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19 Aus der Frauenbewegung.

Ein Kulturskandal.

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Darüber liegen im neuesten der amtlichen Viertel­jahrshefte zur Statistik des Deutschen Reiches " interessante Angaben vor. Sie beziehen sich auf die Betriebe, die der Fabritinspektion unterstehen. Die dort mitgeteilten Zahlen werfen ein grelles Schlaglicht auf die soziale Entwicklung unter der Herrschaft des Lebensmittelwuchers und des Kapi­ talismus . Wir lassen die Zahlen für sich sprechen. Es wurden ermittelt weibliche Arbeitskräfte:

Vorwärts" Nr. 22.

Freitag, den 23. Januar 1914.

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fratinnen würden schwerlich noch zu gewinnen sein.

Den Schrei noch ein Verein in Berlin " werde die Deutsche Vereinigung für Frauenstimmrecht" hoffentlich bald zum Schweigen bringen, da sie durch ihre praktische Arbeit ihre Notwendigkeit zu beweisen gedenke. So seien z. B. in Berlin bei den Krankenkassen­mahlen teine Frauenlisien aufgestellt gewesen, und dadurch ist hier keine Frau in den Vorstand der Krankenkasse gekommen.

Nach Maria Lischnewsta. die auch hier wieder ihre Begeisterung für Kriegsrüstungen zum Ausdruck brachte und dem Zentrum ein Lob wegen Bewilligung der letzten Wehrvorlage aussprach, nahm Frau Schreiber- Krieger als Vertreterin des Verbandes für Sie erklärte ein Nebeneinander­Frauenstimmrecht" das Wort. arbeiten der beiden Stimmrechtsvereine für gut möglich, wenn sich nämlich die neue Vereinigung darauf beschränkt, durch politische Erziehung ihre Mitglieder für den Stimmrechtsverband reif zu machen. Auch der Demokrat Herr v. Gerlach vertrat diese merk­würdige Ansicht, daß die Vereinigung als Kadettenschule Gutes leisten könne, wenn auch politisch gebildete Frauen in den Ber­tagswahlrecht fordert). Was soll man zu Vertreterinnen und Ver­band" gehörten( der vorläufig noch in seinen Sazungen das Reichs­tretern des Verbandes sagen, die bei der Begründung einer re­aktionären Konkurrenzorganisation noch Pate stehen! Es ist nur ein neuer Beweis, wie reaktionär auch der Verband" bereits ge worden ist.

Frauenberufe.

