Nr. 314. 30. Jahrgang.
an den
1. Beilage des„, Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonnabend, 29. November 1913.
Gewerkschaftliches.
Offiziere und Gewerkschaften.
-
interessieren wird, daß auch Offiziere mit unverbrauch gemaßregelt. Wegen dieser drei Streitpunkte nun hat der Arbeiters ter Arbeitskraft zur Disposition gestellt und entlassen ausschuß der Fabrik mehrere Male mit der Direktion verhandelt. Auch werden. Jedenfalls gehen die Gewerkschaften herrlichen die Vertreter der Organisation haben deswegen mit dem Fabridirektor Beiten entgegen. Wenn die Arbeiterbataillone erst einmal von mehrere Berhandlungen geführt. Alle nur erdenklichen Vorschläge zur friedlichen Beilegung der Differenzen wurden gemacht, jedoch die ausgedienten Offizieren kommandiert und geführt werden, Fabrikdirektion ging auf nichts ein. So mußten die betreffenden Bisher war man es nur gewöhnt, daß die Herren Offi- müssen sie ganz selbstverständlich von einem Siege zum andern 12 Arbeiterinnen zur Abwehr der Verschlechterungen die Arbeit ziere zum Kampfe gegen die moderne Arbeiterbewegung auf dreiten. Hoffentlich werden nun auch die Gewerkschaften niederlegen. Nur drei Tage darauf, ohne daß erst abgewartet wurde, geboten wurden, daß sie die Soldaten in den wirtschaftlichen mit beiden Händen zugreifen, damit ihnen dieses erstklassige ob die Arbeitseinstellung der Fangereindrückabteilung eine BetriebsKämpfen der Gewerkschaften bei der Streikbrecherarbeit zu Menschenmaterial nicht etwa von den Unternehmerorgani- stockung nach sich ziehen werde, wurden die übrigen im Betriebe Bebefehligen hatten oder daß sie die Kompagnien und Bataillone fationen vor der Nase weggeschnappt wird! schäftigten ausgesperrt. Daß aus so nichtigem Anlaß annähernd 500 zum Schuße des kapitalistischen Profits mit MaschinenLeute aufs Pflaster geworfen wurden, mußte allgemein überraschen. gewehren gegen die um eine geringe Aufbesserung ihrer geDoch hat sich die Firma feit langer Zeit auf diesen Stampf drückten Lage ringenden Arbeiter aufmarschieren ließen. In vorbereitet, wie der Direktor Wege bei einer späteren Verallen diesen Fällen haben sich die Herren Offiziere als zuverhandlung offen mitteilte. Augenscheinlich hat man nur auf Die gegenwärtige schlechte Baukonjunktur glaubt der Verband einen günstigen Moment gewartet, und glaubt nun, daß lässige Verteidiger und Schüßer der Ausbeuterinteressen be- der Fliesengeschäfte Groß- Berlins ausnuten zu sollen, um gegen den jetzt der Beitpunkt gekommen sei, durch eine Aussperrung währt. Man wird es daher kaum glaubhaft finden, daß man mit den Organisationen der Fliesenleger und Hilfsarbeiter im die Arbeiterschaft des Betriebes soweit fnebeln zu können, fich jetzt bemüht, für die zahlreichen Offiziere, die alljährlich Februar d. J. abgeschlossenen Tarifvertrag Sturm zu laufen. Bereits daß für die Folgezeit jedes Mitbestimmungsrecht derselben zur Disposition gestellt und entlassen werden, nicht nur in einige Wochen nach dem nach fünfwöchigem Streit erfolgten bei Festsetzung der Lohn- und Arbeitsbedingungen illuforisch gemacht Handelshäusern, Fabrikunternehmungen, in Krankenkassen Tarifabschluß versuchten die Herren Unternehmer entgegen ihrer fei. Durch die Aussperrung soll möglicherweise auch noch etwas und anderen Zweigen der sozialen Versicherung usw. usw., Verpflichtung, für die Einhaltung des Tarifs einzutreten, den anderes erreicht werden. Das Ergebnis des letzten Jahres war für In einem Schreiben an die Arbeiter die Firma infolge geschäftlicher Mißgriffe