Genosse Haller gab eine gründliche fimtnzlritische Unter»suchung. Wo bleibe die Deckung im Etat für den noch nicht vor-gesehenen Apanagenrest von 384 OVO M.? Da im Etatentwurf eineDeckung dieses Mehrs nicht möglich sei, so werde man das Defizitschlietzlich durch Steuererhöhung ausgleichen müssen. Darumwolle man eben schon vor der Erledigung des anderen Budgets dieZivilliste im voraus beschließen, wie denn der König seine ändert-halb Millionen mehr bereits vom 1. Januar 1914 beziehen solle,während die Lehrer ihre winzige Aufbesserung erst vom Oktoberab erhalten würden. Haller geht dann näher auf das TestamentLuitpolds ein, über das der Finanzministcr in der vorigen Sitzungdes Ausschusses höchst sonderbare Angaben gemacht hatte. Er erklärtdiese Mitteilung für unrichtig.(Dieser Teil der Debatte aber istfür vertraulich erklärt, entzieht sich also der öffentlichen Bericht-erstattung.) Auch der jetzige König habe Vermögen, sei also nichtauf die Zivilliste allein angewiesen Die Zivilliste könne nicht ohneVerbindung mit den Apanagen betrachtet werden. Noch fehle derAufschluß über die Gründe der Sperrung des Vermögens Ottos.Der vorgelegte Hofctat sei undurchsichtig und gäbe keine Aufklärung.Tie Unterlagen seien ungenügend. Tie Sozialdemokratie lehnedeshalb die Forderung ab.Der F i n a n z m i n i st e r wies schließlich auf die Er-höhung der Fleischpreise und Getreidepceise hin.die sich also nur bei Hofe, nicht beim Arbeiter und Landlehrerfühlbar macht.-»Nach einer Münchener Meldung des..Berliner Lokal-Anzeigers"wollen von 28 Liberalen noch nicht 6 für die Regierungsvorlagestimmen. Auch das Zentrum wird wahrscheinlich nicht alleFraktionsmitgliedcr zur Abstimmung heranbringen. Für die Er-höhung der Zivilliste ist aber eine Zweidrittelmehrheit bei einerAnwesenheit von mindestens drei Vierteln aller Abgeordneten not-wendig. Da eine solche Mehrheit immer zweifelhafter wird, solldie Regierung bereits entschlossen sein, sich auf den liberalen Kom-Promißvorschlag, die Zivillifte nur um SOOOOV M. zu er-höhen, zurückzuziehen.Eiuer nach dem andren.Die Lohnbewegung der Fürsten nimmt recht bedenkliche Dimen-sionen an. Auch die sächsische Regierung beabsichtigt eine Erhöhungder löniglichen Zivillifte zu fordern. Im nächsten Jahre vollendender Kroichrinz und sein Bruder das 21. Lebensjahr. AuS diesemAnlaß sind ihnen aus der Staatskasse sogenannte Etablierungs-beitrüge von 77 983 M. bezw. 30 833 M. zu zahlen. Außerdem sindihnen nach dem Hausgesetz von 1837 Apanagen zu gewähren, die sichfür den Kronprinzen auf 92 500 M. und für seftren Bruder aus81666 M. belaufen. Jetzt beantragt die Regierung nicht nur dieBewilligung dieser Summe, sondern sie beruft sich darauf, daßdaher eine Erhöhung der Apanagen um rund ein Drittelgeboren sei. Es wird daher beantragt, die Apanage des Krön-Prinzen auf 123 000 M. und die seines Bruders auf 35 000 M.jährlich zu erhöhen._Tie Erfurter Reservisten vor dem Reichsmilitärgericht.Die Revisionsverhandlung gegen die fünf Erfurter Reservistenist auf den 25. November, vormittags 10 Uhr, anberaumt und wirdvor dem ersten Senat des Reichsmilitärgerichts in der Witzleben.straße unter dem Vorsitz des Senatspräsidenten Thielmann vor sichgehen. Vertreter der Reichsmilitäranwaltschaft ist Reichsmilitär-anwalt Daudt, die Verteidigung liegt auch hier in den Händendes Berliner Rechtsanwalts Dr. Hermann Barnau.