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Nr. 312. 30. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donerstag, 27. November 1913.

Gewerkschaftliches.

Huch eine, Nötigung.

schäftigten sich am Dienstag auch deren Berufs- und Verbandskollegen, Die ,, unabhängigen" und unpolitischen" Gelben. die Flaschenfellerarbeiter in einer sehr gut besuchten Die gelben Vereine bestreiten stets, sich mit Politit zu befassen Versammlung mit dem kommenden Tarife. Tröger hielt das ein- und mit Ünternehmergeldern subventioniert zu werden. Oft ist ihnen leitende Referat, in dem er die Lage dieser Berufsgruppe schilderte das Gegenteil nachgewiesen worden. So vor kurzem aus dem Nicht wenig erstaunt war der Beamte des Bauarbeiter- und die Forderungen formulierte. Diese Forderungen find un- Jahresbericht der preußischen Bergbehörden. Bergrat Müller vom verbandes Genosse Eberle, Mannheim  , als er vor acht Tagen zweifelhaft berechtigt, und zwar um so mehr berechtigt, als die Rebieramt Wattenscheid   gab an, daß die sogenannten nationalen Arbeit der Flaschenkellerarbeiter eine schwere und ungesunde Werkvereine von den Zechenverwaltungen durch Zuwendung von cine Voriadung zum Mannheimer   Amtsgericht erhielt, um ist und die Löhne entsprechend den heutigen Lebensverhält- Geldmitteln unterstützt werden". wegen eines Vergehens gegen den§ 114 des Reichsstrafgesetes nissen tatsächlich unzulänglich sind. Hinzu kommt noch eine Einen neuen Beweis für die Abhängigkeit der gelben Vereine vernommen zu werden. Dieser Paragraph lautet: große Arbeitslosigkeit in dieser Branche, bedingt durch die vom Unternehmergeldsack erbringt Berginspektor Bachmann in Zwickau   Wer es unternimmt, durch Gewalt oder Drohung eine allgemeine ungünstige Geschäftslage und die immer mehr sich ein- in seinem amtlichen Bericht. Er sagt wörtlich: Behörde oder einen Beamten zur Vornahme oder Unterlassung bürgernden maschinellen Einrichtungen, die viele Arbeiter überflüssig Durch den Bergarbeiterausstand im Frühjahr 1912 veranlaßt, einer Amtshandlung zu nötigen, wird mit Gefängnis nicht machen. Darum muß das Schwergewicht des Kampfes neben der haben die Steinkohlenwerke im gwidauer Revier den Knappen­unter drei Monaten bestraft." Eringung einer angemessenen Lohnerhöhung auf die Verkürzung verein" im Zwidauer Revier als eingetragenen Verein ins Leben Genosse Eberle zerbrach sich vergeblich den Kopf, wann der Arbeitszeit gelegt werden. Auf die Einführung des Achtſtunden gerufen. Die Werke zahlen die Hälfte der Mitglieder­tages muß mit aller Kraft hingewirkt werden. Eine Arbeitszeit beiträge." und wie er einen Beamten genötigt haben sollte. Schließlich verkürzung fomme auch besonders für die Hofarbeiter in nahm er an, daß es sich um einen Irrtum handele und ein Betracht, wenn aber eine solche eintrete, so dürfe dieselbe keineswegs anderer gemeint sei. Leichten Herzens ging er zum Amts- durch Ueberstundenarbeit ausgeglichen werden. So wie jezt das richter in der sicheren Erwartung, daß es nur ein paar Worte Ueberstundenunwesen im Schwunge sei, dürfe es später nicht weiter feinerseits bedürfe, um die Klärung zu bringen. Leider sollte gehen, dem werde durch tarifliche Bestimmungen der Boden er sich hierin täuschen, denn nach den Atten stand hier der entzogen. richtige Mann am rechten Fleck"! Es wurde ihm die Er- Dem Vortrage folgte eine sehr rege und fachliche Diskussion, in öffnung gemacht, daß er in einer Eingabe vom 29. Oktober 1913 der die Lage der Flaschenkellerarbeiter und Hofarbeiter einer ein an das K. B. Bezirksamt zu Frankenthal  , in welcher er sich wünsche und Forderungen geäußert. gehenden Erörterung unterzogen wurde. Es wurden mancherlei über die mangelhafte Durchführung des Bau Im übrigen stimmten aber alle Redner mit dem Referenten in arbeiterschuhes beschwerte, diese Behörde habe den Hauptforderungen überein. ,, nötigen" wollen, die erlassenen oberpolizeilichen Vorschriften Es wurde sodann noch eine neungliedrige Lohnkommission ge­strifte durchzuführen. Denn er hatte die im Austrage des wählt. Deutschen Bauarbeiterverbandes gemachte Eingabe mit fol­gender fürchterlichen Drohung geschlossen:

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Zur Beurteilung der gelben Unabhängigkeit wird das genügen. Die Behauptung der Wirtschaftsfriedlichen", ihre Vereine seien politisch neutral, ist ebenfalls öfter widerlegt worden. Sie fümmern ich sehr wohl um Politik, natürlich aber nur im Sinne ihrer Geldgeber. Hier gleich zwei Beweise: In der am 20. Oftober 1913 stattgefundenen Versammlung des Werkvereins der Zeche Freie Vogel und Unverhofft" wurde Stellung genommen zur demnächst stattfindenden Gemeinderatswahl. Der Vorsitzende empfahl den Mit­gliedern, bei der Wahl so vorzugeben, wie bei der Sicherheitsmänners wahl.( Werkverein Nr. 43 Am 16. November beschloß der Wertverein der Zeche Karl Funke" selbständiges Vorgehen des Werkvereins bei der bevorstehenden Gemeinderatswahl. Als Kandi­daten wurden aufgestellt:( folgen die Namen der Kandidaten.)( Werke verein Nr. 47- 1913.)

1913.)

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vereine gleich Wahlvereine, für welche Partei, iſt aus Nach diesen Beschlüssen sind also die gelben werk­der Kandidatenaufstellung ffar zu erkennen.

Wenn ein Gesangverein ein Arbeiterlied fingt oder ein Turn­verein ein paar Sozialdemokraten zu Mitgliedern hat, werden diese Vereine als politisch erklärt. Die gelben Werkvereine mit ihrer offenkundigen politischen Betätigung bleiben davon verschont. Sie find Stüßen des Kapitals und damit Stüßen des Klassenstaates. Daher wird ihnen kein Haar gekrümmt.

Vom Cabaktruſt.

