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Nation alvermöge» in unproduktiv e Kanäle. Ein englisches Kabinett, das auS Leichtfertigkeit oder im Geiste rühm- süchtigen Wetteifers oder rücksichtsloser Herausforderung die Ausgaben für die Rüstungen um nur ein einziges Pfund erhöhte, würde ein Der- brechen an der Nation begehen.(Beifall.) Die Regierung könne sich diesi.' Vorwurfs nicht schuldig bekennen. Sie habe eine ernste Aufgabe zu erfüllen und in ihrer Ausführung sei eS ihre Pflicht, ein wachsames Auge zu haben auf das. was die übrigen Nationen täten, und ununterbrochen die weit- umfassenden Interessen zu verfolgen, über die sie zu wachen habe. Asquith   fuhr fort: Sie mögen fragen, wie lange dieser Zu st and dauern wird. Ich habe letzthin auf dem Guildhall-Bankett eine Mahnung und einen Appell sowohl an die Staatsmänner als an die Geschäftsleute der Welt gerichtet. Sie mögen sagen, meine Worte seien gut, aber wie stehe eS mit den Taten? Meine Antwort ist und ich bin weder Schönredner noch sentimental: Kein wirklicher Erfolg kann erreicht werden ohne die Zusammenarbeit der Großwächte der Welt, herbeigeführt durch das Verlangen der Völker. Ich für meine Person glaube, daß die ständig wachsende Belastung durch neu« Steuern und die zunehmende Schuldenlast den Erfolg haben werden, das herbeizuführen, was die Philanthropen und Idealisten vergeblich versucht haben zu erreichen. Wir werden begierig jede Gelegenheit ergreifen, welche wir entdecken oder schaffen können, um die Lasten allgemein zu erleichtern, die die besten Hoffnungen und das beste Streben der Menschheit beschweren. Asquith   erklärte zum Schluß, er hätte keinen Grund, sich über die Art und Weise zu beklagen, wie seine Aufforderung zum Meinungsautausch aufgenommen worden wäre. Bereits wären von verschiedenen Seiten Anregungen gekommen, und obgleich er sich und seine Hörer täuschen würde, wenn er sagte, daß er in diesem Augenblick schon eine Aussicht auf Einigung sähe, so könne er doch einigen ungeduldigen Kritikern nicht darin beistimmen, daß die darauf verwandte Zeit verschwendet wäre. Weder jetzt noch später solle man sagen können, daß er, Asquith  , irgend eine Tür zu einem verständigen und ehrenvollen Wege zum Frieden geschlossen hätte._ frankmcb. Der Kampf um die Teckuug. Paris  , 28. November. Die Deputiertenkammer setzte heute die Debatte über das Anleihegesetz fort. Augagneur(un- abhängiger Sozialist) erklärte den Anleiheentwurf für ein ganz törichtes Unternehmen, würdig kleiner Staaten ohne eigene HUsS- quellen.(Beifall bei einem Teil der Linken und bei der äußersten Linken.) Eine Anleihe möge unvermeidlich sein, aber ihr zur Deckung oder vielmehr zur Verdeckung des Defizits bestimmter Teil sei un- entschuldbar. Es sei eine Art von Wahlanleihe für die über- triebenen Militärausqaben infolge der dreijährigen Dien st- zeit und des Marokkounternehmens.(Beifall wie vor- her; Lärm rechts und im Zentrum.) Auch bei Bewilligung der Anleihe würde man für das Defizit von 1313 700 Millionen Frank neuer Steuern aussindig zu machen haben. Ministerpräsident B a r t h o u erklärte, die Regierung nehme ihre eigene Verantwortlichkeit auf sich. In der Vergangenheit seien nicht immer die nötigen Anstrengungen gemacht worden. Von den Radi- kalen und Sozialisten unterbrochen, rief er ihnen unwillig zu:Sie und Ihre Verbündeten von der äußersten Linken.. und erhielt die Antwort:Sie und Ihre Verbündeten von der Rechten...;* Er wiederholte, die auswärtige Lage und die Rüstungen anderswo hätten die neue Anstrengung gefordert, eine Anstrengung, die der Kammer zur Ehre gereiche. Die neuen Opfer seien von dem Lande gerne übernommen worden, welches wiffe, daß seine Sicherheit darauf beruhe.