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'jent Aichalter Bahnhof alle»ivglichen Vergünstigungen. So konnte er die Bahnsperre ungehindert passieren. Er nahm auch bis zum Abgang des Zuges bei seinen Schäfchen im Eoupa Platz, um sie vor jeder Verführung zu hüten. Als der Schaffner in Un- kenntnis der Tatsache, dast es sich hier unr dem österreichischen �taat so nützliche Elemente Handelle, Herrn Koch als Nichtreisenden den Aufenthalt iin Wagen untersagte, verlvahrte sich der Herr da- gegen. Der zur Ausübung der Bahnpolizei herbeigerufene Stations- Vorsteher war auch sofort zufriedengestellt, als Herr Koch ihm flüsternd über seine Persönlichkeit Auskunft gab. Natürlich sind die Buchdrucker an allen Orten, die der Zug passiert, und auch am An- kunftsorte über den Transport aufgeklärt. Skandalös ist das Verhalten der»Morgenpost " und derVolks- Zeitung* in denr vorliegenden Falle. Die Annoncen des Herrn Koch verlangen ausdrücklichNichtorganisierte" Buchdrucker. Aus der Buchdruckerfachpresse ist in Deutschland daSNichtverbandSmitglied* verschwunden. Die ganze Tarifgemeinschaft ist aufgebaut auf den Schultern des führenden Prinzipalsvereins und des Verbandes der Buchdrucker. Da ist eS ganz selbstverständlich, dah man in Friedens- zeiten den Tarifkontrahenten nicht dadurch provoziert, dast man seine Mitglieder von der Arbeitsvermittelung ausschlieft. Und in Deutschland herrscht ja bei den Buchdruckern doch wohl auf ge- werblichem Gebiete Frieden l Aber Blätter wie dieMorgen- Post* und die'Volkszeitung* sollten in Arbeiterkämpfen überhaupt Gewehr bei Fuf stehen und sich nicht zur Vermittelung von Streik- blechern hergeben. Das tun sie aber in diesem Falle wieder. Dabei ist Herr Ullstein Prinzipalvertreter im Tarifkreis Berlin der Buchdrucker-Tarifgemeinschaft. Herr Geschäftsführer Hartog der Firma Mosse ist gar stellvertretender Kreisvorsteher und Herr Dr. Martin Cohn, der kaufmännische Leiter der Firma Mosse ist stellvertretender Vorsitzender des Tarifamts. Das Vorgehen der beiden Blätter hat demnach in den Reihen der Buch- drucker eine gewaltige Empörung wachgerufen. Soweit unter diesen überhaupt bürgerliche Blätter gelesen werden, sind eS gerade wie in der übrigen Arbeiterschaft diese beide». Und ausgerechnet immer wieder diese beiden Blätter sind es auch, die immer wieder, nicht nur in diesem Falle. Streikbrecherinserate aufnehmen. Herr Koch hat übrigens eingesehen, daß in Berlin für ihn bei der Geschlossenheit der Buchdrucker herzlich wenig zu haben sein wird, trotz seiner Helfer in der bürgerlichen Presse. Er hat des- wegen vor, seine Versuche in den grofen Druckstädten Leipzig und Stuttgart zu wiederhole». Die Buchdrucker dort seien gewarnt Wenn es natürlich auch nicht möglich sein wird, arbeitswillige Buch- drucker aus Deutschland in solchem Maße herauszuziehen, dajj ihre Masse den kämpfenden Buchdruckern in Oesterreich gefährlich sein könnte, so schämt sich natürlich jeder organisierte Buchdrucker für jeden einzelnen derer, die sich im Augenblick nicht selber schämen, die österreichische Grenze zu überschreiten. Die Putzerscktio» des Bauarbeiterverbandes nahm am Sonntag den Bericht vom Verbandstage entgegen und besprach i>n Anschluß daran die die Mitglieder am meisten interessierenden Bestimmungen über die Arbeitslosenunterstützung. Daß diese Unterstützung eine Notwendigkeit ist, das wurde� an der Hand der Arbeitslosenziffern der Putzer beleuchtet. Innerhalb der 40 Wochen, sür die der Ver- band im Laufe des Jahres Beiträge erhebt, waren von den 1364 Mitgliedern der Puversektion arbeitslos: 541 bis 5 Wochen, 285 5 bis 10 Wochen. 240 10 bis 15 Wochen. 