Und einen„peinlichen Eindruck" macht eZ auf sie, daß eine' Anzahl Großbanken sich erboten haben sollen, auf die geforderten Zugeständnisse zur Sicherung de« Koalitionsrechts gegenüber ihren Angestellten einzugehen, wenn die Gewerkschaften ihnen ihre Depo- sitengelder zuführen. Das Zentrum hat hier wieder«imnal sein wahres Gesicht gezeigt. Daß die Gewerkschaften große Fonds ansammeln müssen. wenn sie nicht ohne weiteres dem Unternehmertum in Lohnkämpfen wehrlos preisgegeben sein wollen, ja, um auch nur den statutarisch festgelegten Versicherungsaufgaben gerecht werden zu können, weiß das Zentrumsblatt natürlich ganz genau. Und daß es im höchsten Grade eü| Verbrechen gegen ihre eigenen Tendenzen wäre, wenn die Gewerlschäften ihre Gelder in solchen Banken niederlegen wollten, die sich zum brutalen Arbeitertrutz bekennen, sollte auch einem Zentrumsorgan ohne weiteres einleuchten. Und dennoch die gehässigen und hämischen Glossen des führenden ZentrumLorgans gegen die Sozialdemokratie als „Kapitalsmacht"! Ob durch diesen Sukkurs der ftommen„Germania " die Deutsche Bank sich zur größeren Halsstarrigkeit angeregt fühlt, mag dahin- gestellt sein. Vielleicht kommt ja das Zentrum der Deutschen Bank dadurch zu Hilfe, daß es die Schätze der„toten Hand" als Einlage bei ihr hinterlegt. Kennzeichnend aber für die ebenso stupide wie brutale Arbeiterfeindlichkeit des Zentrums ist es, daß die„Ger- mania" in einem Leitartikel sich solche Unverfrorenheiten über- Haupt zu leisten wagt.' Das Kölner Polizeipräsidium in Nöten. In Köln bereitet sich, wie wir schon neulich meldeten, eine Abrechnung mit dem preußischen Polizeishstem vor. Im Anschluß an einem Prozeß gegen den Kriminalkommissar Hannemann hatte die„Rheinische Zeitung " das Ergebnis dieses Prozesses in einem „B a ck s ch i sch" überschriebenen Artikel dahin zusammengefaßt, daß in Köln niedere, mittlere und hohe Polizcibeamte Geschenke annehmen. Darob drei Tage lang große Entrüstung im Polizeipräsidium zu Köln und Haussuchung von sieben Kriminal- bcamten in der Redaktion der„Rheinischen Zeitung " sowie in der Wohnung des Genossen Sollmann. Resultat gleich Rull. Genosse Sollmann wurde vernommen, Resultat wieder gleich Null. Ob- wohl nun in Köln stadtbekannt ist, daß die Kritik unseres Parteiblattes berechtigt ist, wurde die Untersuchung gegen den Re- dakteur fortgesetzt. Es spielt dabei unter anderem die Art, wie Wirtschaftskonzessionen erteilt werden, eine gewisse Rolle. Es sind denn auch mehrere angesehene Brauereibesitzer und Wirte vernommen Ivorden. Die Kriminalbeamten, die zum Untersuchungsrichter geladen wurden, haben auf die Frage, ob sie Geschenke ange» nommen b�aben, fast durchweg ihre Aussage ver- weigert,«chon dadurch ist indirekt der Wahrheitsbeweis ge- liefert. Und bisher sind die Hauptschuldigen noch nicht ver- nommen, die sich auch heute noch teils in Köln , teils außerhalb im Amte befinden! Inzwischen ist das Wort ,',B a ck s ch i s ch" in Köln zu einem Schlagwort geworden, und man erwartet allgemein mit Spannung, wie sich die hohe Königliche Polizei aus der Schlinge ziehen will, die sie sich voreilig selbst gelegt hat. Die Akten liegen zurzeit der Staatsanwaltschaft vor. Es wird sich zeigen, ob sie es wagen wird, die Anklage gegen den Genossen Sollmann zu erheben. Man beeilt sich jedenfalls nicht. Am 3. Oktober ist der„Backschisch"-Artikel erschienen und jetzt— 6 Wochen später— steht die Anklage immer noch aus. Die„Rheinische Zeitung " veröffentlichte inzwischen weitere Artikel, aus denen hervorgeht, daß sie manchen Blick in das Innere des Polizeigetriebes getan hat. So weist sie in einem Aufsatze nach, daß die unteren Kriminalbeamten-geradezu auf Ge» schenke angewiesen seien. Diese unteren Kriminalbeamten erhalten nämlich sogenannte„Vigtlantcngelder" von 10 M. im Monat, gleich 33 Pf. pro Tag. Damit sollen sie ihre Auslagen und die Spitzeldienstc bezahlen. Tolles vom preußischen Kommunaltvahlrecht. Welche wundersame Folgeerscheinungen daS Dreiklassenwahlrecht zu den Stadtverordnetenversammlungen zeitigt, dafür nur einige Beispiele aus dem Bezirk Halle . In Mansfeld , der Kreis- Hauptstadt des vom Reichsparteiler Arendt vertretenen reichstreuen Mansfelder Landes, übten von rund 400 Wählern der dritten Ab- teilung ganze fünf Mann ihr Wahlrecht auS. Drei der Stimmen stammren obendrein noch von den sich selbst wählenden Kandidaten. Trotzdem die Kandidaten persönlich Hausagitation betrieben, waren die gelben Mansfelder Bergleute, ja nicht einmal die Beamteg und Lehrer zur'öffentlichen Stimmabgabe zu bewegen. Hätte sich ein Arbeiter auch nur als Kandidat für die Sozialdemokratie aufstellen lassen, er halte auf der Stelle sein Bündel schnüren müssen. So wirkt das Schandwahlrecht in einem Wahlkreise, der bei der letzten ReichStagSwahl an die 14000 sozialdemokratische Stimmen aufbrachte. — In S ch l i e b e n im Wahlkreise Wittenberg übten in der dritten Abteilung lö. in der zweiien ganze 7 Wähler ihr Wahlrecht aus. während von den 19 Wahlberechtigten der ersten Abteilung gar nur ein Mann zur Wahl erschien und e i n stimmig die ausscheidenden zwei Stadtverordneten wieder„wählte". Ein noch tolleres Stücklein trug sich bei der Wahl in L a n d S» Berg bei Halle zu. Als alleiniger Wähler ist dort in der ersten Abteilung eine Lktienmalzfabrik eingetragen, für die der Direktor das Stimmrecht ausübte, und einstimmig einen stock- konservativen Agrarier zum Stadtverordneten ernannte. Dann ging er hin und wählte in der zweiten Abteilung sich selbst zum Stadt- verordneten. Die zahlreichen Arbeiter der Fabrik waren gezwungen, gegen ihre Ueberzeugung nur den einer wohllöblichen Direkten ge- nehmen Ordnungskandidaten zu wählen. Treffender kann daS brutale Schandwahlrecht zu den„Selbstverwaltungskörpern der preußischen Städte" nicht gekennzeichnet werden. Unteroffiziere gegen Vorgesetzte. Der Unterosfizier Duderstadt der 1. Kompagnie des Garde- Pionier-BataillonS und der Ilnterofsizier Casteeli der 4. Kompagnie des Pionier- Bataillons Nr. 3 bekamen in einer Nacht auf der Straße in Berlin einen Streit mit dem Studenten Zechlin, der in Tätlichkeiten ausariete. Beide Unteroffiziere wurden durch Schutzleute zur Feststellung ihrer Personalien auf die Kasernen- wache des Regiments Kaiser Alexander gebracht. Hier benahmen sie sich, wie wir einer Korrespondenz entnehmen, weiter derart, daß sie durch den Wachihabenden festgenommen werden mußten. Inzwischen wurde der Vizefeldwebel Riesenkamp als Kasernendiensthabender herbeigerufen. Als dieser mit den festgenommenen Unteroffizieren ein Verhör vornahm, wurden sie gegen den Vorgesetzten Hand- greiflich und widersetzten sich ihrer Festnahme. Als nun der Bizefeldwebel ihre Verbringung in die Arrestzelle anordnete, zog der Unteroffizier Casteeli sein Seitengewehr und versetzte dem Vor- gesetzten, Vizefeldwebel Riesenkamp, über den Kopf einen schweren Hieb, welcher eine größere Wunde verursachte und die