greß im Jahre 1869 den Frauen noch recht ablehnend gegenüber-| sammen nur 5000 Frauen und dem Frauenstimmrechtsverband gestellt, so nahm schon der Gothaer Kongreß von 1875 nach ein- 15 000 an; im ganzen gibt es also nur 20 000 bürgerliche Frauen, Die Frau existiert als Staatsbürgerin für den Industriellen bringlichen Reden Bebels das Frauenwahlrecht in das Pro- die politisches Interesse betätigen. Was die Organisation der auf­und den Agrarier durchaus nicht. Als Mensch und Weib soll gramm auf. Das geschah in einer Zeit, wo die bürgerliche Frauen- geklärten Frauen anbetreffe, so schwebe dem Verein als Jdeal eine bewegung sich in hohem Maße ablehnend gegen die Frau verhielt, große Frauenpartei vor, die auf ihre Flagge Humanität sie nur Objekt der Männerherrschaft sein und bleiben. Ueber die als einzige aus ihren Kreisen damals unumwunden die volle schreiben und so die Frauen aller Stände vereinen will. Leider gang zur Tagesordnung! Das ist die Antwort auf alle Gleichberechtigung für das weibliche Geschlecht verlangte- Hed- aber käme dieser schöne Plan zu spät, denn die 140 000 Sozialdemo Forderungen der Frauen, die ihre politische Gleichberechtigung wig Dohm. austreben. Hier handelt die herrschende Klasse nach dem Von dem Augenbick an, wo die Arbeiterinnen zuerst in Deutsch­Grundsay: Die Frau gehört ins Haus! Aber als Ausbeuter land die Notwendigkeit politischer Organisation zur Erringung der menschlichen Arbeitskraft gilt für sie dieser Grundsaz politischer Macht eingesehen hatten, zu Beginn der siebziger Jahre, feineswegs. Ohne Strupel reißt man die weibliche Arbeits ist die Forderung des Frauenwahlrechts nicht mehr verstummt. fraft in die Fabriken, in die gesundheitsschädlichsten Betriebe Trop aller Schikanen, trop wiederholter Auflösung ihrer Organi­hinein. Seine nationale oder ethische Erwägung stört die sationen, selbst in den Zeiten der Sozialistenverfolgung, immer Unternehmer dabei. Der Profitfucht fallen Stinder, junge haben die Arbeiterinnen die Verbindung untereinander und die Mädchen und Frauen, Ledige und Mütter, als bequeme Aus- engen Beziehungen mit der sozialdemokratischen Partei aufrecht­beutungsobjekte zum Opfer. Und in der Ausbeutung dieser erhalten, bis sie nach der Schaffung des Reichsvereinsgefeßes in aller Oeffentlichkeit die parteipolitische Betätigung ausüben konnten. Arbeitskräfte will sich das Unternehmertum nicht behindern Naturgemäß standen aber in der ersten Zeit die Fragen der lajsen. Ob es dadurch den Gesundheitszustand des Volkes Sozialpolitit im Vordergrund. Außerordentlich langsam vollzog untergräbt, den Nachwuchs gefährdet, das ist ihm gleich sich in Deutschland das Erwachen der Frauen, und das ist nur zu gültig. Profit und Gewinn, das ist die Losung der Unter- begreiflich, wenn man bedenkt, mit welchen widerwärtigen poli­nehmer. Darum wehrt man sich mit Eifer gegen jeden Ver- tischen Verhältnissen hier gerechnet werden mußte. Die Reaktion, such, dem Raubbau an der Arbeitskraft und der Gesundheit die auf dem Lande lastete, erstickte jedes freiheitliche Streben, jetzte der Mütter und der werdenden Mütter Schranken zu setzen. jedem Versuch, auch nur auf dem Gebiete der Schule einen Schritt Jede Beschränkung der Arbeitszeit, jede Form von Arbeite die Fröbelschen Kindergärten wurden als staatsgefährlich aufge­borwärts zu kommen, unbeugsamen Widerstand entgegen. Sogar rinnenschutz wurde als eine Gefährdung der Industrie und als föjt! Der einzige bürgerliche Frauenberuf, der der Lehrerin, war eine Vernichtung gewerblicher Eriſtenzmöglichkeit verschrien. überfüllt. Die im Jahre 1865 entstandenen bürgerlichen Vereine, Schon oft hörte man sagen, die Beschäftigung von Arbeite- die eine Sebung der Frauenbildung bezweckten und die Eröffnung rinnen müsse wegen des Uebermaßes von Schußvorschriften anderer Berufe für die Frauen herbeiführen wollten der Lette­eingeschränkt werden. Angeblich dachten die Unternehmer da verein in Berlin und der Allgemeine Deutsche Frauenverein in bei an die armen Arbeiterfamilien, denen sie den Verdienst Leipzig , wagten nur äußerst vorsichtig zu arbeiten. Wir ver­nicht rauben wollten. Aber trotz der Schußvorschriften wurde langen nur, daß die Arena der Arbeit den Frauen geöffnet werde", Die Frauenbank G. m. b. H. Die bürgerliche Fraueneman immer mehr weibliche Arbeitskraft in rauchige, stickige, mit hieß es, aber selbst die gemäßigte Sprache dieser Organisationen giftigen Gasen geschwängerte Betriebe hineingezerrt. erschien den führenden Geistern in Preußen vermessen. Die zipation hat merkwürdige Gruppierungen zur Folge. Der Gedanke Bitte um Schaffung von Mädchengymnasien wurde entrüstet abge- einer Frauenbank" führt die Absonderung auch auf dem lehnt, und noch im Jahre 1898 versagte der preußische Kultus- Gebiete der Vermögensverwaltung durch. Im Jahre 1908 faßten minister Bosse der Stadt Breslau die Erlaubnis, ein Mädchen- die Gründerinnen den Plan, auf genossenschaftlicher Grundlage ein gymnasium zu errichten. Man bekommt erst einen richtigen Be- Bantinstitut zu schaffen, das den im Leben stehenden Frauen eine griff von der Rückständigkeit unserer Regierung, wenn man dagegen Stütze sein sollte: ein Institut, das die Frauen wirtschaftlich hält, daß Rußland , dieser