148 15 bis 20 Wochen. 150 über 20 Wochen. Nur 66 Mitglieder waren innerhalb der 40 Beitragswochen nicht arbeitslos. Würde sich die Erhebung auf das ganze Jahr erstrecken, so würden auch die letzten 66 noch unter den Arbeitslosen erscheinen. Der folgende Punkt der Tagesordnung:Die letzten Ereignisse im Beruf" ergab eine Reihe von Beispielen dafür, daß die an- haltende Arbeitslosigkeit nicht selten Veranlassung gibt, Arbeiten zu so niedrigen Akkordpreisen anzunehmen, daß der übliche Tagelohn dabei nicht verdient werden kann. In mehreren derartigen Fällen wurde» durch das Eingreifen des Organisationsvertreters etwas bessere Preise beziehungsweise Lohngarantie erzielt. Kupferschmiede als Streikbrecher gesucht. Seit längerrer Zeit werden in bürgerlichen Zeitungenun- organisierte Kupferschmiede* gesucht. Ter von der Staatsanwaltschaft unauffindbare Herr K eil in g und sein Kompagnon Koch geben derartige Annoncen auf, um für Firmen, welche bestreikt werden, Arbeitswillige zu beschaffen. Die Herren annoncieren in ganz Deutschland schon wochenlang, uni die streikenden Kupferschmiede be« der Firma Schering, Chemische Fabrik auf Aktien, zu ersetzen. Dies ist bis jetzt nicht gelungen. Es wird jeder eingestellt, der einmal als Kupferschmied gelernt hat, selbst wenn die Lehre nur ein paar Monate gedauert hat. Ganz eigenartig benimmt sich die Firma Schering bei dieser Angelegenheit. Der Herr Ingenieur hält in der Mittagszeit, wenn er mit den Arbeitswilligen allein ist, Vortrag über die Bedeutung und Nützlichkeit des Vereins der Nichtorganisierten und rät ihnen, andere Namen anzunehmen, zum Beispiel: H e i d m a n n nennt sich Wagner, Körner nennt sich Weiland, P f l ü g e l nennt sich Fischer oder Müller. Wie kommt der Herr Ingenieur dazu, die Träger ehrlicher Namen indirekt zu verdächtigen, ihren im Kämpfe befindlichen Kollegen in den Rücken gefallen zu sein? Wir bitten nach wie vor, den Zuzug von den Betrieben fernzu- halten, auf keinen Fall aber auf die ständigen Annoncen in bürger- lichcn Zeitungen hineinzufalleil. Verband der Kupferschmiede. Filiale Berlin . Zur Bewegung der Fleischer. Ueber die Sperre, welche über den Fleischermeister Otto G a r b i s ch. Lange Straße 57, verhängt ist. regt sich dieAllgemeine Fleischerzeitung" aus. DieDunkel- männcr", die das herausgegebene Flugblatt geschrieben haben, sollen nach ihr vor die Schranken des Gerichts gezogen werden. Warum die Flugblattschrciber vor die Schranken gezogen werden sollen, verschweigt das Blatt wohlweislich. Was aus diesem Flug- blatt steht, ist die volle Wahrheit. G a r b i s ch war jahrelang, und zwar bis zur Eröffnung seines Geschäftes, Vorstandsmitglied des gelben Fleischergesellenbundes. In ihrer Zeitung stellten die gelben Führer die organisierten Arbeiter als Eckensteher und Faulenzer bin. Diese gelben Rausreißer sollten es aber dann auch ver- schmähen, die Groschen der organisierten Arbeiter entgegenzu- nehmen. Aber das ist durchaus nicht der �all. Herr Garbisch er- klärt, wie uns mitgeteilt wurde, lieber sein Geschäft schließen zu wollen, als den Tarif mit der Organisation abzuschließen. Das ist Die Polizei zeigt sich bei dieser Gelegenheit natürlich auch Ivicder von der bekannten Seite. Ein Fleischer, der nicht das ge- eiligste verschuldete, wurde verhaftet, so daß das Publikum fragte: Ja, was hat denn dieser Rann gemacht? Hat der gestohlen?" Einige andere Arbeiter, die in der Langen Straße, jedoch nicht vor dem Geschäft des Herrn Garbisch standeil luirgends, auch nicht vor dem Laden des Garbisch war ein Auflaufj, wurden durch An- drohung der Verhaftung gezwungen, weiterzugehen. Wenn