Ter Streik der Lahrcr Kartonageu- mtd Etuisarieiter geht jetzt bereits in die sechste Woche und ein Ende ist noch nicht abzusehen, nachdem die Fabrikanten den LZersuch der Streikenden, durch Werk« stallkommissionen zu einer Verständigung mit ihnen zu gelangen, nach einigen Winkelzügen mit der Forderung der bedingungslosen Wiederainnahme der Arbeit beantwortet haben. In einer Ner- lammlung der Streikenden am 18. November, in der die Vertreter des BuchvinderverbnndeS eS ihnen freistellten, nach eigenem Ermessen selbst zu entscheiden, ob sie darauf eingehen wollten, erklärten sie sich mit 316 gegen 2 Stimmen gegen die bedingungslose Wieder- aufnähme der Arbeit, was dem Vorsitzenden der Fabrikanten- Vereinigung noch am gleichen Tage mitgeteilt wurde. Die Fabrikanten lehnen jede Unterhandlung und Vermittelung ab mit der Erklärung, Lohnerhöhungen seien immer gewährt worden, sie würden auch nach Möglichkeit zukünftig gewährt werde»! die Fabrikanten würden bestrebt sein, da-Z gute Einvernehmen mit der Arbeiterschaft,.ganz gleich, ob organisiert oder nicht organisiert', zu pflegen, aber erst sollten die Arbeiter bedingungslos zur Arbeit zurückkehren. Von dem bisherigen.guten Einvernehmen' haben nun die Arbeiter die Nase gründlich voll, denn diese-S bestand tat- sächlich in einer Art sklavenartigem Dasein, in dem von einer noalitionsfreiheit oder einem Mitbestimmungsrecht bei den Arbeits« bedingungen wenig oder gar nichts zu spüren war. Der Kampf geht also weiter. Die Einwohnerschaft von Lahr und Umgegend soll durch ein Flugblatt des BuchbinderverbandeS über die Arbeitsverhältnisse in den Lahrer Kartonogen- und Etuis- fabriken sowie über die Ursachen des Streiks aufgeklärt werden. ES wird gebeten, überall den Zuzug von Kartonagen- und Etuis- arbeitern fernzuhalten. Klus der Partei. Kommunalwnhlcrfolgc. Bei der Stadtverordnetenwahl in Hohenmölsen (Bezirk Halle ) wurden zwei Sozialdemokraten mit überwältigender Mehrheit gewählt. Damit haben unsere Genossen die ganze dritte Abteilung in ihrem Besitz. In Tauchern(Kreis WeigenfelS) wurden unsere Kandidaten in der dritten Abteilung einstimniig gewählt, da die Gegner in Er- kenntnis ihrer Ohnmacht sich nicht an der Wahl beteiligten. Die Die dritte Abteilung besteht hier seit Jahren aus Vertretern der Sozialdemokratie. In Coswig (Anhalt ) siegte bei den Stadtverordnetenwahlen die sozialdemokratische Liste mit 709—738 gegen 671—683 Stimmen der Gegner. Die Sozialdemokratie hat jetzt von den 18 Sitzen im Stadlparlament 14 inne. Bei den Stadtverordnetenwahlen in Rendsburg (Schleswig ) wurde auch ein Sozialdemokrat gewählt. Damit zieht der erste Sozialdemokrat in das NendSburger Rathaus ein. Wahlerfolge in der Schweiz . Im Kanton Genf haben nach der bei dem Proporz erfolgten Neuwahl des Großen Rates(Landtages) unsere Genossen zwei Sitze erobert, womit sich ihre Vertretung auf 16 unter 70 Abgeordneten insgesamt erhöht. Einen recht erfreulichen Fortschritt weist endlich nach jahrelanger Stagnation unsere Partei auch in Lausanne , der Hauptstadt des Kanton« Woadt, auf. Bei den am Sonntag stattgefundenen Ge- meindewahlen erhielt die sozialdemokratische Liste 2245 Stimmen gegen nur 1500 im verflossenen Frühjahr. Von unseren Kandidaten erhielt Genosse Sutter 2576 die höchste Stimmenzahl. Die Gruppe der Auch- und Salonsozialistcn erhielt 436 Stimmen gegen 1000 im verflossenen Frühjahr. Sieist also ebenso im fluchtartigen Rückgange wie unsere Partei im starken Auffchwunge begriffen. Die Arbeiter Verlasien also immer mehr die auchsozialistische Gruppe. Im Kanton Neuen bürg fand am Sonnlag eine Ersatz- wohl in den Nationalrat statt, wobei unser Kandidat, Genosse