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Nr. 3 31. ZabrMg. 3. WIM des Jotmätls" öttlinn WIIisblM.-.»>»«>"« Das Wirtschaftsjahr 7913. Bereits im Jahre 1912 fanden sich Anzeichen dafür, daß die Hochkonjunktur ihr Ende erreicht habe und einem wirtschaftlichen Niedergange Platz zu machen beginne. Wenn damals noch die Hoffnung bestehen konnte, die Be- endigung des Balkankrieges und der mit ihm zusammen- hängenden politischen Verwickelungen könnte eine Neubelcbung des wirtschaftlichen Lebens hervorrufen, so ist diese Hoffnung durch den Verlauf des Wirtschaftsjahres 1913 widerlegt worden. Ter Balkankrieg hat sich nach einer Pause in einem zweiten nicht weniger blutigen Teil bis über die Jahresmitte hin- gezogen und auch nach dem Friedensschluß trat keine Auf- wärtsbewegung ein. Nur in Oesterreich , das unmittelbar von dem Kriege auf dem Balkan berührt wurde, könnte die Wirt- schaftliche Krise als Folge des Krieges angesehen werden. In Deutschland ist gerade nach Beendigung des Krieges die Ab- schwächung der wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung in Still- stand und Rückgang umgeschlagen und in außerdeutschen und außereuropäischen Ländern, die durch den Balkankrieg so gut wie gar nicht berührt ivurden, machen sich ebenfalls Anzeichen der Krise deutlich bemerkbar. Die gegenwärtige Krise ist zwar in ihren Formen durch den Balkankrieg be- einflußt worden, aber sie ist im wesentlichen durch rein öko- nomische Vorgänge bestimmt, die im allgemeinen den Wechsel des wirtschaftlichen Auf und Ab hervorrufen. Auch sie unter- liegt der Gesetzmäßigkeit, die Marx über die Ursachen und den Verlauf von Krisen aufgestellt hat. Betrachtet man zurückschauend das Wirtschaftsjahr 1913, so läßt sich allerdings nicht unbedingt sagen, daß es ein Krisenjahr gewesen ist. Wir stehen auch jetzt noch erst am Beginn der Krise. Schaut man nur auf die Ziffern, an denen man für gewöhnlich die Intensität wirtschaftlichen Lebens mißt, so war danach das Jahr 1913 sogar noch ein Hoch- konjunkturjahr: der Außenhandel erfuhr eine Steigerung um mehr als eine Milliarde Mark, die Kohlenproduktion um 14 Millionen Tonnen, die Roheisenerzeugung um 1,5 Millionen Tonnen, der Güterverkehr im Jnlande war ebenfalls wesentlich höher als im Vorjahre. Aber schon wenn man diese Zahlen zergliedert, zeigt sich, daß das Mehr den ersten Monaten des Jahres zufällt, daß von Monat zu Monat der Vorsprung gegenüber d�m Vorjahre geringer wird und in den Monaten am Ende des Jahres zum Teil sogar einem Rückgang Platz macht. Dazu kommt, daß schon seit Jahresbeginn die Preise im Weichen waren, zunächst für die Fertigfabrikate, dann aber auch für Halbfabrikate und Rohstoffe, daß erst die Einzel- Unternehmungen, dann aber auch die Kartelle und Syndikate zu Preisreduzierungen gezwungen worden sind. Für die Arbeiterschaft brachte das Jahr 1913 schließlich einen Stillstand der Lohnerhöhungen(soweit überhaupt solche eingetreten waren), Schmälerung des Lohneinkommens durch Arbeitszeitverkürzungen und Einlegung von Feier- schichten und vermehrte Arbeitslosigkeit. Den günstigen Momenten für die Beurteilung des Jahres 1913 stehen also schwerwiegende ungünstige Faktoren gegenüber. Was beweisen einzelne Rckordziffern im Außenhandel, in der Produktion der Schwerindustrie und Elektrizitätsindustrie, wenn die breite Masse der Bevölkerung von jeglichem Anteil an dieser Kon- junktur ausgeschlossen ist! Die allgemeinen Ursachen für den Beginn der gegen- wärtigen Krise sind in der gewaltigen Expansion zu suchen, die in den Vorjahren die deutsche Industrie erfuhr und auf die nun der notwendige