Hort jeder Reaktion, damals bereits seit aufammenführt, ihnen im Bedarfsfalle Kredit gegen Sicherheit gibt, sie veranlaßt, ihr Geld durch ihr eigenes Institut 30 Jahren Mädchengymnasien besaß! zu verwalten und sie lehrt, selbständig zu disponieren und ihre Geld- und Vermögensverhältnisse nicht lediglich durch die Soweit sich die Ents Hände der Männer gehen zu lassen". wickelung der Frauenbant aus den veröffentlichten Geschäftsergebnissen beurteilen läßt, scheint di e Bant einem Bedürfnis zu entsprechen: sie wird von Frauen aufgesucht, die die Verwaltung ihres Ver­mögens lieber einer von Frauen geleiteten Bank anvertrauen, weil sie dort eine besondere Wahrnehmung ihrer Interessen erwarten. In den neunziger Jahren entstanden die ersten Frauenstimm- Die Bank umfaßt heute bereits annähernd 1500 Mitglieder. Mit­rechtsvereine in Deutschland . Sie hatten nicht unter den polizei- glieder der Frauenbank können alle Frauen Deutschlands und seiner lichen Schikanen zu leiden, denen die Arbeiterinnenorganisationen Kolonien werden. Die Mitgliedschaft wird durch Zeichnung eines ausgesetzt waren; aber sie fanden besonders in der ersten Zeit nur Anteils in Höhe von 100 m. erworben, der auch ratenweise zu sehr wenig Verständnis bei den Frauen des Bürgertums. Man zahlen ist. Als neueste Abteilung hat die Frauenbank die Gründung eines war vorsichtig geworden und ist es bis auf den heutigen Tag geblieben. Vielleicht hat der Widerstand, den Regierung, Kom- Berlages vorgenommen, der eine Zeitschrift herausgibt. Die Zeit. munalbehörden, Philistertum den Frauen entgegensetzten, ihren schrift führt den Titel" Frauenkapital Mut gebrochen und ihre Kampfesfreudigkeit gedämpft. Genug, es macht. Wochenschrift für Volkswirtschaft, Frauenbewegung und Kultur." ist bei den bürgerlichen Frauen in Deutschland nichts von dem Die Zeitschrift, die in erster Linie der Propaganda für die Frauen­bant dienen soll, könnte von Rußen werden, wenn sie in einer für zähen Vordringen der Skandinavierinnen, nichts von dem Tempera- Frauen verständlichen Sprache über privat- und volkswirtschaftliche ment der Amerikanerinnen zu spüren, für die keine Schranke zu Fragen unterrichten würde. Um so mehr wird sie sich aber von Bemerkenswert ist die starke Zunahme der über 21 Jahre hoch und kein Gegner unüberwindlich ist. Den etwa 10 000 bürger- Hebertreibungen fernhalten müssen, wie sie fich in der ersten Nuninter alten Arbeiterinnen. Sie widerlegt einmal die Behauptung, lichen Frauenstimmrechtlerinnen stehen 150 000 organisierte Sozial- finden. Gerade von bürgerlicher Seite wird man sich dagegen daß die Erwerbstätigkeit der Frauen nur vorübergehender demokratinnen, steht die gesamte sozialdemokratische Partei gegen- wehren, daß die Frauenbank der Frauenbewegung Waffen und Geld für den Kampf schaffen könne. Die Frauenbant ist ein privates Er­Natur sei und daß deshalb ein gründlicher Schutz gegen die über, die seit dem Jahre 1875 für das Frauenwahlrecht eintritt. Die wirtschaftlichen Vorbedingungen für die Beteiligung der werbsinstitut, das durch gewissenhafte Geschäftsführung und nur übermäßige Ausbeutung nicht dringlich notwendig wäre. Frauen an Gesetzgebung und Verwaltung sind heute vorhanden. fo einem Kreis von besigenden Frauen Dienste leisten kann. so Weiter bezeugt die Entwickelung, daß die Erschwerung der Eine ungeheure Zahl von Frauen gewinnt den eigenen Lebens­Lebenshaltung durch die volks- und kulturfeindliche agrarische unterhalt oder trägt zu den Kosten des Familienhaushalts erheb­Wirtschaftspolitik immer mehr verheiratete Frauen und Mütter lich bei. Handel und Industrie, Post- und Telegraphenwesen, zwingt, das Haus und die Kinder zu verlassen, um durch ge- Schule und Hauswirtschaft, Krantenpflege und manches andere ist werbliche Tätigkeit zu den Kosten des Haushalts beizutragen. Heute ohne die Mitarbeit der Frauen nicht zu denken. Sie sind zu Deutschland ist ein Land stets wachsenden Reichtums. einem wichtigen Faktor im Wirtschaftsleben der Nation geworden. Aber in zunehmendem Maße müssen sich Kinder und Mütter Aber es wird ihnen nicht erlaubt, politisch verantwortliche Arbeit in den kapitalistischen Frondienst begeben. Deutschland zu leisten, so wie ja auch im Grunde die deutschen Männer noch spaziert angeblich an der Spitze der Sozialpolitik, aber immer losigkeit verdanken sie in erster Linie dem liberalen Bürgertum, spaziert angeblich an der Spitze der Sozialpolitik, aber immer weit entfernt von wirklicher politischer Macht sind. Diese Recht­noch erlaubt es Stinderarbeit in den Fabriken. Und trotzdem das sich dagegen sträubt, den Parlamentarismus durchzuseßen. Der hat der Staatssekretär des Innern vor wenigen Tagen im Liberalismus schilt zwar hin und wieder auf die Regierung, aber Reichstag den Stillstand in der Sozialpolitik auf er hat nicht den Mut, ich von ihrer Bevormundung frei zu machen, die Fahne seines Programms geschrieben! weil er sich davor fürchtet, daß die parlamentarische Gewalt schon nach kurzer Zeit an die Partei der arbeitenden Massen übergehen fönnte. Von einem Liberalismus wie er heute ist, können wir eine Stärkung des Parlaments gegenüber der Regierung, ein be­wußtes Hinarbeiten auf das parlamentarische Regierungssystem nicht erwarten.

