Einzelbild herunterladen
 

anzuheben. Den recht häßlichen Szenen am Mittwoch boriger Woche sind am Mittwoch dieser Woche neue Austritte gefolgt. Wiederum war der Andrang zu den Kassenschaltern ein solch' enormer, daß von einer geordneten Abwickelung der Geschäfte keine Rede sein konnte. Nicht etwa, daß die Beamten nicht ihre Pflicht getan hätten, nein, trotz- dem die Angestellten fieberhaft arbeiteten, mußten viele Kranke in der schneidenden Kälte, von Schutzleuten umgeben, auf dem Hofe stehen, wartend, bis sie vorrücken konnten. Wenn man berücksichtigt, daß unter den Kranke» viele Personen mit schweren Leiden sich befinden, muß erneut die Frage aufgeworfen werden: Wie sind solche skandalösen Zustände möglich und wer ist dafür verantworlich? Wenn man den vor 8 Tagen einem Mitarbeiter desBerliner Tageblatts� gemachten Mitteilungen des Direktors der Allgemeinen Otskrankenkasse glauben darf, sollte der Grund zu den unerquicklichen Borgängen am Mittwoch voriger Woche darin liegen, daß der Vor- steher der Meldestelle in der Gerichtstraße versäumt hatte, die Kranken zu benachrichtigen, daß nicht alle Krankengeldabhebcr am Mittwoch kommen sollten, sondern daß ein Teil schon Montag und Dienstag das Krankengeld abheben könnte. Nun haben sich am Mittwoch trotzdem diese Szene» wiederholt. Anstatt die Ver- waltung nun selber eine öffentliche Erklärung der Sachlage gibt, läßt sich der Direktor diesmal von einem Vertreter derMorgenpost' interviewen. Diesem Herrn gegenüber soll der Direktor Kohn sich wie folgt geäußert haben:- Die Arbeitet!, die der Allgemeinen Ortskrankenkasse zu Be- ginn dieses Jahres erwachsen sind, haben alle Erwartungen und Berechnungen überstiegen. Besonders der Mittwoch ist für unsere Zahlstellen ein kritischer Tag, da der 31. Dezember v. I. ein Mittwoch war, und das Krankengeld für die von den anderen Kassen übernommenen Mitglieder, das wöchentlich ab- gehoben wird, demnach auch im neuen Jahre an jedem Mittwoch fällig ist. Trotzdem wir den größten Teil der Mitglieder schon benachrichtigt haben, daß sie auch an anderen Tagen die Beträge erheben können, waren die meisten an den Mittwoch so gewöhnt, daß wir uns jetzt genötigt sahen, in einer kategorischen Form die einzelnen Mitglieder darauf hinzu- weisen, daß sie bereits am Montag bezw. Dienstag usw. fällige Gelder abheben können. Besondere Schwierigkeiten haben sich jedoch durch die Tatsache ergeben, daß zwei Paragraphen unserer Statuten, die die Hausgewerbetreibenden betreffen, vom Ober- versicherungsamt noch nicht genehmigt sind. DaS Ober- versicherungsanit wiederum wartet noch auf eine Anweisung des Reichskanzlers. Die erwähnten Paragraphen setzen die Bei- träge für Hausgewerbetreibende fest. Wir sind daher vorläufig genötigt, einen Beitrag von 2 Proz. des Verdienstes zu erheben, was die Versicherten selbstverständlich ebensowenig verstehen können wie die Arbeitgeber. Durch die vielen diesbezüglichen Fragen, die an die Beamten gerichtet werden, erwachsen uns natürlich erheb- liche Mehrarbeiten. Um aber einem großen Andränge in der Gerichtstraße für die Folge mehr als bisher gerecht werden zu können, soll von nun ab die rechte Treppe zum Aufgang, und die Mittellrcppe des Hauses zum Ausgang benutzt werden. Schließlich sei noch ein- mal