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Stelle liegen, bit die Untersuchungilonunission eingetroffen ist. Durch die Gendarmerie wurde die Fundstelle in weitem Bogen ab- gesperrt, da sich die Kunde sehr rasch in Lübars und den benachbarten Ortschaften verbreitete. Wie sich später herausstellte, handelt eS sich um den 67 jährigen Photographen Lichtenfeld aus der Rheinsberger Strafte in Berlin und seine 36 und 34 Jahre alten Töchter und ein 13 jähriges Enkelkind. Ueber die Ursache zu dem schrecklichen Entschluft wird berichtet: Die beiden ältesten Töchter deS Herrn Lichtenfeld, die verheiratet waren, standen am Montag vor Gericht wegen Abtreibung der Leibesfrucht und wurden auch zu einigen Woche» Gefängnis verurteilt Das haben sich die Leute sehr zu Herzen genommen und noch am Montag den Entschluft gefaftt, auS dem Leben zu scheiden. An diesem Tage schrieben sie Abschiedsbriefe und gestern führten sie ihren schrecklichen Entschluft aus. Ein Automobil unter dem Eiscnbahuzuge. Ein schrecklicher Unglücksfall, bei dem zwei Personen sehr schwere Verletzungen davontrugen, ereignete sich gestern abend kurz nach 6 Uhr zwischen Wildau und Königs-Wusterhausen . Ein mit zwei Personen besetztes GeschäftSautomobil des Berliner Warenhauses Hermann Tietz fuhr in der Dunkelheit gerade in dem Moment durch die geschlossene Schranke eines Bahnüberganges, als vom Görlitzer Bahnhof ein Vorortzug herangebraust kam. Die Schranke wurde durch die Wucht des Automobils zertrümmert und letzteres geriet unter den Eisenbahnzug. Durch den Anprall wurden der Chauffeur und sein Begleiter von dem Automobil herab- geschleudert, während dieses selbst vollständig demoliert wurde. Der Gasbehälter der Lokomotive explodierte, ohne indessen weiteren Schaden anzurichten. Die beiden Insassen des Automobil« hatte« bei dem Sturz so schwere Verletzungen erlitten, daft sie in bedenk« lichem Zustande nach dem KönigS-Wusterhansener Krankenhause ge- bracht werden muftten. Die Namen der beiden Verunglückten konnten wir bisher noch nicht erfahren. Unfälle auf dem Flugplatz. Gestern vormittag kurz vor 16 Uhr stürzte aus dem Flugplatz Johannisthal der Russe Garns mit einem Hanuichke-Eindecker auS 16 Meter Höhe ab. Gaili» erlitt nur leichtere Verletzungen und wurde in das Elisabeth-Krankenbaus in Oberschöneweide gebracht. Ebenfalls verunglückt ist der Monteur Junker von der Sportfliegergesellschaft. I. wollte den Propeller einer Etrichtaube andrehen. Er geriet hierbei in den Propeller und wurde mit schweren Verletzungen an den Armen und Beinen in das Krankenhaus gebracht. Zirkus Barum . Neben den in Berlin bodenständigen Zirkus« unternehniungen Schumann und Busch hat gegenwärtig ein gröfterer Wanderzirkus die Nähe der ReichShaupistadt aufgesucht. Auf dem in der Nähe des Berliner Südosten aus Neuköllner Gebiet gelegenen Sportplatz an der Pflüger-, Ecke Pannierstrafte, bat seit Dienstag der Zirkus Barum fein Riesenzelt aufgeschlagen. Am Abend deS ge- nannten TageS wurde bereits die Eröffnungsvorstellung gegeben. Was dem vollbesetztenHause" hier geboten wurde, unterscheidet sich, wenn man von dem sonst der Prachtcntfaltung dienenden Bei- werk absieht, nicht sonderlich von dem, was uns die einheimische zirzensische Kunst zu bieten vermag. Wir sahen zwar nicht jenes