täuschen sich, wenn sie meinen, daß heute noch mit demLa n d r a t und mit dem Polizeigeijt alleinkonservative Politik gemacht und konservative Erfolgeerzielt werden können. Vor Schritten aber, wie sie derjetzige Antrag im preußischen Herrenhaus darstellt, kann nichtsriih und nicht eindringlich genug gewarnt werden im InteressePreußens und im Interesse des Wiedererstarkens und Wachsensdes konservativen Gedankens in ganz Deutschland."Solche gelegentliche Mahnungen werden aber dos Zen-truin nicht abhalten, in der Praxis überall für die Stärkungihrer konservativen Bundesbrüder einzutreten.Tie schüchterne Regierung.Wie die„Tägliche Rundschau" hört, ist eine Veröffentlichungder Schritte, die gegen den Polizeipräsidenten v. I a g o w unter-mmnnen wurden, ntcht zu erwarten. Die Regierung rechnet da-mit, daß die Angelegenheit im preußischen Landtag zur Sprachekommen wird und dort wird sich dann auch oie Regierung dazuäußern. Die Erfüllung der Hoffnungen radikaler Blätter, dievon einer sirengen Maßregelung des Herrn v. Jagow redeten,dürfte nicht eintreten.Auch wir glauben, daß Herr v. Bcthmann heute den HerrnDr. jur. v. Jagow ungefähr ebenso gerne anfaßt wie heißes Eisen.Aber bitte.'In einer Provinzialversammlung des Bundes der Land-Wirte in Breslau griff � der Bündlerführer Aus demWinkel- Logau die Regierung heftig an. Eine Regierungmit derart sckstvächlicher. schwankender Haltung könne nichtführend sein: der geliebte Kaiser soll uns führen— so riefder Bündler den versammelten Agrariern zu. Ter folgendeRedner Dr. Diederich Hahn wurde noch etwas massiver. Erbeschuldigte die Regierung des Liebäugelns mit den Sozial-demokraten(!) und behauptete, daß die gegenwärtigeReichstags Mehrheit die Mehrheit des Volkesnicht mehr hinter sich habe. Der Redner ließ durdbblicken, daß eine Auflösung des Reichstages untersolchen Umständen eine dringende Notwendigkeitsei und daß die Reaktionäre gute Geschäfte machen würdenmit einer Wahlparole, in deren Mittelpunkt stehen müßte dieErhaltung der monarchischen Gesinnung, die Erhaltung dernationalen Arbeit und die Zusammenfassung der schassendenStände.Auch wir sind durchaus dafür, daß durch eine Reichstags-auflösung dem deutschen Volke Gelegenheit gegeben werde,sein Urteil über die jüngsten Ereignisse zu sprechen. Hoffent-(ich wenden die Junker ihren großen Einfluß aus. um diesesZiel zu erreichen._Verringerung der Arbeitsleistung.Wie die„Nordd. Allg. Ztg." bekanntgibt, ist für die Hof-c o u r e n insofern eine Neuerung getroffen worden, als zurAbkürzung der großen Cour die Damen der Offizierezur zweiten Cour eingeladen worden sind. Die angestrebteKürzung der Couren wird nun auch noch dadurch erbeblichgefördert werden, daß von jetzt ab auf Allerhöchsten Befehl dieDefilierenden nicht mehr zwei Verneigungen machensollen, sondern nur eine den Majestäten gemeinsamgeltende Verbeugung machen werden.Diese Neuerung ist auch insofern zu begrüßen, daß dadurchfür die Zukunft mehr Zeit für das Regieren zur Verfügung steht.Die Krise in Bulgarien.Sofia, 11. Januar. Da die Bauernbündler entgegenden Erwartungen der Regierung dieser jede Unter-stützung verweigern, so daß die Regierung auf eine Ver-trauenSvotum der Sobranje nicht rechnen kann, findet heute abendein Kronrat statt, in dem über weitere Schritte beschlosien wird.Vorausstchlich dürfte sich die Notwendigkeit ergeben, die Sobranjeaufzulösen. Hierfür wird der Verlauf der morgigen Sobranje-sitzung maßgebend sein.Auflösung des ckwesifcken Parlaments.Peking, 11. Januar. Ein Erlaß des Präsidenten Duan-schikai ordnet die Auflösung des Parlaments an.Die /lrmee hurra!Was, das heißt Leben t Im Elsaß besiegen drei Offiziere einganzes Volk und laufen dabei noch Gefahr, wegen ihres Heldentumseingesperrt zu werden. Ja, wenn es keine Richter in Straßburggäbe! Alle, wie sie sind, waren sie aus Preußen importiert, sodaß sich die Angeklagten hauptsächlich während der Rede des mili-tärifchcn Staatsanwalts wie zu Hause fühlten. Und nach einemsolch unbezweifelbaren Sieg Preußens im schlappen Süden redetunser Dorck von Wartenburg noch von preußischer Demütigung?Am Ende wegen der elsaß-lolhringischen BundeSratsstimmei!?Glaubt denn der Herr Graf, die würden gegen Preußen abgegeben?Da braucht man ja nur einen Leutnant neben die faule Zibilblasezu stellen und dann hat fichS. Wäre noch schöner, wenn ein Statt-Halter anders instruieren wollte, als im Offizierskasino für gutgehalten wird. Jetzt, wo das Recht auf dan Abschuß der Canaillevom KreigSgericht anerkannt ist, wird man mit der Verfassungschnell fertig werden.Wenn Ihr Kerls lacht, laffe ich scharf schießen. Pardon, nichtich; ich bin ja selbst leider Angehöriger de§ Bürgerstandes, der sichin Zabern so feig benahm, daß nicht einmal Maschinengewehre inAktion treten konnten. Durch seine Schuld ist den Osfiziercn undMannschaften die außerordentlich günstige Gelegenheit entgangen,die Durchschlagskraft ihrer Geschosse am menschlichen Körper zu de-obachten. WaS soll man von einem Menschenschlag halten, wo dieKerls nur den Eindruck erwecken, als ob sie lachen wollten? Nichteinmal ein männliches Lachen, das man mit einem ordentlichenPatronenschuß beantworten kann. Und statt der erwünschten Un-ruhen nach dem Freispruch, statt Husarenattacke und DelagerungS-zustand eine schwächliche Ruhe in ganz Straßburg, daß cS einenreizte, irgend so einem feigen Kerl erst recht„WackeS" zuzubrüllen.Wackcs! Elsässisches Schwein! Maschinengewehrfutter! Nun, eswird sich schon alles finden, wenn wir die nächste Stadt verhaftenund den Bürgermeister vorS Kriegsgericht stellen.Man ist, selbst als gewöhnlicher Zivilist, ganz irr vor Freud«,solch große Zeiten miterleben zu dürfen. Als ich las, der Herrvon Reuter habe zu einein gemeinen Arbeiter gesagt:„Sie Lump,wie können Sie vor mir bequem stehen!" da erst fühlte ich, nunkommt eine andere Zeit. Und als der Anklagevertreter die Anklagefallen ließ, weil unser Herr von Reuter sich keines Vergehens be-wüßt gewesen sei. da brach eine neue Aera der Gerechtigkeit(werlacht, wird erschossen!!) an. Das soll uns einmal das Auslandnachmachen. Da? find Eigenarten, die nur in Prenßen wachsen.Wenn sich jetzt nicht bald das prophetische Wort vom Reichstag unddem Leutnant mit den zehn Mann verwirklicht, dann ist die Re-gierung wirklich unfähig. Die Sozialdemokraten schlägt man einfach nieder, und wir Bürgerlichen lassen unL mit einem Hoch aufden Kaiser abführen.Von den Türe», die m Zaberner Bürgerhäusern eingeschlagenVer Streik in Südafrika.Johannesburg, 11. Januar. Die Stadt gewinnt das Aus-sehen einer Stadt im Belagerungszustand. Kavallerie, Infanterie und Polizei ist überall zu sehen. Truppen-kontingente sind an den strategischen Punkten aufgestellt.Eine Versammlung der Streikenden forderte dieRegierung auf, sofort zu demissionieren, undrichtele an die englische Regierung die Bitte, die Verwendungvon Truppen nicht zu gestatten./tos Broß'öerlin.Zur öie Grunörechte der Arbeiter.Hunderttausende von Flugblättern wurden gestern vonunseren Parteigenossen verbreitet, in welchen der Kamps fürdie Grundrechte der Arbeiter, für das Koalitionsrecht, mitaller Entschiedenheit ausgenommen wird. Es wird aus diegroße Gefahr aufmerksam gemacht, die durch eine Verschlechte-rung des Vereinigungsrechts für die Arbeiter entsteht und eswird mit Recht eine Erweiterung dieses Rechtes gefordert.Die herrschenden Klassen sind draus und dran, die Arbeiter-klassen noch mehr zu knebeln, um den Unternehmern das Aus-beutungsprivilegium um so ungehinderter genießen lassen zukönnen. Da muß jeder ehrliche Arbeiter auf die Schanzen,inuß Front machen gegen diese Angriffe und den Kamps mit-kämpfen für Erweiterung der Rechte der Arbeiterschaft.Diesem Zwecke dienen eine Anzahl Versammlungen, die amDienstag und die folgenden Tage in Groß-Berlin stattsinden.Diese Versammlungen zu wichtigen Kundgebungen für dieGrundrechte der Arbeiter zu machen, ist Ehrenpflicht einesjeden gerecht denkenden Arbeiters.Tie angekündigten Demonstrationenfür und wider die Kirchehatten gestern in Groß-Berlin viele Tausende auf die Deine ge-bracht, aber nicht— für die Kirche. Noch in den letzten Stundenwar seitens der Geistlichkeit und ihrer Anhänger eine ziemlich regeAgitation entfaltet worden, um mit dem„allgemeinen Kirchen-sonntag" einen großen Schlag gegen die Austrittsbcwegung zuführen und mit Zahlen renommieren zu können. Es ist, wie vor-auszusehen war, ein Schlag ins Wasser geworden. Allenfalls inden inneren Stadtteilen, wo die besten Berliner Pfarrpfründensind, war eine schwache Zunahme des Kirchenbcsuches zu bemerken,die aber in keinem Verhältnis stand zu dem, was wohl die Kircheersehnt und erwartet hatte. In den Vorstädten mit ihrer über-wiegenden Bevölkerung der unbemittelten Kreise waren die Kirchengenau so voll und so leer wie an allen übrigen Sonntagen. Vonoben herab war die Parole ausgegeben, die Austrittsbewegung nichtanzugreifen. Dennoch konnten es sich viele Geistliche nicht ver-kneifen, die Abtrünnigen in recht scharfer Tonart abzukanzeln. Sieweinterten über die„Verirrung", malten Schreckbilder der unvcr-meidlichen Folgen an die Kirchenwand und gingen hausieren mitdem längst nicht mehr zuglrästigen Paradestück der kirchlichenLiebcstätigkcit, fanden aber natürlich kein Wort für die in Jahr-Hunderten aufgespeicherten und heutzutage unerträglich gewordenenSünden des Kirchenregiments, das unter dem Deckmantel des„wahren Christentums" Arm in Ann mit der Gewaltherrschaftmarschiert, mit den Feinden des Volkes.Was die Kanzelredner verschwiegen, das besorgten gründlichstdie Referenten in den IL Volksversammlungen, die in Berlin undeinigen großen Vororten unter dem Weckruf„Das Volk steht auf"tagten. Gerade die Demonstrationsmache der Kirche hatte dieKirchcngegner massenhaft auf den Plan gerufen. Als cS aus denKirchenportalen spärlich sickerte, waren die Versammlungssäle fastschon überfüllt.Die liberalen Pastoren suchten vor dem KirchenauLirittzu warnen, wobei manche offen zugaben, mit dem heutigenKirchenregiment selber unzufrieden zu sein. Einige weiße Rabenunter den.Herren können aber an dem Wesen der heutigen(Staats-kirche nichts ändern. Die Herren sprachen teilweise recht tcmpe-ramentvoll, einige erkannten sogar den hohen sittlichen Wert derArbeiterbewegung an. Es wurde aber entgegnet, daß dieseHerren Kirchenvertreter nicht den Typ der Staatskirche darstellen.wurden, sind sämtliche erreichbaren Splitter als heilige Reliquienan monarchisch denkende Untertanen verkauft worden, mit der In-schrist:„Erst die Türen, dann die Schädel!". Meiner juckt schonnach einem strammen Leutnantshieb. Künftighin wird keiner sichloyal und patriotisch nennen dürfen, der nicht von einem frischenLeutnant die Bluttaufe erhalten hat. Erst wenn sie tmS einmalordentlich zusammengeschlagen hat, sind wir von der Schlagfertig-keit der Armee überzeugt. Solange es keinen Krieg nach außengibt, muß der rechtlich denkende Bürger sich der Armee zur Ver-fügung stellen. Kopf herhalten, StaatSerhaltendcr, nur der Vater-landZlose zieht ihn feig zurück. Das Militär hat das Recht be-kommen, Teutschland als Glacis zu behandeln. Jeder Nuschko einGlacicist! Nur über unsere Leiber darf eine Felddienstübunggehen. Oder über die Leiber unserer Frauen und Töchter. DaSsouveräne, allein seligmachende, alles ringsum niederschlagende,siegreiche Militär Hurrai Hurra! Hurra!Ein Vaterlandsfreund.Musik.Deutsches Opernhaus, Charlottenburg.Eugen d'AlbertS Mustkdrama Tiefland, das nachlängerer Unterbrechung wieder einmal gegeben wurde, gehört zu> den wertvollsten und erfolgreichsten deutschen Bühnenwerken ausdem letzten Jahrzehnt. Diese Dorftragödie teilt mit MascagnisCavalleria rusticana und LeoncavalloS Bajazzo eine ziemlich ver-wandte stoffliche Sphäre. Die Musik d'AlbertS, wenig unerhebliche Anklänge an den jungitalienischen„Verismus" ausgenommen,strebt jedoch mit Glück darüber hinaus. Die Deklamation imSinne Wagners ist durchweg gewahrt, ohne daß deshalb auf dasmelodische Element verzichtet wurde. Dieses spricht besonders anim Orchcsterpart, der farbig gewoben ist und sowohl vem Lokal-kolorit wie der Psychologie der Handlung charakteristisch gerechtwird.Die musikalische Leitung besorgte Kapellmeister RudolfK r a s s e l t mit der ihm eigenen Sicherheit. Die beiden Haupt-Partien des Dramas wurden diesmal von zloei neuen Solokrästengegeben. Marie H ö s l sang als Gast die Martha. Sie ver-verfügt über einen klangvollen Mezzosopran, und ihr von einerdeutlichen TextauSsprache trefflich unterstützter Vortrag hatkünstlerische Reife. Schauspielerisch kommt sie in der allerdingskomplizierten Rolle nicht viel über gute Routine hinaus. AlfredGoltz(Pedro) bringt eine meist hell und shmpatisch klingendeTenorstimme mit, die nur noch zwischen tieferen Lagen an auS-gleichender Kraft gewinnen müßte. Das dramatische Spiel istzu loben. Reizvoll in Erscheinung und Gesang offenbart sich EI-friede Dorp als Nun. Den Sebastiano gab Eduard Schüllerallzu nüchtern. DaS Tanzlied war jeooch eine gute Leistung.ek.Die orthodoxen Geistlichen waren auf den Rat des Generalsuper»intendenten den Versammlungen ferngeblieben.In den Vorräumen zu den Versammlungen ließ die Kirche„Warnungen vor dem Kirchenaustritt" verteilen, deren ausgesuchtungeschickter Inhalt auf keinen Denkenden Eindruck machen konnte.Den Vorteil vom„allgemeinen Kirchensonntag" hat also nur dieAustritisbewegung gehabt.Es wurden 2343 Austrittserklärungen abgegeben.Spekulation auf Stettungslose.Ein niederträchtiger Bursche, der armen stellungslosen Leutendie letzten Groschen abgenommen hat, ist in der Person eines22 Jahre alten„Arbeiters" Johann Czerwinski aus Danzig fest-genommen worden. Einer seiner Schwindeltricks bestand darin»jungen Leuten auf der Straße aufzulauern und sie anzusprechen»ob sie Arbeit suchten, wenn sie das bejahten, so stellte er sich ihnenals Garagemeister einer größeren Automobilfabrik vor und erzählteihnen, daß er Automobilwäscher suche, die in seiner Fabrik einenWochenlohn von 42 M. bezögen. Tie Arbeitslosen waren natürlichmit Freuden bereit, eine so günstige Stellung, die ihnen wie ge»funden kam, anzunehmen. Der„Garagemeister" sagte ihnen dann,daß sie zur Ausübung ihrer Tätigkeit vor allen Dingen eine Leder-hose brauchten, die nun einmal zum Wagenwaschen gehöre und ohneder es nicht gehe. Er erbot sich aber sogleich, da die Stellung-suchenden natürlich nie im Besitz einer solchen Hose waren, bei derAnschaffung dieses Kleidungsstückes behilflich zu sein. Zunächstmeinte er, daß auch lvohl eine gebrauchte genügen werde und machtesich mit ihnen auf den Weg zu einem Trödler. Tie ganze Er-zählung geschah aber nur, um die Leute sicher zu machen, dennschließlich kam er doch dahin, daß eine neue Hose am besten sei. Erging dann mit den Leuten nach dem Alexanderplatz, weil er inbeiden Warenhäusern die Verkäufer der Auwmobilartikel kenne,da er ständig bei ihnen kaufe und dieserhalb auch niedrigere Preisebezahle. Um diese zu erzielen mußte sein Begleiter natürlichdraußen warten. Nachdem sich der Gauner das Geld für die..Lederhose" hatte geben lassen, ging er in eins der Warenhäuserhinein, um eS durch einen anderen Ausgang wieder sofort zu ver-lassen und mit der Beute zu verschwinden. Hatten die harmlosenLeute schon kein bares Geld mehr, so erbot er sich bereitwilligst,den Betrag für sie auszulegen, ließ sich aber zum Unterpfand derenWertsachen, oft auch ihre ganzen Koffer geben. Diese brachte erdann in ein Restaurant und stellte sie unter. Wenn nun seinOpfer draußen auf seine Rückkehr wartete, ging er wieder zu demLokal, holt- das Pfand ab und ging damit schnurstracks zu einemTrödler und versetzte es. Schon seit November v. I. waren Be-amte des Kriminalkommissars Kuhn hinter dem Gauner her. Sieverständigten auch die Pförtner der Warenhäuser. Diese paßtenauch genau auf und so gelang cS vorgestern, den langgesuchtenGauner zu erwischen. Ein Pförtner schöpfte Verdacht und hielt denMann fest, bis zwei Kriminalbeamte, die schon hinter ihm herwaren, erschienen und ihn verhafteten. Auf dem Polizeipräsidiumwurden dem alten Schwindler 14 dieser Fälle nachgewiesen, die erauch einräumte. Wahrscheinlich hat er aber noch eine ganze JJicihederartiger Betrügereien auf dein Kerbholz. In den einzelnen Fällenerbeutete er Beträge bis zu 100 M. Geschädigte, die noch keine An»zeige erstattet haben, wollen sich im Zimmer 1l)3 des Polizei»Präsidiums oder auf ihrem Polizeirevier melden.Eine Licbestragödie.In große Aufregung versetzt wurden gestern abend die Be-wohner des Hauses Bandelstr. 4. Dort verletzte die 34 Jahre alteLageristin Luise Röhl vorn Luisenufer 46 ihren Geliebten, den3ö Jahre alten Apotheker Hugo Cohn aus der Bandelstr. 