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Nr. 20. 31. grgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Gewerkschaftliches.

"

Mittwoch, 21. Januar 1914.

Berlin   und Umgegend.

ein

gemacht. Die bürgerlichen Gewerkschaften ergriffen mit de- Und wie absolut sicher Freese schon den Sieg gegen die mütigem Augenverdrehen die dargebotene Gelegenheit, aufs Sozialdemokratie in der Tasche hat: Die Sozialdemokratie neue ihre unwandelbare Ordnungsliebe, das heißt Charakter- ist ein Soloß mit tönernen Füßen. Ein kräftiger Schlag losigkeit, dem Unternehmer zu zeigen; sie wendeten ihre ganze darauf und der Riese bricht hilflos zusammen." Immer feste Wieter einmal die konstitutionelle Fabrik". Kraft auf, um die Mitglieder der freien Gewerkschaften aus drauf! Warum führt dieser starke Mann nicht den entschei Mit der sogenannten Sonstitution ist es schon seit jeher dem konstitutionellen Paradies zu vertreiben. Es war ihnen denden Schlag? Die Scharfmacher und Reaktionäre jeder ein großer Jammer; sie ist gewöhnlich nur das schüßende ein voller Erfolg beschieden; fic haben nunmehr das unbe- Couleur würden ihm für dieses großartige Scherbengericht stürmischen Beifall zollen, ja sie würden ihn sicher zu ihrent Feigenblatt des nadten Absolutismus. Der deutsche Staats- ichränkte Monopol auf die Freesesche Futterkrippe. bürger muß diese bittere Wahrheit täglich erfahren. Noch Dieser bescheidene Sieg über die freien Gewerkschaften ersten Oberhäuptling füren. Also nur immer feste drauf! ärger wirkt diese Art Scheinkonstitution im Fabrifbetriebe. hat nun dem konstitutionellen Freese die Kampfesluit ins Er ist damit auf dem besten Wege, der berühmteste Mann der Herr Heinrich Freese  , Jalousiefabrikant aus Niederschön- schier Maßlose gesteigert. In einem Tone, der dem des ver- Gegenwart zu werden. Die Sozialdemokratie und die freien Gewerkschaften wer­hausen, ist bekanntlich schon lange der Vertreter des Kon- bissensten Scharfmachers aufs Haar ähnelt, rust er zum Ver­ftitutionellen Fabrikbetriebes"; er hat ihn selbst praktisch nichtungsfeldzug wider die Sozialdemokratie zusammen. Mit den diese reaktionären Anpöbelungen am besten zu dem Ma­Durchgeführt. Und wie! Die Gewerkschaften hatten Jahre Hilfe der Hirsch- Dunckerschen, christlichen und gelben Lands- terial legen, das sie schon in großer Fülle vom Reichsverband hindurch mit keiner Firma soviel unliebsame Scherereien, als Knechte, ferner gestützt auf das konstitutionelle Prinzip glaubt und den Scharfmacherverbänden gesammelt haben. Freese mit dieser konstitutionellen Fabrik. Seit einigen Jahren hat er den harten Strauß wagen zu können. Dieser Mann hat wollte den Klassenkampf in der konstitutionellen Fabrik in fich Herr Freese diese unbequemen Wächter einer wirklichen auch endlich die Wurzeln der sozialdemokratischen Macht ent- aller Ruhe erdrosseln. Das gelang ihm nicht. Darum zieht er Ronstitution durch einen höchst gewaltsamen Staatsstreich deckt, da kann der Sieg nicht ausbleiben: Man sucht die jetzt das Schivert. Leider aber ist es nur von Pappe. Die vom Halse geschafft, indem er nach und nach die Mitglieder der Wurzeln der Kraft der Sozialdemokratie vergeblich in den ganze lärmende Aktion des Konstitutionalisten mutet an wie freien Gewerkschaften auf die Straße sezte und an deren Wahlvereinen, in ihrer Presse oder in ihren Massenversamm- eine neuzeitliche Don Quichotterie. Die Sozialdemokratic und Stelle Hirsch- Dunderſche Gewerfvereinler, Christliche  , Gelbe lungen mit den großen Worten und den lahmen Resolutionen. Die Gewerkschaften werden weiter auf der harten Bahn des und Unorganisierte einstellte. Nach langem Suchen hat er ihre Wurzeln liegen in der Werkstatt. Da gewinnt sie ihre Klassenkampfes marschieren. Und sie gehen