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Nr. 9. 31. Jahrgang.

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1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 10. Januar 1914.

Gewerkschaftliches.

Ein typischer Fall.

Streifbrecher und Lebiusbrüder im Bunde mit" man" feine und die Nataler Eisenbahner weigerten sich, mitzumachen. Heute Besorgnis wegen ihres Koalitionsrechts hegen. Das ist sicher- läuft aus Südafrika   Nachricht über Nachricht ein, daß das ganze lich gut genug geschützt. Woraus weiter zu schließen ist, daß Eisenbahnsystem Transvaals und der Orange= es eines besseren Schußes dieser Elemente nicht bedarf. flußkolonie vollständig desorganisiert sei; keine Gespannt darf man darauf sein, was die christlichen Ge- 3üge fahren von Pretoria  , Germiston   oder Johannesburg   ab. In Ungenierter als in der Frage des sogen. Arbeitswilligen wertschaften nach dem neuen typischen Fall konservativer Ar- Pretoria streifen alle Lokomotivführer außer drei und die schutzes ist selten entſtellt, verdreht, zusammengereimt und plan- beiterfreundlichkeiten zu den Bestrebungen sagen werden, sie Rangierer und Zugführer schließen sich den Streikenden an. mäßig gelogen worden. Einen typischen Fall dafür, wie die ganz offenkundig vor den konservativen Interessenkarren zu waffnete Polizisten bewachen die Stationen und Truppen werden Terrorismusschreier arbeiten, liefert die Konservative Storre- spannen. spondenz". Sie produziert den folgenden handgreiflich dick aufgetragenen Schwindel:

Hört man ferner die Vertreter der Linksparteien die Frage des Arbeitswilligenschutzes erörtern, so möchte man glauben, in weiten Streifen des Volkes, insbesondere der Arbeiter, bestehe eine Besorgnis wegen Gefährdung des gesetzlich ge­währleisteten Koalitionsrechts. Hält man jedoch vertrauliche Umfrage in Kreisen der Arbeiter, so klagen sie über den Terro­rismus der organisierten Arbeitskollegen oder der meist nicht mehr dem Arbeiterstande angehörenden berufsmäßigen Aufwiegler und Streitverführer. Man hört nicht selten Anflagen gegen die Regierung und die Behörden, daß sie in unbegreiflicher Schwäche die Arbeiter nicht schüßen, daß sie ihre Arbeit nehmen können, wo und bei wem sie wollen; daß sie durch mangelnden Schutz der persönlichen Freiheit so viele durchaus nicht vaterlandsfeindlich oder revolutionär gesinnte Arbeiter zwingen, um nicht Lohn und Brot zu verlieren, sich gewerkschaftlichen und parteisozialistischen Drganisationen anzuschließen, sie mit Geldmitteln und durch ihre Stimmabgabe zu unterstützen."

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Berlin   und Umgegend.

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am Rand zusammengezogen. In Natal wird noch gearbeitet, doch sollen die Eisenbahner für den Streit sein und stimmen hente darüber ab, ob sie mitmachen wollen. Der Rat des Gewerkschafts­bundes hat für morgen eine Sigung einberufen, zu der die Ar­Aus dem Fleischergewerbe. Im Bezirk Südosten hat der beiterdelegierten auf Automobilen und Motorziveirädern aus allen 8entralverband der Fleischer wieder einige Tarife ab- Teilen Transvaals herbeieilen. General Smuts sagte gestern in gefchlossen. Es geschah mit den Firmen W. Reschke, Waldemar­traße 11, Rohloff, Naunynftr. 8, Rohte, Naunhnstr. 66, einer Versammlung der Spezialkonstabler, daß er kein Blut­Köhler, Manteuffelsir. 66. Im Norden wurden mit den Firmen vergießen wünsche, daß er es, wenn möglich, durch Vorsichts­a ban, Fleischzentrale, Grünthaler Str. 32, Bartenstein  , maßregeln verhüten würde. Wenn aber die Streifenden den Soldiner Str. 70, und Wirtschaft 3 acher, Hadepeter", Brunnen- Kampf begännen, würde es ein größeres Unglück geben als lebten straße 111, Tarife abgeschlossen. Juli, denn die Regierung sei entschlossen, die dicamal Die Sperre für organisierte Fleischergefellen hat die Organisation Arbeiter- Organisationen über die Firmen Otto Sperlich, Brunnenstr. 76, Wirt, Fleischerei, zuwerfen. Matternstr. 5 und Wirtschaft August Schernid, Hackepeter, Frank­furter Allee 25, verhängt.

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In Neukölln   ist die Sperre über die Firmen Schlegel, Thüringer Str. 38, Kasch unte, Hobrechtstr. 41, Wozeniti, Wipperstr. 20, Greiling  , Rottbuser Damm 7, Sahrmann, Jägerstr. 70, Egner, Weichselstr. 49, und Hahn, Lessingstr. 24, wegen Richtanerkennung des Tarifvertrages verhängt worden. Die Tariftommission der organisierten Fleischergesellen. Deutsches Reich  . Terrorismus schlimmster Art.

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Im dritten Monat im Streit befinden sich Arbeiter der Auto­mobilfabrik S. Krümmel, St. Petersburg  . Kovensky perenlot 5. Die Fabrit sucht Streitbrecher nach allen Seiten. Aus Mostau tamen einige Dußend Arbeiter, sind aber sofort zurüdgefahren, nachdem ste erfahren haben, daß es sich um Streitbrecherdienste handelt und nachdem Genossen der streifenden Fabrik das Geld für das Fort­reifen zusammenbrachten. Wie man uns mitteilt, wendet sich Krümmel jetzt nach Deutschland  . Zuzug muß unbedingt ferngehalten

werden.

Der Schreiber dieser Räubergeschichte würde arg in Ver­Yegenheit geraten, wenn er mit hieb- und stichfestem Material für seine Behauptungen gradestehen müßte. Man" hat einfach fombiniert und gedichtet. Das ist man bei den Widersachern der Arbeiterbewegung gewohnt. Das bekundete dichterische Gemüt verrät daher keine besondere und bemerkenswerte Eine australische Gewerkschaftskonferenz. ,, baterländische Zugend"; aber sie zeugt von einer seltenen Zu den Lieblingsthemen aller fleinen und großen Philister, der Frechheit. Bis in die letzten Tage hinein gab die konservative Scharfmacher aller Grade gehört das über den Terrorismus der Nach mehrjähriger Unterbrechung fand Mitte November 1913 in Bresse   ihrem Aerger über den christlich- nationalen Arbeiter- Gewerkschaften. Nun gibt es allerdings eine wirtschaftliche Ver- Adelaide wieder eine Stonferenz der Bertreter der Geivertschaften fongreß Ausdruck. Ganz gleich, aus welchen Beweg- einigung, die den Terrorismus als Mittel zur Wahrung von Porte- aller australischen Bundesstaaten statt. Die anwesenden Delegierten monnaieintereffen in der rücksichtslosesten Weise ausübt. Aber diesem vertraten rund 700 000 Arbeiter. Die Konferenz betonte energisch gründen der Kongreß einberufen worden war, jedenfalls Terrorismus dieser Vereinigung gilt die Entrüstung der Liebhaber die Notwendigkeit eines engeren Zusammenschlufsen der Gewerkschaften hat er den Scharfmachern das Konzept arg verdorben, eines sogenannten Arbeitswilligenschutzgesetzes nicht. Wir haben die und beschloß, eine Zentrale zu bilden, die aus den zentralen Gewerk­das Terrorismusmärchen gründlich zerstört. Das war um so Drganisation der Aerzte, den Leipziger Verband im Auge. Angeb- schaftskartellen der einzelnen Staaten bestehen soll. Diese Kartelle dürfen bemerkenswerter, als die christlichen Gewerkschaftsleitungen lich hat er bei seinen monopolistischen Bestrebungen das Wohl des in Zukunft nicht mehr wie eine Organisation desselben Berufs zulassen an der Entstehung des Märchens vom sozialdemokratischen Volkes im Auge, aber alle feine Forderungen haben einen eigen und sind alle diesbezüglichen Streitigkeiten dem neuen Zentralförper zu Terrorismus und der Notwendigkeit eines sogenannten artigen metallischen Beigeschmack, das" Volkswohl" deckt sich überweisen. Dieser soll nach Möglichkeit die Verschmelzung der Organi­Nun die stets mit den finanziellen Interessen der Aerzte. Einen fationen verwandter Berufe herbeiführen. Eine Reihe sozialpolitischer Arbeitswilligenschutzes nicht unschuldig waren. Christen und Nationalen Farbe bekennen mußten, verwiesen recht interessanten Beitrag zu diesem Kapitel liefert das Zentral Forderungen wurden aufgestellt, darunter die Forderung eines ge­fie die Terrorismusgeschichten im allgemeinen ins Reich der blatt für Parität der Heilmethoden". Es berichtet über Fälle, nach jeglichen Minimallohnes für alle weiblichen Beschäftigten, des denen die Aerzte sogar den Rezepturzwang für Bäder erstreben. In Achtstundentages für die ersten fünf Tage der Woche und einer Fabel und erteilten den Scharfmachern eine strikte Absage. der Nr. 7( vom 1. Januar 1914) berichtet ein Jurist über seine Er höchstens vierstündigen Arbeitszeit am Tage vor Sonn- und Feiers und was geschieht jett? Die Konservative Korrespondenz" fahrungen in dieser Beziehung. Nach einer Wanderung wollte er in tagen usw. Zur Förderung der Organisationsarbeit in schlecht oder streicht die Angehörigen des christlich- nationalen Arbeiter- Ebersbach( Pfalz  ) zur Reinigung und Abkühlung ein Bad nehmen, nicht organisierten Berufen, besonders unter den Frauen, sollen ges tongresses einfach von der Liste der vaterländisch Gesinnten" bezw. fich einen Guß geben lassen. Der Bademeister verweigerte meinsame Organisatoren angestellt werden. Die Konferenz sprach sich und wirft sie zu den vaterlandsfeindlichen und revolutionär das mit dem Bemerken, daß er ohne ärztliche Bescheini ferner für ein engeres Zusammenarbeiten der Gewerkschaften und der Arbeiterpartei aus. Für das Ausland besonders wichtig ist der gesinnten Arbeitern". Während so die Christlich- Nationalen gung abfolut feine Bäder verabreichen dürfe".- fonservative Fußtritte empfangen, bemüht sich die führende Wenn die Gewerkschaft der Aerzte so weiter arbeitet, dann kommt es Befchluß, die nächste Konferenz des Internationalen ultramontane Bresse, die christlichen Gewerkschaften für noch so weit, daß ohne ärztliche Verordnung kein Pfefferminztee Ge wertfchaftsbunbes, welche 1915 in San Francisco   statt­für verabreicht, fein Hühnerauge beschnitten, fein Abführ  - und fein Stopf- findet, zu beschicken. Es darf wohl angenommen werden, daß dieser Konservative Politik und Bestrebungen zu begeistern. Ein mittel gegeben werden darf. Beschluß recht bald zum festen Anschluß an die Internationale reizendes Spiel! Daß gegen den ärztlichen Terrorismus sich irgendwo jemals führen wird, was angesichts der rapiden Industrialisierung mancher Die obige Auslassung bedeutet aber nicht nur einen die Staatsanwaltschaft bemühte, davon hörte man noch nie etwas; Teile des Landes, das zudem als Einwanderungsland eine große dumm- frechen Ausfall gegen die Christlich- Nationalen, ihrer welch einen Eifer würden sie aber fast alle entwideln, wenn Rolle spielt, für die Gewerkschaften aller Länder Bedeutung hätte. Frechheit Höhe liegt in der Denunziation, die Regierung sei nicht die Gewerkschaften in ähnlicher Weise wie die Aerzte vorgehen Die Zahl der auf der Konferenz vertretenen Arbeiter scheint nicht ausschließlich aus Gewerkschaftsmitgliedern zu bestehen. Zwar genügend scharfmacherisch. Vertreter der Regierung bernahmen wollten. haben die Gewerkschaften des australischen Festlandes auch im ver­von christlich- nationalen Arbeitern, daß sie einen sogenannten flossenen Jahre rapide Fortschritte gemacht. Aber zu Beginn des Arbeitswilligenschutz entschieden ablehnen, dahinter steckten selben zählten sie nach den amtlichen Berichten erst 488 224 Mit­Attentatsgelüfte gegen das Koalitionsrecht. Die Konservativen wollen trotzdem der Regierung gebieten, zu tun, als glaube London  , 9. Januar  .( Privattelegramm des Vor- glieder in über 600 Gewerkschaften. Wie rasch ihre Entwickelung war, geht aus folgenden Zahlen hervor: Die Gewerkschaften zählten fie an die von Scharfmachern und Hingegardisten auswärts".) Die tapitalistische Presse Londons   berichtete heute morgen 1891: 54 888 Mitglieder in 72 Gewerkschaften, 1901: 97 174 Mit­gebrüteten Schwindeleien. Um keinen Irrtum aufkommen zu mit vielem Bergnügen, daß der Streit der südafrikanischen Eisen- glieder in 139 Gewerkschaften, 1911: 364 739 Mitglieder in über Lassen, wollen wir gern bestätigen, daß die gewerbsmäßigen bahner ein Fiasko sei; die Züge liefen ohne große Unterbrechung 500 Gewerkschaften.

Kleines Feuilleton.

Ausland.

Der Eisenbahnerstreik in Südafrika  .

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Dazu die Meechens na, Gatt, man fennta Es ist ja immer das Alte.

Das Alpenglühn, die Schuhplattlertäng', Daß sie der Herrgott erhalte!

Es

Am wenigsten das Talent. Fragion hatte wenig Stimme, wenig Witz und wenn er einmal Gefühl und Humor besessen hat, so hatte Aber fich längst die verkalkte Mimeneitelfeit darüber gelegt. da war vor allem die Aufmachung. Die wilde Reklame und der Und Der Schädel. Das deutsche Bürgertum ideallos? Und ob das sanftgetönte Frad. dann: " Fragions Klavier". beutsche Bürgertum Jdeale bat! Betveis: Professor August gibt Stapellmeister, die Tristan und Isolde  " ohne Partitur dirigieren, n. Froriep   hat eben ein Werk erscheinen lassen, betitelt, Der und Virtuosen, die alle Sonaten Beethovens auswendig spielen. etabel Friedrich von Schillers und des Dichters Begräbnisstätte", Fragion aber wandte dem Instrument, worauf er sich begleitete, den mit 18 Lichtdrucktafeln und 71- einundsiebzig! Abbildungen. Allerwertesten zu und die erhabene Nachlässigkeit, womit er, während

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In diesem Buch wird gar erbaulich geschildert, wie dem Herrn Pro- er ins Publikum zwinkernd hineinpointierte, zu der flimpernden fessor der Gedanke keine Ruhe ließ, daß der Schädel des Kollegen Linken ab und zu die Finger der edlen Rechten stoßen ließ, demon­von Schiller   verschollen war. 1826 hatte man zwar einen Schädel strierte sich seinen Zuhörern als ein Gipfel souveräner Sunstübung. aus der Begräbnisstätte des St. Jakobs- Kirchhofes in Weimar   Dazu tam noch etwas anderes: Er war ein Sänger der Liebe, als den des Dichters erkennen wollen und ihn in der oder was so in der Tingeltangelatmosphäre ihren Platz einnimmt. Fürstengruft zu Weimar   beigesetzt, aber 1888 hatten Ein ordentlicher Schuß Sentimentalität, genügend Frivolität, aber D Graus! genauere wiffenschaftliche Untersuchungen von Schweinigelei nur soviel, daß eine auf den Schein der An­dargetan, daß dieser mit Ehren allerhand überhäufte ständigkeit haltende Frau nicht gerade davonlaufen mußte. Und Schädel nie das Gehirn umschlossen, in dem der Tell" keimte und wenn sich Fragion einmal in das Gebiet der Politik begab, waren der Wallenstein" furz und gut, ein falscher Schädel war als der die Dosen ebenso flug abgemessen. Zum Beispiel einige Sticheleien Schillers beigesetzt worden. Nun warf sich Herr v. Froriep   mit gegen das unbeliebte Parlament, gelegentlich patriotisches Fahnen­Fragion selbst als geborener Engländer präsentierte dem Spürfinn eines Sherlock Holmes   und der Pedanterie eines fchiventen deutschen   Professors auf die Aufgabe, unter anderen Schädeln den sich kokett als die fleischgewordene Entente und etwa harmlose, rechten Schädel herauszufischen, stöberte in Stirchenbüchern, wühlte in respektvolle Späßchen über Herrn Poincarés großen Appetit, zum altem Gruftmoder, reihte Schädel neben Schädel, ordnete, sichtete, Behagen freßluftiger Spießbürger. Lob und Dank der anthropo maß, verglich, und eines Tages logischen Anatomie! fonnte er auf einen Totenkopf deuten, der ihn just so verlegen angrinste wie die andern auch, und sagen: Das ist der Schädel des Herrn von Schiller  ! Seinen Triumph kündet er der Mitwelt in oben genanntem Schmöker.

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Also alles in allem glich die Fragionsche Geschäftspraktik der der großen" Presse, die den Pariser mit falscher Sensation, fentimentalen Moralitäten, Schnüffelei in parfümierter Unterwäsche, perfider Herabfeßung des politischen Bürgerbewußtseins und steptisch tuendem Byzantinismus füttert. Sie spielt den Hymnus der aus­gereiften Bourgeoiskultur auf Fragions Klavier".

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es fehlt und

wird

Ach, Freileinche, sein Se doch nich doof!" Losschmettert das Blechgebläse,

Die Herzen glühn, es steigt der Schwoof ( Und der Staub Dir in die Neese).

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Dann aber der Clou: der Wettbewerb Im die dünnste( geschnürteste!) Tallje! Himmel, Wetter, so ein Gesundheitsverderb... wha, was hast Du denn bloß, Amalic?" Die heult. Was ist los?- Lieber Gott  , nun ist Unterlegen das arme Wesen.

Das tommt nu mal vor. Eine andre, wißt, Ist noch eingeschnürter gewesen...

Nu sei schon hübsch still. Wer hat denn gesiegt?

War sie hübsch? Wie hat sie geheißen? ,, Ach Gott  - ich weiß nicht-- ich glaube, es war Ein Fräulein Justitia. Aus Preußen.

Notizen.

Oswald.

Der aufgeteilte Literaturlehrstuhl. Unauf­findbar bleibt der Mann, der Lust hat und genehm wäre, Erich Schmidts Lehrstuhl für deutsche   Literatur von der Berwaistheit zu befreien. Nun soll, wie das" Berliner Tageblatt" gehört hat, ein Der deutsche   Mastbürger erfährt von dem vergoffenen Pro­Triumvirat aus der Verlegenheit retten, bei welcher Lösung Professor fessorenschweiß und von des Strebens Preis aus dem Feuilleton Kinokultur! Die Runde durch die Kinotheater macht jetzt ein Gustav Roethe   flantiert von zwei kleineren Göttern, in die Poften­Der Tageszeitungen und befriedigt dreht er sich nach der Wand: Wir haben jetzt Schillers Schädel! Und des Dichters Geist, die Film( Bruder und Schwester" heißt er), in dem streikende Arbeiter mitte, vortanzen soll. Schweiß hats gefoftet, schweren Jahresschweiß, lebendige Flamme, fein Haß gegen die Tyrannen, sein Zornruf pie räuberische Apachen dargestellt werden. Der Chef nimmt aus aber das Ziel der Sehnsucht wäre erreicht. Theaterchronit. Als fünftes Stück des Shakespeares gegen die Knechtschaft, sein Appell an die ewigen, unveräußerlichen Furcht vor den streifenden Arbeitern sein Geld mit nach Hause in Menichenrechte, wie steht es damit, deutscher Bürger? Lagt den seine Villa. Arbeiter haben dies beobachtet. Sie rufen den Chef 3yklus geht im Deutschen   Theater demnächst, König telephonisch von Hause fort und brechen inzwischen in die Villa ein. Lear" in einer Neueinstudierung in Szene. Die Rolle des Lear deutschen Mastbürger schnarchen: er hat den Schädel Schillers! Sie hausen wie die Vandalen. Mehrere Türen werden gewaltsam wird wie der Shylock   im ,, Kaufmann von Venedig"- abwechselnd Wenig fehlt Totentanz  . Den Pariser Tingeltangeliänger Fragion hat fein eingeichlagen. ant der Frau von Albert Baisermann und Rudolf Schildkraut  steinalter Vater in alkoholischer But erschossen, und den Toten haben des Fabrikanten gar noch ein Mord begangen. Also echte gespielt. In der Rolle des Narren alternieren Alexander zehntausend Menschen zum Grab geleitet. Man nehme das Wort Apachen. Von der Not ausgesperrter Arbeiter natürlich nichts. Moissi   und Alfred Abe I.- Maria Höil, früher am Hamburger, nicht in seinem gewöhnlichen pathetischen Stimmungsgehalt. Weiber zer- Das Publikum, teils selbst dem Arbeiterstande angehörig, läßt sich jetzt am Rigaer Stadttheater, gastiert am Deutschen   Opern rissen gierig die Stränge, es wurde gestoßen, gebort, getreten, ge- das ruhig bieten, als wenn das ganz so in der Ordnung wäre. hause auf Engagement, am Sonnabendabend als Martha im freischt und sogar gejungen. Camelots boten gröhlend die letzten Das Blut steigt einem in den Kopf, wenn man diese Gemeinheit Tiefland", am Montag als Fidelio". Verfolgung eines Justiz rats. Von einem merf­Schlager des Toten aus und die Horden des Leichengefolges stimmten sieht. Der Zorn sollte jeden anständigen Menschen packen, wenn er Lustig ein. sieht, wie Leute, die auf gefeßlichem Wege ihr trauriges Dasein um würdigen Schicksal wird die Figur eines Justizrats in der neuen ein Geringes verbessern wollen, von diesem Kino, dichter" in so un- Bosse des Deutschen Schauspielhauses Wer zulegt lacht" verfolgt. Auf den Einspruch erhörter Beife verhöhnt und beleidigt werden, indem man sie als Ursprünglich hieß der Mann Justizrat Senff. des Berliner   Anwalts gleichen Namens änderten die Autoren den Banditen darstellt. Nun hat sich heute ein Rechtsanwalt Das ist die Schauerromantik und Lokal- Anzeiger"-Kultur, die Namen in Justizrat Pfeffer. Pfeffer mit einer Beschwerde an die Direktion gewandt und aber malige Abänderung des Namens verlangt. Jetzt ist der Figur der Humor und Satire. Name Pfeffersenff erteilt worden. Die Siegerin.

Aber über dieses Begräbnis moralisieren, hieße die Moral ver­fennen, die sich aus den Erfolgen des lebendigen Fragion ergibt. Der Mann hat seit Jahren zwanzig- und dreißigtausend Frank im Monat verdient. Für diese Riesengage, die ihn zum mehrfachen Millionär machte, hatte er nichts zu tun, als drei oder vier entfeßlich uns das Kino vermittelt! alberne Chansons oder armselig humoristische Monologe" vors. zutragen, für deren Einführung er von den Verlegern natürlich noch egtra honoriert wurde, denn das Fragionsche Repertoire wanderte bis in die letzten Provinz- Chantants und in den Zwei- Sous- Ausgaben in den Liederschatz der Kleinen Arbeiterinnen und gesangslustigen Rommis.

Welches waren die Mittel dieses Triumphs?

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Beim Bodbiertrubel. Es war ein Klamau Sie immer bei solchen Schosen: Spießer und so, viel Dichentelmänn auch Und viele gebügelte Hosen.

Kunstchronit. In dem von dem Verein der Plakat. freunde veranstalteten Wettbewerb erhielten je einen der vier Breise von je 150 M.: Karl Sigrist, Stuttgart  - Kaltental; Richard Herrlich, Dresden  ; Albert Seiffert, Aschersleben  ; Karl Bältmann, Berlin  .