kein gutes. Die Firma sondern auch in den Bureaus der- ††† Gewerkschaften Tarif zu revidieren. ein Unterkommen suchen! Wer's nicht glaubt, lefe folgenden, organisationen wurde die Herabsetzung der Affordpreise vorgeschlagen hatte vor nicht langer Zeit den Betrieb vergrößert, doch haben sich und befürwortet. Die Antwort auf dieses ungeheuerliche An- die Hoffnungen auf weitere Ausdehnung des Absatzgebietes für ihre Titl. Verband der Lithographen, erbieten fonnte nur ein glattes Nein sein. Ein weiterer Versuch, Produkte nicht erfüllt. Dann sind größere Kapitalien in umfangSteindruder u. verw. Berufe, Seftion der die Organisationsvertreter von der Notwendigkeit der Revision des reichen Holzvorräten festgelegt, bei deren Verarbeitung sich herausgraphischen Zeichner, in Berlin SO. 16, Engel- Vertrages zu überzeugen, mußte natürlich ebenfalls mißlingen. Nach stellte, daß ein Teil dieser Hölzer für die Mechanikfabrikation nicht ufer 15 a, Zimmer 67" gerichteten Brief: diefen erfolglosen Bemühungen sahen die Unternehmer sich vor zwei besonders geeignet ist. Weiter soll die Firma Köhler Verluste erBanzhaff u. Hudewib. Wochen genötigt, die Fliesenleger der einzelnen Geschäfte selbst um litten haben, so erst zuletzt noch bei dem Zusammenbruch der Pianos ihre Meinung zu befragen. In diesen Konferenzen wurden die fabrik von Krause u. Dreß. Deshalb tursieren feit einiger Zeit Fliesenleger aufgefordert, Stellung zu nehmen zu dem Vor eigenartige Gerüchte über den Stand der Firma Köhler. Wieweit schlage, die Akkordpreise herabzusehen. Mit diesem sehr merk diese Dinge bei der Aussperrung eine Rolle spielen, wird die ZuSehr geehrter Herr! würdigen Verhalten und den Bestrebungen der Unternehmer funft lehren. Am 14. November kamen zur Beilegung der Aussperrung Als Verleger der Zeitschrift Das Offiziershaus" werde ich beschäftigte eine öffentliche Versammlung Versammlung der Fliesen Verhandlungen zustande, durch welche die anfänglichen Streitpunkte gebeten, Vakanzen ausfindig zu machen, welche sich für inattive leger und Hilfsarbeiter Groß- Berlins in den Korona- Sälen. in der Hauptfache beseitigt wurden. Jedoch wollte die Firma zu Offiziere eignen. Ich selbst beschäftige in meinem Betriebe zu Der Referent Stegemann tennzeichnete die Aufforderung der nächst nur einen Teil der Ausgesperrten wieder in den Betrieb aufmeiner größten Zufriedenheit Herren aus dem Offiziersstande. Unternehmer, die Fliesenleger sollten selbst zur Herabſegung der nehmen, obgleich fast sämtliche Plätze leerstanden. Die Ausgesperrten Preise Stellung nehmen, als einen neuen offenbaren Verstoß gegen befürchteten, daß dann unter diesen Umständen eine größere Anzahl Ich bitte Sie nun, falls Sie irgend eine Position, wenn den Tarif. Die Fliesenleger sind der Meinung, daß der Tarif abge von ihnen überhaupt nicht mehr in den Betrieb hinein fämen und auch nur als Hilfsarbeiter und vorläufig mit einem niedrigen schloffen worden ist, damit er bis zu seinem Schlußtermin im März 1916 lehnten das Anerbieten ab. Die Fabrikleitung hat sich dann beGehalt für den Innen- oder Außendienst haben oder von einer in allen Teilen gehalten werde. Sollte der Verband der Fliesengeschäfte müht, Arbeitswillige in den Betrieb zu ziehen. Am 25. November Balanz Kenntnis bekommen, für die eine repräsentative, un- als Kontrahent nicht in der Lage sein, den Tarif aufrecht zu erhalten, so fam es erneut zu Verhandlungen. Der Direktor Wege verpflichtete berbrauchte, zur Ordnung und Disziplin erzogene Arbeitskraft werde man die einzelnen Geschäfte