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absichtigt geweienen Erhöhung der Austrittsgebühren, so liegt die| Monate ins Gefängnis sperren wollte. Brand, das Kruppwerk-| die Tatsachen werden dadurch nicht aus der Welt geschafft. NatürVermutung nahe, daß allerdings in firchlichen Kreisen der Gedanke zeug, der eine reine Bestechungsfabrik in Berlin eingerichtet hatte, lich benutzten die Agrarier die Gelegenheit wieder, um unter dem immer lebendiger zu werden beginnt, mittels einer mit dem Erfolge, der Firma Krupp Jahre hindurch vollkommenen Vorwand der Seuchengefahr die Einfuhr von Schweinen aus Ruß firchlichen Finanzpolitik die Austrittsbewegung Ueberblick über alle Geheimnisse des Kriegsministeriums und des land nach Oberschlesien zu beseitigen. Aber diesen Gefallen will zu unterdrüden oder doch z u unterbinden. Reichsmarineamis zu verschaffen, bezog dafür ein paar in der ihnen die Regierung denn doch nicht tun. Der Vorschlag stellt einen Versuch bar, Untersuchungshaft bequem abgebüßte Monate Gefängnis; und das Freitag: Fortsetzung. durch ein Ausnahmegese( das wäre eine Extra- gesamte Hauptschuldige Krupp- Direktorium wurde in der einzigen ftener für Konfessionslose" in Wirklichkeit) den ver Person des Herrn Eccius mit einer Geldstrafe belegt, die ihn etwa fassungsmäßig gewährleisteten Grundsay der so traf, wie einen Arbeiter 50 Pfennige. Religionsfreiheit zu beseitigen und den Religionsawang, besser noch den Kirchenzwang in dirett an seine Stelle zu setzen. Der Vorschlag reiht sich damit als neues Glied würdig ein in die Kette der reaktionären Borstöße und Aeußerungen, die wir in diesen Wochen mit so bewundernswerter Unverfrorenheit allenthalben auftauchen sehen. Es ist also unsere heilige Pflicht, auch darauf den Finger zu legen. Dabei ist auch die Begründung des Vorschlags ebenso fadenscheinig wie unhaltbar. Sie baut sich auf der These von der Kirche als einer moralischen Anstalt auf. Nun wollen wir gewiß nicht die vielfach guten und heilsamen Wirkungen der Tätigkeit vieler Geistlicher weder in der Vergangen heit, noch in der Gegenwart leugnen. Es ist aber ein starkes Stüd von Anmaßung, die Kirche als Ganzes als eine schlechthin moralische Anstalt zu deklarieren. Gerade in unserer tapitalistischen Zeit hat sich, wenigstens die offizielle Kirche, so wie sie durch die Kirchenregimente repräsentiert wird, als eine so einseitige St lassen organisation vor aller Augen entpuppt, daß sie allerhöchstens auch nur als die Vertreterin einer Klassenmoral, und zwar der Moral der herrschenden Klassen anerkannt werden kann. Die Moral aller aufsteigenden, gegen den Kapitalismus ankämpfenden Schichten unjeres Volkes steht in entscheidensten Punkten im scharfen Gegensatz auch gegen die von der Kirche heute verkündigten Moral.
Auch die Einzelheiten in der Begründung des ebenso listigen wie brutalen Vorschlages sind ganz unhaltbar. Das Pfarrhaus ist heute durchaus nicht mehr eine Zentrale der Moral: man denke an das katholische, in dem die Ehelosigkeit der Geistlichen herrscht. Ehe, nicht Ehelosigkeit ist die höhere sittliche Drganisation. Und der Kirchgang? Die neuerlichen wiederholt veröffentlichten Zählungen der Besucherzahlen der Sonntagsgottesdienste beweisen auch dem Blinden, daß der Kirchgang je länger, desto allgemeiner geradezu ausscheidet aus der Reihe der Gelegenheiten, um den Menschen zum Erfassen von höheren Gesichtspunkten in bezug auf Tun und Lassen zu bringen".
