jugend aus Dichtung und Aiusik leicht Faßliches, fest im jungen Gemüt Haftendes zu bieten, die Jugend frühzeitig einzuführen in Bildungsgebiete, die ihr bisher so gut wie verschlossen waren, ihr nachträglich erreichbar zu machen, was die einseitige, rückständige Volksschullehre versäumt hat. So waren unter deni frischen Eindruck der Weihnachtszeit Tausende herbeigeströmt, hatten sich wie eine große Familie um die mächtigen lichtfunkelnden Tannenbäume geschart. Von den Weihnachtstannen, zum baldigen Sterben verurteilt. drang das erweckende Licht in die Herzen der lebensprühenden Jugend, das Licht desselben Geistes, von dem die stolz auf ihren Nachwuchs blickenden Eltern erfüllt waren. Bei der Feier im Gewerkschaftshause bestritt das reichhaltige Programm mit Gesang und Rezitation das Ehepaar Kühne. Tie vielfach mit Beziehung auf das Weih. nachtsfest gewählten, ernsten und heiteren Lieder zur Laute und vier Duette fanden den stürmischen Beifall, wie er in so spontaner Begeisterung dem Künstler eben nur von der leicht empfänglichen Jugend gezollt wird. In den P h a r u s- s ä l e n waren die echt künstlerischen Vorträge auch Haupt- sächlich der Frau Musika geweiht. Das Berliner Streich- quartett(Frau Gertrud Steiner-Rothstein, Herr David Haist, Herr Kurt Liepmann, Herr Fritz Becker) holte sich nach jeder Piece neuen, tausendfachen Applaus. Atemlos lauschte die Menge dem klangvollen Bariton des Herrn Lietzmann. Herr H. Fuhrmann rezitierte aus älteren und neueren Dich- tungen. Aus der Festrede in den Pharussälen. die auch die historische EntWickelung des Weihnachtsfestes streifte, klang die Befriedigung, daß der alte unerfüllbare Weihnachtstraum immer mehr zerstiebe, und die Hoffnung, daß auf neuem Geiste, mit dem Geiste der Jugend, sich bald eine neue Welt aufbauen werde, die das christliche Märchen von der Nächsten- liebe endlich zur beglückenden Tat werden lasse. In diesem Sinne waren die schönen Feiern— es fanden vier statt—, was sie sein sollten: Ein Fest, arbeitender Jugend wert. Die ihre bildenden Lehrer ehrt. Kündigungstermine. Bei Kündigungsfristen von 3Monaten3Tagenist in diesem Jahre nicht der 28. Dezember, sondern der 29. d. M. der letzte Kllndigungstag, da in Fällen, in denen der letzte Tag einer Frist ein Sonntag oder gesetzlicher Feiertag ist, erst mit dem nächstfolgenden Werktag die Frist abläuft. Wer also bisher die Aufkündigung verabsäumt hat. kann dies heute noch nachholen._ Der„gefallige" Landsmann. Auf den Bahnhöfen lauern ständig jene Tagediebe auf un- beholfene, aus der Provinz kommende Durchreisende, nähern sich ihren Opfern unter dem Vorgeben, ihnen als Landsmann gefällig zu fein; aber in der Absicht, zu stehlen. Gestern wurde am Schle- fischen Bahnhof ein solcher.Landsmann" festgenommen, der einen jungen Burschen beschwatzt hatte und ihm daS Gepäck aufbewahren wollte. Vorsicht ist für alle in Berlin ankommenden jungen Leute sehr am Platze. Fürsorgezöglinge auf der Flucht. , In der Nacht zum Sonntag flohen aus dem Zufluchtshaus Sicher in Plötzensee vier Mädchen, indem sie sich an Stricken aus den Fenstern herabließen. Sie wurden aber bald wieder von Be. amten zurückgebracht. Einbrüche in Kirchen. Aus der SegenAirche in Reinickendorf sowie au? dem Ge- meindehaus in Wittenau stahlen Einbrecher verschiedene Silber- fachen. Von der Bibel lösten sie den Silbcrbeschla� und rissen die (EhristuSfigur ab, um sie mitzunehmen. Auch eine Anzahl Orden Oer Arbeitslose. Ich höre die Räder treiben, Die Kolbenstangen gehn !lnd muß durch die Fensterscheiben Das Werk im Gange sehn. Ich kenne sein Getriebe And jeden Griff genau And meine ganze Liebe Gehört dem Eisenbau. And kann mich doch nicht rühren, Nicht regen, wie ich will: Denn vor geschloss'nen Türen Stand ich vor Kummer still. „Fünfhundert Mann entlassen!" So hieß es— Arbeitsnot— Wir standen auf den Straßen And waren ohne Brot And waren ohne Jooffen. Die Arme, stark wie eh, Doch keins der Tore offen. And bald dröhn Eis und Schnee--- Ich höre die Räder treiben, Die Kolbenstangen zehn... Wo werde ich verbleiben?