Tatsächlich soll, wie verlautet, der Reichskanzler„zur Be-liebung" des„krankhasten Symptoms" au einer feierlichen Er-klärung arbeiten, in der die Aeutzerungen des Generalleutnantsv. Kracht dementiert und die Taten der bayerischen Armee imIWdzuge von 1870/71 gefeiert werden. Der Reichskanzlerwill diese Erklärung im Reichstage vortragen, und um ihreWirkung zu erhöhen, soll auch der Kriegsminister v. Falkenhaynin daS Lob der bayerischen Truppen einstimmen.Sehr schön; aber besser wäre es noch, den preußischenGenerälen würde überhaupt das Reden in der Oeffentlichkeitverboten und auf die Offizierkasinos beschränkt. Schon daseigene Interesse sollte ein solches Verbot herbeiführen; denndie nieisten der von Generälen gehaltenen Reden sind sickerlichnicht geeignet, den Respekt vor den geistigen Qualitäten desOffizierkorps zu erhöhen.____Vom neuen Rüstungsskandal.Das offiziöse Wölfische Bureau hat. wie bekannt, gemein-sam mit der offiziösen„Norddeutschen Allgemeinen" im Krupp-Skandal von vornherein allen Vertuschungsmanövern geschäft-lichc Helfershelferdienste geleistet. Zu dem vorgestern bekanntgewordenen Siemens-Schuckert-Skandal, über den wir gesternauSsührlich berichteten, verbreitet es prompt folgende Meldung:Berlin. 21. Januar. Zu dem gestrigen Prozeß gegen denErpresser Karl Richter, auS dem hervorzugehen schien, daß diejapanische Tochtergesellschaft der Siemens- Schuckert- Werke Kom-»ussionen an japanische Staatsbeamte bezahlt hätte, wird nnSvon den Siemens-Schuckert-Werken mitgeteilt, daßsämtliche Marinegeschäfte in Japan durch einheimischeAgenten, wie es in außereuropäischen Ländern üblich ist, getätigtworden sind, wofür dieselben naturgemäß Kommissionen erhaltenhaben. An japanische Staatsbeamte haben die Siemens-Schuckert-werke niemals Kommissionen irgendwelcher Art direkt oder indirektgezahlt. Sobald die Erpressung versucht wurde, haben die Siemens-Schuckert-Wcrke der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet und dieBehörden in Japan davon in Kenntnis gesetzt.Das Bureau der Siemcns-Schuckert-Werke hat weiterder„B. Z." erklärt, wenn irgendwelche Bestechungen in Japanvorgekommen sein sollten, seien diese auf keinen Fall mitWissen der deutschen Geschästsleitung geschehen.Gegenüber diesem plumpen Schwhrdel verweisen wirauf unseren gestrigen Bericht, aus dem sich ergibt, daß höchstejapamfche Offiziere, z. B. die Admirale Fujii und Jwasaki,voit Siemens-Schuckert dauernd bestochen worden sind, unddaß die„Freunde" der edlen Firma im japanischen Marine-aiiit nach einer brieflichen Aeußerung des Berliner Prokn-eisten der Firma, Keßler, für diese„zuverlässig arbeiten". DieBestechungen sind inszeniert und dirigiert von eben diesemBerliner Prokuristen Keßler und dem Leiter der japanischenFiliole, Herrmann mit Namen, also von de» höchsten verant-ivortlichen Beamten der Firma Sieniens-Schuckert, die inskrupellosester Selbstverständlichkeit auf die Beseitigung undUnschädlichmachung aller unbequemen Beamten aus dem Ma-rineamt in Tokio. und der Londoner Marinekommission hin-wirkten.Wir wollen abwarten, ob die dreisten Ableugnungs- undVerdrehungsmanöver fortgesetzt werden. Sie sollen diesenChampions der internationalen Rüstungskorruption nicht gutbekommen.Protest der bayerischen Abgeordnetenkammer gegenden Preustenbnnd.Am