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zwecks Einführung einer ArheitSlosenberfichcrung in den Staats- Voranschlag eingestellt werden, einfach ignoriert, auch im Voranschlag für 1914/13 kommt fie diesem Verlangen nicht nach. Die Schars- macher können also mit der bisherigen Haltung der Regierung zu- frieden fein. Sie befürchten aber ein Umschwenken der Regierung, da der Landtag wegen der Nichtachtung seines einmütig aus- gesprochenen Wunsches mit ihr sofort in-Z Gericht gehen wird, und hoffen daher, mit ihrer Denkschrift der Regierung das Rückgrat zu stärken._ Schutz vor Schutzleute«. Mit einem neuen schweren s?all von MixbrauÄ des Amtes durch einen Polizeisergeanten baue sich das Landgericht B e u t h e n O.-S. zu beschäitigen. Diesmal hat das Gericht aber ausnahmsweise fest zugegriffen, denn es verurteilte den Polizeiiergeanten K a luza aus Beuthen zu n e u n M o n a t e n G e f ä n g n i s. Es bat mit diesem Urteil bestätigt, daß der Ruf nachSchutz vor Schutzleuten" durchaus feine Berechtigung hat. Die Ursache zur Verurteilung ist folgende: Am 7. Oktober vorigen Jnbres betrat der Gcrichtsdiener Hubrich ein Lokal in Beulben, in dem der Polizeisergeant Kabuza schon saß. Da beide in Uniform waren, glaubte der Gerichtsdiener mir dem Polizeisergeanten ein freundschaftliches Gespräch anknüpfen zu können. Damit fand er aber bei diesem nicht nur keine Gegen« liebe, sondern wurde sogar noch beschimpft. Schließlich kam es zum Wortwechsel zwischen den beiden, dem der Wirt dadurch ein Ende machte, daß er den Gerichtsdiener aus dem Lokale wies. Kaum hatte dieser den Hausflur erreicht, als auch schon K a 1 u z a hinter ihm herkam, sein Schließzeug aus der Tasche zog, seinen Kollegen von der Justiz fesselte und nach der Wache transportierte. Der Transport erregle großes Auf- sehen, zumal der Gefesselte in seiner Gerichtsdiener-Uni- form war. Vergeblich ersuchte der Gefesselte, ihm doch die Fesseln abzunehmen, mit dem Erfolge, daß diese immer fester an- gezogen wurden, so daß er vor Schmerzen laut aufschrie. Dafür erhielt er einen i ch w e r e n. F a u st s ch l a g ins G e i i ch t uns auf der Polizeiwache noch einen, weil er keine.militärische Haltung" eingenommen hatte. Dann wurde Hubrich. nachdem ihm alle Wertgegenstände abgenommen waren, in die Zelle g e st o ß en, aus der er nach dreiviertelstündigem Aufenthalt mit Hilfe eines anderen Polizisten entlassen wurde. DaS ärztliche Attest, das sich Hubrich gleich nach seiner Freilassung ausstellen ließ, stellte Per- letzungen der Knochen und der Sehnen au den Hand- ge lenken und außerdem mehrere lose Zähne. Folgender Faustichläge, fest. Mit Rücksicht darauf, daß der angeklagte Polizeisergeant sich bei Ausführung der Tat gar nicht einmal im Dien st befand, sondern seinen vierzehntägigen Urlaub hatte, ging da« Gericht über die vom Staatsanwalt beantragten ö Monate hinaus und erkannte wegen unbeiugter Festnahme, gefährlicher Körperver- letzung und öffentlicher Beleidigung auf 9 Monate Gefängnis. Der Verurteilte ist wegen AmtsvergehenS schon ein- mal vorbestraft._ Nochmals dieFriedrich Wilhelm". Die LebenSversicherungS - Aktiengesellschaft.Friedrich Wilhelm" sendet uns als Amworl auf die von unS in der letzten Sonntags- nummer veröffentlichte Zuschrift des Genossen Dr. Eulert folgende sogenannte Berichtigung: Auf die Zuichrift des Herrn Dr. Eulert erklären wir be- richtigend: l. Es ist unwahr, daß die