Nr. 338.
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OS
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1983.
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und die Miliz. Während der vor kurzem veröffentlichte Briefwechsel von Karl Marr und Friedrich Engels der kämpfenden Arbeiterklasse eine schier überquellende Fülle von Belehrung und Anregung bietet, bringt er auch der bürgerlichen Welt wenigstens einen Gewinnst. Als süße Rosine hat nämlich das Berliner Tageblatt" aus den vier dicken Bänden eine einzige Briefstelle herausgeklaubt, in der Engels den Milizgedanken in Grund und Boden zu verdammen scheint. Sie stammt aus einem Schreiben vom 16. Januar 1868 und " Der amerikanische Krieg- Miliz auf beiden Seiten beweist nichts, als daß das Miliz system ganz unerhörte Opfer an Geld und Menschen to stet, weil eben die Organisation nur auf dem Papier besteht. Wie wäre es den Yankees gegangen, wenn sie statt der südlichen Milizen ein festes Heer von ein paar hunderttausend Mann sich gegenüber gehabt hätten? Ehe der Norden sich organisierte, wären diese in New York und Boston gewesen und hätten mit Hilfe der Demokraten den Frieden diktiert, wo dann der Westen hätte Sezession spielen tönnen. Der Kerl ist gut, wenn er sagt, die Hauptsache seien gute Offiziere und das Vertrauen der Leute in die Offiziere, was beides beim Milizsystem ja gar nicht zu er schwingen ist! Was den Leuten beim Milizwesen überall im. poniert, ist die große Masse der Leute, die man auf einmal bekommt, und die verhältnismäßige Leichtigkeit, die Leute auszubilden, besonders vor dem Feind. Das letztere ist aber nichts Neues, der alte Napoleon konnte auch Dreimonatsrekruten, in Regimenter formiert, vor den Feind führen; dazu gehören aber gute kader, und dazu eben wieder etwas anderes als das schweizerisch - amerikanische Milizsystem. Die Yankees hatten am Ende des Krieges noch sehr mangelhafte Kader. Seit Einführung der Hinterlader ist es mit der puren Miliz erst recht am Ende. Womit nicht gesagt ist, daß( nicht) jede nationale Militärorgani fation irgendwo zwischen der preußischen und schweizerischen in der Mitte liegt wo? Das hängt von den jedesmaligen Umständen ab. Erst eine kommunistisch eingerich tete und erzogene Gesellschaft tann sich dem Milizsystem sehr nähern und da noch asymp totisch( ohne es je zu erreichen)."
Dienstag, den 23. Dezember 1913.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 1984.
Leistungen der späteren Kriegsjahre ereigneten sich auch dann von dem sie nicht abrücken will, daß kein Kandidat als gewählt
noch Ausbrüche von Panik und Disziplinwidrigkeiten und erklärt werden dürfe, der nicht die Mehrheit der abgegebenen
auch die Massendesertion riß nie ab- der Norden allein ver- Stimmen erhalten habe die Wahlreform aber soll doch die lor im Laufe der Zeit durch Deserteure rund 200 000 Mann! Vertretung der Minderheit verbürgen. Ein wirklicher AusSchon im Verlauf des Krieges urteilte Engels sehr skeptisch gleich ist da unmöglich, solange nicht eine„ Reform" des menschüber die Kampffähigkeit und Kampfbegeisterung namentlich lichen Denkens den Saz des Widerspruches ausgeschieden hat. der Nordstaaten, und wenn er nach dem Kriege sein Urteil Wenn es sich aber darum handeln sollte, das von der Kammer dahin zusammenfaßte, daß das Milizsystem ganz unerhörte beschlossene Gesetz durch grundsäbliche Zugeständnisse den SenatsOpfer an Geld und Menschen kostet, weil eben die Organi- wünschen soweit anzupassen, daß von der ursprünglichen Absicht fation nur auf dem Papier besteht", so ist dieser Satz zum der Reformfreunde eigentlich nur noch der Titel zeugt, so muß mindesten in der Wendung richtig, daß das Milizsystem man sich fragen, ob ein Verfahren, das um der Wahlreform willen ganz unerhörte Opfer an Geld und Menschen kostet, wo die den Sinn und Existenzgrund der Reform selbst preisgibt, den Organisation nur auf dem Papier besteht", wie es eben im Intereffen der Arbeiterklasse entspräche. Wir haben schon daramerikanischen Bürgerkrieg der Fall war. gelegt, daß das Amendement Lefèvre das Wahlrecht dem ein fachen, die Minderheiten vergewaltigenden Listensfrutinium ganz nahekommt, daß der fortbestehende zweite Wahlgang den Kuhhandel aufrechterhält und das Amendement Meginot die städtischen, industriellen Wählerschaften zugunsten der agrarischen benachteiligt. Charakteristisch ist auch, daß die gestern von der Wahlreformkommission vorgeschlagenene Resolution nur noch von der Listenwahl mit Minderheitsvertretung spricht, aber nicht von verhältnismäßiger Minderheitsvertretung. Man darf also das zur Erledigung dem Senat unterbreitete Gesek nicht einmal mehr mit dem Namen des Proporze bezeichnen. Im Verlauf der verschiedenen Beratungen und Abänderungen ist man damit verfahren, wie man in verarmenden Familien mitunter mit Schmuck verfährt, indem man erst die Edelsteine nach und nach durch Imitationen ersetzt und schließlich sogar die Fassung, so daß nur die Form und der falsche Schein übrig bleibt.