Scklusse der Mittwochsitzung der bayerischen Abgeordneten-brnmer vereinigten sich vor der Abstimmung über das Militärgesetzalle Parteien zu einem scharfen Protest gegen den Preußentag, nach-dem schon am Dienstag der Kriegsminister die Aeuherungen desHerrn v. Kracht über die bayerische Armee zurückgewiesen hatte.Man gab einmütig der Anschauung Ausdruck, daß die nachträglicheEntschuldigung, die Herr v. Kracht versucht habe, nichts bedeute,da es sich nicht um Entgleisungen eines einzelnen handele, sondernum den Geist, der auf dem Preutzentag geherrscht habe. Nur alseinziges Mitglied des Hauses, das freilich zugleich Mitglied desBundes des Landwirte ist, verteidigte Abg. Bsckh den Preußenbund.— Herr Beckh wurde jedoch hernach von seiner eigenen Parteienergisch abgeschüttelt. Drei alte Feldzugsteilnehmer ergriffen dasWort, die liberalen Abgeordneten Günther und Hopp sowieGenosse v. Wollmar, und kritisierten in schärfster Weise dieRodomontaden des Generalleutnant» v. Kracht.Sehr bemerkt wurde, daß der Kriegsminister keinen Anlaßfand, trotz des inzwischen erfolgten Entschuldigungsschreibens dcSHerrn v. Kracht, irgend etwas von seinem Protest vom Dienstagzurückzunehmen. Dieses Schweigen, das die Äusrechtcrhaltung desProtestes bedeutet, ist um so beachtenswerter, als heute bereits die„Staatszeitung", die auch einen konfusen Brief deL Herrn v. Krachterhalten hat, alles zurücknimmt und den Autor der„immerhinmißverständlichen Wort«" als einen„alten und hochangesehenenKriegskameraden" feiert, ohne zu fragen, tvaS denn eigentlich seineRede für einen Sinn gehabt haben soll.Die sozialdemokratische Reichstagsfraktionhielt am Mittwochabend eine Fraktionsfitzung ab. Genosse Keimling, Redakteur an der„Leipziger Volkszeitung", wurde einstimmigzum FraktionSsckrctär gewählt an Stelle des verstorbenen GenossenZietsch.Als Redner in der Generaldebatte zu den einzelnen Etats wur-den von der Fraktion gewählt: Reichsversicherungsamt: Bauer, Hochund Feldmann; Gesundheitsamt: Antrick; Statistisches Amt: Rühle,Göhrc; Kaligesetzgebung: Dr. Cohn, Sachse; Olympische Spiele:Rühle, Heine; Militäretat: Stücklen, Schulz, Schöpflin� Marine:Noskc, Vogtherr, Brandes; Kolonialetat: Dittmann, Henke, Noskc;Justizetat: Landsberg, Cohen, Heine zMSchatzamt: Haasc, Molken-buhr, Stolle; Eisenbahnamt: Hasenzahl, Stolle, Fischer-tzannover;Rcichseisestbahncn: Äöhlc, Fuchs; Etat des Reichstags: Giebel,Lcdebour; Postetat: Ebert, Zubeil; Etat deS Reichskanzlers:Schcidciilaiin, Graduauer; Auswärtiges Amt: Wendel, Bernstein.Auch einer von den cchtpreustischen Leuten.Herr v. Oldenburg» Januschau scheint auf dem Preußentag derechlpreußischen Leute nicbt anwesend gewesen zu sein oder dort keineGelegenheit zu einer seiner lustigen Ansprachen gefunden zu haben.Er hat deshalb am Dienstag das Versäumte in einer konservativenVersammlung in Tborn nachgeboll. In seiner burschikosen Weiseräsonnierte er über Wahlreform. ReichsvermögenSsteuer, Wehrsteuerusw. und machte seinen Freunden den Vorwurf, daß sie im Reichs«tag bei den Verhandlungen über die Zaberner Vorgänge viel zuzahm aufgetreten seien. Der Standpunkt des Königs und dcS Militärs, meinte er, müsse viel mehr zu», Ausdruck gebracht werden.Er sei neun Jahre Leutnant gewesen und habe es immergewußt, daß das Militär vorgehen