(Lebhafter Beifall.) In der Nachmittagssitzung führte der Generalberichtersiatter N o u l e n s aus, daß in zwei Punkten zwischen der Regierung und der Kommission keine Uebereinstimmung bestehe. Erstens wolle die Kommission die Anleihe auf 903 Millionen Frank be- schränken, d. i. auf die Summe, welche nack Ansicht der Regierung für die militärischen AuSgab-n genüge.(Zwischenruf JaursS: Bis zu den Wahlen! Widerspruch des Kriegsministers.) Zum andern bestehe eine Meinungsverschiedenheit über die Bedingungen, unter denen die neue Anleihe ausgegeben werden sollte. Die Ausgaben für Marokko   vor dem 1. Januar 1913 seien aus den betreffenden Budgets verrechnet worden; die Ausgaben für 1313 würden den Gegenstand einer besonderen Gesetzesvorlage bilden. Sodann wandte NoulenS sich in heftiger Form gegen das Verfahren, durch das man ein den öffentlichen Kredit kompromittierendes Defizit verdecken wolle. (Lebhafter Beifall auf der äußersten Linken und bei. einem Teil der Linken.) Tie Steuerfreiheit der Rente bedeute einzig und allein, daß die Rente nicht den Gegenstand einer besonderen Steuer bilden könnte, daß sie jedoch nicht von den allgemeinen Steuern befreit sei.(Beifall auf der äußersten Linken; Zustimmung Caillaux  .) NoulenS schloß: �ie Bichcheit der Kommission wurde wahrschein  - lich auch noch die 400 Millionen bewilligt haben, sie wolle aber nicht die Finanzgebarung aufgeben, welche das Gedeihen der Re- publik gesichert habe.(Wiederholter Beifall auf der Linken und der äußersten Linken.) Ca illaux bekänipfte den Anleiheentwurf. Er kritisiert« die Klausel der Steuerfreiheit der Rente und erklärte, daß nur eine Reform, durch welche die Reichen entsprechend zur Struerleistung herangezogen würden, eine gesunde Finanzpolitik ermöglichen könnte. Redner wies auf das Beispiel Englands hin und hob her­vor. wie opferfreudig(?) das deutsche Volk die Vermögenssteuer auf sich genommen habe. Di- Anleihe solle nur den Zweck haben einige Zeit zu gewinnen, um die Einkommensteuer hin- auszuschieben. Der Ministerpräsident habe diese Steuer- reform erst vor kurzem m einer Bankettrede zu untergraben ae. sucht.(Lebhafter Beifall links.)- Ministerpräsident Barthou  (unterbrechend): Ich habe gesagt, was Sie selbst seinerzeit von der Einkommensteuer gesagt haben.(Lebhafter Beifall im Zentrum und rechts.) Caillaux  (fortfahrend): TaS war in einem Berichte, den ich im Jahre 1838 erstattet habe. Ich bin seither zu der Ueberzeugung gelangt, saß die Einkommensteuer unerläßlich ist, und daß es für das französische   Bürgertum ein verhängnisvoller Fehler wäre, in der Politik des Gesättigten zu verharren.(Lebhafter Beifall auf der ganzen Linken.) Tie Debatte wird Moniagvormittag fortgesetzt. Italien  . Die Präsidentenwahl. Rom   23. November. In der Kammer wurde heute d i e Präsidentenwahl vorgenommen. Der ministerielle Kandidat Marcora erhielt 304. der Sozialist Prampolini 81 Siimmen zersplittert und ungültig waren 39 Stimmen. Die Verkündung der Wahl Marcoras zum Präsidenten wurde mit leb- haftem. langanhaltendem Beifall begrüßt. Im weiteren Verlaufe der Sitzung erfolgte die Wahl der vier Vizepräsidenten ackst Schriftführer und zwei Ouäftoren; alle sind Ministerielle. Snglanä. Die Haltung drr Regierung. Leeds  , 27. November In einer Siede erklärte Mnisterpräsident gegen Reuwahlen. Die Regierung wurde sich nicht schrecken oder aufhalten lassen durch die Drohungen mit einem Bürgerkriege. Drohungen dieser Art verbunden mit versteckten Andeutungen über ihre mögliche Wirkung auf die Armee sind dus größte Hindernis für Homerule und seine Verständigung. Die Haltung Carbons war schwerlich geeignet, Eindruck auf das englische Volk zu machen. Der einzige Appell, der sicher vergeblich ist, ist der Appell an die Furcht des englischen Volkes.