Gro« pierre, zwar mit 6827 gegen 9881 Stimmen dem freisinnigen Gegen- kandidaten, für den auch Konservative stimmten, unterlegen ist, aber zugleich auch bestätigt wurde, daß unsere Partei in Chaux-de-FondS und Locke noch immer die Mehrheit hat, während die Gegner von der .sozialdemokratischen Abwirtschaftung' geschwindelt hatten, wobei natürlich der Wunsch der Vater des Gedankens war. Die Arbeiterbewegung in Holland . Nach der vorliegenden neuesten Statistik war die EntWickelung der holländischen Arbeiterbewegung im vergangenen Jahre(Oktober 1912 bi« Oktober 1913) sehr erfreulich. Die der Zentrale an- geschlosienen Gewerkschaften steigerten ihre Mitgliederzahl von 56 884 auf 79 327. Die Mitgliederzahl der Partei stieg von 14 154 auf 20 623 im Jahr: sie gewann bisher noch über 1000 Mitglieder. Die Zahl der Ortssektionen der Partei vermehrte sich von 272 auf 373. Die Abonnentenzahl des Zentralorgans der Partei stieg von 20 000 auf 28 000, die der Frauenzeitung von 4000 auf 5500. In den Gemeindevertretungen erhöhte sich die Zahl der sozialdemo« kratischen Vertreter von 171 auf 247, in den Provinzialverlretungen von 23 auf 52. Die Buchhandlung der Partei verbreiiete 476 950 Broschüren. Die Zahl der Parteiblätter beträgt jetzt 27, die Zahl der den modernen Standpunkt vertretenden Gewerkschafts- blätter 43, die der örtlichen Gcwerkschaftskartelle 48. Programinrevision in Holland . Auf Grund der vorjährigen Parteitagsbeschlüsse hat der Vor- Üand unserer holländischen Parteiorganisationen eine Kominission ernannt, welche den Teil des Parteiprogramms, der dre Forde- rungen an den Staat enthält, einer Revision unterziehen soll. Die Kommission ist zusammengesetzt ans den Parlamentsmitgliedern Troelstra, Vliegen, Schaper und Alberda und den Genossen Dr. Bonger, v. d. Tempel(Vorstandsmitglied der Gewerkschaflszentrale) und W i b a u t, mit dem Genossen Anker- s m i t als Schriftführer.___ Um Giolitti zum Rücktritt zu zwingen. Rom , den l8. November.(Eig. Ber.) Der„Avanti" verösfen-t- licht die Ansicht mehrerer sozialistischer Abgeordneter über die Zweckmäßigkeit eines Vorgehens unserer Parteisraktioii, durch das Giolitti zum Rücktritt gezwungen werde. Der Abgeordnete S a- in o g g i a meint, daß man den Ministerpräsidenten überhaupt nicht zu Worte kommen lassen solle, sondern ihn mit einem derartigen Tumult empfangen, daß er den Saal verlassen muß, wie er das im Jahre 1893 inutzie, als die Fünferlommission seine Beteiligung an dem Skandal der..Banca Romana" zur Sprache brachte. Ließe man Giolitti reden-, so würde es seiner Geschicklichkeit noch einmal gelingen, einen Teil der Kammer auf seine Seite zu bringen. Ter Abgeordnete Treves lehnt es ab, sich über die Taktik der Aktion auszusprechen, sagt aber, es könne keine Meinungsver. schiedenheit unter Sozialisten über die Frage bestehen, ob man Giolitti das Verbleiben im Amt unmöglich machen soll oder nicht. Giolitti vor den Senat zu bringen, wäre wohl gesetzlich, aber vom sozialistischen Standpunkt aus nicht richtig, weil diese Körperschaft dadurch nur on Ein-sluh gewönne, was unsere Partei nicht wünschen tan». Ter eigentliche Richter der Wahlkorruption Giolittis sei nicht der Senat, sondern das Volk. Auch Genosse M u s a t t i hält dafür, daß man nicht den Senat gegen Giolitti anrufen, sondern die öffentliche Meinung durch Demonstrationen innerhalb und außerhalb der Kammer mit allen Mitteln zum Ausdruck bringen müsse, um so Giolitti zum Rücktritt zu zwingen. Turati meint dagegen, daß man Giolitti keinen größeren Gefallen tun könnte, als ihm die Diskussion über die Wahlver- gewaltigung der Regierung zu ersparen und ihm als Opfer der