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Alles in allem also: auch auf firchlichem Gebiete ist die durch die Kirchenaustrittsbewegung offenbar wild gewordene Reaktion im Begriff, nach neuen Handhaben gegen Grundrechte der modernen Menschen zu suchen. Es gilt auch hier, ihr durch immer stärkere demokratische und freiheitliche Organisationen das Handwerk für immer zu legen.
Reinlichkeitsschwund.
Es war einmal eine Zeit, da wurde Bestechung eines Beamten in Preußen als eine der schmuzigsten Handlungen betrachtet. Und es war einmal eine Zeit, da galt Bestechlichkeit als selbstverständliches, unbedingtes Hindernis gegen das Verbleiben im Staatsdienste. Das war eine köstliche Zeit; die Zeit eines, wenn auch naiven, so doch achtenswerten Stolzes auf die Integrität des preußischen Beamtentums. Doch sie ist dahin, sie ist entschivunden. Heute scheint Bestechlichkeit nur noch als ein kleiner Schönheitsfehler empfunden zu werden, sozusagen als eine Modetorheit, eine Berbeugung vor der Allmacht des Geldes, die auf freundliches Verständnis stößt; selbst bei der Justiz. Einstens wurde ein Reservist, der, um sich von der Kontrollversammlung zu befreien, dem Bezirksfeldwebel mit einem Doppeltaler unter die Arme griff, sechs Monate eingesperrt. Und wie ein Nachklang dieser verklungenen Tage scheint der jüngste Strafantrag des Hallenser Staatsanwalts, der einen Schußmann wegen 1,50 Mart, das heißt einhundertundfünfzig Reichspfennigen empfangenen Bestechungsgeldes auf sieben
Paris , den 22. Januar. ( Privattelegramm des Vorwärts".) Heute fand unter koloffaler Beteiligung das Leichenbegängnis Francis de Pressensés statt. Tausende geleiteten Pressense zum Friedhof Montparnasse . Hierauf fand eine von der Liga der Menschenrechte organisierte Versammlung statt, in der auch Sembat und Jaurès sprachen. Unter den zahlreichen Beileidsdepeschen der verschiedenen sozialistischen Parteien befanden sich auch die des deutschen Parteivorstandes und der Reichstagsfraktion. Auch der bulgarische Ministerpräsident Radoslawow hatte ein Kondolenztelegramm gesandt.
Sieg der Militärpartei auf der ganzen Linic. Nach einer Meldung der Rhein. - Westf. 8tg." aus StraßUnd die schuldigen Militärpersonen sind nun auch, dank der burg fand im Statthalterpalast eine Ministerkonferenz statt. erstaunlichen Weitherzigkeit des Oberkriegsgerichts, dem heiligen Wie mitgeteilt pird, soll mit dem Rücktritt der leitenden BerDienste des deutschen Vaterlandes erhalten geblieben. Und das ist sonen der elsaß - lothringischen Regierung nach Abwickelung der recht so. Merkt's doch, ihr Toren! Wir leben halt nicht mehr in mit dem Fall Zabern zusammenhängenden Angelegenheiten, Preußen von nno dazumal! Das moralische Reinlichkeitsbedürf- also etwa Ende des Frühjahrs, zu rechnen sein. Mit Ausnis unserer Bureaukratie und Armee, natürlich in Punkto Be- nahme des Finanzministers Köhler werden sämtliche Posten stechung, ist rapide im Schwinden begriffen; das ist nun so der neu besetzt werden, also auch der des Statthalters. Lauf der Welt". Uns kann eine solche Diskreditierung der Armee und der Der Seniorenkonvent des Reichstags Bureaukratie nur eben recht sein. Das