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wird dadurch untergraben. Viele werden durch Hunger zum Betteln getrieben, sie gehen auf die Landstraße, werden mit der Zeit Vagabunden, auch wohl auf die Bahn des Verbrechens gedrängt. We diefe sind für die Gefellfchaft dauernd verloren. Die Folgen von Not und Elend kosten der Gesellschaft viel Geld. Nicht nur das, was an Bettelpfennigen verabreicht wird, sondern auch, was aus- gegeben wird für Gerichtskosten und Strafvollzug an denen, die in- folge der Not mit dem Gesetz in Konflikt kamen. Würde man die Mittel, die ein Vagabund der Gesellschaft kostet, hergegeben haben, ehe er auf die abschüssige Bahn geriet, so würde er dauernd ein nützliches Mitglied der Gesellschaft geblieben sein.(Zustimmung.) ES ist auch billiger, jemand vor dem Elend zu bewahren, als ihn, wenn er im Elend versunken ist, im Siechcnhaus oder im Armen- Haus zu erhalten. Daß gegenwärtig eine Krise herrscht, kann nicht bestritten werden. Auch Scharfmacherblätter geben das zu. Aber, sagen sie, die Krise sei verschuldet durch den Balkankrieg und die durch den Rüstungswahnsinn verursachte Geldknappheit. Sind denn die Arbeiter schuld daran? Nein! Man möge also für den Schaden diejenigen verantwortlich machen, die ihn heraufbeschworen haben. Man kann den Arbeiislosen helfen, indem man eine Ar- beitSlosenversicherung einführt. Daß sie möglich ist, haben Gelehrte seit Jahrzehnten bewiesen. Aber nicht nur theore- tisch ist es bewiesen, sondern auch durch die Praxis. Die Gewerk- fchaften haben in Deutschland   für mehr als zwei Millionen Mit- glieder die Arbeitslosenunterstützung geschaffen. Daran hat man sich in anderen Ländern angelehnt. In Gent   und anderen bel- gischen Städten werden den Gewerkschaften aus öffentlichen Mitteln Zuschüsse zur Arbeitslosenunterstützung gewährt. Was man in Belgien   einführte, hat man in anderen Ländern nachge- macht/so in Dänemark   und Norwegen  . Auch in Deutsch  - land sind Versuche in dieser Richtung gemacht worden. Die Stadt Schöneberg   zahlt seit drei Jahren Zuschuß zur Arbeitslosen- Unterstützung der Gewerkschaften. Außerdem erhalten nicht durch eine Geiverkschaft unterstützte Arbeitslose, die eine Spareinlqge haben, Sl> Proz. dessen, was sie in der Arbeitslosigkeit abheben. Wer nicht organisiert ist und auch kein Sparguthaben hat, erhält Speisemarken für die Volksküche. Die Durchführung dieser Unter- ftützung, wie sie Schöneberg   hat. ist keineswegs sehr kostspielig. Wenn die deutschen   Gewerkschaften jährlich 10 Millionen für Arbeitslosenunterstützung ausgeben und die Gemeinden geben S0 Proz. dazu, so macht das für ganz Deutschland   nur S Millionen Mark. Die Gemeinden sind also sehr wohl in der Lage, die Ar- beitslosenunterstützung einzuführen, wenn sie nur wollen. Es fehlt aber am guten Willen. Gewiß ist eS für eine einzelne Ge- meinde Groß-BerlinS schwer, für sich allein die Unterstützung durch- zuführen, aber durch den Zweckverband könnte es gemacht werden. In mehreren Städten der Schweiz   ist die Arbeitslosenunter- stützung eingeführt. Auch in Köln   hat man einen Versuch, aller- dings in anderer Form, gemacht. England, das bereits 300 Millionen für Altersversicherung ausgibt, hat ebenfalls die Arbeitslosenversicherung eingeführt und gerade in den Berufen, die am meisten von der Arbeitslosigkeit betroffen werden. Würde Deutschland   diefe Versicherung für alle der Invalidenversicherung Unterstehenden und mit denselben Beiträgen wie England ein- führen, so würden 334 Millionen Mark an Beiträgen einkommen. Mit dem Zuschuß des Staates wären es 446 Millionen. Eine Summe, die nicht annähernd gebraucht wird zur Arbeitslosenunter- stützung. 