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festzustellen ist. ES handelt sich deshalb darum, den Groß grundbesitz zurückzudrängen. Wir werden alles für. eine Hebung der bäuerlichen und ländlichen Bevölkerung tun. Es handelt sich darum, das deutsche   Volk in seiner Ernährung möglichst unabhängig vom Ausland zu machen. Aber der früheren Zeit gegenüber ist die Einfuhr voir Lebensmitteln aus dem Auslande erheblich g e st i e g e n. Ebenso verhängnisvoll ist die Abhängige keit der Landwirtschast vom Ausland hinsichtlich der ländlichen Ar heiter. DaS Wachstum des Viehbestandes, von dem der SWimster gesprochen hat. kann nicht in Betracht kommen gegenüber dem Wachs tum der Bevölkerung. Im Vergleich damit ist vielmehr der Viehbestand gegen früher zurückgeblieben. Wir fordern eine Beseitigung oder eine Herabsetzung der Futtermittelzölle. Seitdem die Einsuhrscheine Deutschland   zu einem GetrcideauSfuhrland gemacht haben, was man bei ihrer Schaffung nicht voraussehen konnte, stagniert die Vermehrung des ViehstandeS. Heute ist deutsches M e h l i in Ausland billiger als i ni Inland. Mit der Fortdauer des Zustroms ausländischer Saisonarbeiter ist nicht zu rechnen; mit fest haften Landarbeitern ist dem Großgrundbesitz aber nickt gedient, da er zum saisonweisen Betrieb übergegangen ist. Man sollte eine Enguete über die verteuernden Wirkungen der Herr schenden Zollpolitik veranstalten. In O e st e r r e i ch hat man das getan und die Ergebnisse waren ein so scharfes Urteil, daß man sie geheim gehalten hat und sie erst zufällig durch den Abg. v. Pantz veröffentlicht wurden.(Hört! hört! links.) Schließlich frage ich den Minister, was er dazu sagt, daß in einem schleswigischen Dorf durch Polizeiverordnung das Halten von mehr als 4 Schweinen Verboten wurde.(Hört! hört! und Beifalls links.) Abg. Braun(Soz.): Der Landwirtschaftsetat spielt im Gesamtetat eine nickt zu große Rolle, eine um so größere aber die Landwirtschaft in der Gesamlwirtschaft. Sic ist nicht nur die älteste, sondern auch die wichtigste volkswirtschaftliche Betätigung, denn sie hat für die Volksernährung zu sorgen. Heute aber dient sie weniger diesem Zweck, als den Profi hinteressen der Grundbesitzer und dieser Zustand hat die Agrarfrage aufgeworfen. Ein Beweis für die falsche Zweckbestimmung der heutigen Landwirtschaft war, daß der M i n i st e r heute von .bedauerlich niedrigen Getreidepreisen* sprach. Wenn man die Ernährung des Volkes als obersten Zweck der Landwirtschaft ansieht, dann kann man so nicht sprechen, denn je niedriger die Getreidepreise sind, desto besser erfüllt die Land' Wirtschaft rhre Aufgabe der Volksernährung.(Sehr wahr! b. d. Soz., Lachen rechts.) Nach dem heutigen Stand der Wissenschast und tiach dem Umfang der zur Verfügung stehenden Fläche müßte die Landwirtschaft die zur Ernährung der inländischen Bevölkerung not wendigen Produkte erzeugen; sie tut eS aber nicht. 