Ueberführung des Vizefeldwebels in das Garnison - lazarett nötig machte. Die beiden festgenommenen Unteroffiziere wurden in die nördliche Arrestanstalt eingeliefert. Die gerichtliche Untersuchung wird für die beiden beteiligten Unteroffiziere ein sehr ernstes Nachspiel haben. Allem Anschein nach sind die Unteroffiziere der Meinung ge- Wesen, etliche„WackeS" vor fich zu haben. Die Lage in JMexiho. London , 22. November. (Meldung des„Reuterschen Bureaus".) Aus Mexiko wird gemeldet: Der Präsident des gestern zusammengetretenen Kongresses erklärte, nach- dem die Namen aufgerufen worden waren, das Haus wäre nicht beschlußfähig, trotzdem es deutlich war. daß ge- nügend Mitglieder anwesend waren. Da von niemandem Einspruch erhoben wurde, wurde der Kongreß auf heute ver- tagt. Einige erblicken in der Vertagung die Absicht, dem Kongreß ein Ende zu machen, da nach dem Gesetz drei aufeinanderfolgende Vertagungen, die wegen Beschluß» »Unfähigkeit des Hauses infolge des Fehlens von Mitgliedern erfolgen, automatisch die Auflösung der Kammer herbeiführen. frznhnidh. Paris , 22. November. Der Bergarbeiter streik zeigt weitere Ausdehnung. Die Zahl der Ausständigen wird bereits auf 5t) lXXZ—llX) ÄX> geschätzt. Zwischenfälle haben sich heute nicht ereignet. Die Bewegung greift jetzt auch auf das Loiregebiet über. Ein Tendenzprozeß. Pari?, 20. November.(Eig. Ber.) Vor der achten Pariser Strafkammer hat gestern die Verhandlung gegen die 18 G e w e r k- schaftler begonnen, die als angebliche Anstifter der Solda- tendemonftrationen gegen die dreijährige Dienstzeit eingekerkert worden sind. Man erinnert sich noch der näheren Umstände. Die Kundgebungen in den Kasernen brachen in den verschiedensten Teilen des Landes mit Heftigkeit hervor, es kam zu öffentlichen Umzügen und Versammlungen der Demon- stranten, und die Regierung, die durch die patriotische Presse die Begeisterung der Nation für die Verlängerung der Dienstzeit hatte beteuern lassen, verlor den Kopf. Sie warf sich wütend auf die Gewerkschaften, ließ in Hunderten Privatwohnungen, Arbeits- börsen und Redaktionen Durchsuchungen vornehmen und steckte etliche Organisationsleiter ins Gefängnis. Natürlich sollte nun das Publikum zum Glauben an eine„Verschwörung" gebracht werden, da es ja beim Antimilitarismus der mit dem dritten Jahr bedrohten Wehrmänner nicht mit rechten Dingen zugehen'konnte. Literarische Bediente halfen der Polizei bei der Sammlung von „Material". Sogar die„vornehme"„Revue de Deux Mondes" be- teiligte sich daran. Indes, mit der Auflösung der ArbeitSkonfödc- ration und der Zertrümmerung der Gewerkschaften, die die kapi- talistische Presse diesmal der ersehnten Verwirklichung nahe glaubte, wurde eS wiederum nichts. Die statSanwaltliche Findigkeit ver- mochte nichts, gar nichts zu entdecken, als— den„Sou du Soldat", die seit Jahren bestehende, öffentlich funktionierende Unterftützungs- lasse, die die verschiedenen Gewerkschaften für ihre zum Militär eingezogenen Mitglieder eingerichtet haben. Aber für den Augen- blick genügte das. Der„Sou du Soldat" wurde dem Publikum als da? von den Revolutionären gefundene Mittel, die Vaterlands- Verteidiger„aufzuhetzen", vorgeführt. Und damit die Sache ein besseres Gesicht bekomme, wurden außer den Organisationsbeamten, die mit der Versendung der Anweisungen und Begleitschreiben an die Soldaten mehr oder minder zu tun gehabt hatten, der Sekretär V v elo t und der Kassierer M a r ck von der Arbeitskonföderation