(Beifall.) Die Regierung wird keinen Augenblick darüber im Zweifel sein, daß der Staat die Pflicht und die Macht hat. dem Gesetz Gehorsam zu verschaffen.(Stürmischer Beifall.)_ Vorbereitungen zum Bürgerkriege in Irland  . London  , 26. November.(Eig. Ber.) Zurzeit bestehen in Irland   nicht weniger als drei verschiedene Büvgerwehrorgani- sationen. Jede der irischen Parteien hat eine bewaffnet- Macht organisiert. Die größte ist bis jetzt die Bürgerwehr der prote- stantischen N o r d i r l ä u d e r. die sich mit Waffengewalt der Selbstverwaltung widersetzen wollen. Dieses Heer von Freiwilligen soll schon über 133 030 Mann(?) stark sein. Es wird fleißig exer- ziert, man versucht englische Offiziere für das Heer zu gewinnen, und zahlreiche moderne Waffen sollen schon gekaust worden sein. Zu gleicher Zeit bewaffnet sich die nationalistische Bevölkerung der vorwiegend protestantischen Provinz Ulster  . Man hat Klubs ge- gründet, die ihren Mitgliedern auf Abzahlung Rsvolver verkaufen. Die zweit- Heeresorganisation ist die in der vorigen Woche ge- gründete Wehr der Dubliner Transporiarbetter, die in dem der Transportarbeitergew erkschast gehörenden Crohden Park einexerziert wird. An ihrer Spitze steht Hauptmann White, der Sohn des Verteidigers von Ladysmith. Sehr vi-le der Ge- werkschaftler sind alte Soldaten; bekanntlich liefern die Jrländcr verhältnismäßig den weitaus größten Teil der englischen   Söldner- truppen. Schließlich haben gestern auch die Nationalisten in einer Massenv-rsammlung beschlossen, eine Bürgerwehr ins Leben zu rufen. Die Versammlung verlief sehr stürmisch, da zahlreiche orgamsierte Arbeiter erschienen waren, die die Redner nicht zu Worte kommen lassen wollten. Es gelang aber, am Ende eine Resolution zur Annahme zu bringen, d-ren hier folgender Wort- laut den Zweck dieser Organisation genügend erläutert: .Zu einer Zeit, da Gesetzesvorschläge, die allgemein als eine Lebensfrage für die Zukunft Irlands   angesehen werden, gemacht worden sino und der Entscheidung harren, ist von einer der großen englischen politischen Parteien offen ein Plan an» genommen worden, der von den Führern dieser Partei und ihren zahlreichen Preßorganen propagiert und mit dem die öffentliche Meinung Englands systematisch bearbeitet wird, nach dem die Entfaltung der militärischen Streitmacht und die Drohung mit der bewaffneten Gewalt der entscheidende Faktor in den Le- Ziehungen zwischen diesem Lande und Großbritannien   sein sollen. In einer Krise dieser Art ist die Pflicht, unsere eigenen Rechte zu wahren, die erste und die vornehmste unserer Pflichten. Die haben Rechte, die sie aufrecht zu erhalten wagen. Wenn wir untätig bleiben, wie können wir sann von dem Volke Groß- britanniens verlangen, daß es sich von seinen eigenen dring- lichen Angelegenbeiten abweichet, um uns zu verteidigen. Die Gelegenheit, die den Anfang der irischen Freiwilligenbewegung gebracht hat, ist nicht gänzlich unglücklich. Hat man die Freiwilligen einmal rekrutiert, so werden sie unter einer nationalen Regierung ein beständiges Element im nationalen Leben bilden. Die Nation wird die Freiwilligen- organisation erhalten als eine Bürgschaft für' die Freiheiken, die sich das irische Volk errungen hat. Der Zweck d-r irischen Frei» willigen wird sein, die Rechte und Freiheiten, die dem gesamten Volke Irlands   gemeinsam sind, zu verlündeu und zu wahren." Allem Anscheine nach gehen