Politische Ueberlicht.
Fortschrittliche Volkspartei und Zuchthausgesek.
Der Zentralausschuß der Fortschrittlichen Volkspartei trat am Sonnabend in Berlin zu seiner Herbsttagung zusammen. Zunächst beschäftigte sich der Ausschuß mit der Zaberner Affäre, wobei er die Haltung der Fortschrittlichen Volkspartei billigte; dann aber wurde die Frage des Schutzes der Arbeitswilligen" zur Erörterung gestellt. Die Beteiligung an der Debatte war eine außer ordentlich rege. Beschlüsse wurden nicht gefaßt, aber der Referent Wiemer faßte die Debatte dahin zusammen, daß der Zentralausschuß einmütig für den Schutz der Arbeitsfreiheit, aber gegen eine Verschärfung der Geseke , für die Ausgestaltung des Koalitionsrechts und für die Rechtsfähigkeit der Be rufsvereine sei".
Landrat:
Ein Kulturbild.
Der Landrat des Kreises Liegniß erläßt im dortigen Kreisblatt die alljährlich übliche Anweisung über den Abschub der russischund galizisch- polnischen Arbeiter in ihre Heimat, die bis zum 20. Dezember zu erfolgen hat. Im Anschluß daran sagt der " Ferner ersuche ich die Polizei- und Gemindebehörden, alle Arbeitgeber dringend zu veranlassen, nach erfolgter Abreise der Saisonarbeiter, unmittelbar nach dem Freiwerden ihrer Quartiere die von den Ausländern benußten Wohn- und Schlafräume sowie fämtliches Mobiliar mit Sodawasser und Seife gründlich reinigen und die von den Leuten benutten Matraßen und Wolldecken durch ben zuständigen amtlichen Desinfektor desinfizieren zu lassen. Das Bettstroh der Leute ist zu verbrennen. Diese Maßnahmen sind im gesundheitspolizeilichen Interesse zur erfolgreichen Befämpfung der alljährlich unter den ausländischen Saisonarbeitern zahlreich aufgetretenen ansteckenden Krankheiten wie Kräge, Körnerkrankheit der Augen pp. durchaus notwendig.'" Von der Kultur, die in den Gefilden der preußischen Junker herrscht, gibt die Anordnung indes ein sehr anschauliches Bild.
Der lippesche Landtag.
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beschäftigt sich seit einigen Tagen mit einem neuen Volksschulgesetz. Der erste Paragraph, der die Ziele der Volksschule andeutet, ist aus dem sächsischen Volksschulgesetz herübergenommen und enthält die Vorschrift, daß die Schule die Kinder auf religiös- sittlicher Grundlage zu vaterländischer Gesinnung usw. zu erziehen habe. Nur der sozialdemokratische Vertreter wendete sich gegen diese umschriebene Auslieferung der Volksschule an die Kirche und die monarchische Phrase. Die Liberalen forderten zwar die Proklamierung der Volksschule als Staatsveranstaltung, zogen aber nicht die Konse quenzen und versteckten sich dahinter, daß der größte Teil des Volkes noch religiös gesinnt sei.
Die Kommission des Landtages hatte Aufhebung des Schulgeldes beschlossen. Nachdem die Regierung erklärte, daß dadurch die Vorlage ernstlich gefährdet sei, schlug sich ein Nationalliberaler auf die Seite der Konservativen und rettete das Schulgeld.
Bei der Frage der Bildung der Schulkörperschaften machte der sozialdemokratische Vertreter Versuche zur Durchführung des gleichen Wahlechts, aber selbst die Fortschrittler stimmten geschlossen für dessen Annahme.
Zu der Beratung eines Volksschulgesetes in Lippe bringt die den Konservativen nahestehende Tageszeitung" in Detmold eine " Stimme vom Lande". Da heißt es:
" Zu den Kommissionsbeschlüssen ist vorgesehen, den Kindern
Das ist gerade für die Landbevölkerung sehr bedauerlich.
Die Ulsterleute, so wird gemeldet, lachen über das Verbot und erklären, daß dies ihrer Waffeneinfuhr nicht den geringsten Abbruch täte. Bei der Beschaffenheit der irländischen Küste und der geringen Zahl der Bollwächter in Irland sei es ein leichtes, mit Motorbooten Waffen in beliebiger Zahl einzuschmuggeln.