2llso durchführbar ist diese Einrichtung. Die Arbeits- losenunterstützung beugt der Armut vor und erspart also auch Aus- gaben für Armenunkerstützung. Wenn auf die angeblich zu hohen Kosten der Arbeitslosen- Unterstützung verwiesen wird, dann muß doch daran erinnert werden, daß einige hundert Millionen unsere StaatSlenker nicht zurückschrecken, wenn sie ausgegeben werden für Rüstungen, durch die unsere Nachbarländer provoziert werden. Warum will man denn für Kulturzwecke nichts ausgeben. Wenn Reich, Staat und Gemeinde Ausgaben machen, dann wird auch, je höher diese Ausgaben werden, um so eifriger die Frage diskutiert werden: Wie läßt sich die Arbeitslosigkeit verhindern? Wenn der wirkliche Bedarf an Schulen, Krankenhäusern und anderen dem Allgemeinwohl dienenden Gebäuden gedeckt werden soll, dann ist für lange Zeit Arbeit für die arbeitslosen Bauhandwerker ge- schaffen. Man kann auch Oedland kultivieren. Man kann die Arbeitszeit regeln. Es gibt also Mittel genug, um die Arbeitslosigkeit auf ein Mindestmaß herabzudrücken. Die Krise, die jetzt in eine durch Lebensmittelwucher ver- ursachte Zeit der Teuerung fällt, trifft die Arbeitslosen mit größerer Wucht als früher. Um so mehr müssen wir fordern, daß die Frage der Arbeitslosenfürsorge großzügig geregelt wird. In dem Kampf, den wir in nächsrer Zeit zu führen haben, wollen wir nicht nur jede Einschränkung der Rechte der Arbeiter abwehren, sondern wir verlangen eine Erweiterung dieser Rechte. damit man in Teutschland endlich dem Beispiel der Staaten folgt. die kühn vorangegangen sind.(Lebhafter Beifall.) kamen Stadtverordnete und Gemeindevertreter zum Wort, die ein Bild gaben von den Bemühungen unserer Parteigenossen um die Förderung der Arbeitslosenfürsorge in den Gemeinden Groß- Berlins. Tupont verwies auf die Kämpfe, die unsere Genossen in der Berliner Stadtverordnetenversammlung seit Jahren wegen der Einführung der Arbeitslosenversicherung führen. Als lSOL die Krise einsetzte, stellten wir einen dahingehenden Antrag. Unser Antrag wurde in eine Deputation verwiesen, die seitdem nur wenige Sitzungen abgehalten hat. Wir vertreten den Standpunkt, daß man die Arbeitslosen nicht auf die Armenunterstützung verweisen darf, sondern daß das Eenter System der Arbeitslosenunterstützung ein- geführt werden soll. Vor zwei Jabren haben wir unsere Vorlage nach diesem System ausgearbeitet und werden sie auch weiter ver- treten. Wir haben noch beantragt, S0 000 M. sofort für die Ar- beitslosenunterstützung zur Verfügung zu stellen. Auch dieser An- trag wurde abgelehnt. Wir haben in der Stadtverordneten- Versammlung einen schweren Stand, werden uns aber nicht abhalten lassen, unsere Forderung auch ferner zu vertreten.