zu Kontrahenten bekommen. fich dabei, sämtliche Ausgesperrten wieder einzustellen, einen größeren nötig ist, mir davon Kenntnis zu geben und mir mitzuteilen, Bunächst gibt es aber noch Instanzen, die den Unternehmern die Bruchteil sofort, die übrigen nach und nach. Eine Auslese sollte ob und welche besonderen Fähigkeiten verlangt werden. notwendige Belehrung erteilen werden lassen. Die Fliesenleger und nicht stattfinden. Die Ausgesperrten sollten selbst diejenigen aus Hilfsarbeiter werden dem ganz ungewöhnlichen Vorgehen der Unter ihren Reihen bestimmen, Mit beftem Dank und vorzüglicher Hochachtung welche zuerst die Arbeit auf nehmer unter allen Umständen zu begegnen wissen. In der Dis- nehmen können, nachdem ihnen die Betriebsleitung die fussion wurden die Vorschläge der Unternehmer recht scharf zurüd- Bahr der Einzustellenden für jede Gruppe mitgeteilt i. F.: Banzhaff u. Hudewik gewiesen. hatte. Um jeden Zweifel an der guten Absicht der Firma Zeitungs- Ges. m. b. H. Die Ausführungen eines Redners, der dafür eintrat, daß die zu zerstreueit, wies der Direktor Wege den OrganisationsDieser Arbeitsnachweis für arbeitslose Offiziere empfiehlt Organisationen über die Vorschläge mit den Unternehmern in Unter- vertretern gegenüber darauf hin, daß wohl sein Ehrenwort als also die ehemaligen Verteidiger des Vaterlandes gegen den handlung treten sollten, wurden mit großer, nicht mißzuberstehender Direktor genügend Garantie dafür biete, daß das Zugesagte auch äußeren und inneren Feind den Gewerkschaften die man Heiterfeit aufgenommen. Ein Antrag aus der Versammlung, wonach eingehalten werde. Als nun am anderen Morgen durch den Ausbisher immer als eine Kerntruppe des inneren Feindes be- Das Einigungsamt umgehend anzurufen ist, wurde von der sehr gut schuß der Betriebsleitung mitgeteilt wurde, daß von der zunächst in besuchten Versammlung einstimmig angenommen. Betracht kommenden Gruppe die verabredete Anzahl Arbeiter zur trachtet und behandelt hat als Silfsarbeiter für Stelle fei, um die Arbeit aufzunehmen, stellte der Obermeister Thust den Innendienst( vielleicht zum Adressenschreiben?) oder für Aussperrung in der Pianomechanik branche. an dieselben das Verlangen, sich im Fabrikhofe aufzustellen, da er den Außendienst( z. B. als Beitragssammler, oder etwa gar In der Pianomechanikfabrit von Dstar Köhler, Aftien sich erst die Leute heraussuchen wolle, die ihm genehm seien. Der als Streifposten?). Das Angebot glaubt man den Gewerk- gefellschaft sind die Arbeiter und Arbeiterinnen seit dem 11. No- Einwand, daß eine solche Auslese gegen die mit dem Direktor geschaften noch dadurch besonders schmackhaft machen zu sollen, bember ausgesperrt. Die Ursachen zu dieser Aussperrung waren troffenen Vereinbarungen verstoße, fand kein Gehör. Ueberhaupt daß man hervorhebt, die Herren würden borläufig mit einem geringer Natur. In der Fangereindrüdabteilung war, vorwiegend wurde seitens der Betriebsleitung einschließlich des Direktors weitere Verhandlung abgelehnt. Jedenfalls follte auf niedrigen Gehalt" zufrieden sein; vielleicht machen sie es auch, durch Schuld des Saalmeisters, von zwei Arbeiterinnen falfjes jede eine fleine Anzahl Ausgesperrter int den wenigstens für eine gewisse Zeit, bis sie sich eingearbeitet" Material verwendet worden, so daß die damit geleistete Arbeit zum diefe um durch diese die dringendsten haben, ganz umsonst? Troz dieser rührenden Bescheidenheit Teil unbrauchbar geworden war. Die Stoften für die dadurch ent- Betrieb gelodt werden, standene Mehrarbeit bei einer Abteilung wurde den beiden Ar- Aufträge erledigen zu können. Der Firma wäre c8 dann in den Ansprüchen werden die Herren noch besonders als te- beiterinnen einfach vom Lohn abgezogen. Dazu follten sich dann möglich gewesen, die Aussperrung der übrigen Arbeiter und präsentative, unverbrauchte, zur Ordnung und Disziplin er- die in der Fangereindrüdabteilung Beschäftigten eine Verschlechterung Arbeiterinnen mit desto größerem Nachdruck durchführen zu können. 