unter solchen Umständen Aufläufe zustandekomme», sind nur die Schutz- leiite mit ihrem wenig geschickten Auftreten schuld daran. D i e T a r i f t o m m i s s i o n. Dcutkcbeä Reich. Einen Kampf gegen das Koalitiousrecht führt die Geschäfts- ntung der Tintenfabrik L e o n h a r d i in Loschwitz bei Dresden . Ten Herren Leitern, die alle stramme Militärvereinler sind, und die elegemlich auf den Kriegcrvereinssesten nicht genug über den erroriSmuS der sozialdemokratischen Arbeiterschaft zetern können, will eS nicht in den Kopf, daß die Organiiatio» auch in dem bisher vorwiegend schwarzen Betriebe, in welchem Rilitärvereinler und Mitglieder des evangelischen Arbeitervereins die Hauptrolle spielten, Fuß gesaßt hat. Flugs hat man den Plan gefaßt, jeden, der auch nur im Verdachte steht, dem Verband anzugehören, Gelegenheit zu Haben, darüber nachzudeuken, auf welcher Seite wirklicher Terrorismus geübt wird. Als im Fachorgan des Verbandes eine Notiz über schwere Mißstände erschien, entließ man die mutmaßlichen Verfasser derselben, deren Wiedereinstellung durch die sofort eingeleiteten Verhandlungen nicht erreicht werden konnte. Mittlerweile hat man weitere 4 Arbeiter und 2 Arbeiterinnen entlassen: weitere Kündigungen sind vorgesehen. Die Geschäfts- leitung lehnt jede Verhandlung brüst ab. erklärt aber den Leuten, die nach dem Grunde der Entlassung fragen, daß es die Folge der gewerkschaftlichen Betätigung sei. Die Firma Leonhard! stellt neben Tinten aller Art auch Farbbänder her. Wir bitten das zu beachten, und gegebenenfalls Erkundigungen im Verband der Fabrikarbeiter. Dresden , Ritzenbergstr. 6 III, einzuziehen. Arbetterfreundliche Blätter bitten wir um Abdruck. Hiislancl. Streik der städtischen Angestellte» in Leeds . Die städtischen Arbeiter von Leeds sind in den Ausstand ge- treten. Der Ausstand, der ganz plötzlich gekommen ist, droht einen großen Umfang anzunehmen. Bereits gestern kam es zwischen der Polizei und den Streikenden zu Zusammenstößen. Die in den Aus- stand getretenen Straßenbahnangestellten griffen die Straßenbahn- wagen an, die noch in Betrieb waren und jetzt von der Stadt- Verwaltung mit freiwilligen Führern, meistens Bureauangestellten, besetzt sind, die als Führer fungieren. Man sah u. a. einige Straßenbahnfübrer mit vornehmen Hüten und eleganten Kleidern. Auch von den drei Gasanstalten der Stadt liegen zwei voll- ständig still. In der dritten Gasfabrik arbeiten ebenfalls nur freiwillige, aus der Stadt fich meldende Kaufleute oder An- gestellte usw. Die Elektrizitätswerke können auch nur durch Einstellung Freiwilliger in Betrieb erhalten werden. Die Polizeimacht ist lehr verstärkt worden, da man glaubt, daß die Streitenden die Freiwilligen und Streikbrecher angreifen wollen. Die Stadtverwaltung hat mitgeteilt, daß sie absolut nicht nachgeben werde. Sie ist vielmehr damit beschäftigt, andere Arbeiter von aus- wärts heranzuziehen. Infolge des Mangels an Gas herrscht in vielen Häusern fast vollständige Dunkelheit. Um einigermaßen Licht zu schaffen, behalf man sich mit Kerzenlicht. Ein einziges Geschäft verkaufte in der Zeit von einer Stunde den gesamten Vorrat an Kerzen, annähernd 15 000 Stück. Da serner vielfach wegen Mangels au Gas nicht gekocht werden konnte, so hoben sich die meisten Leute mit Spirituskochern versehen. Es macht sich auch bereits Mangel an Spirituskochern und Brennspiritus bemerkbar. Ein Streik von Strafgefangenen. Wie aus Petersburg gemeldet wird, ist in I r k u t s k unter den Häftlingen des Strasgefängnisses ein Streik ausgebrochen, wie er auch in Rußland noch nicht dagewesen ist. 250 Mann, die in den Werkstätten arbeiteten, traten wegen schlechter Behandlung eines Sträflings durch die Aufseher in den Ausstand. Ein Teil der Streikenden hungert. Es wurde die Polizei requiriert, die eine körperliche Züchtigung aller feiernden Straf- l i n g e in Aussicht stellte, jedoch ohne Erfolg. Der Gouverneur fragte im Ministerium an, welche Zwangsmaßrcgcln er er- greifen soll.