darauf hingewiesen, daß das Publikum uns und sich selbst sehr viel Zeit ersparen kann, wenn es Anmeldungen schriftlich besorgt.' Es ist sicher richtig, daß zu Beginn des neuen Jahres große Schwierigkeiteu zu überwinden sind. Aber das darf nicht so weit gehen, daß die Kranken in solcher Weise darunter leiden, wie dies jetzt leider der Fall ist. Besonders nach den Vorkommnissen am Mittwoch voriger Woche hatte die Verwaltung die doppelte Pflicht, für Abhilfe zu sorgen. Die Regelung des Ein- und Ausganges hätte auch schon vorige Woche getroffen werden können; daß reicht aber auch nicht aus, um die Wiederholung des Andranges zu vermeiden. Die Verwaltung hatte die Pflicht, schon in voriger Woche die Maßnahmen öffentlich bekannt zu geben, die sie zur Abhilfe getroffen hatte und nicht zu warten, bis Zeitungs- Vertreter nach der Kasse kommen, um sich Auskunft zu holen, an- statt umgekehrt der Ocffenllichkeit von selber die nötige Aufklärung zu geben._ Die Lehren der Frau Pastor. Neber die Erfahrungen, die eine 64 Jahre alte erwerbsunfähige Frau mit der christlichen Mildtätigkeit im Gethsemane- Kirch- spiel machen mußte und über die guten Lehren, die sie bei ihrem Bittgang von der Frau Pastor R e tv a l d erhielt, brachten wir vor einigen Tagen unter obiger Ueberschrift eine Notiz. Der e v a n- ge tische Presseverband sendet uns dazu im Auftrage des Herrn Pfarrer R e w a l d eine Berichtigung, in der behauptet wird, daß es nickt richtig sei, daß seine Frau der Bittstellerin den Vor- Wurf geinacht habe, daß sie nicht arbeiten wolle. Sie habe nur ge- sagt, daß viele, denen Arbeit zugewiesen wurde, nicht hätten arbeiten wollen. Weiter wird behauptet, daß cS nicht richtig sei, daß der Bezirkspfleger erst acht Tage später die Recherche er- ledigt habe. Nach erneuten Feststellungen müssen wir die Richtigkeit unserer Notiz aufreckt erhalten. Es hätte ja auch gar keinen Sinn, wenn Frau Pastor Rcwald in diesem speziellen Falle allgemein ihren Schmerzen Ausdruck gegeben hätte,daß viele, denen Arbeit nachgewiesen wurde, nicht hätten arbeiten wollen.' Ebenso richtig ist auch unsere Feststellung, daß erst nach acht Tagen der Bezirks- pfleger zur Recherche erschienen ist. Das hat der Herr bei einem späteren Besuch der alten Frau selbst bestätigt und es er ist Postbeamter mit Dienstüberlastung bor den Weinachtsfeiertagen entschuldigt._ Strastenbahnzusammenstost in der Badstraste. An der Kreuzung der Bad- und Grünthalerstraße ereignete sich gestern vormittag kurz nach 9 Uhr ein schwerer Straßen- bahnzusammenstotz. Ein Straßenbahnwagen der Linie 36 fuhr mit voller Gewalt aizf einen haltenden Straßenbahnzug der Linie 36 auf. Die Kollision war so stark, daß der Vorderperron und die Stirn- wand des Wagens der Linie 36, sowie der Hinterperron des Anhänge- Wagens der Linie 36 vollständig demoliert wurden. Der Straßen- bahnführer Wille erlitt einen komplizierten Schädel- b r u ch und mußte nach dem Krankenhaus in Reinickendorf gebracht werden, wo er in bewußtlosem Zustande Aufnahme fand. Von den Fahrgästen meldete sich der Handelsmann Pfuhl als verletzt; er hat einen Nervenchok erlitten. Der Zusammenstoß hatte auch eine Alarmierung der F e u e r tv e h r zur Folge, die aber nicht in Tätig- keit zu treten brauchte, da ein