Was sich aber die Sozialdemokratie unter Volfswehr vorstellt, sind nicht zusammhanglose Haufen, die auf den Klang der Trommel aus der Haustür gestürzt sind, nie eine Flinte in der Hand gehabt und nie in Reih und Glied gestanden haben, und nun unter ebenso kundigen Führern marschieren, ohne zu wissen, wie, warum und wohin, sondern es ist das von Jugend an militärisch gebildete und kriegsmäßig geübte Volf in Waffen, zusammengefügt in festen Organisationen und mit Führern, die ihr Handwerk verstehen. Für diese allein logische Art von Miliz hat sich auch der vom Berliner Tageblatt" als Kronzeuge aus dem Grab bemühte Friedrich Engels erwärmt, wenn nicht 1868, so doch 1893, ein Vierteljahrhundert später, als er seine Artikelreihe Rann Europa abrüsten?" schrieb, um darzutun, daß vom rein militärischen Standpunkt schon heute die Umwandlung der stehenden Heere in eine auf allgemeiner Volksbewaffnung beruhende Miliz möglich ist. Dort wies er nach, daß zunächst die zweijährige Dienstzeit für alle Waffengattungen durchführbar ist, und betonte mit Nachdruck,
,, daß es nicht bei den zwei Jahren bleiben soll. Es handelt sich bielmehr darum, daß der Antrag auf internationale zwei jährige Dienstzeit nur der erste Schritt sein soll zu einer allmählichen weiteren Herabjegung der Dienstzeibfage zunächst auf achtzehn Monate, zwei Sommer und ein Winter, dann ein Jahr dann...? Hier fängt der Zukunftsstaat an, das unverfälschte Mitia system, und davon wollen wir weiter reden, wenn die Sache erst wirklich in Gang gebracht ist." Bleibt hiernach" von dem Milizideal wirklich nichts übrig?
Es
Allerdings bleibt Alternative verdrießlich, daß sich die Sozialisten entweder mit der Zalmireform be. gnügen oder die erste Reform im Frühling als Hindernis einer klaren Wahltaktit vorfinden sollen. Es liegt auf der Hand, daß die reaktionären Parteien in der Wahlcampagne der Wahlreformförderung ein möglichst großes Gewicht zu geben bestrebt sein werden. Die Sozialisten werden aber genötigt sein, die allgemeinen politischen und sozialen Interessen des Proletariats in den Vordergrund zu stellen und sich gegen ihre Bundesgenossen im Kampf für die Verhältniswahl zu wenden, die unter Führung Briands zur Vernichtung des bürgerlichen Radikalismus ausziehen werden, der trotz aller Jämmerlichkeit der militaristischen und Heritalen Realtion vorzu ziehen ist. Die Situation, die daraus der Partei erwächst, ist so un. Klar durchschaute Engels allerdings, daß die Ver- flar, daß die Föderation von Savoyen eine Volts abstimmung " Siernach", fügt schadenfroh das Mosseblatt hinzu,„ bleibt wirklichung des Milizgedankens ihre zwei Seiten hat, über die Wahlreform vorschlägt, die den Wahlen vorangehen und allerdings von dem Milizideal nichts übrig." eine militärische und eine politische. Rein militärisch ge- derart dieses Problem von der Wahlplattform entfernen soll. Ohne weiteres sei zugegeben, daß, was Engels an sehen, ist die kurzfristige Ausbildung des Mannes zum besteht aber keine Aussicht, daß die bürgerlichen Freunde und diesem 16. Januar 1868 äußert, alles andere verrät als Be- friegstüchtigen Feldsolbuten bei vorausgegangener militäri- deinde der Reform unserer Partei den Gefallen tun werden, diesen geisterung für den Milizgedanken, aber um diese