Br. 336. 30. Jahrgang 1. Beilage des„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.. Sonntag, 21. Dezember 1913.
Zur Beachtung
für
Bibliotheken, Vereine, Gewerkschaften etc.
Auf mehrfachen Wunsch wird vom 1. Januar 1914 eine Anzahl Exemplare des
,, Vorwärts" auf holzfreiem Papier
gedruckt.
Bibliotheken, Vereine, Gewerkschaften, Arbeiterfekretariate 2c., welche den Vorwärts" in kompletten Jahrgängen sammeln, haben also Gelegenheit, solche auf dauerhaftem und befferem Papier gedruckte Exemplare zu beziehen.
Der Preis für diese Ausgabe beträgt 2 Mark pro Monat. Die Expedition wird dann jeweilen am Schlusse eines Monats oder Quartals die bestellten Exemplare komplett an den Auftraggeber übersenden. Bestellungen erbitten wir direkt an die Expedition bis spätestens 29. Dezember d. J. zu richten. Expedition des Vorwärts".
Libertas: Baffen wir jene in Frieden, die anderer Mei- erhöhung im Jahre 1911 erfolgt sei, vor Ende 1914 tönne an eine
nung sind.
Was anderswo past, paßt barum noch nicht für uns.
In omnibus caritas: Es ist mir in diesen Tagen eingefallen, was der selige Mallinckrodt auf seinem Sterbebett im Fieberwahn ausgerufen hat:„ Sollten denn Christen sich untereinander nicht verständigen können! Jch beantrage ernstlich, daß die Diskussion geschlossen wird."
Erhöhung nicht herangetreten werden. Die damalige Erhöhung betrug pro Stunde 2 Pf. Auf diese Erhöhung mußten die Arbeiter aber drei Jahre warten. Auch eine Aenderung des Wahlmodus zu dem Arbeiterausschuß wünschen die Arbeiter. Sie wollen sich ein Mitbeschließungsrecht bei Regelung ihrer Lohn- und Arbeitsverhält nisse durch den Arbeiterausschuß sichern. Alle Wünsche der Arbeiter hat die Stadtverwaltung abgelehnt bis auf einen untergeordneten. Der Oberbürgermeister stellte sich auf den Standpunkt, daß der Arbeiterausschuß lediglich eine Wohlfahrtseinrichtung sein sollte.
Streifjustiz.
Diese Rede wurde selbstverständlich von den Arbeiter vereinlern, die ja in der Kölner Diözese so gut wie alle auf dem Boden der Kölner Richtung und dem der christlichen Gewerkschaften stehen, mit stürmischem Jubel aufgenommen, und Das Schöffengericht in Nordenham verurteilte am Donnerstag der Diözesanpräses Dr. Müller hat sicher die Stimmung den Eisenhobler Lemte wegen Beleidigung eines Arbeitswilligen zu richtig getroffen, wenn er dem Kirchenfürften antwortete: 70 M. Geldstrafe oder 14 Tagen Gefängnis. Der Angellager un Ein recht erlösendes Wort haben Sie, hochwürdig- der Schloffer Himmler als Zeuge bestritten die angebliche Beleidi ster Herr, gesprochen bezüglich einer recht brennenden ünden auf sozialdemokratischem Boden und seien nicht ohne weiteres gung. Der Amtsanwalt meinte, der Angeklagte und der Beuge Frage." glaubwürdig; gegen den Zeugen würde er ein Verfahren wegen Die Schwenkung des Kölner Erzbischofs, der bis zu dem Meineides beantragen. Das schönste an der Geschichte ist nun, daß Antritt seines Amtes in Köln beſtimmt zu den scharfen Lemke gar kein Sozialdemokrat oder freier Gewerkschafter ist, sondern Gegnern des Kölner Zentrums und der christlichen Ge- dem Hirsch- Dunderschen Maschinenbauerverband angehört. Hoffentwerkschaften gehörte, kommt überraschend. Noch vor knapp lich schreiben sich die Hirsche diesen Fall ins Gedächtnis und er acht Wochen hat der Kölner Erzbischof v. Hartmann in Effen fennen daraus, daß es bei dem famofen Arbeitswilligenschuß auch eine Rede gehalten, die im starken Gegensatz zu seiner neuesten gegen fie geht und sie daher bei ihrem Schimpfen über jozialdemokratischen Terrorismus" etwas vorsichtiger sein müssen. Ansprache steht.
