Nr. 9.
Erscheint täglich außer Montags. Brets pränumerando: Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Big. frei in's Haus. Einzelne Nummer 6 Pfg. Sonntags: Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 8,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. Defterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Gingerz. in der Voit Zeitungs- Breisliste
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für 1894 unter Nr. 6919.
Vorwärts
11. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Freitag, den 12. Januar 1894.
Von den Besten der ist, zu kandidiren". Mation.
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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
von Stumm, der doch eine parlamentarische Größe(!!)[ verhandlung und dem schöffengerichtlichen Urtheil haben wir ist, zu kandidiren". Ferner fand die Verlesung zweier unsererseits kein Wort hinzuzufügen. Die„ Edelsten und gerichtlicher Urtheile statt, nach welchen der Graf Besten der Nation", um die es sich hier handelt, sind damit wegen roher Mißhandlung seines Hundes, den er in genügend gekennzeichnet. Es liegt nur in unserem Interesse, Gine eigene Fronie des Schicksals hat es gewollt, daß Gemeinschaft mit einem Diener zu Tode gequält, zu wenn der Kgl. Preußische Bergrath Hilger in Saarbrücken dieser Tage mitten im Lande der dicksten Kapitalistenproken, der höchsten zulässigen Geldstrafe von 150 m. ver durch weitere Artikel des Staatsblattes Bergmannsfreund" vor dem Schöffengericht in Essen, ein Edelster der Nation", urtheilt ist. In beiden Urtheilen heißt cs, daß die Strafe recht bald wieder Anlaß zu ähnlichen Gerichtsverhandlungen ein ultramontaner Graf, und ein Bester der Nation", ein wegen der bei der That an den Tag gelegten besonderen giebt. Den Genoffen im Saarrevier aber geben wir den föniglich preußischer Bergrath aus dem Saarrevier, wegen Gefühlsrohheit so hoch ausgefallen sei. Der Vertheidiger unmaßgeblichen Rath, den Wortlaut der gesammten Verunfagbarer Beleidigungen, mit denen sie gegenseitig ihre Hilger's äußerte im Anschluß daran, daß gerade eine Thier handlungen, wie er in Nr. 358 der Rhein - Westf. 3tg." unbestreitbare Eignung für ihre hohen" Stellungen dar quälerei den Schlüssel für die Art des Charakters eines vom 28. Dezember 1893 wieder gegeben ist, als Flugblatt gethan hatten, zu Geldstrafen von mehreren hundert Mark Menschen giebt". Er wies auf den schönen Ausspruch zu drucken und massenhaft im Saarrevier unter den Bergverurtheilt worden sind. Es handelte sich um die den Alexander von Humboldt's hin:" Wo man Grausamkeit leuten zu verbreiten. Hilger hat gewußt, weshalb er die Lesern des Vorwärts" aus dem Leitartikel vom gegen die Thiere gewahr wird, ist es ein sicheres Beichen Verhandlungen im Bergmannsfreund" nur sehr kurz er11. Juli vorigen Jahres bekannte Affäre Schulen der Unwissenheit und Rohheit, welche selbst durch alle äußeren wähnte, und eine bessere Agitationsschrift für uns läßt sich burg- Hilger. Der frühere Bergassessor, jezige Bergrath Zeichen der Pracht und des Adels nicht übertüncht werden gar nicht denken. Ultramontane und konservative Größen Hilger ist der Redakteur des berüchtigten, mit staatlichen tann." Außerdem geschah des Gerüchts Erwähnung, nach werden damit dem Volfe in richtiger Beleuchtung gezeigt. Mitteln im Saarrevier herausgegebenen Bergmanns - welchem der Graf durch königliche Gnade ohne wissen Und wenn dabei die Erkenntniß abfällt, welcher Bundesfreundes", der in der gröbsten Beschimpfung aller Organi- schaftliche Befähigung als Einjähriger gedient haben genossen sich Freiherr v. Stumm erfreut, so kann das gesationsbestrebungen der dortigen Bergleute das Menschen soll". Schulenburg suche sich ferner durch unwahrhaftig wiß nichts schaden. mögliche geleistet hat und fortwährend leistet. Hilger, ein feit" zu vertheidigen. Es sei einem Manne von der gesellsteinreicher Herr, den die Umgegend von Saarbrücken vor schaftlichen Stellung des Grafen vorbehalten geblieben, Ausnehmlich