Die Krise in der Schokoladen- und Zuckerwaren- Industrie. ,, Wir haben nicht die Absicht, von der Behörde mehr zu ver­In Zeiten der Krisen, der Arbeitslosigkeit hat natürlich der langen als in den oberpolizeilichen Vorschriften enthalten ist. Wir Arbeiter kein Geld für Schokoladen und Zuckerwaren, da hat er zu werden aber mit aller Energie auf Durchführung dieser sorgen für das nötige Brot. So sehnsüchtig auch das Verlangen der Bestimmungen hinarbeiten. Sollte uns dennoch das könig- Kinder nach einer Leckerei ist, mit schwerem Herzen müssen die Eltern liche Bezirksamt in Frankenthal   in dieser Beziehung nicht unter ihren Lieblingen diese verjagen. Sie haben wichtigere Sorgen; die stüzen, dann wären wir gezwungen von jeder Eingabe eine Ab- Not steht vor der Tür, das Gespenst der Arbeitslojigkeit geht um. Auch der so nahrhafte Kakao, das wohl idealste Frühstücksgetränk für schrift an das fönigliche Ministerium zu senden." Da haben wir's! Das königlich bayerische Bezirksamt Stinder, muß in diesen Zeiten der Zichorienbrühe weichen. Wohl unter falkuliert nun offenbar so: Durch die" Androhung", dem jedem Weihnachtsbaum ist Honigfuchen und Zuckerwert zu finden, aber in diesem Jahre wird auch in vielen Arbeiterfamilien es Ministerium von den Eingaben an uns Kenntnis zu geben, nicht dazu langen. Jede Krisis auf dem Wirtschaftsmarkt macht sollen wir veranlaßt werden, etwas zu tun, was zu tun fich deshalb vor allem in der Schokoladen- und Zuckerwarenindustrie Der mit großem Aufwand von nationalem Pathos geführte unseren eigenen Entschließungen anheim gestellt sein muß. bemerkbar. Troßdem in dieser Branche jetzt Hochiaison ist, ist doch Kampf gegen das Eindringen des amerikanischen   Tabaktrusts in Das Bewußtsein, das Ministerium wird über unsere die Zahl der Beschäftigten sehr zurückgegangen und sind jetzt, was Deutschland   hat vor einiger Zeit zu einer überraschenden Wendung etwaige Untätigkeit unterrichtet werden, soll uns veranlassen, in dieser Zeit noch nie gewesen, ein größerer Teil Arbeitslose zu im Sinne der Bestrebungen zum Schuße der Bauarbeiter tätig verzeichnen. Hatten es bisher die Arbeitgeber meisterlich verstanden, geführt. Der Syndikus des Verbandes zur Abwehr des Tabak. zu sein. Das ist eine Nötigung. Daß es eine Nötigung zum ihre Arbeiter von der Organisation fern zu halten, umſomehr nutzen trusts" ist aus diesem Verbande ausgetreten und hat eine neue Dr­Bestanden bisher schon für ganisation von Tabakproduzenten begründet, die sich zu einem Zu­fächlich, denn es steht ja nicht im Gesetz, daß nur Nötigungen Boche und erhielten sogar noch Familienväter, welche oft- In diesen Vorgängen ist ein weiterer Sieg des Tabaktrusts zum Bösen gemeint sind. Daß erst gestern wieder ein Ar- mals eine drei- und vierjährige Lehrzeit durchgemacht hatten, zu erblicken. Nur wird sich von jetzt ab das weitere Eindringen beiter beim Bau des städtischen Gaswerks in Ludwigshafen   noch Wochenlöhne von 20 bis 21 und 23 M., so find des Tabaktrustes in der Deffentlichkeit noch schwerer kontrollieren infolge fehlender Abdeckung einen tödlichen Unfall erlitten hat, jezt Lohnreduzierungen und Maßregelungen an der Tagesordnung. lassen, da der Weg gütlicher und stillschweigender Vereinbarungen und daß bei den Neubauten der Anilinfabrik in Oppau von Der Zentralverband der Bäder und Konditoren ist seit Jahren be- laffen, da der Weg gütlicher und stillschweigender Vereinbarungen Anfang Mai bis zum 20. Juli vier Unfälle mit tödlichem strebt, hier Remedur zu schaffen, doch ist diese Arbeiterfategorie so mit dem Trust von den deutschen   Produzenten zwar häufiger Ausgang vorgekommen sind, ist sicherlich zu bedauern, aber ein niedergedrückt, so deprimiert, daß sie scheinbar jede Hoffnung auf beschritten, aber weniger laut und eifrig erörtert werden wird. Die eine Verbesserung ihrer Arbeitsverhältnisse verloren hat. Durch die vom Trust unabhängigen Firmen haben den ganzen Streit ebenso Recht uns zu nötigen, darf der Bauarbeiterverband daraus nicht brutalsten Maßregelungen find sie so eingeschüchtert, daß fie fich fcheuen wie der Trust natürlich nur im Interesse ihres Profits geführt; die herleiten! in Betriebssigungen oder Versammlungen zu fommen. Ein auf das raffi- Bezeichnung trustfrei" war nichts anderes als eine neue Reklame­Nach dieser Theorie der Frankenthaler   Polizei darf man nierteste ausgebautes Spioniersystem verhindert auch jede Organisations- marte, die man durch die Hervorkehrung nationaler Motive möglichst auch einen Polizisten nicht nötigen, einen Dieb festzunehmen, arbeit innerhalb der Betriebe. Wir glauben, hier hätte die gesamte wirksam zu machen suchte. Eine merkwürdige Rolle spielt dabei die denn der Beamte weiß selber, was er zu tun hat. Ihn an Arbeiterschaft die moralische Pflicht, mit Hand anzulegen. Ein jeder bürgerliche Presse, die sich gegen das Eindringen ausländischen feine Pflicht erinnern mit der Bemerkung, daß man eventuell organisierte Arbeiter sollte seine Familienangehörigen und Bekannten, feiner vorgesetzten Behörde von dem Ansinnen, das man sofern sie in diesem Berufe arbeiten, immer wieder und immer wieder Kapitals durch den Tabaktrust in das deutsche Wirtschaftsleben er­ihm gestellt habe, Kenntnis geben werde, bedeutet eine straf- auf unterzeichnete Organisation aufmerksam machen. Wir bitten eifert, aber gegen die Verbrüderung des internationalen Rüstungs­bare Nötigung. Der Beamte darf wohl einen Bürger nötigen, laden- und Buderwarenfabriken, damit wir sie in den Wohnungen aber auch um Adressen von Arbeitern und Arbeiterinnen der Schoko- fapitals fein Sterbenswörtchen fagt. aber nicht umgekehrt der Bürger den Beamten. In Kon­sequenz dieser Auffassung müßte übrigens auch das Beschwerde aufsuchen können, um sie so der Organisation zuzuführen. recht gegen die Beamten abgeschafft werden.