6,4 Prozent des preußischen Grund und Bodens bestehen aus Moor- und O e d l a n d. Schon 1LS6 hat eine Kommission theoretisch sehr vcr- dienstvoll für die Kultivierung der Oedlqndereien gearbeitet, aber erst seit 1894/96 bat man damit in der Praxis begonnen. ES steht heule in dem Belieben der Privatbesitzer, ob sie ihre Moore kultivieren lassen wollen oder nicht. In England gehl man jetzt dazu über, alle Oedländereien, die der Besitzer nicht urbar macht, zu enteignen. In Bayer» wurde schon im 18. Jahrhundert mit einer solchen Maßregel gedroht, aber in Preußen wird niemals danach ver- fahren. In einer Zeit, wo man absolutistische Kadinettsorderö in Kraft setzt, wäre es ganz gut, auch einmal solche kulturellen Zwecken dienenden Akte des Absolutisinus in Kraft zu setzen, allerdings in legaler Weise.(Zustimmung bei den Sozialdemokr. Abg. Adolf Hosfmann: Man wird sich schwer hüten!) Als der Staat Mittel zur Kultivierung der Oedländereien zur Verfügung stellte, hat die Privatspekulation sofort große Moorflächen auf g e k a u s t, um durch sie Profit zu erwerben. Wir unterstützen alle Bestrebungen, die auf energische und schnelle Verwertbar machung von Oedland hinzielen, auch der Staat muß viel mehr auf diesem Gebiete tun. er besitzt die Hälfte aller Moorfläcken Sie sind ja nicht davor zurückgeschreckt, die Enteignung gegen einen VolkSstamm anzuwenden, dem Sie seinen Patrio tismuS durch eine schikanöse Politik nicht aus dem Herzen reißen können und jetzt wollen Sic vor der Enteignung zurückschrecken, wenn Sie kulturellen Zwecken dienen soll?(Sehr wahr! links. Lachen reckts.) Daß es übrigens mit der SlaatShilfe für kleine Besitzer bei der inneren Kolonisation hapert, beweist ein Brief mehreker Ansiedler auS der Provinz Sachsen  , die sich darüber beschweren, daß sie den Versprechungen der Re gierung gefolgt sind. Sie haben für einen sehr minderwertigen Boden, der ihnen nur eine sehr geringe Ernte liefert, schweres Geld bezahlen müneu, find ihre Ersparnisse losgeworden und standen kurz vor Weihnachten im größten Elend und obdachlos da.(Hört! hört I bei den Sozialdemokraten.) Die Zahlen des Ministers über die Vermehrung des Vieh bestandeS beweisen, daß diese Vermehrung weit hinter der der Bevölkerung zurückgeblieben ist. Nun muß aber auch festgestellt werden, daß die Vermehrung deS Viehbestandes in früheren Jahren nicht dem Kleinbetrieb allein zuzuschreiben ist, sondern daß sie in den Großbetrieben viel stärker war. Von einer Vermehrung der Kleinbetriebe kann man eine große Vermehrung des Viehbestandes nicht erwarten.(Zuruf rechts: Also keine innere Kolonisation?) O ja. für die Zerschlagung der großen Güter sprechen eben andere, auch politische Gründe! Bedauerlich ist es, daß die zollpolinschen Erleichterungen für die Einfuhr russischen Fleisches am 1. April aufhören sollen. Wenn man darauf hinweist, daß nur wenige Städte hiervon noch Gebrauch gemacht haben, so liegt das daran, weil die Nachfrage nickt gedeckt werden konnte; denn es ist klar, daß die Viehzüchter in Rußland   sich nur dann auf eine dauernde Vermehrung der Pro- duktion einrichten können, wenn ihnen der Absatz in Deutschland  niindestens für längere Zeit gesichert ist. Tatsache ist, daß die Zufuhr russischen Fleisches preisdrücke nd gewirkt hat und deshalb ist ihre Einstellung vom Konsumentenstandpunkt aufs tiefste zu bedauern. Wir verlangen, daß bei der Abschätzung des durch Viehtötungen wegen Seuche ngefabr verursachten Schadens und bei der Entschädigung nicht nur zwischen kleine» und großen Grundbesitzern kein Unterschied gemacht werde, sondern daß hierbei auch die p o l i t i s�h e Richtung der Grundbesitzer keinen Unterschied mache!