Scharfmacher und Arbeitslosenversicherung.
Zwischen den Beilen seiner neuesten Rölner Rede ist allerdings zu lesen, daß er auch jetzt nur widerwillig die christlichen Gewerkschaften als eine einmal gegebene TatIn einer Besprechung der Arbeitslosigkeitsdebatte des Reichssache hinnimmt. Wie er zugibt, duldet er sie nur deshalb, tags beweist„ Der Arbeitgeber" eine souveräne Verachtung des weil sonst die größte Verwirrung" angerichtet werden Barlamentarismus. Unser Genosse Silberschmidt, der dic Gewerkschaftliches. würde. Was vor dieser Rede hinter den Kulissen des fleri- Interpellation begründet hat, wird fonsequent als Referent" be. Der Kölner Erzbischof zur Gewerkschaftsfrage. falen Verwandlungskabinetts vorgegangen ist, bleibt natür- zeichnet, was es bekanntlich nur bei Vorlagen oder Anträgen gibt, Der Kölner Erzbischof zur Gewerkschaftsfrage. lich profanen Augen vorerst verborgen. Deutlich wird nur fann auch blanke Unwissenheit sein. Wichtiger ist, daß Staatsdie bereits eine Kommissionsberatung passiert haben. Just an dem Tage, an dem vor dem Kölner Schöffen- das eine, daß in der Kölner Diözese die christlichen Gewerk- jetretär Delbrüd in dem Artikel ein volles Lob für seine ab. gericht der große Prozeß um die Gewerkschaftsenzyklika des schaften auf dem Umwege über die katholischen lehnende Haltung und für seine Behauptung erntet, daß Zuschüsse Bapstes begann, veröffentlicht die Kölnische Volkszeitung" Arbeiterbereine an die Kette Roms gefesselt werden an die Gewerkschaften für Arbeitslosenunterstüßung die Gelder ( Nr. 1099) eine hochbedeutsame Kundgebung des Kölner Erz- sollen. Ein Nachgeben des Papstes liegt darin nicht, mur die für Kampfzwede freimachen würden. Dann werden die gewerkbischofs zur Gewerkschaftsfrage. Der Kirchenfürst erschien am Erlaubnis zu einer anderen Methode.
18. Dezember auf der Generalversammlung der Präsides der fatholischen Arbeiter- und Knappenvereine der Erzdiözese, wo er unter anderem sagte:
Der Vertrauensmann der Tabalarbeiter.
Meine lieben berehrten Herren! Sie leiten die ArbeiterZur Tarifbewegung der Tabalarbeiter. vereine im Namen und Auftrage der Kirche, die Ihnen für die Die roten Platate mit der Unterschrift with. Tscheuschner Zeitung eine besondere Sendung gibt. Daraus folgt, daß Sie sind zur Ausgabe gelangt. Nur wer im Besitz des roten Plakats ist die Arbeitervereine auch im Geist und nach den Vorschriften, hat den Tarif der Tabatarbeiter anerkannt. Das grüne Plakat ist nach den Anschauungen und Anweisungen unserer hl. Kirche ungültig. leiten müssen. Und ich bin fest überzeugt, daß Sie alle diesen Arbeiter! Parteigenossen! Uebt Solidarität! Deckt Euren Bedarf Willen haben. Ein bestimmtes Gebiet der tirchlichen Anschauun- dort, wo die roten Plakate aushängen. Siehe auch Veröffentlichung gen hat der Heilige Vater berührt in der Enzyklika Singulari im Inseratenteil. quadam. Er hat dort die Vereinigungen für wirtschaftliche Hebung des Arbeiterstandes auf konfessioneller Grundlage be= vorzugt. Allein im Westen Deutschlands sind einmal die Arbeiter intertonfessionell organisiert, und wir würden die größte Ver wirrung anrichten, wenn wir gegen diesen tatsächlichen Bestand angehen wollten. Darum hat der Heilige Bater ausdrücklich gestattet, daß die katholischen Arbeiter diesen intertonfessionellen Vereinigungen beitreten tönnen, und gegenüber der Tatsache, daß 800 000 katholische Arbeiter den sozialdemokratischen Organisationen angehören, haben wir die Pflicht, unter unseren Verhältnissen die christlichen Gewerkschaften zu fördern und zu pflegen.