Guten ist, eine Nötigung ist, unsere Pflicht zu tun, ist neben- jie jest rüdsichtslos ihre Macht aus. Arbeiterinnen Löhne bon 6, 7, 8 und 10 M. pro fammengehen mit dem Trust bereit erklären.

Nun, vielleicht kommt das auch noch, denn wir haben es herrlich weit gebracht in puncto, tasuistischer Rechtsauslegung, wenn es sich darum handelt, den mühsam erkämpften Arbeiterschutz einigermaßen wirksam zu gestalten.

Berlin   und Umgegend.

Die Tarifbewegung der Brauereiarbeiter. Nachdem am Sonntag die Brauer und Hilfsarbeiter Stellung zum Tarife genommen und bestimmte Leitfäße aufgestellt hatten, bes

Kleines feuilleton.

Die größte Sensation" und die höchste Naturwahrheit". Diese Anreißertitel sind natürlich Reklamen der Kinopresse entnommen, und sie werden gebraucht von Künstlerinnen, die auf ihrem Gebiete Tüchtiges leisten und nur vom Golde bestochen sich für das Kino mißbrauchen ließen.

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Zentralverband der Bäcker und Konditoren. Engelufer 14, III. Telephon: Morigplaz 2396. Bureauzeit von 8-11 und 412-7 Uhr, Sonnabends 8 Uhr.

Deutsches Reich  .

Die Hamburger   Werftarbeiter stellten in einer Versammlung fest, daß noch immer 500 Werftarbeiter, die früher auf den Hamburger  Werften beschäftigt wurden, nicht wieder eingestellt oder sonst arbeits­los sind. Mit der Konstatierung dieser Tatsache wird erneut be­wiesen, daß die unternehmerfreundliche Presse die Deffentlichkeit täuscht, wenn sie behauptet, in Hamburg   mangele es an Arbeits­träften auf den Werften.

Ignatius Taschner  . Ignatius Tafchner, einer unserer tüch­tigsten Architekturbildhauer, ist gestorben. Die Berliner   kennen die Arbeiten dieses Deutschböhmen durch seine Zierfiguren an der westlichen Vorhalle des Wertheimhauses am Leipziger   Play, noch besser aber durch den in diesem Sommer erst eröffneten Märchen­brunnen. Für diesen schuf er die lustigen Gruppen, die auf dem Rand des Wasserbeckens stehen.

Ein Einfluß des Tabaktrusts in Deutschland   besteht bisher nur für die Zigarettenindustrie. Es hängt das mit der all­gemeinen Entwidelung dieser Industrie zufammen. In die Zigarettenproduktion dringt immer mehr der Großbetrieb ein. Durch die Einführung von Maschinen läßt sich hier leichter als in anderen Zweigen der Tabakindustrie die Handarbeit aus­schalten. So können neuere Maschinen bei Bedienung von zwei Berfonen täglich 200 000 Stüd Bigaretten herstellen, während ein ausgebildeter Handarbeiter nur 1200 bis 1400 Stüd anfertigen kann. Die Betriebe ohne Maschinen gehen daher an Bedeutung immer mehr zurüc, obgleich fie der Zahl nach noch vorherrschen. Im Jahre 1912 bestanden etwa 1000 Tabakfabriken, die nur Zigaretten Her­stellten. Ueber die Hälfte davon arbeitete überhaupt ohne Gehilfen, von Gottfried Kellers   Legenden neu erzählt und humoristisch sinnvoll durchleuchtet, gewiß auch heut fesseln würde, die aber jedem Dra­matisierungsversuche gründlich widerstrebt. Man wird den pein­lichen Verdacht nicht los, daß Shaw den Stoff hauptsächlich darum aufgegriffen, weil sich der Darstellung des franken dankbaren Wüsten­fönigs auf der Bühne ein paar neuartige Schwankeffekte abgewinnen ließen.