3ogene" Arbeitskräfte empfohlen, wobei es die Steuerzahler, gefallen laffen. Nach einer Auseinandersetzung der Betreffenden mit Das verpfändete Ehrenwort des Direktors follte dabei als Lockmittel die für die Offizierspensionen schtver berappen müssen, sehr dem Saalmeister wegen dieser Angelegenheit wurde eine Arbeiterin dienen. Die Ausgesperrten fielen nun allerdings darauf nicht hinein Immerhin, daß der Berliner Wirtschaftliche Verband demnächst mit Notizen. den Münchenern verhandeln wird, ist ein Symptom von zunehmenvidualisten der Künstlerschaft.
-
( gez.) 2. Banzhaff
Kleines feuilleton.
-
-
dem Verständnis für die Macht der Masse auch unter den Indi- trach vom Frühjahr ist ausgegangen, wie wir's vorausgesagt haben. -Paul Cassirers Erlösung. Der Sezessions. Die Gelegenheit, über die Zusammenhänge zwischen Kunstpflege und
-
Theaterchronit. Das Marionetten Theater
Zronie der Zeiten. Donnerstag wurde gegen Alfred Kerr als Der Rollschuh im Kaufhaus. Während das Rollschuhlaufen bis- Stunsthandel klärende Aufschlüsse zu erhalten, bleibt der DeffentlichHerausgeber des Pan" wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften, begangen durch Veröffentlichung der vielberufenen Klabund - zur Beschleunigung der Fortbewegung, scheint er jegt von Amerika Jury der Sezession auch mit dem Berliner Tageblatt" zuſammenbegangen durch Beröffentlichung der vielberufenen la bund- her fast nur als Sport und Vergnügen betrieben worden ist, selten feit vorenthalten. Wegen der Zurückgewiesenen war die Berse, verhandelt. Als Sachverständiger fungierte Richard Deh- aus eine wirklich nigliche Verwendung finden zu sollen. Nach einer geprallt. Der Streit ist aber jest hinter den Kulissen begraben mel. Er hatte ein Gutachten darüber abzugeben, ob die erotischen Meldung der„ Scientific American" ist er in einigen großen Magazinen worden. Die Jury hat eingesehen, daß auch eine andere Auffassung Verse Klabunds derart fünstlerisch gefaßt seien, daß von einer un- und Warenlagern, auch in Fabriken eingeführt worden, wo es sich als die ihrige möglich ist, und fühlt sich nicht mehr beleidigt. Herr züchtigen Wiedergabe keine Rede sein könne, und dieses Gutachten darum handelt, möglichst schnell verlangte Gegenstände herbei- Paul Cassirer ist also den Alp los, die Methoden seines wendete das Urteil zugunsten Kerrs und Klabunds. Dehmel ist heute eine Autorität, die ihren Namen als Gewicht zufchaffen. Dazu ist ein eigenes Modell erfunden worden, das Regiments, das die Sezession ruiniert hat, vor Gericht enthüllen zu nicht nur ein sehr rasches Rollen auf glattem Boden, müssen. in die Wagschale der Justiz werfen darf. Vor 15 Jahren saß Dehmel fondern das Auf- und Absteigen auf Leitern gestattet. wegen desselben Delittes wie Slabund auf der Anklagebant. Der In den Magazinen einer großen städtischen Straßenbahn soll sich damals noch sehr junge Börries v. Münchhausen er hat diesen diese Neuerung trefflich bewährt haben. Es wird nun vielleicht auch Münchener Künstler, das auch bei seinem diesjährigen Gastjugendlichen Fehltritt inzwischen