(Sehr wahr! links.) Unsere Politik hat dazu geführt, daß, obwohl in Deutschland  nicht so viel Getreide gebaut wird, als notwendig ist, doch im letzten Jahr 613 006 Tonnen mehr aus- als eingeführt wurden. Die Einfuhrscheine wirken als eine anreizende Export- Prämie und es soll ja auch vorkommen, daß deutscher   Roggen in Rußland   veriiiahlcn und das Mehl dann wieder eingeführt wird! Die herrschende Zollpolitik hat aber auch die Grundpreise kolossal gesteigert und den Gruudbeiitz zur Handels- und Spekulationsware gemacht. Auf dem städtischen Grundstücksmarlt wird nicht eut- scrnt so viel gehandelt, wie auf dem Laude. Die Ausiedluuas- kommisjion hat diese Erscheinung reichlich feststellen können. Wo bleibt da Ihre Bodenständigkcit, Ihre Liebe zur eigenen Scholle? Das alles wird durch Ihre Wirtschaftspolitik beseitigt!(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Sie bekämpfen aber auch auf das schärfste alle Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen, weil ihre Erfüllung ja die Grundrente herabdrüclen, und dadurch zur .Gesundung der landwirtschaftlichen Verhältnisse beitragen würde. Ihr Widerspruch gegen jede Verbesserung der Lage der länd- lichcn Arbeiter verschuldet aber die Landarbeiternot, die in dieser Debatte eine so große Rolle spielt. Was haben die Nutz- uießer der Landwirtschaft getan, um sick leistungsfähige Menschen zu erhalte»? Weuu Sie es verstanoen hätten, könnten Sie leistungsfähige Arbeiter haben. Aber solange man nicht die Ur- fachen der Erscheinung bekämpft, wird man nichts erreichen. Eine Hauptursachc der Entvölkerung>eS Landes ist die niedrige Be 1 zahlung der Landarbeiter. Ihr Niveau ist allerdings nicht so niedrig, lote es oft scheint und wie nach den von der Regierung sc stgc setzten ortsüblichen Tagelöhnen angenommen werden müßte. (366 bis 466 Mark.) Indem man diese so niedrig festsetzt und dann bei der Berechnung der Unfall- und Invalidenrenten zugrunde legt, schädigt maii die Arbeiter in der schlimuistcn Weise. Auch die übermäßige Arbeitszeit ist eine bedenkliche Erscheinung. Obendrein ist der Lohn nicht einmal rechtmäßig gesichert, er besteht aus vielen einzelnen Teilen und insbesondere aus den Naturalien, deren Qualität vom Wohlwollen des Arbeitgebers bestimmt wird.(Sehr richtig! links.) Ein wesentlicher Teil des Deputats wird dem Landarbeiter als Geschenk gegeben für den Fall, daß er bestimmte Loraussetzungen erfüllt. Ich habe hier ein gedrucktes Vertrags formular mit einer solchen Bestimmung. Das bringt den Arbeiter in ein vollkommcncs Abhängigkeitsverhältnis zum Arbeitgeber. (Zuruf rechts: Gibt's ja nicht!) Wenn es so etwas nicht gäbe, bätten Sic mehr Landarbeiter.(Zuruf H o f s ni a n n s: Bleiben Sie nur beim Lachen, das können Sie!) Ganz schlau ist ein Guts' besitzer, der den Leuten einen Gutschein, der sehr schön gedruckt ist, aushändigt, wonach sie ein viertel Jahr dieKönigsberger Neuesten Nachrichten" erhalten. Diese Zeitung ist gegründet, um in Arbeiter- kreisen für die konservativen Ideen Propaganda zu machen.