».» 2. Scilize des Jomfitts" Kerlim MlksM i— Erzwungene Feiertage. Bon der Kanzel und im festlichen Kreise der Gesättigten wird man in diesen Tagen mit den alten abgebrauchten Worten von dem Glück reden, daS die Weihnachtstage als eine Feierpause im arbeitsreichen Jahre bringen. Aber in ungezählten Herzen weckt das Wort „Feiertage" ganz andere, sehr trübe Empfindungen. Hunderttausende von Arbeitern haben genug der„Feier"tage und sie wünschen sich nichts sehnlicher als Arbeit— ununterbrochene harte Arbeit. Bon dem langen Feiern find die Gesichter schmal, ihre Wangen blaß, ihre Muskeln schlaff geworden und daß sie Frau und Kinder mit- hungern mußten, hat ihre Nerven zerrüttet. Erst wenn Arbeit gefunden ist, wenn die unfreiwilligen Feiertage aufhören, zieht wieder Freude und Hoffnung in die mutlos gewordenen Herzen ein. Dieser Wunsch nach Arbeit ist rege im ganzen Reich. Nicht nur in den Großstädten drängen sich Arbeitsuchende vor den öffentlichen und privaten Arbeitsnachweisen. In allen Industriezentren mehren sich die Scharen der Arbeitslosen. Selbst die Unternehmer können sich dieser Tatsache nicht verschließen, wie die Situationsberichte einzelner Industrien im„ReichSarbeitSblatt" beweisen. Die Lage des Bergbaus im Ruhrkohlengebiet wird seit Monaten als wenig er- freulich geschildert. Die Förderung von Kohlen hat abgenommen. Schon mußten wegen Absatzmangels Feierschichten eingelegt werden. Die geringe Steigerung der Löhne ist zum Stillstand gekommen und wird wohl bald einer Lohnverkürzung Platz machen. Sehnlich ist die Lage im Aachener Revier. Auch im Königreich und in der Provinz Sachsen zeigt der Beschäftigungsgang für den Steinkohlen- und Braunkohlenbergbau eine Verschlechterung gegenüber dem Vor- jähre. Noch schlimmer als im Kohlenbergbau sieht es in der Roh- eisenindustrie Westdeutschlands und Schlesiens aus. Ebenso bezeichnen die meisten Stahlwerke den Beschäftigungsgrad als schlecht und ungenügend und erheblich schlechter als im Vor jähre. In den Eisengießereien besteht allerorts Ueberangebot von Arbeitskräften. In Eüddeutschland mußten bei einem Drittel Itc Werke Feierschichten eingelegt werden und. bei einem »eiteren Drittel wurde eine Verkürzung der Arbeitszeit durch Herab setzung der Arbeitsdauer vorgenommen. Aus Schlesien wird weiter über besonders schlechte Beschäftigung in der Röhrenindustrie geklagt; Bestellungen und Absatz waren um mehr als die Hälfte schwächer als im Borjahre. In der Emaillier- und Metallwarenindustrie hat «ine erhebliche Abnahme der Beschäftigten stattgefunden und auf der anderen Seite besteht ein außergewöhnliches Ueberangebot von männlichen und weiblichen Arbeitskräften. Was in der Industrie von Wirtschostswaren gilt, zeigt sich natürlich erst recht in der Bleck) fpielwarenindustrie. Auch hier wurde vielfach eine Verkürzung der Arbeitszeit vorgenommen. In der Industrie für BeleuchtungS- gegenstände weiter haben in großem Umfang Arbeiterentlassungen statt- gefunden. Im Maschinenbau zeigt sich ebenfalls eine Verschlechterung gegenüber dem Borjahr. Bei den Arbeiterfachverbänden hat sich hier die Arbeitslosigkeit gegen den November 1912 verdoppelt. Selbst in der elektrischen Industrie, die von der technischen und wirtschaftlichen EntWickelung am meisten begünstigt wird, macht sich ein Mckgang gegenüber dem Vorjahre bemerkbar. Die Betriebs- krankenkasien dieser Industrie berichten über einen absoluten Rück- gang der Mitgliederzahl. Die Textilindustrie, die sich im letzten Jahre etwas erholt hatte, leidet unter den Folgen des Balkan - krieges und den allgemeinen TeuerungSverhältnisten schwer. Arbeits- einschränkungen, selbst togeweiser Stillstand der Maschinen, wird aus verschiedenen