____________ BUrtfcHaftDcHer Ascheiibeiichl. Dividendenrückgang einer Großbank. Von allen Aktienunternehmungen find die Großbanken am wenigsten Schwankungen der Rentabilität ausgesetzt. Die Höhe der« von ihnen gezahlten Dividenden ändert sich von Jahr zu Jahr durchschnittlich so wenig, daß die Aktien dieser Unternehmungen fast den Charakter von festverzinslichen Wert- papieren annehmen. Da auch die Kurse der Großbank- Aktien wenig zu schwanken pflegen, sind von dem Besitzer solcher Aktien auch beim Verkauf keine nennenswerten Verluste oder Ge- Winne zu erwarten. Der Besitz einer Großbank-Aktie bietet im allgemeinen dieselbe Sicherheit auf eine gleichbleibende Verzinsung, wie die Hergäbe von Depositen(Spareinlagen) an die Depositen- Abteilung einer Großbank; bekanntlich ist eine Spareinlage bei einer Großbank eine ebenso sichere Kapitalsanlage, wie die Einlage bei der öffentlichen Sparkasse oder der Erwerb von Reichs- und Kommunalpapieren. Was die Rentabilität von Grotzbank-Akticn anbetrifft, so geht sie mehr noch als bei großen industriellen Unter­nehmungen stets parallel mit der«landesüblichen" Verzinsung, dem allgemeinen Zinssatz. Die tatsächliche Verzinsung(das Ver- hältnis von Kurs und Twidende) deckt sich fast immer vollkommen mit dem ofjizicllen Zinssatz der Reichsbank. Tie gewaltigen Kapitalsansammlungen, wie sie in dem Aktienkapital, den Re- serven und den Depositen(Einlagen von Sparern) vorliegen, bieten ein solches Risiko gegen Verluste und sichern den Großbanken eine solche Herrschaft im Wirtschaftsleben, daß selbst größere Verluste die den Aktionären gewährte Dividende nicht zu schmälern pflegen. Die Aufstellung des Gewinnes und die Bemessung der Dividende geschieht allerdings bei den Großbanken stets so vorsichtig, daß jährlich große innere Rücklagen gemacht und stille Reserven ange- legt werden können. Diese heimlichen Reservefonds dienen dann bei Bedarf zur Deckung von Verlusten. Um nur eins der be- kanntesten Beispiele dafür zu wiederholen: im vergangenen Jahre schrieb die Deutsche Bank für Terrain-Beteiligungen fünf Millio- neu ab, ohne daß diese Verluste auch nur in der Bilanz in Er- scheinung traten. Selbst den Schwankungen der Konjunktur ver- mögen die Großbanken noch besser standzuhalten, als die großen Unternehmungen der Schwerindustrie. Ein Montanwerk kann in stillen Jahren seinen Betrieb nicht beliebig einschränken; es bleibt immer an technische Anlagen gebunden. Die Finanzoperationen einer Großbank kennen solche betriebstechnischen Einschränkungen, die immer Verluste mit sich bringen, nicht. Selbst in und nach Krisenjahren geht die Dividende von Großbanken selten zurück. Eine Sonderstellung hinsichtlich der Rentabilität unter den Großbanken nimmt seit einigen Jähren der A. S ch a a f f- hausensche Bankverein(Köln -Berlin ) ein. Der Schaaff- hausensche Bankverein wurde 1848, durch Uunvandlung eines Kölner Privatbankhauscs in ein« Aktiengesellschaft, gegründet und war zu- gleich die erste in Preußen konzessionierte Privatbank ohne Noten- ausgäbe. Schaaffhausen pflegt besondere Beziehungen zur rheinischen Industrie und hat erst spät(im Jahre 1891) durch eine Zweigniederlassung in Berlin ihre Geschäftstätigkeit über das ursprüngliche Gebiet hinaus in Mitteldeutschland erweitert. Diese Ausdehnung ist dem Bankverein aber nicht dauernd von Vorteil gewesen. Gerade durch die Teilnahme am Berliner Bau-Hypo- theken- und Terraiugeschäft sind ihm in den letzten Jahren erhebliche Verluste entstanden. Von 1904 bis 1909 unterhielt der Bankverein mit der Dresdner Bank eine Interessengemeinschaft, nach der die Geschäfte beider Institute gemeinsam geführt und die erzielten Reingewinne im Verhältnis des jeweiligen Atlien- und Reserve- kapitals geteilt wurden. Die Trennung von der Dresdner Bank scheint auf die Lage deS SchasfHausenschen Bankvereins ebenfalls ungünstig eingewirkt zu haben. In den letzten Jahren hat dann die Krisis auf dem Berliner Baumarkt, an dem der Bankverein durch Finanzierung zahlreicher Bau- und Terraingeschäfte beteiligt ist, dem Bankverein große Verluste gebracht. Im Jahre 1£>11 hatte der Bank­verein IVi Proz. Dividende gezahlt. Im folgenden Jahre mußte er diesen Satz auf 5 Proz. ermäßigen. Ende 1912 war der Kurs der Aktien auf 114 gefallen gegen 136 im Jahre 1911 und 142 im Jahre 1910. Zurzeit haben die Aktien nur einen Kurs von 102. Obgleich der Bankverein im Jahre 1912 auf Berliner Grund- stücksgeschästc etwa 2 Millionen Mark hatte abschreiben müssen, sieht er sich in diesem Jähre zu neuen buchmäßigen Herabsetzungen seiner Anlagewerte gezwungen. Etiva 13 Vi Millionen werden diesmal die Abschreibungen erfordern. Ein Spezialreservefonds in Höhe von mehr als 9 Millionen Mark soll für diesen Zweck völlig aufgebraucht werden. Ferner wird die Dividende um weitere 2 Proz. auf 3 Proz. herabgesetzt werden, was bei einem Aftienkapital von 145 Millionen für die Aktionäre einen Minderertrag von 2,9 Millio- neu bedeutet. Die Abschreibungen werden so hoch bemessen, daß es sich nicht nur um eine Abstoßung der Terrainbeteiligungen handeln kann. Vielmehr scheint die Verwaltung die Absicht zu haben, eine allgemeine innere Festigung des Unternehmens vor- zunehmen. Die Abschreibungen sollen zumeist in dem KontoUn- notierte Werte" vorgenommen werden, worin sich zahlreiche in- dustrielle Papiere befinden. Welche einzelne Posten die Ver- waltung dabei entlasten will, wird allerdings nicht bekanntgegeben. Nach dem letzten Jahresbericht hatte der Bankverein unter seinen Aktiven einen Bestand von über 22 Millionen Mark umrotierten, d. h. nicht kurSgängigen, Wertpapieren. Bei den übrigen Groß- banken mag der Besitz an solchen Papieren nicht geringer sein, aber dort ist er schon früher stark abgeschrieben worden. Der Bank- verein hat dagegen diese Papiere wahrscheinlich bisher zum An- kaufswert in die Bilanz eingestellt. Ein Konjunkturrückgang wirkt nun gerade auf die kleieren Unternehmungen, deren Aktien nicht zum Börsenhandel zugelassen sind, ungünstig ein. So haben im laufenden Jahre die Anteile(Kuxe) von Bergwerksunternehmun- gen eine starke Entwertung erfahren. Auch die zum Börsenhandel zugelassenen Papiere, deren Kurse offiziell notiert werden, haben bekanntlich seit der Eröffnung des LalkankriegeS einen starken Kursdruck erlitten. Die Verwaltung des Bankvereins scheint die Absicht zu haben, nicht nur eine innere Reinigung ihrer Konten vorzunehmen, sondern auch die Geschäftstätigkeit enger zu begrenzen. Es verlautet, daß der Bankverein sich mehr auf die rein dank- technische Tätigkeit zurückziehen will. Ohne das Berliner Gebiet ganz aufzugeben, ist doch geplant, wieder das Arbeitsfeld im Rhein . land zu bevorzugen. Bei der Veröffentlichung des Geschäftsberichts für 1913 im nächsten Frühjahr werden sich aus den textlichen Mitteilungen und der Bilanzaufstellung weitere Angaben über die Gründe und die Einzelheiten des finanziellen Rückgangs machen