--- Wer hört mein stummes Flehn?... Leo Äeller. k)ofjagä. Es soll Leute geben, die der Meinung sind, die Herren und Damen an den Höfen hätten ein besonders angenehmes Leben und herzlich wenig zu tun. In Wirklichkeit trifft das natürlich keines- �egs zu, und nur sozialdemokratische Verblendung kann sich der Einsicht verschließen, daß der Dienst bei Hose— von der aufreibende» Tätigkeit der regierenden Herren selbst sei ganz abgesehen— zu den anstrengendsten Berufen überhaupt gehört. Ein erschütterndes Bild von den Anforderungen, die ihr hoheS Amt den Auserwählten der fürstlichen Herren auserlegt, findet man jetzt wieder in bayerischen Blättern. Letzthin langte bekanntlich Wilhelm, von Gottes Gnaden und so weiter, bei Ludwig, von Land- und Ehrenzeichen wurden gestohlen. In einem Gebüsch wurden mehrere Leuchter aufgefunden, die anscheinend dort versteckt war» den waren. Der Säugling als Eiseubahnpassagier. Eine Uebcrraschung eigener Art erlebten Bahnbeauite auf der Vorortstrecke nach Strausberg . Bei einer Revision eines Zuges entdeckten sie m einem Abteil dritter Klasse ein in dicke wollene Decken gehülltes Kind, das jämmerlich schrie. Der jung« Erden- büvger wurde der Waisenverwaltung übergeben. Wahrscheinlich hat sich die Mutter in der Weise des Säuglings entledigt, indem sie eine Strecke mit ihm im Zuge fuhr und das Kind dann einfach zurückließ. Keffelexplosion in Schöueberg. Gestern mittag kurz vor 12 Uhr wurden die Bewohner des Hauses Fregestraße 65/66 zu Schöneberg durch eine heftige Detonation aufgeschreckt. Die Ursache war eine Äesselexplosion im Heizkeller des Vordergebäudes. Durch den gewaltigen Luftdruck wurde eine massive Kellerwand eingedrückt und die Kellerdecke in die Höhe gehoben, so daß in der darüberliegenden Wohnung mehrere Möbelstücke durcheinandergeworfen wurden. Auch ein Ofen erhielt große Risse. An der Hofseite gingen zahlreiche Fensterscheiben in Trümmer und die Explosion hatte auch im Keller Feuer ver- ursacht. Tie Schöneberger Feuerwehr löschte den Brand in kurzer Zeit ab. Die AufräumungSarbeiten nahmen aber fast zwei Stunden in Anspruch. Bölkerschlachtdenkmals-Medaille. Unter diesem Namen empfiehlt ein Mann mit dem seltenen Namen Schneider aus Leipzig ein Erinnerungszeichen, das für 25 Pf. abgelassen werden soll. Die Medaille ist vom Deutschen Patriotenbund offiziell genehmigt und wird den Leitern höherer Schulen durch ein Zirkular mit folgendem Wortlaut empfohlen: Leipzig , den 4. November 1S13. Veranlaßt durch die Anregung mehrerer Herren Schul- rektoren gestatte ich mir angeschlossen die einzige vom Deutschen Patriotenbund genehmigte offizielle VölkerschlachtdenkmalS-Me- daille als Muster zu übersenden. Falls Sie die Absicht haben, Ihren Schülern eine schöne Erinnerung an daS Jubeljahr der Völkerschlacht bei Leipzig zu besorgen, würde ich es mir zur Ehre anrechnen, Ihnen diese Medaille für 25 Pf. das Stück— natürlich bei größerer Abnahme — abzulassen. Da die Medaille erst angefertigt werden muß, würde der Versand ungefähr 8 Tage nach Aufgabe der Bestellung erfolgen können." Der Herr Schneider ist ein sehr geschäftsgewandter Mann. Er sagt, er würde eS sich zur Ehre anrechnen, die Medaille für 25 Pf. pro Stück abzulassen. Also nur der Ehre wegen, nicht aber des Verdienstes halber, handelt Herr Schneider mit Völkerschlachtdenkmals- Medaillen!