Eine Lehre.
Aus der Frauenbewegung.
, Vorwärts" Nr. 14. Donnerstag, den 15. Januar 1914.
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Eine
nach Brot unerfüllt geblieben war, Frauen hollen den König von| Condorcet , aber ihr Buch war doch eine freie und fühne Stellungs Bersailles nach Paris . Sie hatten in den Jahren vor der Rebo- nahme gegen die Reaktion und für die neuen Jdeen. Sie berAm Dienstag wurde im Reichstage über ein Gesuch des lution entsetzliche Leiden mit dem ganzen Volk ertragen, sie langt vor allem eine andere Erziehung der Mädchen. Die Töchter Deutschen Verbandes für Frauenstimmrecht verhandelt, den kämpften in dem blutigen Ringen mit, nun berlangten sie auch sollen an Arbeit gewöhnt werden, statt der Damen" die man erziehe, werde man dann Frauen haben. Die bisherige Art der Frauen das attive und passive Wahlrecht ihren Anteil an der neuen Freiheit und an den Rechten. Es waren nicht in erster Linie politische Rechte, nach denen Erziehung müsse die Frauen naturnotwendig zu minderwertigen zum Reichstage unter denselben Bedingungen zu verIm Gegensatz zu Condorcet hält Mary ihr Streben ging. Die Masse der Frauen wollte Brot für sich Menschen machen. leihen, wie es den Männern zusteht. Die Debatte bot ein und ihre Kinder und die Freiheit, mit ihrer Hände Arbeit den Wollstonecraft die Reform der Mädchenerziehung für die VorbeWenn sie dann zu Bild, das sich von dem früherer Erörterungen über Kindern das Leben zu sichern. Von den Zünften waren sie ausge dingung der politischen Gleichberechtigung. die selbstverständliche Frauenforderung nicht unwesentlich schloffen worden, ihr Tätigkeitsgebiet war nach allen Seiten ein vernünftigen Wesen erzogen worden seien, dürfen sie auch nicht unterscheidet. Kein Redner der bürgerlichen Parteien geengt gewesen, jetzt forderten sie von der Nationalversammlung, mehr als Silaven behandelt werden und müssen dieselben Rechte wagte diesmal die alten blöden Stammtischwigeleien über daß die Gleichheit zwischen Mann und Frau wiederhergestellt, haben wie die Männer. Mary Wollstonecraft wurde wegen dieses Buches aufs heftigste die emanzipierten Weiber vorzubringen. Vielleicht war ihnen Arbeit und Beschäftigung freigegeben werde und ihnen das eine unmittelbare Wirkung der Rede des Genossen Dr. Stellen eingeräumt würden, für die ihre Fähigkeiten sich eigneten". von allen Seiten angegriffen. Sie hatte zu schonungslos die Fehler Die Gleichberechtigung sollte vor allen Dingen eine Gleichberechti- und Schwächen der Frauen aufgedeckt und man vergaß darüber Cohn, der als erster Redner im voraus diese Einwände gegen ung im Wirtschaftsleben sain, und die erreichten sie; die Zünfte vollständig, daß sie ihrem Geschlecht den Weg zu einem reicheren das Frauenstimmrecht spottend zurückwies. Aber auch der wurden aufgehoben. und schöneren Leben zeigte. Gedanke des Frauenstimmrechts selbst he augenscheinlich FortAber es gab auch Frauen, die mehr wollten als ein Recht auf In Deutschland kam im gleichen Jahre Hippels„ Ueber die Zweifellos war schritte gemacht. Es erklärte sich diesma. nur die konservative Arbeit, die eingesehen hatten, daß sie erst dann ihre Forderungen bürgerliche Verbesserung der Weiber" heraus. Partei grundsätzlich gegen das Frauenstimmrecht. Selbst vollkommen durchseßen könnten, wenn sie politische Rechte und po auch Sippel start von der französischen Revolution beeinflußt. der freikonservative Rebner gab nur dahin seine Meinung ab, litische Macht erhalten hätten. An der Spipe diefer Frauen stand Sein Buch stellt eine umfangreiche Widerlegung aller je