Gegenden Deutschlands berichtet. In der Bekleidungs- industrie sieht eS noch schlimmer auS. In zwei Arbeiterverbänden wuchs die Zahl der Arbeitslosen gegen das Vorjahr um mehr als daS Dreifache, von 4,3 auf 15,1 Prozent! In der Gewerkschaft der Kürschner wurden IS, 7 Prozent, bei den Hutmachern 15,3 Prozent Arbeitslose gezählt. In der Holzindustrie liegt, zum größeren Teil infolge der Lage des Baumarktes, der Geschäftsgang sehr danieder. Die Zahl der Arbeitslosen in vier Arbeiterfach- perbänden stieg gegen das Vorjahr von 3,4 auf 5,6 Prozent. In der fteien Gewerkschaft betrug der Prozentsatz der Arbeits - losen S Prozent. Im Baugewerbe selbst zählten drei Srbeiterverbände S.7 Proz. Arbeitslose sim Vorjahre„nur" 6.3 Proz.). Bei den Glasern sind 13,2 Proz.. bei den Bildhauern 11.9 Proz., bei den Tagelöhnern 15,8 Proz. arbeitslos. Bezeichnend für die allgemeine Konjunkwrlage ist schließlich der Beschäftigungs - gang bei den Transportarbeitern. So betrug bei 24 möglichen Arbeitstagen die durchschnittliche Zahl der wirklichen Arbeitstage in Harburg (Homburg ) bei den Hafen- und Lagerhausarbeitern nur 15, bei den Speicherarbeitern nur 14. Diese Situationsberichte aus einzelnen Industrien werden be- ftätigt durch die Rachweise der Krankenkasien über die Zahl ihrer Mitglieder. Vom 1. November bis 1. Dezember ergab sich danach eine Abnahme der Beschäftigungsziffer, die sich zusammensetzt auS einem Abgang bei den Männern um 0,7 Proz. und einer Zunahme bei den Frauen um 0,3 Proz. Die Berichterstattung der Arbeitsnachweise vervollständigt daS Bild; bei 897 Nachweisen nahmen die Arbeitsgesuche um 32 999 zu, während die Zahl der als offen gemeldeten Stellen um 36 999 sank. Mit Ausnahme von Gärtnern und Gartenarbeitern ist nach deren Ausweisen der No- vember-Beschäftigungsgrad insämtlichenBerufen schlechter als im Oktober dieseSJahreS oder im November des Jahres 1912. Auch bei den land- und forstwirtschaftlichen Arbeitern hat sich der Arbeitsmarkt wesentlich verschlechtert, wie gegenüber dem reaktionären Geschrei„Zurück aufS Land" betont werden muß. Die Lage des ArbeirsmarkteS ist so ernst, daß Abhilfe für die gezwungen Feiernden bittere Notwendigkeit geworden ist. Seit 1993 gab eS nur in der Zeit vom November 1998 bis März 1999 eine größere Arbeitslosigkeit, als sie gegenwärtig besteht. Aber die fttzt bestehende Arbeitslosennot bleibt nur wenig hinter der des KrisenjahreS 1993 zurück. Im November 1998 waren 3,2 Proz. der gewerkschaftlich Organisierten arbeitslos; im November dieses Jahres find eS bereits 3,1 Proz. Dabei stehen wir erst am Anfang einer Krise, während der Winter 1998/99 den Tiefpunkt des wirtschaftlichen Stückganges darstellte. Noch schlimmere Zeiten hat die Ar- berterschaft daher zu erwarten. Während die Glocken Frieden I und Wohlfahrt verkünden, sehen die Proletariermassen neuem Unfrieden, neuem Elend entgegen. Auch vor die, denen noch die Festtage als eine erwünschte Feierpause kamen, kann nur zu leicht das Gespenst der Arbeitslosigkeit treten und auch bei ihnen wird dann Not und Hunger einziehen. Das Bürgertum achtet der drohenden Zeichen nicht. Eben noch hat es im Parlament die Bor- beugungmaßnahnien rundtveg abgelehnt. Rur auf seine eigene Kraft ist das Proletariat angewiesen, und eS wird diesen Kampf um Brot so lange führen, bis es keine erzwungenen Feiertage, sondern nur noch freiwillige Festtage gibt. AeihnachKfeiern für die arbeitende fugend und deren Ungehörige finden statt am Sonnabend, den 27. Dezember 1913, abends 8 Uhr, in den Union-Festsälrn, Greifswalder Sir. 222, und am Sonntag, den 28. Dezember 1913, abends 6 Uhr, in den Phanis-Sälen, Müllerstr. 