Gewalttätigkeit der Sozialisten Shmpathien zu gewinnen. Ihn nicht zu Worte kommen zu lassen, würde der Gipfel des Unver- stände« sein. Dadurch würde auch die Anklage selbst verstummen müssen, was allen Interessen des Landes zuwider liefe. Was den Plan betrifft, Giolitti bor den Senat zu bringen, so setze er ein Per- trauen in die Gerichtsbarkeit dieser Körperschaft voraus, das nicht gerechtfertigt ist. Man müsse den Ministerpräsidenten durch Do- kumente und Tatsachen an den Pranger der öffentlichen Meinung stellen und es ihm unmöglich machen, je wieder politische Bedeutung zu gewinnen. Der Abgeordnete Morgari schließlich tritt ganz dem Vorschlag Ciccottis bei(von Ettore Ciccotti geht bekanntlich die Idee aus,� Giolitti wegen Wahlvergewaltigung vor den Senat als obersten Gerichtshof zu bringen). Er hält dafür, daß auch die Re- formisten und Republikaner für diese Taktik zu haben sein würden. Da jedoch vorauszusehen ist, daß Giolitti die Diskussion der Motion über die Wahlmache der Regierung um 6 Monate vertagt, wozu die Geschäftsordnung ihm die Hand bietet, müsse die Parteifraktion in der Diskussion über die Thronrede ihrem Protest über die Wahl- Methoden Giolittis mit allen Mitteln, eventuell auch durch Ofr struktion, Ausdruck geben. Sozialistische Blindenliteratur. Von der„Neuen Zeit, Organ zur Pflege sozialistischer Welt- anschauung unter den Blinden deutscher Zunge", ist die Ir. 1 des 5. Jahrganges erschienen. Das Heft hat folgenden Inhalt: Unser Endziel. August Bebel zum Gedächtnis. Von F. Richtsteig. Aus Bebels Leben. Des Propheten Gesang von Goethe. Aus Bebels Schriften und Reden. Tie Sprache des Fortschritts.(Eingesandt.) AuS der Gegenwart: Der Fluch des Kapitalismus, Gerechtigkeit im Junkerparadies. TaS Fraueiiitimmrecht in Norwegen . Die wissenschaftliche Beilage enthält: Der Ursprung der abstrakten Ideen. Von Paul Lafargue . Der Bezugspreis der Zeitschrift, die in Braillescher Kurzschrift gedruckt wird, beträgt bei sechsmaligem Erscheinen jährlich 3,60 M. für Deutschland und Oesterreich-Ungarn und 4,50 M. für die übrigen Staaten. Das Blatt wird nicht im Buchhandel vertrieben, sondern ist nur von A. Wendt, Berlin N. 20, Wicsenstr. 36, zu beziehen. Die Parteigenossen werden gebeten, die ihnen etwa bekannten Blinden auf das Organ aufmerksam zu machen. Das Kommuni st ische Manifest von Marx und Engels ist nunmehr auch in die Blindenschrift(Braillesche Kurzschrift) über- tragen und in diesem Druck herausgegeben worden. Da infolge der erhabenen Schrift die in Blindendruck hergestellten Bücher bei weitem umfangreicher sind als die Bücher der Sehenden, so bildet auch das Manifest einen stattlichen Band von 139 Seiten. Dem gemäß mußte auch der Preis auf 1,75 M. festgesetzt werden. Immer hin ist dieser Preis auf das niedrigste bemessen, da er lediglich die Herstellungs- und Versandkosten ausmacht. Es ist zii wünschen, daß das Manifest unter de» deutsch - sprecheilden Blinden die weiteste Verbreitung findet; wir bitten daher die Partei- und Gewerkschaftspresse des deutschen Sprach- gebieis um Abdruck der Anzeige. Das Buch ist nur von A. Wendt, Berlin N. 20, Wiesenstr. 