aus seinen progigen Spazierritten mit obligatem brücke wie Lump, Ehrabschneidung, Sudelei und Lüge zu Reitknecht kennt, zeichnet zwar, seitdem wir seine journa- gebrauchen". liftischen Leistungen im Vorwärts" wiederholt niedriger Und dann auf das Konto des jetzigen fgl. preußischen gehängt haben, den Bergmannsfreund" nicht mehr als ver- Bergraths Hilger. Derselbe hob seine Eigenschaft als Mitantwortlicher Redakteur, ist aber nach wie vor glied einer der ersten preußischen Bergbehörden und Premierder leitende Geist" des edlen Staatsblattes; wir lieutenant der Reserve eines der vornehmsten Kavalleriefind neugierig, об in den nächstens beginnen- regimenter" selbst hervor. Wie schön paßten dazu die Fest den Verhandlungen des preußischen Landtages eine stellungen der Verhandlungen und des Urtheils über seine der freisinnigen Koryphäen den Muth findet, zu der be- Person und seinen Artikel! Der Vertheidiger Schulenburg's treffenden Etatsposition das Nöthige zu sagen. Besagter durfte ruhig sagen,„ er habe selten einen Artikel gelesen, der Hilger hatte voriges Jahr den Graf Schulenburg, welcher an persönlichen Verunglimpfungen eines politischen Gegners Freiherrn von Stumm im Saarrevier als ultramontaner das leiste", was Hilger geleistet habe. Hilger hätte seinen Reichstags- Kandidat entgegengestellt worden war, auf das Namen unter den Artikel setzen fönnen; er habe es vor Gehässigste in persönlicher Weise durch den„ Bergmanns gezogen, dies nicht zu thun". Die Folgerung daraus wurde freund" angegriffen. Schulenburg antwortete gebührend, dem Gericht überlassen. Die Beweisaufnahme habe dares folgte eine Forderung zum Duell und schließlich die gethan, so resumirte sich der Anwalt des Grafen, daß schiedene Interessenten in Form von Handelsprofit, UnternehmerBeleidigungsklage, die jetzt zum Austrag gekommen ist. Hilger schmäht und schimpft und Wahrheit und Unwahr- gewinn, Zins, Grundrente; und die Gesetze dieser Vertheilung Wir wollen uns nun darauf beschränken, dasjenige zu heit ohne Prüfung durcheinander mischt". Das Gericht sind es, die im dritten Buch dargelegt werden. Mit der Prosammenzustellen, was nach dem gewiß unverdächtigen Be- hatte dem nur hinzuzufügen, daß diese Charakterisirung duktion, der Zirkulation und der Distribution des Mehrwerths richt des Effener Kapitalistenblattes, der Rhein - Westf. des königlich preußischen Bergraths zutreffe und daß sie ist aber dessen ganzer Lebenslauf abgeschlossen, und weiter nichts Zeitung", in der Gerichtsverhandlung vom 27. Dezember deshalb nicht beleidigend sei. Bezüglich des Glaubenswechsels vorigen Jahres zur Charakteristik der beiden Edelsten und und der Verheirathung des Grafen, so heißt es ferner im Gerichts- über ihn zu sagen. Außer den Gesezen der Profitrate im allgeBesten" gerichtlich festgestellt worden ist. urtheil, habe sich Hilger einen schweren, ehrverlegenden Vor- meinen werden in diesem dritten Buch untersucht: HandelsErstens auf das Konto des Grafen Schulenburg. Der wurf" zu Schulden kommen lassen, von dem nichts erwiesen ist". tapital, zinstragendes Kapital, Kredit und Banken, Bodenrente Vertheidiger des Hilger sagte diesem Edelsten der Nation Durch den ganzen Artikel des Bergraths Hilger, der sich und Grundeigenthum, Gegenstände, durch welche, im Anschluß ins Gesicht, daß er Ausdrücke gebraucht habe, wie man sie immer als Eittenrichter über die Saar - Bergleute auf an die in den beiden ersten Büchern behandelten Themata, die in dem Munde eines gesellschaftlich gebildeten Menschen für spielt, gehe eben ein höhnischer Zug, der unabweislich auf dem Titel versprochene Kritik der politischen Dekonomie" unmöglich halten sollte". Er stellte es im Anschluß an den dazu führen muß, daß er den Grafen habe beleidigen sich erschöpft. Hilger'schen Artikel als eine gewisse Unverfrorenheit von wollen". einer solchen Persönlichkeit hin, gegen den Freiherrn
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Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
Helene.