Aeußerung scher Jugenderziehung zehnfach möglich, aber um mit einer ia ficher vernünftigen Vorschlag anzunehmen, um sie von dem in ihrem Wert richtig einzuschäßen, muß bedacht werden, daß solchen Miliz erfolgreich im Feuer zu operieren, genügt weder Dilemma der Wahlkoalitionen zu befreien. Ganz abgesehen davon, fie in erster Reihe eine Reaktion auf zwei Erscheinungen dar- die kurze Ausbildung noch die militärische Jugenderziehung, daß die Ausführung eines solchen Vorschlages durch die Verfassung stellt: einmal auf die Milizpläne Eluserets und zum sondern was den Ausschlag gibt, find moralische Faktoren: der nicht vorgesehen ist. Ein Plebiszit aber, das nur aus der Initiazweiten auf den Krieg der amerikanischen Nordstaaten gegen Wille zum Sieg und die Hingabe an das Ganze. Weil aber five politischer Parteien herborginge, wäre ohne Bedeutung. die Südstaaten. Was Cluseret wollte und was sich in dem der moderne Klassenstaat, und erst recht nicht ein ultrareaktioamerikanischen Bürgerkrieg zeigte, das und nichts anderes närer Junker- und Gendarmenstaat wie Preußen, diesen Sinn trifft zunächst Engels' schroffes Urteil. der Hingabe in seinen unterdrückten und ausgebeuteten Nun läßt sich auch mit dem besten Willen nicht behaupten, Maffen nicht zu wecken vermag, ist für ihn die Verwirklichung daß Cluserets Milizplan sonderlich viel mit dem Volks. des Milizgedankens politisch ein Unding. Jeder politischen wehrgedanken des modernen Proletariats gemein gehabt Organisation entspricht eben eine besondere militärische Orhätte. Cluseret war das Urbild des in aller Welt herum- ganisation: der Klassenstaat von heute ist mit einer Milia zigeunernden Landsknechts. Seine ersten zweifelhaften Lor- so undenkbar wie der sozialistische Volksstaat von morgen mit beeren hatte er sich als Leutnant des 55. Linieninfanterie- einem stehenden Heer, denn jener muß, wenn er seine Ziele regiments in der Pariser Junischlacht von 1848 gepflückt, in durchfegen will, Heer und Volk scharf voneinander trennen, der Cavaignac die hungernden Arbeiter niedermeßelte, im und dieser ist, wenn er Bestand haben will, Heer und Volk in Krimfrieg erwarb er sich den Hauptmannsrang, im Sezessions- einem, das Volk als Heer und das Heer als Volt. frieg, in dem er auf der Seite der Nordstaaten focht, den Diese Erkenntnis wird uns aber so wenig abhalten, mit Generalstitel und das amerikanische Bürgerrecht. Zwischen- aller Entschiedenheit für die Demokratisierung des Heeres durch war er Garibaldis Fahnen gefolgt, hatte für die der Gegenwart zu kämpfen, wie uns die Ueberzeugung, daß irischen Fenier eine Aufstandsarmee zusammentrommeln die Vergesellschaftung der Produktionsmittel mit dem fawollen und suchte auch gelegentlich Annäherung an die Inter - pitalistischen Staat unvereinbar ist, an dem Kampf für sozialnationale. Was dieser eitle Prahlhans an Gedanken über politische Reformen aller Art hindert. das Milizsystem herausgab, war so innerlich hohl wie er felber, und wie recht Engels im Jahre 1868 daran tat, die Theorie dieses Landsknechts abzulehnen, bewies Cluseret für seinen Teil im Jahre 1871, als er in den achtundzwanzig Tagen, da er Delegierter des Krieges, das ist Kriegsminister der Kommune, war, auf der ganzen Zinie versagte.
Toch einmal die Wahlreform.