Direktion der.Friedrich Wilhelm" .von der Tätigkeit des Herrn Dr. Eulert für Partei und Gewerk- schafl' etwas erfahren hat; 2. es ist unwahr, daß fie Herrn Dr. Eulert.durch einen ihrer Beamten mitteilen ließ, er könne denken, was er wolle, irgend welche Verhetzung der Angestellten im Bureau würde jedoch : ferne Entlassung zur Folge haben"; 3. es ist unwahr, daß die.Friedrich Wilhelm" den von Herni Dr. Eulert zitierten Brief oder aber andere, diese Angelegenheit betreffende Briete an Herrn Geheimrat Kapp geschrieben oder daß fie wie wir schon jetzt etllären wollen ein solches Schreiben veranlaßt hat; 4. es ist unwahr, daß die Direktion der.Friedrich Wilbeltn" auf Schleichwegen oder überhaupt auf irgend einem Wege erfahren hat, daß Herr Dr. Eulert in Steltin organisiert gewesen ist; 3. es ist unwahr, daß die Direktion der.Friedrich Wilhelm" es.so geschoben" hat, daß man Herrn Dr. Eulert ermitteln konnte. Wir haben jetzt erfahren, daß Herr Dr. Eulert niemals aus feiner Zugehörigkeit zur sozialdemokratischen Partei ein Hehl ge- macht, daß er insbesondere auch mit unseren Beamten häufig dar- über gesprochen hat und daß das in unterer Beamtenschast seiner- zeit viel erörtert worden ist. Die politische Gesinnung des Herrn Dr. Eulert war also so vielen Leuten auch außerhalb des Kreises unserer Beamten bekannt geworden, daß es nicht auffallen kann. wenn diese Kenntnis auch in dos Bureau des Verbandes öffent- sicher Lebensversicherungsanstalten gelangt ist. Die Sozialisten in öer bulgarischen Kammer. Sofia , den 13. Januar. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung und der schon be- gonnenen Protestbewegung war die Regierung gezloungen, die Kammer endlich für eine außerordentliche Session einzuberufen. Sie hat absichtlich den Termin für die ordentliche Session der- streichen lassen und die außerordentliche Session erst fünf Tage vor Weihnachten(russischer Zeitrechnung) angesetzt; sie hoffte, es werde ihr gelingen, in diesen fünf Tagen daS Budget wenigstens für die nächsten zwei Monate durchzubringen, und dann auf Grund ihres formellen Rechtes die Sitzungen für zwei Mvnate vertagen zu können. Im Laufe dieser Zeit würde sie wahrscheinlich die Kammer aufgelöst und dadurch die Möglichkeit erlangt haben, das Land ein halbes Jahr ohne Parlament zu regieren und den ihr günstigen Verlauf der neuen Wahlen vorzubereiten. Die Einzelheilen bei der Eröffnung der neuen Kammer sind für die Situation in Bulgarien überaus charakteristisch. Die Re­gierung und der Hos verzichteten von vornherein auf das übliche höfische Zeremoniell; kein Äanonensalut während des Einzuges des Königs in die Sobrauje, kein feierlicher Zug des Königs im Paradewagen, leine Truppenspaliere auf dem Wege zum Parka- ment, kein Hurrageschrei. Der Tag der Eröffnung des bulgarischen Parlaments war einer der schwersten für den bulgarischen Mon- archisinus. Auf dem Wege vom Schloß zum Parlament stand außer den öffentlichen und geheimen Polizeiagenten fast lein anderes Publikum. Die Galerien der Sobrauje tvaren fast über- füllt, aber auch dort bemühte sich die Vorsehung des Chefs der öffentlichen Sicherheit, alle Plätze nur mit Damm und verkleideten Agenten zu besetzen. Dieser Umstand zeigt zur Genüge, wie groß das Mißtrauen der Regierung und des Königs gegen das Volk ist. Roch weniger vertrauen sie der Armee, die einst die Hauptstütze des Throns und aller reaktionären Regierungen mar. Und des­halb