Rückschlag folgen mußte, weil dem Angebot keine Nachfrage mehr gegenübersteht. Gerade durch den modernen Konzentrationsprozeß sind der Industrie Kapitalien zugeflossen und haben dort Anlagen geschaffen, deren Produkte sich nicht im vollen Umfang und zu den früheren hohen Preisen absetzen lassen. Absatzstockung und Preis- rückgang trafen daher am ehesten und stärksten die Industrie, die in den letzten Jahren die rascheste und intensivste Aus- dehnung erfuhr: die E i s e n i n d u st r i e. Die starken Er- Weiterungen und Neuanlagen von Eisenwerken im Rheinland. in Lothringen und in Luxemburg steigerten bis zur Fertigstellung noch den Bedarf und regten daher die Hochkonjunktur an. In diesem Jahre nun sind auch die letzten großen Erweiterungsbauten(von Thyssen und Gelsenkirchen ) vollendet worden und statt als Abnehmer treten sie jetzt als Abgeber auf dem Eiscnmarkt auf. Es ist interessant, daß schon einmal, im Jahre 1990, die rasche Entwickelung der Industrie Lothringen-Luxemburg die Krise verschärft hat. Wenn die Krise nicht die Intensität früherer Zeiten er- reicht hat, so ist das andererseits mit darauf zurück- zuführen, daß in einem großen Industriezweige noch inimer und ungeschwächt eine gewaltige Expansion stattfindet: in der Elektrizitätsindustrie. Hier dringt die Tendenz zu betriebstechnischer Konzentration immer mehr zur Schaffung von Ueberlandzentralen, die durch Erweiterung und Zu- sammenschmelzung alter Betriebe und als völlige Neuanlagen entstehen. Dorthin fließen deshalb fortgesetzt neue Kapi- talien, wobei die in dieser Industrie vollendete Konzen- tration zu zwei Monopolfirmen(A. E.-G. und Siemens- Schuckert ) noch besondere Anziehung für die profithungrigen Kapitalisten bildet. Der Verwertung der elektrischen Energie erschlossen sich dazu immer neue Gebiete(er- innert sei nur an die Elektrisierung von Bahnen), so daß die Entwickelung der Elektrizitätsindustrie von den Hemmnissen einer Krise zurzeit weniger beeinflußt werden kann. Ein gewisser Stillstand in dem flotten Tempo des Zuwachses an Beschäftigung hat sich trotzdem auch hier be- obachten lassen. Im Jahre 1912 konnte es so scheinen, als ob die ein- setzende wirtschaftliche Depression in erster Linie vom Geld- markt aus beeinflußt sei. Die große Geldknappheit führte gewiß mit zu einer Hemmung des Wirtschaftslebens, besonders� soweit sie herbeigeführt war durch die Geldfurcht, die Geld-! aufhäusung im privaten Haushalt und Geldsendungen ins Ausland zur Folge hatten. Aber die Geldknappheit hatte auch die vorhergegangenen großen Anforderungen der Industrie «ur Ursache und war so geradezu ein Zeichen der Hoch- konjunktur. Im Durchschnitt des Jahres 1913 ist die Geld- knappheit nicht größer gewesen als im Jahre 1912. Die letzten Monate des vergangenen Jahres brachten auch die gewünschten Zinsermäßigungen. Aber eine Belebung des wirtschaftlichen Lebens ist dadurch nicht eingetreten. Die zur Verfügung stehenden Kapitalien sind gar nicht der Industrie zugeflossen, weil sie dort nicht beansprucht »vurden; und sie sind ihr nicht übergeben worden, weil man fürchtete, unter dem Konjunkturrückgang iverde die Verzinsung sinken. Es ist charakteristisch, daß von den zum Handel an der Berliner Börse zugelassenen Papieren in Summe von 2,1 Milliarden fast die Hälfte auf aus- l ä n d i s ch e Staatsanleihen entfielen. Die Zahl der zu- gelassenen Schuldverschreibungen und Aktien von Industrie- Unternehmungen sank dagegen gegen das Jahr 1912 von 1251 Millionen auf 551 Millionen. Auch in derVerbesse- rung" des Reichsbankstatus drückt sich gerade der Wirtschaft- liche Niedergang