Dabei haben wir aber die andere Pflicht, nun auch das zu tun, was der Heilige Vater in derselben Enzyklika uns allen eingeprägt hat: Dafür zu sorgen, daß die in den christlichen Gewerkschaften organisierten Ar beiter ben katholischen Arbeitervereinen an gehören.
Daraus ersehen wir, daß, wenn wir die Vorschriften des Heiligen Vaters befolgen wollen und das müssen wir, daß wir dann alles aufbieten müssen, um hier Wandel zu schaffen und dafür zu sorgen, daß in größerem Maße die in den christlichen Gewerkschaften organisierten Katholiken den katholischen Arbeitervereinen beitreten. Wir wollen doch alle dem Waterber Christenheit folgen und sorgen helfen, daß seine Wünsche erfüllt werden.
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Kleines feuilleton
Die Preisaufgabe". Der Goethebund will eine allgemeine Preisaufgabe ausschreiben, mit dem Thema: Wie kann außerhalb der politischen und wirtschaftlichen Aktionen und Gesetze der Klaffengegenfab zwischen den bemittelten und unbemittelten Schichten gemildert werden?
Achtung, Friseurgehilfen! Tariflich geregelt find die Verhältnisse bei Preuß. Gubener Straße 48; öbler, Mügener Straße 16; Frommer, Aderstr. 68. Das Tarifverhältnis ist aufgelöst bei roll und Plew, Veteranenstr. 6 und 23. Verband der Friseurgehilfen.
Aus dem Fleischergewerbe. Die Neuköllner Firmen Rasch unte, Sobrechtstr. 92; Schlegel, Thüringer Str. 38; Mummert, Hermannstr. 46; Schwarz, Kaiser- Friedrichstraße; Wonidy. Wipperstr. 20; Sahrmann, Jägerstr. 70, und Greiling , Kottbuser Damm 7, haben bis zum heutigen Tage die tarifliche Regelung abgelehnt.
Diese Geschäfte bleiben somit gesperrt. Zwischen der Firma Otto Garbisch, Langeftr. 57, und dem Bentralverband der Fleischer fam eine Einigung zustande. Die Differenz ist somit beigelegt.
Die Tariftommission der organisierten Fleischergefellen.
Deutfches Reich.
Die städtischen Arbeiter in 8ittau haben die dortige Stadtverwaltung abermals ersucht, ihnen vom nächsten Jahre an eine Lohnerhöhung zukommen zu lassen. Vor kurzem hatte man bereits dasselbe Gesuch mit dem Bemerfen abgelehnt, daß die letzte Lohn
Das ist auch eine Art, um diese schöne Preisaufgabe zu lösen! Werft sämtliche Autoritäten" und" Respekte" aus dem morschen Gesellschaftsschiff mit Ausnahme der drei: Arbeit, Pflichterfüllung, Leistung!
Aber da graut euch wohl, ihr Gebildeten und Besitzenden? Da scheinen euch wohl ehrwürdige„ Kulturgüter" in die Binsen zu gehen? Jhr werdet lieber schöne, groß flingende Sprüche machen und Wohltätigkeitsfeste veranstalten, vermute ich.
