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einen PreisoderBelohnung aufzubringen für denjenigen Soldaten, der sich als erster unehelicher Vater aus weisen könne." Der opferwillige Patriotismus hat die tugendsamen Bürger einer anderen neuen Garnison nicht schlafen lassen. DieKatto- Witzer Zeitung" bringt folgende Meldung: .Nicht nur die guten Tarnowitzer können sich Aihmen, für daserste Soldatenkind" in stammtischbrüderlicher Aufopfe- rung zu sorgen, auch die K a t t o w i tz e r haben ein solches Zeug» niS von Nächstenliebe und Patriotismus aufzuweisen. Dem ersten Soldatenkinde der Garnison Kattowitz ist eine Sammelbüchse gewidmet, die in der Steinfeldschen Bier- Halle gestiftet worden ist. Das einnehmende Wesen desblauen Jungen" kann bereits auf gute Erfolge zurückblicken, denn es befindet sich schon eine ganze Reihe von deutschen Reichstalern in seinem feisten Bäuchlein. Also die Ehre ist gerettet: Katto- Witz voran!" Das nennen wir wahren Patriotismus, der nicht nur Küche und Keller, sondern auch die tugendsamen Töchterlein freudig dem zweierlei Tuch ausliefert. Hoffentlich brauchen die Ueberpatrioten für ihr selbstloses Eintreten für die Geburtenvermehrung nicht all- zulange auf die wohlverdiente offizielle Anerkennung zu warten. Dichter vor die front! Inter arma silent niusae. Zu deutsch : Wo man sich prügelt, wird nicht gesungen. Das gilt aber nicht für die Herren Hakatisten, denn die wollen jetzt die Polen auch literarisch auffressen. Der deutsch « Ostmarkenverein setzt nämlich Preise von 10 000, 5000, 3000 und 2 von je 1000 M. für Ostmarkenromane aus,die das Inter- esse für die Ostmarkenfrage in weite Kreise hineintragen sollen". Was will man mehr? Wir haben zwar schon einen Ostmarken- roman,Das schlafende Heer" von Klara V i« b i g. Aber der ist z u literarisch und vor allem zu objektiv. WaS die Herren Haka- tisten wollen, ist ein klotziges Machwerk mit knalligen Effekten, in dem die Deuffchen triefen von Edelmut, Güte, Klugheit, Sittlichkeit, Tapferkeit und Milde und die Polen schwarz sind von Niedertracht, Feigheit, Bosheit, Stumpfsinn, Lumperei und Schurkenhaftigkeit. Die Polenfrage aus der Filmperspektive behandelt daS will man. Etwa so:Ein giftiger Blick voll Hohn und Hätz schätz blitzschnell au» den Augen Ladislaus NieropolepewsklS zu dem blondbärtigen deutschen Hünen hinüber, der lässig im Bewutztsein seiner Kraft auf den Spaten gelehnt dastand, ein Urbild jener Pioniere de? Deutsch- tums, die Scholle für Scholle hinterlistiger Slawenbrut abringen müssen für di« Fahne Schwarz-Weitz-lliot." Preisrichter sind unter andern Rudolf Herzog , Joseph V. Laufs, Freiherr v. Ompteda , Rudolf Stratz und Fedor V. Z ob el t i tz. Na also! I�ocierne 8oläatener2iekung. Lhampagnernot. Die Proletarier, die von Kartoffeln leben und über die Fleisch- not und die unzulänglichen Regierungsmaßnahmen zur Linderung der Fleischteuerung räsonnieren, können sich trösten. Den reichen Leuten stehen noch schlimmere Zeiten bevor. Eine Champagner. not bricht herein. Wenigstens verkündet das die Firma Henkell u. Co. in Riesenannoncen der bürgerlichen Presse. Glücklicherweise ober können die Feinschmecker, di« ihre Kehle von Zeit zu Zeit mit Champagner spülen müssen, noch einige Monate ihr kostbares Leben fristen, denn die vorsorgliche, weitausschauende Firma Henkell hat in ihren Kellereien grotze Vorräte aufgehäuft. Hier müßten weiffichtige Staatsverwaltungen eingreifen. Um der beginnenden Unzufriedenheit in den besitzenden Kreisen ent- gegenzutreten, sollten von Staatswegen die Champagnervorräte aufgekauft und durch Errichtung städtischer Sektbuden der Cham - pagnernot abgeholfen werden. Was den hungernden Proleten recht ist, sollte der durstenden Bourgeoisie billig sein. Regierungs- maßnahmen sind um so dringender, als dank der VermögcnSkon- fiskation des OpferjahrcS die Regierungsaktien zurzeit sehr tief stehen. Nicht blinder Gehorsam: nein freie Betätigung einer hochentwickelten kriegerischen Individualität im Dienste deS Vaterlandes, das ist daS Gebot für den Soldaten des zwanzigfien Jahrhunderts. HanS v. Angeln, Moderne Soldatcncrziehung. Moderne Soldatenerziehung? Aha! sagt der nächste beste Kor- poral, moderne Soldaienerziehung beginnt mit demVerpassen" des Helms, das dem Rekruten den Schädel in einen Brummkreisel verwandelt, setzt sich fort mit der sinn- und geistvollen Ucbung des langsamen Schritts und erreicht ihren Höhepunkt mit der Entfesselung desheiligen Geistes", der den Mann mit schlechtem Paradenwtsch nachts durch die eigenen Kameraden mit den Klopf peitschen kardätschen läßt. Mag sein! Hier aber handelt es sich nicht um die moderne Soldatenerziehung, wie sie ist, sondern wie sie sein soll, um ein Büchlein über allerhand militärische Reformen, das ein preußischer Offizier er nennt sich Hans von An- geln soeben im Verlag von Albert Langen -München hat er- scheinen lassen. Wenn dieser Herr von Angeln auch unter seinesgleichen ohne Zweifel ein weißer Rabe ist, so gibt er sich darum noch lange nicht als Rebellen, denn er erwärmt sich weder für die Miliz, noch tritt er für eine wesentliche Verkürzung der Dienstzeit ein: auf ein Jahr neun Monate allerdings glaubt er die Ausbildungszeit zu fammendrängen zu können. Auch rüttelt er nicht an dem sozialen Gefüg« des Heeres, sondern läßt sich nur von dem einen Gedanken leiten, dieses Heer möglichst gefechtstüchtig zu machen. Dabei wird er aber unter der Hand doch zum Umstürzler, der den ganzen Exerzierdrill unserer Infanterie zum alten Eisen geworfen wissen will, und wettert mit leidenschaftlicher Schärfe gegen die neuen Mißgestalten, die sich in Form von Schematismus, Gleichmacherei, Willkür, Brutalität, Dünkel, Fatzkentum. Bureaukratismus, Denk- faulheit, Stumpfsinn, Schwatzhaftigkeit, Phrasendrescherei, Neid und Strebertum ein preußischer Offizier schreibt das, kein Sozial dcmokrat! in den Ecken und Winkeln der Exerzierplätze, Kasernen Höfe und Schreibstuben breit machen, den frischen, fröhlichen Soldatengeist erstickend, die Intelligenz knebelnd, den Fortschritt würgend. Für jeden, der an den Problemen der militärischen Ausbildung Interesse hat, enthält das Werkchen eine reiche Fülle von An regungen, aus denen natürlich im Rahmen eines kurzen Artikels nur einiges wenige herausgegriffen werden kann. So sehr bei der soldatischen Erziehung der Gegenwart fast alles auf Gamaschen- drill und Paradedressur eingestellt ist, so sehr will Angeln alles auf einen möglichst hohen Gefechtswert des Mannes anlegen. Im zwanzigsten