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Stadtverordneten  - Versammlung.

33. Sigung vom Donnerstag, den 13. November 1913, nachmittags 5 Uhr.

Die Verhandlungen werden vom Vorsteher Michelet   nach Uhr eröffnet.

Zur Erleichterung der schwierigen Verhältnisse auf dem Realkreditmarkt will der Magistrat mit der Genossen­schaft Berliner Hausbesiber zur Beschaffung und Sicherung von Hypotheken E. G. m. b. H." einen Vertrag ab­schließen, wonach dieser Genossenschaft vorübergehend ein be­schränkter Kredit eröffnet werden soll. Der Kredit ist auf eine Million Mark bemessen, die aus laufenden Mitteln entnommen werden soll; bis 1923 soll das Kreditverhältnis durch Tilgung jämtlicher Beträge beendet sein. Kämmerer Böß: Jm vorigen November beriet die Verjamm­Tung einen#ntrag Knauer gleicher Tendenz. Der Magistrat ver­hielt sich damals um so zurückhaltender, als in der Oeffentlichkeit ganz überschwengliche Hoffnungen auf die städtische Hilfe gesetzt wurden; glaubte man doch, die Stadt würde 100 Mil­lionen für diesen Zweck auf den Tisch den Hauses niederlegen. ( Heiterfeit.) Dem ist durch die jetzige Vorlage allerdings vorge­beugt. Der Magistrai sieht das Abhilfemittel vor allem in der Wiederkehr des Vertrauens der Geldgeber. Die Vorlage stellt sich als eine Vertrauenskundgebung der Stadt gegenüber der Genossen­schaft dar, die dem Notstand auf den Wege der Selbsthilfe be­gegnen will. Diese Genossenschaft ist vom Bunde der Berliner  Haus- und Grundbesitzervereine gegründet worden und des städti­schen Vertrauens würdig, wenn auch der Bund von 25 000 Berliner  Grundbesißern nur 16 000 vereinigt, da allein 6000 Resizer in­dustrieller Gebäude hier nicht mitzählen. Hypothekendarlehen aus dieser Million direkt und dauernd zu geben, ist nicht beabsichtigt; die Million joll nur vorübergehend die Mittel liefern, in den Fällen, wo die Genossenschaft den Geldgeber nicht sofort bei der Hand hat.( Beifall.) Stadtv. Manasse( Soz.): Aus dem Saulus Kämmerer von 1912 ist eire Paulus Kämmerer geworden; ihn befriedigt jetzt die eine Million. Wir sind anderer Meinung; wir hätten es be­griffen, wenn eine Vorlage gekommen wäre, die 100 Millionen forderte. Die ersten Hypotheken Berlins   betragen 4,5, die zweiten 2,5 Milliarden, zusammen 7 Milliarden. Um eine wesentliche Silfe fann es sich also bei der einen Million tatsächlich nicht han­deln; es handelt sich wohl wirklich in erster Linie darum, daß durch diese städtische Aktion das Vertrauen der Geldgeber für den Hypo­thefenmarkt wiedergewonnen werden soll. Es ist soeben eine Re= solution Knauer eingereicht worden, wonach von Stadt wegen auf den völligen