wir in diesem Teile der Welt stürniischen Zeiten entgegen. Di« Kons-rvativen werden es bald bereuen, die ersten gewesen zu sein, die die offene Gewalt an die Stelle der parlamentarischen Verhandlungen setzten. Genosse Ma«Donald, der zurzeit als Mitglied einer königlichen Kom- Mission rn Indien   weilt, soll sich nach derPall Mall Gazette  " einem Berichterstatter dxr.Bombay Chronicle" gegenüber wie folgt ausgelassen haben: Je weniger man über den angedrohten Verrat seitens der Offiziere sagt, desto besser ist es. Aber ich muß bemerken, daß diese Herren mit Genugtuung ausziehen, wenn eS gilt, auf Arbeiter zu schießen, die in der Hitze des Streiks ein paar Fensterscheiben eingeschlagen haben. Wenn sie sich daher weigern, sich die Aufführer vorzunehmen, an deren Spitze ein paar Aristokraten und Unionisten stehen, so werden wir verstehen, daß sie nur von Rücksichten auf Klasse und politische Partei be- einflußt� werden. Das Kriegsministerium wird sich sicher die ganze Sippschaft schon vornehmen. Bürgerkrieg? Nun, er mag kommen. Die Haltung der Regierung während der letzten Wirt- schaftlichen Streitigkeiten brachte uns wiederholt an den Rarst) ernster Kämpfe, und wenn Ulster   und die Konservatiben an- fangen, werden sie wahrscheinlich finden, daß der Wald trocken ist und daß sich das Feuer sehr weit ausdehnen wird. In dem vorliegenden Fall würde es verbrecherische Torheit von der Re- gierung sein, wenn sie sich den Unsinn gefallen ließe." Rußland. Em Demoustratiousstreik in Warschau  . Aus Warschau   wird uns geschrieben: Am Montag streikten hier 20 000 Arbeiter, eine Anzahl, die eher zu niedrig als zu hoch gegriffen ist. Dieser Streik ist insofern von besonderem Interesse, als er einen Einblick in die Kämpfe der Arbeiterschaft in Rußland   um ihre Rechte gewährt. Er brach nämlich'aus im Zusammenhange mit dem Kampf um die Krankenkassen. Das Krankenkassengesetz ist zwar in Kraft, aber die Kassen funktionieren deshalb noch lange nicht. Die Regierung hat ein.Normalstatut" veröffentlicht, das scheinbar den Arbeitern einigen Spielraum läßt. Unter anderem ist da gesagt, daß die Unternehmer zwar berechtigt sind, in der Ver- waltung der Kassen vertreten zu sein, aber auch darauf verzichten können. Das Gesetz selbst sieht verschiedene Typen von Kassen vor: Ortskrankenkassen, Berufskassen, Betriebskassen. Die Arbeiterschaft Warschaus   formulierte nun alsbald unter dem Einfluß der sozialdemokratischen Organisation ihre Forde» rungen dahin: 1. Ei ist eine Ortskrankenkasse für die ganze Stadt Warschau   zu bilden; 2. die Unternehmer haben auf die Vertretung in der Verwaltung zu verzichten; 3. die ärztliche Hilfe ist auf Kosten der Unternehmer von den Kassen zu organisieren(nicht, daß die Aerzte von den Unternehmern angestellt und besoldet werden). Alle diese Forderungen entsprachen durchaus dem Gesetze, wurden aber von den Unternehmern verworfen. Diese wollen nämlich Betriebskassen gründen(nach dem Gesetze können selbst Fabriken, die nur 200 Arbeiter beschäftigen, solche Kassen einrichten), weil sie dann hoffen,ihren" Arbeitern gegenüberHerr im Hause" zu bleiben. Die Behörden ergreifen selbstverständlich Partei für die Unternehmer und es ist zu befürchten, daß schließlich die Arbeiter nur Lasten, aber keinen Nutzen von dem Gesetze haben würden. Nun ist auch vorgesehen, daß die Arbeiter ihre Vertretung wählen sollen, vor allem ein Komitee zur Beratung über die Statuten der Kassen. So steht es im Gesetz, aber die Polizei kümmert sich darum nicht, verbietet alle Versammlungen der Ar- beiter und selbst das Komitee» das schließlich trotz aller Hindernisse gewählt wurde, durfte