___ Tie vom Gerichtsherrn, dem kommandierenden General deSXL Armeekorps, General der Infanterie Freiherrn von Scheffcr-Bohadel, am 10. September 1913 mündlich gegen das am 4. Sep-tember 1913 verkündete Urteil eingelegte Revision ficht das Urteildes. LberkriegSgerichtS in materiell-rechllicher Beziehung wegenseines ganzen Inhalts an und macht insbesondere drei prozessualeRügen geltend; die wichtigste ist die letzte.In der Revisionsschrift, die den einzelnen Angeklagten zugestelltworden ist, heißt eS:TaS Urteil des QberkriegsgerichtS wird in materiell-recht-Aicher Beziehung wegen seines ganzen Inhaltes angefochten. In-sonderhcit wird in der Annahme eines minder schweren Fallesbezüglich des von den Angeklagten See, Schirmcr, Georges undHagcmeier begangenen militärischen Aufruhr? eine Verletzungdes Z 49 Absatz 2 deS Militärstrafges etzbucheS erblickt. Zur Be-gründung der Annahme eines minder schweren Falles ist dieErregung der Angeklagten angeführt worden. ES ist ferner her-dorgehoben, daß die Angeklagten betrunken waren. Da nach derganzen Sachlage die Erregung der Angeklagten ausschließlichdurchs die selbstverschuldete Trunkenheit entstanden sein kann, soist offenbar indirekt die Trunkenheit zur Annahme eines minderschweren Falles mitbestimmend gewesen.— Bei der Widersetzungder Angeklagten Hagemeier und GorgeS und dem Aufruhr der.selben Angeklagten ist im rechllichen Zusammenflusse Beleidigungdes Vorgesetzten, des Gendarmen Stock festgestellt. Im Tenor istaber eine Verurteilung aus§ 91 des Militärstrafgesetzbuches nichtersichtlich gemacht.— Bezüglich des Angeklagten Hagemeier sindAeutzcrungen bei Begehung der Widersetzung und Beleidigungeine- Boilgesctzten festgestellt, die eine Betätigung sozialdemo-kratischer Gesinnung enthalten. ES hätte eine Verurteilung aus8s 92, 93 deS Militärstrafgesetzbuches eintreten müssen, da sichdas Verbot, eine sozialdemokratische Gesinnung zu betätigen.auch auf Personen des BcurlaubtenstandeS bis zum Ablauf desTageS der Kontrollversammlung erstreckt.(Vergl. K. M. vom7. 5. 95 Nr. 22.395. E 3 u. 28. 2. 1907 Nr. 571/2. 07. C 3.(2 Unterschriften.)Tie Angeklagten Ropte und Langhelm hatten sich bei ihrerim erstinstanzlichen Termin vom 27. Juni 1913 erfolgten Ver-urteilung zu 7 bzw. 12 Monaten Gefängnis beruhigt. Es war einGerücht aufgetaucht, ihre Akten befänden sich beim Militärkabinettund sie sollten begnadigt werden. Auf Anfrage deS Verteidigers,ob eine Begnadigungsabsicht bestehe, kam unterm 4. November vomGericht der 38. Division der Bescheid,„daß die Reservisten Ropteund Langhelm sich zur Strafverbützung im FestungSgefängniSTorgau befinden. Eine Begnadigung ist nicht in Aussichtgenommen/_Reichsverein der liberalen Arbeiter gegen denHausabund.Der Hauptvorstand deS Reichsverein« der liberalen Arveiter undAngestellten bat zur Frage deS.ArbeitSwilligenschutzeS' eineResolution gefaßt, in der e« beißt:.Dieser ArbeilSwilligenschutz ist nicht das, was er zu seinvorgibt. E« bandelt sich hier um den bewußten Versuch, erneutwieder von oben die Biandfackel de» Klassenkampfes zwischenBürgertum und Arbeiterschaft zu schleudern. DaS Ziel ist nichtder Schuy der Arbeitswilligen, sondern die Ncuerrichtung derwankenden Herrschast der Scharfmacher und