eingelocht. Der erste wohl darum, weil er als alter„AntiPatriot" und Verfasser eines viclverbreiteten„Soldatenhandbuchs" als „Oberhaupt" der Verschwörung präsentiert werden konnte, und Marck vielleicht, weil man das Publikum glauben machen wollte, die Arbeitskonföderation habe die demonstrierenden Soldaten „bezahlt". Fast fünf Monate lang haben die Verhafteten sitzen müssen und was ist herausgekommen? Eine vorsichtigerweise auf das Anarchistengesetz von 1894— die berüchtigte„loi scelerate" (das verbrecherische Gesetz)— gestützte und auf diese Art dem Schwurgericht entzogene Anklage wegen„Aufreizung" von Soldaten zum militärischen Ungehorsam. Gegen diesen Kniff hat sich die Verteidigung zur Wehr gesetzt. Sie beantragte, daß sich das Gericht unzuständig erkläre. Denn was die Angeklagten getan hätten, hätten sie in der vollen Oeffent- lichkeit getan, und ihre Handlungen seien entweder als Preßdelikte vor das Schwurgericht oder als Hochverrat vor den Staatsgerichts- Hof zu bringen. Die ersten zwei Tage waren durch die Zeugenaussagen und PlaidoyerS zu dieser Kompetenzfrage ausgefüllt. Genosse Depu- tierter Lauche, der Sekretär der Konföderation I o u h a u x und viele andere Zeugen, Revolutionärssyndikalisten wie Reformisten, bestätigten übereinstimmend die volle Unabhängigkeit des«Sou du Soldat" von der Zentralorganisation der Gewerkschaften und von der antimilitaristischen Propaganda der C. G. T.— Der Prozeß wird etwa zehn Tage dauern. Aus Anlaß seiner Eröffnung hatte der Gewerkschaftsverband zu einer großen Straßenkundgebung mit nachfolgender Massen- Versammlung aufgefordert. Der Versammlung wohnten mindestens 9000 Arbeiter bei. Die Straßendemonstration kam infolge eines riesigen Polizeiaufgebots sticht recht zur Entfaltung. An der gleich- falls propagierten Halbtagsruhe— die ehedem allzu leicht ge- brauchte pompöse Bezeichnung„Generalstreik" wurde diesmal nicht angewandt— haben sich hauptsächlich Bau- und Erdarbeiter be- teiligt. Holland. Die Anarchisten als Wahlhelfer der Liberalen. Der Führer der Anarchisten, Herr Domela N i e u w e n- h u i s, hat in einer von seinen Leuten zur Besprechung der sozialdemokratischen Niederlage im dritten Amsterdamer Wahl- kreis einberufenen öffentlichen Volksversammlung zugestanden, daß die Anarchisten dem liberalen Kandidaten Otto ihre Stimme gegeben haben, um damit den Sozialdemokraten zu Fall zu bringen. Er teilte dabei mit. daß, wenn er in diesem Wahlkreis gewohnt hätte, er guch liberal gestimmt hätte. Dann sagte er, wir wissen, wer Oudequest, der sozial- demokratische Kandidat ist, nämlich ein scharfer Gegner des Anarchismus, wir wissen aber noch nicht, wer Herr Otto ist. Dieser anarchistische Verrat an der Klassenehre des Proletariats ist umso schändlicher, als der liberale Kandidat sehr konservativ gefärbt ist. und sich bisher nur dadurch bekannt gemacht hat. daß er als Schulrektor die auf» strebende Lehrerbewegung immer in der giftigsten Weise be- kämpfte. Dänemark « Von der Verfassungsreform. Der Kampf um die Verfassungsvorlage dürfte nach den neue- sten Vorgängen mit unverminderter Schärfe bis zum endlichen Siege der einen oder anderen Richtung durchgekämpft werden müssen. Die Aussichten auf ein Kompromiß nach den vom Minister- Präsidenten Zahle angegebenen Gesichtspunkten sind zurzeit sehr geringfügig. Die Konservativen haben in der Kommission der Ersten Kammer einige Abänderungsanträge betreffend die Wahl der Zweiten klammer