Die Revolutionsspielerei der Ulfterleute. giments, und die kochende Seele so mancher Bürger kühlte sich London , 7. Dezember. Infolge des gestrigen föniglichen wieder ab auf ihre gewöhnliche Temperatur. Verbotes der Waffen- und Munitionseinfuhr nach Irland So protestierte gestern denn im wesentlichen nur das Produrchsuchten die Zollbeamten in Belfast gestern alle dort an- letariat, nur die sozialdemokratisch vorgebildete Arbeiterschaft, gekommenen Schiffe. Man machte dabei eine ganze Reihe die allein sich nicht damit begnügte, in den Baberner Vorinteressanter Entdeckungen. Den Behörden war die Nachricht gängen Mißgriffe einzelner zu sehen, sondern die sie ganz zugegangen, daß in diesen Tagen ein Schiff mit Waffen für richtig wertete als Symptome eines Systems. die Ulsterleute abgehen werde und in einem Hafen im Norden Der Aufzug der Massen gab schon eine halbe Stunde vor Irlands anlegen würde. Wahrscheinlich nahm man nun an, Beginn der Versammlungen den proletarischen Viertels in der daß dieses Schiff in Belfast landen würde. Jedenfalls ent- Nähe der gewaltigen Lokale, in denen man sich versammelte, deckte man bei einer Durchsuchung des aus Liverpool kommen- ihr Gepräge. Eine ganze Reihe von Versammlungen mußte den Dampfers Patriotic" unter den Kohlen versteckt neun abgesperrt werden. Der größte Andrang dürfte wohl in den Risten mit Gewehren und Bajonetten und 90 000 Patronen. Pharusjälen in der Müllerstraße und in dem bekannten eheIm Hafenamt meldete sich später ein junger Matrose, der maligen Kellerschen Lokale in der Koppenstraße geherrscht angab, daß er ein Schiff wisse, das gleichfalls für die Ulster - haben. Hier im äußersten Norden und im äußersten Osten leute Waffen an Bord habe. Das Schiff habe in einem kleinen des Berliner Weichbildes inmitten start proletarischer BeNebenhafen geankert. Als die Behörden sich nach dem Schiffe zirke brachte der Andrang der Massen auch die Polizei in umfahen, mußte man feststellen, daß es bereits wieder aus einige Verlegenheit. Ganz besonders war das in der Koppengefahren sei, wahrscheinlich nach Dublin . Man benachrichtigte straße der Fall. Der große Saal, die Galerien, die Bühne, die dortigen Hafenbehörden, die daraufhin an Bord des in- alles war dort dicht besetzt und immer drängten noch neue zwischen angekommenen Dampfers Cambria" im Gepäck der Massen an, die vergeblich Einlaß suchten. In wenigen Mian Bord befindlichen bekannten englischen Frauenrechtlerin nuten waren auch die beiden geräumigen Rebenjäle gefüllt. Miß Lawlor fünfzig Gewehre fand. Die Besucher glaubten, hier würden ebenfalls Versammlungen abgehalten werden, doch das ließ sich nicht ermöglichen, weil dafür kein Referent zur Stelle war. Nun strömten die Massen, die sich außerhalb des großen Saales angesammelt hatten, hinaus. Auf dem Hofe wimmelte es von Schußleuten. Die waren offenbar nicht instruiert, wie sie sich diesen Massen gegenüber verhalten sollten.„ Rauslassen?" fragte der eine. " Nee, nich rauslassen" antwortete ein anderer, der es wohl für bedenklich halten mochte, wenn die auf der Straße vor eine lange Besprechung mit Caillaug gehabt, der sich ihm für das harrende Menge noch durch weiteren starken Zuzug vermehrt Paris , 7. Dezember. Senator Doumergue hat heute früh den verschlossenen und polizeilich bewachten Eingangstoren Finanzportefeuille zur Verfügung stellte für den Fall, daß wurde. Andererseits mag wohl unter einer oder anderen Doumergue das Kabinett bilden sollte. Doumergue besuchte dar- Bickelhaube die Erkenntnis aufgetämmert sein, daß nicht auf Léon Bourgeois , Clemenceau , Combes und Jean Dupuy . Für rauslassen" gleichbedeutend wäre mit widerrechtlicher Freiden Augenblick hat Doumergue nur Caillaug und Viviani be- heitsberaubung. Also siegte die Parole: Rauslassen".- Das stimmte Portefeuilles angeboten. Er wird am Nachmittag und morgen vormittag seine Bemühungen fortseßen und Deschanel und Briand aufsuchen. Doumergue soll dem Präsidenten Poincaré feine endgültige Entscheidung morgen vormittag 11 Uhr mitteilen. Wie berlautet, berechtigt die Aufnahme, die Doumergue bei den Persönlichkeiten, die er aufsuchte, gefunden hat, zu der Annahme, daß seine Bemühungen wahrscheinlich von Erfolg gefrönt sein werden. Obschon Doumergue noch nicht offiziell mit der Bil bung des Kabinetts beauftragt worden ist, und bis jetzt nur die Buerteilung zweier Portefeuilles feststeht, so sind doch Gerüchte im Umlauf, wonach sich das neue Kabinett folgendermaßen zusammensehen wird: Ministerpräsidentschaft und Inneres: Doumergue; Auswärtiges : Ribot oder Delcassé ; Justiz: Jean Dupuy ; Strieg: General Dubail mit General Serrail als Generalstabschef; Marine: Noulens; Unterricht: Viviani; Finanzen: Caillaux ; Handel: Fernand David ; Ackerbau: Malvy oder Raynaud; Kolonien: Lebrun; Oeffentliche Arbeiten: L'Hopiteau; Arbeit und soziale Fürsorge: Renoult.