aus. Die Erhöhung des Metall- und Goldbestandes ist eine Folge künstlicher Auf- schätzungspolitik, die wesentlich nicht wirtschaftliches., sondern militärischen Interessen dienen soll, und der Rückgang des Bestandes an Wechseln und verpfändeten Waren ist vie.'vhr ein Zeichen verminderten Warenumsatzes. Uebrigens muß auch hervorgehoben werden, daß der Reichs- bankzinssatz im vergangenen Jahre nur die Höhe von 6 Proz. erreichte, während er in den Krisenzeiten 1997/08 bis auf 7»/, Proz stieg. Wohl blieb der Zinssatz in der Höhe von 6 Proz. recht lange in Geltung(von Mitte November 1912 bis Ende Oktober 1913), aber eine Geldkrisis bestand trotz- dem in geringerem Grade als in früheren Krisenjahren. Die Uebcrzeugung von dem industriellen Rückgang drückt sich auch in derBewegung der Börsenkurse aus. Der Kurs stürz bei Beginn des Balkankrieges war gewiß auf dieses Ereignis zurückzuführen. Aber auch nach Friedensschluß sind die Aktienkurse selbst der großen deutschen Industrie� Unternehmungen weiter gesunken, als für die Bewertung nur noch rein wirtschaftliche Momente in Frage kommen konnten. Noch mehr als in früheren Jahren des wirtschaftlichen Auf- und Niedergangs ist es diesmal zutage getreten, daß alle Vorteile der Hochkonjunktur vornehmlich das kapitalkräftige Unternehmen, alle Nachteile der Depression den kleinen Unter nehmer treffen. Nur der Großbetrieb vermag die Expansion nach seinem Wunsch zu betreiben; ihn berühren wenig die höheren Löhne, er verfügt über die nötigen technischen An lagen, er genießt den höheren Kredit. Ebenso vermag er der Krise besser Stand zu halten; er braucht nur einen Teil seiner Produktion einzuschränken, wo der Kleinbetrieb zur völligen Einstellung gezwungen wird. Er verfügt über Reserven, während der kleine Unternehmer den ganzen Ueberschuß in seinen Betrieb stecken mußte. Ucber Zahlungs stockungen hilft dem Großbetrieb Bankkredit hinweg, den er auf Grund seiner engen Verbindung mit einer Großbank leicht erhält. Dort in Krisenzeiten höchstens ein Rückgang des Ge- winns, der Dividende hier Konkurs und Bankrott. Gegen das Jahr 1911 ist die Zahl der Konkurse im Jahre 1913 um mehr als 1999, auf 9999 gestiegen, worunter sich natürlich kein einziger eines größeren Unternehmens befindet. Neben dieser Stärkung, die die Kapitals- und Betriebs konzentration dem Großbetrieb verleiht, wirkte in mehreren Industrien noch die Kartellierung mit ihrer Bevorzugung der Großbetriebe. Im Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat und im Deutschen Stahlwerksverband sind die kleinen, reinen Werke gegenüber den großen, gemischten Betrieben(die Kohlenbergbau und Eiscnverarbeitung verbinden) stark im Nachteil, der jetzt zur Krisenzeit besonders lebhaft empfunden wird. Trägt- hier die Kartellierung zur Verschärfung der Krise für die kleinen Werke des gleichen Industriezweiges bei, so ver- stärkt die Preispolitik der Monopolverbände gewöhnlich die Krise auch für die weiteren Industrien. So hat das Kohlensyndikat im vergangenen Jahre die Lage der Eisenindustrie ver- schlimmert. Obgleich bereits im Winter 1912/13 die Preise für Eisen nachgaben, verteuerte das Kohlensyndikat noch im April 1913 das wichtige Rohmaterial der Eisenindustrie, die Kohle, so daß bei sinkenden Verkaufspreisen die Produktions- kosten der Eisenindustrie stiegen. Das mußte natürlich eine Expansion der Eisenindustrie völlig hemmen. Schon von diesen» Gesichtspunkte aus scheint es absurd, daß Kartelle Krisen lindern können. Soweit die Kartelle Krisen nicht direkt verschärfen was bisher bei jeder Krise beobachtet worden ist, können sie weder die Ursachen