lassen. Daß eine Großbank, die in Deutschland an fünfter Stelle steht, innerhalb von zwei Jahren eine Dividendcnreduktion um 4Vi Proz. lvon 7 Vi auf 3 Proz.) vornimmt, ist jedenfalls ein außergewöhnlicher Vorgang, der der Verwaltung Veranlassung geben sollte, der Oeffentlichkeit weitgehendere Auskunft zu geben, als die Geschäfts­berichte es zu tun pflegen. Iiigencibewegiiiig. Polizetkampf gegen die pommersche Jugendbewegung. Der pommersche BezirkSjugendauSfchuß hatte in den letzte» Tagen in mehreren Orten der Provinz Jugendagitationsversamm- lungen veranstaltet, in denen über die wah/en und falschen Freunde der Arbeiterjugend gesprochen werden sollte. Fast in allen Orten hatten die Gegner zur gleichen Zeitnationale" Jugendversamm- lungen einberufen oder durch andere Veranstaltungen versucht, die jungen Leute von den Arbeiterjugendversa-mmlungen fernzuhalten. Wo ihnen dies nicht recht gelang, versuchten sie die letzteren durch Polizeigewalt auseinander zu sprengen. In Torgelow war die Polizeimqcht deS Ortes, geführt von dem Amtsvorsteher, voll- zählia zur Jugendversammlung anmarschiert. Schon vor Beginn der Versammlung erklärte der Amlsvorsteher, daß er dieselbe eigent- lich sür eine politische halte, da Einberufer und Redner Sozial- demokraten seien. Und als der Redner nun im Verlaus seiner Ausführungen das Gesetz zum Schutze jugendlicher Arbeiter kurz und völlig uukrilisch streifte, erklärte der Herr die Versammlung für eine politische und verlangte die Entfernung der Jugendlichen. Schnell gefaßt, berief der Vorsitzende sür die nächsten 10 Minuten eine neue unpolitische Jugendversammlung ein, und, da der Amts- Vorsteher selbst demonstriert hatte, wo die falschen Freunde der Arbeiterjugend sitzen, zeigte der Referent nun den kulturellen Wert der Arbeiterjugendbewegung und gewann so die Erschienenen für seine Sache. In S t o l p, wo man erst in diesen Tagen für dienationale" Jugendbewegung eine laufende Ausgabe von 1500 M. in den Stadt» etat einstellte, hatte man ebenfalls ein starkes Polizeiaufgebot gegen die Arbeiterjugendversammlung aufgeboten. Fünf Pickelhauben zählte man im Versammlungslokal, mehrer« standen vor dessen Eingängen und eine naheliegende Restauration schien zu einer fliegenden Polizeiwache umgewandelt. Das ließ vermuten, daß die Polizei etwas im Schilde führte. Und in der Tat; als dem Referenten das Wort erteilt werden sollte, erhob sich der Ueber- wachende und verkündete, daß seine vorgesetzte Behörde die Ver- sammluna als eine politische betrachte und die Entfernung der Jugendlichen verlange. Einige Genossen eilten zum Ersten Bürger- mcister, um eine Aushebung der ungesetzlichen Polizeimaßregel zu erlangen, der aber saß an seinem Stammtisch und war deshalb für die Interpellanten nicht zu sprechen. Als nun die erwachsenen Arbeiter sich mit ihren Kindern und deren Freunden um die Tische gruppierten, um mit ihnen zwanglose Unterhaltung zu führen, wurden die verfügbaren Polizeimannschasten in den Saal gerufen und dieser zwangsweise geräumt. Und als sich in den Nestau- rationsräumen des Lokals ein paar erwachsene Arbeiter mit Jugendlichen zusammensetzten, pflanzten sich hinter ihnen die Pickelhauben auf, damit nur ja nichts UmstürzlerischcS verabredet werde. So bewies die Stolper Polizeibehörde den Arbeitern, daß sie mit brutaler Macht in ihre Erziehungsrechte eingreift, als feien sie moralisch minderwertige Personen. Derartiges Vorgehen erbittert aber die Alten ebenso wie die Jungen, und so wird auch in Pommern diese brutale Unter- drückungspolitik gegen die Arbeiterjugendbewegung gerade das Gegenteil von dem gewollten Zweck erreichenl