prächtige und reichhaltige Pferdematerial wie bei Busch und Schu- manm jedoch da« Bestreben vorherrschend, das Beste aus dem Gebiet der Pierdedressur zu bieten. In der Marno-Truppe. den Schleuder- bretratrobaten. finden wir erstklassige Krim«, die erstaunliches leisten. Araber produzieren sich als Feueriresser und Flammentänzer. Chinesen zeigen sich in ihren heimatlichen Künsten und zahlreiche CiownS suchen mit ihren Späften die Zuschauer durch komische Ein- lagen zu belustigen. Im Schluftteil der Vorstellung kommt die Raublierdresiur zur Gellung: Direktor Kreiser mit seiner Eisbären- gruppe, Dompteur Arengo mit seinen Berberlöwen und Bären. Im Wintergarten leistet jetzt der Komiker Paul Becker« mit seinen derben Witzen das Menschenmöglichst«, um die Lachmuökeln des Publikums in Bewegung zu setzen. Sein Fliegentütencouplet «ntfesselt wahre Beifallsstürme und bringt auch den ernstesten Menschen m Bewegung. Die Operettendiva Grete Freund und die italienische Sängerin C e r u t t i ergänzen sich in gewisier Be- ziehung. Während die erstere mehr durch ihre leichteren Sachen unterhält, gibl Frl. Cerntti stimmlich Achtungswerles. Als Hand- standlünstler, wie wir sie lange nicht in dieser Vollendung und Kraft- leistung gesehen hoben, produziert sich daS O r p i n g t o n- T r i o. Originell ist Herr Willard. Der Mann wächst vor unseren Augen, ohne sich etwa aus die Zehenspitzen zu stellen. Willard reckt sich und dehnt sich und verlängert sich in kaum glaublicher Weise. Er er- zählt uns auch, ivie er das macht, aber verstehen kann ihn keiner. In Frank RaffinS Affcnzirkuö produzieren sich Affen als Ringlämpfer und Akrobaten in recht drolliger Weise und eine Reihe anderer recht guter Piccen vervollständigen daS recht reichhaltige Novemberprogramm. Ein Großfeuer in der Swinemünder Straße kam in der Nacht zum Mittwoch aus. Der Dawstuhl des Hauses Swinemünder Strafte 3S stand in ganzer Ausdehnung in Flamm«!. Di« Feuer- wehr halle noch bis zum gestrigen Morgen zu tun. Der Dachstuhl des groften Eckhauses ist vollständig durch das Feuer zerstört worden, sodaft der Schaden bedeutend ist. Ansang« waren auch die Nachbar- gebäude stark gefährdet, da sich ein grofter Funkenregen entwickete. Im ganzen hatte die Feuerwehr sechs Schlauchleitungen' vorgenommen, ans denen von vier mechanischen Leitern und von den Treppen aus Wasser gegeben wurde. Die Flammenentwicklung war ganz enorm und der Dachstuhl glich einer einzigen brennenden Fackel. Unfälle sind bei den Löscharbeiten nicht vorgekommen. Lufterdem hatte die Feuerivehr in der letzten Nachts in der Prenz- lauer Allee 242/47 zu tun, wo durch Kurzschluß ein Teil der Dach- konstruktion in Brand geraten war. Hier konnte die Gefahr in kurzer Zeit beseitigt werden. Ein Automobil hatte vor dem Hause Friedricvstrafte 12S Feuer gefangen. Feuer auf einem städtischen Lagerplav. Gestern abend wurde die Feuerwehr nach dem städtischen Lagerplatz in der Seestrafte 82 gerufen, wo bei Ankunft der Löschzüge ein grofter Schuppen in Flammen stand. Das Feuer war weithin sichtbar und rötete den Himmel. Die Situation sah anfange recht bedrohlich ans, weshalb Brandinspektor v. Borch sofort mit vier Schlauchleitungen stärksten Kalibers Wasser geben lieft. Die Flammen waren auch schon aus ein Faftlager übergesprungen