36, zu beziehen. Bei Lieferung nach dem Ausland(außer Oesterreich-Ungarn) wird ein durch die Porto- erhöhung bedingter kleiner Preisaufschlag erhoben. Jugendbewegung. „Jungvolk 1914". Vom.Jungvolk'- Almanack, den die- Zentralstelle für die ar- beitende Jugend herausgibt, ist soeben Jahrgang 1914 erschienen. Der Inhalt des reizvoll ausgestatteten Buches ist wieder ungemein reichhaltig; die wichtigsten Gebiete unserer Jugendbildungsarbeit sind durch Beiträge vertreten, bei denen offensichtlich auch auf di« Form der Darstellung besondere Sorgfalt verwendet wurde. In Wesen und Ziele des Sozialismus führt«in äußerst populär ge- haltener Aufsatz in Briefen ein, den Wilhelm R i c p c k o h l bei- gesteuert hat. Persönlich nahegebracht wird den jugendlichen Lesern das Kulturideal des Sozialismus durch Heinrich S ch u l z's Charakterstudie über Bebel :„Werdet wie er!" Ein besonders für die proletarische Jugend wichtiges Kapitel der Zeitgeschichte entrollt Konrad H a e n i s ch in seinem Rückblick auf das Jubiläums- jähr. Die eigentliche Jugendbewegung und ihr weites Arbeits- gebiet behandeln folgende Beiträge: Die freie Jugendbewegung, von Karl Korn : Die Jugend gegen den Alkohol, von W. Soll- mann; Die weidliche Jugend im Beruf, von Luise Zietz ; Bunte Hefte(gegen die Schundliteratur), von Otto Koenig; Warum turnen wir? von C. Aiging. Ein hübsch illustrierter Artikel L. Lessens schildert dann«ine Wanderung ums Schloäbische Meer, während uns Engelbert Grafs Aufsatz:„Der Kampf um die Erdpole", in weitere Fernen führt. Das schöngeistige Gebiet ist durch die Lebens- und Schaffensgeschichte zweier großer deutscher Meister, Gottfried Kellers(von E. Hörnte) und HanS Thomas (von Adolf Bruno), vertreten. Auch der unterhaltende Teil ist sorgfältig ausgewählt. An der Spitze steht da Gottfried Kellers wundervolle Novelle„Dietegen", deren Nachdruck die Kellerscken Erben ausnabmSiveise gestattet haben, und der der bc« kannte Nürnberger Künstler R. Schicstl reizende Abbildungen und Vignetten mitgegeben hat. Eine famose Kalendergeschichte ist auch die humoristische Erzählung„Ter Teufel von Steiningen" aus der Feder des jungen Schweizer Schriftstellers F. Kurz, während Jürgen Brand, von dem auch die flotte Shlvesterpredigt in Versen herstammt, in seinem Jugenderlebnis„Wie Gerd Wullen- Weber frei wurde", ernste, wobl jedes Jugendherz ergreifende Töne anschlägt. Belebt wird der Inhalt des Büchleins des weiteren durch eine Fülle von literarisch wertvollen Gedichten und durch zahlreiche Abbildungen und Randzeichnungen hervorragender Illustratoren. Dabei ist der Preis des 160 Seiten starken Bandes wieder so niedrig angesetzt, daß unser proletarischer Jugendkalender wobl auch in dieser Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung auf dem Büchermarkt bildet. Jugend-ausschüsse und Vereine erhalten ihn zum Selbst- kostenpreise. Kein Jugendgenosse sollte die Anschaffung dieses dauernd wertvollen Buches unterlassen, und auch als Weihnachts- geschenk sei der hübsche Band den Eltern unserer Jungen und Mädchen angelegentlichst empfohlen. „Arbeiter-Jugend". Die soeben erschienene Nr. 24 des fünften Jahrgangs bat unter anderem folgenden Inhalt: Sozialismus und Bolkswohlfahrt.— Steuern I.— Der Stammbaum des Menschen. Von Engelbert Graf.(Mit Abbildungen.)— Lehrer Neumann. Von Karl Löwe . — Eine LehrlingSstatistii.— AuS der Jugendbewegung.— Die Gegner an der Arbeit ut'w. Beilage: Der Sohn des Waldes. Erzähliiiig von R. Kipling. («chluß.)— lieber die Heranbildung von Panieleitern. Bo» Rikdard Wcimann.— Charakter.— Michelangelo. Von Otto Krille . (Mit Abbildungen.)— Ein junger Arbeiter. Gedichtzyklus von Fritz Elsner.— Die Zoologie in der Technik. Von Felix KautSky.