(Beifall.) Zlichtcr-Charlottcnburg: Auch in der reichen Stadt Char- l o t t e n b u r g haben wir schwere Kämpfe wegen der Arbeitslosen- fürsorge mit der bürgerlichen Mehrheit zu führen, gerade so wie in Berlin  . l90!5 hatte die eingesetzte Tcvutation sich für die Ein- führung eines Systems entschieden, welche» sich an das Genter System anlehnt. Aber der Plan wurde nicht verwirklicht. Die liberale Presse setzte eine wüste Hetze dagegen ins Werk und die Vorlage des Magistrats wurde abgelehnt. Die Liberalen wollen von der Arbeitslosenunterstützung durch die Gemeinde nichts wissen. Sie sagen doS sei eine Sache des Reiches. Aber dieselben Leute würden, wenn sie dem Reichstag angehörten, auch dort gegen die Arbeitslosenfürsorge stimmen. Graucr-Lichtenberg: In Lichtenberg   ist für die Arbeits- losenunterstützung noch nichts getan, obgleich die Mehrheit der Einwohner Arbeiter sind und die Arbeitslosigkeit hier b e s o n- der S st a r k in die Erscheinung tritt.?Nan versteckt sich hinter der Redensart: eine so arme Gemeinde könne für die Arbeitslosen nrchtz tun. wenn Groß-Bcrlin in dieser Frage nicht einheitlich vor- geht. Unsere Anträge zur Arbeitslosensursorge sind zwar nicht abgelehnt worden, aber der Magistrat hat sie so gründlich in Er- wagung gezogen, daß er auf Grund seiner Erwägungen bereit ist, «tt ven Gemeinden Groß-BerlinS wegen dieser Frage in Beratung zu treten und etwas zu tun, wenn auch die anderen Gemeinben etwas tun sollten. Thurow-Neukölln: Aehnlich wie in den anderen Orten ist es auch in Neukölln. Schon längst haben wir die Einführung der Arbeitslosenunterstützung beantragt, aber angenommen ist sie nicht. Auch in diesem Jahre haben wir unseren Antrag wieder gestellt. Er ist einer Kommission überwiesen. Die bürgerlichen Vertreter erklären, daß sie an sich nichts gegen unsere Forderung hätten, aber die Kosten der Arbeitslosenunterstützung seien zu hoch, es sei kein Geld dafür da. Die Stadt Neukölln hat beantragt, die Arbeitslosenunterstützung in Groß-Berlin so zu regeln, daß alle Gemeinden nach Matzgabe ihrer Verhältnisse zur Kostendeckung herangezogen werden. Kubig-Pankow gibt der Meinung Ausdruck, daß dieses Vor- gehen von Neukölln zu begrüßen sei. aber es werde wohl nichts dabei herauskommen. Küter-Schönebcrg bemerkte, Oberbürgermeister Wilde habe an- erkannt, daß es in der Frage der Arbeitslosenunterstützung keinen anderen Wcg gebe als das Zusammengehen mit den Gewerkschaften. In Schöneberg   sei die kommunale Arbeitslosenunterstützung mit allerlei bureaukratischen Schikanen verbunden. Ter Beamte, der sie zu verwalten habe, ein ehemaliger Sozial- dcmokrat, mache den Arbeitern, die Unterstützung fordern, die größten Schwierigkeiten und lehne die Unterstützung ab, wenn sich irgendein formeller Grund dazu biete. Taubmann-Weißensee: Unsere Anträge wurden zunächst so behandelt, daß es schien, als ob aus der Arbeitslosenunterstützung etwas werden würde. Tie Sache wurde einer Kommission über- wiesen, aber da kam sie nicht recht vorwärts. Die Kom­mission verfaßte eine Denkschrift, welche die Unterstützung nicht empfahl, sondern sie in Grund und Boden verurteilte. Vor allem wurden die Kosten viel zu hoch berechnet. Nach langer Zeit wurde uns eine Vorlage für Einrichtung einer Arbeitslosenversicherung?