dürfe, wenn es von„Bengeln" mit„Dreck" beworfen wird. Wenn nundie Elsaß- Lothringer das Militär mit Dreck bewerfen, dannverdienten st«, daß ihnen die Hosen stramm gezogenwürden. Er sei überzeugt, daß so etwas nicht passiert wäre,wenn in Elsaß-Lothnnae» preußische LaitdrSte und einpreußischer Regierungspräsident an der Spitze der Zivilbehörden gc-standen hätten. Er habe eS oft im Reichstag hervorgehoben, daßTrommel und Krück stock die großen KulturträgerPreußens gewesen seien, und wir müßten beute verlangen, daß inElsaß-Lothringen Ordnung gehalten werde nach preußischem Systemund daß daS Militär geschützt werde gegen jede Beleidigung. Das Miß-trauensvotum halte er für einen Witz; der Reichstag sei das Par-lament der Geldsäcke._Tie Landtagsersatzwahl in Schwarzburg-Rudolstadt.Die Landtagscrsatzwahl in Schwarzburg-Rudolstadt ist zuungunste»der Sozialdemokratie ausgefallen. Die sozialdemokratische Landtags-Mehrheit ist dadurch beseitigt worden. DaS Wahlresultat kann abertrotzdem nicht als ein besonders hoch einzuschätzender Sieg derBürgerlichen bewertet werden. Der betreffende Bezirk ist rein länd-lich. ES wurden dann auch in den dazugehörigen acht Ortschaftenbei der letzten ReichStagswahl 012 bürgerliche Stimmen gegen b79sozialdemokratische Stimmen abgegeben. Der Kreis fiel uns bei derletzten Landtagswahl lediglich infolge der Lässigkeit derBürgerlichen zu. Der Rückgang unserer Stimmen um 70 erklärtsich aus dem Wegzuge von Arbeitern, da die im Bezirke liegendenGruben fast alle'stillgelegt worden sind, sodaß die noch im Bezirkwohnenden industriellen Arbeiter stundenweit laufen müssen, umVerdienst zu finden._Es stimmt!Als Herr v. B e t h in a n n H o l l w e g im Dreiklasseuparlautentgar larmoyant von seinen schlaflosen Nächten sprach, schrieben wir(„Vorwärts" Nr. 15):Aber die Junker wollen keinen Kanzler mit schlaflosen Nächten.soitdern den st a r k e n M a n n mit den e i s e r n e n N e r v e n.der sogar zwischen Blutbad und Blutbad die Nacht trefflichschläft�Herr D i e d e r i ch Hahn, der freiwillige Junker, fühlte sichflugs berufen, unsere Auffassung zu bestätigen, denn in einer Ver-sammlung zu Stade sagte er nach dem Bericht der„Deutschen Tageszeitung":Ich bedauere, von dem jetzigen Staatsmann hören zu müssen,daß ieine verantwortungsvolle Arbeit ihm schlaflose Nächte macht,ich bedauere das für ihn und für unS: denn wirkönnen nur Leute gebrauchen, die nachts schlafen und starke Nervenhabe».Kennen wir unsere Pappenheimer?Gegen die Säbeldiktatur.Die elsaß-lothringischen Reichstagsabgeordneten haben mitllntcrstützung der polnischen Fraktion im Reichstag einen Antrageingebracht, in dem sie unter Bezugnahme auf die Vorgänge inZabern den Reichskanzler ersuchen, baldigst eilten beschleunigtenGesetzentwurf einzubringen, welcher die Befugnis der bewaffnetenMacht zur Ausübung der staatlichen Zwangsgewalt für das Reicheinheitlich regelt und der RechtSausfassung Geltung verschafft, daßdas Militär nur auf Requisition der Zivilbehörden'zu polizeilichenZwecken verwendet werden darf.Vom preustischcn Landratsburcaukratismus.Ter Bezirksausschuß in Düsseldorf korrigierte in seiner letztenSitzung ein Burcaukratcitstückchen, das selbst im KulturstaatPreußen nicht alle Tage vorkommen dürfte. Eine zurzeit inHolland wohnende adlige