142, in Puhlmanns Theater, Schönhauser Allee 148, und im Gcwerkschaftshause, Engelufer 15. Die Eintrittskarte kostet für jede Feier 25 Pf., dafür ist die Garderobe vollständig frei. Das Programm ist der Feier entsprechend ausgewählt und ver- spricht einen ftohen und genußreichen Abend. Die Lrbeitereliern werden daher mit ihren Söhnen und Töchtern zu zahlreichem Besuche dieser Feiern eingeladen. Gäste sind willkommen. Partei- EtogelegenKeiten. Zur Lokalliste. Im vierten Kreis stehen uns NümannS F e st s ä l e und Garren zu allen Veranstaltungen zur Verfügung. Das„Berliner G e s e l l s ch a f t s h a u s", Lichtenberger Str. 16, das den Besitzer gewechselt hat, ist nach wie vor frei. In Hermsdorf ki..v. steht uns daS Lokal„Zum Schultheiß ". Kaiser-Wilhclm-Str. 19, Inhaber Otto Bartsch, zu den bekannten Be- dingungen zur Verfügung. Spandau . Das neue Stadttheater„Roter Adler" ist auch ferner für die organisierte Arbeiterschaft gesperrt. Der Boykott muß nun« mehr von der Arbeiterschaft in der schärfsten Weise durchgeführt werden. Wir ersuchen daher die gesamte Arbeiterschaft von Groß- Berlin und Spandau , uns in diesem Kampfe zu unterstützen und bei eventuellen Besuchen während der Weihnachtsfeiertage unter keinen Umständen irgendwelche Veranstaltung in diesem Lokale zu besuchen. Wir bitten die Lokalliste genau zu beachten. _ Die Lokalkommisfion. Vierter Wahlkreis. Am 2. Weihnachtsfeiertag findet in Z Festsälen. Koppenstraße 29, ein Heiterer Abend statt. ES! KellerS kommt unier anderem zur Aufführung„D i e sittliche Forderung", ein Einakter von O. E. Hartleben . Lachende Lieder— heitere Vorträge. Billetts a 59 Pf. sind noch in den mit Plakaten belegten Geschäften zu haben. Saalöffnung 5 Uhr. Anfang 6 Uhr. Die Besichtigung des KrllppelheimS Am Urban findet am 29. Dezember nicht statt. Näheres wird noch bekanntgemacht. Schöneberg . Märchen mit Lichtbildern werden un- sercr Jugend am Sonnabend, den 27. Dezember, nachmittags 4 Uhr, in der„Schlotzbrauerei", Hauptstr. 121, geboten. Frl. Wally Kussel als Vortragende wird durch ihr reichhaltiges Programm den Kleinen wie auch den anwesenden Großen einen genußreichen Nachmittag verschaffen. Ein„Heiterer Abend" ist für den dritten Feiertag, abends 8 MI Uhr, vom Bildungsausschuß in der„Schloßbrauerei" arrangiert. Neben Klaviervorträgen von Frl. Kenzie und Cello- spiel von Frl. Hohlvard werden Herr A. H. Bürger humoristisch- satirische Vorträge und Herr Marcusson Rezitationen aus Fritz Reuter geben. Nach den Vorträgen Tanz. Mühlcnbeck. Am Sonntag, den 28. Dezember, nachmittags 3 Uhr. findet im Lokal zur„Mönchsmühle" eine Zusammenkunft der Genossen und Genossinnen aus den Orten Mühlenbeck , Summt, Schönfließ, Schildow und Blankenfelde statt, in welcher Genosie Schramm einen Vortrag über die neue ReichsversicherungSordnung halten wird. Spandau . Am Sonntag, den 28. Dezember, vormittags 8 Uhr, findet im ersten Bezirk(innere Stadt ) zur bevorstehenden Stadt- verordneten-Ersatzwahl eine wichtige Flugblattverbreitung statt. Die Genossen sämtlicher Bezirke werden zu diesem Zweck ersucht, sich um die angegebene Zeit im Lokal von Wilke, Lindenufer 17, einzu- finden. Bcvlmcv Nachrichten, Weihnachtsbescherungen. Die letzten Tage standen im Zeichen der Weihnachts- bescherungen. Arme und Notleidende gibt es in Berlin in unendlicher Zahl. Hier, wo der Reichtum und Wohlleben herrscht, ist auch die Not und das Massenelend zu Hause. Und es ist verständlich, wenn die besitzende Klasse ihr Gewissen zu beschwichtigen sucht, indem sie zu Weihnachten von ihrem Ueberfluß einige Brocken den Darbenden hinwirft, wofür sie obendrein noch als Wohltäter gefeiert wird. In Moabit besteht seit Jahren ein Weihnachtsbe- scherungsverein unter dem Vorsitz des Stadtverordneten