erhobenen daß im Augenblick das politische Wahlrecht der Frauen Olympe de Gouges . Sie war erschüttert von dem grenzenlosen Ginwände gegen die Gleichberechtigung der Frauen dar. im Deutschen Reiche nicht ertragen werden fönne. Elend des Volkes, in einem Aufruf forderte sie die Frauen auf, geistbolle und wißige Schrift, aber schwer zu lesen. Sippel schweift Einen ähnlichen Standpunkt vertraten die Redner der ihren Schmuck herzugeben, damit für die Armen Brot getauft wer- oft von einem Gedanken zu einem anderen ab, um dann nach den könnte, fie agitierte für die Errichtung staatlicher Musterwerf. längerer Zeit zum ersten zurückzukehren, und dadurch verDer Einwand, daß die Männer Zentrumspartei , der Nationalliberalen und und der Volksstätten für Arbeitslose; aber sie erkannte auch, daß die Proklamie- liert das Buch an Kraft. Rechte besaßen, fann ihm tein Grund partei. Diese Ablehnung des Frauenwahlrechts suchten rung der Menschenrechte sich nur an das männliche Geschlecht bisher allein Mißbrauch des aber alle Redner durch anerkennende Worte über wandte, nur ihm Rechte und Freiheit verhieß und die Frauen ganz sein, sie den Frauen weiter vorzuenthalten. Rechtes verwirkt nicht das Recht, Menschenrechte können niemals, mildern die Frauenbewegung zu und darin liegt beiseite schob. Der Mensch das war der Mann. das Charakteristische der Debatten vom Dienstag. Der Ver- Dagegen empörte sich Olympe de Gouges . Sie erließ ein Bürgerrechte nur durch Felonie verloren werden." Und später treter des Zentrums begrüßte es freundlich, daß die deutschen leidenschaftliches Manifest. Der Erklärung der Menschenrechte fagt er einmal: „ Ach! auch selbst dem, der an der Kette erzogen ist, blitzt der Frauen heute ein so großes Interesse an den öffentlichen stellte sie die Erklärung der Rechte der Frauen an die Seite, die Name Freiheit auf, diefer göttliche Funte, durch den wir sind, Vorgängen im Reiche, im Staate und in der Gemeinde zum von einer hohen Begeisterung und dem glühendem Wunsch getragen war, den Frauen zu helfen und sie aufzurütteln. was wir sind, und der uns so wenig schrankenlos macht, daß er uns vielmehr fester als alles an das Allerheiligste der Gesetze Ausdruck bringen und er bezeichnete es als ein berechtigtes tragen war, den Frauen zu helfen und sie aufzurütteln. bindet." Interesse dieser Frauen, im öffentlichen Leben in angemessener Weise berücksichtigt zu werden. Ebenso sprachen der nationalliberale und der freifonservative Redner ihre Freude und Anerkennung über die Tätigkeit der Frauen auf sozialem und fulturellem Gebiete in den Gemeinden, im Wohnungswesen usw. aus. Sogar der konservative Redner hatte nichts gegen eine politische Betätigung der Frauen natürlich nur im Rahmen der konservativen Weltanschauung einzuwenden.
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" Die Frau ist frei geboren und von Rechts wegen dem Manne gleich. Das Ziel jeder gefeßgebenden Gemeinschaft ist der Schutz der unveräußerlichen Rechte beider Geschlechter: der Freiheit, des Fortschritts, der Sicherheit und des Widerstands gegen die Unterdrückung. Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen, die Tribüne zu besteigen sollte sie dasselbe Recht befizen. Die Rechte der Frau aber sollen der Wohlfahrt aller, und nicht dem Vorteil des Geschlechts allein dienen."„ Er= wacht Ihr Frauen!" ruft Olympe de Gouges , die Fackel der Wahrheit hat die Wolken der Torheit und der Tyrannei zerstreut; wann werdet Ihr sehend werden? Vereint Euch; fezt der Kraft der rohen Gewalt die Kraft der Vernunft und Gerechtigfeit entgegen."