Gutsbesitzerin war von der GemeindeWeeze im Landkreise"Geldern, Regicruitgsbezirk D üsseldorf, zu1214 M. Einka minensteuer veranlagt worden. Ihr dagegen er-hobcner Einspruch wurde von dem Gemeindevorstand abgewiesen.Die Gutsbesitzerin rief die nächste Instanz an und wandte sich—irrtümlicherweise— an den„B o r s i tz e nd e n der Veranla,gungsko IN Mission", statt— wie es das Gesetz bestimutt—an den Vorsitzenden des KreiSauSschusses. Obwohlnun beide Vorsitzcndenmutcr vom Laudrat ausgeübt werde», sandteder Landrat als Vorsitzender der Veranlagungskommission dasSchreiben mit dem Bemerken zurück, es müsse an den Vorsitzendendes Kreisausschusses, also ebenfalls an ihn, den Landrat, gerichtetwerden. Als dieser Ausforderung von der Frau entsprochen wordenwar, war die— Einspruchsfrist verstrichen. Der Einspruch wurde daher als zu spät gestellt, abgewiesen. Die Guts-besitzerin wandte sich nun an den Bezirksausschuß in Düsseldorf.Dieser entsprach vernünftigerweise dem Antrage auf Wiedereiu.setzuug in den vorigen Stand. Die Sache wurde an den Kreis-ausschuß zurückverwiesen mit der Begründung, der Landrat habeaus dem Inhalt des Schreibens ersehen müssen, um was es sichhandele. Auch bei der Regierung gingen unrichtig adressierte Ein-gaben ein, die aber einfach an die richtige Instanz weitergegebenwürden.Wegen des Wortes„Wnckes" verurteilt.Wie aus Metz gemeldet wird, wurde dort vor dem Schöffen-gericht die Beleidigungsklage des früheren Präsidenten des„SouvenirAlsacien Lorrain", Jean, gegen die„Leipziger Neuesten Nachrichten"verhandelt, die Jean in einem Artikel als„WackeS" tituliert hatten.Die„Leipziger Neuesten Nachrichten" wurden zu 30 Mark Geldstrafeverurteilt.Staatsmittel zur Bekämpfung der Landflucht.In den letzten Tagen haben in Ostpreußen Erhebungen statt-gefundcu, die sich mit der Ausdehnung der Landflucht und derenFolgen befaßten. Die Erbebungen haben den Zweck gehabt, fest-zustellen, inwieweit der Staat einzugreifen habe, umdie enorme Abwanderung der arbeilenden Landbevölkerung nach denStädten zu verhindern. Tie Erhebungen sollen abgeschlossen seinund das Ergebnis soll die Forderung sein, daß zur Förde-rung der Rückwanderung von deutschen AuS-lvanderern erhöhte Staatsmittel zur Verfügunggestellt werden, wenigstens will dies ein ostpieußischeSBlatt an zuständiger Stelle erfahren haben. In deneinzelnen landwirtschaftlichen Instituten sollen geeignete Maß-nahmen zu wirksamer Bekämpfung der Landflucht getroffeniverden. Auch hierzu werden Staatsmittel ver-langt. In den ländlichen Fortbildungsschulen ivird in-nächsterZeit auf die Jugend eingewirkt werden, mehr als bisher an-lässig zu bleiben. Ferner wird in den Großstädten und größetenProvinzstädten, in denen erhebliche Arbeitslosigkeit vorhanden ist,eine geeignete Arbeitsvermittlung nach dem Lände� einsetzen. Dadurch soll zugleich die herrschende Arbeitslosigkeit in den Städtenherabgemindert werden.Es scheint alio, als ob der Ruf der Arbeitslosen um Hilfe mitder Bemerkung:„Geht aufs Landl' beantwortet werdensoll. Uebrigeizs muß der Landarbeitermangel den Agrariern schonrecht lehr auf den Nägeln brennen, wenn solche Erhebungen an-gestellt werden. Natürlich wird man mit diesen Mitteln die Land-flucht nicht beseitigen._Bewufft rechtswidrig.Ter Kutscher Eduard Nandonat hatte