sie fest, daß die zwei Schüsse auf den Posten vor der ZabernerKaserne aus einer Entfernung von 122 Metern und von jenseitsdes Kanals abgegeben worden seien. In ihrer neuesten Er-klärung ist sie, wenn nicht dem Tatbestand, so doch dem Postenetwas näher gekommen: sie gibt jetzt„über 30 Meter" zu. Wirerwarten nun die dritte Verlautbarung und die am Tatort vor-genommene Berechnung, daß der Schießende im Kanal gestandenhaben mutz. Sie gibt jetzt serner zu, daß scharfe Schüsse gefallensind. Die„Frankfurter Zeitung" kann also ihren Silvesterfrosch,das„Berliner Tageblatt" seine Kinderpistole getrost zum poli-tischen Weihnachtsspielzeug legen. Das Verblüffendste an derneuesten Erklärung der Zaberner Staatsanwaltschaft aber ist derSatz:„Aus den ganzen Umständen mutz geschlossen werden, daßein Attentat auf den Posten nicht in Frage kommen kann." D i egesunde Vernunft lehnt sich gegen diese Schluß-folger u.ng auf und stellt ihr den anderen Satzentgegen:„Aus den ganzen Umständen mutz ge-schlössen werden, daß nur ein Attentat aufden Posten in Frage kommen kan n."Die zweite Erklärung der Zaberner Staatsanwaltschaft er-scheint uns so bedenklich wie ihre erste. Aber auch die Kund-gebung des Stratzburger Generalkommandvs gibt leider zuBedenken Anlaß. Es geht einfach nicht an, daß Militär-und Zivilgewalt öffentliche Ringkämpfe um die Auwrität auf-führen. Wir können es verstehen, daß das Generalkommando inStratzburg heute einfach nicht mehr anders kann,daß es sich seiner Haut wehren mutz, weil die Zivilgewalt dauerndversagt. Ebenso wie Leutnant v. Forstncr einfach nichtmehr anders konnte, als sich selber Genug-tuung zu verschaffen. Man kann seine Kundgebungallenfalls entschuldigen, aber ein überaus gefährlicher Einzelfallbleibt sie trotz alledem. Wenn sich Zivilgewalt und Militärgewaltin dieser Weise bor dem ganzen Lande bombardieren, so bedeutetdas eine schwere Gefährdung der staatlichen Auto-r i t ä t, die unter keinen Umständen geduldet werden darf."Für die„Post" wird sich sicherlich daraus die Folgerungergeben: Die Zivilbehörde hat sich unbedingt den Militär-behörden unterzuordnen, und wenn diese etwas behaupten,respektvoll das Maul zu halten.Nationalliberaler Dank.Die„Preutzisckie Lehrerzeitung' teilt mit, daß der Vorsitzendedes Ortelsburger Lehrervereins, Lehrer B e u t l e r. nach 14jährigerAmtstätigkeit in seiner jetzigen Stelle vom Minister plötzlich nachSchmelz bei Memel versetzt worden ist. Die Versetzung soll erfolgtsein, weil er als Nationalliberaler im letzten Wahlkampf gegen dieKonservativen und für den nationalliberalen Bürgermeister May«OrtelSburg, dessen Ausstellung als Kandidaten er wesentlich bewirkte,agitatorisch tätig war Die Schuldeputation in Orteli.bürg mit Bürgermeister May an der Spitze hatsich-diesen Eingriff in die Rechte der Selbst-Verwaltung seelenruhig gefallen lassen, ohnedaS geringste dagegen zu tun.Festsetzung des Wahltermins für die Nachwahlin Jerichow l und Ii.Wie uns telegraphisch gemeldet wird, ist heute der Wahlterminfür die im Reichstagswahlkreise Jerichow nötig gewordene Nachwahlauf den 10. Februar festgesetzt......