und gefährdeten einen benachbarten Holzplatz. Durch unausgcietztes kräftiges Wassergeben konnte der Brand schlieftlich aus seinen Herd beschränkt werden. Der Schuppen, in dem sich eine Böttcherei befand, ist aber vollkommen eingeäuschert worden. Ueber die Ursache deS Feuers konnte nichts ermittelt werden. Die vollständige Ablöschung der Brandstelle mit den Aus- räumungsarbeiten zog sich bis in die Nachtstunden hin. Aus dem Fenster gestürzt ist gestern abend daS 23 Jahre alte Dienstmädchen A u gu st e Lande aus der Calvinstrafte S. Das Mädchen, da« seit Anfang August bei dem Kaufmann Rantorowicz beschäftigt war, sah gestern abend kurz nach 8 Uhr auS dem Flur. fenster im dritten Stock hinaus nach dem Hofe. Sie lehnte sich da« bei zu weit vornüber, verlor Das Gleichgewicht und stürzte hinab. Mit zerschmetterten Gliedern blieb sie besinnungslos auf dem ae- pflasterten Hof liegen. Ein hinzugerufener Arzt leistete ihr die erste Hilfe und lieft sie. da sie noch schwache Lebenszeichen von sich gab, nach dem Krankenhaus Moabit bringen. Bei der Ankunft dorr war sie jedoch schon gestorben. Die Leiche wurde deshalb beschlag- nahmt und nach dem Schauhause gebracht. Man rechnet hei dem Absturz deshalb mit einem Unglücksfall, weil für einen Selbstmord des jungen Mädchens keinerlei Gründe vorliegen. Noch kurz vor ihrem Tode war sie sehr vergnügt und lebensfroh. Kleine Nachrichten. In einem Privathotel erschossen hat sich der 38 Jahre alte Reisende von Elten aus Krefeld. Aus der Spree gelandet wurde gestern an der Gotzlowskybrücke die Leiche der 19 Jahre alten Näherin Elisabeth Frenzel, die bei einem Onkel in der Kopenhageiler Strafte wohnte. Da« junge Mädchen sprang vor 14 Tagen, wie wir damals meldeten, aus Liebesgran, von der Gotzkowskyblücke in die Spree, nachdem es Hut und Mantel ab- gelegt hatte. Eine fette Beute machten Fuhrwerksdiebe gestern morgen mi der Groftmarkthalle am Bahnhof Alexanderplatz . Hier stand kurze Zeit unbeaufsichtigt ein Wagen des Schlächtermeisters Scherzbcrg aus Reinickendors, der mit acht halben Schweinen und einem Rinderviortel beladen war. Die Diebe machten sich die Ge- legcnheit zunutze und fuhren unbsnierlt davon. Die Ladung, die sie wahrscheinlich in kleineren Teilen zu Geld z» machen versuchen werden, ist mit dem gestohlenen Gespann über 1666 M. wert. Der Schlächterwagen hat ein braunes Untergestell und rot gestrichene Räder und war mit einer braunen Ponystute bespannt. Vorort- f�ackrickten« Trcvtow-Baumschulenwcz. Ein Kommunalkonflitt in Treptow ". Unter dieser Stichmarke erschienen vor kurzem in Berliner Zeitungen sensationell aufgemachte Notizen, deren Ursprung auf den hiesigen Grundbesitzeiverei» bin- leitete. Bald daraus brachte auch das Orrsblatt einen Bericht über eine Versammlung dieses Vereins, die widerspiegelte, wie dort die brave Bürgersecle ins Kochen geraten war. Die Herren wollten nämlich ganz sicher wissen, daft der Gemeindeoorstand trotz einer angeblich ichlechien Finanzlage gerade jetzt das grofte Gut Groft-Machnow bei Miltenwaldc für Ricselzwecke lausen und mit der Zinsenlast der von den Herren daraus berechneten 4'/, oder gar 6 Millionen Mark später die armen vielbelegten Hausbesitzer beglücken wolle. Die Berichte bezeichneten dieieS Vorgehen ohne einen Versuch billigerer Regelung