Rettungswagen der Großen Berliner Straßenbahn schnell zur Stelle war. Herrenlose SO« Mark. Gefunden wurden kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres in der Friedrichstraße in Berlin 600 Mark. Der bisher unbekannte Verlierer erhält nähere Auskunft im Zentralfundamt, Zimmer 101, des Königl. Polizeipräsidiums Berlin . Cafinotheater. Eine Art Altberlinerei nach dem Muster des seligen Wallner will hier lebendig erhalten werden. Solch Genre inmitten einer millionenstädtischen Modernität ließe sich allenfalls denken, wenn es mit ausgesucht künstlerischen Mitteln gepflegt würde. Anders trägt es die Etikette des Gemachten zur Schau. Hätten beispiels- weise die Verfasser derollen Webern'(Schwarz-Reiff- lingen und Hans Berg) eine Ahnung, was ein Volksstück sein soll, dann hätten sie ihrer Wassersuppe, wenn schon nicht mehr, wenigstens doch ein paar Maggische Bouillonwürfel beigemengt. Gerade zu einer Zeit, da die Zaberner Borgänge selbst dem rückständigsten Pfahlbürgertum über den auf jedes Recht und Gesetz pfeifenden Geist des Militarismus die Augen geöffnet haben dürften, kommen sie mit der Fabel von derHarmonie' zwischen Volk und vornehmsten Rocktragern. Wo oder wann hätte jemals wirklich ein aktiver adliger Kaballerteoffizier mit heidenmäßig viel Geld ein armes Mädel aus dem Volke geheiratet? Der dariistische Teil des Programms bietet einige erfreulichere Nummern. Amüsant sind die Kunststückchen, insbesondere die ambulanten Springbrunnen- Experimente der Indischen Zauberer-Eompany. Als Schnellmalcran der Reklametafel' erweist sich I. H. V o ß; während der Humorist L. Wolf-Scheele eine parodistische Dar- stellung von Richard Wagners Lohengrin' zum besten gibt. Eine andereernste' Szene,Der Fremdenlegionär', ist allerdings zum Heulen rührkistig. In die Unionsbrauerei in der Hasenheide hat mit dem gestrigen Tage der Urbock seinen Einzug gehalten. Die großen Räumlich- leiten sind dem Bockbier zu Ehren entsprechend dekoriert. Dutzende von Münchenerinnen schleppen trinkfesten Bockbiertrinkern die großen Maßkrüge zu, während vomGebirge' her lustige Weise erklingen und die Schuhplattler ihre Oberschenkel mit ihren Händen bearbeiten. Und wenn der Bock anfängt, seine Wirkung zu tun, dann'tritt der Schunkelwalzer in Aktion. EinProsit" reiht sich an das andere und schwer geladen verläßt mancher die Stätte, wo der Bock sein Wesen treibt. EineKaniuchcnauSstellung, veranstaltet vomKreisverband Branden- bürg, findet heule und morgen im Etablissement Pharussäle, Inhaber Julius Wernau, Müllerstraße 142, statt. Vorortnachrichten. Immer neue Unzuträ'gllchkeiten bei öer Kreiskrankenkasse Nieüerbarnkm. Trotz Veröffentlichung der bei der Kreiskrankenkasse Nieder- barnini zutage getretenen Mißstände hat die Aufsicht ausübende Be- Hörde noch keine Veranlassung genommen, all die Unzuträglichkeiten aus der Welt zu schaffen. Bei jeder anderen Kasse, die nicht von einem Assessor organt- siert ist, würde nicht so viel Nachsicht geübt. Sind die Hauskranken schon bei der ersten Erneuerung der Krankenscheine und beim Empfang des ersten Krankengeldes von Hinz zu Kunz geschickt worden, so warteten ihrer am vergangenen Freitag in Ober schöneweide neue Ueberraschungen. Als sich an diesem Tage die Hauskranken nach der Nebenstelle