der Krise aufheben, noch sich selbst den Wirkungen der Krise entziehen. Auch im ver- gangenen Jahr haben ja die großen deutschen Monopol- verbände Preisredultionen und Produktionseinschränknngen vor- nehmen müssen. Unter den Ursachen des wirtschaftlichen Niederganges im vergangenen Jahr wird auch die Schwächung der Kaufkraft der breiten Massen genannt. Teuerung und Arbeitslosigkeit haben allerdings die Kaufkraft wesentlich eingeschränkt. Doch war die Teuerung in den Hochkonjunkturjahren 1911 und 1912 fast noch größer als im vergangenen Jahre, das nur eine ganz geringe Erleichterung, keineswegs eine Be- frciung von dieser internationalen Geißel gebracht hat. Die günstige Welternte, die auch Rekordergebnisse der deutschen Getreideernte einschloß, wirkte verbilligend auf die Getreidepreisc, und die Fleischpreise erfuhren wenigstens keine neue Steigerung. Aber das Niveau der Lebensmittel- preise ist seit Jahren ein so hohes, daß die Teuerung natur- gemäß bei den arbeitenden Klassen zu immer stärkerer Ein- schränkung in der Lebenshaltung führen muß. Die Teuerung wurde um so schwerer empfunden und wirkte um so mehr auf die Höhe des Konsums ein. als Arbcitseinschränkungen und Arbeitslosigkeit das Lohneinkommen kürzten. Teuerung und Arbeitslosigkeit haben also dazu bei- getragen, den Rückgang in einzelnen Industrien zu verschärfen. Besonders die Äonfeklionsbranche und das Textilgewerbe haben das empfinden müssen. Die Arbeitslosigkeit spielt unter den Ursachen für den Konjunkturrückgang nur mittelbar eine Rolle; sie ist vielmehr selbst eine Wirkung des wirtschaftlichen Rückgangs und als solche zu würdigen. Die Konkurrenz der als Lohndrücker von den Unternehmern herangezogenen Ausländer und die Zu- nähme der Frauenarbeit haben schon bei normalem Beschäftigungsgang zur Ueberfüllung des Arbeitsmarktes geführt. So zeigte bereits das Jahr 1912 trotz steigender Be- schäftigtenziffern recht hohe Arbeitslosenzahlen. Im Jahre 1913 erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen weiter, so daß gegen Ende des Jahres der Tiefstand des Krisenjahres 1998 fast erreicht war. Die Mehreinstellungen hatten eben nach- gelassen und mehr und mehr wurden bereits Entlassungen vor- genommen. So stieg das Angebot von Rtonat zu Monat; im Monat November wurden bereits 219 Angebote auf je 199 Stellen gezählt. Im Januar 1912 und 1913 war der Andrang von Arbeitsuchenden noch ungefähr gleich groß; im November 1913 dagegen betrug er 46 Proz. mehr als im gleichen Monat 1912. Auch in künftigen Krisenjahren wird die Arbeitslosigkeit das rascheste und beste Maß für den Grad des wirtschaftlichen Rückganges geben. Den Arbeiter trifft jedes Nachlassen der Konjunktur sofort und in voller Schwere. Die geringste Arbeitskürzung fühlt er bereits am Wochenschluß als Lohn- ausfall. Der Unternehmer räumt bei Betriebseinschränkung seine Lager, ihm fließt der Erlös früherer Verkäufe noch nach- träglich zu. er lebt von den Reserven aus Jahren günstiger Konjunktur. Von diesen allgemeinen Gesichtspunkten aus betrachtet, geben dieRekord"ziffern aus der Handels- und Produktions- statistik nicht ein ohne Schatten günstiges Bild. Gewiß der bloßen Zahl nach ist der A u ß e n h a n d e 1 im vergangenen Jahre gewaltig angewachsen. Während von 1911 auf 1912 die Einfuhr um 1199 Millionen Mark stieg, ist von 1912 auf 1913 die Ausfuhr um 1199 Millionen Mark gewachsen. Es betrug(von Januar bis November): Einfuhr. Ausfuhr. Einsuhr. Ausfuhr. lsil ISlZ 1912 in Millionen Mark 8661 8779 8760 7324 8018 8122 in Millionen Doppelzentnern 626 664.8 678.2 635,8 682,3 678,7 Die Einfuhr ist von 1912 