- lasse gemacht. Die Arbeiter wurden aufgefordert, sich zu melden, soweit sie sich versichern wollten. Aber das Mißtrauen gegen alle behördlichen Aufforderungen brachte es mit sich, daß sich von 12000 Arbeitern nur 1300 meldeten. Nun sagten die Gegner, die Arbeiter wollten ja von der Versicherung nichts wissen. Als dann der Neuköllner   Antrag kam, wurde die Weißenscer Vorlage be- graben. Groger-Neukölln macht eingehende Angaben über die DeHand- lung der Frage der Arbeitslosenfürsorge in den L a n d g e m e i n- den des Kreises Teltow-Beeskow. Das Bild ist hier noch trüber wie in den bereits genannten Orten, namentlich dort, wo in den Gemeindevertretungen keine Sozialdemokraten sitzen. Selbst in Gemeinden mit starker Arbeiterbevölkerung hat die bürgerliche Mehrheit nichts unternommen, und wo die Sozial- demokraten Anträge gestellt haben, da sind sie abgelehnt worden. Brühl  -Lichtenbcrg schilderte den Stand der Angelegenheit in den Landgemeinden des Kreises Niederbarnim  . Seine Ausführunaen geben ein ähnliches Bild wie die des Vor- redners. In verschiedenen Orten, wo unsere Genossen in den Ge- meindevertretungen Fürsorge für die Arbeitslosen forderten, sind ihre Anträge abgelehnt worden. Nur die klern- Gemeinde Neuenbagen hat 500 M. für die Unterstützung der Arbeitslosen in den Etat eingestellt. Alle Diskussionsredner betonten übereinstimmend, daß nur durch energisches, einheitliches Vorgehen der Arbeiter die brennende Frage einer durchgreifenden Arbeitslosenunterstützung ihrer Lösung entgegengcführt werden kann. In den Versammlungen am Dienstag sei Gelegenheit, zu zeigen, wie groß die Arbeitslosigkeit ist, und die Forderungen der Arbeiterschaft zu vertreten. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Di« wirtschaftliche Krise, verschärft durch die unsinnige Zollpolitik und die NüstungS- und Kr cgstreibereien, hat Hundertlausende Arbeiter der Grundlag« ihrer Existenz be- raubt. Längere Arbeitslosigkeit ist für die Arbeiterfamilie gleichbedeutend mit Not und Elend. Nicht wenige Arbeiter versinken während der Arbeitslosigkeit in den Sumpf des Lumpenproletariats oder werden auf die Bahn des Ver- brechenS getrieben. Diesem Uebel entgegenzuwirken, ist eine der dringendsten Aufgaben von Reich, Staat und Gemeinde Die beste Hilfe für den Arbeitslosen ist. lohnende Arbeit zu erhalten. Die Versammlung fordert daher, daß die Arbeiten, die in nächster Zeit für Reich, Staat und Gemeinde ausgeführt werden müssen, unverzüglich in Angriff genommen werden. Ferner sind die Arbeitslosen, für die Arbeit nicht zu er- langen ist, zu unterstützen. Die Versammlung fordert die Schaffung eines Geichs- geietzes zur Durchführung einer Arbeitslosenversicherung mit voller Selbstverwaltung durch die Versicherten. Die Versammlung fordert ferner, daß die Gemeinden ohne Verzug ausreichende Mittel zur Verfügung stellen, von denen Arbeitslose für die Zeit Unterstützung erhalten, bis eine gesetzliche Regelung durch die Arbeitslosenversicherung her- beigesührt ist. Diese Unterstützung darf aber unter keinen Umständen den Charakter einer Armenunterstützung an- nehmen * Vor Beginn des Referates über die Arbeitslosenversicherung er- stattete der VerbandSvorsitzcnde Eugen Ernst   den Etschäftsbcncht für daS Halbjahr vom 1. April bis 1. Oktober. Er sagte unter