(Ge- lächter bei den Sozialdemokraten.) Oft wird aus den Naturalien herausgerechuct, daß die Leute 1666 bis 2666 M. verdienten. Wenn sie das wirklich verdienten, dann brauchte nicht so oft darauf hin- gewiesen zu werden, daß bei der Ansiedelung das Geld zur An- zahlung fehlte und deshalb davon Abstand genommen werden muß. Ein Gutsbesitzer in Pommern   hat sogar seinen Gutsarbeitern an- befohlen, bei Strafe der Entlassung, die Gutstutsche zu grüßen. (Heiterkeit.) Er ist nämlich einmal ausgefahren worden und nicht gegrüßt worden. Um das zu vermeiden, hat er angeordnet, daß auch dann gegrüßt wird, wenn niemand darin sitzt.(Widerspruch rechts.) Es ist der Gutsbesitzer von Herzbcrg, der sich auch sonst durch terroristische Handlungsweisen bekannt gemacht hat. Im November hat in Jnstcrburg ein Großgrundbesitzer einen Land­arbeiter durch eine Flintenkugel zur Strecke gebracht. Ter Mann sitzt jetzt noch auf seinem Gut.(Zuruf Hoftmann: Wie in Zaber»!) In einem anderen Fall erschoß ein Gutsbesitzer einen Stallschweizer. Auch da hat das aus Berufskollegen des Besitzers be stehende Schwurgericht Notwehr angenommen und ihn freigesprochen. Das sind Einzelfälle, aber doch typisch und charakteristisch für das, lvas auf dem Lande vorkommt. Der Leutnant Forstnrr hat ja einen armen Krüppel(Widerspruch rechts), einen armen Krüppel, oer von vier kräftigen Musketieren mit aufgepflanztem Gewehr be- wacht wurde, einfach mit dem Säbel über den Kopf gehauen (Lachen rechts), das ist zweifellos eine Roheit und doch ist er auch freigesprochen worden.(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Im Kreise Königsberg   mutzte ein kranker Mann drei Tage und Nächte lang in einem Schweinestall liegen, in den mau ein Bett gestellt hatte, eS stank darin und regnete dort hinein. Der Mann war eben erst aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Frau benachrichtigte mich, cs wurde dann anders, der Landrat hat den Besitzer bestraft. Ich verallgemeinere das nicht, es wäre geradezu grauenhaft, wenn so etwas allgemein wäre. (Unruhe rechts.) Ter Mann hatte längst Anspruch auf Invaliden- reute, aber ein halbes Jahr vorher war ihm auf seinen Antrag vom Landratsamt eröffnet worden, sein Anspruch sei unbegründet, da er sich noch in einem versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis befinde und mehr als ein Drittel deS ortsüblichen Tagelohnes ver- diene. Wenn er seinenaussichtslosen" Antrag geltend machen wolle, möge er auf eigene Kosten ein ärztliches Zeugnis beibringen, andernfalls gelte der Antrag als zurückgezogen. Dabei ist bereits 1899 vom Minister für Handel und Gewerbe eine Ausführnngs- anweisung erlassen worden, wonach die Berlvaltungsbehöroe in diesem Falle die Untersuchung und Beschaffung des Attestes her- beizusühreu hatle. Binnen sechs Wochen hat er schließlich seine Rente bekommen. Daß so vielfach gegen die Landarbeiter vor- gegangen�wird, bewies das hcktographierke Formular.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.)' Ter Bund der Landwirte hat seinen Mitgliedern in einem Formular angeraten, bei allen Deputatsarbeitcn den Antrag auf AeitragSermäßigung zu stellen.