dabei himveg jetzt die Elemente gefunden, die sich willenlos diese sonderbare Mitläufer und ihren Nachwuchs... In der Werkstatt muß über Freese und alle konstitutionellen" Fabriken, bis endlich Fabrikkonstitution bieten lassen. der Kampf mit der Sozialdemokratie aufgenommen werden. Durch den Klassenkampf der soziale Friede er­In einer Schrift, Der freie Werkvertrag und seine Dort muß ihr Einfluß gebrochen, müssen die Neulinge und rungen ist! Gegner"( Verlag Gustav Fischer, Jena  ), berichtet nun Freese Mitläufer vor ihr geschiißt, muß ihrer Agitation der Boden über die neuesten Erfolge" feines Systems. Nach dem Er- entzogen werden. Das kann mit Erfolg nur geschehen durch scheinen dieser Schrift bedarf die verfappte Fabrikkonstitution Gegenorganisationen, die den Arbeitern wirtschaftlich und Zum Streik in der Berliner   Etuisbranche. Taner Kritik mehr, denn sie besorgt es treffender und gründ- rechtlich mehr gewähren als die sozialdemokratischen Gewerk­Schon 15 Wochen währt der Kampf in dieser Branche, ohue daß ficher, als es der fachlichste Gegner vermocht hätte; diese schaften. Die Werkvereine können es sehr gut im Rahmen ein Ende abzusehen wäre. Die Unternehmer machen in der letzten Schrift hat dem vielgepriesenen Arbeitsverhältnis den ent- ihrer Wohlfahrtszwecke. Die Gewerkvereine und nationalen geit verzweifelte Anstrengungen, um Arbeitswillige zu erhalten. scheidenden Todesstoß versetzt. Und die Sozialdemokratic hat Gewerkschaften könnten es mit mehr Erfolg als jetzt, wenn unter allen möglichen Versprechungen werden nichtorganisierte wieder einmal Recht behalten, wenn sie sagt, daß sich Unter- sie mehr Schuß und Förderung bei den Arbeitgebern finden Buchbinder gesucht, die Lust haben, sich auf Etuis zuarbeiten. Aber der Gimpelfang lohnt sich bis jetzt nicht. nehmer- und Arbeiterinteressen nicht verquicken lassen; würden. Die konstitutionelle Fabrik fann es am besten." zwischen Kapital und Arbeit fann es auf die Dauer eine Als Dämme gegen die rote Flut" empfiehlt der Herr Einige brauchbaren Kräfte, die in Unkenntnis der Sachlage Arbeit angenommen hatten, kehrten den bestreitten Betrieben sehr Harmonic nicht geben. Konstitutionalist alle nationalen Bestrebungen": Kriegerver- schnell den Rücken, nachdem sie über die Ursachen des Streits Warum hat Herr Freese die Mitglieder der freien Ge- eine, Gewerkvereine, christlich- nationale Gewerkschaften und aufgeklärt waren. Schon längst glaubt keiner der Arbeiter dieser werkschaften aus seinen Betrieben verbannt? Weil sie Forde- den Pfadfinderbund! Und er schließt mit dem friegerischen Branche mehr an die Behauptung der Unternehmer, daß es sich in rungen stellten, die unter den heutigen Verhältnissen unbe- Alarmruf: Ich richte deshalb an alle meine Standesgenossen diesem Kampfe nur um die Benugung des Arbeitsnachweises imb dingt gestellt werden müssen und die auch schon von tausenden den Mahnruf: dem Kampfe um die Seele des Arbeiters und die Einschränkung der Anzabl der Lehrlinge handelt. Nein, dieser von Unternehmern bewilligt worden sind. Dazu gehört auch damit um die Zukunft des Volkes nicht länger auszuweichen. Kampf wird wegen der Erhöhung der Stundenlöhne geführt, die die die Anerkennung des gewerkschaftlichen Arbeitsnachweises. Der Sieg liegt noch in unserer Hand. Wir können ihn aber Unternehmer nicht bewilligen wollen, obgleich die Arbeiter in allen Nachdem schon während einer Lohnbewegung 1910 zahlreiche nur erringen, wenn wir den Forderungen der Zeit nachgefom- Grunde fann auch von einem Abbruch des Streits nicht gesprochen Jalousiefabriken den Arbeitsnachweis der Gewerkschaften an- men find. Nur wenn das geschehen ist, werden die Arbeiter werden, den man sich im Unternehmerlager sehnlichst herbeiwünscht. erkannt hatten, lehnte