Dennoch wäre es völlig falsch, wenn die Frauen nun von den bürgerlichen Parteien irgend eine beträchtliche Förderung ihrer Wünsche erwarten wollten. Trotz der platonischen Anerkennung stimmten die Konservativen und Freikonservativen fir Uebergang zur Tagesordnung und die übrigen Parteien Ihre Worte fanden lebhaften Widerhall. Viele Frauen erelten die Petition nur wert, daß sie der Regierung zur Härten sich bereit, für die Rechte des weiblichen Geschlechts zu kämpfen, die ersten politischen Frauenvereine entstanden, Stenntnisnahme überwiesen wurde. Nur einige Fortschrittler fämpfen, die erſten politischen Frauenvereine entstanden, Aber die Nationalversammlung wollte von dieser Auslegung der schlossen sich der von der Sozialdemokratie vertretenen Auf- Menschenrechte nichts wissen, das Wahlrecht blieb auf die Männer fassung an, daß die Petition von der Regierung zu berücksichtigen beschränkt, und schon bald begann der Kampf gegen die politischen sei. Seine der bürgerlichen Parteien fann heute die Meit- Frauenorganisationen. Olympe de Gouges hatte in aller Oeffentarbeit der Frauen entbehren, und fühlen sie lichkeit das Blutvergießen durch die Republikaner heftig getadelt fich alle verpflichtet, ein paar platonische Liebeserklärungen und besonders Robespierre angegriffen; die von ihr gegründeten abzugeben, um nicht die Frauen durch ein flares Vereine stellten sich auf ihre Seite. Die Führerin wurde verhaftet " Nein" allzu grob zurückzustoßen. Die Zunahme und Not- und nach kurzem Prozeß am 3. November 1793 enthauptet. Olympe wendigkeit der Frauenerwerbsarbeit, die wachsende Bildung de Gouges hatte das Schafott besteigen dürfen, die Rednertribüne nicht und politisch. Aufklärung der Frauenwelt bewegen die bürger war ihr bersagt geblieben. Inzwischen war die Verfolgung aller Frauenvereine lichen Parteien dazu, die Forderungen der Frauen nicht rund nur der politischen planmäßig durchgeführt worden. Sie erweg abzulehnen. Soweit die Politisierung der Frauen im schienen den Republikanern gefährlich; trotz aller Versuche, ihre Sinne der eigenen Parteianschauung vollzogen worden ist und Tätigkeit zu rechtfertigen und zu verteidigen, beschloß der Konvent alle Parteien bemühen sich lebhaft hierum, hat man in im Oktober 1793 die Auflösung der Frauenvereine, und die Kombürgerlichen Kreisen auch nichts gegen die Uebertragung mune stimmte diesem Beschluß zu. Bei der Begründung des Aneiniger Rechte auf die Frauen. Aber die Gewährung des trages wurden die gleichen Argumente vorgebracht, die heute noch allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Stimmrechts den Hauptbestandteil der Reden von den Gegnern des Frauenwahlwürde natürlich die Rechte der breiten Massen, der All- rechts bilden. So sagte der Deputierte Amar u. a.: gemeinheit stärken, und darum sträubt man sich energisch gegen diese Forderung, und selbst gegen die Teilfonzessionen, die auf dem Wege zur Verwirklichung des Hauptziels liegen. So bleibt es bei dem Widerspruch: Anerkennung der Erwerbs= arbeit und Bildungsmöglichkeiten Aberkennung der politischen Rechte, die eine notwendige Folge jener ersten zu geständnisse bilden.
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Nur die Sozialdemokratie, die sich nicht gegen die soziale Entwickelung verschließt, sondern sich ihr bewußt an die Spike stellt, vertrat auch am Dienstag wieder allein die Sache der Frauen. Sie ging noch über die Petition der Frauen hinaus und forderte das Wahlrecht für alle über 20 Jahre alte Frauen und Männer. Diese klare und entschiedene Forderung, die seit Jahrzehnten von der Gesamtpartei in ihrem Programm vertreten wird, suchte zwar der fortschrittliche Redner abzuschwächen, indem er der Sozialdemokratie eine gleiche Uneinigkeit in der Frage des Frauenwahlrechts vorwarf, wie er sie für seine( die fortschrittliche) Partei offen zugeben mußte. Er behauptete, die Massen, die hinter der Sozialdemokratie stehen, hätten nicht geschlossen den starken Willen zur Herbeiführung des Frauenstimmrechts. Der fort schrittliche Redner vermochte aber nicht ein einziges Beweisstück für diese Behauptung zu erbringen.
