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Mr. 293 30. Jahrgang.

Topsinse

3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Freitag, 7. November 1913.

Aus der Frauenbewegung. 9192nU

Soziale Lage und Schultauglichkeit. tät unserer Gesellschaftsordnung hingewiesen wurde, die zurzeit in[ aweite Resolution begrüßt es, daß die Internationale Frauen Berlin allein 50 000 fleißige Männer als Arbeitslose auf die konferenz im Jahre 1914 in Wien stattfinden wird. Zu dem Thema E3 bedarf kaum einer besonderen Beweisführung für den Ein- Straße setzt und damit wenigstens 100 000 Kinder zum Hungern Aufgaben der sozialistischen Frauenorganisa fluß der sozialen Lage auf die Schultüchtigkeit des Kindes, d. h. auf verurteilt. Und noch ist die Wirtschaftskrise, die Folge der völlig tionen" referierten die Genossinnen Therese Schlesinger und seine geistige und körperliche Reife beim Beginn des Schulalters planlosen kapitalistischen Gütererzeugung, erst im Anfang und noch solution zugrunde: Von der Erkenntnis ausgehend, daß die stei­Emmy Freundlich. Sie legten ihren Ausführungen folgende Re­und auf seine Leistungen im Unterricht; niemand, der mit offenen mildert eine Arbeitslosenversicherung nicht das un- gende Zahl der Mitglieder den Frauenorganisationen erhöhte Auf­Augen durch das Leben geht, kann diesen Einfluß leugnen. Das ist verschuldete Elend dieser Armen. erficher auch die wohlbegründete Ansicht des Hamburger Schularztes gaben stellt, verpflichtet die 5. Frauenreichskonferenz alle Organi Die schweren Schädigungen des geistigen und körperlichen Ge- fationen, die Erziehungs- und Bildungsarbeit eifriger und plan­Dr. med. Fürst, der in seiner langjährigen Pragis als Armen- deihens der Kinder durch gewerbliche Arbeit sind oft in unserer mäßiger als bisher zu fördern und auszugestalten. Es sollen die und Kassenarzt vollauf Gelegenheit hatte, jene Zusammenhänge Presse und in der Agitation behandelt worden. Die fozialdemokra- Vorträge so gewählt werden, daß sie die Proletarierfrauen kennen zu lernen. Wenn er in seiner, das oben genannte Thema tischen Kinderschuhfommissionen sind eifrig bemüht, die nach und nach in alle Gebiete der sozialdemokratischen Bestrebungen erörternden Abhandlung in dem großen Sammelwerke Krank- stritte Durchführung der dürftigen gesetzlichen Schutzbestimmungen einführen und mit den wichtigsten Grundfragen des Sozialismus heit und soziale Lage" trotzdem die verschiedenen Gesichts- zu erzwingen. Nicht minder groß als die Schäden der Kinder- und der Sozialpolitik vertraut machen. Bei Vorträgen, deren punkte dieser sozialhygienischen Frage gewissenhaft beleuchtet, so arbeit ist die Gefährdung der Schultüchtigkeit des proletarischen besonderes Gewicht zu legen, weil sie vorzüglich geeignet sind, Inhalt zu Diskussionen Anlaß geben könnte, ist auf solche ein geschieht es, um auf die notwendig erscheinenden praktischen Maß- Nachwuchses durch die Erwerbsarbeit der Mütter. Diese Gefähr- den Inhalt des Vortrages dem Verständnis der Zuhörer nahmen hinweisen zu können. dung