_ Strahenunfalle. Am Sonnabendabend versuchte an der Ecke der Prenzlauer Allee und der Marienburger Straße Frau Natalie Armisch die Schienen vor dem herannahenden Motor- wagen 2747 zu überschreiten, kam jedoch zu Fall und zog sich einen Bruch des linken Armes sowie eine Wunde über dem linken Auge zu. Die Verunglückte erhielt auf der Unfallstation einen Not- verband und wurde dann in ihre Wohnung geschafft.— Vor dem Hause Gitschiner Straße 86 geriet am Sonnabendabend der 83jährige Rentier Paul Sommer beim Ueberschreiten des Dammes unter den Vorderperron eines Motorwagens der Linie 1. Der Greis, der bei dem Sturz einen Schädelbruch davongetragen hatte, wurde in das Krankenhaus am Urban gebracht. Kleine Rachrichten. Auf der Straße vom Tode ereilt wurde Sonnabend abend die 68 Jahre alte Witwe Karoline Sophie Thiede aus der Wilhelmshavener Straße 25. Ihre Begleiterin bracht« sie nach oem Krankenhaus in Moabit , wo sie jevoch nicht mehr aufgenommen werden konnte, weil sie schon gestorben war. — Den Tod im Wasser suchte und fand in der Sonntagnacht ein unbekannter Mann. Er sprang gegen 2 Uhr von der Monbijou- brücke in die Spree, ging unter und ertrank.— Erschossen auf- gefunden wurde gestern im Grunewald der Obersekundaner Jeß, der seit einigen Tagen vermißt wurde._ tagS Gnaden König im Lande der Schwarzröcke und der Weih- würschte, zum Besuch an. Natürlich war er mit all dem Pomp und der Feierlichkeit empfangen, die sich für so einen erhabenen Herrscher gehört, und die man sich in Bayern angesichts der rühm- lichst bekannten Spendierfreudigkeit ungenannt sein wollender güti- ger Geber leisten kann. Wer vermag zu crmessen, welche Strapazen dieser hohe Besuch den Würderträgern des bayerischen Landes auferlegte! Heilige Bewunderung und heißes Mitleid zugleich müssen jeden durchzittern, der einen Blick aus das Programm wirft, das für den feierlichen Empfang entworfen ward. 10 Uhr 56 Minuten: Große Militärische Begrüßung auf dem Bahnhof:„Anzug: Offiziere: Paradeanzug mit angelegtem Mantel, das große Ordensband über dem Mantel; Herren vom Zivil: Uni- form mit Band; dunkles Beinkleid(ohne Mantel); Damen: Hohes Kleid mit Hut." Wenig später: Empfangsfeierlichkeit in der Kgl. Residenz: „Anzug: Offiziere: Paradeanzug; Herren vom Zivil: Uniform mit Band, dunkles Beinkleid; Damen: Hohes Kleid mit Hut." 1 Uhr: Frühstück in den„Reichen Zimmern":„Anzug: Offi- ziere: Ueberrock mit Helm; Herren vom Zivil: Gehrock mit hohem Hut; Damen: Hohes Kleid mit Hut". %6 Uhr: Tafel bei Sr. Kgl. Hoheit dem Kronprinzen:„Anzug: Offiziere: GesellschaftSanzug; Herren vorn Zivil: Hoffrack mit Band; Damen: Ausgeschnittenes Kleid." 8 Uhr: Festvorslellung im Kgl. Hoftheater: Anzug: Herren: Gala; Damen: Ausgeschnittenes Kleid mit Orden und Ordensband. Also: Innerhalb zehn Stunden vier- bis fünfmaliger Kleider- Wechsel. Zwischendurch Reden, mehrere Mahlzeiten, Hin- und Herfahren. Es verlangt schon die Geschmeidigkeit und die Ge- schicklichkeit eines Akrobaten, um da mitzukommen. Wobei nicht zu vergessen ist, daß alle Teilnehmer an den Veranstaltungen „Würde " zu wahren haben. Und daß es sich um richtiggehende Bayern handelt, denen man diese Hätz zumutet. Wirklich, man weih nicht, soll man sie bewundern oder bc- mitleiden. Wie manchem muß die Hetzerei die Schwindsucht an den Hals jagen. Aber schon die Lateiner haben es gesagt:«Süß und ehrenvoll ist es, für's Vaterland zu sterben." Vater uncl 8okn. Komödie von G. E s m a n n. Diese Komödie des vor neun Jahren auf tragische Weise ums Leben gekommenen dänischen Autors wurde schon früher gegeben. Wenn sie nun abermals auf dem Spielplan der freien Volksbühnen (im Thaliathcater) erscheint, mag es ihrer Vortrefflichkeit als Ganzes zugeschrieben werden— unbeschadet gewisser Spuren des Alters. Insofern nämlich als der Vater in Punkto Liebe tut, was