins im Friescschen Lolale. In derselben wird ein Vortag über das Krankenkassenwesen gehalten. Oranienburg . Sonntag, den 2. November, früh 8 Uhr: A4»0blattv er breitung von den Zahlabendlokalen aus. Nachmittags S Uhr: Austerordentliche Mitgliederversammlung im Lokale.Waldhaus", Sandhausen , Schützenstr. 34. öerimer Nadmebten, Ein Krankenhaus für Geburtshilfe in Charlottenburg . Eine recht notwendige Anstalt hat die Stadt Charlotten- bürg errichtet: ein Krankenhaus für Geburtshilfe. Auf Ein- ladung des Magistrots fand gestern eine Besichtigung dieser jetzt vollendeten Anstalt statt. Das Anstaltsgelände besitzt eine Größe von 25 NX) Quadratmeter und wird außer der Sophie-Charlotten-Straße von zwei Privatstraßen im Zuge der Mollwitzstraße begrenzt. Es wurden folgende Gebäudeonlagen errichtet: ein V er- waltungsgebäude mit einer Aufnahme- und Unter- suchungsstation, Bureauräume und Wohnungen für das ver- heiratete Personal; eine aseptische Krankenabtei- lung, bestehend aus einem Entbindungshause mit großem Operationssaale und mehreren Entbindungsräumen und einem damit in Verbindung stehende« Pavillon zur Auf- nähme von 71 Erwachsenen und 66 Säuglingen; eine zweite septische Abteilung mit EntbindungSräumen und einem Pavillon zur Aufnahme von infektiösen Kranken, in welchem Mütter und Säuglinge ein« getrennte Behandlung erfahren. In dieser sogenannten.Septischen Abteilung" ! können 42 Erwachsene und 66 Säuglinge aufgenommen tverden. Das Krankenhaus Kirchstraße zählt zurzeit 292 Kranken- betten, das Krankenhaus Westend 949, davon 493 in der chirurgischen und 447 in der medizinischen Abteilung, so daß die Krankenhäuser der Stadt Charlottenburg jetzt 1387 Betten haben. Im direkten Anschluß an die aseptische und septische Ab teilung des neuen Krankenhauses kann später noch je ein Krankenpavillon angebaut werden, so daß nach dem völligen Ausbau der Anstalt 228 Betten für Erwachsene und 292 Betten für Säuglinge aufgenommen werden können. Ferner ist ein Schwesternhaus mit Wohnungen für eine Oberin und für 24 Schwestern aus der.Aseptischen Ab- teilung" errichtet worden, das später für die doppelte Zahl Schwestern erweitert werden kann. Die Schwestern der Septischen Abteilung" sind.dagegen imSeptischen Pavillon'' in einem besonderen Geschoß untergebracht worden, daS eben falls zur Unterbringung von 27 Schwestern erweitert werden kann. Zu der Anlage gehört noch ein W i r t s ch a f t s g e b ä u d e mit getrennten Koch- und Milchkücheneinrich- tungen, sowie DesinfektionS- und Waschküchenanlagen und den Wohnräumen für das Wirtschastspersonal. Im Leichenhause befinden sich die Räume für die wissenschaftlichen Untersuchungen: mikroskopisches, bakteriolo- gisches und chemisches Laboratorium. Im Kessel- und Maschinenhause find 4 Kessel mit insgesamt 1950 Quadratmeter Heizfläche aufgestellt, die nicht allein das gesamte geburtshilfliche Krankenhaus, son- dern auch das anschließende städtische Bürgerhaus und die Pulssche Stiftung mit Dampf versorgen und nach Bedarf noch erweitert werden können. Der Anschluß für die Abwässer und für die elektrische Licht- und Kraftanlage erfolgt an die städtische Zentrale. Die innere Ausstattung der einzelnen Räum« ist äußerst zweckmäßig und macht einen sehr gediegenen Eindruck. Alle Einrichtungen entsprechen den modernen Forderungen der Hygiene und Technik. Die Badewannen für die Säuglinge bestehen aus