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eine Größe ein Gewicht Gymnas Volks Diffe- Gymna Volkss siasten schüler fiaften
Diffe
cm
cm
renz cm
Schüler
renz
kg
kg
kg
6 118,8
113,6
4,7
22,3
20,1
2,2
8 127,3
121,4
5,9
26,2
23,3
2,9
10
135,7
130,9
4,8
30,6
27,6
3,0
14
145,4 156,0
132,7
5,7
37,1
32,9
4,2
146,6
9,4
51,7
37,5
8,6
121
2234
0639
Mag sein, daß dahinter nichts als weltfremde Schöngeisterei Größe und Gewicht bei reichen und armen Schulkindern. Ueber steckt, die durch diese Aufgabe die berühmten Probleme der Quadra- die Wachstumsunterschiede armer und wohlfituierter Schulkinder Eine der intertur des Streifes und des Perpetuum mobile modern auffrischen liegen eine ganze Anzahl Untersuchungen vor. will. Trotzdem scheint diese merkwürdige Preisaufgabe nicht ganz essantesten ist die von Riez an Kindern der Berliner Gymnasien zwecklos und unnüß zu sein, wenn sie mit einem rücksichtslos und Volksschulen vorgenommene, weil sie neben der Größe auch ehrlichen und furchtlosen Willen angegriffen wird. das Gewicht berücksichtigt und beides in Beziehung zu einander setzt. Gewiß, der Klaffengegensab tann nur durch die Aufhebung Es hatten demnach durchschnittlich in der Klassen behoben werden. Aber ebenso gewiß ist, daß allerlei finnlose und rein gefühlsmäßige kränkende Kleinigkeiten vermieden werden können. Das ist wenig, und mehr dürfte bei noch so tiefgründiger und philosophischer Behandlung jenes Diskutierter themas nicht herauskommen. Aber es wäre immerhin mehr als nichts. Also bitte heran, ihr, die ihr die Gebildeten und die Befizenden feid! Es fängt bei ganz unscheinbaren Aeußerlichkeiten an. Werft alles das beiseite, was ein Mehr an Geld, an Griverb sofort in ein Mehr an menschlicher Geltung umzulügen sucht. Breist eure Schlemmerwohnungen nicht, den Augen aller Die Unterschiede sind ganz enorm. Sie wachsen von 4,7 Bentiarmen Teufel höhnisch sichtbar, als hochherrschaftlich" an. meter und 2,2 Kilogramm im ersten Schuljahre auf 9,4 gentimeter Nagelt nicht an eure Türen das Schild:" Aufgang nur für Herr- und 8,6 Kilogramm im 8. Jahre. Während der 14jährige Gymnasiast schaften." Schreibt fachlich:" Eingang für Lieferanten." Das ver- 92 Pfund im Durchschnitt schwer ist, wiegt der gleichaltrige Boltslebt niemanden. Wehrt euch dagegen, daß man vom Wartesaal schüler nur 75 Pfund. Auch wenn man das Gewicht pro Zentimeter bis zum Abort die preußische Einteilung nach erster, zweiter, Größe feststellt, fällt die Nechnung ganz gewaltig zugunsten des dritter und vierter Klasse stabiliert. Die Mittellosigkeit der höheren Schülers aus. Aber auch in jeder anderen körperlichen Beziehung sind die Massen schüßt den Wohlhabenden sicher genug davor, daß er furchtbarer Gedanke! wirklich einmal mit einem Proleten" reichen Kinder den armen überlegen, wie Niceforo festgestellt hat, so ohne Faltenhemd am selben Tisch ein Glas Bier trinten muß. in bezug auf Brustumfang, Ausdehnungsinder, Lungenftärte, KörperWeist den stumpffinnigen Knechtsfinn vieler Beamten zurüd, die fraft, Stopfumfang, Stirnhöhe, wahrscheinliches Hirngewicht. Aus bor jedem blanken Zylinder, vor jeder bunten Forstuniform mit den drei legtgenannten