Zusammenschluß jämtlicher Hausbesizer­vereine im Interesse dieser Hilfsaktion hingewirkt werden soll. Nach unserer Auffassung kann das nicht Aufgabe der städtischen Behörden sein; das muß den Interessenten überlassen bleiben. Der gesamte Häusermarkt ist freilich außerordentlich schwierig geworden. Aber man kann ja gar nicht von 25 000 Hausbesitzern sprechen; denn ein großer Teil von ihnen bejizt kaum den Schornstein oder doch feinen nennenswerten Bruchteil an ihren Häusern, sondern sind lediglich die Verwalter des Vermögens ihrer Hypothekengläubiger. Heute ist der Hausbesiz nur noch eine mehr oder minder gefährdete Stapitalsanlage; heute können die Kapitalisten ihre Gelder be­quemer und sicherer anlegen. Wo ist denn eigentlich der alteingesessene befestigte Berliner   Hausbeji noch zu finden? Man braucht ja nur in den Inseratenteil der Zeitungen zu sehen, um zu erkennen, wie heute Hausbesitz er­worben wird. Die Geſundung des Berliner   Hausbejizes wird durch die Vorlage nicht erreicht werden, denn es handelt sich um ichts Geringeres, als den Hausbesit so zu stellen, daß er nicht von dem Windhauch jeder neuen Hypothet jofort umgeworfen wird. Welche Bagatelle, welcher geringe Tropfen auf einen heißen Stein ist diese städtische Million für so bergehohe Schwierigkeiten! Und wie steht es mit unserem Kämmerer, diesem guten Rechner? Wenn nicht die Hälfte dieser Versammlung aus Hausbesitzern bestehen müßte, jo hätte der Gedanke dieser Vorlage für ihn, den steten Verweigerer jeglicher Kulturausgaben, keine Durchschlagskraft be­jessen. Auch eine moralische Verantwortung wird damit über­nommen, daß die Stadt ihr Signum unter diese Hypotheken jetzt. ( Zustimmung.) Redner geht dann auf die Einzelheiten der Vor­lage und des abzuschließenden Vertrages ein und entwickelt auch hier eine Reihe gewichtiger Bedenken. Er fährt dann fort: Schaffen Sie wirkliche Hausbesizer; das ist die Gesundung; wirken Sie dahin, daß der Ueberlastung entgegengetreten wird. In den Petitionen wird uns zugemutet, Propaganda für den Zu­sammenschluß jämtlicher Berliner   Hausbesitzervereine zu machen; wir sollen unserem Kollegen, der Erzellenz Jden( Große Heiter­keit), unter dessen Kommando die 16 000 Hausbesizer stehen, dienst­bar werden. Das läuft schließlich darauf hinaus, daß diese Million dazu helfen soll, auch die noch abseite stehenden Vereine, wie den Frankfurter Tor- Verein, in die hausagrarische Zentralorganija tionen hineinzuzwängen. Mit dieser einen Million wird eine Un­menge unberechtigter Hoffnungen bei den zahllosen schlecht da­stehenden Berliner   Hausbesizern wachgerufen. Wir sagen zu der Vorlage prinzipiell" nein".