eiueS Tages auf einemJnsterburger Kascrnenhose zu tun. Er redete den Relrulen zu. nichtdaS zu tun. was ihnen befohlen wurde und sagte zu dem Feld-wedelt Herr Feldwebel, streifen Sie die Rekrutendoch nicht so, ich bin auch Soldat gewesen. Dafürwurde er von der Jnsterburger Strafkammer zu sechs WochenGefängnis verurteilt, wobei noch berücksichtigt wurde, daß er an-getrunken gewesen sei. Selbstverständlich hat das Gericht an-genommen, daß dieser Angeklagte bewußt rechtswidrig ge«handelt hat, denn er ist ein Arbeiter, und Arbeitern fehlt nachder deutsche» Rechtsprechung nie das Bewußtsein der Rechtswidrig»keit. Dock wenn ein Oberst die Maschinengewehre gegen eine wehrlose Menschenmenge auffahren läßt, wenn er wahllos Verhaftungenvornehmen läßt, die Sistierten eigenmächtig der Freiheil beraubtund sie in einen Keller sperrt, dann fehlt dem Herrn Oberst dasBewußtsein der Rcchtswidrigleit und er wird freigesprochen.Steuerhinterziehungen.Im Jahre 1913 sind in Preußen wegen Steuerhinte rz i e h u n g oder falscher Steuerdeklaration 018 584 M. Strafen fest-gesetzt worden. Zur Untersuchung kamen 2441 Fälle. Ferner wurden172 Fälle den Gerieten übergeben, die auf 194 444 M. Geldstrafeerkannten. Im Anschluß an das Strafversahren sind an Nachsteuerzur Einkommensteuer 529 002 M., an Einkommensteuer 5531 M. inPreußen festgesetzt lvorden. Strafen und Nachsteuer ergaben dieSumme von 1057 621 M. Von Erben wurden 2 077 257 M. Nach-steuern eingefordert._Oesterreich.Einigung in der Steuerfrage.Wie», 21. Januar. Das Abgeordnetenhaus hat nachkurzer Debatte den Bericht der gemeinsamen Konferenzbeider Kammern über die P e r s o n a l e i n k o m m e n st e u e r zu-nächst ohne die Steuerskala einstimmig angenommen und sodann die Ab-änderungSanträge abgelehnt. Weiter wurden die Beschlüsse der ge-meinsamen Konferenz in dritter Lesung und damit diePersonaleinkommensteuer übereinstimmend mit den Herrenhaus«beschlüsjcn angenommen.(Lebhafter Beifall.)Italien.Die Mailänder Ersatzwahl.Rom, 19. Januar.(Eig. Ber.)Im VI. Mailänder Wahlkreise findet am 25. Januar eine Er»satzwahl statt, da der zum Deputierten gewählte Gen. T r c v e S sichfür daS Mandat von Bologna entschieden hat, daS ihm bei denletzten Wahlen gleichfalls zugefallen war. Der Kandidat der Parteibei der Ersatzwahl ist der bekannte Revolutionär AmilcareCipriani, der unter Garibaldi und in Griechenland gekämpfthat, an der Pariser Kommune teilnahm und im Anschluß an sie de-portiert wurde, nachdem ihm auch sein Vaterland mit nichts anderemals zahlreichen Gefängnisstrafen aufgewartet hatte. Auch heuteschweben gegen Cipriani zahlreiche politische Prozesse in Italien,weshalb er, ohne Abgeordneter zu sein, bei seiner Rückkehr sofortverhaftet werden würde. Im Anschluß an eine Verurteilung zu20 Jahren Zuchthaus sind Cipriani sogar die bürgerlichen Ehren-rechte aberkannt, so daß seine Wählbarkeit zweifelhaft ist. Nichtzweifelhaft ist dagegen seine Wahl am nächsten Sonntag, da in demseit langem unserer Partei gehörenden Wahlkreise große Begeisterungfür den Kandidaten besteht. Die bürgerlichen Parteien sammeln ihreStimmen von den Radikalen bis zu den Klerikalen auf den Nameneines Kandidaten Pressi.Englanö.Attentat in einem indischen Regiment.Ade«, 20. Januar. Der Ober st und ein eingeborenerOffizier des indischen 109. Jnfanterie-Rcgiments, dasgegenwärtig hier stationiert ist, sind heute von einein ein-geborenen Soldaten, der zu 14 Tagen Gefängnis verurteiltworden war, e r s ch o s s e n lvorden. �Rußlanö.Die Orgauisatio» dcö SpitzeldiensteS.Die russische Geheimpolizei arbeitet in der letztenZeit in Rußland mit besonderem Eifer. Sie ist unter der Leitungeines früheren Inspektors von Scotland Uard, also von der englischenPolizei, neu organisiert worden und steht unter der Oberleitung desPariser ChesS der russischen Spitzel. In London hat die russischeSpitzelei ein eigenes Bureau in einem Hause in Clapham._ Nebender Ueberwachung der russischen Reisenden, Flüchtlinge, Deserteureund Auswanderer scheint sich die russische Spitzelet auch mit Spionageund dergleichen zu befassen. Unser englisches Bruderblatl„DailyCitizen" erklärt: Es ist nicht zweifelhaft, daß die russische Polizei imAuslande das gefährlichste Spionagesystem ist, welches in der Weltbesteht.Türkei.Die Berhältniffe der Balkanstaaten.Wien, 21. Januar. Der Konstantinopeler Korrespondent der„Neuen Freien Presse" hatte eine Unterredung mit EnverPascha, welcher auf die Frage, ob er an einen Krieg zwischender Türkei und Griechenland wegen der Aegäischen Inseln glaube,die Antwort erteilte, er habe nur die Aufgabe, das türkische Heer zureorganisieren. Bezüglich der angeblichen Aktion I z z e t Pascha«in Albanten erklärte Enver, Jzzct Pascha sei nicht aktiver türki-scher General. Wenn er wirklich noch Absichten in Albanien gebegthätte, hätte er da nicht schon längst in Albanien persönlich für seineSache kämpfen müssen, anstatt in Äonstantinopel zu bleiben? Dietürkischen Offiziere in Albanien seien-eben auch keine türkischenOffiziere mehr. Was sollte die Türkei in Albanien wollen? ESliege so weit, und wenn auch die Türkei die Absicht habe, von de»verlorenen Gebieten möglich st viel wieder zurückzugewinnen, so habe dieselbe derzeit viel näher liegendeSorgen..Wie die Zeitung„Tasvir-i-Efkiar" erfährt, befestigen dieGriechen seit einigen Tagen T e n e d o s mit Geschützen, legenvor der Insel Seeminen auS und häufen dort Lebensmittel an.Letzte Nachrichten.Sechs Kinder erfroren.Weipcrt(Böhmen), 2>. Januar. In einer Felsenhöhle fandman sechs Schulkinder von 7— 12 Jahren erfroren auf. Die Kinderwaren auf dem Heimwege vom Schnee st urin überraschtworden._Explosionskatastrophen in Frankreich.Paris, 21, Januar. In R i c a u t bei Tours flog in derstaatlichen P u l v c r f a b r i k der Trockenraum in die Luft.Die Gewalt der Explosion war so groß, daß das Gebäude völlig zcr-stört wurde. Fünf Arbeiter, die sich zur Zeit der Explosionim Trockenraum aufhielten, wurden schwer verletzt. DieUrsache der Katastrophe ist auf das Entweichen von Aetherdämpfe»zurückzuführen, die in Verbindung mit der Luft ein stark explo-s bles Gasgemisch herbeiführten. Der angerichtete Schaden istaußerordentlich groß.In Le Havre ereignete sich in einer Eisfabrik eineExplosion durch das Platzen einer Ammoniak enthaltendenStahlbombe. Neun Arbeiter wurden durch Eisen-sp l i l t e r verletzt, zwei davon sehr schwer.Das gesunkene Unterseeboot A 7 gesunden.Plymouth, 21. Januar...(W. T. B.). Räch fünftägigem Suchenist es heute nachmittag gelungen, die Licgestelle des gesunkenenUnterseebootes A 7 festzustellen.