Herr Freese diese Forderung ab mit der aufhören, dem Lockruf der Sozialdemokratie zu folgen. Die In der legten Versammlung der Streifenden wurde einstimmig he Begründung, daß das eine Durchbrechung des konstitu- Reihen der nationalen Vereine und Gewerkschaften, der fchloffen, den Kampf trop der langen Dauer mit unverminderten tionellen Prinzips" bedeute! Die organisierten Arbeiter be- Kriegervereine und der vaterländischen Jugendorganisationen Kräften fortzufezen. Daher ist auch fernerhin jeglicher Zuzug nach harrten auf ihrer berechtigten Forderung und machten schließ werden sich dann füllen. Der konstitutionellen Fabrit wird den Berliner   Etuisbetrieben fernzuhalten und Streifarbeit zu ver­weigern. lich von ihrem Streifrecht Gebrauch. Darob entbrannte nun dann die Zukunft gehören." Hurra! der Zorn des Herrn Freese ganz gewaltig und flugs schleu- Das ist also das wahre Gesicht der so heiß umstrittenen. Die Zustände bei der Firma Peek u. Cloppenburg. derte er gegen die freien Gewerkschaften den Bannstrahl: fonstitutionellen Fabrik. Freese hat schon recht, wenn er Eine öffentliche Versammlung, die der Verband Nieder mit den Sozialdemokraten! Seit diesen Vorgängen schreibt: Konstitutionelle Einrichtungen, wie ich sie empfehle, Schneider einberufen hatte, beschäftigte sich mit den Verhältnissen werden Mitglieder der sozialdemokratischen freien" Gewerk- können niemals mit der Sozialdemokratie, sondern nur gegen bei der Firma Beef u. Cloppenburg  . Kunze referierte. schaften in meinen Betrieben nicht mehr eingestellt. Jeder, fie durchgeführt werden." Sehr richtig! Die organisierten Beendigung des Streits in der Herrentonfettion werden immer mehr der angestellt zu werden wünscht, wird um eine Angabe er- Arbeiter waren zu gescheit, hatten in ihrem harten, rechtlosen Klagen laut von den Arbeitern, die bei der Firma Peek u. Cloppen fucht, welchem Verbande er angehört. Wer unrichtige An- Dasein zu reiche Erfahrungen gesammelt, daß fie nun ge- burg beschäftigt sind. Wie Kunze erklärte, sind diese Klagen bes gaben macht oder mit den Mitgliedern anderer Organisatio- dankenlos den süßen Leimruten eines fünfmal klugen Kapita- rechtigt. Sofort nach dem Streif fezte bei dieser Firma eine un­nen nicht im Frieden verkehrt, hat nach unserer neuen Arbeits- listen nachlaufen sollten. Und weil die Arbeiter auf diesen genügende Beschäftigung ein, die sich immer einschneidender geltend ordnung Kündigung oder Entlassung zu erwarten. Mitglie- schön servierten Schnid- Schnad nicht eingingen, weil sie für machte. Sweifellos bestehe bei Peek u. Cloppenburg   seit dem Streif der aller nicht sozialdemokratischen Organisationen werden die hohlen Phrasen des Freese nicht das geringste Verständnis ein raffiniertes System, bei dem die einzelnen Arbeiter gegen ein­ohne Unterschied berücksichtigt." Also dieselbe brutale Ge- hatten, deshalb werden jetzt alle bösen Geister wider die So- ander ausgespielt werden. Wenn aber von einem Teil der Arbeiter aus Verärgerung auf den Verband geschimpft werde, so sei das finnungsriecherei, dieselbe Inquisition, wie sie die berüchtigten zialdemokratie und die freien Gewerkschaften aufgerufen. nicht nur unrecht, sondern auch unflug und schlage zum Schaden der arbeiterfeindlichen Scharfmacherverbände üben. Sonderbare Zuerst war die konstitutionelle Fabrik ein unfehlbares Uni- Arbeiter selbst aus. Bei diesem Spiel sei nur das Unternehmertum Konstitution! versalmittel, auf friedlichem Wege die soziale Frage zu lösen, ber lachende Dritte. und jetzt wird sie allen Scharfmachern zur Ueberwindung der Die nachfolgenden Redner unterstrichen die Ausführungen des Sozialdemokratie angepriesen. Welch treffliche Wandlung! Referenten und ergänzten dieselben an Hand ihrer Erfahrungen, die