vor.

Modifikation, die jedem Berliner   Hausbesizer die Teilnahme an den von ihr gebotenen Vorteilen ermögliche. Der Redner bietet für seinen Vortrag ein außergewöhnliches Pathos auf und erntet stürmische andauernde Heiterkeit, als er im Eifer des Gefechts die Versammlung mit Meine Damen" apostrophiert.

Stadtv. Imberg( N. L.): Die Erörterung der Wünsche von Arons fönnte besser bei anderer Gelegenheit zum Austrag kommen. Stadtschulrat Michaelis: Miit der Stierschen Schule besteht hier nicht der geringste Zusammenhang. Die Augustaschule wird mitte nächsten Jahres nach dem äußersten Westen hinaus verlegt. Mit Stadtv. Manaffe( Soz.): Hoffentlich hat auch der Vorredner den untersten Klassen beim Aufbau einer Anstalt anzufangen, eine nicht zu ferne Zukunft im Auge gehabt, als er diese Anrede ist doch das natürlichste; bereits nach einem Jahr wird ja auch gebrauchte( erneute Heiterkeit). Herrn Jden habe ich selbstverständ- schon die unterste Klasse der Mittelstufe da sein. lich ganz gewiß nicht beleidigen wollen. Ich habe die tatsächlichen Der Ausschußantrag wird abgelehnt, die Vorlage angenommen. Zustände nicht übertrieben, sondern sie dargestellt, wie sie sind; ich Dem Gemeinnütigen Verein für Rechtsaus habe aber auch zugleich auf die Wege zur Gesundung hingewiesen. tunft in Groß- Berlin" wünscht der Magistrat die seit Auch die Aufgabe des Oberbürgermeisters, den der Vorredner 1909 mit 5000 M. gewährte und allmählich auf 10 000 M. erhöhte schließlich darum beschworen hat, kann es nicht sein, auf diese Be- Subvention für 1914 auf 13 000 W. zu erhöhen und erbittet rufsorganisationen von Hausbesitzern in dem gedachten Sinne ein- dazu das Einverständnis der Versammlung. Der Verein ist in zuwirken. Die Berliner   Bevölkerung, die uns auch am letzten wirtschaftliche Bedrängnis geraten und erklärt, sich auflösen zu Sonntag wieder in so überwältigender Weise ihr Vertrauen be- müssen, wenn er nicht bis Mitte November Gewißheit über die fundet hat, wird auch die Gründe unserer ablehnenden Haltung Erhöhung der städtischen Subvention habe. 3u dieser Vorlage zu würdigen wissen.( Lebhafter Beifall bei den Stadtrat Selberg empfieht die Vorlage zur Annahme. Im Sozialdemokraten.) bergangenen Jahre habe der Verein 60 000 Rechtsauskünfte er­Stadtv. Gaffel bekämpft nochmals nachdrücklich die Resolution teilt, er verdiene also gewiß seinen Namen als gemeinnüßiger Knauer. Vercin". In der Abstimmung wird die Resolution Knauer gegen ver= einzelte Stimmen abgelehnt, die Vorlage darauf gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen.

Stadtv. Dove( A. L.) hat den Ausschußbericht über die Vorlage betreffend den Ankauf des Geländes an der Beusselstraße zur Errichtung einer