nimmt zu in dem Maße, als der Erwerbszwang immer näherzubringen und das Gehörte dem Gedächtnis einzuprägen. Die körperliche und seelische Entwickelung des Kindes wird be- weitere Frauenkreise erfaßt und sie nötigt, ihre heiligsten Pflichten Außer den Vorträgen mit und ohne Diskussion empfiehlt die reits verhängnisvoll geschädigt, wenn es der Schule zu früh zu im Hause in den aufreibenden und schmerzenreichen Konflikten, die Konferenz, dort, wo die Bedingungen dazu gegeben sind, gesonderte geführt wird, wie es nicht selten geschieht, weil die Eltern, be- ihre Doppelbelastung ihnen auferlegt, zurüdtreten zu lassen. Diskussionsabende abzuhalten. In fleineren Orten, wo Vorträge sonders, wenn auch die Mutter erwerbstätig ist, von der häuslichen In den besißenden Klassen kann alles nur Denkbare geschehen, selten abgehalten werden können, sind die Diskussionsabende ein Beaufsichtigung des Kindes entlastet sein wollen. Schon im nor- um schlummernde geistige Anlagen der Kinder zu wecken und zur vorhanden, so können die Vorträge und Diskussionsabende durch teilweiser Ersaz dafür. Sind am Orte teine rednerischen Kräfte malen Einschulungsalter werden ständig zahlreiche Schulrekruten Entfaltung zu bringen, alles Störende fernzuhalten. Die Klassen Vorlesungen erjeßt werden. Die Leiberin soll eine mit dem Pro­durch die mit der Ueberwachung betrauten Schulärzte zurückgestellt, lage des Proletariats dagegen stellt einer harmonischen förperlichen gramm der Sozialdemokratie vertraute Genoffin sein, damit sie hauptsächlich wegen ungenügenden Kräftezustands, Rachitis, geisti- und geistigen Entwickelung seiner Kinder die größten, oft unüber- imstande ist, Anfragen aus den Kreisen der Zuhörerinnen zu beant Ger Minderwertigkeit und tuberkulöser Erscheinungen. Es sind steiglichen Hemmnisse entgegen, die es bewirken, daß gerade die worten. Es sollen auch aktuelle Fragen, die die Parteiorgani dies fast immer Kinder, die in besonders ärmlichen Verhältnissen tüchtigsten Pädagogen alle noch so bingebende Arbeit im Dienst der fationen beschäftigen( Wahlen, Abstimmungen im Parlament, Ron aufwachsen. Die Kinder der Wohlhabenden kommen schon mit Volfserziehung schließlich als eine Sisyphusarbeit empfinden. Nur ferenzen, Parteitage usw.) diskutiert werden. einem erheblich besseren körperlichen Fonds ausgestattet in die die Aufhebung der Klassenscheidung und die Neugestaltung der Ge­Schule. Nach Alfredo Niceforo haben die reichen Kinder in bezug sellschaft durch die Sozialdemokratie wird der gesamten Jugend des auf Körperlänge, Gewicht, Bruftumfang, Lungenstärke, Körperkraft, Volkes die gleichen Bedingungen erfolgreichen Lernens, der Schule Kopfumfang und Stirnhöhe den armen Kindern gegenüber einen die restlose Erfüllung ihrer hohen Bildungs- und Erziehungs­bedeutenden Vorsprung; die Söhne der Kleinhändler und kleinen aufgaben möglich machen. Beamten halten etwa die Mitte zwischen beiden, so daß die ver­schiedenen Grade der körperlichen Entwickelung den verschiedenen Graden der sozialen Lage entsprechen.