der Großagrarier.Das liberale Bürgenum bat keinen Anlaß, der schärfsten Reaktionwieder in den Sattel zu helfen....Der.ArbeilSwilligenschutz''st für d,e gesunde Fortentwickelungunserer wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse nutzlos. KeinStreik wird weniger geführt werden. Der soziale Kamps wirdnur ein paar Hunderl Märtyrer jedes Jahr mehr schaffen, wirdden Haß verschärfen, wird den UeberradikaliSmuS ttärken und zu-'/�"Anschweißen. Außerdem beweisen zahlreiche Gerichtsurteil«.daß vergehen gegen.Arbeitswillige' schon heute mit unmäßigereng« fahndet werden....Da« Bürgertum hat die Kosten der früheren Ausnahmegesetz«gebung bezahlt, eS hat seinen Einfluß in der Politik und imöffentlichen Leben dadurch verloren. Wir erwarten daher besondersvon den sortschrittlichen Mitgliedern des Hansabund-DirektoriumSdie Ablehnung des Arbeitswilligenschutzes.Namens der liberalen und nationalen Arbeiter und AngestelltenDeulidilands erklären wir uns als entschiedenste Gegner des„Arbeilswilligenschutzes' und aller Verbände, die sich zu ihm be-kennen...Noch ein Protest gegen den Arbeitswilligenschntz deSHansabuudes.Der geschäftsführende Vorstand des Bundes der Festbesoldetenhat am Bußtag in einer außerordentlichen Sitzung eine Resolutiongefaßt, in der der Beschluß des iJndustrierats des Hansabundes alseine starke Beeinträchtigung der Bewegungsfreiheit aller Berufs-ovganisationen bezeichnet wird..Schon die eine Forderung deS Jndustrierates auf Ausdehnung des 8 31 des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf die Berufs-vereine, ohne das Zugeständnis der Rechtsfähigkeit, bringt unab-sebbare Eesahren für die Weiterentwickelung auch der Beamten-und Angesiellreiwerbändc mit sich.Im Zeitalter der staatlichen und privaten Großbetriebekönnen neben der breiten Masse der Arbeiter auch die Angestelltenund Beamten allein durch Zusammenfassen der Einzelkräfte inBerufsorganisationen zu einer gesicherten und freieren Daseins-führung aufsteigen. Ter Aufstieg aller Bürger festigt aber dieGrundlagen de- Staates und gewährleistet den stetigen gesundenFortschritt.Aus diesen Erwägungen heraus spricht der geschäftsführendeVorstand des Bunde» der Festbesoldeten sein lebhaftes Bedauernüber die Beicklüsse deS Jndustrierates im Hansabunde aus,zumal die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen für einen wirk-samen Schutz der Arbeitswilligen nach seiner Auffassung durchausgenügen. Vor allem bedauert er den darin zutage tretendenMangel an Verständnis für die Bedeutung zielbewußter Arbeitder Berufsorganisationen in kultureller und staatspolitischerHinsicht."Tas„Berliner Tageblatt" meldet übrigens, daß bereits einelebhafte Bewegung für den Austritt aus dem Hansabundc imGange ist._Oefterrtich.Lesterreichisch-unliarischc Teleflationen.Ten Telegationen ist das Heeresbudget unterbreitetworden. Es ergibt sich daraus, daß die Balkanpolitik desGrafen Berchhold- bisher nicht weniger als 361 MillionenKronen gekostet hat. Die eigentliche Mobilisierung kostet nurIII Millionen. Ter Rest von 203 Millionen ist für alle mög-lichen von dem Parlament noch nicht bewilligten und nochnicht einmal veranlagten Anschaffungen, Festungsbautenusw. verwendet worden.Die Delegationen sind zusammengetreten und mit einerThronrede eröffnet worden. Graf B e r ch o l d t hat dann ver-sucht, in einem langamtigen Erpos6 seine Politik, vor allemseine Balkanpolitik, zu rechtfertigen.firatihrelch.Die Taktik der Dolchstiche.Paris, 18. November.