des Krcissparkasse begaben, um ihr Krankengeld in Empfang zu nehmen, wurde ihnen von den dort tätigen Beamten erklärt, die Auszahlung des Geldes könne heute nicht erfolgen, da die am vor- hergegangenen Mittwoch ausgefertigten Krankenscheine nebst Zahlungsanweisungen noch nicht eingelaufen seien. Keiner der Antvesenden wollte dies glauben, da so etwas bei der aufgelösten Kasse niemals vorgekommen war. Nach Wiederholung der Mit- teilung gingen alle Anwesenden sofort nach dem hiesigen Gemeinde- amt und verlangten von dem die Kassenscheine ausfertigenden Be- amten Auskunft über die Ursachen dieserNeuerscheinung". Sofort wurde bei dem Versicherungsamt angefragt, welchen Umständen diese Verzögerung zuzuschreiben wäre. Die Antwort lautete, daß die Krankenscheine von Oberfchöneweide noch nicht eingelaufen wären. Mit vieler Mühe gelang es den Beamten, den aufgeregten Anwesenden es waren annähernd 160 Personen klar zu machen, daß ein Verschulden der Amtsbehörde nicht vorliege. Alle wanderten jetzt zurück zur Sparkasse, um vielleicht dort etwas Näheres zu erfahren. Vor der Tür derselben prangte ein Schild, auf welchem darauf hingewiesen wurde, daß die Aus- zahlung nicht in den Räumen der Sparkasse, sondern nebenan in einer Gastwirtschaft erfolge. Dieselbe Kassenverwaltung, die in ihrer Kvankenordnung den Hauskranken vorschreibt, daß der Aufenthalt in einer Schankwirt- schaft verboten ist, verletzt erstens durch ein vorsintflutliches System der Krankengeldzahlung diese Anordnung, und zweitens trägt sie dazu bei, daß die Kranken die im Haushalt so dringend nötigen Groschen in der Gastwirtschaft verzehren müssen. Noch mittags 1 Uhr warteten die Kranken auf die Dinge, die da kommen sollten. Viele, des langen Wartens müde, gingen nach Haufe; sie können, wenn die Zahlungen nicht noch an einem anderen Tage erfolgen, sehen, wie sie sich mit ihrer Familie die ganze Woche, bis zum nächsten Freitag, durchhungern. Sticht die auf der Kasse beschäftigten Angestellten sind schuld an derartigen Unzuträglichkciten, sondern jenes organisatorische Talent", das diesen Organisationsplan ausgeheckt hat und das wahrscheinlich versucht, diesen mit einer viel zu geringen Anzahl eingearbeiteter und mit dem Krankenkassenwesen vertrauten Ange- stellten unter allen Umständen durchzuführen. Pflichtvergessen wäre es von der Aufsichtsbehörde, wenn sie einen derartigen chaotischen Zustand, durch den allein die Versicherten zu leiden haben, noch länger dulden würde. Charlottenburg . Fürsorge für die Kleinkinder, d.h. für die Kinder vom ersten bis sechsten Lebensjahre hat neben der Säuglingssürsorge die Stadt Charlottenburg seit dem I.April 1911 eingerichtet. Gerade für diese Altersstufe, in der die Grundlage für die körperliche und geistige Entwicklung gelegt und der Kern für manche spätere Erkrankung aus- genommen wird, ist eine sorgfältige ärztliche Ueberwackung dringend geboten. In jeder der Charlottenburger SäuglingSsürlorgestellen werden besondere Wochensprechstunden für Kinder vom ersten bis zum vollendeten sechsten Lebensjahre abgehalten. In diesen Sprech- stunden werden in regelmäßigen Zwischenräumen zunächst solche Kinder, die bis zum vollendeten ersten Lebensjahre bereits die Fürsorgestelle besucht haben, weiter vorgestellt. Zugelassen