Jahrhundert mit seinerLeere des Schlachtfeldes seinen liegenden und kriechenden dünnen Schützenketten, in denen der einzelne Mann dem Führer aus der Hand gleitet, ist die Hauptforderung einer wirklich kriegsmäßigen Ausbildung, den Schützen zu einem selbsttätig denkenden und handelnden Menschen zu erziehen. Die Methode aber, nach der auf preußischen Kasernen- Höfen und Exerzierplätzen Soldaten abgerichtet werden, schlägt dieser Forderung einfach ins Gesicht, und zwar zugunsten des heiligen Paradedrills. Die Marschausbildung, die nur für den Parademarsch einen Wert hat, frißt unheimlich an der AusbildungS- zeit.Sechs Paraden", sagt Angeln,werden mindestens im Jahr abgehalten: Rekrutenbesichtigung, Kaisers Geburtstag, Kom- pagnic-, Bataillons-, Regiments-, Brigodebcsichtigung! Jeder Parade geht ein emsiges Exerzieren, Marschieren voraus. Min- destens vier Vorparaden. Das wären schon vierundzwanzig Paraden im Jahr, also ein Monat Parademarsch! Das heutige Gefecht stellt aber so hohe und vielseitige Anforderungen, daß schon jede Stunde, die auf Paradeexerziercn verschwendet wird, geradezu ein Bei- brechen bedeutet." Denn nur im achtzehnten Jahrhundert war der Stechschritt von Bedeutung für das Gefecht. Die Truppe, die damals in derselben Zeit mehr Schüsse abgab als eine andere, war dieser überlegen. Deshalb wurden, um in der Schlacht viele und gutsitzende Salven zu erzielen, die zahllosen Handgriffe des Ladens und Feuerns exerziermäßig eingedrillt. Da man die Truppe gleichzeitig unauf- haltsam an den Feind heranführen wollte, wurde nur zum Feuern gehalten und das Laden in der Vorwärtsbewegung ausgeführt, und damit dieses Laden schnell und ordnungsmäßig von statten gehe, ließ Friedrich Wilhelm I. es im langsamen Stechschritt ausführen, aus dem unser Marsch entstanden ist. Damals leitete der Exerzierdrill unmittelbar zum Schlachtenerfolg. Seit der Taktik der aufgelösten Schötzenschwärme aber ist der Exerzierdrill ganz und gar wertlos für das Gefecht. Die Exerzierkunst hat heute nur eine ganz untergeordnete Bedeutung und mit dem Kriege nichts mehr zu schaffen. Sie ist ein veraltetes Kampfmittel wie der Vorderlader oder der Spieß. Aber auch das Exerzieren als Schule der Selbstzucht und Disziplin ist nicht von jener überragenden Bedeutung, von der verknöcherte Drillmeister schwärmen. Denn, sagt der Verfasser derModernen Soldatenerziehung": Die Exerzierdisziplin ist nur eine passiv«. Sie genügt nichl im entferntesten für den modernen Kampf! Wir benötigen einen aktiven, aus eigenem Willen, eigenem Denken, eigener Lust emporquellen- den Gehorsam. Anstatt also den Willen zu brechen und zu knebeln, die Intelligenz zu ertöten und die Truppe zu einer Maschine zu machen, die unter der Wirkung suggestiver Mittel an den Feind gebracht wird statt dessen verlangt der heutige Kampf einen höchst gesteigerten Willen, eine zu in äußersten getriebene Entwicklung der seelischen und geistigen Kräfte. Folgerung: Weg mit allen Nebensächlichkeiten und Formali- täten, weg init Präsentiergriff und Stechschritt, weg mit Parade- marsch und Exerzierdrill! Exerziermarsch und Paradedrill, da? stnd� heute nur glänzende, klirrende Ketten, die die kriegsmäßige Ausbildung fesseln. Sie sind irreführende Masken, hinter denen sich