— Kulturarbeit in Neu-Kameru«.Die„Koloniale Korrespondenz" meldet::.Der stellvertretende Kommandeur der Kameruner SchutztruppeMajor F ab ricius hat zu Anfang Dezember v. I. eine auf etwa6 Monate berechnete Expedition nach Neukamerun unternommen.Km möglichst jeden Widerstand der Eingeborenen auszuschlietzenund ihnen eine eindrucksvolle militärische Macht vor Augen zuführen'ist die Stammkompagnie des Hauptquartiers der KamerunerSchutztruppe zu Soppo zur Begleitung herangezogen. Die Expeditionist in. zwei Zügen von Kribi und von Edea aus in südöstlicherRichtung nach Neukamerun vorgedrungen. Sie wird zunächst dieStandorte der 10. Kompagnie in Wolö-Ntem und weiter östlichder 11. Kompagnie in Jwindo nebst Umgebung einer eingehendenmilitärischen Besichtigung unterziehen. Im Bereich des PostensNola am Sanga wird eine Bestrafung der aufständischenStämme erforderlich sein, die unter Führung des HäuptlingsNguku der deutschen, wie auch früher der französischen HerrschaftWiderstand entgegengesetzt haben. Ter führende Häuptling hatkürzlich durch seinen Angriff auf eine französische Faktorei vonsich reden gemacht. Oberleutnant v. Raven und der Bezirks-richter Dr. S e g e r waren auf die erste Kunde von dem Ueberfall.sogleich zur Hilfe herbeigeeilt, fanden aber angesichts dergeringen zur Verfügung stehenden Streitkräfte den Tod imKampfe mit den an Zahl überlegenen und mit Schußwaffen wohlausgerüsteten Eingeborenen. Die Expedition soll nach Bestrafungdieses Häuptlings weiter östlich in den Bezirk Mittel-Sanga-Uhamvordrürgen, wo das Lager der 6. Kompagnie der Schutztruppe zuMoaiki vor einigen Monaten einer böswilligen Brand.st'iftung der Eingeborenen zum Opfer fiel."Um die nicht ganz unbegründete Besorgnis wegen des Aus-ganges der Expedition zu beschwichtigen, schreibt anscheinendoffiziös die„K a m e r u n- P o st":„Da der Marsch der Expedition Fabricius zum Teil durchGebiete führt, die außerordentlich geringe natürliche Hilfsmittelbesitzen, wird die gesamte Verpflegung derselben durch 7 Ver-pslegungsnicderlagen in Ojem, Akoafim, Ngoila, Molundu, Lomic,Jukaduma und Nola sichergestellt. Diese Magazinverpflegunz,die den bisherigen französischen Besatzungen der fraglichen Ge-biete nichts Unbekanntes war, stellt nicht nur die sonst unmöglicheVerpflegung der Expedition sicher, sondern bietet auch die besteGewähr dafür, daß eine Beunruhigung der bereits regierungs-treuen Stämme durch Beitreibungen von Verpflegungen usw.vermieden wird."Nach allen bisherigen kolonialen Erfahrungen wird man inNeukamerun zunächst mit einer Kette von Strafexpeditionenrechnen müssen, die sich infolge der Verpflegungsschwierigkeiten durchihre Kostspieligkeit von früheren Unternehmungen ähnlicher Artunterscheiden werden. Dann werden Bahnbau- und ähnliche Forde-rungen kommen. Die deutschen Steuerzahler können sich auf mancheNeukameruner Ueberraschung gefaßt machen.Zum preustisch-hesfischen Eisenbahnterrorismus.Der Abgeordnete Adelung fSoz.) hat im hessischen Land-tage folgende Interpellation an die Regierung gerichtet:.Ist der grotzherzoglicken Regierung bekannt, daß die DirektionMainz der preutzisck- hessischen Eisenbahnverwaltungden Bezirks Vorsitzen den des„Verbandes deutscherEisenbahnhandwerker und-Arbeiter(Sitz Berlin)' infolgeseines Eintretens für die Interessen der Bahnbedienstetennach ISjähriger Tätigkeit e n t l a sse n hat? Ist die grotzherzoglicheRegierung in der Lage und gewillt, bei der preutzisch-hessischenEifcnbahnverwaltung Schritte zu unternehmen, um die Rechte derArbeiter zu wahren?'