er einst beim Sohne strafen zu müssen glaubte, wird die Handlung mehr einer mathematischen Gleichung ähnlich und könnte schsießlich auch umgekehrt entrollt werden. Bei dieser Wiederholung ver- Spiel unck Sport. Fußball. Der verregnete zweite Fciertaz brachte auch dem Fußballsport manche Enttäuschung. Gerade dieser Tag gibt dem Arbeitersportlcr eine sehr gute Gelegenheit. mit den Brudervcreincn in der Mark Brandenburg einen friedlichen Wettstreit abzuhalten, wenn--- das Wetter einigermaßen ist. Trockene Kälte schadet dabei nichts, denn sowohl Fußballer wie Zu- schauer scheuen nicht das übrigens auch dem Körper sehr bekömm- liche„Durchfrieren", wenn ein interessantes Spiel alle gefesselt hält. Aber diesmal hatte Petrus es nicht einmal bei dem zum Weihnachtsfest so herbeigesehnten Schneesall bewenden lassen, son- der» fortwährender Landregen mit recht unangenehmen naßkalten Stürmen vertrieb den meisten die Lust, sich ins Freie hinauSzu- wagen. Draußen vor den Toren der Stadt aber, wo sich die Fuß- ballcr ihr Stelldichein gaben, tvarcn die Chausseen in langgestreckte 142 Uhr standen sich die 2. Mannschaften von Fichte 3 und Lucken- walde 2 gegenüber. In der ersten Halbzeit nutzte Luckenwalde den Wind gut aus und konnte viermal einsenden, während Fichte 3 Seenketten verwandelt, durch die man versuchen mußte, zum Ziel zu kommen. Von der Märkischen Sptelvereinigung(Mitglied des A.-T.°B.) waren drei Luckenwalde ! Mannschaften nach Berlin gekommen, um sich mit Fichte 3 zu messen. Auch eine ganz« Anzahl Zuschauer war pünktlich zur Stelle, da die Lücken- walder als scharfe Konkurrenten bekannt sind und somit inter - essantes Spiel zu erwarten war. Den Anfang machte ein Wettspiel des Berliner F. f. B. 94 gegen Luckenwalde , 2. Abteilung, das der erster« überlegen mit 3: 1 für sich entscheiden konnte. Um sich mit zwei Toren begnügen nmßte. In der zweiten Halbzeit ge- lang es den letzteren aber, alle Angriffe der Luckenwalder abzu- wehren und noch drei weitere Tore zu erzielen, so daß das Spiel mit 5: 4 für Fichte 3 seinen Abschluß fand. Nun kamen als Hauptkonkurrenten die t. Mannschaften von Luckenwalde 5 und Fichte 3 an die Reihe. Luckenwalde hatte Anstoß und war in der ersten Halbzeit durch den scharfen Wind im Vorteil. Ein flottes und freies Spiel brachte den Ball oft vor die beiden Tore, bis es dem Luckenwalder Linksaußen gelang, durch eine Flanke den Ball dem Mittelstürmer zuzuspielen, der ihn zum ersten Tore verwandelte. Bald nachdem fiel auch das zweite Tor durch flotten Durchbruch, so daß es mit 2:6 für Luckenwalde in die Pause ging. In der zweiten Halbzeit hatte Fichte 3 den Wind für sich, konnte aber nicht verhindern, daß die Luckenwalder durch scharfen Angriff auch noch das dritte Tor erzielten. Erst nach einer halben Stunde fiel das erste Tor für Fichte durch den Mittel- stürmer, der eine schöne Flanke des RechiSaußen, die aber vom Tor abprallte, verwandelte. Drei Minuten vor Schluß fiel dann noch ein zweites und gleichzeitig das letzte Tor für Ficht« durch "einen Bombenschuß des Halblinken, so daß das Endresultat 3: 2 für Luckenwalde war. Die Gäste zeichneten sich durch Schnelligkeit aus, bei Fichte waren besonders der Halblinke und der Mittelläufer gut. Das Publikum brachte dem korrekten Spiel lebhaftes Inter- esse entgegen. Hockey. Vor einiger Zeit wiesen wir bereits an dieser Stelle auf daS dem Fußballspiel ähnliche, aber mehr Feinheiten als dieses ent- haltende Hockeyspiel hin. Inzwischen hat sich das Interesse ftir das von der Arbeiterschaft bisher wenig gepflegte Spiel wesentlich ge- höben. Wie uns mitgeteilt wird, finden nunmehr Sonntags- vormittags regelmäßig UebungS- oder Wettspiele auf dem Turn- platz Treptow des Turnvereins„Fichte" statt, zu denen