alle er- oenkbare Feigheit und Erbärmlichkeit verstecken kann. Es ist ein Luxus, den wir einst mit Blut bezahlen müssen. Heutzutage vergehen die ersten fünf bis sechs Monat« der Aus- bildungszeit, ja! oft acht Monate mit Griffekloppen und Eindrillen schematischer Bewegungen, ohne daß die Rekruten ein einziges Ge- fecht, eine einzige kriegsmäßige Hebung im Nahmen der Kompagnie mitmachten:noch ging kein Mensch Patrouille, keiner stand aus Posten, keiner war Verbindungsmann. Die Elemente de? Feld- dienstes sind der Mehrzahl noch unbekannt« Größen." Ein« wirk- lich kriegsmäßige Ausbildung des Soldaten aber müßte schon Mitte November, also nach fünf oder sechs Wochen, mit der Einzelaus- bildung fertig sein, und dann beginnen, mit den Retruten Gefecht zu üben, Gefecht und immer wieder Gefecht, denn nur darum handelt es sich im Ernstfall.Der Exerzierplatz," sagt Angeln,»ist dak Mistbeet des Stumpfsinns, das Gelände aber, wo es am zerklüf testen ist, bedeutet die Muttererde für alle kriegerischen Tugenden und Talente. Also fort aus der Fron des KommisseS in die Frei­heit des ungebundenen Kriegsspiels." Mehrere Gefechte an einem Tag, allermindestens fünfhundert Gefechte im Jahre das wäre eine kriegsgemäße Ausbildung, das übte den Verstand, das ent- wickelte die Persönlichkeit der Mannschaften. Hand in Hand damit müßt« freilich gehen eine krtegSgemäße Schießausbildung, bei derber Schütze ein abwechslungsvolles Gelände mft Häusern, Sträuchern, Gräben, Bäumen und Hügeln vor sich hat und auf schnell auf- tauchende und schnell wieder verschwindende Scheiben Schüsse ab- gibt, und zwar müßte man den Schützen jeden zweiten Tag gefechtS. mäßig schießen lassen. Ter Patronenverbrauch wäre dann zwa: erheblich größer als unter dem herrschenden System, aber durci Verstaatlichung aller Pulverfabriken könnte die erforderliche Patronenzahl ohne wesentliche Kostenerhöhung geliefert werden. In diesem Zusammenhang erwähnt HanS v. Angeln den Ausspruch eines Vorgesetzten, den er schaudernd mit anhören mußt«: WaS nützt cS mir, wenn ein Schütze drei Zwölfen schießt und er hat dabei einen schlechten Anschlag." Er könnte bei dieser Gelegen- heit eher an den Ausspruch eines preußischen Kricgsministers er- innern, daß ihm eingutgesinnter" Schlumpschütze lieber sei, als der beste Schütze mit sozialdemokratischer Gesinnung. Hier nämlich liegt der Hase im Pfeffer! Das moderne Gefecht verlangt ganz gewiß selbständig denkende und handelnde Soldaten und einen aktiven, aus eigenem Willen, eigenem Denken, eigener Lust empor- quellenden Gehorsam, aber der moderne Militarismus verlangt ge« knebelten Willen, getötete Intelligenz und im Kadavergehorsam zu Maschinen erstarrte Menschen, denn er ist ja nicht in erster Reihe ein Mittel zur Vaterlandsverteidigung, sondern da? Instrument einer Klassenherrschaft. Selbsttätig denkende und handelnde Sol- baten schießen nicht auf Vater und Mutter, durch Exerzierdrill ab- gerichtete stumpfsinnige Kreaturen halten in den Schrecken der modernen Schlacht nicht stand: aus dieser Zwickmühle kommt der Militarismus nicht heraus und an dieser seiner inneren Dialektik. wird er sich eines Tages verbluten. Vorläufig aber ist die Angst vor der Lockerung des Kadaver- keit und allertieffter Ergebenheit und