Faktoren ergibt sich aber auch die geistige Büdlingen die Türen aufreißen, aber wie die Klöße stehen, wenn Ueberlegenheit. Aus den Untersuchungen Baherthals ergibt sich, daß eine Frau aus dem Volke hilflos in das Abteil„ bierter Slafe" gute geistige Fähigkeiten häufig bei großen, felten bei fleinen und Die bei der Geburt flettert. Laßt es euch nicht gefallen, daß die Straßenbahn- und niemals bei kleinsten Köpfen vorkommen. Omnibusangestellten euch bevorzugen, weil ihr nach Trinkgeld vielleicht in ebenso hohem Maße wie bei den reichen Kindern vorriecht, während der von der Tagesarbeit müde Arbeiter volks- bandene Intelligenz der armen Kinder verkümmert also infolge tümlich" zurückgewiesen wird. mangelhafter Pflege und Ernährung des Proletariersprößlings. Unsere heutige widersinnige Gesellschaftsordnung beraubt so die Menschheit ununterbrochen einer Fülle der wertvollsten Intelligenzen.
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Seht im Menschen immer nur den Menschen! Macht Unterschiede nur nach der Leistung und nicht nach dem Rock, dem Titel, ber Tradition". Auch euer Mehr an" Bildung" dankt ihr nur eurem Mehr an Geld! Vergeßt das nicht! Achtet jede Arbeit gleich, welcher et sie auch sei. Versucht einmal die Selbstver ständlichkeit zu begreifen, daß ein Minister und ein Straßen. tebrer nichts voreinander voraus haben, wenn beide ihre Biligt tun
Die kleine Welt am Telephon. Der„ Cines"-Palast am 800 hat fich eine reizende Varieténummer zugelegt. Sie heißt:" Besetzt! Bitte später..." und ist so geschickt und liebenswürdig aufgemacht, daß man sich ordentlich freut, amischen mäßigen Films und ande ren Dummheiten mal ipfeber etwas Gutes zu sehen.
Aber das
schaftlichen Arbeitslosengählungen als wertlos erklärt, weil sie die Arbeitslosenziffer möglichst hoch erscheinen lassen wollen, um sie politisch und gewerkschaftlich in gehöriger Weise ausbeuten zu kön nen"! Zum Beweise dafür wird behauptet, daß die Gewerkschaften 1909 in Halle als Arbeitslose auch Dirnen, Buhälter, entwichene Fürsorgezöglinge, Gelegenheitsarbeiter, Invalide und Pensionäre usw. gezählt hätten! Schließlich wird den Gewerkschaften auch noch nachgesagt, daß fie für ihre Arbeitslosen nicht viel täten. Und dies, nachdem Abgeordneter Brandes im Reichstag mitgeteilt hatte, daß die Ortsgruppe Berlin des Metallarbeiterverbandes allein in diesem Jahre schon an 700 000 m. für ihre Arbeitslosen aufgebracht hat! Nach solchen Proben aus dem Leitartikel bes Dr. Wagner wirkt dies nicht erstaunlich, daß in den„ Stimmen aus der Industrie zur Arbeitslosenversicherung" fonstatiert(!) wird, daß die Forderung nach der Arbeitslosenversicherung aus der sozial. demokratischen Theorie vom Staatszwed resultiere, wonach der Staat den Zweck habe, sich selbst zugrunde zu richten, um einem utopistischen, nicht einmal staats ähnlichen Gebilde Platz zu machen. Was soll man dazu sagen? Ist das auch das Ziel der christlichen Gewerkschaftler oder der bürgerlichen, oft politisch konservativen Sozialreformer, die die Arbeitslosenversicherung fordern?!
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Husland.
Amerikanischer Gewerkschaftskongres.