Stadtv. Brückner( Soz.): Dieser Gemeinnüßige Verein ers hielt 1911 5000 M. Subvention. Wir haben damals gegen die Be­willigung gestimmt, sind aber anderer Meinung geworden und unterstützen jetzt die Forderung. Der von der deutschen   Arbeiter­Schaft ausgegangene Gedanke der Arbeitersekretariate und Rechts­auskunftsstellen hat immer breiteren Boden gewonnen und auch Großmarkthalle für Obst, Gemüse und Räucherwaren unsere Gegner veranlaßt, ähnliches ins Leben zu rufen. Wir erstattet. Bekanntlich ist der Ausschuß nach eingehenden Beratungen weitestem Umfange auf solche Einrichtungen angewiesen, wenn sie fürchten diese Konkurrenz nicht. Unsere Volksgenossen sind in mit allen gegen zwei Stimmen dazu gelangt, der Versammlung den sich nicht von den Wintelfonsulenten aufs schlimmste ausnuten Ankauf dieses Geländes zu empfehlen. Von dem Kaufpreis von lassen wollen. Das Berliner   Arbeitersekretariat hat 1911 26 000 16,7 Millionen M. sind alles in allem nur 116 000 M., welche die und die Rechtsauskunftsstelle des Vorwärts" in demselben Jahre Bodenaktiengesellschaft Berlin- Nord" von dem von ihr ursprünglich 19 000, zusammen 45 000 solcher Auskünfte erteilt; 1912 betrug die geforderten Preise von 3978 000 M. abgelassen hat. Weder beim Bahl 49 000. Angesichts dieser Tatsachen verlangen wir die Ver= Kohlensyndikat noch bei der Firma Ernst Kupfer u. Co. sind Er- stadtlichung der Rechtsauskunft.( Unruhe.) Minde­mäßigungen der geforderten Kaufsummen von 4,9 und 3 Millionen stens muß dem Magistrat bei subventionierten Vereinen ein ent­Mark zu erreichen gewesen. Während aber diese beiden Angebote sprechender Einfluß auf die Verwaltung zugestanden werden. akzeptiert werden sollen, wird vorgeschlagen, das Grundstück der Firma Fr. Gebauer im Enteignungsverfahren zu erwerben. End- haben die Rechtsauskunftsstellen ein Bedürfnis erfüllt. Eigentlich Stadtv. Justizrat Hahn( A. L.): Auch nach unserer Meinung lich wird einstimmig empfohlen, dem Magistrat vorzuschlagen, für aber ist diese Einrichtung eine Aufgabe des Staates. Der Vor­die Aufstellung des Entwurfs auf diesem Gebiet erfahrene Sachver- redner wies darauf hin, daß das sozialdemokratische Programm die ständige heranzuziehen. Der Referent legt besonders eingehend die unentgeltlichkeit der Rechtspflege fordert; will der Vorredner und Gründe dar, welche gegen die Benuzung des Westhafenterrains für seine Freunde, daß auch die die Stadt bezahlen soll? Die Forde dieses Projekt sprechen und zeigt, wie auch sämtliche übrigen Kon- rung des Vereins muß näher geprüft werden; wir wissen über den kurrenzangebote dafür ernsthaft nicht in Betracht kommen können. Verein nicht allzuviel. Die für eine vorzeitige Entscheidung durch Oberbürgermeister Wermuth: Ihr Ausschuß hat die Vorlage den Verein angeführten Gründe sind haltlos und können kein unzweifelhaft sehr scharf unter die Lupe genommen; er hat sogar Vorrecht rechtfertigen. Seine Wünsche werden sich bei der Etats­schon vorweg auch auf das Projekt des Westhafens sein Auge geworfen. beratung durch den alljährlich für solche Zuwendungen eingesetzten Mit Genugtuung ist festzustellen, daß der Ausschuß sich überzeugt Ausschuß prüfen und erledigen lassen, was ich hiermit beantrage. hat, es sei nicht wohlgetan, den Westhafen und diese Großhalle auf Stadtv. Friedberg  ( Fr. Fr.) stellt sich auf denselben Standpunkt. dem Terrain des Westhafens zusammenzudrängen. Nach dem jezi- Stadtv. Rosenow  ( N. L.) hält eine Notlage für vorliegend und gen Ausschußbeschluß wird beiden Anlagen in Zukunft jede weitere stimmt dem Magistratsantrag zu. wünschenswerte Ausdehnung nach Möglichkeit gesichert sein. Was die hohen Terrainkosten angeht, so hat die Beratung jedenfalls er­geben, daß schon die Magistratsvorlage auf möglichste Herab­drückung der dortigen Bodenankaufspreise hingearbeitet hat. Wenn der Ausschußvorschlag auch das Projekt noch nicht direkt verwirklicht, da das Enteignungsverfahren seine Zeit erfordert, so hat er doch unsere langjährigen Bemühungen auf diesem Gebiete wenigstens grundsäßlich janttioniert.( Lebhafter Beifall.) Stadtv. Jacobi( A. 2.): Wir haben leider den ursprünglichen Plan, diese Großmarkthalle an der Kniprodestraße zu errichten, fallen lassen müssen. Auch die Kombination mit dem Westhafen terrain ließ sich, insbesondere wegen des unzulänglichen Bahn­anschlusses, schließlich nicht weiter verfolgen, und so sind wir, wohl oder übel, schließlich auf den Magistratsvorschlag zurückverwiesen worden. So teuer die Terrains an der Beusselstraße und am Spandauer   Schiffahrtskanal auch bezahlt werden müssen, so steht andererseits fest, daß uns für die Errichtung der Markthalle cuch auf Charlottenburger   Gebiet weder Grund- noch Gewerbesteuer abgenommen werden kann. Mit den Gebr. Gebauer haben wir tatsächlich bei den Verhandlungen teine guten Erfahrun= gen gemacht. Wir befinden uns eben in einer Notlage, und es bleibt nichts übrig, als die Ausschußvorschläge zu akzeptieren. Der überwiegende Teil meiner Freunde wird dafür stimmen, und ein­hellig werden wir die Resolution annehmen, die der Ausschuß vor­geschlagen hat.