Ehrfurcht nicht aufzubringen vermochte oder infolge von unheilbarer Gemütsroheit die be- glückende Besitzseligkcit eines Stückchens gezackten Goldblechs nicht fühlte, wird ewig unerforschlich bleiben. Denn wer vermag die krausen Gedankengänge eines vom Erfolg berauschten Theater. oircktors zu ergründen?! Wer was der Mann jetzt tat, steht bisher einzig da in seiner höchst sonverbaren Art und wird so bald nicht wieder geschehen. DaS walte der Himmel! Denn sonst Der Thcaterdirektor empfing den hohen Orden, ließ nächsten Tages einen scchszölligen Nagel in die schwarze Probentafel hin- eindonnern und hängte hier den Orden an topasgelber Schleife auf. Ilm sich nicht der Majestätsbeleidignng schuloig zu machen und dadurch die sittliche Oualifikation zur Leitung eines Theaters einzubüßen, heftete er unter den Orden ein Schreiben, in dem unter anderem folgende Sätze vorkmnen:Nicht ich. sondern Sie. meine verehrten Herrschaften, haben durch Ihre vorzüglichen Leistungen dazu beigetragen, daß mir diese seltene Ehre zuteil geworden ist. Er gebührt Ihnen so gut wie mir. Ich hänge ihn hier auf als Ansporn zu neuer tüchtiger Arbeit und zur Erin- nerung an die Gnade uns-res allcrgnädigsten Landesherrn, des Beschützers unserer herrlichen Kunst." Hier hing der Orden nun eine ganze Weile. Nachoem er von vorn und von hinten, von oben und von unten, von links und von rechts, von innen uno von außen ein- gehend und hinreichend von allen Mitgliedern des Theaters be- trachtet und untersucht worden war. fand er sich eines Tage? im Konversationszimmer wieder. Hier diente er zeitweise als Tändel- objekt nervöser Schauspieler. Bald lag er in oer Sofaecke, bald unter einem Stuhl, bald benützte man ihn als Türklemme, um daS Zufallen der Tür zu verhindern. Das ging so lange gut, bis an einem Abend ein Herr, der einen Minister darstellte, zu seinem Austritt gerufen wurde und in demselben Augenblick bemerkte, daß er den vorgeschriebenen Orden nicht angelegt hatte. Ohne eine Miene zu verziehen nahm der Darsteller den Orden vom Beleuchtungskörper, wo er in letzter Zeit als Zugknebel gedient, herunter und heftete ihn an feine Brust. Damit war das Schicksal der grüngesprenkelten Eule end- gültig und unwiderruflich besiegelt. Denn nach der Vorstellung wurde der Schauspieler von seiner Freundin erwartet. Deshalb mußte er sich schnell abschminken uno umkleiden und vergaß da- bei. den Orden abzustecken. Der Garderobier, der am nächsten Morgen die Kostüme ordnete, fand den Orden und gab ihn dem Requisiteur. Der war ein einfacher Mann und hatte noch nie in seinem Leben einen richtigen Orden von nahe gesehen. Darum verleibte er den Orden seinem Fundus ein. So kam der Orden in eine alte Zigarrenkiste zwischen alle die vielen Bühnenorden aus Messing, Weißblech, gepreßtem Gold- und Silberpapier. Anfangs wollte er sich hier ein wenig aufplustern, aber die proletarischen Insassen der Zigarrenkiste brachten ihm gleich das nötige Assimilierungstalent bei, so daß er nicht mehrmuck" zu sagen wagte und bald ein recht beschauliches Dasein führte. Wie nicht anders zu erwarten war, wechselte im Verlauf der nächsten zwei Jahre das Künstlerpersonal vollständig, und damit verschwand auch jeglicher Gedanke an die strahlende Größe und Herrlichkeit