Die Protest- Versammlungen in Groß- Berlin.
Tor wurde geöffnet, eine tausendköpfige Menge überflutete die Koppenstraße, wo Dukende von Schußleuten umherstanden, Polizeioffiziere patrouillierten und radfahrende Ordonanzen hin- und hersausten, wie in Er wartung eines großen Ereignisses.
Die Polizei war überhaupt in einem ungeheuren Aufgebot vertreten, wenn sie sich auch nach Möglichkeit versteckt im Hintergrund aufhielt. Besonders start war, wie immer, das Aufgebot am Schönhauser Tor. Von dem dortigen Lokale der Brauerei Königstadt bis nach dem Schloßplatz und Unter den Linden ist nur eine gute Viertelstunde Weges. Und das mag wohl die Veranlassung sein, daß man diesen strategischen" Bunft ebenso wie die Brücken zur Schloßinsel besonders start besetzt. Während in dem überfüllten Brauereisaale die Tausende der Erschienenen mit Begeisterung den Ausführun gen des Genossens Ledebours lauschten, herrichte auf der Straße oder besser gesagt in einigen Häusern der Schön hauser Allee ein reges Treiben, dessen Arangement die Bolizei übernommen hatte. Was war da alles aufgeboten worden! Ein ganzer Stab von Offizieren, Schuyleute zu Pferde, zu Rad und zu Fuß, ja sogar der Polizeihund" fehlte nicht. Die Jagowmannen wollten jedenfalls zeigen, daß die Zivilverwaltung die sich in 8abern so taktvoll benommen hat in Berlin durchaus in der Lage ist, das Militär zu er fegen. Interessieren wird es unsere Leser, daß das Patrizier
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feine unterrichtsfreien Nachmittage zu gewähren. In nicht weniger als 17 Versammlungen, die von gut Restaurant Schönhauser Allee 4, wie immer, zu 50 000 Menschen besucht waren, protestierte gestern das Ber - einer fliegenden Polizeiwadje umgewandelt war. Alle Was sollen unseren Kindern eigentlich so manche technische liner Proletariat gegen die Rechtsverlegungen durch die Mili-| Kriegsvorbereitungen" der Polizei, hier wie anderwärts, Fächer? Wenn sie ein gewisses Maß von Allgefärbehörden im Elsaß . Die Hauptmasse stellte natürlich das waren jedoch vergeblich. Es gab nichts, aber auch gar nichts meinbildung empfangen, jo dürfte das ausreichen; dann Proletariat. Nie ist zwar das Bürgertum aufgeregter ge zu tun; ruhig und selbstbewußt, wie sie gekommen waren, würde auch die starke Landflucht aufhören und sie würden zu- wesen über das rücksichtslose Auftreten einer wildgewordenen verließen die Tausende die Versammlungen. frieden ihre Scholle bebauen, wie das Eltern und Großeltern Soldateska, nie ist in den Wirtsstuben, nie in den Bureaus auch getan haben. Da flagen die Städter über hohe Lebensmittelpreise. Wie fann es denn anders sein, wenn dem Landwirt durch die Schule die willigsten Arbeitskräfte entzogen werden?"
Man sieht, in der Abneigung gegen die Volksschule und in der brutalen Vertretung ihrer Interessen gleichen die westelbischen Agrarier ihren feudalen ostelbischen Standesbrüdern durchaus.
Zaberner Spaziergang.