(Hört! hört! bei den Sozialdemo- kraten.) Das läuft darauf hinaus, die Krankenversicherung für die Landarbeiter unwirksam zu machen. Die Rechtsfrage in den Ar- beitsverhältnisien läßt zu wünschen übrig. Arme Weiber, die etwa 66 Pfennig Tagelohn beziehen, werden wegen Ungehorsams mit Strafmandaten über 6 bis 6 Mk. beleget, weil sie einer Anordnung des Verwalter? nicht Folge geleistet haben. ES sind sogar Leute bestraft worden, die am Sonntag nicht arbeiten wollten, weil sie zur Kirche gingen. Zuruf Hoftmanns: Tu sollst den Feiertag heiligen!) TerKreuz- zeitung  * wird ja diese Bestimmung noch nicht genug angewendet. Sie hat in einem Artikel geraten, es möchte von ihr noch mehr Gebrauch gemacht werden und sagt am Schluß: Es ist jedes Men- 'chen freier Entschluß, in den Dienst eines anderen zu gehen. Das ist es eben nicht. Auch die Wohuungsvcrhältnisic auf dem Lande liegen sehr im argen und bedürfen einer Verbesserung, wenn der Landflucht gesteuert werden soll. Vor allen Dingen darf nicht mit dem Aufhören des Dienstverhältnisses der Wohnanspruch wegfallen. Ich habe selbst in unzähligen Fällen die schwierigsten Anstren- wngen machen müssen, um Familien, womöglich mit kranken Kin- >ern, unterzubringen, die direkt auf der Landstraße lagen. Gute Dienstwohnungen auf dem Lande tun not. Die mecklenburgische Regierung ist oa mit gutem Beispiel vonangegangen, indem sie den Gemeinden 2 Millionen zur Verfügung gestellt hat, um Miet- Wohnungen für die Landarbeiter zu schaffen. Mit allen Mitteln sucht man die landwirtschaftlichen Arbeiter von anderen Arbeiten fernzuhalten. Bei den Kanal- und Bahn- bauten und neuerdings auch bei den Befestigungsarbcitrn hat man zur Bedingung gemacht, daß keine Arbeiter der Landwirtschaft ent- zogen werden dürften.(Hört! hortl b. d. Soz.) Da ist cs kein Wunder, daß die Arbeiter lieber in der Stadt bleiben, wo ihnen nicht solche Schwierigkeiten, besseren Verdienst zu erzielen, ge- macht werden, wie auf dem Lande. Von den 466 666 ausländischen Arbeitern, die Sie alljährlich für Ihre Landwirtschast heranziehen, find mindestens dreiviertel Polen   Angehörige derselben Nation, >ie Sie unter Aufwendung von 766 Millionen Mark mit Stumpf und Stiel ausrotten wollen! Letzthin erst mußte auf einem Gut das Quartier der Polen   desinfiziert, die Matratzen verbrannt werden, damit die ansteckenden Krankheiten der Leute nicht wefter verbreitet werden. Sie schließen die Grenzen gegen Fleisch und Vieh aus dem Aus- lande, aber Sie ziehen selbst die Träger ansteckender Krankheiten ins Land. Das nennt man in Preußen nationale Politik.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Ich glaube ja nicht daran, daß die russische Regierung bessere Verhältnisse für die russischen Arbeiter in Pveutzen wirklich will; denn iBCiui sie daS wollte, hätte sie in Rußland   genug zu tun. Aber ie benutzt die unwürdige Behandlung dieser Arbeiter bei uns, um bei den Handelsvertragsverhandlungen Repressalien auszuüben. Gerade die Landwirtschaft im Osten hat ihre Bettiebe aus die Saisonarbeiter zugeschnitten.(Zuruf rechtS: Weil Sie unsere Ar- bester verhetzen!) Da ist unser Hetzen gar nicht notwendig. Wenn die Leute sich aus dem Lande wohl fühlen würden, dann könnten wir hetzen, soviel wir wollten, sie würden nicht das Elend der jtädti- 'chen Industriearbeiter massenhaft auf sich nehmen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wir begrüßen es gar nicht, haß die Landarbeiter in die Städte strömen, da sie mindestens in der ersten Zest, bis sie aufgeklärt und organisiert sind, als Lohndrücker wir- ken. Im Interesse einer gesunden Landwirtschaft würden wir es begrüßen, wenn die Verhältnisse auf dem Lande so gestaltet werden, daß die Leute dort blieben. Es ist auch ein Kulturbild für Preußen. daß ausgerechnet die russische Regierung für ihre Staatsbürger bei 'uns bessere Verhältnisse zu erstreben sich anschickt!