Stadtv. Dr. Knauer: Die Neue Linke tritt für die Vorlage nach den Ausschußanträgen ein, hauptsächlich, weil sie einen ge­nügenden Wasseranschluß für die Anlage als unbedingt notwendig anjieht. Auch wir nehmen die Resolution freudig an.

Stadtv. Gronewaldt( A. L.) bleibt dabei, daß die Stadt hier viel zu teuer faufe und sieht kein Unglück darin, wenn auf das Projekt noch weitere ein bis zwei Jahre verwendet würden. Der eigentliche Stein des Anstoßes, die Fleischgroßhalle, verschwinde ja jest ohnehin aus der Dircksenstraße. Von einer Notlage sei keine Rede, die sei eher künstlich erzeugt. Unter allen Umständen müsse die Eingemeindungsfrage vorweg erledigt werden.

Stadtv. Hinge( Soz.): Daß wir noch weiter warten sollen, kann der Kollege Gronewaldt wirklich nicht verlangen. Die Verhandlun­gen schweben seit Jahr und Tag; ursprünglich wurden 22 Millionen verlangt; die Markthallen deputation kann es sich als Erfolg zu­rechnen, daß sie bis auf 16,6 Millionen heruntergehandelt hat. Es ist wirklich in bezug auf die Verlegungsfrage die höchste Zeit, zum Schluß zu kommen; sie schleppt sich schon seit 1901 durch unsere Verhandlungen.

Der Magistrat ersucht die Versammlung um ihre Zustimmung dazu, daß die gemäß dem Beschluß vom 8. Mai 1913 zu begründende 9. städtische höhere Mädchenschule( Lyceum) bereits zu Ostern 1914 mit den drei untersten Klassen im Gemeindeschulhause Tempelhofer Ufer 2 eröffnet wird.

In der Abstimmung gelangt der Antrag Hahn zur Annahme. Der Magistrat ersucht die Versammlung um ihre Zustimmung dazu, von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft auf Grund der bestehenden vertraglichen Verpflichtung die Anlage eines Untergrundbahnhofs in der Neuen Friedrich­it rage an der Kreuzung mit der Stralauer Straße zu verlangen. Gleichzeitig soll an dieser Stelle die Neue Friedrichstraße verbreitert und die Durchlegung der Voltairestraße ermöglicht werden, wozu von den fiskalischen Grundstücken Neue Friedrichstraße 5-11 im ganzen 1170 Quadratmeter erforderlich sind. Der Entwurf eines mit der Ministerialbautommission abgeschlossenen bezüglichen Ver­trages, der noch der Zustimmung des Finanzministers bedarf, wird vorgelegt. Auf Antrag Spendig( A. L.) geht die Vorlage an einen Aus schuß, den der Vorstand sofort ernennt. Schluß der öffentlichen Sihung gegen 10 Uhr.

Aus aller Welt. Zoffenbein und Sauerkraut.

Wie die deutsche Drient Korrespondenz aus Petersburg   meldet, soll ein russischer Händler mit deutschen   Geschäftsleuten Kontratte abgeschlossen haben, nach denen er verpflichtet ist, im Laufe des Winters mehrere Tausend Pferde für die Ausfuhr nach Deutschland   zu schlachten und zu pökeln. Früher dienten die verbrauchten Pferde als Hundefutter. Das Geschäft soll für den Händler außerordentlich lohnend sein, so daß er jetzt überall auf den Märkten alte fe alte Pferde auffauft.

Webern Ural kommt die Kunde, daß des heiligen Rußlands   Hunde für' ne Weile fich befrei'n wollen von dem Zoffenbein! Will dir nächstens ein Prolete wieder von der Zeiten Nöte jammern, lenke feinen Sinn nach dem fernen Rußland   hin. Das befagte Reich der Reußen will demnächst das liebe Preußen Pferde- pökelnd überfleußen.