begreift anscheinend sogar beschäftigte sich am Donnerstag mit der Behandlung der Inter, die bürgerliche Presse, die über das Urteil des Oberkriegsgerichts pellationen über Zabern und der daran anschließenden sachlichen in Sachen Tilian und Genoffer bisher recht fleinlaut berichtet. Anträge. Es liegen Anträge von der Fraktion der Elsässer, der Möglich, daß sie selbst von dem Gefühl beseelt ist, hier sei des Fortschrittlichen Volkspartei und der Sozialdemokraten vor. Das Guten zu viel getan, die Militärjustiz habe sich wieder einmal über- Zentrum und die Nationalliberalen werden ebenfalls Anträge stellen. nommen, und allzuviel ist ungesund. Immerhin ist dieses Urteil Der Seniorentonvent fam dahin überein, diese Anträge im Anschluß ein Triumph der Krupp- Fronde, so wie das Urteil gegen Reuter an die Interpellationen auf die Tagesordnung zu setzen. Die und Forstner ein Triumph der Kronprinzen- und Jagow- Fronde Interpellation über Zabern soll am Freitag zur Verhandlung war. Warum aber sollte das Oberkriegsgericht in Berlin nicht die tommen. Man nimmt an, daß hierzu Freitag und Sonnabend Tilian und Genossen mit dem Mantel christlicher Nächstenliebe be- notwendig sein werden. Die Anträge werden dann jedenfalls am decken, wenn das Oberkriegsgericht in Straßburg die Reuter, Schad, Mittwoch nächster Woche auf die Tagesordnung kommen, da Montag Forstner und Genossen freisprach! und Dienstag fizungsfrei sind. Die Polen wünschen, daß ihr zum Ganz in der Ordnung ist auch, daß Herr Marimilian Brand Vereinsgefeß gestellter Antrag auf dem nächsten Schwerinstage ver nach dem Oberkriegsgerichtsurteil, nach dem erstaunlichen Erfolg handelt werde. Ein geeigneter Tag soll noch festgesetzt werden. der Tilian und Genossen nun nach größeren Erfolgen dürftet. Ferner wurde in Aussicht genommen, den 24. März sizungsfrei zu Ganz in der Ordnung ist, daß er, wie die Nationalzeitung" mel- lassen. det, Arm in Arm mit dem ausgezeichneten Herrn Löwenstein das Jahrhundert von neuem in die Schranken fordert und ein Wiederaufnahmeverfahren beantragt. Es wird schon gelingen.„ Nur immer feste druff." Und wir sehen schon im Geiste die Schlußapotheose: die Herren Brand und Eccius lorbeergekrönt, umjubelt von den begeisterten Tilian und Genossen und allen den anderen Bestochenen, deren Ruhm vorläufig noch im Dunkeln blüht, und eine Deputation der alldeutschen Kruppianer unter den siegreichen Klängen des Dessauer Marsches den verkannten Helden eine Ehrenadresse überreichend." Deutschland , Deutschland über alles!"
Politische Uebersicht.
Abgeordnetenhaus.
Gegen das militärische Sonderrecht.
Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages hat folgenden Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen den Reichskanzler zu ersuchen, einen Gefeßentwurf einzubringen, durch den unter Aufhebung der Militärgerichts. 6 arteit die Militärpersonen des aktiven Heeres und der aktiven Marine und die übrigen in§ 1 der Militärstrafgerichtsordnung für das Deutsche Reich genannten Personen der bürger lichen Strafgerichtsbarkeit unterstellt werden.
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Anträge zu den Zabern- Interpellationen.