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Diesen wörtlichen Ausführungen aus der Gerichts
,,, sie hatte in seinen Augen das schlimmste Verbrechen begangen, ein todeswürdiges," höhnte Lazar. " Denke doch, sie hatte sich unterfangen, nicht nur unter [ Alle Rechte vorbehalten. Den Bauern überhaupt, sondern unter den Bauern ihres [ 14 Vaters Propaganda zu machen, unter ihnen Gedanken von Recht und Aufklärung zu verbreiten."
Roman in zwei Bänden von Minna Kautsky . Und das wurde entdeckt?" fragte Konrad, mehr und Der Alte wollte mit seiner gelehrten Tochter ein mehr interessirt. wenig flunkern, er dachte sich wohl, mag sie immerhin für Lazar nickte. ein Weilchen diesen modernen Schwindel mitmachen, so bald es mir nicht mehr paßt, sage ich Halt. Aber es tam
anders.
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begriffen und wird hoffentlich spätestens im September d. J. Marg Kapital", drittes Buch, ist nunmehr im Druck erscheinen können. Der Inhalt dieses langerwarteten britten Buches wird den theoretischen Theil des Werkes abschließen, so daß dann nur noch das lezte, vierte Buch zu erwarten bleibt, das einen historisch- kritischen Ueberblick über die Theorien vom Mehrwerth enthalten wird. Das erste Buch zeigt, wie der Mehrwerth des Kapitalisten aus dem Arbeiter herausgeschlagen wird, und das zweite Buch, wie dieser zunächst in Produkt bestehende Mehrwerth in Geld realisirt wird. In diesen beiden ersten Mehrwerth in Geld realisirt wird. In diesen beiden ersten Büchern handelt es sich also nur vom Mehrwerth, so lange er noch in der Hand seines ersten Aneigners, des industriellen Kapitalisten sich befindet. Er bleibt aber nur zum Theil in der Hand dieses ersten Aneigners; er wird später vertheilt an ver
Drdnung gebracht und ich sah die künftige Frau Dodukoff erst in der Kirche.
ernstes Gesicht, mit klaren, ruhigen Augen, die mit dem Sie tam auf mich zu und ich blickte in ein schönes, Ausdruck des Dankes und des Vertrauens zu mir empor
sahen.
Sie wollen mich retten?" fragte sie leise. Ich neigte mich ihr entgegen.
Sofia Alexandrowna, wir vermählen uns einer Jdee." Sie neigte den Kopf ruhig und hoheitsvoll:
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So ist es, einer Idee."
" Dann kommen Sie."
Wir traten in den Altar; die Zeremonie begann. Sie machte mir keinen anderen Eindruck, als daß unser Pope des Langen und Breiten viel Unsinn schwatte.