eingebracht, ihre früheren Anträge betreffend die Erste klammer aber nicht mehr hervorgeholt. Dabei sind doch diese ihre Wünsche entscheidend, denn sie richten sich gegen das ganze Prinzip der Regierungsvorlage hinsichtlich der Zu- sammensetzung der Ersten Kammer. Tie Vorlage will diese Kammer so zusammengesetzt haben, daß sie der veränderten Zusammen- setzung der Zweiten Kammer mehr entspricht. Nur auf diesem Wege können künftige verfassungsrechtliche Krisen dem Lande er- spart bleiben. Tie Konservativen dagegen wollen die Erste Kammer so gestalten, daß sie nach loie vor der reaktionäre Klotz am Bein der verfassungsmäßigen Demokratie der Zweiten Kammer bleibt. Und trotz dieser bereits im Parlament bei der ersten Behandlung der Vorlage-letzten Winter ausgesprochenen und in Anträgen doku- mentierte Uuffaffung, wurden jetzt die Anträge nicht wiederholt. Dagegen wurden Anträge betreffend die Zweite Kammer ein- gebracht. Danach soll die Altersgrenze für das Wahlrecht 30 Jahre bleiben, die Frauen und das Gesinde erhalten das Wahlrecht und die Wahlen erfolgen nach einem noch zu bestimmenden Proporrio- nalwahlshstem. Mit diesen Anträgen hat sich inzwischen auch eine Konferenz der konservativen Partei einverstanden erklärt. Damit ist die einstweilige Stellung der Konservativeif gegeben. Sie werden auf dieser Grundlage verhandeln, lvobei nichts zustande- kommt und die Auflösung der Ersten Kammer erfolgen mutz. Hier hoffen die Herrschaften dann noch einen Sieg erringen zu können. Aber das kann auch anders kommen. Jedenfalls wird die Ent- scheidung jetzt nicht mehr lange auf fich warten lassen. Diese Politik ist ztvar recht dauernschlau, aber doch zu durch- sichtig, als daß man nicht den Pferdefuß des rechtsliberalen Führers Christensen hindurchschimmern sehen könnte. Dadurch, daß man die Vorlage an den Anträgen über die Zweite Kammer scheitern läßt, hat man sich den Anschein gegeben, als ob man die Reform der Ersten Kammer gutheißen würde, wenn die Linke ein klein wenig Entgegenkommen hinsichtlich der Zweiten Kammer zeigen würde. Damit Will man nachher die Wähler ködern, wenn eS zur Auflösung kommt. Die Wachsamkeit der Verfassungsrcforman- Hänger, insbesondere der Sozialdemokratie, wird den sauberen Plan zunichte machen. SUclafrika. Der Streik der Inder. Turban, 22. November. Der Ausstand der Inder in Turban ist augenscheinlich vorüber und auch in den ländlichen Distrikten herrscht v ö l l i g e R u h e. Starke Regenfälle, die gestern eingesetzt haben, haben die durch die großen Brände auf Zucker. Plantagen entstandene Gefahr bedeutend vermindert. Bus der Partei. Dem Andenken an Hector Tonis. Man meldet uns auS Brüssel : Gestern veranstaltete die Arhetterpartet im Volkshaus eine Totenfeier für Hector Denis, die ganz beseelt war vom Geist der Liebe und Dankbarkeit, die das Proletariat und seine Vertreter dem verstorbenen Gelehrten und Arbeiterfreund über daS Grab hinaus bewahren. Händel , Gluck, Schumann und Mozart gaben der Gedächtnisfeier den Weiheklang.— Das Arbertswerk des Soziologen, feine sittliche und menschliche Größe, fem ttefeS weiche» Empfinden und seinen reinen Idealismus brachten Demblon, Roy er und Vand ervelde in gedankenreichen, vom höheren Sinn der Stunde beschwingten Reden in Erinnerung. Denn die Ehruno und Anerkennung für das Persönliche und das Wirken des einzelnen rührte auch hier den Geist der Redner zum Allgemeinen und zur Vielheit, zu den Zielen und Kämpfen aller, die idte Welt des Sozialismus umspannt. Simeon Sawaria«. Ein schweres Unglück hat vor kurzem die armenische Partei„D a s ch n a k z u t tu n" betroffen: in Konstanti» n o p e l ist das angesehenste Mitglied derselben, Genosse S l m e on Tawarian, als er ins Parteibureau ging, auf dem Taximplatz an Herzschlag gestorben..