anderem: Am 6. April riefen wir die Parteigenossen aus gegen die unerhörten neuen Forderungen des Mili- t a r l S m u t. In 61 Versammlungen wies die Arbeiterschaft Ber  - lins die Forderungen des volksieindlichen Militarismus zurück, getreu der Parole: diesem System keinen Mann und keinen Groschen. Zu derselben Zeit befanden wir uns in der Agitation für die LandtagSwahlen. Bei den U r w a h I e n am 16. Mai hatte Groß-Berlin nicht nur einen bedeutenden Zuwachs an sozialdemo- kratischen Wablmännern, sondern auch eine gewaltige Vermebrung der sozialdemokratischen Stimmen. Während die 12 Berliner   Land- tagswahlbezirke im Jahre 1903 178 501 Stimmen aufbrachten, er- hielten wir 1013 212 140 Stimmen. Von allen abgegebenen Stim­men fielen im Jahre 1008 73,21 Proz., im Jahre 1913 aber 79,77 Proz. aus die Sozialdemokraten. Aehnliche Erfolge hatten wir in den drei LandtagSwahlbczirkcn des Kreises Teltow  -BeeSkow  . Nicder- barnim zeigte noch bessere Ergebnisse. Dort stieg die Zahl unserer Stimmen von 26 411 auf 47 122. Unsere Erfolge sind um so höher zu bewerten, wenn man bÄcnkt, daß die große Masse unserer Parteigenossen dem D.eiklassenwablrcch' mit Verachtung gegenüber- steht. Die Disziplin unserer Genomen, ihre Opfer an Zeit und Geld sind zu bewundern. Es wäre verkehrt, wollten wir resigniert bei- feite stehen, weil nicht alle Hoffnungen, die wir vor der Wahl liegten, erfüllt worden sind. Unermüdlich muß unser Kampf gegen die Gewaltherrschaft, aber auch gegen die Gleichgültig. keitweit?'- Volks kreise gefübrt werden. Am 23, Ma, feierten wir in würdiger Weise das S0jährige Jubrlaum der Gründung deS Allgemeinen deutschen   Arbeiterver- eins. Gestern, am 22. November, waren 50 Jahre vergangen, seit- dem die erste sozialdemokratische Volksversammlung in Berlin   ab- gehalten wurde. Vor kaum 200 Personen sprach L a s s a l l e. Meist waren Gegner aus Arbeiterkrciscn anwesend. Sie be- schimpften Lassille und jubelten, als er in der Versammlung ver- haftet wurde. Heut hat Groß-Berlin 115009 organisierte Sozialdemokraten und 564000 sozialdemo» kratische Stimmen sind bei der letzten Reichstagswahl ab- gegeben worden. Doch das genügt uns nicht. Wir müssen vor- wärt« schreiten zu weiteren Erfolgen. Am Ii. Juli wurde ein�Flugblatt verbreitet, das zur Einsicht in die Stadtverorduetenwählerliste aufforderte. Die am 3. August abgehaltene Verbandsgcneralversammlung setzte eine Kommission ein, welche die Ursachen des Rückganges der Zahl unserer Mitglieder und derVorwärts"-Abonnenten erforschen und Vorschläge zur Abhilfe machen soll. Am 17. August hielten wir 16 Versammlungen zum Gedächtnis August Bebels ab. Sie zeigten uns, mit welcher Liebe und Verehrung die Arbeiter- schaft an ihrem Bebel hängt. Seil einiger Zeit wird nicht nur in Berlin  , sondern auch in anderen Orten die freiwillige Geburten- einschränkung propagiert. Die Befürworter derselben kamen zu völlig unsozialistischen Schlußfolgerungen. Da» mit diese Frage vom sozialdemokralischen Standpunkt beleuchtet werde, veranstaltete der Zentralvorstand am 22. August eine Ver­sammlung, wo Klara Zetkin   dieser Aufgabe gerecht wurde. Schon im Sommer machten sich die Anzeichen der Wirtschaft» lichen Krise bemerkbar. Deshalb beriefen wir am 