des Ordens. Nun endlich, nach so vielen Irrfahrten, die keinem wahrhaft Unsterblichen der Erde erlassen werden, war es dem hohen Orden vergönnt, eine achtbare und höchst verdienstliche Lebensaufgabe zu erfüllen, wie es sonst nur wenigen seinesgleichen gelingt. Er schmückte abwechselnd Erbprinzen, Minister, Generäle, Dorfküster, Weichensteller und Schützenkönige ohne Ansehen der Person. Mil gleicher Toleranz dekorierte er Deutsche, Franzosen, Russen. Engländer, Niggerboxer und Indianerhäuptlinge. Seine größten Triumphe feierte er jedoch, wenn er auf der Brust oder auf einem anderen edlen Körperteil des Burleskenkomikers herum bammelte, oer in einer Posse mit Gesang und Tanz einen fetten, kugelrunden, glatzköpfigen, srisch dekorierten Rentier und ehemcrli gen Glascrmeisier darstellte. Donnernde Lachstiirme durchbrausten dann das Haus über die possierlichen Sprünge der grüngespren leiten Eule. Was hätte die Eule darum gegeben, wenn es ihr möglich gewesen wäre, ihre Echtheit dem Publikum ins Gesicht zu schreien? Die zu Eis erstarrten Gesichter de? Publikums dann zu sehen, was wäre das für ein Erfolg geworden! Die Götter hätten müssen neidisch werden. Eines Abends jedoch löste sich die, von Schminkflecken schon ein wenig rötlich gewordene, topasgclbe Schleife von der Brust eines Darstellers, undder hohe Orden von der grüngesprenkelten Eule" fiel durch eine Spalte der Bühnenversenkung in das Unter- geschoß deS Hauses. Trotz einigen Suchens ward er nicht mehr gesehen. Friede seiner Asche! Höbercr Friede seiner Seltenheit! Er war der einzige echte Orden, der eine wirkliche Lebcnsauf- gäbe zu erfüllen hatte, sie getreulich in aller Demut und Beschei- denheit erfüllte und fähig war, sein« Existenzberechtigung und Daseinsnotwendigkeit zweifelsfrei nachzuwerfen. Er war der einzige unter den ungezählten Millionen seiner Artgenoffen, der nicht nur seinem jeweiligen Träger Freude be- reitet«, sondern mehr noch denen, die ihn an der Brust»ine» anderen sahen. Und daß ihn jeder ohne giftigen Neid bei seinem Träger sehen konnte, ist ein Beweis für seine unvergängliche Größe. Diesen ehrenden Nachruf bin ich ihm schuldig,-- Guter Rat. Neulich klagte Gott ich meinen Kummer, Weil ich fand die Menschen gar so schlecht; Und da sah er her aus halbem Schlummer Und erwiderte:Mein lieber Knecht l Ja, ich kenn' der Menschen Missetaten, Und dein Kummer ist nicht ohne Grund; Ja, ich weiß, sie sind sehr schlecht geraten, Und sie kommen ganz noch auf den Hund, Ja, ich weiß dies alles schon von selber, Und ich seh' verfehlt der Menschen Ziel; Dumm sind ihre Dummen wie die Kälber, Und die Weisen wissen auch nicht viel. Aber, lieber Freund, WaS soll ich machen? Teuer ist da wirklich guter Rat. Weißt du was? Du darfst nicht drüber lache«: Wende dich doch an den prcuß'schen Staat! Der hat Ordnung in der Welt zu schaffen, Denn er ist ja in der Welt voran; Hat den Krupp und hat ein Heer von Pfaffe«.?- Meinst du nicht, daß er euch helfen kann?* Wie der Herr gesagt daS, ging er wieder Und er klopfte sich die Pfeife auS, Und ich nahm zusammen meine Glied« Und begab mich in ein GotteShauS. Und da wurden Waffen schon gesegnet; Und die Untergötter sahen zu, Und dann hat es Dynamit geregnet, Und auf Erden war nun wieder Ruh. Loki.