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Zur bewußten Kompottfchüffel fehlte noch vom Pferd der Rüffel allzu fetten Schweinebauch den vertrug nicht jeder Gauch. Volk! Darfft nun entgegenfchreiten ,, herrlichen( bewußten) Zeiten"! Die dir übern Ural kommen To den Böfen wie den frommen.. Bald kann in den Vorderfloffen jeder von den Volksgenoffen

halten nun fein Bein vom Zoffen!

Der Vorsteher rügt die unangemessene Form, in der der Redner des Kollegen Jden Erwähnung getan hat. Stadtv. Gaffel( A. L.): Die Vorlage entspricht dem Standpunkt, den wir bei Beratung des Antrags Knauer eingenommen haben; wir afzeptieren sie daher gern, weil sie einer auf dem Boden der Selbsthilfe entstandenen Organisation Hilfe bringen will. Auch wir erkennen diese Maßnahme nur im Sinne einer vorübergehenden Nachdem noch Stadtv. Zylicz( A. L.) im Sinne Gronewaldts als berechtigt an. Die städtische Million wird wirtschaftlich angelegt sich geäußert, gelangen die Ausschußvorschläge fast ein­werden. An der Aufrechterhaltung eines reellen, prosperierenden stimmig unter allgemeinem Beifall zur Annahme. Grundbesitzes in Berlin   sind nicht bloß etwa die Grundbesizer inter­essiert, sondern es liegt ganz allgemein ein fommunales Interesse Die mißliche Lage des Berliner   Grundbesizes hat Kollege Manasse übertrieben fraß geschildert; mit solchen Darstellungen wird man den Berliner   Hypothekenkredit nicht heben. Ich protestiere dagegen, wenn einzelne Auswüchse zum Typus des Berliner   Haus- Stadtv. Dr. Arons( Soz.) beantragt Ausschußberatung. Auf bejizzes gemacht werden. In der gemischten Deputation haben die dem Gebiete des höheren Mädchenschulwesens habe sich die Stadt beiden Bertreter seiner Richtung nicht mit einem Wort eine Kritik schwere Versäumnisse zuschulden kommen lassen, und etwas anders geübt derart, wie er heute; die Herren scheinen inzwischen ihre sei es erst seit der letzten Neuordnung des höheren Mädchen­Meinung fundamental geändert zu haben. Daß eine Ungerechtig schulwesens geworden. Einen Ausweg, um gleichzeitig der Misere feit darin liege, daß nur dem Bunde angehörige Hausbesizer berück des privaten höheren Mädchenschulwesens abzuhelfen und die von Das Unwetter auf den kanadischen Seen. sichtigt werden, fönnen wir nicht anerkennen; alle Vorteile der Ein- der Stadt bisher begangene Versäumnis wieder gutzumachen, wäre Die Schiffskatastrophen, die sich bei den letzten Schnee­richtung fallen jedem Berliner   Hausbesizer zu, sobald er sich einem gewesen, die privaten Mädchenschulen zu veranlassen, auf die Ober­Bundesvereine anschließt. Auch wir wünschen, daß der Frankfurter- stufe zu verzichten, während die Stadt ihrerseits bei ihren Lyceen stürmen auf den kanadischen Seen ereignet haben, sind weit torverein nicht ausgeschlossen, sondern daß eine Verständigung unter auf die Unterstufe verzichtet hätte, wozu die Möglichkeit durch die schwerer, als sich nach den ersten Nachrichten vermuten den sämtlichen Beteiligten herbeigeführt wird; wir selbst aber sind ministeriellen Bestimmungen gegeben sei. In Frankfurt   a. M. sei ließ. Es hat den Anschein, daß überhaupt tein Dampfer völlig außerstande, direkt zu intervenieren, das müssen die Be- man auf diesen Weg getreten. Leider habe in Berlin   die Ab- auf dem Huron, Oberen- und Erie- See  , dem es nicht ge­teiligten unter sich ausmachen. Wir können uns daher auch von der schaffung der Vorschulen bei städtischen Anstalten noch immer nicht lungen ist, rechtzeitig einen Hafen zu erreichen, gerettet worden Rejolution Knauer einen Erfolg nicht versprechen. Wir nehmen erreicht werden können, im Gegenteil. Die Stadt zahle große ist. Es sollen insgesamt 20 Frachtdampfer ver­dic Vorlage ohne Ausschußberatung an. Subventionen an die privaten höheren Mädchenschulen, und die Loren gegangen sein. Bis jetzt sind 31 Leichen ge­Erfolge der auf diesem Gebiete betriebenen unerhörten Agitation in borgen, während über hundert Personen noch ber­bezug auf die Stiersche Schule seien ja noch deutlich in Erinnerung. An der 9. städtischen höheren Mädchenschule in diesem Augen­mißt werden. blick mit der Eröffnung der Unterstufe vorzugehen, würde ein schwerer Fehler sein. Mindestens müsse auch die niedrigste Klasse der Mittelschule gleichzeitig aufgemacht werden, um die Möglichkeit des Ueberganges der Gemeindeschülerinnen auf die höheren Schulen sicherstellen zu können.