Als die Tochter des Herrn war sie unter den Bauern nur auf Mißtrauen gestoßen, man hielt sie für einen Spion, und einer dieser Armseligen, Unterdrückten selbst hatte sie Unsere Universitäten sind der Mittelpunkt aller politi- dem Herrn" denunzirt. Der griff sofort zu dem beliebten schen Bestrebungen. Die Studentinnen lernten die großen Mittel aller Tyrannen, er bestrafte das ihm untergebene zeitbewegenden Ideen kennen, die in ihnen eine maßlose Wesen mit Härte und Grausamkeit, um es dadurch zur Begeisterung erweckten. Sie theilten bald unsere Ueber- Vernunft zu bringen." Als sie aber dann ihre Hand in die meine legte und zeugungen und verlangten nichts sehnlicher, als den großen Natalie war außer sich, sie hielt die Freundin für ver- mit ihren ruhigen Augen fest und treu in die meinen sah, Kampf der Befreiung mitzufämpfen. Auch Sofia loren. Aber plötzlich erschien Sofia Alexandrowna wieder da fühlte ich, daß es etwas Schönes und Großes sei, das Alexandrowna hatte diesen Prozeß durchgemacht und sich im Hause Karzow. Sie war aus dem Vaterhause uns in diesem Augenblick einigte und verband. der Bewegung angeschlossen, als der Befehl des Vaters sie geflohen. Aber sie wußte, ihr Vater werde ihr nachzurückrief. setzen und die Gesetze zu Hilfe rufen, damit sie ihm über das Höchste galt, leisteten wir den Schwur, und wir Wie zwei Streiter in einer Sache, die uns Beiden als Natalie Karzow, meine Braut, ihre Freundin, erzählte antwortet werde als sein Eigenthum.... da blieb keine hielten uns fest an den Händen und sprachen laut und voll mir damals von ihr, und wie untröstlich Sofia sei, die WahlUniversität und Petersburg verlassen zu müssen. Sie hoffte indeß bald wiederzukommen. Aber es vergingen Wochen Rechten des Gatten ausgestattet, sie der Willkür des Vaters feitig stützen und lieben wollten, jede Gefahr theilend, jede " Ich verstehe, Du hast sie geheirathet, um, mit den Ueberzeugung die Worte: daß wir einstehen wollen Einer für den Anderen, immer und allezeit, daß wir uns gegen und Monate, ohne daß eine Nachricht von ihr eintraf. zu entziehen." Natalie, die sie zärtlich liebte, schrieb ihr wiederholt, ver- So ist es. Meine Braut war die Vermittlerin: Rümmerniß, und selbst im Tode nicht von einander lassen langte dringend nach einer Zeile, nach einer telegraphischen sie wußte unsere beiderseitigen Bedenken zu beseitigen. Wir waren im Geiste verbunden... und ich küßte sie drei Vermittlerin; wollten, um unserem hohen Ziele gerecht zu werden. Mittheilung; nichts, fein Lebenszeichen. Endlich erfuhr Ein Pope und die nöthigen Zeugen waren gewonnen Mal nach russischer Sitte..." Natalie durch einen reisenden Kaufmann, daß Sofia und die Trauung konnte vor sich gehen. Es war be= Alexandrowna eine Gefangene im väterlichen Hause sei, schlossen, daß wir uns sofort nach derselben trennen Lazar machte eine Pause. Die aufgeftüßte Hand be daß sie stets beobachtet werde, selbst des Nachts. Jeder würden. Sofia sollte als Frau Dodukoff nach Moskau schirmte ihm Stirne und Angen, die nach innen gerichtet Berkehr nach außen war ihr untersagt, ihre Briefe und die gehen, um dort ihre Studien zu beendigen. Da ihr mütter- blieben, einer Erinnerung sich hingebend. ihrer Freunde wurden geöffnet und unterschlagen." liches Vermögen ihr nicht vorenthalten blieb, war sie wohl" Abscheulich," rief Konrad. Aber weshalb diese habend genug, umt jede Unterstüßung meinerseits zurück Tyrannei, was hatte sie denn gethan?" zuweisen. Unsere gemeinschaftlichen Freunde hatten alles in
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Dann veränderte er seine Stellung und setzte sich zurecht, breit und gerade. Wir trennten uns noch in der Kirche, nachdem wir