als verwcrslich und deuteten zum Teil auf einen cnipsehlenS- werte» Änschluft an Neukölln hin, Weiler wurde mitgeteilt, daft der Verein eine wohlriechende Rieselfeldreiolution zum Protest an den Gcmeindevorstand, den Landrat und auch gleich an den Regicrungs- präsidtnlen gesandt habe. An einer anderen Stelle lieft man sogar da« Vertrauen zum Gemeindevorstandim Schwinden bc- griffen" sein, iveil er nämlich von Hausbesitzern in der Baumschulenitrafte Pflasterkosten verlangte. Man sieht. die Herren wissen auch einmal kräftige Worte zu finde», wenn es ihnen an den Beutel zu gehen droht. Ueber das Bäcker- dutzend ihrer Versammlungsberncher hinaus war allerdings in der Gemeinde von solch einem Kommunalkonflikt nichts bekannt. Im Gegenteil stellte sich die Gemeindevertretung in ihrer letzten Sitzung recht einmütig hinter den Gemeindevorsteher, als dieser über die Eingabe des CrundbesitzervereinS öffentlich berichtete. Danach hat die Gemeindevertretung selbst auf Grund eine« Berichte« des Bau« amteS einen Ausschuft eingesetzt, der daS ganze KanalisationS- wesen einer Untersuchung unterziehen solle, inwieweit diese« und die bestehenden Verträge mit Berlin der künftigen Entwickelung der Gemeinde genügen. Dieser AuSschuft habe soivohl das Klärwesen studiert, wie Anknüpfungen an andere Gemeinden gesucht, doch seien dessen Arbeiten durch die vor- zeilige Behandlung der Kragen in der Oeffentlichkeit gestört worden, zumal viele der dort gegebenen Mitteilungen unrichtig seien. Der Ausichuft, dem auch Mitglieder des beschwerdeführenden Vereins an- gehören, hat einmütig die dort gepflogene Art der Behandlung dieser noch schwebenden Frage als gegen die Interessen der Gemeinde wirkend bezeichnet, welchem Urteil sich die Vertretung gegen die Stimme des Vorsitzenden deS fraglichen Vereins an« schlaft. Der Gemeindevorsteher erklärte in diesem Zu- sammenhange. daft er für den Borsitzenden eine« groften Verein» stets zu sprechen sei, um vielem über schwebende Fragen Auskunft zu geben, damit nicht derart falsche Tarstellungen in die Oeffentlichkeit kämen. Mit dem Kommunalkonflikt war es also nichts, dagegen entspann sich in der öffentlichen Sitzung ein gar ergötzlicher Konflikt zwischen den protestierenden Hausbesitzervertretern selbst, der ins Komische umschlug, al-Z einer von ihnen erklärte, in der fraglichen Versammlung nicht gegen die Resolution gestimmt zu haben, weil er sonst ausgelacht worden wäre, gewift ein Tapferer, an dessen Oualifikation zum Gemeindevertreter man nicht mehr zweifeln wird. Arbeitereltern! Endlich ist es gelungen, auch für die Jugend in Treptow ein Heim in der Beermannstr. S, erste« Ouerg. 1 Tr., zu errichten. Damit ist der Jugend eine Stätte geschaffen, durch die sie den Gefahren des Lebens entzogen werden soll. Pflicht der Eltern ist es nun, dafür zu sorgen, daft ihre Jugendlichen regel- mäftig das Heim besuchen, in dem sich dieselben unterhalten und durch belehrende Vorträge fortbilden können. Am Sonntag, den 9. November, nachmittags 4 Uhr, findet die Einweihung des Heimes statt, wozu die Eltern und Gönner der Jugendlichen herz- lichst eingeladen sind. Das Jugendheim ist werktäglich von bis VjlO Uhr und Sonntags von 4 biS VjlO Uhr geöffnet. Neukölln. Bon einem Postwagen überfahren und schwer verletzt wurde