Taschner, der nur 42 Jahre alt geworden ist, war ein gewandter Im ersten Afte gab es auch viel zu lachen. Aus dem Sklaven und humorvoller Handarbeiter- bie großen Probleme der Kunst ist bei Shaw ein zum Christentum belehrtes sanftmütiges Schneider­interessierten ihn nicht. Er war es zufrieden, den Baumeistern ein lein geworden, das seine Dulderfähigkeiten mit einer greulichen flinker Gehilfe im Dekorativen zu sein. In allem, was er schuf, Xanthippe   zum höchsten Grade der Vollendung ausgebildet hat. spann etwas von der still- lachenden Romantik moderner Volks- Sehr drollig ist der Uebergang der Angst zum Mitleid, als die lieder. Der Handwerksbursche, den er einmal aus Holz schnitte, brüllend heranhumpelnde Bestie wehleidig seine frante Pfote zeigt, woran als Schluß­ein rechter Bruder Leichtfuß mit geflictem Stiefel, fnurrendem und das tröstliche Zureden bei der Operation Magen und schnurrigem Wind, war ein Stück vom Wesen dieses effekt der Bierulffcherz eines Tänzchens der tierischen Majestät mit Figürchenerzählers. rbr. seinem Wohltäter sich schließt.

Die größte Sensation des Winters" ist Emmy Destinn  im Löwenfäfig". Man sollte der Destinn täglich wenigstens einmal folgende Ankündigung vorlesen und jeder, der sie in der Oper oder im Konzert hört, sollte daran denken: Das Filmdrama" Die Löwenbraut" nimmt unter den Er­zeugnissen der letzten Jahre schon aus dem Grunde eine besondere Stellung ein, weil darin eine Künstlerin von Weltruf nicht in einer für sie geschriebenen Rolle auftritt, sondern sich selbst spielt. Fulda   im Glashause. Ludwig Fulda   hat gegen einen Groß­Wir begegnen der großen Sängerin Emmy Destinn   in dem Stüd industriellen der Operettenbranche Klage erhoben, weil er ihm mehrmals in eigener Person und zwar im Konzertsaal und- im Löwentäfig, wo sie vor einem Auditorium von wilden Bestien die irgendeine Komödienidee gestohlen hat. Die Verhandlungen fanden Mignon- Arie fingt."( Als Pendant empfehlen wir etwa einen Film: Wagner, die Götterdämmerung   an der Spige eines Affenorchesters im Urwalde dirigierend.)

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gestern statt, ohne zu einem Ende zu gelangen. Beweiserhebung wurde beschlossen. Wie man hört, hat der Märchendichter Hans Christian Andersen  Grete Wiesenthal   ist immerhin mehr in ihrer Sphäre aus dem Grabe heraus gegen Herrn Fulda geklagt, weil er in dem geblieben, wenn sie in dem orientalischen Film Kadra Safra mit- Drama vom König ohne Kleider Der Talisman", ein Plagiat an einem Andersenschen Märchen begangen. Leider ist diese Sache be­wirkt. Aber wie die höchste Naturwahrheit", die man uns ans reits verjährt. preist, zustande kam, verrät der Prospekt mit naiver Ruhmredigkeit: Da die Dichter augenscheinlich an Ideenarmut leiden, wäre es " Um die höchste Naturwahrheit im Film zu erzielen er, haben wir auf eigenem Gelände eine orientalische Straße er- bielleicht zweckmäßig, wenn fie fich ihre originalen Gedanken dem baut, deren Herstellung ein halbes Jahr in Anspruch nahm. Vier- nächst patentieren liegen, damit sich keiner mehr an ihnen ungestraft

hundert Personen wirkten allein in einer Szene mit!"

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prahlt

In der Tat eine bewundernswerte Naturwahrheit die Drient­straße, die in oder bei Berlin   ertra gebaut wird.