„,. m Genosse Sawarian war im Kaukasus , Gouvernement Ttfli». im Jahre 1866 geboren. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, nachdem er die Realschule in TifliS absolviert hatte. trat er als Student in die Moskauer landwirtschaftliche..Petrowsch« Akademie " ein, wo die Ideen der russischen sozialrevolutionaren Partei„Narodnaja Wolja " noch lebendig waren. Im Jahre 1889 absolvierte Sawarian die Akademie und lehrte nach TifliS zurück. Aus Moskau brachte er die sozialistischen Ansichten mit. die er dem Programm der von ihm und einigen armenischen Intellektuellen im giviide�cgn.s�in� Kat Grosse Sawarian einer der tüch- tigsten Führer der Partei, die sich in kurzer Zeit in den armenischen Volksmassen stark verbreitete.„ Scwaiion war einer der wenigen, die der Schrecken de» lhami. dischen Regimes nicht achteten und nach Türkisch-Armenien gingen, um die barbarischen Zustände an Ort und Stelle kennen zu lernen und das schwere Los des unglücklichen Volkes möglichst zu erleich- tern. Bald jedoch mußte Sawarian das türkische Gebiet verlassen und nach Tiflis kommen. russischen Regierung war Genosse Sawarian auch sehr verhaßt. Er hat mehrere Male die Annehmlichkeiten der zarischen Gesängnisse genießen müssen. Nach der Einführung der türkischen Konstitution kam er nach Konstantinopel . Von dort ging er nach Armenien , wo er fast drei Jahre unter dem Volke arbeitete. Er konnte nicht mehr nach der Heimat gehen, weil kurz darauf die russische Regierung begann, die Mitglieder der„Daschnakzutiun' zu verhaften und auch der Name Sawarians stand in der Pro- skriptionsliste._ Selten hat Konsiantinopel eine Beisetzung wie dte Sawarian» gesehen; dem Sarge folgte eine Volksmenge von etwa 20000 Mann. Letzt* IHacbrichtcn« Die mexikanischen Revolutionäre im Besitz wichtiger Petrvleumquellen. New Jork , 22. November. (H. B.) Die Revolutionäre resp. Konstitutionalisten haben sich der größten Petroleumguellr von Taxpan bemächtigt. Auch die Quelle El Potrert. die größte der Welt, befindet sich in ihren Händen. Die Konsti- tutionalisten stellen nun dem englischen Syndikat, dem die Quellen gehören, schwere Bedingungen für deren Rückgabe und drohen- im Falle einer Ablehnung ihrer Forderungen, der National Rail Road von Mexiko die Brennswffzufuhr abzuschneiden. Die Lokomotive « der mexikanischen Eisenbahnen werden bekanntlich mit Petroleum geheizt._ �_ Schreckenstat eines Wahnsinnigen. Rom , 22. November. (P. E.) Ein schreckliches Drama hat sich an Bord des Dampfers„Catterina" abgespielt. Die„Catterina" beförderte italienische Soldaten nach Tripolis . Plötzlich wurde ei» Infanterist des 17. Regiments wahnsinnig, ver, barrikadierte sich in einer Kabine und schoß auf seine Kameraden. Einer von diesen wurde getötet, fünf anders wurden schwer verletzt. Ter Wahnsinnige mußte förmlich be, lagert werden, ehe es gelang, sich seiner durch List zu bemächtigen. Als er gefesselt werden sollte, entriß er einem der Soldaten das Seitengewehr und schlug damit wild um sich. Nachdem er noch mehrere Personen verletzt hatte, stießer sichdieWaffein» Herz und brach tot zusammen.
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