(Eig. Ber.) Die Gegner desProporzes in der Deputiertenkammcr rüsten nicht ab. Habensie bei der Abstimmung über den Quotienten eine schwereNiederlage erlitten, so bemühen sie sich, in die weiteren Artikeldes Gesetzes Bestimmungen hinemzuflicken, die es für seinerepuhlitanischen Anhänger möglichst entwerten. Gestern istihnen ein solcher Anschlag geglückt. Es wurde nänilich dasAmendement Maginot angenommen, das im Gegensatzzum Kommissionsentivurf bestimmt, daß die Zahl der jedemDepartement zustehenden Mandate nicht nach der Bevölkerungszahl, sondern nach der Zahl der eingeschriebenen Wähler be-stimmt wird. Die Wirkung dieser Bestimmung ist klar: diegroßen Städte werden zugunsten der sich entvölkerndenagrarischen Bezirke benachteiligt. Das soziologische Argument,daß die Städte in der modernen Gesellschaft auch die Zentrender geistigen und politischen Kultur sind, blieb ebenso un-berückstchtigt, wie das vom Sprecher der Regierung, HerrnKloy geltend gemachte staatsrechtliche Prinzip, daßder Abgeordnete nicht nur die Wähler, sondern dieganze Bevölkerung seines Wahlkreises vertritt. Die Bevor-zugung der ländlichen Bezirke ist weder eine republikanischeTradition, noch würde sie den Radikalen zugute kommen. Dennbekäme auch die radikale Bauernschaft eine Anzahl von Ver-tretern mehr, den Hauptgewinn würden die Klerikalen undMonarchisten haben, die ja ohnehin durch den Proporz zustärkerer Vertretung kämen. Die ganze Frivolität und Un-redlichkeit der radikalen Obstruktionspolitik tritt in dieser Taktikzutage. Die Clemenceau, Breton usw. klagen dieSozialisten init komödiantischer Tragik an, durch den Proporzdie„Republik" zu zerstören und der Reaktion in die Händezu arbeiten, sie selbst �aber bieten den konservativen Parteiendie Möglichkeit, ihre Situation noch zu verstärken. Vielleichthoffen sie auf diese Art, das Ganze schließlich für die republi-konischen Proporzler doch noch ungenießbar zu machen. Abersie könnten sich ins eigene Fleisch schneiden. Denn die Re-gierung scheint jetzt entschlossen zu sein, ihre schwankendeHaltung aufzugeben und sich im Senat für die Reform mitganzer Kraft einzusetzen.—Die Kammer hat die Wählerziffer, auf die ein Mandatentfällt, mit 22 3(0 bestimmt. Das liefe auf eine Ver-Minderung der Deputiertenzahl um etwa 70 hinaus. Da»gegen scheint auf den ersten Blick nicht viel einzuwenden zusein, denn das Parlament mit seinen fast 680 Mitgliedern istein sehr schwerfälliger Apparat und das Proporzsystem gc-stattet den Parteien auch, ihre Kandidaten besser auszuwählen,als das heutige, die Bezirkspolitik begünstigende Wahlrecht.Indes ist die Verminderung der Mandate nicht nur einesonst gar nicht in der Linie der radikalen Politik liegendeKonzession an die antiparlamentarische Demagogie in derBourgeoisie, sondern auch eine weitere Erschwerung einerrepublikanischen Mehrheitsbildung. Der Radikalismus aberhat jetzt keine anderen Rezepte als die des Doktor Eisenbart.Protest eine« sozialistischen Bürgermeisters.Paris, 20. November. Wie aus Lille gemeldet wird, hat dersozialistische Deputierte und Bürgermeister von 2 e n S B a S l ydem Präfekten erklärt, daß er es ablehne, für die Unterkunft dernach dem Streikgebiet entsandten Truppen zu sorgen. Da dieseWeigerung keine Beachtung fand, erhob BaSlv in einer Depeschean den Ministerpräsidenten Einspruch gegen die Entsendung derTruppen, die eine überflüssige Herausforderung bilde, weil dieAusständigen die größte Zluhe beobachtet hätten.Italien.Die vatikanische Heerschar in der Kammer.Rom, 18. November.