werden jedoch alle Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren, auch wenn sie die Säuglingsssürsorgestellen vorher nicht besucht haben. Mütter und Pflegemütter erhalten dabei unentgeltlichen spezialärzt- lichen Rat über die für das Gedeihen des Kindes gebo- tene» Maßnahmen und die Vermeidung von Schädlichkeiten. Eine ärztliche Behandlung findet nickt statt. Diese Klein- kindersprechstunden werden an folgenden Tagen abgehalten: Säug- lingsfürsorgestelle l, Berliner Str. 137: Mittwoch 23 Uhr. II, Wilmersdorfer Str. III: Dienstag 23 Uhr. IC, Kirchplatz 5a: Freitag 12 Uhr. lV, Nehringstr. 11: DienStag 2V, S'/a Uhr. V, Kaiferin-Augusta-Allee 102: Dienstag 23 Uhr. VI, Kaiserin- Auguste-Viktoria-Haus, Mollwitzstraße: Mittwoch 23 Uhr. VH, Horstweg 28: Donnerstag 23 Uhr. Die Mütter und Pflegemütter, die zugleich einen Säugling und ein größeres Kind in der Fürsorgestelle vorstellen wollen, können ausnahmsweise auch die größeren Kinder in der SäuglingSsprech- stunde milvorstellen. Die Einrichtung der Fürsorge für die Kleinkinder hat sich bisher sehr gut bewährt und kann den Müttern und Pflege- mütlern der Kinder zum eifrigen Besuch nicht dringend genug empfohlen werden. Sieuköll«. Bolkstümliche Vorträge. Der nächste der von der Stadt Neukölln veranstalteten Vorträge findet am Dienstag, den 20. Januar d. I., abends 8Vz Uhr, in der Aula der Realschule, Boddinstr 34/41, als Rezitationsabend für Herrn E. Taeppe, Neukölln, statt. Das Pro- gramm, welches im Vortragslokal unentgeltlich zur Verteilung ge- langt, bringt im ersten TeilEnoch Arden' von Alfred Tennyson mit der begleitenden Musik von Dr. Richard Strauß. Im zweiten Teile wird Taeppe über weitere ernstere und heilere Dichtungen rezitieren. Der Eintritt ist frei. Kindern sowie Schülern, auch in Begleitung Erwachsener, ist der Zutritt nicht gestattet. Unter dem Verdacht des Sittlichkeitsverbrechens an einem sechsjährigen Mädchen ist gestern der 21 Jahre alte Angestellte W., der bei Verwandten in der Kölluischen Allee 44/46 wohnt, verhastet worden. W. soll vor etwa einer Woche das Mädchen eines Mit- bewohners des Hauses geschlechtlich mißbraucht und sogar angesteckt haben. Lichtenberg . Die Neuwahlen für die turnusgcmäß ausscheidenden Gewerbe- gerichtsbcisitzer finden am 8. Februar und am 11. Februar dieses Jahres statt. Aus dem Stande der Arbeitnehmer scheiden aus: 1. Droschkenführer Max Köhlert, 2. Bauarbeiter Hermann Prell - Witz, 3. Schlosser Paul Brühl, 4. Maurer Hermann Zabel, 5. Zim- merer Herman Meier, 6. Holzarbeiter Albert Slomm, 7. Hilfs- arbeiter Auguit Becker, 8. Bauarbeiter Hermann Wagner. Aus dem Stande der A r b e i t g e b e r: 1. Bildhauermeister Paul Wegener , 2. Dachdeckcrmeister Heinrich Wutschke, 3. Schlosser- meistcr Bruno Hintze, 4. Zimmermeister Georg Däumig, 6. Bau» Unternehmer August Haase, 6. Restaurateur Johann Blum, 7. Maschinensabrikant Karl Große , 8. Tiefbauunternehmer Fried- rich Schüßler. Durch die Zusammenlegung der beiden Gemeinden Lichtenberg und Rummelsburg machte sich eine Neueinteilung der Wahlbezirke notwendig. Unter Zugrundelegung der 22 Stadtverordnetenwahl- bezirke dritter Abteilung sind folgende Bezirke entstanden: Der 1. und 2. Stadtvcrordnetenwahlbezirk bilden den 1. Ge- werbegcrichtswahlbezirk, der 3. und 4. StadWerordnetenwahlbezirk bilden den 2. Gewerbegerichtswahlbezirk, der 6., 6. und 7. Stadt- veroronetenwahlbezirk bilden den 3. Gewerbegerichtswahlbezirk, der 8.. 