fehlte diesmal auch das Militär. Finsteres Wetter, düstere Stimmung in der Regierung, Bestürzung und Angst in den Hof- kreisen, beinahe ein Trauerzug des Königs zur Eröffnung der Sobrauje, deren Mehrheit ihre feindselige Stimmung gegen den König und seine Regierung nicht verheimlichte.'Daß der König während der Thronrede sich mit den Mitgliedern seiner Familie umgab, wahrscheinlich um an das Mitleid zu appellieren, konnte die Stimmung nicht ändern. Bei dem Eintritt des Königs in den Saal ertönte, bevor die Regierungsabgeordneten ihn mit Begrüßungsrufen empfangen tonnten, der Protest der sozialdemokratischen Fraktion: Weg mit der Monarchie! Es lebe die Republik ! In diesem Rufe einigten sich nach zehnjährigem Streit und gegenseitiger Feindschaft die beiden Fraktionen der bulgarischen Sozialdemokratie. Ohne jegliche Uebcreinkunft verließen alle 36 Sozialisten nacheinander den Saal, während der 37. die Thronrede mit folgenden Worten unterbrach:Vor dem noch rauchenden Blute von 6999 bulgarischen Bürgern, die zugrunde gingen dank der verbrecherischen Politik des Monarchismus, protestiert die bulgarische Sozialdemokratie mit dem Rufe: Weg mit der Monarchie! Es lebe die Republik !" Ter Eindruck dieser kühnen Demonstration der bulgarischen. Sozialisten war sowohl im Parlament als auch außerhalb ein un- geheurer. Der König wurde blaß und brachte kaum seine Rede zu Ende. Er beeilte sich, fortzukommen und verließ den Saal unter der stummen Demonstration der im Saal gebliebenen Opposition, die zum größten Teil aus Bauernbündlern bestand. Diese Szenen zeigen, wie tief die Aktien des Monarchismus gefallen sind; der Kampf gegen den Monarchismus wird innerhalb und außerhalb des Parlaments iinmer populärer und die re- piiblikanische Losung gewinnt immer größere Bedeutung, sind wenn der zehnjährige Kampf in den Reihen des bulgarischen Prolc- tariats nicht zwei einander schwächende feindselige Fraktionen ge- schaffen hätte, so könnte sehr leicht bei der gegenwärtigen völligen Desorganisation aller bürgerlichen Parteien und bei der anti- monarchistischen Stimmung der Armee nach dem Kriege die Liquidation des monarchistischen Regimes in Bulgarien erreicht werden. Aber die Zwietracht in der sozialistischen Partei hindert das bulgarische Proletariat, sich au die Spitze der republikanischen Bewegung zu stellen, und dient ungewollt auch der Reaktion bei der Befestigung des persönlichen Regimes und des Monarchismus. * Sofia , 13. Januar. Tic Sobrauje ist aufgelöst worden. Tie Auflösung erfolgte nach neunstündiger Sitzung, wah- Mild derer die Gruppen der Oppositioi? aus der- schiedenen Gründen die Annahme der zwei Prodi- sorischen Budgetzwölftel ablehnen zu müssen erklärten. Ministerpräsident Radislawow verlas um Mitternacht den Auflösungserlaß, der mit der Arbeits- Unfähigkeit der Kammer begründet ist. Ungarn . Sturmszenen im Abgeordnetenbaus. Budapest , 14 Januar. In der heutigen Sitzung des Abge- ordnetenhauscs kam es zu großen Lärmszenen. Die Opposition war nämlich äußerst erregt darüber, daß der Jmmuni- tätsausschuß wegen verschiedener Borfälle in der gestrigen Sitzung für heute einen Bericht vorbereitet hatte, worin dem Abgeordneten- Hause äußerst drakonische Strafen für einige Abge- ordnete vorgeschlagen werden. Unter großer Erregung des Hauses wurde die Sitzung eröffnet. Zu Beginn der Sitzung rief der Präsident den Ministerpräsidenten T i s z a zur O r d- n u n g, weil er