(Eig. Ber.) In ein rechtes Wespenn-sthat die in Rom erscheinende„Jdea democratica" gestochen, indemsie eine Liste von 867 Namen beröffentlichi, die die Kandidatenbezeichnen sollen, die nach Unterschrift des Pakts Gentiloni dieWahlunterstützung der Klerikalen genossen haben. Von diesenunterstützten Kandidaten sind 230 gewählt worden und die anderenunterlegen. Die Liste, über die es natürlich fast unmöglich ist, eineKontrolle auszuüben, wird nun durch dutzendweise Dementis vonden aufgeführten Personen bestritten. Viele von denen, die heuteentrüstet die Unterzeichnung deS Paktes in Abrede stellen, habenihn tatsächlich nicht unterzeichnet, aber meist aus dem einfachenGrunde, daß sie als klerikal bis auf die Knochen schon von vorn-herein bekannt waren und jede Unterzeichnung eines Paktes alsüberflüssig erschien. Es liegt übrigens auf der Hand, daß mannicht immer dem Kandidaten einen Vorwurf daraus machen kann,wenn zu deinen Gunsten das„non expedit" zurückgezogen wurde.Unter Umständen mag das auch ohne sein Drängen, lediglich auSAbneigung gegen den Gegner geschehen sein. Diese Affäre der demVatikan verpfändeten Abgeordneten hat' die öffentliche Meinungnunmehr so lange und anhaltend beschäftigt, daß unbedingt einNachspiel in der Kammer erfolgen wird. In irgendeiner Formdürfte man die Regierung über die Stellung befragen, die sie derTatsache gegenüber einnimmt, daß fast die Hälfte der Mitgliederder Kammer durch einen Pakt, dessen Klauseln geheim gehaltenwerden, in ihrer Handlungsfreiheit gehemmt sind.England.Ein außerordentlicher Gewerkschaftskongreß.London, 20. November.(Privattelegramm betz„Vorwärts".) Nach zweitägiger Beratung kam das par-lamentarische Komitee des Gewerkschaftskongresses. nachdemes den Bericht einer Delegation des Dubliner Gewerkschafts-kartells entgegengenommen hatte, gestern abend zu dem Be-schluß, einen besonderen Gewerkschaftskongreßfür den 9. Dezember 1913 nach London einzuberufen,der sich mit der D u b I i n e r Angelegenheit be-fassen soll.Wie verlautet, fanden in den Komiteesitzungen langeAuseinandersetzungen zwischen denen. die das sofortige Ein-greifen der englischen Gewerkschaften zur Lahmlegung der ge-samten Dubliner Transportindustrie verlangen und den An-hängcrn einer gemäßigteren Taktik statt. Nach Schluß derSitzung fand in der zirka 12000 Personen fassenden„AlbertHall" eine enthusiastische Versammlung statt. Der Andrangwar so stark, daß die Veranstalter den gewaltigen Saal mehrals dreimal hätten füllen können. Die Bekanntmachung, daßder Gewerkschaftskongreß erst in drei Wochen einberufenwerden soll, erregte bei der Menge erst lauten Unwillen.Aber die Genoffen Williams und Ben T i l l e t wiesendarauf hin, daß der Beschluß des Komitees wirklich einerevolutionäre Tat sei. Nie zuvor habe man wegen eineSwirtschaftlichen Kampfes einen besonderen Kongreß einberufen.Genosse L a r k i n erklärte sich mit dem Beschlüsse deSKomitees