— Mut. Erzählung von Otto Koenig. „Gut Heil"»der„Gelobt fei Jesus Christus'? Ach, so gerne würde ein hohes Kultusministerium sehen, daß alle bürgerlichen Jugendvereine einig gegen den roten Feind zu- sammensländen. Aber trotz aller Erlasse will es mit der Einigkeil der bürgerlichen Jugendpflege nicht recht klappen. Anstatt sich mit vereinter Kraft auf die freie Jugendbewegung zu stürzen, suöben sie sich gegenseitig die Milglieder abzusagen. Insbesondere führen die deutschen Turner frischfrommsröhlichfrei einen Krieg gegen die katholische» Jünglingsvereine, weil den Geistlichen die Bauchwellen und Kniebeugen in den deutschen Turnvereinen nicht religiös genug sind. Die.Kölnische Zeitung " hat diesem Kriege schon mehrere spaltenlange Leitartikel gewidmet, in deren letzte»(Rr. 1299) die Jüngliiigsoereinler wie folgt angeklagt werden: .Entspricht«S vielleicht der Eigenart der kirchlichen Vereine. L e i b e S ü b u» g e n zu treibe»? Wir glauben nickt, daß das Grundgesetz dieser Bereine Turnen und Spiel als Mittel zur Erreichung ihres Zwecks vorsieht. Wir verkenne» keine»- wegS die segensreiche Arbeit der Jünglings- und Gesellen- vereine, wir wisse», wie not eine religiöS -sittliche Erziehung gerade für die Jugend unserer Zeit ist, aber wir müssen uns energisch gegen eine Vereinigung wenden, die mit allen Mitteln uns zu schädigen sucht. Wir baben uns lange zurückgeholten. wir haben alles versucht, um mit diesen Vereinen in Frieden zu leben, wir haben es versucht, in vielen Fällen die persönliche Vermittelung der Vereinsleiter(Kapkäne und Pastoren) in An» spruch zu nehmen, aber leider mit sehr geringein Erfolg. Man hat uns beschimpft, verdächtigt und unsere Tätigkeit in den Augen der Gemeiiidemitglieber herabzusetzen versucht, man hat die Turner als eine Gefahr für die Jugend hingestellt, und die Jugend selbst durch Anwendung von kirchlichen Strafen gezwungen, aus diesen Vereinen auszutreten. Eine Denkschrift des Saargau .'? der Deutschen Turnerschaft führt Beispiele für den TerroriSmuS der katholischen Geistlichkeit an. aus der hervorgeht, daß die Turnvereine in katholischen Orten mit ihrer Beniichtung rechnen, wenn.die Behörde eine solche schonungs- lose mit so wenig einwandfreien Mitteln durchgeführte Konkurrenz nicht unterbindet". Wozu notabene die Behörde kein Recht hat. Uns ist die hier beklagte Kampfesweise der um ihre Schäflein besorgten Geistlichkeit nichts Neues. AuS Erfahrung wissen wir aber, daß die entrüsteten deutschen Turner das Schimpfen, Verdächtigen »nd Terrorisieren genau so gut verstehen, wie die Schwarzen. Für den jungen Arbeiter soll die Losung weder lauten»Gelobt sei Je'uS Christus", noch.Gut Heil", sondern immer nur.Frei Heil!" Baue» wir, während die Gegner raufen, unsere eigenen Organi- sationen auf.__ Bon der Jugendbewegung in der Schweiz . In Ölten tagte am Sonntag die Delegierienversammluug der schweizerischen sozialdemokratischen Jugendorganisationen, die von zirka 70 Delegierten und 30 Gästen besucht war. Es wurde die Vereinbarung der Parteileiiung und de» Gewerkschaftsbundes mit der Jugendorganisation zur Regelung deS gegenseitigen Verbälimsses mit großer Mehrheit angenommen. Daber gab es lebhafte Auseinandersetzungen über die Tattik der Jugendorganisation und namentlich deren Verhalten der Partei gegenüber, das durch anarckosyildikalistische Einflüsse beeinträchtigt wird. Viel zu reden gab sodann auch die Frage der Schaffung eines ständigen Sekretariats der Jugendorganisation, wobei die Finanzierung der Einrichtung die größte Schwierigkeit bietet, da die Zahl der organifierlen jugendlichen Genosien und ihre finanzielle Leistung?- fäbigkeit noch nicht die wünschenswerte Höhe erreicht haben. ES wurde schließlich knapp vor Torschluß, nachdem zahlreiche Delegierte wegen der Heimfahrt schon die Versammlung Verlasien hatten, mit 36 gegen 13 Stimmen die Schaffung eines eigenen Jugendsekretariats beschlossen. E? soll darüber aber noch mit der Parteileitung ver- handelt und ferner der Beschluß zur Urabstimmung in den Jugend- organisationen gebracht werde». Der Parteileiiung soll auf Antrag der Berner Genossen der Antrag gestellt werden, aus die Tagesordnung deS nächstjährigen Parteitages die Frage der sozialdemokratischen Jugendbewegung zu nehmen.