durch schöne Dichtungen gefühnt bald der Vorschlag gemacht werden, den Kunden großer Warenhäuser Spiel( bei Keller u. Reiner, Potsdamer Str. 118b) wieder außer hatte an einem Gedicht aus„ Weib und Welt":" Venus consolatrix" beim Betreten Rollschuhe anzubieten, damit sie bequemer durch die ordentlichen Erfolg hatte, beschließt sein Gastspiel bereits morgen. ( Trösterin Venus) Anstoß genommen und den Verfasser angezeigt. Räume gelangen können. Das Jdeal wäre natürlich der Automobil- Abends 8 Uhr und nachmittags 4 Uhr wird Das alte Dehmel wurde verurteilt und das Gedicht wurde aus den Büchern rollschuh, der seinen Besizer jeder Mühe der Fortbewegung durch deutsche Puppenspiel vom Doktor Faust" aufgeführt. ausgemerzt. Noch heute stehen in der Gesamtausgabe der Werke, eigene Kraft überheben würde. Eine große Rolle wird wohl aber in dem Bande„ Verwandlungen der Venus", an Stelle des beanstan- der Rollschuh in der Praxis überhaupt nie spielen, zumal man sich deten Mittelsaßes Gedankenstriche. nicht gut einen Motor denten kann, der an diesem kleinen Gerät an Und doch traut das Gericht heute Dehmel auf seinen Namen hin zu, daß er es über die Grenzen des künstlerisch Erlaubten gebracht werden könnte. unterrichten könne. Ist das nicht wundervoll?! Muß man nicht Humor und Satire. hoffen, daß...? Ach nein, der Unzuchtsparagraph bleibt bestehen Ein Soldatenlied von Klabund . Unter den Geund droht nach wie vor als Fallstrid für unbequeme Dichterjüng- dichten von Klabund , die im Verlage von Erich Reiß - Berlin mit linge, die die Ruhe des Philisters stören durch kühnrebellische Verse. dem Titel: Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern" erschienen, Und da sizt der giftige Dorn am Strauch. Wenn auch die Dichter- findet sich folgendes Soldatenlied: jünglinge empor rüden und Autoritäten werden, und vielleicht cines Tages an Alabunds Stelle wieder ein junger Dichter sitzt, und Klabund, wenn er Glück hat, an derselben Stelle steht, wo Dehmel
Es ist kein schöner Leben, Als Musketier zu sein, Sein teures Blut hingeben
jest stand, und keiner der Juſtizeriche einen Zweifel in seine ſittliche Ums Baterlant allein
Urteilsreife setzt!
Heute heißts schelten, morgen wirds gelten. Die Zeit dichtet ironische Komödien, aber sie sind nicht bloß zum Lachen.
"
Für zweiundzwanzig Pfennige... Wir schmeißen unsre Beine Wohl im Parademarsch.
Der Hauptmann heißt uns Schiveine, Der Leutnant ist weniger barsch
belür zweiundzwanzig Pfennige... Wenn nicht die Madeln wären thes In Küche und in Haus,
Organisierte Künstler. Im Rathausjaal tagte die crite Generalversammlung des Wirtschaftlichen Verbandes bildender Künstler". Man hörte, daß der Verband troß der Schwierigkeiten, die ihm durch die verstaubten Herren der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft gemacht worden sind, gang tüchtig vorantam. Die Kunstgenossenschaft, dieser Klub der Professoren und Hofmaler, möchte die neue Organisation nicht gern sich entwideln lassen; sie befürchtet wohl, daß die gegenwärtige Praxis der Vetternwirtschaft, 4 wie sie unter einem guten Teil der staatlich approbierten Binselbrüder üblich ist, gefährdet werden könnte. Besonders die Staatstrippen sollen den ordentragenden Ordnungsmalern erhalten blei
Die unsern Rock verehren, wie hielten wir es aus? Für zweiundzwanzig Pfennige...? Sie aber stehn des Abends Um acht vor der Kasern', Und Wust und Schinken habens,
ben. Der wirtschaftliche Verband riecht ein wenig nach Gewerkschaft; Die ist ein Mustetier so gern,
darum möchte man ihn ertränken.