Wo der Geist ohne Furcht ist. Aus den Gedichten von Ra bin. dranath Tagore  , dem mystischen indischen Dichter, der den Nobelpreis für Literatur   erhielt, teilen wir folgendes Stüd in der Ueberfegung von Franz Blei   mit:

Wo der Geist ohne Furcht ist und das Haupt sich hoch hält, Wo Wissen frei ist,

Wo die Welt nicht in Stücke gebrochen ist von engen häuslichen Mauern,

Wo die Worte aus der Tiefe der Wahrheit kommen, Wo unermüdetes Streben seine Arme streckt nach Vollendung, Wo der flare Strom der Vernunft seinen Weg nicht verloren hat in den traurigen Wüstensand toten Brauches, Wo der Sinn von dir vorwärts geführt wird in immer weiteres Denken und Tun

In diesem Himmel der Freiheit, mein Vater, laß mein Land erwachen.

bergreifen fann.

Theater.

Rammerspiele: Androklus und

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aber die Christenverfolgungen der römischen Kaiserzeit als Hinter Zur Weiterführung einer so begonnenen Schnurre müssen dann um jeden Preis nur parador zu sein, nicht anders als verstimmend grund herhalten! Eine Gewaltsamkeit, die durch die offene Absicht, wirken konnte. Wenn eingestreuter Ernst und manche nachdenkliche Wendung im zweiten Aft dem peinlichen Gefühl des Mißverhältnisses noch einigermaßen die Wage hält, steigert es sich in dem grotesken, von Christen, die lieber als Glaubensmärtyrer von wilden Tieren ziellofen Wirrwarr des letzten bis zur Unerträglichkeit. Ein Haufe fich zerreißen lassen, als daß sie den Heidengöttern das offiziell verlangte - neben dem friedfertigen Weihrauchopfer darbringen wollen Schneiderlein der riesenstarte, jähzornige Ferrovius und die schöne Lavinia- lagert vor dem Kerfertor, dem Spott und Hohn vor­nehmer Laffen preisgegeben. Lächelnd harren sie des Furchtbaren

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und stimmen ihre Lieder an, die wie ein Heilsarmeemarsch flingen. Stolz weist Lavinia die verliebte Bitte des schönen, aufgeklärten der Löwe; Hauptmanns ab, sich durch die kleine Zeremonie des Opfers im bon Shaw. Eine Anekdote des alten Aelian  , die beweisen lezten Augenblid noch zu retten. Und Ferrovius ringt in gewaltigemi soll, daß die Tiere Gedächtnis befizen, gab Shaw zu diesem Gewissenstampf mit seinem Teufelstemperament", zwingt sich, den Märchenspiel den Anstoß. Ein entlaufener römischer Stlabe, heißt's fremden, heidnischen Spötter, den seine ungeheuere Fauft bereits ge­dort, wurde in der Wüste von einem Löwen überrascht, der einen padt hat, mit heilen Knochen laufen zu lassen. Die Komik des Dorn in seiner Tape hatte und wedelnd mit sanften Blicken den Widerspruchs zwischen seinem eingeborenen urwüchsigen Kraft­Fremdling um Hilfe zu bitten schien. Angstzitternd zog Androflus meiertum und der aufgepfropften milden Evangeliumslehre ist ihm den Dorn heraus und wurde von dem dankbaren Patienten drei mit echt Shawscher Fronie herausgearbeitet, ein Glanzpunkt in der Jahre lang gastfrei mit Wild versorgt. Dann aber, als sie sich ge- flüchtigen Leere des übrigen. trennt, gerieten beide in Gefangenschaft. Bei den blutigen Fest- Jm Schlußbild sieht man die Christen und die Gladiatoren spielen im römischen Zirkus warf man Androtlus einem fnurrenden hinter der Arena auf das Kommando warten: Graufiges und Possen­Löwen zum Fraße vor. Es war derselbe, dem der Sklave ge- haftes mengt sich in bunter Willtür stillos durcheinander. Schließ holfen. Das erkannte auf der Stelle seinen Retter, lich kommt Tier als erster auf den Kampfplay hinausgerufen schmiegte sich freundlich an ihn, und unter dem Applaus Schneidersmann mit seinem dort wiedergefundenen Löwenfreund der Menge wurde beiden Freiheit und Leben geschenkt. herangetanzt, und der Kaiser, in Angst, das Tier werde sich auf ihn So ist also schließt der rührende Bericht auch den stürzen, läßt das Pärchen samt allen gefangenen Christen ziehen. Zieren Gedächtnis eigen." Eine Geschichte, die in dem Stile etwa| Ferrovius wird kaiserlicher Soldat, Lavinia, die Unerschütterlichkeit

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