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Die politischen Rechte der Bürger bestehen darin, im Intereffe des Staates Beschlüsse zu fassen, sie durchzusehen und der Gewalt zu widerstehen. Haben die Frauen die moralische und physische Kraft, welche das eine wie das andere, dieser Rechte erfordert? Die allgemeine Ueberzeugung spricht dagegen."
Ehrbarkeit erlaube es dem Weibe nicht, sich öffentlich zu zeigen und mit den Männern zu diskutieren. Als eine Abordnung von Frauen sich Einlaß zur Kommune erzwang, wurden sie mit einer Rede des Generalprokurators Chaumette empfangen, die an die Sentimentalität der Männer appellierte und dadurch auch diejenigen gewann, die durch den Deputierten Amar nicht überzeugt worden waren. Chaumette rief aus:
" Die Natur sagte der Frau: Sei Weib! Die Erziehung der Kinder, die häuslichen Sorgen, die süßen Mühen der Mutterschaft das ist das Reich Deiner Arbeit; dafür erhebe ich Dich zur Göttin des häuslichen Tempels, Du wirst durch Deine Reize, durch Deine Schönheit, durch Deine Tugenden alles beherrschen, was Dich umgibt!"
Das wirkte. Die Kommune ging so weit, ein für allemal die Annahme von Frauendeputationen zu verweigern, die Tribünen vor den Frauen zu schließen und endlich durch Gesetz zu bestimmen, daß die Frauen mit Gefängnis bestraft werden sollten, wenn sie sich zu mehr als fünf versammelten. Unter diesen Um ständen mußten die Frauenorganisationen zusammenbrechen. Die 3eit war noch nicht reif für ihre Forderungen.
Salt mache. Er widerlegte alle Gründe, die gegen die politische Betätigung der Frauen angeführt werden konnten und ganz be
Die sozialdemokratischen Frauen kämpfen mit aller Nur ganz vereinzelt fanden sich Männer, die sich auf ihre Energie für die Erreichung ihres Zieles und die Gesamtpartei Seite stellten, unter ihnen nahm der Philosoph Condorcet mit den hinter ihr stehenden Massen hat diese Bestrebungen die erste Stelle ein. Schon im Jahre 1789 hatte er über das auf alle Weise unterstützt und gefördert. Die Massen, die Bürgerrecht der Frauen geschrieben und bedauert, daß das Prinzip gerade in dieser Frage mit der Sozialdemokratie gehen, sind der Gleichheit, das die Revolution aufgestellt hatte, vor der Frau weit größer als die Zahl der organisierten Anhänger und Wähler; denn zu ihnen gehören die Scharen von politisch rechtlosen Frauen, die sehr wohl wissen, daß nur die Sozialdemokratie geschlossen und mit ernstem Willen für das Frauenstimmrecht eintritt. Denn. nicht hinter einer lauen und hinund herpendelnden Partei finden sich allemal die Massen, sondern hinter einer Partei, die klar, ehrlich und entschieden ihre Entscheioungen trifft und vertritt.
Zur Geschichte des Frauenwahlrechts.
I.
sonders hob er hervor, daß
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Hippel will die vollkommene Gleichberechtigung von Mann und Frau, nur das Monopol des Schwertes solle den Männern bleiben, wenn der Staat sich nun einmal nicht ohne Menschenschlächterei behelfen kann oder will!"
In den drei großen europäischen Kulturländern tauchte fast gleichzeitig die Forderung des Frauenwahlrechts auf. In Frank reich wurde sie am leidenschaftlichsten vertreten, in England erhob nur eine Frau ihre Stimme für die Befreiung des weiblichen Geschlechts; in Deutschland stand ein Mann auf; die Frauen waren noch nicht so weit. Jetzt nach mehr als hundert Jahren ist noch in keinem dieser Länder das politische Wahlrecht der Frauen Tatsache geworden. Ist die Zeit dafür noch nicht geTommen; sind die wirtschaftlichen Grundlagen, auf denen die ForZ. B. derung beruhen muß, in Frankreich , England und Deutschland noch nicht vorhanden?