— Da es sich hier um eine der sogenanntengeduldeten Organisationen handelt, die ausdrücklich auf das Streik-recht verzichteten und deren Tagungen in der Regel von den bvrger-lichen Abgeordneten aller Parteien besucht werden, so wird vonInteresse sein, zu erfahren, welche Stellung die„nationalen" Parteienzu dieser Matzregelung einnehmen.Höhenrekord im Schwindeln!Zu Ehren Krupps ist von der patriotischen Presse mehr zu-sammengefälscht worden, als auf die größte Kuhhaut geht, und dienationalliberale Presse hat dabei redlich mitgewirkt ganz nach demMuster Schiffers, der jüngst im Reichstag mit vollen Backen indie Posaune der Korrriptionshehler blies. Ob ihm der Atem nichtschließlich doch ausgehen wird, bleibt fraglich. Daß aber den Hehler-schmocks die Tinte noch nicht ausgegangen ist, zeigt ein Artikel desBassermann-ofsiziösen„Deutschen Kuriers" vom Sonnabend, indem es heißt:„Daß es aber neben der Beschämung von außen nicht auchan einer solchen im Innern fehle, dafür wußte die Sozialdemo-kratie zu sorgen, deren lieblichster Wortführer Dr. Liebknechtim Reichstag Beschuldigungen gegen die„Firma Krupp und.auch— allerdings in vorsichtig verkapselter Form— gegen die Heeres-Verwaltung erhob, die, wenn sieauchnurzum hundert-sten Teil richtig gewesen wären, eine Korruption be-deutet hätten, wie sie ähnlich nicht einmal in— na, sagen wir— nicht einmal in einem sozialdemokratischen ZutunftSstaat denk-bar wäre. Wie der kreitzenbe Berg schließlich eine ausgemagerteMaus gebar, das steht noch zu lebhaft in unserem Gedächtnis,um es wiederholen zu müssen.... Wären diese„Kornwalzer"einem Abgeordneten der bürgerlichen Parteien aus den Schreib-tisch geflogen, dann hätte er sie zwar auch dem Kriegsministervorgewiesen, wie das das ja der Abg. Liebknecht gleichfalls tat.aber er hätte dann, vertrauend der Ehrenhaftigkeit unsererMilitär, und Zivilbehörden, den Gang der eingeleiteten Unter-suchung abgewartet und wäre nie auf den töllhäuslerischen Ge-danken verfallen, gestützt aus so klägliche„Beweise",das Wort Korruption in die Welt zu werfen und so den Staat,zu dessen Repräsentanten er durch den irregeleiteten Willen einerverhetzten Menge leider mitzählt, dem gehässigen Anwurf seinerNeider und Feinde preiszugeben."Jeder weiß, und Noske hat es erst jüngst im Reichstag doku-mentarisch dargelegt, daß durch die Beweisaufnahme in dem Krupp-Prozeß die sozialdemokratischen Angriffe gegen Krupp bis aufdas Tüpfelchen bestätigt, ja, noch übertrumpft worden sind. Daswissen natürlich auch die Schreiberseelen des Industriekapitals, diein der nationalliberalen Presse ihr Wesen treiben.Der„Deutsche Kurier" hat bekanntlich in seiner, ersten Nummermit einer ausgewachsenen Denunziation gegen unsere belgischenFreunde Vandervclde und Vandersmissen debütjert. Wir Hingenseine neue achtunggebietende Leistung niedriger, die mit einemSchlage zweierlei erweift, nämlich: wie der Krupphiob noch heutealle jene schmerzt, denen er galt, und wie ties die moralische Fäul-nis der kapitalistischen Presse gediehen ist.Die Aera Bethmann Hollweg.In einer imposanten, von über 0000 Personen besuchtenProtestversammlung im Barmer Zirkusgebäude hielten dieRcichstagsabgeordneten Scheidemann und Ebert amletzten Sonntag unter dem brausenden Beifall der An-wesenden Abrechnung mit der Politik Bethmann Hollwegs. JnS-besondere brandmarkten die Redner die von den Scharfmacherngeplante Verschlechterung des Koalitionsrechts der deutschenArbeiter und die diesem Plane von der Regierung geleistete Unter-stützung. Eine in diesem Sinne verfaßte Protestresolution fandeinstimmige Annahme.:Die Reviflonsverhandlung gegen die Krupp-Opfer.Am Freitag, den 16. Januar, vormittags S Uhr, wird vor den,Oberkriegsgericht des Gouvernement« Berlin unter dem Vorsitz desOberkriegSgerickitsratS'Dr. Galsewald unter dem Rubrum Titianund Genossen über die Berufung der ZeugleütnantS Titian, Högeund Schröder, des OberintendantursekretarS Pfeiffers und des Feuer-Werksfeldwebels Schmidt gegen das Urteil des Kriegsgerichts derResidenz Berlin vom v. August 1313 verhandelt werden. Die An-klage vertritt KriegSgerichtsrat Tschierschke, die Verteidigung liegtwie in erster Instanz in Händen der Rechtsanwälte Barnau, Graffo,Ulrich und Werth._Spionageverhaftungen in Königsberg.In der letzten Zeit find, wie erst jetzt bekannt wird, in Königs-berg eine Anzahl Verhaftungen wegen Spionage vorgenommenworden. Die Verhafteten waren bei Militärbehörden und in mili-tärischen Instituten tätig. Der Hauptschuldige ist ein Angestellterder Landeöversicherungsanstalt, der sich durcki den Auswand, den ertrieb, verdächtig gemacht hatte. Einer der Berdächligen, ein Kon-sulatsangestellter. ist geflüchtet. Die Spionage wurde zugunsten des„TrbfreundeS" Rußland betrieben.Bulgarien.Die Ministerkrise.Den ersten Akt der großen Parlamentskomödie in Bulgarienhaben die Bauernbündler gespielt, und jetzt wird der ztveite Aktinszeniert, in dem in der Hauptrolle die Regierung selbst auftritt.Wie bekannt, ist auf der Konferenz der Bauernbündlereine starke oppositionelle Stimmung in die Erscheinung getreten:sie wollten nichts von einer Verständigung mit der Regierungwissen. Und da es im Parlament keine absolute Rcgierungsmehr-heit gibt, so hielt man die Krise für unvermeidlich. Man ver-mutete, daß die Fraktion der Bauernbündler, die stärkste nach derRegierungsfraktion im Parlament, sich mit anderen Fraktionenvereinigen und den Fall des gegenwärtigen Kabinetts herbei-führen würde. Dies hätte große Schwierigkeiten hervorrufenmüssen, weil ein Kabinett aus oppositionellen Elementen die ganzeRcgierungsfraktion. die fast die Hälfte aller Stimmen im Parla-ment auf sich vereinigt, gegen sich haben würde. Jetzt aber, dankder loyalen Haltung der Bauernbündler, sind diese Schwierig-ketten bereits überwunden. Die oppositionelle Stimmung dieserHerren ist in einen leeren Formalismus ausgeartet: sie habensich damit begnügt, daß der Premierminister Radoslawowdemissioniert hat, um sich aber wieder an die Spitze des neuenKabinetts zu stellen. Zum Dank für diese„Konzession" unter-stützten die Bauernbündler die Zusammensetzung eines Kammer-Präsidiums aus Regierungsparteilern, und nun kann man kaumnoch zweifeln, daß sie auch das„neue" Kabinett unterstützenwerden.Es ist interessant,, zu bemerken, daß. die Regierung im Falleder Hartnäckigkeit