Zu» schauern und Sportfreunden der Zutritt gern gestattet wird. Wer Interesse für diese? Spiel hat, kann sich bei der 3. oder 16. Männer- abteilung des Turnvereins„Fichte" melden. Im neuen Jahre werden auch Damen obigen Vereins auf demselben Platz Uebungs- spiele vorführen, so daß auch den Sportfreundinnen ausreichende Gelegenheit zur Betätigung gegeben ist. tvandter Vorgänge wird heute mancherlei schon etwas banal lust- spielmätzig anmute», was man ehedem als Merkmal einer höher stehenden regelrechten Komödie bewertet hat. Immerhin— die Wirkung auf die Lachmuskeln blieb dem Stücke unverloren. Dank seiner vortrefflichen Aufführung unter der so umsichtigen als fein- fühligen Regie F r i tz W i t t e- W i l d s. Er hat ein Ensemble zu- sammengestellt, in dem alle Rollen aufs günstigste besetzt waren. ESmann führt zwei Parteien mit grundverschiedenen Anschau- ungen und Sonderintereffen vor, die im Schoß der Familie des GroßkaufmannS Holm sich gegenseitig bekämpfen. Auf der einen Seite stehen Vater und Sohn. Jener fand in Aenderly Lebius, dieser in Fritz Junkermann eine Darstellung, die der Per- sönlichkeit wie der jeweiligen Situation im kräftigen Zusammen- klang alles gab. Als Dritte gesellt sich den Zweien des jungen Gwßkaufinanns Frau Etel. Toni W i l k e n S traf die anglo- amerikanisch -chinesische Mischung in dieser resolut unbekümmerten Natur mit schöner Sicherheit. Ihre Standpauke über das so gräß- lich„alte" Europa war köstlich grotesk. Berta Lund— von Poldi Ruß warmtönig gegeben— bildet das Streitobjekt der beiden Lager. Zur anderen,„Tugend und Menschenwürde" repräsen- ticrenden Gruppe zählen die Frau d(s alten Holm, die in ihrer Kränklichkeit und seelischen Verkümmerung durch Maria Alten- b e r g überzeugend verkörpert wurde, ferner Agathe(Marga F u g g e r) und ihr Mann(Hans Werder). Sowohl diese Rollen, wie die der frechdachsigen Camilla(Else Gressin) und des schmarotzenden Neergard(Maximilian S l a d e ck) wurden vor- trefflich charakterisiert.«ll. Die feuerverfichertea Zigarren. Ist eS für einen Privatmann zweckmäßig, seine Zigarren gegen Feuer zu versichern? Ein New Uorker Rechtsanwalt legte sich diese Frage vor einem halben Jabre vor. bejahte sie, ging zu einer Versicherungsgesellschaft und ließ sich 3066 Zigarren auf 666 Dollar gegen Feuer versichern. Kürzlich kam er nun, wie der„GauloiS" berichtet, bei der ver- sicherungSgeiellschaft mit der betrübenden Meldung, seine Zigarren seien verbrannt und verlangte die Versicherungssumme ausbezahlt. Die Versicherungsgesellschaft hatte bis dahin nichts von einem Brande bei dem Rechtsanwalt vernommen und erkundigte sich nach den näheren Umständen.„Die Sache ist ganz einfach." erklärte der Rechtsanwatt,«ich selbst habe die 3666 Zigarre» eine nach der anderen aufgeraucht. Hier ist eine Bestätigung dafür, die drei Zeugen unterschriebe» haben; ihre Unter- s-dristen sind überdies amtlich beglaubigt." Natürlich weigerte sich die Versicherungsgesellschaft, die verbrannten Zigarren zu ersetzen, e« kam zum Prozeß, und die echt amerikanische Entscheidung lautete. die Zigarren müßten ersetzt werden, weil sie nach dem Wortlaute de« Versicherungsscheines eine gegen Feuer versicherte Handelsware seien, die durch Feuer vernichtet worden sei. In der nächsten Instanz kehrte freilich die Versicherungsgesellschaft den Spieß um und die Geschichte kam dem Rechtsanwalt ziemlich teuer zu stehen: die Ver- sicherungSgesellschaft wteS nämlich nach, daß der klagende Rechts« anwalt nach seinem eigenen Geständnisse«eine durch Feuer ver« nichtete, gegen Feuer versichert gewesene Handelsware böswillig in Brand gesteckt habe" l Der Spaß soll ihm auf 5606 M. zu stehen gekommen sein.
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