vor- gestern abend gegen 9 Uhr der 26 jährige Arbeiter Friedrich Hagedorn aus der Donaustrafte SO. H. wollte am Askanischen Platz ans einen Slraftenbahnwagen während der Fahrt aufspringen, kam jedoch zu Fall und wurde von einem Postwagen, der neben der Straftenbahn fuhr, überfahren. H. erlitt einen Bruch des rechten Oberschenkels und schwere Gesichtsverletzungen. Der Verunglückte erhielt auf der Unfallstation in der Eichhornstrafte Notverbände und wurde von bort nach der Charilv gebracht. Weihensee. Lebhaftes Befremden erregt zurzeit da» Boraehen der Rqchbar- gemeide Hohen-Schönhausen, die sich an der Grenze beider Ort- schafte» ein Terrain zu Rieselanlagen aufstellen läßt. Seit drei Jahren arbeiten die Geineinden Weiftensee, Heinersdorf und Hohen- Schönhausen an der Gründung eine« Kanaltsations-Zweckverbandes, die Druckrohrleitungen beider Gemeinden sind bereit« an das Weiftenieer Druckrohr angeschlossen und Heinersdorf hat den Betrieb auch eröffnet. Das plötzliche Umschwenken Hohen-SchönhausenS hat in den interessierende» Kreisen um so gröftere Verwunderung erregt, als die neu gedachten Rieselanlagen Weiftensee bedeutenden Schaden zufügen können, da dieselben sich in der Nähe de« SäuglingSkronken- Hauses und des neu errichteten VolkSparkeS befinden, auch besteht die Absicht, in dortiger Gegend ein Gartenstadtviertel zu errichten. Mit Rücksicht hieraus glaubten bürgerli-be Vereine, daft die Aufsicht«- behörde dem Projekt Hohen-Schönhausen« die Zustimmung versagen wird. Auch wir halten das Borgehen Hohen-Schönhausen« für ver- sehlt; Rieselanlagen sollte man möglichst weit von einem aufstrebenden Ort anlegen; mindestens sollten solche nicht in der Nähe von Wohl- fahrtsanstalten und öffentlichen Anlagen angelegt werden. Das Zu- standekommen des Kanalisations-Zweckverbande« wäre hier die glück- lichste Lösung, zumal die Borbereitungen so gut wie abgeschlossen waren. Am Donnerstag, den 13. November er., abends pünktlich 8� Uhr­beginnt bei Peukert, Berliner Allee 2S1, der Kursus über die ReichSvers icherungsordnung. Vortragender: Genosse Gchlemminger. Teilnehmer wollen sich beim Genossen Gründler, Berliner Allee 251, melde». Am Sonntag, den 30, November er., findet in der Gcmeindesesthalle ein B u s ch- A b e n d statt. Der Anfang ist auf 6 Uhr festgesetzt. Zur Aufführung gelangen neben Lichtbildern auch Rezitationen, für die Herr Emil Kühne vom Deutschen Theater gewonnen ist. Nachher Tanz. Für die Kinder ist eine Vor- stellung mit Buschbildcrn und Liedern zur Laute für 3 Uhr nachmittags festgesetzt. Der Eintrittspreis beträgt für die Abendveranstaltung 20 Pf., während die Kinder am Nachmittag 5 Pf. zahlen sollen. Karten sind von Sonntag ab bei den Hau«- kassieren, zu haben. Wilmersdorf . Wilhelm Schröder. In den Nachrufen, die unserem Wilhelm Schröder im politischen Teil de» Blatte« gewidmet wurden, ist bereits geschildert worden, wie der Tod de« wackeren Kampfgenossen in den weitesten Kreisen der Partei Schinerz und Trauer aus- lösen muft. Ganz besonders herb empfinden den großen Verlust diejenigen, die sein Wirken in der Nähe zu beobachten Gelegenheit hatten. Ein gut Teil seiner unermüdlichen Arbcitskrast stellte Schröder bereitwillig in den Dienst der WilmcrSdorfer Partei- Organisation. Hier wurde er durch das Vertrauen der