Nach
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Kliems Festfälen
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nun einmal nicht einsehen, daß es eine Zeit des Lichts" ist, wenn Offiziere mit gezüdtem Sarras hinter Sechsjährigen dreinjagen und die geladenen Flinten auf den ersten Besten angeschlagen werden.
lauter auf unsere Regierung, auf unsere politischen Zustände geschimpft worden, als nachdem Herr v. Bethmann HoIIweg und Herr v. Falkenhayn im Reichstag ihre auch in Regierungskreisen als ungeschickt empfundenen, von der Be- in der Hasenheide strömten die Massen seit 212 Uhr hinzu. Kurz völkerung als provokatorisch aufgefaßten Reden ge- nach 12 Uhr war der Saal überfüllt, viele mußten umkehren. halten hatten. Aber dann kam die Berlegung des 99. Re- Die Polizei verhielt sich reserviert. Die temperamentvollen Ausder Augen hatte, zu sehen, und Ohren, zu hören, die nahende| söhnlichem Lichte und neben den 20 000 gemebelten Bauern will Revolution ahnen ließ. Das war vier Jahre vor dem Bastillen- der eine Schuster mit dem Säbelhieb auf der Stirn quantitativ recht sturm. Heute durchduftet der penetrante preußische Kommiß- wenig besagen. Aber die obstinaten Bürger von Zabern wollen geruch die Räume, die einst geschwängert waren von den Ge3abern, den 5. Dezember 1913. rüchen des verwesenden Rokoko, und auf dem Schloßplaz, auf den Als Anno 1870 die preußischen Pickelhauben hier auftauchten, wohl der liebestranke Kardinal um die Stunde der Dämmerung quartierten sie sich in dem prächtigsten Gebäude der Stadt ein, dem manchmal träumerisch hinausgestarrt hat, gespannt, ob sich nicht alten Bischofssitz der Kardinäle von Rohan, den sie flugs in eine aus den Schatten eine wohlbekannte Frauengestalt lösen würde, Kaserne umwandelten. Noch heute bildet der imposante Bau aus auf demselben Schloßplak rasselt heute der preußische Trommelrotem Sandstein den Mittelpunkt des idyllischen Vogesenstädtchens wirbel, schnarren die preußischen Kommandos und betätigt sich am Fuße des Hohbarr, das man sich eigentlich nur im hellen der preußische Gewehrkolben gegen ruhige Bürger. Und der Keller, Sommersonnenschein und nicht im trüben Dezembernebel, eigent- in den man diese Bürger wider Recht und Gesetz sperrt, ist just lich nur in heiterer Fest- und Friedensstimmung und nicht in dasselbe Gelas, in dem Cagliostro einst auf Rohans Geheiß bei Angst und Erbitterung angesichts einer wildgewordenen Soldateska seiner Goldmacherei geheimnisvolle Stoffe in Tiegeln sieben und vorzustellen vermag. Aber dennoch legt sich der Dezembernebei phantastische Dämpfe zur Dede steigen ließ. lähmend auf die Lungen und das Säbelregiment des Obristen v. Reutter lähmend auf die Stimmung.
Freilich, die Zeiten der Pracht und des Glanzes, deren Erinnerung der Name Rohan wedt, sind für Zabern auf immer verschwunden. Es waren jene Rohans, deren stürmischen Hochmut schon ihr berühmter Wappenspruch kündete:
Sie waren so feudal wie diese ihre Geschlechtslosung, die Sie waren so feudal wie diese ihre Geschlechtslosung, die Fürsten von Rohan, die prunkvoll bald in Strazburg, bald in Zabern refidierten, echte Stirchenfürsten des ancien régime in Brokat und Purpur, schäferlichen Spielen so wenig abgeneigt wie dem Weidwerk in Wald und Flur und dem frohen Gelage im getäfelten Saal.
In diesem Sandsteinschloß hauste auch der letzte und tollste dieser fürstlichen Kardinäle, René Louis Edouard de Rohan, ein Weiberheld und ein Verschwender, der sich unter seinesgleichen sehen lassen konnte. Kein Wunder, daß er sich hier im 3aberner Schloß mit dem berüchtigten Abenteurer Cagliostro einließ, der ein Meister in der edlen Goldmachekunst zu sein vorgab. Kein Wunder, daß ihn schließlich sein Drang nach immer neuen Lippen und Brüsten in schlimme Händel warf: er strecte seine Hände nach der begehrenswerten Königin Marie Antoinette aus, Gauner und Bauernfänger mußten seine Balzstimmung aus, und er ging ihnen ins Nep. Die Halsbandgeschichte kam, die vor ganz Europa den Sumpf der herrschenden Klassen Frankreichs aufdeckte und jeden,
Mit der Revolution hatte Zabern nicht viel mehr zu tun, als der Kardinal Rohan, der als elsässischer Abgeordneter in der Konstituante eine flüchtige Rolle spielte, dann auswanderte und 1803 in Dunkel und Vergessenheit in Ettenheim im Badischen starb. Zaberns Revolutionszeit liegt weiter zurüd in der Geschichte. Als in den zwanziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts überall in Süd deutschland die Losung des armen Kunrad von Mund zu Mund ging und allenthalben die aufgestürmten Bauern ihren Herren den roten Hahn aufs Schloß setzten und sie selbst durch die Spieße jagten, war Zabern das Hauptquartier eines großen aufständischen Bauern heeres unter Erasmus Gerber . Der Herzog Anton von Lothringen schloß die Stadt ein, berannte sie und bot schließlich den Belagerten freien Abzug an. Erasmus Gerber schlug ein, aber als sich die Tore öffneten und die wehr- und waffenlosen Bauern erschienen, stürzten sich die Herzoglichen auf sie und ein furchtbar blutiges Würgen hub an: 20 000 Bauern sollen an diesem roten Tag, dem 17. Mai 1525, ihr Leben gelassen haben.
Solcher Sturmzeiten und der Tage des Dreißigjährigen Krieges, der verheerend über die Stadt hinbrauste, und des Pandurenschreckens Anno 1744 mag der elsässische Dichter Christian Schmitt gedacht haben, als er von 3abern sang:
Was es erlitt in Leid und Streit, Von Sturm und Not geschlagen, Vergangen ist's,.. die neue Zeit,
Die Zeit des Lichts will tagen.
Und sie haben wirklich keinen angeborenen Hang zum Obstinat sein, die Bürger von Zabern , die lammfromm sind, so lammfromm, daß ein einziger verschlafener Nachtwächter genügte, sie in Baum zu halten: selbst als legthin ihrer ein paar Dußend auf dem Schloßplay standen, um durch ein bißchen Gejohle gegen die Gewaltakte der Soldateska zu protestieren, und der Herr Kreisdirektor unter fie trat, zogen sie höflich das Käppchen vor dem Gebieter des Kreises und dann erst johlten sie weiter. Und gegen diese braven, geduldigen, der Rosenzucht obliegenden Bürger, die weder nationalistisch noch französelnd, noch überhaupt politisch gestimmt sind, hat man Ma. schinengewehre aufgefahren und 45 000 scharfe Patronen bereit ge legt, für jeden 3aberner, Greis, Weib und Säugling eingerechnet, also fünf! Damit hat die Pickelhaube es glücklich zuwege gebracht, die Nachtmüze rebellisch zu machen und fiebernde Unruhe in eine Stadt zu tragen, die wegen ihrer unerschütterlichen Ruhe seit dem Romancier Edmond About den bezeichnenden Beinamen„ Schlafen. burg " führt.
Wirklich gleicht das Leben hier in seiner behaglichen Eintönigfeit dem blanken Kanal, der Rhein und Marne verbindend, mitten durch die Stadt führt, schnurgerade, mit glatten Ufern, ohne unvorhergesehene Untiefen, ohne Wellenschlag. So geht auch das Leben seinen abgezirkelten Gang, im stets gleichen Trott, jeder kennt jeden, jeder grüßt jeden, jeder weiß um des Nachbars Töpfe und Tellern, und die wichtigen Ereignisse, als da sind Versteigerung einer Kuh und Verkauf eines Mobilars, werden von dem Ortsdiener mit einer gigantischen Schelle ausgeschellt. Abends gehen die Notabeln würdevoll ihren Schoppen trinken und reden dies und das und spielen eine Partie Bégique, die Straßen werden immer leerer und stiller und doch Halt! ist das nicht die Zaberner Revolution? Helle Stimmen, Lärm Kinder, die fich an der Hand gefaßt haben und singen. Erschrecken Sie nicht, Herr Leutnant, und sehen Sie sich nicht so ängstlich nach den Gendarmen um, es ist heute der Abend des Heiligen Nicolas, eines echten, rechten
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Aber ach! Der brave Herr Schmitt aus Straßburg hat seine Kinderfesttages mit Pfeffertuchen, Nüssen und Knecht Ruprecht, Rechnung oder vielmehr seine Verse ohne das Regiment 99 und und was die Kleinen singen, hat mit dem Betttuch des Kameraden seinen Kommandeur gemacht. 8war muß man sagen: wenn die v. Forstner nichts zu tun, sondern ist ein alter Reim zu diesem jüngsten Leutnants des Regiments auch mit der ganzen Grandezza Tage: der Fürstlardinäle von Rohan einherstolzieren, neben dem Herzog Anton von Lothringen erscheint der Oberst v. Reutter in recht ver
Saint Nicolas!
Ha! Ha! Ha!
hw.