Paris , 19. Dezember.( Eig. Ber.) Mit allen Stimmen gegen die der geeinigten Radikalen hat Ebensowenig hat mit der Bolkswehr des sozialistischen gestern die Deputiertentammer den Antrag der WahlreformfomProletariats zu schaffen, was in dem amerikanischen Bürger- mission angenommen, die Regierung aufzufordern, im Senat frieg als Miliz über Nacht aus dem Boden gestampft wurde. die schleunige Erledigung der Wah.reform zu beD'aß die Heere sowohl des Nordens wie auch des Südens treiben. Und Herr Doumergue, der Chef einer Regierung, über Nacht aus dem Boden gestampft wurden, daß die deren eigentliche Stühe just die geeinigten Radikalen sind, las das Rahmen fehlten, in die Freiwillige und Ausgehobene zu festen Versprechen ab, sich in dieser Richtung zu bemühen und auf eine Formationen eingespannt werden konnten, daß an militärisch Bermittelung zwischen den Standpunkten der Kammer und des gebildeten Offizieren ebenso großer Mangel war wie an allen Senats hinzuarbeiten. Den radikalen Reformgegnern brauchte das technischen Voraussetzungen des Krieges, an Verwaltungs-, weiter nicht wehezutun. Der Kammerbeschluß, den Genosse Verpflegungs- und Gesundheitswesen, an Pioniertruppen wie Groussier, der unermüdliche Wertführer der Reform, mit einer an Zeughäusern, alles das war ja gerade wesentlich für die start applaudierten Rede einleitete, worin er dem jebigen Mini Art dieser improvifierten Armeen. Aus Nichts wird nichts, sterium vorrechnete, daß von seinen 12 Mitgliedern 10 bei den und daher eine Tatsache wie die Schlacht von Bull Run, die früheren Abstimmungen das Prinzip des Quotienten unterstüßt das geschlagene Heer der Nordstaaten in wilder Flucht aus- haben, wird die Opposition des Senais nicht brechen. Die Reform einanderstieben und das siegreiche Heer der Südstaaten zer- wird entweder noch in der Senatskommission oder im Plenum hängen rüttet und ebenfalls der Auflösung nahe, unfähig zu irgend bleiben und im Mai wird man die Deputierten nach dem bestehenwelcher Verfolgung, auf dem Schlachtfeld Halt machen ließ. den Bezirkswahlrecht wählen. Danach pausierten die kriegführenden Mächte ein Jahr, um Das Versprechen Doumergues mag für die Proportionalisten erst einmal Ordnung und Disziplin in ihre Augenblicks. einen moralischen Sinn haben, logis läuft es auf einen soldaten bineinzubringen, aber bei allen hervorragenden Unsinn hinaus. Die Senatsmehrheit erklärt als ihr Grundprinzip,
Ein Trrenhausprozeß.
Thorn, 22. Dezember 1913. ( Telegraphischer Bericht.)
infolge seiner Borgeschichte und der in Betracht kommenden PerVor der hiesigen Straffammer begann heute ein Prozeß, der fonen geeignet ist, Aufsehen zu erregen. Es handelt sich um den praktischen Arzt Dr. Schacht in Culm in Westpreußen , ber gleich manchen andern Bürgern dieser Stadt in Konflikte mit den städtischen Behörden geriet, besonders in seiner Eigenschaft als Bevollmächtigter der Gregorschen Erben. Es kam auch zu Kons fliften mit höheren Provinzialbeamten und es entspannen sich eine Reihe von Prozessen. Auch Dr. Schacht war wegen Beleidigung angeklagt worden. In der Verhandlung wurden Zweifel an der eines Beamten, dem er u. a. Morphinismus vorgeworfen hatte, geistigen Gesundheit des Angeklagten Dr. Schacht geäußert und es fam dazu, daß Dr. Schacht zur Beobachtung einige Monate in der Frrenanstalt Conradstein interniert wurde. Ueber seine Erlebnisse in dieser Anstalt hat er eine Broschüre Dreyfusiaden in Deutsch= land" veröffentlicht, die schwere Anschuldigungen gegen die be handelnden Aerzte und die Leitung der Anstalt enthält und Enthüllungen über die Zustände in Conradstein bringt. Dr. Schacht behauptet, daß er selbst niemals Morphium genommen habe, wie ihm dies zum Vorwurf gemacht werde, sondern daß ihm in der Anstalt heimlich Morphium und Atropin in die Speisen gemischt worden seien, was er als Arzt alsbald an den Symptomen erkannt. Dagegen hat er sich zu schüßen versucht. Das sei ihm aber nicht immer gelungen, so daß er schwere Körperliche Schädigungen davongetragen habe. Diese heimlichen Zuführungen vor Morphium und ähnlichen Giften sei geschehen, um ihn dann bei den alsbald darauf vorgenommenen Untersuchungen eben als Morphinisten erklären zu können.
Zu der Verhandlung vor der Straffammer, die vom Landgerichtsdirektor Geh. Justigrat Graßmann geleitet wird, sind als Sachverständige geladen die behandelnden Aerzte in Conradstein Dr. Braune und Dr. Moozz, die ein umfangreiches schriftliches Gutachten über den Geisteszustand des Dr. Schacht erstattet haben. Auf Antrag des Verteidigers Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenfeld. Berlin ist auch Geheimrat Professor Dr. His von der Königlichen Charité in Berlin ols Sachverständiger geladen worden.
Vor Eintritt in die Verhandlung erflärt Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Rosenfeld, daß er die beiden Sachver ständigen aus Conradstein aus Conradstein der Verteidiger u. a. darauf hin, daß gegen beide Sachverständige wegen Befangenheit ablehne. Zur Begründung weist Strafanzeige wegen Beimischung von Morphium und Atropin erstattet ist. Im Gutachten werde ferne auf die Ansicht eines mit