in seiner gestrigen Rede nach einer Rede des Abg. Vazsonyi die OppositionellenAbenteurer und Desperados" genannt hatte. Der Ordnungsruf wurde von der Opposition mit großem Lärm aufgenommen, und es wurde dem Präsidenten zu- gerufen:Warum haben Sie gestern dem Ministerpräsidenten nicht den Ordnungsruf, erteilt?" Es dauerte lange Zeit, che sich der Lärm legte. Im weiteren Verlaufe der Sitzung beantragte der Jmmunitätsausschuß, daß wegen der gestrigen Vorfälle drei Ab- geordnete von 13 und einer von 43 Sitzungstagen ausge­schlossen werden sollen. Die Opposition nahm diesen Antrag mit stürmischen Protestrufen auf und rief:Das stenographische Protokoll wurde gefälscht." Gras Julius A n d r a s s y ergriff das Wort und sagte u. a., der Präsident habe den Minifterpräsidenten nachträglich zur Ordnung gerufen, weil er sich inzwischen verge- wissert habe, daß der Ministerpräsident ihm deshalb nicht zürnen werde. Graf Andrassy wurde zur Ordnung gerufen, und als er seine Bemerkung wiederholte, zum zweiten Male. Ministerprasi- dent Graf Stephan Tisza begründete hierauf die Urteile des Jmmunitätsausschusses. Er wurde von dar Opposition wieder- holt durch lärmende Protestrufe unterbrochen, weshalb mehrere Abgeordnete zur Ordnung gerufen und zwei Abgeordnete an den Jmmunitätsausschuß verwiesen wurden. Nachdem der Minister- Präsident geschlossen hatte, forderte der Vorsitzende«die ausge- schlossenen Abgeordneten, darunter den Grafen Michael Karolyi , auf, den Sitzungssaal zu verlassen. Die Abgeordneten leisteten dieser Aufforderung nicht Folge, weshalb der Präsident die Sitzung suspendierte. Während der Pausa erschien die Parlaments- wache und forderte die drei Abgeordneten auf. den SitzungS- saal zu verlassen. Da sie sich weigerten, erteilte der Kommandant mehreren Soldaten der Wache den Befehl, die drei Abgeordneten aus dem Saale zu entfernen. Nun ergaben diese sich in ihr Schicksal und verließen in Begleitung der Wache den Saal. Die Opposition brachte den ausgeschlossenen Abgeordneten dabei demon- strative Ovationen dar. Frankreich . Bnands Programm. Paris , 11. Januar. Die Vereinigung der Linken hielt gestern abend eine Plenarversammlung ab, an der u. a. B r i a n d, Millerand, Barthou , Etienwe, Pichon und Dupuh teilnahmen. Die Versammlung nahm eine an die Wähler gerichtete Erklärung an, welche als Parteiprogramm folgende Punkte auszählt: Laien- schule, Gewissensfreiheit, Schutz des Rechtes und der Sicherheit aller Bürger, Garantie der nationalen Unabhängigkeit und Würde, Wahl- reform ohne für die Republik gefährliche Gruppenbildungen. Eni- Wickelung des seit zwanzig Jahren in Angriff genommenen Werkes der Demokratie, eine Steuerreform, die den Grundbesitz entlastet, ohne die produzierenden Stände des Landes zu beunruhigen. Die Statuten der Vereinigung legen ihren Anhängern die Verpflichtung auf, an die erste Stelle alle Fragen betreffend die Verteidi- g u n g des Landes, die Zukunft der Nation und die A u S d e h- n u n g des französischen Einflusses in der Welt zu stellen, die Laienfchule zu verteidigen und alle Kräfte anzuwenden, um die Schäden des parlamentarischen Regimes auszumerzen. Ein Attentat. Paris , 14. Januar." Heute vormittag wurde in der Wohnung des Führers derRadikalen türkischen Partei', des Generals Scheris Pascha, ehemaligen türkischen Gesandten in Stockholm . ein M o r d a n s ch l a g verübt. Ein junger Mensch erschien daselbst und verlangte