Vorläufig schwimmt er aber. Er hat bereits 622 Mitglieder und besitzt auch ein kleines Vermögen. Seine ersten praktischen Leistungen sind die Gründung einer Einkaufsgenossenschaft und die Einrichtung einer Vermittelungsstelle für Verlagsrechte. Durch die Einkaufsgenossenschaft sollen die Künstler zu besserem und billigerem Material fommen; die Vermittelungsstelle soll verhindern, daß Unerfahrene durch Verleger ausgebeutet werden.
Das sind natürlich erst Anfänge. Von dem eigentlichen und entscheidenden Kampf gegen den internationalen Kunsthandel und deffen Kursbestimmungen ist bisher kaum die Rede gewesen. Die Organisation der Künstler steckt eben noch in den ersten Anfängen.
...
Für zweiundzwanzig Pfennige. Doch sind die beiden Jahre Vergangen und zu End: Schorschl ade und Stare, Und Mari, nicht geflennt! Für zweiundzwanzig Pfennige... Ich bin gelernter Schuster, Such mir mein Unterhalt, Und hab ich ihn gefunden,
Juchhe! dann ist die Hochzeit bald..; Für zweiundzwanzig Pfennige..
"
des Kartells der Freien Voltsbühnen findet am Montag, -Musikchronit. Das zweite große Chortonzert den 1. Dezember, abends 81, Uhr, in der Neuen Welt unter Leitung Dstar Frieds statt. Zur Aufführung gelangt die IX. Sinfonie, die Leonoren- Duvertüre, sowie die Chorfantasie von Beethoven . Mits wirkende: Frau Schauer- Bergmann, Frl. Luise Haenisch, Frl. Martha Stapelfeld, Ludwig Heß , Dr. Alfred Guttmann, A. van Eweht, Waldemar Lütschg, das verstärkte Blüthner- Orchester und der Berliner
Wolkschor.
-
Vorträge. Am Mittwoch, den 3. Dezember, abends 8 Uhr, spricht im Hörsaal des Kunstgewerbemuseums, Prinz- Albrecht- Str. 8, Architekt Hermann Jansen und Gartendirektor Ludwig Lesser an Hand von Lichtbildern über Gartenbau und Städtebautunst". Eintritt für jedermann frei.
-
"
Die Kohle vom Südpol . Im Londoner Naturhisto rischen Museum ist eine der interessantesten Reliquien der Scottschen Expedition ausgestellt: die Kohlen, die Evans und Scott unter dem 85. Grad südlicher Breite entdeckten, auf dem Gisplateau, das sich von King- Edward- Land zum Pole hin erstreckt. Die Kohle wurde inmitten eines kleinen Haufens von Fossilien gefunden und von den Polarfahrern durch die Schneestürme mitgeführt. Die Kohle ist von geringer Qualität; aber sie erzählt im Lichte der Wissenschaft eine wundervolle Geschichte von den ragenden Forsten und Wäldern, die einst in jenen Regionen rauschten, die heute als unwirtliche Eis- und Schneewüsten allem Leben Feind sind.
- Keine Beeinflussung der Kritit? Graf Banffy der Obergewaltige der Budapester Oper, der für die Presse 50 000 Stronen in das Opernbudget eingestellt hat, erklärt jetzt, daß das nicht zur Bezahlung der Mufiltritit geschehen sei. Der fragliche Bosten sei deshalb vorgesehen worden, weil eine Aktion im Zuge war mit dem Ziel, daß die Zeitungen auf ihre ständigen Karten verzichten, dafür aber alle Mitteilungen der Oper und des Nationaltheaters sich genau nach ihrem Tarif bezahlen lassen sollten.
Nun werden die Zeitungsverleger darüber wachen, daß ihnen wegen unliebfamer Kritik nicht die Mitteilungen" entzogen werden. Die Sache liegt also so, daß nicht die Kritiker, wohl aber die Zeitungsverleger vom Grafen Banffy bezahlt werden. Das Ding ist so pfiffig gedacht, so pfiffig, daß das Berliner Tageblatt" nichts mehr dagegen einzuwenden findet.