Mitglieder zum Vorsitzenden des Wahlverein« gewählt. In diesem Amt, das er bis vor einem halben Jahre inne hatte, ivar er stctS be­müht, auch unter schwierigen Verhältnissen und auf einem dürren Boden, der bisweilen nur kärglichen Ertrag liefert, die Qrgani- sation zu fördern und auSzulmilen. Kein Miftcrfoig konnte ihn entmutigen, sondern unverzagt wirkte er fort für die von ihm al« gerecht erkannte Sache. Der WilmerSdorfer Stadtverordnetenversammlung gehörte er, wie vorher schon der Gemeindevertretung, seit fast 3 Jahren an, wo er, getragen durch das Vertrauen der Entrechteten, inmitten einer überaus rückständigen Kommune zugunsten der Arbeiterklasse eine aufopfernde Tätigkeit entfaltet hat. Auch die Gegner senken ihre Fahnen vor dem kenntnisreichen Manne, der bei vornehmer Ruhe und konzilianten Umgangsformen mannhast und zielbewußt für seine Ueberzeugung gestritten hat. Mit groftem Eifer hat er sich im Plenum und in den zahlreichen Kommissionen betätigt und gerade auf sozialpolitischem Gebiete mannigfache Anregungen ge- geben. Auch der Magistrat gedenkt in einem Kodolenzschreiben dankbar der guten Dienste, welche der Verewigt« in seiner ehre». amtlichen Tätigkeit der hiesigen Gemeinde geleistet hat". Seine Lebensarbeit war nicht vollendet. Noch in der letzten Zeit sprach er zu seinen Angehörigen, die in Verehrung zu ihm aufblickten und ihm die Leidcnszcit möglichst crträglch zu machen suchten, von der Fülle der Arbeit, die noch der Erledigung harrte. Er hatte den brennenden Wunsch, noch eine Reihe von Jahren sich der ihn befriedigenden Arbeit widmen zu können. Nun hat der Tod allzu früh, wenige Tage vor dem 53. Geburtstage, den Nimmermüden dahingerafft. An Ehrlichkeit der Gesinnung, an selbstloser Opferwilligkeit findet Wilhelm Schröder, der im wahrsten Sinne de« Wortes edel, hilfreich und gut war, so leicht nicht seine«- gleichen. Deshalb trauert mit der Familie, den zahlreichen Freun- den an seiner Bahre vor allem die Arbeiterschaft von Wilmersdorf , für deren Interessen er so wacker und vorbildlich gestritten. Sic wird dem Sobn des. Volkes ein dankbares Andenken bewahren eingedenk des DichttrwortcS: Was vergangen, kehrt nicht wieder; Ging es aber leuchtend nieder, Leuchtet's lange noch zurück. Charlotteaburg. Elternverem für freie Erzichung. Sonnabend, den 15, d. MtS., findet im Volkshaus. Rosinenstr. 3< großer Saali. ein großes Herbst- vergnügen unter Mitwirkung des Berliner Mandolinen-Orchesters Eon pussions", zirka 35 Mann. Dirigent H. Ernotte statt. Außer- dem gelangt zur AufführungJohannistrieb". komische Szene für drei Damen von Marie Knttschke. Anfang 8 Uhr. Eintritt 60 Pf. Tanz frei. BilletlS sind zu haben bei: Bürehner. Steve Christstr. 5: Busse, Sophie-Charlotten-Str. 21; Albrecht. KnobelSdorffstr. 48: Luttcr, Nürnberger Str. 17; Baseler, Stuttgarter Platz 20; Kratz. Spreestr. 