Wilhelm Gericke , der in Stadtverordnetenkreisen als der „König von Moabit" bezeichnet wird. Herr Gericke ist in Moabit ein wohlhabender Mann geworden, weil er in der dortigen'Gegend gute Grundstücksgeschäfte gemacht hat. Außer Herrn Gericke gehören eine ganze Reihe wohlhabender Moabiter Bürger dem Weihnachtsbescherungsverein an. Dieser Verein umfaßt den ganzen Stadtteil Moabit und übt infolgedessen einen großen Einfluß aus. Das geht daraus hervor, daß dieser Verein nach einem Zeitungsbericht am Dienstag 1200 Schulkinder von armen Leuten beschert hat. Daß diese Bescherungstätigkeit unter den Bescherten ein ständiges Dankgefühl auslöst, ist verständlich, verständlich dürfte auch werden, daß unter solchen Umständen das Selb- ständigkcitsgefühl der solchermaßen Beschenkten arg leidet. Rechnet man hinzu, daß in Moabit zu diesem von waschechten Kommunalfreisinnigen geleiteten Vereine noch andere, speziell für bestimmte Stadtbezirke Moabits gegründete Wohltätig- keitsvereine hinzukommen, die sich mit der Versendung von Kindern der Bezirke in Ferienkolonien befassen, so bekommt man eine kleine Ahnung von der Abhängigkeit, in der sich viele arme Familien in Moabit befinden. Mancher begreift vielleicht auch die Indifferenz und die Scheu mancher Ar- beiter bei öffentlichen Wahlen oder die oft unbegreifliche Ab- stimmung vieler Arbeiter. Sehr oft müssen eben auch Wohl- tätigkeitsvereine politische Geschäfte verrichten, auch dann, wenn anscheinend ohne jede Bedingung gegeben wird. Solche Vereine wirken in letzter Linie vielfach korrumpierend und direkt verseuchend. Ein anderes Gesicht hat die alljährlich im Gewcrk- s ch a f t s h a u s e stattfindende Bescherung der auf dcr� Reise befindlichen Arbeiter. Für olle, die am Heiligabend in der Herberge des Gewerkschastshauses einkehrenden Handwerks gesellen wird von der Verwaltung des Hauses ohne Unter- schied der Tisch gedeckt. Arbcitersolidarität ist es, die das zuwege bringt und den auf der Reise und der Suche nach Arbeit Befindlichen einen Weihnachtsabend fern von der Heimat bereitet. Nach alter Weise waltet hier seit mehr denn einem Jahrzehnt unser Freund Sassenbach, bemüht, den Arbeitslosen auf der Reise einige angenehme Swnden zu bieten.— ♦ Recht ideale Weihnachtsfeiern veranstaltet alljährlich auch die Verwaltung unseres Waisenhauses. An dem einen Tage erscheinen die Pfleglinge mit ihren Pflegeeltern in der Jakobstraße, um Geschenke in Empfang zu nehmen. Am Heiligabend sind die hier in D i e n st befindlichen Waisen nach dem Waisenhause geladen, um Kleidungsstücke oder Wäsche in Empfang zu nehmen und auch in den eigenen Anstalten für Fürsorgeerziehung in Lichtenberg . Birkholz und Kleinbeeren wird den dort befindlichen Zöglingen der Tisch gedeckt. -» Eigenartige Weihnachtsfeiern finden in den G e f S n g- nissen statt. Die Gefangenen werden zur Kirche geführt, wo sie beim brennenden Weihnachtsbaum eine Mahnpredigt entgegennehmen müssen. In Tegel Werden von einem aus Gefangenen gebildeten Gesangschor Weihnachtslieder im Flur des Gefängnisses gesungen, die wie Hohn auf die christliche Weltordnung weithin vernehmbar sind und oft schweres Herze- leid auslösen. ch Wie das Mädchen aus der Fremde, kehrt in der bürger- lichen Presse alljährlich auch die Mitteilung über den Wci nachtsspaziergang des Kaisers wieder „Der Kaiser unternahm am Morgen des Weihnachts- Heiligabend seinen gewohnten Spaziergang durch den Park von Sanssouci in der Umgebung des Neuen Palais . Die Posten vor dem Schilderhause und die Passanten, die den Weg des Kaisers kreuzten, Wurden mit Geldgeschenken bedacht. Als das mitgenommene Bargeld verausgabt war, kehrte der Kaiser gegen 1 Uhr mittags ins Schloß