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Ur.

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. 288. 30. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sontag, 2. November 1913.

Gewerkschaftliches.

Ein Biedermann.

In einer Stettiner Stadtverordnetenversammlung er­Klärte der Oberbürgermeister auf eine Anfrage aus den Reihen der Stadtverordneten über die moralische Qualififa­tion des Herrn Hesberg, daß man sich genau über den neuen Pächter des Freihafens erkundigt und nur gute Auskunft er­halten habe.

Die Gewerkschaft", Organ des Staats- und Gemeinde­arbeiterverbandes, gibt nun in ihrer legten Nummier vom 31. Oktober folgende Darstellung über die moralische Qualität des Biedermanns Hesberg:

revers anerkennen würden.

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Deutsches Reich . Stettiner Streikjustiz.

waren, unter Androhung der Entlassung das Ansinnen, aus dem bei Fortzahlung des Lohnes gewährt. Der kostenlose Arbeitsnach­Verbande auszutreten. Diese fünf wurden dann tatsächlich ent- weis des Verbandes der Fleischer ist anerkannt worden. Durch lassen, als sie sich weigerten, das ihnen gesetzlich zustehende Koa- diesen Tarifvertrag sind in sämtlichen großen Wurstfabriken die litionsrecht preiszugeben. Daraufhin erklärten sich die übrigen Lohn- und Arbeitsbedingungen tariflich geregelt. In den kleineren Kutscher und Arbeiter des Betriebes mit den Entlassenen solidarisch Wurstfabriken herrscht noch eine 14 bis 15stündige Arbeitszeit vor. Die ,, renommierteste" Firma für die Lieferung von Streif- und forderten die Wiedereinstellung derselben. Da die Direktion Die Inhaber haben es bis jezt durch allerlei Mittel verstanden, daß brechern ist bekanntlich A. J. H. Hesberg in Blankenese bei eine ablehnende Haltung einnahm und die Wiedereinstellung auf organisierte Gesellen nicht beschäftigt werden. Die Abnehmer dieser Hamburg . Nicht nur liefert er den Privatunternehmern Streif- friedlichem Wege nicht zu erlangen war, kam es am 20. Juni 1912 Wurstfabriken sind nur Geschäfte in Arbeitergegenden. Die organi brecher jeder Quantität und für jeden Beruf, auch der beson- zur Arbeitsniederlegung. Nach Verhandlungen zwischen Ver- fierte Arbeiterschaft könnte hier als Konsument erreichen, daß auch deren Gunst städtischer Behörden erfreut er sich. Im Stettiner bandsvertretern mit der Direktion und Vertretern aus den Reihen die kleineren Wurstfabrikanten organisierte Gesellen beschäftigen Hafen schaltet und waltet er mit seinen Zutreibern als souve- der Streikenden einigte man sich dahin, daß die Arbeit wieder auf- müssen. räner Herr und schreckt vor brutalen Mitteln nicht zurück, Disposition gestellt werden, bis eine von der Direktion anerkannte genommen wird und daß die Entlassenen fünf Mann solange zur Achtung, Gastwirtsgehilfen! Herr Janite, Inhaber des Nord­um etwa widerspenstige Arbeitswillige zur Arbeit zu bringen. zehngliedrige Kommission aus den Kreisen ihres Personals über park- Bierpalastes, Müllerstr. 143a hat Verhandlungen mit der Organi­Anscheinend hat Herr Hesberg aber auch mit Stadtverwal- die vorhandenen Forderungen verhandelt hat. Die Arbeiter und fation nachgesucht und haben diese zur beiderseitigen Erledigung der tungen anderer Städte bereits feststehende Verträge, wonach Rutscher forderten unter anderem:" Zurückziehung des vor- Differenzen geführt. er zur Lieferung von Streifbrechern sich verpflichtet. Von der erwähnten Anstellungsreverses und daß die Zugehörigkeit zum Die Sperre ist hiermit aufgehoben. Verband der Gastwirtsgehilfen Münchener Stadtverwaltung wird das vermutet. Dort Transportarbeiterverband als Entlassungsgrund nicht gelten soll." soll Hesberg auf eine Offerte hin, daß er mit Erfolg bei Härte, den Dienstrevers nicht zurüdnehmen zu wollen, d. h. die Das Resultat der Verhandlung war, daß die Direktion er­Ortsverwaltung Berlin. Gasarbeiterstreits speziell in Hamburg , Kiel , Hildesheim und Mitgliedschaft ihrer Angestellten im Transportarbeiterverband nicht Straße 4, der seinen Gesellen das Koalitionsrecht verweigert, Der Wurstfabrikant W. Ziegler, Rummelsburg , Prinz- Albert­Mailand, Streitbrecher geliefert habe, die Lieferung von au gestatten. Die Interessen, welche die Angestellten der Paket- schädigt dieselben noch mehr. Den beiden organisierten Fleischer­Streifbrechern für die Gasanstalt bei einem eventuellen fahrtgesellschaft gegenüber wahrzunehmen hätten, sprächen gegen gesellen, die Herr Ziegler wegen der Organisationszugehörigkeit Streit übernommen haben. Die sozialdemokratische Rathaus- eine Mitgliedschaft im Transportarbeiterverband. Wenn die Leute entließ, sollen auch die Innungsverbandsbücher, worin die Arbeits­fraktion wird in Form einer Anfrage darüber Aufklärung durchaus einen Verband haben wollten, dann sollten sie unter sich bescheinigungen und Zeugnisse eingeschrieben find, entzogen werden. verschaffen. einen Verband gründen, also so eine gelbe Organisation unter Dadurch wird es den beiden Fleischergesellen schwer gemacht, Arbeit dem Protektorat der Direktion. Die zur Disposition gestellten Ver- zu bekommen. Herr Ziegler jetzt seine Ware hauptsächlich an Wirte trauensleute sollten weiter beschäftigt werden, wenn sie den Dienst- und andere Zwischenhändler ab, die dann die Wurstwaren an die Arbeiter weiter verkaufen. Da Herr Ziegler organisierte Arbeiter der Arbeiter und Kutscher leider ernstlich nichts mehr gegen die seine Wurstwaren genießen. Die Verhältnisse hatten sich inzwischen so geändert, daß seitens nicht leiden mag, dürfte es ihm gar nicht recht sein, wenn diese Firma unternommen werden konnte. Somit besteht heute noch bei der Berliner Paketfahrtgesellschaft der Koalitionsraub an der Ar­beiterschaft. Die Vorstände der Berliner freien Gewerkschaften haben sich Sie arbeitet ähnlich wie die in Rheinland- Westfalen feinerzeit, daraufhin mit der ganzen Angelegenheit im Jahre 1912 beschäftigt überaus fix. Unter dem Signum Eilt, Streifsache" werden die An­und der Meinung Ausdruck gegeben, daß eine Gewerkschaft mit tlagen wegen Arbeitsbewilligenbelästigung befördert. Am 30. Oftober einer Firma, die ihren Arbeitern das diesen gesetzlich zustehende standen zwei Arbeiter vor den Schranken des Gerichts, um sich Wir stellen nur fest, daß Herr Adolf Julius Heinrich Hes- Stoalitionsrecht raubt, nicht in geschäftliche Verbindungen treten wegen Hausfriedensbruchs, begangen dadurch, daß sie versucht haben berg am 28. April 1871 in Hamburg geboren, sein Vater fann. Deffenungeachtet versucht es die Berliner Paketfahrtgesell- sollen, in den Freibezirk einzubringen, zu verantworten. Der Sach­dänischer Untertan, Hesberg selbst wegen seiner schaft neuerdings, die Berliner freien Gewerkschaften durch markt- verhalt ist folgender: Zwei auswärtige Matrosen hatten abgemustert. Strafen aus Hamburg ausgewiesen ist. An Strafen hat er erhalten: 1899 in Leipzig wegen Betrug 1 Jahr dem Transportarbeiterverband, Bezirksverwaltung Groß- Berlin, ist, daß sie ihnen behilflich sein sollen, ihr Gepäck vom Schiff zu schreierische Reklame als Geschäftskunden zu gewinnen. Selbst Sie baten die beiden Arbeiter, von denen der eine ein Streifender 4 Monate, 1901 in Duisburg wegen Betrug 2 Jahre, 1901 in hat die Direktion durch Zirkular Offerte gemacht. Es ist wohl holen. Der Streifende suchte die Erlaubnis zum Betreten des Düsseldorf wegen Unterschlagung sechs Monate Gefängnis. felbstverständlich, daß die Batetfahrtgesellschaft mit diesem eigen- Safens bei einem Polizeiwachtmeister nach. Außerdem noch kleinere Strafen wegen ruheftörenden Lärms, artigen Versuch, sich bei den Gewerkschaften lieb Kind zu machen, Nachdem sie nun einige Schritte weit gegangen waren, wurde ihnen Diese wurde erteilt. Widerstandes gegen die Staatsgewalt, verbotswidriger Rückkehr abblizen wird. Ghe sie ihren Leuten nicht das Koalitionsrecht ge- das Betreten des Freihafens verboten. Darauf entfernten sie sich usw." Das wäre ein Wiz der Weltgeschichte: Dieser über- währt, muß die Selbſtachtung den Gewerkschaften die Verbindung fofort. Trotzdem sollen sie Hausfriedensbruch begangen haben. Im mit einer solchen Firma verbieten. Termin erklärte der Vertreter der Staatsanwaltschaft und auch der empfindliche Herr, der, wenn seine menschenfreundliche Tätig Gerichtsvorsitzende, daß der Streikende höher bestraft werden müsse, feit auch nur annähernd mit dem richtigen Namen genannt als der andere Arbeiter. Dementsprechend verurteilte das Gericht wird, sofort zum Kadi läuft, um seine ramponierte Ehre reparieren zu lassen, in so inniger Bekanntschaft mit dem Einheitstarifs ist so gut wie abgeschlossen. Nur eine Firma, 3 M. Geldstrafe. Die Tarifbewegung der Glasbläser Berlins zur Erringung eines den streikenden Hafenarbeiter zu 10 M., den anderen Arbeiter zv Strafrichter? Diese Strafdelikte werden sich ja in den nächsten die Kosmos- Flaschen- Gesellschaft, Kurfürstenstr. 146/147, lehnte es Tagen bei Prozessen, die Hesberg gegen verantwortliche Re- bisher ab, den Einheitstarif abzuschließen. Der Geschäftsführer Herr Das Tarifamt für das deutsche Lichtdruckgewerbe hat soeben dakteure der Partei- und Gewerkschaftspresse führt, leicht ge- Sartwig sagte den Glasbläsern, sie sollten nur ruhig streiken, er ſeinen Geschäftsbericht über die erſten zwei Jahre der dritten Tarif­richtlich feststellen lassen. Schon muß sich Genosse Koenen als würde schon Leute bekommen. Der Mann hat leider recht behalten. periode, die nach einer kurzen tariflosen Zeit am 12. Februar 1911 Verantwortlicher vom Halleschen Volksblatt" wegen Beleidi- Es haben sich Leute gefunden, die den Streifenden in den Rücken ge- begann und bis zum 31. Dezember 1915 dauert, veröffentlicht, aus gung Hesbergs verantworten, bald nachdem Lindow vom fallen sind. Darunter waren solche, die bereits bei einer anderen dem hervorgeht, daß es mit Erfolg an der Erfüllung seiner Haupt­Transportarbeiterverband. Uebrigens müßte Hesberg nach Firma Streifbruch getrieben haben. Sie sind dort unter großen aufgabe, der Ein- und Durchführung des neuen Bentraltarifs für Am Beginn der dritten Tarif­einem bisher streng befolgten Uebereinkommen auch aus Opfern herausgeholt worden, und als man dann ihren Forderungen die Lichtbruder, gearbeitet hat. Preußen ausgewiesen werden, wenn ihm der Aufenthalt in sie verlangten höhere Unterstüßungen, als die Streifenden sie be- periode zählte das Tarifamt in Deutschland insgesamt 79 Lichtdrud­tommen nicht nachtam, gingen sie zur Firma Kosmos und fielen firmen mit 824 Beschäftigten. Bis zum Schluß des ersten Berichts­Hamburg verboten ist. Offenbar wird die nüßliche Staats- erneut den Kollegen in den Rücken. jahres schlossen sich infolge des Wirkens des Tarifamts oder nach ftüße vom Arbeitgeberverband und vielleicht auch vom Ham- Unter solchen Umständen ist es natürlich kein Wunder, wenn die Verhandlungen zwischen den Arbeitern und einzelnen Unternehmern burger Hafenbetriebsverein protegiert. Die allernächste Zeit Firma sich ablehnend zu den Vorschlägen der Kommission verhält, 46 Firmen mit 686 beschäftigten Gehilfen der Tarisgemeinschaft an, wird die Glorie dieses angenehmen Mitbürgers in vollem und deshalb glaubt jedenfalls Herr Hartwig auch, ironisch werden zu im zweiten Berichtsjahr drei Firmen mit 19 Gehilfen, während eine dürfen, indem er sich geäußert haben soll, er würde den Streikposten Von den am Schluß der Berichtszeit festgestellten 78 Firmen mit 784 Ge­Firma mit 40 Gehilfen wegen Aufgabe des Lichtdrucks wieder ausschied. Lichte erstrahlen lassen. warmen Kaffee hinuntersenden. Die Firma möge nur nicht vergessen, daß die Produkte der Hilfen untersinden demnach 48 mit 665 Gehilfen der Tarifgemeinschaft, Firma: die Kosmos-, Thermos, Thermofir- und Demoflaschen und das find 61,5 Proz. aller Firmen und 84,8 Proz. der Gesamtgehilfen­Die Berliner Paketfahrtgesellschaft läßt sich bei Neueinstellung Gefäße heute auch zum großen Teil schon von Arbeitern gekauft schaft. Schon diese Prozentziffern lassen erkennen, daß die der Tarif­bon Arbeitskräften einen Revers unterschreiben, nach welchem die werden. Sollte die Firma sich weiter hartnäckig verhalten, dann gemeinschaft noch nicht angehörenden 30 Firmen mit 119 Gehilfen Angestellten mit sofortiger Entlassung bestraft werden, wenn sich braucht sie sich nachher nicht zu wundern, wenn die Produkte der Kon- meist kleine Betriebe find; nur 11 beschäftigen mehr als 4 Gehilfen, Herausstellt, daß sie dem Deutschen Transportarbeiterverband an- furrenzfirmen gekauft werden. Was die anderen Firmen konnten, alle anderen weniger. Die Durchführung des Tarifs ging gleid gehören. Ferner gehen die Leute der eingezahlten Raution von fann zweifellos auch die Firma Kosmos bewilligen. der Einführung verhältnismäßig glatt vor sich. Der nene Tarif sah 50 m. verlustig, falls sie sich einen Kontraktbruch durch Beteiligung die allmähliche Einführung des Achtstundentags vor. 2 Berliner an einem Streit zuschulden kommen lassen. Troß dieses Abkom- Der Zentralverband der Fleischer hat mit der Wurstfabrit Karl Firmen mit mehr als 8 stündiger täglicher Arbeitszeit verkürzten mens, der unseres Erachtens gesezwidrig ist und gegen die guten Risch, Lindenstraße 105, einen Tarifvertrag abgeschlossen. Die gemäß den Versprechungen bei den Tarifverhandlungen die Arbeits­Sitten verstößt, hatten sich im Laufe der Zeit bis Juni 1912 doch Firma beschäftigt 25 Gesellen. Die Arbeitszeit beträgt 10%, Stunden, zeit im 1. Berichtsjahr auf 8 Stunden, so daß der Achtstundentag eine Anzahl Kutscher und Arbeiter der Firma dem Transports an Sonn- und Feiertagen ruht dieselbe. Sämtliche Gesellen er am 1. Januar 1912 in Berlin allgemein durchgeführt war. In den arbeiterverband als Mitglieder angeschlossen. Als die Direktion halten Kost und Logis außer dem Hause, der Minimallohn für Ge- übrigen Firmen trat laut Tarif am 1. Juli 1911 die 81 stündige der Paketfahrtgesellschaft davon erfuhr, stellte sie an fünf der An- fellen ohne verantwortliche Stellung beträgt 32 Mart. Für Ueber- und am 1. Januar 1913 die 8 stündige Arbeitszeit allgemein in gestellten, die von ihren Kollegen als Vertrauensmänner gewählt stunden werden 70 Pfennig gezahlt. Ferien werden 3 bis 10 Tage Kraft. Das Tarifamt fällte in einer Reihe von Tarifftreitigkeiten tungen, die im einzelnen richtig sein mögen, ohne weiteres zu all­Theater. gemeinen Merkmalen zu erheben. Er ist so anspruchsvoll un- Deutsches Theater : Emilia Galotti , Trauerspiel joziologisch. Sein historisches und sein psychologisches Anschauen von Bessing. Diese Aufführung der Emilia" reibt sich den besten ist so unwesentlich. Wäre er fähig, Niessche als zeitgeschichtliche von Reinhardt inszenierten Selassiferborstellungen ebenbürtig an, fie zeigt Erscheinung zu werten, er würde über viele seiner Schwächen und Goethes Zauberlehrling, der die wässerigen Massen, die er herbei engste leicht hinauskommen. Aber jetzt zappelt er darin wie zitierte, nicht wieder zurückbannen kann. redet mit galligem Zorn von den Nachahmern Nietzsches, deren großen Abstand von Nietzsche er mehr als einmal hervorhebt, und vergißt ganz und gar zu erwägen, ob nicht eine Menge Erscheinungen, die er heute auf Er läßt sich regelrecht von dem Popanz, den er sich hergerichtet hat, Nietzsches Namen tauft, auch ohne den Vorläufer da sein würden. blindschlagen und nasführen.

Berlin und Umgegend.

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Kleines feuilleton.

Steine statt Brot oder: Der hehre Batzen. In Herikalen Gegenden sind Fahrpläne ins Himmelreich, Mariazeller Holzsplitter und andere Abfälle beliebte Handelsartikel. Das ist der verfluchte Klerikalismus," räfoniert der protestantische" Spießer, bei uns ist Nein, bei uns nicht; bei uns wird eine andere Gorte

fo was nicht möglich! Bei uns nicht.

nicht alle.

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Tarifbewegung der Glasbläser.

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wieder, daß dieser Meister rauschender Instrumentierung auch Meister eingestellten Bühnenstil ist. Nichts ungerechter als der Vorwurf, daß im infimen, auf die Herausarbeitung rein innerlicher Seelenvorgänge feine Kunſt darum, weil sie die Reize des Dekorativen nicht ver­schmäht, den Brahmschen Traditionen gegenüber die Signatur einer rückläufigen veräußerlichenden Tendenz trage. Er griff nach jenen Reizen, wenn er meinte, durch sie die Stimmungsresonanz der solcher Möglichkeiten stets bewußt. Dichtung noch erhöhen zu können, blieb sich aber der Begrenztheit

Momentan ist es eine Ware aus Leipzig , die in preußisch­deutschen Gauen den Reiz der patriotischen Neuheit hat: Steine, die man in den Schaufenstern verschiedener Städte sehen kann. Herr Moissi , dessen Tasso" Besorgnis erregen konnte, Richts weiter, als fauftgroße, edig- tantige Brocken, aber trotzdem Was sich heute in der jüngsten Dichtergeneration zeigt, ist nicht stand in der Rolle des Prinzen wieder auf der Höhe seiner Kraft, teine gewöhnlichen Steine unter Steinen, sondern hehre Pazen, bloß eine Wiederholung dessen, was vor dreißig Jahren hervortrat. ja übergipfelte vielleicht noch seine früheren Leistungen. Der ge­heilige Refte, Untertanen- Reliquien: steinerne Klumpen vom Ab- Aber Otto Ernst hat für das Besondere des Gegenwärtigen kein wiffenlosen Selbstsucht dieses in der verderbten Atmosphäre des heilige Refte, Untertanen- Reliquien: steinerne Klumpen vom Ab- Organ. Er scheint überhaupt nicht zu wissen, was junges Gären, Hofes aufgewachsenen Jünglings gab er eine Erscheinung von so raum der Leipziger Massenmordpyramide! Steinstüde vom Völkerschlachtdenkmal !" kündet das Schild zumal künstlerisches, bedeutet. Und dann: Jugend. Von welcher liebenswürdiger Grazie, freier Unbefangenheit und überlegener des Schaufensters. Ein erhabener Zimmerschmuck für jeden Jugend redet er? Die Jugend, die sein Arbeiten allenfalls er- Stultur, daß man die beim Lesen feltsam berührende Furcht Emiliens, Deutschen . Stück 95" Pf." Im Dukend billiger! Immer ran, reicht, hat doch am allerwenigsten eine natürliche Beziehung zu sie würde im Hause der Grimaldis seinen Verführungskünften_am meine Herrschaften Niebsche. Sie rebelliert aus einem ganz anderen Milieu heraus, Ende nicht widerstehen, im Augenblick begreiflich, beinahe über­Lacht nicht, Brüder Er taumelt von Ser hehre Bazen ist zum Heulen sym- zeitlich wie gesellschaftlich! Sofern sie überhaupt rebelliert. Und zeugend fand. Verbrechen zu Verbrechen bolisch. Er symbolistert mehr als den steinernen Stumpffinn dann wächst ihr Widerspruchsdrang auf einem ganz anderen Boden und denkt nicht mehr dabei, als ein verwöhnter, eigensinniger unserer Mordspatrioten: und mit anderen Aussichten als vor ein paar Jahrzehnten, da Junge, der es für gutes Recht hält, sein Wünschen, es koste, was es Not und Arbeitslosigkeit schreien auf allen Straßen, die billige Otto Ernst mit offenem Visier auf Fehde auszog. Er möchte eine wolle, durchzusetzen. Mit erstaunlich sicherem Instinkt war alles auf­Woche des Völkerschlachtfestes hat Hunderttausende verschlungen, Banze brechen für das Recht des optimistischen Temperaments, das einander abgestimmt. Nur die stark fententiöse Unterstreichung des und was fürs Volt davon übrig bleibt, sind patriotische Abraum- heute, wie er sagte, in Deutschland keine Duldung genieße. Die Schlußfazes, in dem Lessing den Prinzen an Emilias Leiche die steine. Steine statt Brot! Absicht ist gut, aber was nützt die beste Lanze, wenn sie in falscher Hauptlast der Verantwortung von sich auf Marinelli abwälzen läßt, Im falschen Sattel. Otto Ernst aus Hamburg , den wir als Richtung eingelegt wird. Er soll auf seinem kleinen netten Felde wäre besser unterblieben. Erzähler gelten lassen, glaubte in drei Vorträgen im Choralion- Saal bleiben, auf dem er nüßlich wirken und ernst genommen werden Aeußerst interessant war Bassermanns Marinelli. Er Nietzsche erschlagen zu sollen, dessen Philosophie ihm als eine fann. spielte ihn wie ihn Appiani im Gespräche nennt, ais boshaften ganze große Unehrlichkeit" erscheint. Daß dieser Totschlag, der Affen", dabei mit einem Stich ins Aeffisch Komische. Ein als bermutlich auf einem Kreuz- und Querzuge durch Deutschland voll- Der größte Deutsche und die verächtlichste Nation. Rheinbaken, jämmerlich vertrockneter Schranzen, deffen Verstandeskräfte gerad zogen werden soll, sonderlich aktuell wäre, läßt sich nicht eben be- der preußische Finanzer( mit pomadisiertem Ordnungskopf) zählte nur noch zu kuppelnder Gelegenheitsmacherei und Anzettelung von haupten, und man hat auch nicht den Eindruck, daß der Redner als gestern im Berliner Rathaussaal ein Fähnlein von hundert Getreuen Intrigen reichen. Aber in der lächerlichen Fraze blizte dann auch Philosoph, Menschenkenner, Kunstempfinder und Zeitkämpe die und Geusen, die miteinander sich verschworen haben, das westliche wieder jäh- und um so mächtiger in der Wirkung teuflisch kalt­Höhe hat, die dazu gehört, einem Nietzsche die Schlinge um den Rheinufer durch eine Rotunde zu bereichern. Da des herzige Schadenfreude und Bosheit auf. Ein bis ins kleinste aus­Hals zu legen. Aktuell aber schien Otto Ernst im letzten Vortrage Reiches Schulmeister, der träumerische Bethmann, nebenbei gearbeitetes Porträt, in dem das Karikaturistische durchaus der werden zu wollen, in dem er besonders zum Schuße der faß, wird man glauben, daß es sich nicht etwa um so eine Charakteristik diente. Winterstein erfreute durch einen treff­Jugend von den verderblichen Wirkungen Nietzsches sprach. richtige Anstalt, vielmehr um das Bismarckdenkmal bei Binger- lichen und originellen Odoardo. Maste, Gebärde, Drgan ergänzten Indes auch da war es um die Aktualität windig bestellt. Er brück handelt. Drei Millionen werden gebraucht, es ist deren aber sich aufs glücklichste im Bild des ungestümen Alten. Die wilde walzte nur den Quarf breit, mit dem er vor fünfzehn Jahren ein- erst eine zusammengefochten. Indessen, der Pomadisierte meinte: Leidenschaftlichkeit Orfinas und Emilias Reinheit, die Empörung, die mal in einem Theaterstück die Enge seiner eigenen geistigen Die Deutschen müßten das verächtlichste Bolt sein, wenn sie es nicht fie bei dem Gedanken, daß sie nicht Herrin ihres Blutes sei, ergreift Grenzen dargetan hatte. Das war auch jetzt der einzige Ertrag fertig bekämen, den lumpigen Mammon zusammenzuscharen, um dem und in den Tod treibt, tam durch Mary Dietrich und Lucie feiner fritischen Attade. Er ist seit jener Zeit nicht weiterge größten Deutschen einen Tempel zu richten. Dem Größten Söflich zu ergreifend wahrem Ausdruck. Karl Ebert war ein lommen. Immer noch begeht er den großen Fehler, Beobach- ob der Herr dieser eifrigen Knechte da nicht streifen wird. höchst sympathischer Appiani.

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