nickelplattiertem Stahlblech und alle Zapfgarni- turen aus poliertem Weißmetall. Die Wandflächen dieser Räume, sowie der Untersuchungs-, Entbindungs-, Operations, SterilisationS- pp. Räume sind zumteil bis zur Decke mit glasierten elfenbeinfarbigen Wandplatten bekleidet, alle Ecken und Winkel sind durch Kehlprofile sslatt auSgerundet, so daß an solchen Stellen eine leichte Reinigung möglich ist. Die Baukosten betragen für den ersten Bauabschnitt einschließlich aller Installationen innerhalb und außerhalb der Gebäude: 2 931 256 M.. die Kosten der inneren be» weglichen Einrichtung: 281 299 M., die Kosten für Grundstück und Nebenanlagen: 758 545 M., ins gesamt also 3 971 209 M. Die Kosten für die gesamte Bauanlage, also nach völligem Ausbau derselben einschließlich der Kosten für daS Grundstück werden 3 849 999 M. bettagen. Die Kosten für das Einzelbett stellen sich dann ans rund 7299 M. einschließlich der inneren Einrichtung. Unsere Berliner Stadwäter können sich also beruhigen, auch in Charlottenburg kann man nicht umsonst bauen. In Berlin fehlt aber ein Geburtshilfekrankenhaus. Hier ver- weist man die hilfesuchenden Personen nach der Charitä oder nach der Frauenklinik in der Artilleriestrahe, nötigenfalls sogar nach dem städtischen Obdach in der Fröbelsttaße, ein Zustand, welcher der Stadt Berlin längst nicht mehr würdig ist._ Vom städtische« Realkredit. die gemischte Deputation zur Beratung der Notlage deS städtischen GrundkreditS hatte zu Anfang diese« JahreS beschlossen, als erste Maßnahme gegen die übrigens im ganzen Reiche be« stehenden mißlichen Reallreditverhältmsse eine Eingabe an den deutschen Städtetag zu richten:»bei der ReichSregierung wegen einer Anzahl Gesetzesveränderungen vorstellig zu werden, ohne welche alle anderen AbHilfsmaßnahmen gegen die Grundkreditnot nur geringen Erfolg versprächen". Der Magistrat hat diese Ein- gäbe auch im Sommer diese» Jahres an den deutschen Städtetag gelangen lassen. Gestern beschloß der Magistrat, der weiteren, von der gemischten Deputation vorgeschlagenen Maßnahme zuzustimmen:.Die Genossenschaft Berliner Haus- besiyer zur Beschaffung und Sicherung von Hypotheken mit Kredit zu unterstützen." Die Genossenschaft befaßt sich vornehmlich mit der Vermittelung von Hypotheken, für' die sie dann die Bürg- schast übernimmt. Der Magistrat hat dem Vorschlag der gemischten Deputation entsprechend beschlossen, dieser Genossenschast, um ihr Betriebskapital zu verstärken, vorübergehend einen Kredit von einer Million au? laufenden Mitteln(auf Einzelabruf) zur Verfügung zu stellen. Die Genossenschaft will mit den Mitteln der Stadt in eigener Person Beleihungen Berliner Grundstücke bis zu 39 v. H. des Grundstückswertes vornehmen und die so erworbenen Hypotheken, sobald wie möglich, durch Veräußerung unter-Uebernahme der Bürgschaft wieder veriverten, um dadurch neues Betriebskapital zu gewinnen. Die Genossenschast hat der Stadt die von ihr mit städtischen Mitteln auszuleihenden Hypotheken als Unterlage für den im einzelnen abzurufenden Kreditbetrag anzubieten. Di« Stadt prüft die Sicherheit der Hypotheken nach den vertraglich festgestellten Grundsätzen nach und ist in der Lage, nach dem Ergebnis der Prüfung auf die Hypothek hin den Kredit ganz oder teilweise zu ge- währen oder ihn auch gänzlich zu versagen. Die Genossenschaft hat die kreditierten Beträge mil 4>/z Proz. zu verzinsen und regelmäßig zu tilgen. Bis zum Ende des'JahreS 1923 ist die dann noch be- stehende Schuld zurückzuzahlen. Eine Vorlage an die Stadt- verordneten, betreffend den Kreditvertrag der Stadtgemeinde mit der Genossenschaft, wird unverzüglich folgen. Herabgesetzte Preise für russisches Fleisch. Der Herabsetzung der Preise für russisches Schweinefleisch um ö Pf. für daS Pfund, die seit letzten Mittwoch eintreten konnte, wird von heute Sonnabend ab auch eine Ermäßigung der Verkaufspreise für das russische Rindfleisch, und zwar um 3 bis 4 Pf. pro Pfund folgen. Neben der Herabsetzung der Frachtsätze für da« aus Ruß- land exportierte Fleisch auf der Warschau Wiener Bahn um 59 Proz. hat auch der stärkere Auftrieb von Vieh in Warschau eine Ver- ringerung der Vieh- und damit auch der Fleischpreise bewirkt. Sturzflüge in Johannisthal . Vor einem kleinen Kreis geladener Gäste fanden gestern nach- mittag in Johannisthal wieder ausgezeichnete Vorführungen der Flieger Alfred Friedrich und Kießling statt. Die Zu- schauer, die nach Iohanrristahl hinausgekommen waren, glaubten offenbar, daß sie Vorführungen im Sinne der Pegoudschen Flüge zu sehen bekommen würden. Das ist nun natürlich nicht von unseren Fliegern zu verlangen. Selbst dem gewandtesten und mutigsten Flieger ist unmöglich, mit einem anderen Apparat, als der kleinen. leichten Blöriotschen SpezialMaschine ähnliche Stürze und Saltos zu machen. Die Leistungen aber, die man gestern zu sehen bekam, hielten fich im Rahmen des normalen Fluges und ließen doch erkennen, was unsere Piloten mit ihren Ein- und Zwei- deckern wagen dürfen. Zuerst stieg Friedrich auf seinem Strich- Eindecker empor. In einer Rund« schraubte er sich auf 399 bis 499 Meter Höhe und führte dort sein« bekannten wagehalsigen .Kurven ans, bei denen der Apparat sich bis Winkeln von 89 Grad in die Kurve legte. Wie der Franzose liest auch Friedrich seine Maschine ruhig abrutschen und fing sie erst im letzten Augenblick wieder auf. Dann kletterte er höher und zeigte einen prachtvollen Spiralen-Glestslug. Di« Taube schoß in einem Neigungswinkel von zirka 75 bis 89 Grad jäh zu Boden, wobei Friedrich fi« sick um den linken und rechten Flügel drehen liest. Der Flug sich im Anfang gefährlich genug aus. Bald aber erkannten die Zu- schauer, daß der Mann am Steuer seinen Eindecker vollkommen beherrschte und brachen deshalb bei der Landung auch in laute Beifallsrufe aus. Aehnliche, ebenso schöne und wagehalsige Sturze flüge machte auch Kießling auf dem Ago-Doppcldecker. AuS 500 bis 600 Meter Höhe kam er mit seinem Zweidecker herunter geschossen, dabei nach allen Richtungen hin die gewagtesten Wen- düngen ausführend. Sogar dicht über dem Boden warf Kießling sei« Flugzeug so scharf herum, daß die beiden oberen Flächen fast senkrecht zum Himmel ragten. Erst die hereinbrechende Dunkelbeir machte dem schönen Wettkampf der beiden Flieger«in Ende. Ueber Verletzungen durch Hutnadeln wird noch immer Klage geführt. Im allgemeinen haben sich die Damen ja an die Hut- nobelschützer gewöhnt, vielfach nützen dies« fich aber ab, gehen verloren und werden dann sobald nicht erneuert. Auf diese Nach- lässigkett wird ein Unglücksfall zurückgeführt, der sich dieser Tag« auf dem Hamburger Bahnhof abspielte. Dort löste ein Herr, der nach Berlin reisen wollte, eine Fahrkarte und geriet, als er sich zum Gehen wandte, mit dem Aug« in die Hutnadel einer neben ihm stehenden Dame. Er hat den B e r l u st d e s'r e ch t e n Auges zu beklagen; die leichtsinnige Dame machte sich aus dem Staube, al» sie sah, welche« Unheil sie angerichtet hatte. Auch im Straßenbahnverkehr sollen rreuertungs wieder derartige Unfälle vorgekommen sein._ Beim Spielen verunglückt. Zwei tödliche Unfälle beim Spielen werden schon wieder ge- meldet. Eine vier Jahre alte Charlotte Schüler, die fich bei ihrer Tante in der Melchiorstraße 28 aufhielt, spielte am Michaelkirchplatz mit anderen Kindern. In ihrem Eifer achtete sie nicht auf ihre Umgebung, lief unter einen Kohlenwagen, der dahergefahren kam. geriet unter die Räder und wurde so schwer verletzt, daß sie ini Krankenhaus Bethanien gestern abend starb. Det fünf Jahre alte Sohn des Chorsängers ReSki au« der Pflügerftraße zu Neukölln tummelte fich mit Spielkameraden auf dem Koitbuser Ufer vor dem Grundstück Nr. 13. Hierbei fiel er die Böschung hinab in den Landwehrkanal, ging unter und kam nicht wieder zum Borschein. Man suchte gleich das Wasser nach dem Verunglückten ab, jedoch ohne Erfolg. Erst gestern abend fand und landete man seine Leiche. Da? russische Fleisch und die Konsumgenossenschaften. Den Konsumgenossenschaften, die fich im vergangenen Jahre an dem Berkauf de« rusfischen Fleisches rege beteiligt haben, stellen sich in diesem Winter erhöhte Schwierigkeiten in den Weg. ES bat sich ergeben, daß die Konsumgenossenschaften sehr bedeutende Uniosten dadurch zu tragen hatten, daß sie Stempelsteuer für die neu aufgenommenen Mitglieder a 19 M. zahlen müssen, wenn sie an andere Personen Waren abgeben als an Mitglieder. Um dem zu entgehen, hat die Genossenschaft in der letzten Generalversammlung den in Betracht kommenden Paragrahen aus dem Statut entfernt.__ Flugverkehr der Eisenbahn. Zur vewälttgung des Verkehr« nach dem Flugplatz Johannisthal anläßlich der Vorführungen de« Fliegers Pögoud find am 25. d. M.(Sonnabend) außer den fahrplan- mäßigen Zügen zwischen'/,1 und 3 Uhr 46 Sonderzüge von der Stadt- und Ringbahn sowie dem Görlitzer Bahnhof nach Nieder- Schöneweide-JohanniSthal gefahren. Mit sämtlichen in dieser Zeit verkehrenden Zügen wurden 59 825 Personen Nvch Nieder-Schöneweide- Johannisthal und Adlershof -Alt-Glienicke befördert. Am 26. d. M. (Sonntag) wurden von 11 Uhr ab die Züge wie an den Sommer« sonntagSnachmittagen gefahren und außerdem noch stündlich vier weitere Züge, welche den anderen Strecken entzogen wurden, eingelegt, so daß insgesamt stündlich 32 Züge, demnach von 12 Uhr bis zum Be- ginn der Flüge ungefähr 199 Züge nach Rieder-Schöneweidc fuhren. Mit diesen Zügen wurden nach Nieder-Schöneweide- Johannisthal und LdlerShos-All-Glienicke 115 700 Personen befördert. Am 29. d. M.(Mittwoch) fuhren 54 Sonderzüge- die im verein mit den planmäßigen Zügen 75 999 Reisende zum Flugplatz brachten. Da jeder Zug die Führung eines Gegen- zuge« bedingt, wurde die doppelte Anzahl von Zügen befördert. Etwa 819 999 Personen fuhren außerdem noch nach Karlshorst und gingen von dort zu Fuß zum Flugplatz. Die Leistungsfähigkeit der Strecken und Bahnhöfe ist bis aufs Aeußerste beansprucht worden und sind in kurzer Zeit Menschen- massen befördert worden, wie kaum zuvor. Dabei ist zu berück fichtigen, daß am 26. Oktober auch der überaus starke Sonntags- verkehr auf allen anderen Stadt- und Booortsstrecken ohne Unter­brechung aufrecht erhalten tverden mußte,