dringend, von Scheris Pascha empfangen zu werden. Ter Kammerdiener Scherisö verweigerte dies, worauf der junge Mann einen Revolver auf ihn abfeuerte und ihn der- w u n d e t c. Infolge des'Knalles eilte der Schwiegersohn Scheris Paschas, SaliI, herbei und tötete mit einem Revolverschuß den Angreifer, dessen Identität bisher nicht festgestellt worden ist. Es handelt sich allem Anschein nach um ein politische? Attentat. Scheris Pascha gibt hier seit einigen.Jahren eine Zeitschrift unter dem TitelMescherutiette" heraus, in welcher das j u n g t ü r k i s ch e K o m i t c e für Einheit und Fortschritt auf das heftig st e befehdet'wurde. Scheris Pascha ist übrigens vor Jahresfrist von der jungtürkischen Regierung tu contumaciam zum Tode verurteilt worden- Paris , 14. Januar. Scheris Pascha erklärte einem Bericht- crstatter, es handle sich bei dem auf ihn verübten Anschlag um ein rein politisches Bcrbrcchcn, und er sei überzeugt, daß der Anschlag von der türkische» Regierung angestiftet worden sei. Er glaube, daß der Anstifter des Attentats der gegenwärtige Großwesir Said Halt« sei, der leibliche Bruder seiner Gattin, der Prinzessin Emineh von Aegypten. Rußland. Tas Martyrium der Arbeiterpresse. Die fortgesetzten Verfolgungen der Arbeiterpresse in Rußland bilden eine ständige Rubrik der Tageschronik. Täglich werden Strafen und Konfiskationen über die beiden in der Hauptstadt erscheinenden Arbeiterblatter verhängt. In der Provinz jedoch wird schon die Gründung von Arbeiterblättern im Keime er- stickt. So hörten wir kürzlich aus dem K a'u k a s u s, daß die ge- samte Redaltion und Expedition eines ncugegründeten Arbeiter- blattes ins Gefängnis gewandert ist. Noch schlimmer haust die Polizei in Odessa . Dort wurde vor einiger Zeit das Arbeiter- blocktOdcski Kurjer" unterdrückt und dieder Teilnahme an der Redaktion verdächtigen" I. Bograd und W. Step an et nach den wüstesten Vcrbannungsorten Sibiriens deportiert.(Stepanek wurde am Tage der Deportation als ent- flohener Verbannterentlarvt" und ist nun zu dr e i Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden!) Ferner wurde N. Dolgolew nach dem Gouvernement Perm verbannt. Seit der Unterdrückung des oben genannten Blattes wurden mehrfache Versuche gemacht, ein Wochenblatt zu gründen. Aber alle Ver- suche führten zu neuen Verhaftungen und Deportationen. So wurden kürzlich unter dem Verdacht, ein Arbeiterblatk gründen zu»vollen, drei Arbeiter auf drei Jahre nach den» Gouvernement Olonetzk verbannt und fünf Arbeiter aus Odessa ausgewiesen?_ Letzte Aachrichten. Der Streik in Südafrika . London , 14. Januar. (Privattelegramm de».Vor- wärts".) In einer gestern abend abgehaltenen Versammlung erklärte der Südafrikanische Gewerkschaftsbund, nachdem die Arbeiter mit großer Mehrheit dafür gestimmt hatten, den General- streik. Nach Bekanntwerden der Abstimmung proklamierte daraus die Regierung das Kriegsrecht. Die Brotversorguirg ist seitens de» Gewerkschaftsbundes unter den Streikenden organisiert worden. Auch sind die Arbeiter entschlossen, unter allen Umständen die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Ein hervorragender Arbeiterführer Südafrikas erklärte gestern einem Korrespondenten derCentral News"; Alles, was wir zu tun habe», ist, Frieden z» erhalten, und deshalb bilden wir eine eigene Polizei. Damit hoffen wir, daS Militär zur Untätigkeit zn verdammen. Diese Gedanken bilden das Wesen unserer