zurück." Pflichtgemäß wird das registriert, obwohl jedem bekannt ist, daß die Passanten, die den Weg des Kaisers kreuzen, genau durchgesiebt sind. ch Die aufstrebende Arbeiterklasse Weiß, daß Weihnachten in die Zeit fällt, in der das Licht die Finsternis besiegt. Und sie weiß, daß für die Menschheit eine wirkliche Weihnachtsfeier möglich ist, wenn auch im Völkerleben das Licht über die Finsternis triumphiert._ Der stempelfreie Leichenpast. Der Polizeipräsident von Berlin hat durch Verfugimg vom 10. d. Mts. die Bestimmung über die Beförderung von Leichen aus dem Landespolizeibezirk Berlin , umfassend die Gemeinden Berlin , Lichtenberg . Schönebcrg. Stralau, Wilmers- darf, Charlottenburg . Neukölln usw. geändert. In Zukunft bedarf es dort keines Leichenpasses mehr; es genügen viel- mehr stempelfreie Bcerdigungsscheine. so daß nunmehr bei der Ueberführung von Leichen aus dem Landespolizci- bezirk Berlin nach der Feuerbcstattungsanlage in Treptow ein stempclpflichtiger Leichenpaß nicht mehr erforder- lich ist._ Bom Bau der Nord-Südbah«. Die Arbeiten beim Bau der Nord-Südbahn gehen rüstig vor- wärtS. DaS Los 1 zwischen Ungarn - und Lindower Straße(rund 1599 Meter lang) ist seit Dezember 1912 im Bau und wird von der Firma Siemens u. Halskc ausgeführt. Die Schachtarbeiten sind noch im Gange zwischen Ungarn - und Seestraße, sowie zwischen Amsterdamer und Utrechtcr Straße. Auf den übrigen Strecken ist der Tunnelrohbau mehr oder weniger fertiggestellt. Und zwar ist er einschließlich der Decke, teilweise nur mit Ausnahme gering- fügiger Nacharbeiten(Sohlenabwäfferung, Sohlenrinne, Eisen- anstrich) fast vollendet zwischen Utrechter und Burgsdorfstraße; eS fehlen hier nur noch einige Rohrkastenfelder und die Decke des Bahnhofs Leopoldplatz. Die Verfüllung und EinPflasterung des Tunnels folgt der Deckenherstellung in kurzem Abstände und ist zwischen dem Garnisonftiedhof und dem Courbiäreplatz bewirkt. Abgesehen von der Decke und den über dieser liegenden Arbeiten ist der Tunnel in Sohle und Wänden fertig für die Bahnhöfe Leopoldplatz und Ringbahn sowie für die vorgenannten eisernen Rohrkastenfelder. Halbfertig in den Wänden und fast ganz fertig in der Sohle ist der Tunnel zwischen See- und Amsterdamer Straße. Nach dem Vorgesagten ergibt sich für die rund 1599 Meter lange Strecke folgendes Bild für den Bauzustand: rund 390 Meter Tunnel sind in der Ausschachtung begriffen, rund 1299 Meter Tunnel sind in den Betonierungvarbeiten mehr oder weniger fertiggestellt. Für die Ausführung und Abdeckung der Baugrube, welche letztere großen- teils schon wieder beseitigt ist, mutzten rund 6999 Kubikmeter Holz und 2999 Tonnen Eisen verbaut werden. Daß Los III zwischen Wöhlert- und Tieckstraße(rund 1199 Meter lang) ist seit April 1913 im Bau und ist an die Tiesbaufirma Berger übertragen. Die Nordstrecke zwischen Wöhlert- und Kessel- straße ist aus Rücksicht aus Leitungsarbeiten und auf das davon beeinflußte Bauprogramm des Unternehmers noch nicht in Angriff genommen. Der künftige Bahnhof Jnvalidenstraße zwischen Kessel- und Jnvalidenstraße ist etwa zu zwei Drittel ausgeschachtet, am Nordende dieser Strecke an der Kesselstraße ist mit den Betonte- rungsarbeiten soeben begonnen worden. Die Kreuzung der Chaussee- und Jnvalidenstraße mit den anstoßenden Dückerhäuptern ist in sehr schwieriger und zeitraubender Arbeit jetzt fertig abgerammt und eingedeckt. Der südlich der Jnvalidenstraße gelegene Teil des Loses III, etwa ein Drittel seiner Länge umfassend, ist vollständig ausgeschachtet. Es wurden hier die Sohlschutzschichten, die Wand- schutzschicht in 2]/4 Meter Höhe und entsprechend die Abdichtung
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten