VariS, 5. November. In hiesigen unterrichteten Kreisen glaubt man zu wissen, daß die Vereinigten Staaten drei mexikanische Hafenstädte besetzen werden als Awangemaßregel gegen Huerta. Die ßalhanfrageii. Athen , 5. November. Die Antwortnote der griechischen Regierung auf die Note JialienZ und Oesterreich-Ungarns er- hebt in Erwiderung auf den Vorwurf. Griechenland schüchtere die Bevölkerung der besetzien Gebiete ein und intrigiere gegen die Arbeir der Internationalen Grenzkommisfion für Südalbanien, die Anklage parteiischen und inkorrekten Vorgehens gegen einige Mit- glieder dieser Kommission und ihre Begleitung. Zum Schlüsse lehnt die griechische Regierung jede Veranwortlichkeit ab für den Fall, daß die Arbeiten der Kommission nicht bis zum 8t). November beendigt sein sollten. Oeltcrmcb-CIngani. Neue Tumulte im ungarischen Abgeordnetenhaus. Budapest , S. November. Abgeordnetenhaus. Die O p Po s i t i o n veranstaltete auch heute im Zusammenhang mit der Spielbankangelegenheit gegen Schluß der Sitzung Lärmszenen. Der Oppositionelle Hußar beantragte, morgen die Spielbankangelegenheit auf die Tagesordnung zu setzen. Während dieser Rede warf der Abgeordnete Siegmund Eitner ein Paket Spielkarten aus den Tisch des Hauses und wurde wegen Verletzung der Würde de» Hauses an den Mitzbilligungs- ausschuß verwiesen. Als Hußar seine Rede über Gebühr auS- dehnte, und ihm der Präsident das Wort entzog, verließ die gesamte Opposition das Haus. Obstruktion. Wien , ö. November. Abgeordnetenhaus. Tic ganze heutige Sitzung, in der über die B r a n n t w e i n st e u e r be- raten werden sollte, wurde durch eine fünfstündige Ob st r u k- t: o n s r c d e des ruthenischen Minoritätsberichtcrstatters Holabo- witsch ausgefüllt. Tic nächste Sitzung findet morgen statt. franhrcicb. Verhandlungen mit Rußland . Paris , 5. November. Der..Petit P a r i s i e n" schreibt an- lätzlich der Ankunft oes russischen Ministerpräsidenten K o k o w- z e w: Der russisch « Ministerpräsioent wird mit den franzosischen Staatsmännern eine Unterredung von höchsterWichtig. k c i t haben. Es handelt sich darum, die neuen französischen und russischen M i l i t ä r m a ß n a h m e n in Einklang zu bringen. So bemüht sich die russische Regierung, ihre st r a t e- gi scheu Schienenwege im Westen, die als sehr unzureichend angesehen werden, auszugestalten. Es handelt sich ferner darum, die Politik der beiden Länder Griechenland gegenüber in Einklang zu bringen. Die Insel frage wird sich von einem Tage zum anderen in noch dringlicherer Weise geltend machen als die albancsische. Schließlich wird auch die kl c i n a s i a t i s ch e Frage mit allen ihren Folgen erörtert werden. Belgien . Eine Massendemonstration der Brüsseler Arbeiter. Brüssel , 4. November. sEig. Bcr.) Vierzehn Tage, seit Beginn Kammersession, dauert bereits das Gefecht zwilcheu den Linksparteien— Sozialisten und Liberale»—. nnd den Klerikalen in der SÄulflage.� Es ist der dritte Angriff auf die Schule, zu dem die Klerikalen seit sie an der Regierung sind, ausholen. Dieser dritte Angriff— bekannilich wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken — überragt weit die beiden ersten: er soll die kirchliche Herr« schafl in der Schule vollenden und zu diesem Zweck sollen Staat und Volk bluten. Die Klerikalen geben vor, daß das Land ihr Schulprojekt, dem sie großtuerisch die Scheinhülle des Zwangsunierrichls leihen, gutheiße, daß sich zum mindest kein Widerstand bemerkbar mache. Die Herr- schoflen meinen wohl, daß die Arbeiterpartei für jede klerikale Schandtat eine kleine Revolution oder weniastens einen Generalstreik inszenieren soll-» damit ihnen mit dem Erlrag ihrer parla« mentarischen Lorbeeren auch gleich womöglich einige blutige niit in den Schoß fallen... Der friedliche Protest, der sich seit Monaten in der Arbeiterschaft und im Bürgerium kundgibt und der nun in noch inlensiveren Formen die Schuldebalte begleitet, zählt nicht und wiegt nicht bei den Klerikalen. Den Protestkundgebungen und Meetings der letzten Wochen reihte gestern die Brüflelcr Föderalion eine Straßenkundgebung an, die an Eindruck und Umfang den besten Veranstaltungen des opferwilligen Brüsseler ProlelariaiS gleichkam. Der Zug formierte sich in den Nebenstraßen und vor dem„Maii'on du Peuple" und zog dann den gewohnten Weg durch die innere Stadt. Den ganzen Weg spielten die Arbeiterkapellen Märsche und revolutionäre Lieder, in die der Gesang und die Rufe der Masten hmeintönten. Im Fackelschein la!»n die Tausende der Spalier bildenden die Standarten und Transparente, die in kräiligen und plastischen Sprüchen das Urteil des Volkes über das klerikale Schulgesetz, die Ambitionen des Klerus und der psäffiichen Regierung zusammenfaßten. Ein und .eine halbe Stunde stand die Stadt in. Bann des dahinflutenden Zuges, der das gewohnte Bild malerisch-bunten Reizes, erhöht noch durch da» groß« Aufgebot von Fackeln, bot: was sich gleichzeitig als symbolische Demonstration des Licht» gegen die Finsternis anließ.... Zum Schluß kehrten die Demonstranten wieder zum VolkshauS zurück, wo vom Balkon herunter die Genossen Wanters und Vandervelde Wesen und Absichten deS klerikalen Schulgesetzes resümierten und die Arbeiter anriefen, den drohenden Folgen der klerikalen Schulpolitik ihre ganze Energie entgegenzusetzen. Die dichtgedrängten Massen gaben begeistert ihr« Zustimmung. Was nicht hindert, daß in der nächsten Kammersitzung die Regierung und ihre Sprecher erklären werden, daß das„Land' ihr ungeheuerliches Schulprojekl dilligt. England. Die Gemeindewahlen. Londau, 3. November. (Eig. Ber.) In den englischen Gemeindewahlen, die am 1. November stattfanden, haben die Sozialisten und Arbeitervartciler schöne Siege errungen. Es handelte sich um die Wahl des Drittels der Gemeinderäte in England und Wales, das jedes Jahr ausscheidet. Wahl- berechtigt sind zienrlich dieselben Personen, die das parlamen. tarische Wahlrecht haben, doch darf bei den Gemeindenwahlcn auch eine beschränkte Anzahl Krauen wählen. In London wurde in diesem Jahre nickt gewählt: hier werden die Ge- meindevertretungen alle drei Jahre gewählt. Das wichtigste Ergebnis der vorgenommenen Wahlen ist der glänzende Sieg der A r b e i t e r v ert r c t e r, die als Arbeiter- varteiler oder Sozialisten kandidierten. Das Gesamt- etgebniS läßt sich stets nur schwer und erst lange nach den Wahlen genau feststellen, doch die vorliegenden Resultate lassen keinen Zweifel an dem großen Vorstoß der organisierten Arbeiterschaft in den englischen Gemeindevertretungen auf« kommen. Insgesamt verloren die Liberalen 49 Sitze und ge- wannen 41: die Konservativen verloren 62 und gewannen 48: Arbeiterparteilcr.und Sozialisten aber verloren nur 14 und gewannen 33 Sitze. Viele dieser Siege wurden über den bürgerlichen Mischmasch der Liberalen und Konser- vativcn errungen, die sich immer häufiger bei Gemeinderats. Wahlen zusammenfinden. Besonders erfolgreich waren die Arbeiterkandidaten in den großen Industriestädten des Nordens. In der sozialistischen Hochburg Bradford gelang es den Genossen, ihre schon stattliche Vertretung um drei weitere Mandate im Gemeinderat zu vermehren. In Wigan haben die Arbeiterparteiler den Konservativen ö Mandate ab- genommen. In Barrow, Leeds und Middlesbrough gewann die Arbeiterpartei je 3 Mandate. In Stockton-on-Tees. wo wegen der Erweiterung der Gemerndegrenzen eine allgemeine Wahl stattfand, nahmen die Sozialisten den Liberalen zwei Mandate ob und ein weiterer Arbeiterparteiler wurde gewählt. Eine der interessantesten Wahlen fand in dem alten historischen Jork statt. Hier hatten die Liberalen mit den Arbeitervertretern bisher die Mehrheit. In diesem Jahre war nun beschlossen worden, den Genossen H a r t l c p, der seit fünfzehn Jahren Ratsherr(aläerwan) der Stadt ist, zum Oberbürgermeister zu wählen. Hartley ist ein Rangierer an der Eisenbahn und ein tätiger sozialdemokratischer Agitator, cker sein Licht nicht unter dem Scheffel verbirgt. Den be- häbigen Patriziern der Stadt wollte die Wahl des Arbeiters gar nicht gefallen. Sie wünschten sich einen Oberbürger- meister, wie sie ihn stets gehabt: einen reichen Mann, der Geld spendieren kann. Bald nachdem die Absicht der Mehr- heit des Gemeinderats bekannt wurde, setzte die Hetze gegen den künftigen Oberbürgermeister ein. der dem Kampfe nicht aus dem Wege ging. Vor einigen Tagen schlug er in Brad- ford dem Faß den Boden aus. Der Ratsherr von Pork war von den Bradforder Genossen eingeladen worden, ihnen im Wahlkampf beizustehen. In einer Wählerversammlung führte er daraufhin aus. daß es ihm sonderbar vorkomme, daß die Stadt Bradford, die Hochburg des Sozialismus, deren Gemeindepolitik für das gesamte Land ein leuchtendes Beispiel sei, nach einem Vertreter des schläfrigen Aork geschickt habe. Man habe ihn zum künftigen Oberbürgermeister� von Bork bestimmt, aber wenn die Leute glaubten, daß er seiner Klasse untreu werden würde, wenn man ihn mit Frau und Kindern in die prächtige Residenz des Oberbürgermeisters schickte, so irrten sie sich: er lasse sich keinen Mautkorb anlegen. Diese freimütige Rede entsachte die Wut' der Aorker Reaktionäre, und die Wahl oder NichtWahl des Sozialisten zum Ober- bürgermeister wurde zur Hauptfrage der Wahlbewegung. Die Wahl fiel sg aus. wie Wahlen gewöhnlich auszufallen pflegen, wenn feindliche Prinzipien hakt aufeinander stoßen: die weichgesottene Mittelpartei wurde zerauetscht. Fünf Ge« meindevertreter. die alle der liberalen Partei angehörten. mußten sich der Neuwahl unterziehen. Sie wurden alle ge« schlagen: vier Mandate wurden von den Konservativen und eins von der Arbeiterpartei erobert. Nun haben die Konser- vativen eine Mehrheit im Stadtrat, und Bork wird noch ein Weilchen warten müssen, ehe es seinen verdienstvollen sozial- demokratischen Stadtrat zum Oberbürgermeister machen kann. Die Gemeinderatswahlcn dieses Jahres bedeuten einen entschiedenen Ruck nach links zur selbständigen Arbeiterpolitik und zum Sozialismus und sind' wohl die beste Widerlegung der Mär. daß sich die englische Arbeiterschaft in steigendem Maße der Politik abwende. Ctrina. Ein Gewaltstreich gegen die Oppositio«. Peking , 5. November. (Meldung deS Reuterschen Bureau».) Die Regierung hat ein Manifest erlassen, ourch das die K u o- mingtangpartei, die Opposition deS Südens, aufgelöst wird und die Sitze ihrer Mitglieder im Parlament für erledigt erklärt werden. Das Manifest begründet diese Maßnahme sehr ausführlich damit, daß der Aufruhr und die fort- gesetzte Opposition gegenüber der Regierung jeoen Fortschritt aufhalte. DaS Manifest hat z>var Aufregung verursacht, doch hat die Regierung, wie der Korrespondent des Reuterschen Bu« reauS an amtlicher Stelle erfährt, entsprechende militärische Maßnahmen getroffen, ehe sie das Manifest erließ, so daß sie keine Unruhen befürchtet. Rußlands Protektorat über die Mongolei . Peking , S. November. Das russisch-chinesifche Abkommen über die äußere Mongolei ist heute unter« zeichnet worden. In diesem wird die Autonomie der äußeren Mongolei unter der Suzeränität China» an«» kennt. China verzichtet auf daS Recht, Truppen nach der äußeren Mongolei zu entsenden, eine chinesische Verwaltung dort zu unter» halten, Kolonien zu gründen und sich in kommerzielle oder indu- strielle Fragen einzumischen. Amerika. Eine schwere Niederlage Tammauh Hall». New Aork, 5. November. Nach einem beispiellos heftigen Wahlkampf hat T a m m a n y Hall, die korrupte„demo- kratische" Parteiorganisation von New Jork, eine schwere Niederlage erlitten und ist vollständig geschlagen worden. Bei den gestrigen Wahlen für die New Aorker Staats- lcgislatur wurde der gegenwärtige Chef des New Jorker Zollamtes. M i t ch e l, der für das Bürger m ei st eramt kandidierte, sowie der abgesetzte Gouverneur von Mbanh, S u l z e r, der sich als Kandidat für die StaatS-Assembly auf- stellen ließ, und eine Reihe anderer Anti-Tammany-K'andidaten mit großen Mehrheiten gewählt. Mitchel hat eine Majorität von mehr als 100 000 Stimmen erlangt. Tammany verliert auch die Majorität in der Staatslegislatur, wo bereits 83 Republikaner, 48 Demo- kraten und 5 Progrcssisten gewählt sind. Das Ergebnis aus 12 Distrikten fehlt noch. Außer in Massachusetts und Virginien wurde auch in New Jersey ein demokratischer Gou- v e r n e u r gewählt, dessen Kandidatur energisch von Wilson und Bryan unterstützt wurde. Demokratische Wahlerfolge. New Aork, 5. November. (53. T. B.) Wahrend Tammany in New Aork eine vernichtende Niederlage erlitten hat. sind an anderen Orten die Demokraten im allgemeinen erfolg- reich gewesen, Präsident W i I s o n ist besonders befriedigt über das entscheidende Ergebnis in New Jersey , das er als eine B e st ä t i g u n g s e i n e r P o l i t i k dnrch seinen eigenen Staat betrachtet. Staatssekretär B r y a n erklärte, die Er- gebnisse der Wahlen seien eine Bestätigung der Politik des Präsidenten. Lisenbahnkatastrophe in franisteich. Eine der furchtbarsten Verkehrskatastrophen, die sich seit langen Jähren in Frankreich zugetragen haben, hat sich in der Nackt zum Mittwoch auf dem Bahnhof M c l u n abge- spiel». Dicht vor der Einfahrt zum Bahnhof fuhr gegen 11 Uhr abends der Postzug Paris — Marseille mit einer Ge- schwindigkeit von 4 0 Kilometern einen: in voller Fahrt befindlichen Schnellzuge Nizza — Paris schräg in die Flanke. Die Wirkung des ungeheuren Zusammenstoßes war um so entsetz- sicher, als die Trümmer beider Züge in Brand gerieten. Die mit dem Leben davongekommenen Passagiere ließen zu- nächst die Hilferufe der in den brennenden Trümmern eingc- klemmten Verwundeten uickcachtet und liefen, von panisdiem Schrecken ergriffen, davon. Den zur Rettung herbei geeilten Bahnhofsbeamten, der Feuerwehr und dem reguierierten Militär bot sich ein wüstes Durcheinander. Nach stundenlangen Lösch, und Bergungsarbeiten wurden 2 0 Tote und zahlreiche Verwundete geborgen; doch wird die Gesamtzahl der Toten auf etwa 30 geschätzt, lieber die Einzelheiten des schweren Unglücks berichten folgende Telegramme: Melun , 5. November. Die Unglücksstellc bietet einen schreck- lichen Anblick. Die Gaslaternen, die an beiden Seiten der Böschung standen, sind ausgegangen und die Unglücksstellc wird nur von dem roten Schein der Fackeln der Feuerwehrleute erleuchtet und inmitten de» Wirrwarrs von Menschen qualmt ei.n riesiger Trümmerhaufen, die brennenden Wagen der beiden verunglückten Züge. An der Unglücksstellc selbst herrscht ein entsetzliches Durcheinander. Feuerwehrleute, Eisenbahnbeamtc, Militär und überlebende Passagiere machen ver- zweifelte Anstrengungen zur Rettung der unter den Trümmern Begrabenen, angespornt durch die gellenden Hilferufe der Verunglückten. Dazwischen irren laut weinend die Angehörigen der Opfer umher, Frauen jammern, Kinder weinen, Männer spornen die Retter zu unermüdlicher Arbeit an. Aus den unentwirrbaren Trümmern ragen ab und zu ver- brannte menschliche Glieder hervor. Melun , ö. November. DaS Eisenbahnunglück wird auf Fahr- lässigkeit des Lokomotivführers des Schnellzuges, D u m a i n e, zurückgeführt, der den von Marseille mit einer Fahrgeschwin- digkeit von öst Kilometer in der Stunde