Taktik." In' unterrichteten Kreisen heißt eS, daß man die Burgerwehr nur dadurch so schnell auf die Beine gebracht hat, daß man den Buren erzählte, daß cS sich um einen Aufstand der Eingeborenen handelte. Kapstadt , 14. Januar. (W. T. B.) Die Straßenbahnen waren heute vormittag in Betrieb, doch tvaren die Motorführer übereingekommen, die Arbeit niederzulegen, wenn ein Ruf an sie ergehen sollte. Der vom GewerkschastSderband angeordnete Streik der Bergarbeiter bezieht sich vorläufig nur auf Transvaal und den Oranje-Freistaat . Dem Vernehmen nach wird der Gewerkschafts - verband der Kap-Provinz je nach den Umständen den Streik an- ordnen oder nicht. Johannesburg , 14. Januar. Wie vor einigen Tagen, so scheiterte auch heute ein Versuch der Polizei, den Sekretär deS Ge­werkschaftsverbandes Bain festzunehmen, an dem Widerstand der Streikender». Ein lvährenh dieses Widerstandes abgefeuerter Schuß soll nach den einen von den Streikenden in dem GewerkschaftZhaus, nach den anderen von der Polizei abgefeuert worden sein. Infolge dieses Vorganges wächst die Spannung. DaS Gewerkschastshaus ist verbarrikadiert. In Beooni hat heute vormittag die Volks- menge zwei Verhaftete gewaltsam befreit, die Lage ist ernst. Johannesburg , 14. Januar. (W. T. B.) Eine große Volks- menge, die vor dem Gewerkschaftshaus eine Kundgebung ver an- staltete und eine drohende Haltung annahm, wurde von der Polizei mit dem Bajonett auseinandergetrieben, wobei zwei Personen ver- letzt»vurdem Das Kriegsrecht lvird streng durchgeführt. Die Bürger sind gehalten von 8 Uhr abends bis 3 Uhr früh in ihren Häusern zu bleiben. Niemand darf ohne besondere Erlaubnis die Stadt betreten oder verlassen. Patrouillen von Bewaffneten durch- ziehen beständig die Straßen. Das Drama auf Sakuraschtmst. Tokio , 14. Januar. (W. T. B.) Der Kapitän de? japanische» KreuzersTone" meldet drahtlos, daß in Kagoschima niemand am Lebe« geblieben sei. Ein Schiff, daS nach dem ersten Aus- bruch des Vulkans 397 Flüchtlinge an Bord nahm, soll während de» zweiten Ausbruche» gesunken sein. Nagasaki , 14. Januar. (W. T. B.) Nach drahtlos übe» mittellen Berichten eines Kriegsschiffes ist die Stadt Kagoschima 15 Fuß hoch mit Asche bedeckt. 699 Häuser stnid eingestürzt. Die Insel Sakuraschima ist dem Verderben preisgegeben; sie ist in Rauchivolken gehüllt, durch welche Flammengarben zucken. Eine gute Nachricht vom �Cobequid". St.J«h«(Nen-Brannschweig), 14. Januar. (W.T.B.) Der hier im Hafen liegende Dampfer»Royal George" hat von dem gestvan-- deteu DampferCobequid" einen drahtlosen Hilferuf Z O S (Save our souls) aufgefangen. Daraus geht hervor, daß sich daS Schiff zu dieser Zeit»»och über dem Wasser befand. Alle An- strcngungen, die Lage des Schiffes festzustellen, sind bisher Vers geben» gewesen. Iarmouth«Neu- Schottland ), 14. Januar. (W. T. B.) Der DampferCobequid" wurde aus den Trinityklippen gesichtet. Als der Nebel sich lichtete, wurde bemerkt, daß der größere Teil de» Schifssrumpfes über das Wasser hinausragte. Sturzwellen über» fluten den Dampfer, so daß Teile der Schiffsladung an Land ge- trieben werden. Man nimmt an, daß dir Passagiere sich am Lrbe« befinden._ Beim Schlittschuhlaufen ertrunken. Rastatt , 14. Januar. (W. T. B.) Heute nachmitürg fuhr ein' neunjährige» Kind beim Schlittschuhlaufen in die Murg und ertrank. Der Stiefvater, der zu Hilfe eile» wollte, geriet tu Lebensgefahr und konnte nur mit großer Mühe gerettet werde«.