der Bauernbündler als Ausweg aus der ver-wickelten Lage die. Auflösung des Parlaments iw Erwägung zog.Freilich wäre die Demission der Regierung viel natürlicher ge-Wesen. Aber das gegenwärtige Kabinett hält augenscheinlich„seinepatriotische Mission", noch nicht für beendigt. Es muß natürlichsonderbar erscheinen, daß die Regierung glaubte, durch eine Auf-lösung des Parlaments aus ihrer schwierigen Lage herauszukom-men, weil nicht zu erwarten war, daß in der Gesinnung der bul-garischen Wähler so rasch ein Umschwung eingetreten sein könnte.Es bleibt nur die Annahm«: daß die neuen Wahlen unter einembesonderen Druck der Behörden stattfinden sollten, was sehtcharakteristisch für die gegenwärtige„liberale" Regierung ist.Das einzige Positive in dieser ganzen Geschichte ist, daß sichdie mit den Bauernbündlern verknüpften oppositionellen Illusionendes Volkes zerstreut haben und daß sich der bulgarischen Demo-kratie die wahre Physiognomie dieser Partei im hellen Lichte zeigte.Die Bauernbündler haben bewiesen, daß sie die Interessen desarbeitenden Bulgariens nicht mehr tvahren, als die anderen bürger-lichen Parteien. Auf diese Weise ist die einzige Partei, auf diesich die echt oppositionellen Elemente des Landes verlassen können»die sozialistische.Es ist jetzt schon klar, daß das neue Kabinett sich wieder ausden Liberalen zusammensetzen wird. Die Bauernbündler werdennicht in das neue Kabinett eintreten. Aber sie werden ohne Zweifeldas Kabinett wenigstens mit„leeren Stimmzetteln" unterstützen»wie es während der Wahl des Präsidiums der Fall war. In dasneue Kabinett werden auch die Demokraten nicht eintreten, weilihr Führer, Herr M a l i n o w, immer gegen die gemeinsame Arbeitmit den Liberalen ohne die Teilnahme der anderen Parteien war.Außerdem würden die Demokraten im neuen Kabinett nur Stellenzweiten Ranges bekommen; auf diese nur fiktive Teilnahme ander Regierung wollen aber die Demokraten nicht eingehen.Sofia, 5. Januar.(W. T. 58.) Da das Kabinett noch nichtgebildet ist, hat sich die Sobranje bis zum 10. Januar vertagt.Sofia, 5. Januar.(W. T. B.) Die Abgeordneten der Bauern-Partei, welche die stärkste oppositionelle Gruppe in der Sobranjedarstellt, hielten heute eine Beratung über die durch die Demissiondes Kabinetts geschaffene Lage ab. Die Partei b-e schloß»sich jeder Teilnahme an der Regierung zu ent»halten, keinerlei Verpflichtungen zu übernehmen, kein Mini»sterium welcher Richtung immer, zu unterstützen und sich dieS»bezüglich streng an die jüngsten Beschlüsse des Kongresses degPartei zu halten.Das Kabinett Radoslawow.Sofia, 5. Januar.(Meldung der Agence Bulgare.) Ra»woslawow wurde mit der Kabinettbildung betraut und tratmit allen parlamentarischen Gruppen, ausgenommen diePartei Geschows und Danews, gegen welche alle anderen Par»teien die Einleitung einer parlamentarischen Untersuchungverlangen, in Fühlung. Die zu Rate gezogenen parlamentari»schen Gruppen lehnten den Vorschlag, in das Kabinett einzu»treten, ab. Die agrarischen und sozialistischen Abgeordnetenerklärten, daß sie es ablehnen, an jedweder Kabinettbildung,welcher immer, teilzunehmen.In einer Audienz, welche eine Stunde währte, nahm derKönig die Ratschläge des Obmanns der stärksten parlamen»tarischen Gruppe