25. August eine Zusammenkunft der Stadtverordneten und Gemeindevertreler Groß» Berlins. Es wurde beschlossen, von den Gemeinden die schleunige Inangriffnahme der öffentlichen Bauarbeiten sowie die Einführung der Arbeitslosenversiche- r u n g zu verlangen. Am 12. September sollten die belgischen Genoffen unseren Funktionären ein Bild von den Erfahrungen beim belgischen Massen, streik geben. Mit Androhung der Ausweisung hinderte die Polizei die belgischen Genossen zu reden, aber sie konnte nicht hindern, daß deren Vorträge verlesen und als Broschüre verbreitet wurden.' Den Bericht der Berliner   Stadtverordnetenfraktion haben wir in Form einer Broschüre unseren Funktionären zugestellt, damit er an den Zahlabenden diskutiert werden kann. Für die Aus­bildung d�er Frauen haben wir durch Einrichtung von Vor» tragSkursen Sorge getragen. Dem Ausbau der Frauenleseabende diente eine am 9. Oktober abgehaltene Besprechung der Leseabend- leiterinnen und Referenten. Mancher beachtenswerte Vorschlag ist dort gemacht worden. Am 27. April tagte eine Konserenz der B i l d u n g s a u S s ch ü s s e von Groß-Berlin. Eine zweite derartige Konferenz fand am 13. Juli statt. Die Pretzkom Mission hatte außer kleinen Beschwerden auch einige von größerer Bedeutung zu erledigen. Auf Wunsch der Gewerkschaften, die gewerkschaftliche Uebersicht immer an einer be- stimmten Stelle des Blattes zu veröffentlichen, wurde diese an die Spitze der ersten Beilage gestellt. Der Arbeiter-Sängerbund war der Meinung, daß seine Aufführungen in unfreundlicher Weise kritisiert würden. Die Preßkommisjion steht auf dem Standpunkt. daß das Recht der Kritik nicht eingeschränkt werden darf, doch solle dieselbe so gehalten sein, daß sie belehrend und an» spornend wirkt. Die Kinder schutz-Kommission nahm am 15. August eine Kontrolle der Erwerbsarbeit der Kinder vor Beginn der Schul- zeit vor. Es wurde festgestellt, daß Tau sende von armen Kin» dern im Alter von 6 bis 14 Jahren zu dieser Erwerbsarbeit ge» zwungen sind. Das ist eine Schande für eine Nation, die Hunderttausende für rauschende Feste ausgibt, die armen Kinder aber dem Elend überläßt. Das allein müßte schon genügen, um die Arbeiter zu unversöhnlichen Feinden der kapitalistischen   Gesell- schaft und zu Anhängern des Sozialismus zu machen. Wir bitten die Genossen, die Bewegung für die Arbeiter-Jugendheime kräftig zu unterstützen. Wir haben auch Vorschläge gemacht, um die jungen Arbeiter von 18 bis 21 Jahren aufzuklären und sie fester an die Organisation anzuschließen. Auch unter den Arbeitern in den industriellen Betrieben soll eine rege Agitation für die Partei- organisalion betrieben werden. Tie Gewerkschaften haben in Berlin   312 000 Mitglieder, also 200 000 mehr als die Parteiorganisation. Wir haben also für unsere Agitationsarbeit noch ein weites Feld und müssen, nament- lich jetzt, wo die Scharsmacher nach einer völligen Knebelung der Arbeiterbewegung schreien, alle Kräfte aufbieten, um diese 200 000 Arbeiter restlos der Parteiorganisation zuzufüh- r e n. Also, Parteigenossen, stärkt Cure Organisation, damit die Stunde naht, wo die Arbeiterschaft ihre Fesseln abwirft und di« Welt frei macht von aller Knechtschaft.