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Eltern als Erzieher.

ein zehnjähriger Knabe. Es entwickelt sich folgendes Strafgericht. Vor der vollzählig bersammelten Schulvorsteherschaft steht Der Präsident: Warum bist Du die letzten fünf Tage nicht zur Schule gekommen?"

Der Knabe: Mutter war frant, ich mußte daheim bleiben." Präsident: Was hat Deine Mutter für eine Krankheit?" Der Knabe: Ich weiß es nicht." Präsident: So, Du weißt es nicht; war die Mutter im Bett?" ir die Mutter Der Knabe: Nein."

Präsident: Was hast Du daheim getan?"

Der Knabe: Gefchafft."

Präsident: Was geschafft?"

Der Knabe: Allerlei."

" Präsident:" Sag' die Wahrheit, Du bist jeden Tag Schlitt­schuhe gelaufen."

Der Knabe: Wer hat das gesagt?"

Die guten Erfahrungen, welche in Wien mit den Funktionä rinnenturien gemacht wurden, veranlassen die Konferenz, die Abhaltung solcher Kurse überall dort, wo es möglich ist, zu empfehlen. in manchen Fällen sehr geeignet, indifferente Frauen heranzu­Die Abhaltung von Näh-, Schnittzeichen und ähnlichen Kursen ist ziehen, doch darf durch solche Bestrebungen die Erziehung zum So­zialismus nicht vernachlässigt werden. Die planmäßige Bildungs­arbeit wird aber nur dann erfolgreich sein, wenn sie durch An­leitung zu zielbewußtem Lesen der Parteiliteratur unablässig ge fördert wird.

fie in erster Linie erhebend wirken, und darf deshalb der finan Wenn die Frauenorganisationen Feste veranstalten, so sollen zielle Gesichtspunkt niemals der allein vorherrschende sein." Die Resolution wurde angenommen.

Die ,, Proletarische Frau". Mit ihrer am 1. November heraus­gekommenen neuen, trefflichen Nunumer tritt die Broletarische Frau", das alle vierzehn Tage erscheinende Frauenblatt der organisierten holländischen Sozialdemokraten, in ihren 9. Jahrgang. Sie erscheint fortan in doppeltem Umfange, in einem Format, wie etwa unsere Gleichheit". Auch ihre Kinderbeilage ist bergrößert worden.

Unter großen Schwierigkeiten, so frohlodt der Leitartikel der neuen Nummer, wurde das Organ vor acht Jahren ins Leben ge­rufen. Es hat sich im Laufe der Zeit bewährt und durchgesetzt, weil es notwendig geworden war, weil die Frau, die bei Kindern, Koch­trant; he, Bürichchen, ist's nicht so; warum haft Du die Schule bertopf und Waschfaß daheim bleiben muß, einer besonderen Zeitung Präsident: Man hat Dich gesehen, Deine Mutter war nicht fäumt, aber lüg' nicht mehr, fag uns die Wahrheit, sonst gibt's bedurfte, die sich mit ihren speziellen Sorgen befaßte, und die Schläge. Mußtest Du daheim bleiben?" Proletarische Frau" scheint dieser Aufgabe vollauf gerecht geworden zu sein.

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Das leuchtet ohne weiteres ein, wenn wir uns vergegen­märtigen, welche Verheerungen Rachitis und Strofulose unter den Kindern des Proletariats anrichten. Beides find Krankheiten, die besonders häufig in dem Wohnungselend der Armut wurzeln. Die Strofulofe gilt insbesondere als Vorläuferin der Tuberkulose, die als ein Hauptfeind der Jugend während des schulpflichtigen Alters anzusehen ist. Für Berlin ist nachgewiesen, daß die Tuberkulose­sterblichkeit um so größer ist, je dichter die Wohnräume belegt sind. In Wohnungen mit einem Zimmer sterben prozentualiter dreimal soviel Menschen an Tuberkulose als in solchen mit vier und mehr Zimmern. Die meisten Strüppelfinder stammen aus Familien, die tregen ihrer Mittellosigkeit wenig oder gar nichts zu einer sach­gemäßen Behandlung ihrer unglücklichen Kinder tun können. Etwa 25 Proz. dieser findlichen Krüppel wachsen ohne Schulbildung auf, weil die Eltern zu arm find, ihnen besonderen Schulunterricht er­teilen zu lassen, und die wenigen vorhandenen Krüppelheime zur Aufnahme dieser Elenden nicht hinreichen. Die im Schulalter so gefürchteten übertragbaren Krankheiten: Majern, Scharlach, Keuch- Der Knabe: Nein, ich wollte nur lieber auf das Eis, darum huften, Diphtherie, Unterleibstyphus befallen mit Vorliebe die Kinder sagte ich daheim, es sei teine Schule, und zum Lehrer, ich müßte der ärmeren Klassen, die in schlechten Wohnungen und bei mangel- daheim bleiben." hafter Ernährung diesen Krankheiten gegenüber weniger Wider- Präsident:" So, so, also dabeim und in der Schule ges standskraft haben als die Kinder der befizenden Klassen. Häufig. logen, was?" wird bei den ganz Armen die Schultüchtigkeit beeinträchtigt durch förperliche Leiden, die auf Nachfrankheiten von im frühesten Kindes­alter überstandenen Majern, Scharlach usw. zurückzuführen sind. Unter den Nerven- und Gehirnkrankheiten ist es der Schivach­finn, von dem überwiegend sehr arme Kinder betroffen werden. Bösbauer, Miklas und Schiner erklären diese Tatsache so: Ver­gegenwärtigen wir uns die Not, die Sorge, das Elend dieser wirt­schaftlich schwachen und ganz verarmten Leute, so können wir von der Nachkommenschaft solcher Menschen gewiß kein geistig kräftiges Geschlecht erwarten. Es sei erinnert an die mangelhafte Ernäh­rung, eine chronische Unterernährung mit Brot und Kartoffeln als Hauptnahrungsmitteln, Kaffee und Schnaps als Genußmitteln, an die elenden Wohnungsverhältnisse, die namentlich im Hinblick auf die meist große Kopfzahl der Familie in der Mehrzahl unzu­reichend find, mancherorts werden noch feuchte Neubauten zum Aus­trocknen an Arme billig vermietet, ferner an die Fälle, wo Armut fich mit Schmuz, Verwahrlosung und manchmal ganz zerrütteten Familienverhältnissen paart; so ist dem sozialen Elend eine weit­gehende Bedeutung als Miterreger des Schwachfinns beigumessen." Wo immer eingehende Untersuchungen der häuslichen Verhältnisse von geistig minderwertigen Kindern vorgenommen worden sind, wie in Halle a. S., Hamburg , Berlin , Köln , in der Schweiz , in Eng­land, ergab sich stets dasselbe bittere Resultat.

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Der Knabe: Ich tu's nicht mehr!" nehmest den Kindern Sachen weg. Die werden überall gesucht, und Präsident:" So, nun noch etwas. Der Lehrer fagt: Du nach drei, vier Tagen bringst Du sie wieder zurüd. o tust Du die Sachen hin?"

Der Knabe: Ich verstede fie daheim!" Präsident: Warum tust Du das?,

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Der Knabe: Weil es lustig ist, wenn alle suchen." Präsident: Hm, eine eigentümliche Freude, die aber streng Dichy rufe. Was fagen Sie, meine Herren, wie wollen wir den ver­bestraft wird. Du fannst abtreten dort ins Rebenzimmer, bis ich dorbenen Jungen strafen?"

schwänzten Stunden." Verschiedene Stimmen:" Prügel, Arrest, Nachfizzen der ge­

Da bittet der Nachbar des Knaben, der zufällig auch im Schul­sigt, um's Wort.

rat Meine Herren, ein Wort. Wollen wir nicht lieber den Vater strafen als den Buben?"

Allgemeine Verwunderung. Präfident: Bitte, erflären Sie, Herr Doktor, den sonderbaren Wunsch."

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Mutterschutz und Sexualreform.

Ehereform in den skandinavischen Staaten. Das Vereinigte Parlamentarische Komitee von Schweden, Norwegen und Däne­Session den drei Parlamenten vorgelegt werden soll. Der Gesetz­mark hat nach vieljähriger Vorbereitung einen Gesetzentwurf über eine Reform der Chegejebe ausgearbeitet, der in der kommenden entwurf, bei dessen Beratung ebenso hervorragende Aerzte wie demokratische Politiker beteiligt waren, bezwedt die Regelung des Sherechts auf Grundlage voller Gleichberechtigung beider Gatten und eine Erleichterung der Ehescheidung. Zur lich sein, die Ghemündigkeit der Frau erst mit 18 Jahren ein­Heirat Minderjähriger soll die Zustimmung beider Eltern erforder­dings vielfach gefordert wird, eine ärztliche Untersuchung gefordert. treten. Als Vorbedingung der Eheschließung wird nicht, wie neuer­gesehen, daß die Untersuchung durch den Arzt als der einfachste Doch sind die Ehehindernisse gesundheitlicher Art so reichhaltig vor­vorhergehen, zu deren Begründung keine Beantwortung peinlicher Ausiveg erscheint. Der Ehescheidung soll zunächst Trennung Scheidung folgen. Die bisherige königliche Genehmigung der Fragen nötig sein soll. Nach bestimmter Zeit soll die formelle Scheidung soll wegfallen. Weiter sieht der Entwurf eine Ver­besserung der Stellung der unehelichen und der Adoptivkinder vor. Heuchlerische Prüderie und religiöse Engherzigkeit steht dort nicht wie bei uns jeder ernsthaften Reform dieses wichtigen Rechts­

gebiets entgegen.

Witwenunterstüßung in Dänemark . In Dänemark trat türz­lich ein Gesetz in Kraft, das Witwen mit einem Vermögen unter 4000 kronen( ungefähr 4330 M.) oder einem Einkommen von weniger als zwei Drittel des steuerfreien Betrages für jedes Kind eine Unterstüßung zusichert. Diese beträgt bis zum 2. Jahre 100 Stronen( 108 W.), vom 2. bis zum 12. Jahre 80 Kronen, vom und Staat zu gleichen Teilen. Die Abstufung weist auf In­12. bis zum 14. Jahre 60 Kronen. Die Kosten tragen Gemeinde rechnungstellung eines Verdienstes der größeren Kinder hin; die größere Erwerbsmöglichkeit einer Mutter älterer Kinder wird mehr als wettgemacht durch die höheren Unterhaltskosten der Kinder. schutz, Ortsgruppe Berlin , hat soeben an die Kaiserlichen Ober­Obligatorischer Mutterschus. Der Deutsche Bund für Mutter­versicherungsämter die Bitte gerichtet, bei der Prüfung der ein­gereichten Krankenkassen- Sagungen die Strankenkassen aller Art dazu anzuhalten, den§§ 198, 199 und 200 R.V.O. folgend, Bestim­machen, die allen weiblichen Versicherungspflichtigen: mungen aufzunehmen, beziv. fakultative obligatorisch zu

wo der kleine Sünder wohnt und habe mir oftmals Gedanken über Doftor: So hören Sie meine Herren. Ich wohne gleich nebenan, die Erziehung des Kleinen gemacht. Im Garten hat der Water oft mit den Kleinen Ball gespielt. Arnold war damals drei bis vier Jabre alt. Auf einmal ein lautes Geheul des Knaben, der Ball ist Im einzelnen läßt sich insbesondere der Einfluß der Wohnungs- fort! Der Kleine sucht und schreit. Der Vater steht dabei, nach un­verhältnisse auf die Schulleistungen nachweisen. Schon das gefähr fünf Minuten nimmt er den Ball aus seiner Tasche:" Siehst ruhigere Landleben erweist sich als günstiger für die geistige und Du, nun haben wir ihn wieder gefunden." Der Knabe jauchzat:" Bater, förperliche Entwickelung des Kindes als die verwirrende Unruhe hat oft beobachtet, wie Arnold es mit unseren Kindern genau so Du hast ihn gehabt, drum hab' ich ihn nicht gefunden." Meine Frau ber Stadt. Weit ungünstiger äußert sich die großstädtische machte. Der Vater hat ihn auch gelehrt, wie man schnell Zucker Wohnungsmisere, wie sie uns beispielsweise in den geradezu er- vom Tisch nehmen fann, ohne daß es Mama sieht. Der Knabe soll schütternden Tatsachen entgegentritt, daß in Berlin mehr als darin eine große Fertigkeit haben. Einmal steht der Knabe lange 180 000 Menschen zu sechs und mehr Personen in Wohnungen zu- Zeit an der Ecke bei meinem Garten. Ich hab' ihn be= fammengepfercht leben, die nur einen einzigen heizbaren Raum obachtet. Er erwartet etwas, dent' ich bei mir. Ich frag haben, wenn wir ferner hören, daß in Hamburg in einem Zeit- ihn: Warum stehst Du so lang allein? Ich muß auf raum von drei Jahren die Zahl der Einlogierer bei den öffentlich den Herrn warten, den Reisenden mit dem schwarzen Unterstützten, also bei den Aermsten der Armen, um 1000 Köpfe daheim, er ist zu einer Beerdigung nach Zürich ." Stöfferli. Dann muß ich ihm sagen: Der Vater ist nicht stieg! Welche Fülle von gesundheitlichen und sittlichen Gefahren denn in Zürich gestorben?"" Niemand, aber der Reifende darf " So, wer ist bedrohen das Kind in solchen überfüllten Wohnungen; wie wird halt nicht kommen, der Vater hat jetzt kein Geld. Ja, und der ihm hier die Ruhe und Sammlung erfordernde Anfertigung der Vater hat gesagt, wenn ich's gut mache, dann gibt er mir Schulaufgaben erschwert, wie wird sein Schlaf beeinträchtigt, zumal, 20 Rappen. Dort tommt er, das ist er. Adieu, Herr Doktor." menn es nicht nur das Zimmer, sondern auch das Bett mit anderen Ich hab' schon damals den Knaben bedauert, daß man ihn so teilen muß! Eine Berliner Statistik zeigt, daß nur ein Drittel erzieht! Und im Geschäft, in dem der Vater arbeitet, bat aller Schüler ein Bett für sich hat, daß nicht selten drei oder gar der Knabe ihn schon oft mit Krankheit entschuldigen müſſen, vier Personen in einem Bett schlafen müssen. Unter solchen, aller während dem Vater nur die Arbeitsluit fehlte. Was Wunder, Kultur Hohn sprechenden Verhältnissen kann der Schlaf dem Kinderenn der aufgeweckte Senabe die gleichen Manipulationen macht. es feine Kraft und Frische für den anderen Tag geben. Die Armut Nach meiner Ansicht gehört die Strafe dem Vater." der Eltern hat ferner häufig unzweckmäßige Bekleidung des Kindes flärt, und er wird gewarnt, je wieder fo was zu machen. Dem Knaben wird das Ungehörige feiner Handlungsweise er­zur Folge; in zerrissenen Schuhen mit nassen, durchfälteten Füßen Der Vater erhält ein Schreiben, das ihm nicht gefällt. Zu siken viele Kinder der Armen 12 Proz. wurden in einem Ber- Hauie erhält der Knabe Prügel, weil er die Wahrheit gestand. Jit liner Schularztbezirk einmal gezählt bei Regenwetter in der das nicht grausam? Schule, unfähig, mit voller Aufmerksamkeit dem Unterricht folgen. Und dann die vielen, vielen Tausende von unterernährten Schulkindern, ungenügend ernährt, weil die Eltern zu arm oder der Bater arbeitslos, die Mutter frank, oder weil die gewerbliche Arbeit den Kindern feine Zeit zu rationeller Beföstigung läßt! Von Kin­dern, die durch Hunger und Entbehrungen geschwächt sind, normale Schulleistungen zu berlangen, ist eine Grausamteit. Es ging fürz­lich ein Artikel durch unsere Parteipresse, in dem auf die Brutali­

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zu

Vera.

( Aus der schweizerischen Zeitschrift für Jugenderziehung".) Sozialistische frauenbewegung im Auslande. über deren ersten Verhandlungstag bereits an anderer Stelle aus Die Sozialdemokratische Frauenrechtskonferenz Oesterreichs , führlich berichtet worden ist, nahm einen Beschluß an, auch im Jahre 1914 eine einheitliche Rundgebung für das allgemeine attive und passive Wahlrecht( einen Frauentag) zu veranstalten. Eine

1. bei Arbeitsunfähigkeit durch Schwangerschaft Schwangeren­gelder in Höhe des Krankengeldes,

2. die bei der Niederkunft nötigen Hebammendienste und ärzte liche Geburtshilfe,

3. Stillgelder, folange sie ihre Neugeborenen stillen, gewähren. Besser noch als die Petition beim Oberversicherungsamt wird wirken, wenn die Frauen sich an den Krankenkassens wahlen( zu denen jetzt auch die Dienst boten Berechtigung haben) rege beteiligen und für die Wahl von solchen Vertretern sorgen, die für den obligatorischen Schwangerenschutz eintreten.

bildete sich im Anschlusse an einen vom Bund für Mutterschutz ver­Eine akademische Gruppe für Mutterschutz und Sexualreform anstalteten Vortragsabend über Akademische Jugend und seruelle Frage".

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Die neue Dienstbotensteuer. In der vor acht Tagen veröffent den gesetzlichen Vorschriften sind die Beiträge für die Kranken­lichten gleich lautenden Notiz findet sich ein Frrtum: Nach versicherung der Dienstboten nur zu einem( nicht zwei) Drittel von der Herrschaft", dagegen zu zwei Dritteln von den versicher ten Dienstboten selbst zu entrichten.