56, und in der.VorwärtS''-Spedition, Sesenheimer Str. 1. Abendkasse findet nicht statt. Zehlendoxf(Wannseebahn ). I» der Mitgliederversammlung des Wahlverein« gab Genosse Hahn den Bericht von der Gemeindevertretersitzung. Redner verwies besonders darauf, daft die bürgerlichen Gemeindevertrcter versucht hätten, die Borlage über die Wiedereinführung de« russischen Fleisch- verkauf« mit allen erdenklichen Gründen zu Fall zu bringen. Da ihnen da« aber nicht gelungen sei. müsse nunmehr die Arbeiterschaft Zehlendorf« auch ausgiebigen Gebrauch von dieser Einrichtung machen und den Herren beweisen, daß die Notwendigkeil dazu vor- liegt. Am Schluß seiner Ausführungen ermahnte der Redner, mit aller Kraft dafür einzutreten, daft bei der im nächsten Frühlahr statt- findenden Wahl auch unsere Vertreter Sitz und Stimme tm Dorf- Parlament bekommen. In der Diskussion gingen die Genossen Krekeler und Hecking noch eingehend auf die kommunal-politischen Zustände in unserem Orte»in, sie kritisierte« besonder« da« Ver- halten derjenigen Gemeindevertreter. die sich um den Bürgermeister gruppieren, an deren Zusammenhalten jede Opposition zerschellt. Auch diese Genossen betonten die Notwendigkeit einer sozialdemokratischen Vertretung. Wenn alle Genossen auf dem Posten sind, müsse e« uns auch gelingen, einige Mandat« zu erobern. Sodann gab Genosse Döhring den Kassenbericht vom 2. Quartal; demnach steht einer Ein- nähme von 184,50 M. eine Ausgabe von 53,44 M. gegenüber. An den Zentralwahlderein konnten 123,00 M. abgeführt werden. Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten teilte der Borfitzende mit, daft der nächste Frauenleseabend am Freitag, den 7. November, statt- findet. Ferner gab er bekannt, daß da« Gewerkschafttzkartell am 29. November einen Unterhaltungsabend veranstaltet, AdlerShof . Dir Kiadkrschutzkvmmissw» veranstaltet auch in diese« Jahre wieder Gpielnachmtttag«. Dieselben finden jeden Mittwoch und Freitag, nachmittag« von 2 bi« 4 Uhr, tm Jugendheim, Bismarck. strafte 31(früher 1t). statt. Erster Spieltag: Freitag, de« 7. Ro- vember.» KaulSdorf . Rege« Interesse rief die am Sonntag hier zum ersten Male arrangierte JugendschriftenauSstelluna bei der Lrbetterdevölkerung hervor. In Verbindung mit der Ausstellung fand eine Versammlung statt, in der Gen. Brühl -Ltchtenberg über da« Thema:.Warum schlieft«!» wir un« der Sozialdemokratie an" sprach. Redner ging in groften Zügen auf die Anwürfe unserer Gegner ein und zeigte an Beispielen au« der jüngsten Zeit, wie berechtigt unser Kamps gegen den Kapitalismus, falschen VacriotiSmu« und die christliche Moral- Heuchelei ist. Der reiche Beifall am Schluft de» Bortrag«» bewies, daft die Ausführungen de« Redner« nicht unverstanden geblieben war«,. Tiensdorf ani Scharmützelsee. In einer öffrutliche« Versammlung, die von zirka 200 Per- s o« e n besucht war. sprach am Donntaanachmittag der Reichstags- abgeordnete des Kreises Genosse Fritz Zubeil über da« Thema: Wo bleiben die Steuergroschen r Der Redner zeigt« an der Ent­wicklung de» indirekten Steuersystem«, wie gerade die unteren Schichten so schwer belastet werden. Die Steuergroschen würden nicht zu kulturellen Zwecken, sondern hauptsächlich dem Mtlitari«mu» zu Wasser und zu Lande geopfert. Am Schluft seiner«u«führungeir wurde dem Redner reicher Betfall zuteil. Der Vorsitzend« forderte die Anwesenden auf, den Organisationen, sowohl den politischen wie auch den gewerkschaftlichen beizutreten. Mit einem begeistert auf- genommenen Hoch ans die internationale Sozialdemokratie ging die interessante Versammlung auseinander. Alt-Landsbcrg. Au» de» letzte« Gemetutzevertreterfitzimg«« ist zu erwähnen, daft die LandesversicherungSanftalt Brandenburg den Zinsfuß für da»