9. und 10. Stadtverordnetenwahlbezirk bilden den 4. Ge- loerbegerichtswahlbezirk, der 11, 12. und 13. Stadtverordnetenwahl- bezirk bilden den 6. Gewerbegerichtswahlbezirk, der 14., 16. und 16. Stadtverordnetenwahlbezirk bilden den 6. Gewerbegerichts- lvahlbezirk, der 17., 18. und 19. Stadtverordnetenwahlbezirk bilden den 7. Gewerbegerichtswahlbezirk, der 20., 21. und 22. Stadtver- ordnetenlvahlbezirk bilden den 8. Gewerbergerichtswahlbezirk. In jedem der Bezirke ist ein Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu wählen. Die an diesen Wahlen durch Ausscheiden ihrer Mitglieder beteiligten Gewerkschaften werden ersucht, dem Vorsitzenoen der Unterkommission Lichtenbergs, dem Genossen Paul Kr eh hing. Atzpodienstr. 49, umgehend die neue Normierung der Kandidaten mitzuteilen. Zu dieser Neuwahl wurde von der Unterkommission Lichten- bcrg au oas Gewerbegericht folgender Antrag gestellt: Für die im Anfang des Jahres 1914 stattfindenden Ge- Werbegerichtsbeisitzerwahlen ist eine Erhöhung der Zahl der Bei» sitzer beider Gruppen, und zwar um 6, beim Magistrat zu be- antragen.'' Ein zweiter Antrag, ebenfalls von der Unterkominission Lichtenberg gestellt, Einführung des Proportionalwahlsystems, wurde von bürgerlichen Arbeitgeherbeisitzern mit recht faden- schcinigen Gründen bekämpft. Als Hauptgrund ihres ablehnenden Standpunktes führten sie au, daß sie als Großgewerbetreibende es nicht mitmachen könnten, den Sozialdemokraten auch hier Ein- flutzrecht zu gewähren. Im übrigen halten sie es für ganz in der Ordnung, daß die Kleinmeister als Beisitzer und Wähler aulj- geschaltet werden, da ihre Werkmeister mehr Verantwortung hätten, als die kleinen Schuhmachermeister und Barbierherren, die ja die Mehrzahl der sozialdemokratischen Wähler wären. In bezug auf den ersten Antrag wären sie bereit, mit den Arbeitnehmern noch in Unterhandlungen einzutreten; sie wünschten jedoch Vertagung der Verhandlung über diesen Punkt. Für beide Anträge bedürfte es einer Aendcrung der Ortsstatuien; die Vertagung derselben wäre daher gleichbedeutend gewesen mit einer Hinausschiebung bis zu den Wahlen 1916. Unter diesen Umständen lehnten die Arbeit- nehmer die Vertagung ab. Die Abstimmung über beide Anträge ergab die Ablehnung. Es hatten die Arbeitgeber ein leichte? Spiel, da die Arbeitnehmer nur zu einem kleinen Teil in dieser Plenar» sitzung anwesend waren. Die in Frage kommenden Organisationen werden darauf hin- gewiesen und nehmen hoffentlich Gelegenheit, bei Aufstellung neuer Kandidaten diese auf ihre Pflichten hinzuweisen. Kaulsdorf . Eine ganz besondere Ueberraschung wurde am Freitag, 16. Januar, den vielen nach Berlin fahrenden Arbeitern an der Fahrkartenkontrolle des Bahnhofes zu teil. Wer an diesem Morgen die ständig ein» gerichtete Kontrolle glücklich passiert hatte, sah sich am Ausgang ge- nötigt. seine Fahrkarte noch einmal einer gründlichen beim Schein von Handlaternen vorgenommenen Revision unterziehen zu lassen. Da dieser ganzen Prozedur durch die Scheiben der Bahnhofs» halle zwei Schutzleute zusahen, hatte sich bald das Gerücht verbreitet, daß