nur einmal vor 8 Wochen eine Sitzung abhalten, Versammlungen der in den Fabriken gewählten Bevoll- mächtigten der Arbeiter(einige hundert Mann) wurden nicht ge- duldet. Dieses Treiben charakterisiert die gesamte Lage: selbst die Gesetze, die den Arbeitern einige Rechte einräumen, werden von Bureaukratie und Polizei mit Füßen getreten. Tie Büttel haben eure Heidenangst, denn sobald die Arbeiter die Möglichkeit haben, sich in legaler Weise zu organisieren, um einen gesetzlichen Zweck! zn verfolgen, der Drang nach Organisation sich kundgeben wird, die Macht der Arbeiterklaffe steigen muß. Daher wird alles nieder- geknüttelt. Der Vorstand der Sozialdemokratie Russisch-Polens hat denn auch die Arbeiter aufgefordert, ihr Recht zu erzwingen und wenn eS nicht anders geht, in illegalen Versammlungen die Frage der Lircmkenkassen zu besprechen. Ferner hat das Warschauer Komitee auf Veranlassung des genannten Vorstandes vor einigen Wochen in einem Aufrufe die Arbeiterschaft aufgefordert, zum Proteststreik zu rüsten, um die Behörden zur Befolgung des Gesetzes zu zwingen. Diese Losung wurde von anderen Organisationen aufgenommen und in vergangener Woche wurden zwei Flugblätter, eines der Sozialdemokratie, ein anderes der übrigen Organisationen(P. P. S. und jüdischer Arbeiterbund) verbreitet, die zum Demonstrattons- streik am Montag, den 24. November, aufforderten. Dieser Auf- forderung ist die Arbeiterschaft nachgekommen. Nach Berichten der bürgerlichen Warschauer Blätter, die über derartige Vorkommnisse nur berichten dürfen, was die Polizei wünscht, wenn sie sich nicht Konsiskationen und Strafen aussetzen wollen, haben fast alle größeren Fabriken gefeiert, trotzdem am vorhergehenden Sonnabend zahlreiche Verhaftungen vorgenommen wurden. In den Arbeitervierteln war Militär konfigniert und Patrouillen durchzogen die Straßen. Trotzdem haben die feiernden Arbeiter an verschiedenen Stellen Straßendemonstrationen ver- anstaltet. So vollzieht sich im Zarenreiche der Kampf: die illegale Partei mutz mit verzweifelten Mitteln kämpfen, um dem Gesetze Geltung zu verschaffen. Die Arbeiter aber beweisen, daß trotz aller Ver- folgungen der revolutionäre Elan, der 19031336 die großen Er- eignisse zeitigte, nicht erloschen ist. Klus der parteu Kommunalwahlerfolge. In Mühlderg a. E. gelang es der Sozialdemokratie bei den Stadtverordnetenwcchlen zwei Mandate mit ISS   gegen 65 gegnerische Stimmen zu erringen, so daß die Partei jetzt drei Per- treter unter 12 im Stadtparlament hat. Nach einem überaus heftigen Wahllampfe gelang et unseren Genossen in W e i ß e n f e l S bei der am Mittwoch stattgefundenen Stichwahl den Sieg zu erringen. Es wurden abgegeben für die sozialdemokratischen Kandidaten 1625 bis 1627, für die Bürgerlichen 1620 bis 1624 Stimmen. Sämtliche 14 Mandate der dritten Abteilung sind nünmehr im sozialdemo« k r.a t i s ch e n Besitz. Bei der Stadtverordnetenwahl in Kelbra  , Kreis Sanger- Hausen wurden zwei Genossen mit erheblicher Mehrheit gewählt und damit die letzten Mandate der dritten Abteilung erobert. Bei der Siadtverordnetenwahl in Rendsburg  (Schleswig  ) wurden ein sozialdemokratischer und ein bürgerlicher Stadt- verordneter gewählt. Da bei der Wahl in voriger Woche auch ein Sozialdemokrat gewählt wurde, hat das bisher sozialistenreine Stadtparlament der Militärstecht Rendsburg   jetzt zwei Sozial- demokraten. Ein sozialdemokratischer Bürgermeister. In Linkenheim  , einem badischen Orte mit über 2303 Einwohnern in der Nähe von Karlsruhe  , wurde der Genosse Jahraus zum Bürgermeister gewählt. Der Sozialismus der tschechische» Separatisten. Bei den'Gemeindewahlen