(Zuruf der Sozialdemokraten: Preußen hinter Rußland  !) In derDeutschen Tageszeitung* hat ein ehemaliger Offizier vorgeschlagen, daß alle über 16 Jahre alten, vom Landi. stammenden Arbeiter durch militärischen Zwang auf das Land gebracht werden sollen, damit die Landwirtschast Arbeiter habe und es einer 'Revolution in den Städten an Leuten fehle!(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Ein solcher Zwang wäre ja ein netter Kultur- fortschritt! Ta könnten wir zu den vielen Regimentern aller Art noch Jnstmannsregimenter und Kuhmagdbataillone bekommen, und irgendein fachkundiger Forstnrr könnte die Leute zur Landarbeit anlernen! Man muß sich wundern, daß eine Zeitung eine der- artige Kateridee ernst nimmt.(Sehr gut! bei den Sozialdemo- kraten.) Daß man durch Besserung der Verhältnisse der Land- arbeiternot wirksam entgegentreten kann, ist in manchen Fällen bewiesen und auch mein Fraktionsgenosse Hofcr, der ein großes Gut im Osten besitzt, hat niemals Russen beschäftigt und immer genügend Arbeiter gehabt.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Es muß also doch schon etwas Wahres daran sein, daß die Be- zahlung, Behandlung, die Wohnungsverhältnisse usw. die Leute vom Lande wegtreiben. All Ihre Vorschläge werden daran nichts ändern, wenn Sie nicht endlich das Los der landwirtschaftlichen Arbeiter durchgreifend bessern. Anerkennung der Landarbeiter als gleichberechtigter wirtschaftlicher Faktor, nur dadurch werden Sie die Leutenot, die ein schweres Verhängnis für die gesunde Fortenttoickelnng der Landwirtschaft ist, beseitigen. (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Das Hans vertagt sich auf Dienstag, vormittags 11 Uhr: Vor- läge betreffend Erweiterung des Stadtkreises Tanzig, dritte Lesung der Vorlage über die Beglaubigung von Unterschriften, Fortsetzung der Etatsberatung. Schluß 6 Uhr._ parlamentarisches. Die Arbeitsverhältniffe in der Biuueuschiffahrt. Die sozialdemokratische Frattion des Reichstags hat zum Etat deS ReickSamtS des Innern folgende Resolution eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage baldigst einen Geietzeniwurs vor- zulegen, durch welchen eine Acnderung und Erweiterung der Be- stimmungen über das Vertrags» und Arbeitsverhältnis der Binnen- Ickiffer und Flößer im Gesetz für die B i n n e n i ck i f f a b r t und Flößerei vom 16. Juni 1896 und 26. Mai 1899 herbeigeführt wird. Insbesondere find für die gesamte deutsche   Binnen- schif fahrt reichsgesetzliche Bestimmungen über daS BemannungS- Wesen zu treffen. Weiter ist eine Regelung der Arbeitszeit bezw. Nacht-, Sonn- und Feiertagsruhe für die in der Binnenschiffahrt und Flößerei beschäftigten Personen herbeizuführen. Ms öer Partei. Das Offizierskafino als GewerkschastShaus. Die Partei« und Gewerkschaftsbewegung in Bromberg   hat einen beachtenswerten Fortschritt zu verzeichnen. Die Bewegung hatte lange Jahre darunter zu leiden, daß für Versammlungen kein geeig- neteS Lokal zur Verfügung stand. Die Säle wurden durchweg ver- weigert, und der Inhaber des Lokals, das Partei und Gewerkschoflen bis jetzt noch zur Verfügung stand, stellte nun Bedingungen, die absolut nicht zu erfüllen waren. Die