Polizei und Bahnverwaltung auf der Suche nach einem Kapital- Verbrecher begriffen seien. Wie wir erfahren, trifft dies nun aller- dingS nicht zu. vielmehr bezweckt die Maßregel eine genauere Kon- trolle der Fahischeine, die jeden Monat einmal vorgenommen werden soll. Uns will freilich scheinen, als sei sie durchaus über- flüssig und geeignet, den Verkehr des fahrenden Publikums zu stören. Wozu vollends die Anwesenheit der Schutzleute nötig ist, bleibt sicher Geheimnis der Bahnverwaltung. Mariendorf . Aus der Gemcindevertretersivung. Zunächst wurde die Vor- läge, die Mitglieder der Feuerwehr bei der brandenburgischen Feuerwehrunfallversicherungskassc gegen Unfall zu versichern, an- genommen. Als Nachbewilligung für die Schneebeseitigung for- derte der Vorsteher 850 M.. da die Schneebeseitigung 1350 M. verschlungen, der Fonds für diesen Zweck aber nur 600 M. be- tragen habe. Die Vertretung beschloß, noch 100 M. für unvor- hergesehene Fälle zu bewilligen. Vom Genossen Reichhardt wurde die langsame Schneebeseitigung vor den Gemeindegrundstücken be- mängelt. Der Gemeindevorsteher erklärte, daß er sofort alle sich meldenden Arbeitslosen habe einstellen lassen. Scharfe Kritik übten sowohl unsere als auch bürgerliche Vertreter an dem hartherzigen Verhalten der Steuerbehörde, die einem Arbeitslosen statt ver- dienten Lohn die Steuerquittung präsentierte. Eine ausgedehnte Debatte zeitigte oie Vorlage:..Hergabe zweiter Hypotheken durch die Gemeinde'. Der Gemeindevorsteher erläuterte die Schwierigkeiten auf dem Gebiete des Realkredits, die ihre Ursachen hauptsächlich in der wirtschaftlichen Depression zeigen. Er wünscht Mittel bereitzustellen, die die Gemeinde in den Stand setzen, ihre Grundstückskapitalien zu sichern, ebenso zweite Hhpo- theken an solide Haus- und Grundbesitzer zu geben. Genosse Reichhardt betonte, mit der Erklärung des Gemeindevorstehers einverstanden zu sein. Es wurde beschlossen eine Kommission von 6 Gemeindevertretern einzusetzen, die sich mit dieser Materie be- fassen soll. Der Kommission gehört auch Genosse Reichhardt an. Bei der Mitteilung betreffend finanzielle Unterstützung befähigter Volksschüler bedauerte der Vorsteher, daß im Vorjahre ein von ihm gestellter Antrag abgelehnt wurde. Genosse Weber erwiderte, daß der betreffende Antrag in Verbindung mit dem Jahrhundertklim- bim gebracht und deswegen abgelehnt worden sei. Der letzte Be- ratungsgegenftano sollte erst in nichtöffentlicher Sitzung beraten werden, es wurde jedoch auf Einspruch unserer Genossen öffent- lich verhandelt. Ein Anlieger glaubte sich durch die geplanten Baufluchtlinien, die sein Grundstück durchschneiden, geschädigt und bot es für 30 000 M. der Gemeinde zum Kauf an, nachdem er in einem Prozeß gegen die Gemeinde in allen Instanzen unter- legen war. Der Kauf wurde, weil zu teuer, abgelehnt. Be- schloffen wurde, die Straße durchzulegen, und die Anliegerbei- träge ausnahmsweise aus Gemeindemitteln vorzustrecken. Wittenau . Ter ArbeitergesangvereinMaibund' hält am 24. Januar nn Gosellschastshaus" von Albert Schulze, Hauptstraße, ein Winter- vergnügen ab. Da der Verein sich stets bei Parieiveranstaltunge» bereitwilligst zur Verfügung stellt, wird die Adbeiterschast u« rege Unterstützung des Vergnügens ersucht.