___ Soziales» Auch eine—„Kulturerscheinung". Als eine Folgeerscheinung unseres modernen.Kulturlebens", das heißt der kapilalistischen Gesellschaftsordnung, die einen Teil der Menschen durch winkende Reichtümer zu ausreibendem Hasten und Jagen reizt, andere in die Lmal steter Sorge um das Stückchen Brot stürzt, die Arbeit zu einer Dual macht, ist die Zunahme der Geisteskrankheiten zu betrachten. Die meisten Kranken werden von der Statistik kaum erfaßt, denn sicherlich gehört ein großer Teil der sogenannten Nervenkranken zur Kategorie der geistig Genörlen. Trotzdem wächst die Zahl der in Irrenanstalten Untergebrachten in beängstigender Weise. In den Anstalten Preußens wurden Geistes- kranke gezählt: 1901.......... 78 955 1910.......... 127 914 1911.......... 132 982 Unter der letzteren Zahl befanden sich 59 029 weibliche Personen. Den Zugang im letzte» Jahre und die Art der Erkrankung gibt die folgende Zusammenstellung an: Krankheitsformen Einfache Seelenftörung......... Paralyiische Seelenstörung....... Imbezillität(angeborene) Idiotie u. Kretinismus Epilepsie mit und ohne Seelenstörung... Hysterie.............. Neurasthenie............. Chorea.............. TabeS............... Andere Krankheiten des Nervensystems... Alkoholismus ............ Morphinismus und andere narkotische Ber- gistungen............ Andere Krankheiten. Zlisammcii.. Sehr groß ist die Zahl der Jugendlichen bei den Zugängen. DaS muß besonders bedenklich stimmen. Bon den neuen Fällen be- trafen 1773 männliche und 1231 weibliche Jngendliche von unter 16 Jahren. Als erblich belastel galien 7190 männliche und 5062 weibliche der eingelieferten jugendlichen Irren. Und bei insgesamt 9274— 8591 männlichen und 683 weiblichen— soll Trunksucht die Ursache der Geisteskrankheit sein. Ganz zweifellos ist die kapitalistische Wirtschaftsordnung vorwiegend die Ursache dergleicher Erscheinungen. Auf dem kovilalistlschen Boden gedeiht Eiitarlmig» Degeneration, körperlicher, geistiger und moralischer Zerfall. Als Bcrtrauensu:'»» entlassen. Ein Stellmacher klagte gestern vor dem Gewerbegericht unter Vorsitz des Magistratsrats Dr. Gerlh gegen die Firma Utermöle auf Auszahluiio von 19,25 M. Lohnrest und 5.53 M. ftir den Eni- lassungSlag. Di« Beklagte behauptet, die Arbeit des� Klägers sei unbrauchbar gewesen. Der Kläger dagegen stellt die Sache so dar: An der Arbeit wurde bemängelt, die Karosserie sei oben 8 Milli« meter schmäler gewesen als unten. Das sei aber ein Fehler, der dem Tyv technisch anhafte. Seit Fertigstellung der angeblich fehler- haften Arbeit habe er noch wochenlang und für mehrere hundert Mark gearbeitet. Als Grund seiner Entlassung sehe er vielmehr an, daß er als Vertrauensmann seiner Kollegen einen geplanten Lohnabzug abzuwehren hatte und dadurch der Firma unbequem wurde. Drei Zeugen bestätigten, d-:ß die Arbeit den geringfügigen Mangel nicht durch Verschulden des Klägers erhielt.— Das Gericht verurteilte die Firma dem Klageantrag gemäß. tvttlerungsüveriiail vom 21. November 1913. Swinemde. 763SW Sbedeckt Hamburg VRegen Berlin 766 S 3 bedeckt Frank?. a.M 768 SW 3 bedeckt München 772 SO| 2 heiter Wien 'avaranda 742jZsO >clerSburg 746 TW Scillv 756 TW Aberdeen!748-,ill Paris !7K6SSO 4!b«deckt Lviegen öbedeckt .bedeckt »bedeckt a 772 TW( Ihalb bbj—O II II Wetterprognose kür Sonnabend, de» 22. November 1913. Mild und zeitweise ausklarend. jedoch vorherrschend wolkig mit etwa« Regen und lebhasten südwestlichen Winden. Berliner Betterdnrea«.
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