Gewerkschaften hoben deshalb das frühere Kasino der feudalen Offizier« des Dragonerregiments käuflich erworben, und damit ist jetzt die Lokalfrage in Bromberg  zum größten Aerger der Gegner gelöst. Aus Stuttgart  . Wir lesen in derSchwäbischen Tagwacht*: Vor einiger Zeit wurde in Stuttgart   und im Lande eine ano- nyme Schmutzschrift gegen den Genossen Westmeyer verbreitet. Das Machwerk ist so schmutzig, daß auch die bürgerliche Presse ohne AuS- nähme es abgelehnt hat, sich zum Komplizen des anonymen Ver­leumders zu erniedrigen. Wir stellen gern fest, daß sogar bürger- liche Politiker, die der Partei und insbesondere dem Genossen West- meher nichts weniger als freundlich gesinnt sind, diese hinterhältige Leistung als Schuftigkeit bezeichnet haben. Die Parteiinstanzen haben sich pflichtgemäß mit der Angelegenheit besaßt. Nach den uns gewordenen Informationen basiert die Schmähschrift auf einem übrigens vor mehr als Jahresfrist passierten absolut barmlosen Borgang, den nur die schmutzigste Phantasie in solcher Art verwerten konnte. Es ist dringend zu wünschen, daß es noch gelingen möge, die Berfertiger und Verbreiter des Pamphlets fest- zustellen und zur Rechenschaft zu ziehen. Die bürgerliche Presse hat sodann Mitteilungen über die Be» Handlung der Angelegenheit in den Parteiinstanzen gebracht, die der Wahrheit nicht entsprechen. Es ist nicht richtig, daß Genosse Bullmer mit seinem Rücktritt drohte und die Partciinstanzen so- dann die Kündigung beider Sekretäre ins Auge gefaßt hätten. Richtig ist, daß Genosse Westmeyer, wie den Parteigenossen bekannt ist, schon seit einiger Zeit dem Kreiboorstand die Absicht mitgeteilt hat, seinen Posten als Sekretär aufzugeben. Richtig ist auch, daß Genosse Bullmer, der ausdrücklich jegliche Beziehungen mit den Verfassern des Pamphlets ablehnt, im Verlaufe der Verhandlungen gleichfalls seine Kündigung eingereicht hat.* polizeiliches, Gerichtliches ufw. Staatsgefährliche Kranzschleifen. Nachdem die Breslauer Polizei fast ein ganzes Jahr lang die roten Kranzschleifen ungehindert bei Begräbnissen voran- tragen ließ, wurden am Sonnabend bei der Beerdigung einer Ge- nosfin wieder einmal diese auf dem Wege zum frei reli- giösen Friedhos beschlagnahmt und die Namen der Träger festgestellt. Das Vorgehen der Polizei exregte bei dem zahlreichen Trauergefolge große Erbitterung, zumal die staats- gefährlichen roten Kranzschleifen schon mehrere Schutz- mannsposten ungehindert passiert hatten. WasiersiandS-Rachrichte» der Land-SanNall lür Gewäiierwnde. mUgeleill vom Berliner   Wetterburean Wafferl! and M e m e l, Tilsit P r c g e l, Jnilerburo Weichiel. Thor» Oder. Raiibo: , Kroffen Frantiurl Warthe, schrimm  . Landsber« Netze. Vorvamm Elbe, Leitmeritz  , Dresden  , Bardo , Magdeburg  am j ieit 18. 1. 17. 1 orn cm') 373')!17 195')6 104»)16 193«)12 201«)14 212«)-8 178»)'+6 119')+1 40 47 -176»):10 128«)12 112')!6 Waflersiand Saale  , Srochlitz Havel. Svandau») , Raldenow») Spree  , Soremberg') . Beeskow  Weser  . Münde» , Rinden Rhein  . Maximiliansau » Kaub Köln Neckar, Heilbronu Rain, Hanau  M viel, Trier am 18 1. am 214'» 10,)') 12«») 108 152') 187') 328») 470 328 398») 139») 190 192») fett 17.1. cm l) -18 +1 +4 2 +2 0 8 28 53 52 15 10 -16 «) 4 bedeute. 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