Die Durchführung dieser höchst reaktionären Maßregel murde dem konstitutionellen Fabrikanten leider nicht schwer

Kleines Feuilleton.  

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bürgerlich fühlen, und in Deutschland   beweisen endlose Mißhand­lungsprozesse und anderes, welche Rolle ihm militaristisch zu­gewiesen ist.

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Gleich die Stiefel samt der Sohl' weg! Aber ob sie noch so reißen,

11nerschüttert dennoch schreibt er

leber die Kultur der Preußen An Herrn Lamprecht.

Notizen.

Bleibt er?

Ratich.

der Seit

Und wenn nun in England die Heeresleitung das Soldatsein Das neue Witblatt. Auf dem Preußentag hat ein Super- in Zeitungsinferaten übers Bohnenlied preist, so wird das in intendent die Gründung eines Witblattes verlangt, das angreifend Deutschland   zwar nicht von seiten der Armee und auch nicht mit be­vorgehen solle. Wen angreifend? Natürlich die Ilmstürzler. aahlten Inieraten besorgt, sondern hier fezen sich bürgerliche Nun wird das ja damit nichts werden; denn es ist ganz eigen- Zeitungsspalten mit redaktioneller Begeisterung freiwillig dafür ein. In tümlich, aber so oft die Konservativen und die Agrarier und die Heeresdingen schlagen wir die Engländer eben um ein paar mächtige Militärs einen Wig machen wollten, blieb alles totenerust. Vielleicht Rasenlängen. Rudolf Genée   gestorben. Im neunzigsten Lebens­muß man Hunger haben, um gute Wige zu machen. Aber wenn sie ernst sind, dann haben wir uns schon oft aufs Der Zollstreit um die Jbsen- Büfte. In New York   geht augen- jabr starb gestern in Berlin   der greise Shakespeare- Apostel Genée, trefflichste amüsiert. Was braucht der Superintendent ein Wigblatt, blicklich Bernard Shaws Schauspiel Philander" über die Bretter. Der aus einer altberlinischen Schauspielerfamilie stammte und dessen folange feine Partei die Kreuz- Zeitung  " hat und die Deutsche   Zur Inszenierung gehört eine Büste Jbsens, die sich der amerikanische   Lebensarbeit immer eng mit dem Theaterschaffen verbunden war, Tageszeitung" und die" Post"? Beispiel: Theaterdirektor von Europa   verschrieben hatte. Der Ahnungslose vor allem mit der Shakespeareforschung. Ein großes Werk über Da hat der Zaberner Held einen Orden bekommen. Man fand batte aber vergessen, mit dem skeptischen Geiste der New Yorker Shafeipeare, über Hans Sachs   und über die Lehr- und Wanderjahre das merkwürdig, daß ein Mann, der eben nur gerade noch mit Rollbehörden zu rechnen. Als nämlich die Büste auf dem New des deutschen   Schauspiels frönen feine literarische Tätigkeit. Vor Gottes und anderer Hilfe an der Verurteilung wegen schwerer Ver- Porter Zollamte anlangte, wurde sie sofort der Gegenstand einer leb- einem halben Jahrhundert war Genée ein sehr bekannter Shakespeare geben vorbeigerutscht war, nun auch noch dekoriert wurde. Die haften Diskussion. Die Beamten fonnten nicht einig werden, ob