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Die Fortschrittler hatten im Reichstag den Versuch gemacht, sich mit den Nationalliberalen und dem Zentrum über einen ge meinsamen Antrag zu einigen, der die Befugnisse der Militär Jm Abgeordnetenhaus schreitet die Etatsberatung nur langsam gewalt regeln sollte, um 3aberner Vorfälle in Zukunft unmöglich bortvärts. Die Zeit, die die Mehrheit dadurch gespart zu haben zu machen. Die Verhandlungen scheiterten, da Nationalliberale Resolutionen glaubt, daß fie in der Generaldebatte unserem Genossen Hofer und Zentrum über natürlich ganz unwirksame das Wort abschnitt, wird jetzt doppelt und dreifach dadurch vergeudet, nicht hinausgehen wollen. Jetzt liegen diese vor. daß die nichtigsten Dinge mit einer Beredsamkeit und einer Breite Das Zentrum beantragt:" Der Reichstag wolle beschließen, vorgetragen werden, als ob es sich um welterschütternde Fragen den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, bei den verbündeten ReHandelt. Bald wird darüber geklagt, daß die Tierärzte, die in der gierungen dahin zu wirken, daß die Voraussetzungen für das Schweiz den Doktortitel erworben haben, ihn in Preußen nicht Einschreiten des Militärs in polizeilichen Angelegen führen dürfen, bald wird unter Anführung von tausend statistischen heiten übereinstimmend in einer die Selbständigkeit der Daten für die Ziegenhaltung agitiert, bald werden lokale landwirt- 3i bil verwaltung sichernden Weise geregelt werden." schaftliche Schulfragen erörtert. Die Nationalliberalen( Bassermann und Genossen)
Nur wenige Redner brachten allgemeine Gesichtspunkte zur stellen folgenden Antrag:" Der Reichstag wolle beschließen: Der Sprache. Vor allem Genosse Leinert, der das System unserer Reichstag nimmt davon Kenntnis, daß eine Nach prüfung der landwirtschaftlichen Wanderhaushaltungsschulen einer Kritik unterzog Dienst vorschriften über den Waffengebrauch des Militärs und unter Hinweis auf die Wichtigkeit des hauswirtschaftlichen vom Jahre 1899 angeordnet worden ist, nachdem sich bei den Unterrichts besonders für Arbeitertöchter eine größere Förderung jüngsten Ereignissen in Zabern Zweifel daran ergeben haben, ob dieser Schulen und die unentgeltlichkeit des Unterrichts verlangte. diese Vorschrift die Befugnisse der Zivil- und Militärbehörde rich Von verschiedenen Seiten wurde über die Schädigung der fleinen tig abgrenzt. Der Reichstag ersucht den Herrn Reichskanzler, das Landwirte durch die Abschlachtungen ihrer erkrankten Biehbestände Ergebnis diese: Nachprüfung baldigst dem Reichstag bekannt zu geflagt und über die Bevorzugung der Großgrundbesitzer auch bei dieser geben." Maßnahme Beschwerde geführt. Daß der Minister gegen solche Während der Antrag des Zentrums die Lösung des Problems Unterſtellungen" energisch protestierte, versteht sich von selbst, aber der Regierung Bethmann- Falkenhayn anheimstellt, ist für die nie geworden, aber dank dem leidenschaftlichen Ernst, womit er Stevisiensbewegung wurde. Jezt zeigte sich die Kampfnatur des alle Gegenstände ergriff, auch kein Dilettant geblieben. Seine scheinbar ganz in der Wissenschaft aufgegangenen Denkers. Die Sprachkenntnisse waren außerordentlich. Während des Krieges Agitation für die Revision hat er im ganzen Land organsiert, seine bon 1870, den er in der Epoche der Nationalberteidigung als Mitgliedschaft bei der Ehrenlegion nach der Suspendierung Zolas Freiwilliger mitmachte, wurde er dem Generalstab des Generals mit einem öffentlichen Protest hingeworfen. Er war einer der Chanzy zugeteilt, der den fiebzehnjährigen Jüngling um seiner Gründer der Liga der Menschenrechte, die ihn nach dem Tode Beherrschung der deutschen Sprache willen wiederholt mit Unter- Trarieur' vor 10 Jahren zum Präsidenten wählte. Er ist es bis handlungen betraute! In Le Mans wurde er gefangen genommen, zu seinem Tode geblieben. Der Eintritt Pressensés in die sozialistische Partei erregte als er auf seinem Zimmer in einer alten, bei einem Trödler aufgestöberten