entgegen und unterzeichnete hierauf einenUkas, womit sämtliche Mitglieder des Kabinets Radoslawowwieder zu Ministern ernannt werden und ihre Portefeuillesbehalten. Das Ministerium des Aeußern wird auch weiter-hin von Radoslawow geleitet werden, der mit der gegen-wältigen Sobranje arbeiten zu könnnen hofft, vorausgesetzt,daß die verschiedenen Parteien in patriotischer Weise hierzu!geneigt sind.Englanü«Gegen den Rüstungswahnsin».Loudon, 5. Januar. Sir Stanley Backmaster, einMitglied des englischen Kabinetts und Generalstaatsanwalt,hielt gestern in Bradford eine lange politische Rede, die um sobemerkenswerter ist, als sie die kürzlichen Auslastungen LloydGeorges über eine Einstellung der Rüstungen noch unterstrichund besonders das zu erstrebende gute Einvernehmen mitDeutschland betonte. Der Minister führte etwa aus: Daseinzige Mittel?er Beschränkung der Militärausgaben bestehtin einer spontanen Willensäußerung der englischen öffentlichenMeinung, in dem sie diese Ausgaben auf das strengste tadelnmüßte. Wenn das englische und das deutsche Volk sich dieHand reichen wollten, müßten fast alle diese Ausgaben sofortunnötig werden. In England wie in Deutschland hat diearbeitende Bevölkerung keinerlei Grundzu Zwistigkeiten. Sie hat auch keine Ursache, sich zu beklagen.Wenn sie sich freundschaftlich die Hand drücken würde, sowürde das ihre Interessen bedeutend stützen. Wenn dagegendie Ausgaben für die Rüstungen in Zukunft noch anwachsen,so werden sie Unruhen im Innern hervorrufen, da wir derArbeiterklasse das Leben noch zu verteuerngezwungen sind, während wir uns- gegen die Schwierigkeiten,die noch obendrein von außen kommen, zu schützen gezwungenwären.Letzte Aachrichten.Ein sozialdemokratischer Kommuualwahlsieg.Arnstadt(Thüringen), 5. Januar. sPrivattelegrammdes„Vorwärt s".) Bei der heutigen GemeinideratSwahl siegtenin der dritten Abteilung die Genossen Bieligk und Her. EinMandat wurde behauptet und eins gewonnen. Nunmehr be»findet sich die gesamte dritte Abteilung in sozial-demokratischem Besitz.Rücktrittsabsichten der rumänischen Regierung.Bukarest, v. Januar.(W. T. B.) In Erwiderung auf eineInterpellation erklärte Ministerpräsident MajureScu:„Diegegenwärtige Regierung fei gebildet und das gegenwärtige Par-lament sei gewählt worden zu dem Zwecke, die durch die inter-nationale Lage Rumäniens während der Balkankrise gestelltenProbleme zu lösen. Da diese Mission erfüllt sei, werde die Regierungihre Demission geben und dem König anheimstellen, andas Land einen neuerlichen Appell zu richten, um sich durch Neu»Wahlen über die Probleme der inneren Politik zu äußern."—.Das Parlament hat die Weihnachtsfericn angetreten; die Regie-rung will vor dem Wiederzusammentritt des Parlaments demis-sionieren._Schwere Gasexplosion in Paris.Paris, 2. Januar.(P.-C.) Eine heftige Gasexplosion fandheute vormittag in einer Beleuchtungskörperfabrit in der Nähe desBoulevards Richard Lenoir statt. Mehrere Arbeiterinnen,die mit der Herstellung von Glühstrümpfen beschäftigt waren, w u r-den schwer verletzt. Unter den jungen Mädchen entstandejne. große Verwirrmyz, die sich erst beim Erscheinen der Feuer»wehr legte. Bier der Verletzten befinden sich in Lebensgefahrund mußten ins Hospital gebracht werden.