Stadtv. Dr. Knauer( N. L.) legt auch seinerseits Verwahrung gegen die Uebertreibungen Manasses ein, die allerdings geeignet seien, den Berliner   Hypothefarkredit ganz allgemein schwer zu schädigen, empfiehlt die von ihm eingebrachte Resolution und bittet namens des größten Teils seiner Fraktion, die Vorlage ohne Aus­schußberatung anzunehmen.

Stadtv. Salinger( N. 2.) plädiert im Gegensatz zum Vorredner für Ausschußberatung, Es sei absolut nicht abzusehen, warum nur ein Teil des Berliner   Hausbesizes Berücksichtigung finden soll. Durchaus erforderlich sei, daß vorher eine Verständigung unter den dissentierenden Teilen erfolge und der Ausschuß sei der Ort dazu, das reichliche Für und Wider, das bis jetzt in der Presse, in Zu­schriften usw. seitens beider Teile vorgetragen sei, gründlich zu prüfen.

Stadtv. Lohmann( A. 2.) wirft einen Rückblid auf die Ge­schichte der Kalamitäten, unter denen jetzt der Berliner   Hausbesik zu leiden habe, und befürwortet die Annahme der Vorlage mit einer

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Wie Proletarier enden.

Die gesicherte Existenz des Arbeiters bis ins hohe Alter hinein, von der Wilhelm II.   einmal sprach, wird drastisch illustriert durch einen Vorfall, über den aus Dortmund   folgendes gemeldet wird: Stadtv. Dr. Ritter( Fr. Fr.): Auch wir finden die Verlegung Der Arbeiter Kaspar Müller, ein 78jähriger Greis, war zweier staatlichen höheren Mädchenschulen aus dem Südwesten auf dem Hüttenwerk Union   beschäftigt gewesen. Wegen seiner in die Vororte sehr eigentümlich. Wir nehmen die Vorlage des Schwächlichkeit, die durch das hohe Alter erklärlich ist, wurde er Magistrats unverändert an. entlassen. Er eignete sich nicht mehr zur lohnenden Ausbeutung. Stadtv. Sökeland( A. L.) ist gleichfalls für Annahme der Vor- Gleichzeitig wurde ihm auch die Werkswohnung gekündigt. lage ohne Ausschußzberatung. Beide von Arons angeregten Fragen Da er feine Existenzmittel besaß, so bemächtigte sich seiner die Ver­seien in der Deputation eingehend erörtert worden. Für die zweiflung. Er beschloß, den raschen Freitod dem langsamen Abschaffung der Unterstufen und der Vorschulen sei angesichts der Verhungern vorzuziehen. Am Sonntagabend bemerkte man Berliner   Berhältnisse feine Aussicht. ihn, wie er vor Schwäche schlotternd, am Hafen entlang irrte. Als