4 durcheinen Schuß in den Kopf und tötete sich, nachdem sie noch eineKugel abgefeuert hatte, die ihr Ziel verfehlte, selbst durch einenSchuß in den Rund, lieber die Tragödie geht uns folgender Be-richi zu:Der Apotheker Cohn unterhielt seit mehr als zwei Jahren mitder Lagaristin Röhl ein Liebesverhältnis. Das Mädchen war öfterstellungslos und erhielt von ihrem Geliebten eine monatliche Unier-stützung von 86 M. Nach Angab« des Apothekers war er im Laufeder Zeit zu dem Entschluß gekommen, daß er die Geliölite nichtheiraten könne. Dies teilte er auch dem Mädchen mit, daS voneiner Lösung des Verhältnisses jedoch nichts wissen wollte. Gesternhatte er ihr einen Rohrpostbrief geschrieben und darin seinen Eni-schlutz ihr nochmals mitgeteilt. Daraufhin begab sich die Lageristinmit ihrer Scluvester nach der Wohnung des Cohn, traf diesen aber:nicht an, weil er bei seiner Mutter weilt«. Erst abends kurz nach6 Uhr suchte er sein Zimmer, ein möbliertes Flurzimmer imdritten Stock des Hauses, das er erst seit acht Tagen bewohnte, auf.Auf der Treppe wurde er von beiden Schwestern empfangen, undalle drei begaben sich in sein Zimmer. Cohn und seine Geliebt-:baten deren Begleiterin, sich zu entfernen, weil sie allein sprechenwollten. Di« Unterredung drehte sich um die Lösung des Verhältnisses, und als beide etwa eine halbe Stunde miteinander ge-sprachen hatten, wollten sie zusammen heruntergehen. FräuleinRöhl hatte noch nicht abgelegt. Während nun Herr Cohn seinenMantel anzog, erbot sich seine frühere Geliebte, scheinbar ganzruhig, ihm zu helfen. Kaum war sie jedoch hinter seinen Rückengetveien, als sie einen bisher versteckt gehaltenen Revolver hervor-zog und mit der rechten Hand einen Schuß aus Cohn abgab, derungefähr einen Finger breit vor dem Ohr die Wange streifte unddann in den Kopf eindrang. Als sich jetzt der Getroffene znr Wehrsetzt«, feuerte das Mädchen einen zweiten Schuß ab, der in die Türging. Jetzt richtet« sie die Waffe auf sich selbst. Cohn, in der Mei-nung, daß sie weiter auf ihn schieße, drängte sie zur Tür hinausund schlug sie zu. In demselben Augenblick krachte der dritteSchuß, mit dem sich das Mädchen durch einen Schuß in den Mundentleibte. Sie fiel auf dem Korridor leblos nieder, während einTeil ihrer Boa zwischen die Tür geklemmt wurde. Auf die Schüsseund den Lärm Cohns hin waren die Hausbewohner herbeigeeilt, diesofort einen Arzt holten, der bei dem Mädchen aber nur noch denTod feststellen konnte und dem Apotheker einen Verband anlegte.Fabritbrand. Ein gefährlicher Fabrikbrand kam gestern(Sonntag) abend kurz nach 6 Uhr in der N o st i z st r a h e 30 imSüdwesten Berlins zum Ausbruch, Auf dem Grundstück befindetsich die Seifenfabrik von Spielhagen G. m. b. H., die ihrqFabrikations- und Lagerräume in einem langgestreckten eineinhalb,iiöckigen Gebäude untergebracht hat. DaS Feuer entstand im rechtenFlügel in der im Parterregeschoß gelegenen Siederei und war, alseS bemerkt wurde, durch eine TranSmissionSöffnung auch schon aufden ersten Stock übergesprungen, wo die Seifenschneiderei und eingroßer Lagerraum liegt. Der Löschangriff erfolgte mit 7 Schlauch-leitungen. und zwar drangen die Rohrsühror über zwei mechanistbeLeitern und mehrere Steckleitergänge gegen das �euec vor. Inverhältnismäßig kurzer Zeit gelang es den Löschmannschaften, denBrand zum Stehen zu bringen. Die bollständige Ablöschung mitden Aufräumungsarbeiten zog sich aber bis in die Nachtstundenhinein hin. Die Ursache des Feuers konnte nicht ermittelt werden,Die Sturmflut.Köslin, 11. Januar. Hierher ist die Nachricht sielangt.daß es der hundertköpfigen Einwohnerschaft von Damterortgelungen sei, sich einen Weg nach dem benachbarten DorfeSteinort zu bahnen: dort sei sie von den Steinorter Fischernhilfsbereit aufgenommen worden.