einverstanden und sagte, er erkenne an, daß dieenglischen Gewerkschaftsführer eine große Verantwortlichkeitübernommen hätten. Die Dubliner würden den Kampf weiterführen, bis die englischen Führer bereit seien.500 Londoner Studenten versuchten die Versammlung zusprengen. Einigen gelang es, in den Saal einzudringen. Siemußten ihr Vorhaben aber büßen, denn sie wurden übel zu-gerichtet. Draußen trieb dann die Polizei die RowdieS aus-einander.Nach den letzten Nachrichten aus Dublin haben die-Arbeiter beschlossen, nach dem Muster UlsterS eine eigeneBürgerwehr zu organisieren, um so ein Gegengewicht'gegen die Organisation der Ulsterleute und Nationalisten zuschaffen und ihre Bürgerrechte zu verteidigen. HauptmannWhite, der sich im Felde ausgezeichnet, der Sohn des Ver-tcidigers von Ladysmith, hat gemeinsam mit noch anderenOffizieren die Organisation der Arbeiterbürgerwehr über-nommen.stlexiko.Eine Niederlage Hucrtas.New York, 19. November. Nach einem Telegramm aus Brown?»ville(Texas) hat der Jnsurgentenführer Gonzales die StadtVictoria nach zweitägigen Straßenkämpfen am Dienstagabendemgenommen. Die Garnison wurde bis auf den letzten Mannniedergemetzelt. Die Schlacht tvar die blutigste der ganzen Revolu-tion. Hunderte von BundeSsoldatcn sind gefallen. Der Hof unddie Hallen deS RegierungSpalafteS waren mit Leichen dicht bedeckt.Viele Gebäude in den Hauptstraßen, die dem Gcschützfeuer rnt-gangen waren, wurden niedergebrannt. Die Stadt �gleicht einemTrümmerhaufen.Infolge der Niederlage der mexikanischen Bundestruppen beiVictoria wartet jetzt der deutsche Kreuzer„Bremen" in Tampico,dem- nächsten Hafen, um deutsche Flüchtlinge an Bord zu nehmen.— Der deutsche Kreuzer„Nürnberg" ist nach San-BlaS entsandtworden, um dort die Deutschen aufzunehmen, die auS Tepic ge»flohen sind, ehe die Stadt von den Insurgenten eingenommenwurde._Bcrteidigungsmaßregeln der Fremden.Mexik«, 20. November. Die Mitglieder der fremden Kolonienin der Hauptstadt treffen Vorbereitungen zur Verteidigung für denFall von Unruhen. Der englische Gesandte Carden hat den briti-schen Staatsangehörigen geraten, für Verteidigungszwecke eineOrganisation zu schaffen. Die Amerikaner planen VerteidigungS»maßregeln, ohne dahingehende Ratschläge von ihrem Geschäft«-träger erhalten zu haben. ES ist möglich, daß eine allgemeine Ver«teidigungSorganisation geschaffen wird, welch« die deutschen,britischen und österreichisch-ungarischcn Staatsangehörigen um-fassen würde.Letzte Nachrichten.ErPräsident Taft warnt vor einer Einmischung in Mexiko.New Jork, 20. November.(28. T. B.) Der frühere PräsidentTaft warnte in einer heute hier gehaltenen Rede den PräsidentenWilson vor dem Wagnis einer Intervention in Mexiko; er meinte,sie würde mehr Geld und Blut kosten, als die Er-oberung der Philippinen.Ein Scharmützel zwischen Albanesen und Montenegrinern.Cetinje, 20. November.(W.T.B.) Gestern abend griffeneinige Albanesenbanden montenegrinische Vorposten in der Nähevon Tuzi an. Die Montenegriner, die in dem Scharmützel mehrereVerwundete hatten, trieben die Albanesen zurück, deren Verlusteunbekannt sind.Bier Erdarbeiter verschüttet.Frankfurt a. O.» 20. November. Bei Erdarbeiten in der Näheder Stadt wurden heute nachmittag vier Arbeiter verschüttet. Zweivon diesen wurden tot und zwei schwer verletzt geborgen.