Rezitator. In den berühmten fleinen satirischen Voltskalendern Glaß­ernsten Wigblätter rechts haben aber schon eine Antwort bereit: Ibsens   Büste als Kunstwerk betrachtet werden könne und damit zur Nein, sagen fie, einen Orden hat er nicht bekommen, er hat Kategorie der zollfreien Gegenstände zu rechnen fei oder ob eine brenners aus den vierziger Jahren findet man Genées Namen hier seinen Orden bekommen. Steuer für das Gipsporträt des großen Norwegers in den Sädel und da unter fleinen Bildern: er begann nämlich als Lehrling der Oberst v. Reuter hat ein Patent seines Dienstgrades vom Uncle Sams fließen müsse. Und als man sie für verzollbar hielt, Holzschneidekunst; später hat er noch die Bilder zu seinem Hans Sachs  " 19. November 1912, und er besaß bisher als höchsten preußischen erhob sich aufs neue die Schwierigkeit, unter welche Kategorie der felbst geschnitten. In einem Büchlein Das Goethe- Geheimnis" er­Drden den Kronenorden 3. Klasse. Nachdem er sich mithin im zweiten verzollbaren Gegenstände denn die Büste zu rechnen sei. Nachdem ging sich seine Spottlust noch in legter Lebenszeit über die Verfechter Jahre feines Dienstgrades befand, mußte ihm mit den Regiments- die strittige Frage gehörig erörtert worden war, bis zu den höheren der Theorie, Shakespeares Werke habe der Philosoph Bacon gedichtet. kommandeuren vom gleichaltzigen Patent die nächsthöhere Stufe in und höchsten amerikanischen   Behörden hinauf, erging der Entscheid, Seiner Liebe zu Mozart   gehörte die Kraft feiner letzten Jahre; die der preußischen Ordensstala verliehen werden, die eben der Rote daß die Wiedergabe der Gesichtszüge eines Menschen nicht als Kunst Berliner   Mozartgemeinde hat den Gewinn davon gehabt. zu betrachten sei". Wahrscheinlich werden also in Zukunft Büsten, Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife ist." Na? Ist das vielleicht fein guter Wig? Wir andern haben Porträts usw. auf dem New Yorker Zollamte nach der Kategorie immer geglaubt, der Orden sei eine Auszeichnung. Nun erfahren der fünstlichen Körperteile" oder anatomischen Unterrichtsmittel" mir, und das wird uns mit trocnem iz mitgeteilt, er ist berzollt werden. Humor und Satire. eine Alterserscheinung, wie etwa Hämorrhoiden oder eine Glaze.. Der Herr Superintendent soll nur seine Zeitungen aufschlagen. Agrar Apachen. Da findet er, was er verlangt. Heydebrand und von der Lase, Der geübte Kanzlerſtürzer,

welche Lust, Soldat zu sein! Je schlechter das Geschäft, um so wilder die Reklame. In England greift das Liebeswerben für die Armee jetzt zum Inserat. Die Titelseite großer Zeitungen wird gekauft und mit einem Riefeninserat gefüllt, in dem die Armee ihre verlockenden Vorzüge folgendermaßen anpreist:

,, Was die Armee bietet: Allen Junggesellen von tadellosem Charakter im Alter zwischen 18 und 25 Jabren bietet die Armee gute Bezahlung, gute Verpflegung und glänzende Gelegenheit zu Sport und Spielen."