Ausgabe des Herodot las. Aehnliche Anekdoten aus großes Aufsehen. Es waren damals die traurigen Tage des seinem Leben ließen sich in Menge erzählen. Die Liebe zur inneren Zwistes. Pressensé, durch. persönliche Beziehungen und griechischen Sprache, Geschichte und Literatur blieb übrigens eine durch seine Stellung in der Revisionskampagne dem reformistischen der stärksten Neigungen seines Geisteslebens. Er hat als einer Flügel angehörend, wußte sich indes das Vertrauen aller der gelehrtesten Hellenisten unserer Zeit gegolten und täglich Sozialisten zu seiner Ueberzeugungstreue und zur Entschiedenheit stundenlang griechische Lektüre getrieben. Seinen Plan einer Ge- seiner sozialistischen Auffassungen rasch zu gewinnen. Tatsächlich ihn dem schichte der Verfassungen von Athen hat er allerdings nicht aus war Pressensé zu Anschauungen gekommen, die revolutionären Flügel näherstellten als dem ministerialistischen Reführen können. Gleich nach dem Krieg debütierte er als Journalist. Das formismus. Seine historischen Studien hatten ihn, trotz seiner " Journal de Genève" berief ihn als vorzüglichen Kenner der ethischen Gläubigkeit, die er im Kampf für verletzte Rechte bewährte, Mit tiefer Trauer hat der Verlust Francis de Pressensés das englischen Sprache und Politik als Londoner Korrespondenten. zur Erkenntnis der Rolle des Klassenkampfes gebracht. So konnte französische Proletariat erfüllt. Mit ihm geht einer unserer ver- Aber bald rief ihn der Betätigungsdrang, der ihm zeitlebens eigen er einer der hingebendsten Werkmeister der Partei. chrtesten, geliebtesten Vorfämpfer dahin, ein Kopf, der zu deit war, in die aktive Politif. Der greise Guizot hatte den jungen einigung werden. Aber auch im Parlament, dem er leider nur acht Jahre erleuchtetsten des zeitgenössischen Frankreich gehörte, ein Herz, Mann zum Liebling erkoren, auch Thiers versuchte auf diese das in gleicher, unzerstörbarer und tatbereiter Liebe für die vielversprechende Begabung einzuwirken. Nach einer vorüber- lang- von 1902 an als Deputierter von Lyon angehörte, hat im Kabinett des er ein Werk von dauernder Bedeutung geschaffen. Er war der Ausgebeuteten und Niedergetretenen aller Länder, für das bom gehenden Wirksamkeit in der inneren Politik Kapitalismus gefnechtete Proletariat der Kulturwelt wie für die Unterrichtsministers Bardou trat er 1879 in den diploma- Verfasser des ersten Entwurfs über die Trennung von unterdrückten Bölker aller Rassen schlug. Dieser Tod reißt eine tischen Dienst ein. Er brachte es rasch bis zum Rang des ersten Kirche und Staat, der dann, von Briands Leibgelehrten Lücke in hundert Verbände, die der Arbeit an der allgemeinen Botschaftssekretärs in Washington , verließ aber bald die Karriere Grünbaum- Ballin umgearbeitet, der Kern des Gesezes Kulturentwickelung dienen, er wird in Gelehrtenkreisen ebenso und widmete sich in Frankreich journalistischer und schriftstellerischer wurde, das den Namen Briands berühmt machte und für dessen Trä empfunden werden wie in den Schutzvereinen für das verletzte Arbeit. 1888 wurde er Chef des Auslandsteils des Temps". ger den weiteren Aufstieg ermöglicht hat. Sonst trat Pressensé in Recht von Nationen und Einzelpersönlichkeiten, aber nirgends wird Wenn dieses Blatt eine unbestrittene Stellung im internationalen der Kammer hauptsächlich bei der Diskussion der auswärtigen die Klage einem stärkeren, dauerhafteren Gefühl entströmen als Informationsdienst errungen und bis heute, trop seiner fapitali- Politik hervor, für die er einmal auch als Berichterstatter wirkte. gegen den Revanche in der sozialistischen Arbeiterklasse Frankreichs , zu der Pressensé stischen Fäulnis bewahrt hat, so hat es dies der genialen organi- Sein mutiges Auftreten als reifer Mann, in einer Sturmzeit sittlichen Aufschwungs, aber satorischen Arbeit Pressensés zu danken. Was freilich seinen Nach- patriotismus erregte Aufsehen und verwickelte ihn auch in doch auf dem Weg einer in allen Gängen der Erkenntnis schürfen- folger, den allerdings von ihm mit brennender Mißachtung ge- eine Breßdiskussion mit dem Chauvinisten Clemenceau . den Selbstaufklärung gekommen ist, um ihr fortan als Agitator, straften Profitmacher Tardieu nicht gehindert hat, in seinem Der Partei hat Pressensé unschätzbare Dienste geleistet. Er Berater und Schriftsteller sein Bestes zu geben. heutigen Nachruf an der Spitze des" Temps" mit perfider Ver- war Mitarbeiter der„ Humanité" in ihrer ersten und wiederum