auf 1913 der Menge nach nicht erheblich gestiegen, dem Werte nach sogar etwas zurück- gegangen. So ist sogar im Jahre 1913 ein Ausfuhrüberschuß (der Menge nach) zustande gckonimen. Aber die Export- steigerung hat offenbar ihre Ursache darin, daß der Waren« absatz im Jnlande nicht eine der Produktion entsprechende Steigerung erfuhr. Der Export mußte forciert werden, um die bereits produzierten Waren bei dem sinkenden Bedarf des Inlands überhaupt unterzubringen. Daß Steigerung der Produktion und Abnahme des Bs- darfs gleichzeitig vorhanden sein können, zeigt deutlich die Lage des Eisenmarktes. Die Roheisenerzeugung Deutschlands war in jedem Monat des vergangenen Jahres höher als im Jahre 1912, trotzdem sanken die Preise von Monat zu Monat. (Die Gesamtproduktion stellt sich auf etwa 19 Millionen Tonnen gegen 16,3 Millionen Tonnen im Jahre 1912). Auf dem Eisenmarkt läßt sich übrigens die Konjunktur- abschwächung auch direkt verfolgen. Der Versand des Stahlwerksverbandes ging(in den ersten elf Monaten) gegen 1912 von 5,999 auf 5,889 Millionen Tonnen zurück. Der Rückgang würde noch größer sein, wenn nicht der Bedarf an Eisenbahnmaterial im Jnlande eine Steigerung erfahren hätte. Für die Gruppe Halbzeug ging der Versand noch unter den des Jahres 1911, für die Gruppe Formeisen unter den des Jahres 1919 zurück. Der Minderversand von Formeisen ist dabei wesentlich auf die schlechte Lage des Baumarktes zurückzuführen. Der Stahlwerksverband hat denn auch bereits voni dritten Quartal ab Preis- ermäßigungen vornehmen müssen, während der Roheisen- verband noch am 1. Juli teilweise die Preise erhöhte. Noch günstiger als in der Eisenindustrie fielen die Produktionsziffern im Kohlenbergbau aus. Die För- derung von Kohle stieg in den ersten elf Monaten 1913 gegen die gleiche Vorjahrszeit von 162 auf 176 Millionen Tonnen, die Aussuhr von 28 auf 32 Millionen. Entsprechend hoch war auch die Steigerung bei der Koksförderung und Koks- ausfuhr. Aber gerade bei dem Koksabsatz des Kohlcnsyndikats läßt sich schon die im Laufe des Jahres eingetretene Depression gut verfolgen. In den ersten drei Monaten des Jahres hielt sich der Koksabsatz auf der Höhe der den Syndikatsmitgliedern zustehenden Beteiligungsziffer. Vom April sinkt von Monat zu Monat der Äoksversand, bis er im Novenrber nur noch 57,8 Proz. der Beteiligung beträgt. Um so erbitterter mußten die Koksverbraucher die Erhöhung der Koksprcise im April 1913 aufnehmen. Eine starke Stütze fand das Kohlen- syndikat bei seiner Preispolitik an der Haltung des Fiskus, der zwar zum Jahresbeginn von dem Syndikat zurücktrat, aber seine Preise nicht niedriger als das Syndikat bemaß. Für das Jahr 1914 find nun die Aussichten recht trübe. Der Konjunkturrückgang wird schärfer werden. Auch die Industrien, die sich bisher noch eines guten Beschäftigungs- gangeS erfreuten, werden von ihm erfaßt werden. Die Arbeitslosigkeit wird zunehmen, Hunger und Elend im Proletariat größer werden. So lange auf kapitalistischer Basis produziert wird, lassen sich Krisen nicht beseitigen. Das Bürgertum, das alle Vorteile der gegenwärtigen Produktions- weise genießt, erträgt auch die Schäden der Depression leichter als das Proletariat, das durch die moderne kapitalistische Entwickelung in eine immer ungünstigere Lage gedrängt wird. Das Proletariat ist um die Vorteile der Hochkonjunktur ge- kommen: um so bitterer empfindet es jetzt, daß es alle Nach- teile der Depression auf sich nehmen muß. So treibt die moderne wirtschaftliche Entwickelung, die politisch durch den Imperialismus charatterisiert wird, zur Zuspitzung des Klaffest- kampfes.