kommenden Zug, trotzdem die Signale ihm die Durchfahrt durch Melun nicht freigegeben hatten, auf das Gleis fahren ließ, auf dem der Postzug ankam. Bis um Mitternacht waren dreizehn Leichen geborgen und vierzehn Verletzte ins Hospital geschafft worden. Um 2'A Uhr traf der Handelsminister an der Unglücksstelle ein. Um 3 Uhr waren noch zwei verkohlte Leichen unter den Trümmern hervorgezogen worden. Die Flammen waren erloschen, so daß vollständige Finsternis herrschte. Tic Verwirrung war unbeschreiblich. Eine junge Frau war unter den Tender der Lokomotive des Schnellzuges geraten. sie hatte das Bewußtsein nicht verloren und rief verzweifelt um Hilfe. Ihr Gatte, ein Hauptmann der Infanterie, starb im Hospital. Ein Postbeamter sagte aus. daß der Zug bei dem Zusammenstoß eine Geschwindigkeit von 40 Kilo, meter hatte, als der Wagen, in dem er sich befand, zer- schmettert wurde. Er sah Menschen wie wahnsinnig davonstürzen, dann hörte er zwei Explosionen. Er glaubt, daß etwa zwanzig seiner Kameraden getötet sind. Neun Leichen sind noch nicht erkannt. Der Zugführer Dumaine ist leicht am Kopf verletzt; er behauptet, das Signal habe auf Frei ge- standen. Der Heizer blieb unverletzt. Melun , 3. Noveucker. Bei der Maschine des verunglückten Schnellzuges Wurden noch vier Leichen geborgen, die so ver- kohlt sind, das; sie fast unkenntlich sind. Die Untersuchung ist im Gange. Es wurde festgestellt, daß die Weichen und Signal- scheiden vollkommen funktionierten Der verhastete Zug- führer erklärte, ihm habe geschienen, als ob er freie Fahrt habe: er habe den Zug erst gesehen, als das Unglück unver- weidlich gewesen sei. Unter den Trümmern liegen noch zwanzig L e i ch e n. Die Verletzten haben außer anderen Verletzungen alle schwere Brandwunden erlitten. Die unter dein Teirder eingeklemmte Frau starbumSUHr früh, nachdem sie acht Stunden in ihrer schrecklichen Lage, ohne das Bewußtsein zu verlieren, zugebracht statte. Paris , 6. November. Es scheint, daß die Mehrzahl der Ver- unglückten Postbeamte sind. In den beiden Postwagen des überrannten Postzuges befanden sich 21 Postbeamte, die sämtlich verschwunden sind. Man hält c» zwar für möglich, daß einige von ihnen, von panischem Schrecken erfaßt, geflüchtet find, fürchtet jedoch, daß die meisten von ihnen den Verbrenn» ngZtod erlitten haben. Unter den Verletzten wird ein.Hamburger, namens Max Ab erb ach. aufgeführt. In dem Marseille ? Expreßzuge befanden sich zahlreiche holländische Reisend«, die meist nur unbedeutende Quetschungen durch herab, stürzende Gepäckstücke erlitten haben. * Noch eine Eifenbaknkatattropde. Fast gleichzeitig mit dem entsetzlichen Unglück nt Melun hat sich auf der russischen Elsenbahnlime M o s k a u— K a s a n ein anderes schweres Verkehrsunglück zugetragen. Wie ein Telegramm aus Moskau meldet, entgleiste in der Nacht zum Mittwoch ein von Nischny-Noivgorad nach Pensa fahrender Personenzug. 14 Personen wurden getötet und 16 schwer verletzt. Es liegt der Verdacht vor. daß das Unglück in böswilliger Absicht herbeigeführt wurde. ♦ Zurammcnftoß zweier belgischen Güterzüge. Brüssel , 5. November. Heute nacht hat auf dem Eisen- bastnknotenpunkt G H e n e c bei Lüttich ein Zusammenstoß zweier Güterzüge stattgefunden, wobei drei Personen getötet und mehrere verletzt worden sind. letzte Nachrfebten. Amnestie des neuen Bayernkönigs. Müncken, ö. Ropembcr.(H. B.) König Ludwig hat aus Anlaß seiner Proklamierung eine umfangreiche Amnestie verkündet. Neben zahlreichen Straferlassen wird u. a. angeordnet, daß Vermerke über Verurteilungen wegen Vergehens und Ucbertretung im Straf- register und in den militärischen Listen und Papieren gelöscht »verden ,»venu sich der Verurteilte längere Zeit gut geführt hat.
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