Und das Riefeninierat ladet jedermann ein, die 32 Seiten lange Broschüre zu verlangen, die all die grandiosen Vorteile des Soldaten­lebens verführerisch anpreist, als da sind:

Herrliches Fußball, Criquet, Hockey. Billard, Bagatelle, prächtige, farbenpruntende Uniformen, Gratisreisen nach Gibraltar  , Malta  , Aegypten  , Hongkong  , Indien  , Westindien   und Südafrika  ." Das Weltparadies, das diese Inserate aufsteigen lassen, ist natürlich ein grandioser Schwindel. Der Dichter Kipling hat in feinen Liedern vom armen Tommy Atkins   das rotrödige Elend der Dummen, die sich werben ließen, mit äßender Deutlichkeit ge zeichnet. Der englische   Soldat ist nichts als eine besondere Sorte Baria, und nicht bloß der englische. In England läßt man's ihn

"

Packt den Bethmann an der Nase Und schon geht sein Atem fürzer. Zwar noch immer an der Stelle, Die S. M. ihm gaben, stebt er, Sorgenrunzeln wirft die Belle, Und man fragt sich:

Geht er? Doch jetzt padt es Wartenburgen! Raich niet er ihm auf die Lungen, Um ihn völlig zu erwurgen. Bethmann ist von Schweiß durchbrungen. Windler fordert von dem Greise Die direkten Steuergelder, Doch der stottert ernst und weise Seine Predigt.

Fällt er?

Furchtbar glüht der Höllenrachen Und dem Bethmann und dem Hollweg Reißen die Agrar- Apachen

-Theaterchronit. Brieur' Schauspiel Die diff brüchigen", das im Sommer auf Veranlassung der Gesellschaft für Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten im Deutschen   Theater gegeben wurde, gelangt neu einstudiert an einigen Rachmittagen im Theater am Rollendorfplatz zur Aufführung, und zwar zuerst am Sonnabend, den 24. Januar, nachmittags 4 Uhr.

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Vorträge. Auf Veranlassung des Vereins für Bolls­bygiene Großberlin( E.-V.) spricht Freitag, den 23. Januar 1914, abends 8 Uhr, in dem Bürgersaal des Berliner   Rathauses, Eingang Königstraße, Fräulein Dr. Profé über Hygiene der Kleidung bei Frauen und Kindern". Der Zutritt ist unentgeltlich.

Kunstabend. Heute Mittivoch, abends 8 Uhr, findet im Choralionfaal der Goethe- Abend von Emil Milan   statt. Karten bei A. Wertheim, Bote u. Bod und an der Abendkasse.

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- Ein 2hrifer von Achtundvierzig. Aus Hamburg  wird der Tod Heinrich 3eises gemeldet. Ein Alter von 92 Jahren hat dieser in den Mitteljahrzehnten des vorigen Jahr­hunderts einigermaßen bekannt gewesene Dichter erreicht, der im Jahre der Märzrevolution mit einer Sammlung Kampf- und Schwertlieder" für seine Heimat Schleswig- Holstein   eingesprungen war. Das Parsifal   Geschäft. Die Pariser Parsifal  Unternehmer find begeistert: ihr Geschäft ist gemacht. Der Excelsior" veröffentlicht eine Statistik, wonach die Kasse der Großen Oper für die ersten fünf Parsifal  - Aufführungen nicht weniger als 222 876 Frant eingenommen hat. Mit welcher Einnahme der bisherige Rekord für alle bisher bei Opernpremieren erzielten Einnahmen geschlagen wurde! Heilig, heilig, heilig ist der Gral! Denn ihm ward gegeben die Kraft, den ungeheuersten fapitalistischen Profitdurst zu löschen. Benigftens einstweilen.