Frauenarbeit auf dem Lande.
In konservativen Blättern findet sich folgende Notiz: Der Sonderausschuß der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft für Landarbeit hat sich während der letzten Jahre wiederholt mit der wichtigen Frage der Frauenarbeit und des Sof gängerwesens beschäftigt. Es darf nicht unbeachtet bleiben, daß durch zwedmäßige Heranziehung der Frauen und schul entwachsenen Kinder zu den Landarbeiten ein ganz erheblicher Teil der fehlenden Hilfskräfte ohne weiteres verfügbar gemacht werden fann. Selbstverständlich darf die Mitarbeit der Hausfrauen nicht auf Kosten der häuslichen Pflichterfüllung geschehen, sondern nur in den Grenzen, die eine ordentliche Führung des Haushalts gewährleisten. Bei den heranwachsenden Kindern unserer Landarbeiterbevölkerung aber, die faum der Schule entwachsen, Elternhaus und Heimat berlassen und dem Zuge in die Großstadt folgen, tann eine atveckmäßige Ausgestaltung des Hofgängerwesens Seßhaftigkeit und Liebe zur heimatlichen Scholle in hohem Maße entwickeln. Es ist an der Zeit, die zahlreichen Erfahrungen praktischer Lands wirte auf diesem Gebiete an sachverständiger Stelle zu sammeln und zu sichten. In dieser Absicht hat der Sonderausschuß der D. 2. G. für Landarbeit einen Unterausschuß für Frauenarbeit und Hofgängerwesen" begründet. Der Unterausschuß hat nun zunächst den Wunich, mit möglichst zahlreichen Brattifern in Ber bindung zu kommen, die in ihren landwirtschaftlichen Betrieben die Mitarbeit der Hausfrauen und der Heranwachsenden Kinder zweckmäßig ausgestaltet und auf diese Weise den Bedarf an Wanderarbeitern vermindert oder sogar ausgeschaltet haben."
Schon jetzt ist der Anteil der Frauen und Kinder an der Erwerbsarbeit in der Landwirtschaft recht groß. Die Bestrebungen der Agrarier gehen aber dahin, noch mehr Frauen und Jugendliche heranzuziehen. Es ist bezeichnend, daß als Form für dieses Arbeitsverhältnis das„ Hofgängerwesen" empfohlen wird, wonach die Arbeitenden nicht mit ihrer vollen Arbeitskraft herangezogen werden, sondern nur zu Teilleistungen( einzelnen Tagen bezw. Tageszeiten in der Woche) verpflichtet werden. Natürlich geschieht das nicht mit Rücksicht auf die häuslichen Pflichten der Landarbeiterfrauen, fondern weil den Agrariern mit einer zeitweiligen Arbeitsleistung besser gedient ist und weil das Hofgängerwesen die Leute an die Scholle, 5. b. an den agrarischen Unternehmer feffelt, ohne daß der Agrarier boll für den Unterhalt der Arbeitskräfte aufkommen müßte. Durch das Hofgängerwesen erhält der Agrarier billigere und abhängigere Arbeitskräfte, als es die Wanderarbeiter sind.
Literarisches.