(Lebhafter Beifall.) Den Kassenbericht erstattete Genosse B ö s k e. Er bemerkte, daß der ausführliche Bericht im nächsten Mitteilungsblatt erscheint. er wolle sich deshalb auf die Angabe des Wesentlichsten beschränken. Am 1. April war ein Kassenbeftand von 74 577 M. vorhanden. Die Einnahmen betragen 225 705 M., die Ausgaben 125 878 M. ES bleibt demnach ein Bestand von 99 826 M. Tarin ist abet der Maifonds und der Jugendfonds enthalten. Nach Abrechnung derselben beträgt der Kassenbestand 62 265 M. Tie Landtags  - wählen erforderten eine Ausgabe von 97 706 M., eingenommen wurden nur 21 778 M. für den Wahlfonds, so daß ein Defizit von 68 938 M. vorhanden ist, waS durch die laufenden Einnahmen der Kasse gedeckt werden kann. Eine Debatte über den Geschäftsbericht wurde nicht beliebt; der Kassierer wurde einstimmig entlastet. Hetzte Naebrkhte�. Tic(Äewerbegerichtstvahl in Münchei!. München  , 23. November. Hier fanden heute unter reger Beteiligung die Beisitzerwahlen der Arbeitnehmer zum Ge- werbegerichl statt. Insgesamt wurden 21 582 Stimnien ab- gegeben. Davon entfielen a u f die Sozialdemokra- ten 18736, auf die Christlich Sozialen 2842 Stimmen. Da nach dem Verhältniswahlsystem gewählt wurde, so erhalten die Sozialdemokraten53 und die Christlich-Sozialen 7 Beisitzer._ Tie Zurückbehaltung der Gefangenen. Sofia  , 23. November. Meldung der Agence Bulgare  . Tie Re» gierung richtete an ihre Vertreter bei den Großmächten eine Zirku- lardepesche, in der sie darlegt, daß trotz ihrer wiederholten Schritte die griechische Regierung fortfahre, die bulgarischen KriegSgefange- neu entgegen den internationalen Rechtsbestimmungen, Gebräuchen und Konventionen in Gefangenschaft zu halten. Der Minister des Aeußern Ghenadiew habe dem französischen   Geschäfts, träger vorgeschlagen, diese Angelegenheit dem Schiedssprüche des Präsidenten Poincare   zu unterbreiten, und er- klärt, Bulgarien   nehme im voraus vorbehaltlos das Urteil dieses hohen Schiedsrichters an. Statt einer Antwort habe die Regierung aber Nachrichten erhalten, denen zufolge mehrere hundert bulga- rische Kriegsgefangene aus Jthaka nach Saloniki gebracht und dem Kriegsgericht überwiesen worden seien, um a>ls Rebellen abgeurteilt zu werden. Da diese Gefangenen unter der bulgarischen Nationalflagge in den Reihen der bulgarischen Armee gedient hätten, erklärt die Negierung, daß sie jede» Attentat gegen das Leben der unglücklicben Gefangenen als Mord betrachte, und daß die Folgen eines solchen Verbrechens auf Griechen- land zurückfallen würden. Ter Aufstand in Mexiko  . El Paso, 23. November. Wie der Jnsurgenten-Generol Villa mitteilt, sind zwei Militärzüge mit 1500 Mann Bundes. truppen auf der Strecke von Chihuahua   nach Juarez, 66 Meilen südlich von Juarez, auf Dynamit-Minen gestoßen und in die Lust geflogen. Viele Soldaten sollen umgekom. men sein. General   Villa hat Juarez geräumt. Schweres Dampfcrunglück. Kristianlund, 23. November. Der dänische DampferKong Helge", der heute in havariertem Zustande hier eintraf, hatte aus seiner Reise am letzten Sonntag nördlich von den Färöern ein schweres Unwetter zu bestehen. Sturzseen rissen die Kommandobrücke fort, auf der sich der Kapitän, der erste Steuermann und ein daS Steuer bedienender Matrose befanden. Alle drei ertranken.