In Seattle , der Metropole de ,, ferntvestlichen Washington , fand in den Tagen vom 8. bis 22. November die 32. Jahresfonvention der American Federation of Labor" statt, die sich aber leider nur deshalb in den radikalen Westen" begeben hatte, um dafür um so nachdrücklicher darzutun, daß sie nach wie vor im Fahrwasser des alten, fonservativen Trade Unionismus schwimmt. Der Kongreß brachte der Sache des inneren Fortschritts der amerikanischen Arbeiterbewegung keinerlei Gewinn und unterschied sich in keiner Weise wesentlich von den voraufgegangenen Tagungen mit ihrer zweiwöchigen Verhandlungsdauer und der Dürftigkeit ihres positiven Ertrages, man müßte denn das Besondere des eben beendigten Arbeiterparlamentes in der auffälligen Passivität des radikalen Gewerkschaftselementes sehen wollen. Samuel Gompers
Der Vorhang geht auf und es flingelt, flingelt. Vorn, hinten, Die rechts, links, weiche und scharfe Klingeln, hohe und tiefe Bühne ist ganz dunkel, nur vorn an einem beleuchteten Tisch sitzt eine Dame vom Telephonamt und hält Männerreden. T'is reine weg, als ob man bloß für die Teilnehmer da ist!" Und auf einmal springt ein heller, viereckiger Lichtfleck in das Dunkel, der kleine Ausschnitt eines Zimmers erscheint, und Herr Veilchenstein lümmelt sich behaglich auf einem Stuhl und versucht, Anschlüsse zu bekommen. Es gibt die berühmten ergözlichen Dialoge und plötzlich ist Herr Veilchenstein wie ein Spuk verschwunden, die Bühne ist trieder schwarz, Monolog der Telephonistin, und an einer ganz anderen Gde erscheint eine kleine Telepohnzelle mit einem reizend eiligen Reporter, der mal eben schnell was nach Köln hinübergeben muß.( Er wird natürlich mit Neukölln verbunden.) Und nun geht es Schlag auf Schlag: die Gattin, die göttliche, erscheint und ebenso die Geliebte des Herrn Veilchenstein, hingegossen auf einen Diwan, und noch eine Telephonistin und ein Mann, der zwischen kräftigen Schlucken aus einem Weißbierglas nach der Müllabfuhrgesellschaft verlangt, und der Liebhaber der göttlichen Gattin... alle, alle.
Diese Jdee wuchs über den bloßen Scherz der falschen Verbindungen beinahe zu Ausschnitten aus allerlei Menschenleben. Es find wahrhaftige fleine Gefühlsausschnitte: denn merkwürdigerweise gebraucht der gewandte Großstädter beim Telephonieren eine Mimit, die die Abwesenheit des anderen Teiles einfach ignoriert. Dazwischen ein paar gute Wize: echt Berliner Schnoddrigkeiten. Einer will sich bei der Aufsicht beschweren, worauf das Amt jebüldt und spitzen Mundes die gewünschte Aufsicht markiert. Am Schluß fchreien, toben, reden alle Anschlußnummern durcheinander.
Humor und Satire. Heinrich Heine
spricht in Frankfurt aus dem Steine: Bin ich der Heinrich Heine Auf offnem Play dahier?! Wie neu ich mir erscheine! Wie wunderlich ist mir! ch fühl mich ja ergriffen, Ich fühl mich ja gerührt Nur etwas abgeschliffen Und wie noch nie poliert.
Und daß man's mir gestatte Auch scheint mir's andrerseits: Daß ich kein Denkmal hatte, War doch ein eigner Neiz!
Nun steb ich auf dem Blaze Als wie vom Geist umhaucht, Und bin doch manchem Spage Der Zielpunkt, den er braucht. Doch kommt wohl Zeit, kommt Regen Und wäscht mich blank und rein... Es muß wohl doch ein Segen Um so ein Denkmal sein!
( Jugend),