Hedwig Dohm als Vorkämpferin und Vordenkerin neuer Frauenideale. Bon Adele Schreiber ( Märkische Verlagsanstalt, Berlin , 1,40 M.). Vor einigen Monaten feierte Hedwig Dohm , eine der ältesten und treuesten Vorfämpferinnen der bürgerlichen Frauenemanzipation, ihren 80. Geburtstag. Als ein Gedenkbuch zu diesem Tage ist die Schrift von Adele Schreiber zu werten. Die Arbeit „ das geringere Maß an Kenntnissen, die schwächere Urteilskraft, verzettelt sich nicht in biographische Einzelheiten, sondern gibt im Andie man den Frauen zum Vorwurf mache, selbst wenn man sie schluß an die Schriften Dohms ein frisches Bild von der frischen zugeben wolle, nicht als Grund angesehen werden könne, fie Stämpfernatur Dohms und wirbt zugleich für die Dohmschen Ideen. politisch für rechtlos zu erklären. Als Konsequenz dieser Anschauung müsse man sonst auf jede freie Verfassung verzichten und die Regierung, wie den Einfluß auf die Gesetzgebung nur der sehr kleinen Zahl kenntnisreicher und wahrhaft aufgeklärter Männer überlassen."( Lily Braun ," Die Frauenfrage". Leipzig 1901.)
Diese Widerlegung hat noch heute ihre gleiche Bedeutung allen In den Freiheitskämpfen des französischen Volkes am Ausgang denen gegenüber, die davon reden, daß die Frau erst politisch gedes 18. Jahrhunderts wurde zum erstenmal in Europa die Forde- bildet, gehoben" werden müsse, daß sie noch nicht reif sei an der rung auf Gleichberechtigung der Frauen erhoben. Gemeinsam Politik teilzunehmen. mit den Männern lehnten sich die Frauen gegen die unerhörte Condorcet stand ziemlich allein in Frankreich . Seine Worte Unterdrückung und Aussaugung auf. Im Jahre 1788 entstanden fanden kein Echo bei den Männern seiner Zeit, und die Frauen die ersten ernsteren Unruhen. Weite Strecken des Landes konnten tonnten nicht mehr darauf rechnen, in der nächsten Zukunft ihre nicht mehr bestellt werden, weil die Bauern, von allen Mitteln Forderungen verwirklicht zu sehen. entblößt, weder Saatkorn noch Zugvieh hatten, um die Aecker Um die gleiche Zeit, als die Frauen der französischen Rezu bebauen. Hungersnot, Seuchen, Verarmung sind die schred volution, unter denen vor allem noch Madame Roland , die Marquise liche Folge. Der dritte Stand" empört sich und tonstituiert Condorcet, Madame Tallien , Rose Lacombe genannt werden müssen, fich als Nationalversammlung. Der Sturm auf die Bastille, die an den Kämpfen für die Freiheit teilnahmen, erschienen, beeinGefangennahme des Königs und seiner Familie, die Erklärung der flußt durch die französische Bewegung, in England und in Deutsch Republik ant 22. September 1792, das alles vollzog sich in rascher land zwei Schriften, die zunächst ebenfalls wegen ihrer Tendeng Folge unter leidenschaftlichen und blutigen Kämpfen, und an all großes Aufsehen erregten. In England schrieb Mary Wollstonecraft Diesem hatten Frauen teilgenommen. Frauen waren es, die im Jahre 1792 ihre Berteidigung der Rechte der Frau". Sie war im Jahre 1789 das Pariser Rathaus stürmten, als ihre Forderung viel zurückhaltender und vorsichtiger in ihren Forderungen als
Tagungen.
Die 3. deutsche Konferenz für Arbeiterinnenintereffen wird vom ständigen Ausschuß zur Förderung der Arbeiterinneninteressen am 19., 20. und 21. Februar im Architektenhaus, Wilhelmstr. 92, ab= gehalten. Folgende Fragen werden verhandelt: 1. Ergebnisse einer Untersuchung über die Lebensverhältnisse der ländlichen Arbeiterinnen; Referenten: Herr Professor Dr. Anhagen, Frl. Gertrud Dyhrenfurth . 2. Die Entwickelung der Frauenarbeit in der Maschinenindustrie; Referentin: Dr. Elisabeth Altmann Gottheiner. 3. Die Entwickelung der Frauenarbeit in der Konfektionsindustrie; Referentin: Dr. Marie Elisabeth Lüders . 4. Die Lage der weiblichen Angestellten in den Wasch und Plättanstalten; Referentin: Frl. Elisabeth Bernhard. Nach den Vorträgen findet Diskussion statt. Der Ständige Ausschuß" fett fich aus Vertretern bürgerlicher Organisationen zu
fammen.