in'P'rag' kam'es zu einem völlige» Zusammengehen der sich sonst auf das grimmigste befehdenden Parteien der tschechoslawischen Sozialdemokratie, in Oesterreich   wegen ihrer Zersplitierung der Gewerkschaften kurzweg �Separatisten"' genannt, und der.nationalsozialen Arbeiter", einer extrem-nakiona- Iistischen kleinbürgerlich-proletarischen Lärmmacherpartei. In der Besprechung dieses Zusammengehens zitiert die Wiener.Gewerk- fchaft", das Organ der Zentralverbände, folgende Stellen auS einem ArtikelDie Krise des Sozialismus bei uns", den der separatistische Abgeordnete Modratschek m der Zeitschrift Akademie  " veröffentlicht hat: .... Die leitenden Männer der tschechoslawischen Sozial­demokratie haben sich nie umfassender mit Fragen der soziali- stischen Theorie und Taktik beschäftigt... Die autonomistischc Bewegung hat bei uns den deutschen Autoritäten, die sich den VerselbständigungSbestrebungen der tschechoslawischen Sozialdemokratie schroff entgegengestellt haben, den Boden untergraben und so wurde der Einfluß der offi- ziellen sozialistischen   Theorie bei unS ge­schwächt, denn gerade mit ihr wurde unsere autonomrstische Bewegung bekämpft..... Es ist unleugbar, daß die auto  - nomistische Bewegung nicht bloß in einer Richtung eine ernste Opposition gegen die bisherigen landläufigen sozialistischen   An- schauungen ist. Sie trug dre Idee der nationalen Selbstver- waltung auf ein Gebiet, von dem sie der offizielle Sozialismus, der ein Werk großer und selbständiger Nationen ist, prinzipiell ausschließt. Sie zerreißt durch ihre ideelle Argumentation rüasichtZloS das Gewebe der ökonomisch« materialistischen Theorie, die die Grundlage des Marxismus bildet. Sie ist weiter im prinzipiellen Widerstreit mit den landläufigen Vorstellungen über die soziali- stische Umwandlung der Gesellschaft, denn durch ihren Geist wendet sie sich unbemerkt vom staatlichen Kollektivismus ab..." Das sind Aeutzerungen eines führenden Manne? einer Partei, die der Internationale angehört und deren Vertreter Sitz und Stimm« im Internationalen Bureau haben. Wenn diese Partei die Ansichten ModraffchekS zu den ihrigen macht, dann wird sich wohl der internationale Kongreß in Wien   damit zu beschäftigen haben, auch dann, wenn er die Zersplitterung der österreichischen Gewerkschaften, die hier als eine bewußt« Aktion gegen die bisher geltenden Grundsätze der marxistischen   Sozialdemokratie erklärt und gerechtfertigt wird, nicht weiter prüfen wollte. I+ctzU Nachrichten. Verstärkung des amerikanischen   Mexikogeschwaders. Washington  , 28. November.  (W. T. B.) Der Marineminister Daniels hat der vierten Division der atlantischen Flotte den Befehl gegeben, vom Mittelmeer   an die Ostküste Mexiko  ? zu gehen, um die zweite Division dort zu verstärken. Em Maurfest der französischen   Brrgarbeiterföderation. Paris  . 28. November.(P. C.) Die Föderation der BerArrbei- ter von Fraröreich hat ein Manifest erlassen, in welchem sie daS Syndikat der Kohlenarbeiter stark rügt, weil et mit den Bergwerksbesitzern ein Abkommen getroffen und die Ar- beiter aufgefordert hat. zur Arbeit zurückzukehren. Die Föderation fordert in diesem Manifest einen achtstündigen Arbeits, tag und eine N lters p en s i on von 2 Frank den Tag vom 50. Lebensjahre an. Dieses Manifest soll in allen Bergwerken Frankreichs   ausgehängt werden. In demselben werden alle Berg. arbeiter aufgefordert, der Föderation treu zu bleiben. Man fürchtet nun in interessierten Kreisen, daß ein Ausstand der Berg- arbeiter erfolgen wird, um so mehr, als diese die Unterstützung anderer Föderationen, unter anderem derjenigen der Hafenarbeiter erhalten haben,