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Francis Dehault de Pressensé war ant 30. September 1853 drehung den Bruch Pressensés mit dem Blatt in der Weise dar- in ihrer neuesten Epoche, seit ihrer Erweiterung auf 6 Seiten. in Paris geboren. Er entstammte einer alten Hugenottenfamilie, zustellen, daß die Entwickelung der Ideen Pressensés seine weitere Bis in die letzten Tage hat er seine Auslandsartikel geschrieben, die die ihm Begabung, hohe Interessen und Zähigkeit im Verfolgen Mitarbeit für den Temps" unmöglich gemacht, d. H. daß er den mit einer unvergleichlichen Fülle der Details die Festigkeit des des als richtig Erkannten als Erbteil mitgab. Sein Vater, Edmond Abschied erhalten habe, während es allbekannt ist, daß Preffensé sozialistischen Gesichtspunktes verbanden. Er hat auch der Partei de Pressensé, war ein Pastor von liberalen Gesinnungen, der die hochangesehene und glänzend dotierte Stellung selbst aufgegeben eine ausgezeichnete Revue Vie Sozialiste" geschenkt, der leider sich als Schriftsteller und Politiker betätigte. Er wurde als hat, weil er seine weitere Mitarbeit an dem Hauptorgan der kein langes Leben beschieden war und an den verschiedensten Deputierter des Seine- Departements in die Nationalversammlung Großkapitalisten mit seiner Ueberzeugung nicht mehr vereinbaren sozialistischen Publikationen mitgearbeitet. Als Redner gehörte Pressensé zu den geschäßtesten Kräften der und später als unabsehbares Mitglied in den Senat gewählt. Der fonnte und weil er die Freiheit für die Verfechtung seiner GePartei. Beim erstenmal mochte sich der Zuhörer leicht durch die junge Francis wuchs so in einem Kreis auf, der von den Ideen sinnung gewinnen wollte. des gemäßigten Liberalismus beherrscht war. Diese Jugendein Man darf nicht etwa glauben, daß Pressensés Sozialismus außerordentlich schnelle, etwas monotone Sprechweise, worin sich bride wirften in ihm lange nach und es bedurfte eines durch erst in der heißen Temperatur der Dreyfuskrise jäh emporgeblüht die klassisch vollendeten Perioden aneinanderreihten, ein wenig bedringenden Studiums der modernen Geschichte, um ihn aber wäre. Vielmehr war sein Anschluß an die Partei das letzte Glied fremdet fühlen. Aber rasch zwang die geschlossene Logik, der dann endgültig- den entscheidenden Schritt machen zu lassen, einer langen, von strenger Logik beherrschten Entwickelung. In aufblibende Geist und der hinter dem so unpathetischen Gehaben der ihn in die Welt des revolutionären Proletariats führte. die Entwickelungszeit fallen seine Studien über den modernen glühende Ernst der Ueberzeugung die Versammlungen in den Francis de Pressensé war eine Art Wunderkind . Schon in englischen Katholizismus, dessen soziale Richtung unter den Kar- Bann seiner Worte. Eine seiner prachtvollsten, den Hörern un=" der Mittelschule um einer Begabung willen angestaunt, die ihn dinälen Newmann und Manning ihn besonders anzog. Sein be- bergeßlichen Reden war die gegen den Militarismus auf dem die Aufgaben der humanistischen wie der exakten Wissenschaften rühmtes Buch über Kardinal Manning zeigte ihn unter dem Ein- letzten Parteitag in Brest. gleichermaßen spielend bewältigen ließ, fonnte er lange Zeit fluß dieser Tendenzen. schwanken, in welchem Beruf sich die Kräfte seiner Persönlichkeit Die entscheidende Wendung seiner Lebensbahn brachte alleram stärksten auswirken würden. Ein Fachmensch ist er eigentlich dings erst die Affäre", in der er einer der leitenden Köpfe der
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