14 Jahren.

1904 4100

1910

127 484.

"

21

379 179

5856 167 225 189 130

"

.

608 950

770 128

bis zu von 14 bis 16 16

"

über 21 Jabre

Insgesamt

.

1912

6 133 179 964 533 399 846 147

1 119 713 1 332 639 1 565 643

Ueber anderthalb Millionen weiblicher Arbeitskräfte allein In den Fabrikbetrieben! Seit 1910 ist der Kreis der in Be­tracht kommenden Betriebe etwas geändert worden. Das hat auf die Vergleichbarkeit der Ziffern mit früheren Jahren aber nur sehr geringen Einfluß. Die Veränderung seit 1910 läßt die große Zunahme der weiblichen Lohnſklaven deutlich er­kennen. In zwei Jahren hat die Zahl der weiblichen Fabrik­arbeiterinnen um 233 004 oder 17,5 Proz., feit 1904 gar um 40 Proz. zugenommen.

Zur Geschichte des Frauenwahlrechts.

II.

Wie auf dem Gebiete der Mädchenbildung, so sah es auf allen anderen aus. Die Petitionen um Eröffnung des Post- und Tele­graphendienstes, um Zulassung zum Apothekerberuf, zum medizi­nischen Studium erregten schallende Heiterkeit" im Reichstag. Unter unsäglichen Mühen mußte Schritt für Schritt um all das gekämpf werden, was die anderen Länder bereits besaßen; und keine Partei hat in allen diesen Kämpfen den Frauen so zur Seite gestanden, wie die Sozialdemokratie.

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Die Arbeiter stehen im Kampf allein, die Rechtlosen müssen zusammengehen, um Macht zu erobern. Deshalb gehört die Frau, die das Wahlrecht nicht als ein Spielzeug betrachtet, sondern die es verlangt, um ihren Forderungen durch den Wahlzettel Kraft und Nachdruck zu verleihen, in die Reihen der Sozialdemokratie. Nirgends hat das Frauenwohlrecht ohne die Mitwirkung der Arbeiter durchgesetzt werden können; auch in Deutschland wird die Dauer des Kampfes von der Macht der Arbeiterklasse und ihrer Vertretung in den Barlamenten abhängen.

T. B.

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eine werdende

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ober­

Königl. bayerisches Beamtinnenelend. Vor dem stand bayerischen Schwurgericht in München Donnerstag eine 22 Jahre alte Postagenturgehilfin, angeflagt eines fortgesezien Verbrechens im Amte. Schon als Mädchen mit sieb­zehn Jahren wurde die Angeklagte der Postagentur Winhöring als Beihilfe zugeteilt. Sie hatte dort den gesamten Postdienst zu versehen. Bezahlt wurde sie von dem Postagenten, und zwar halt von monatlich- 10 M.- zehn deutsche Reichsmart im außer freier Wohnung und Verpflegung mit dem fürstlichen Ge­Monat! Verpflichtet und beeidigt wurde sie von der Oberpost­direktion, sie war also im Sinne des Gefeßes fönigl. bayer. Staats­beamtin. Die in ihrer geistigen und körperlichen Entwickelung sichtbar zurückgebliebene fönigl. bayer. Staatsbeamtin soll in den Jahren 1911 bis 1913 nach und nach Gelder, die auf Postanweisun­gen und Zahlkarten einbezahlt waren, in der Höhe von 1592,35 M. unterschlagen und für sich verbraucht und Brieffendungen, in denen sie Reklamationen befürchtete, beseitigt zu haben. Um ihre Verun­treuungen zu verdecken, fälschte sie Bücher und Heberegister. Die Angeschuldigte war geständig und führte ihre Handlungsweise darauf zurüd, daß sie fortgefekt Manto in der Kaffe hatte. Durch Zeugen wurde bewiesen, daß das Mädchen total unfähig war für den Postdienst und daß fie oft bis zu 100 M. mehr ausbezahlte, als sie hätte ausbezahlen sollen. Der Verteidiger kritisierte scharf das System, unter dem in Bayern eine solch minderwertige Person als königl. bayer. Staatsbeamtin verpflichtet werden konnte. Die Geschworenen verneinten denn auch die Schuldfrage, worauf das Mädchen unter Ueberbürdung der sämtlichen Kosten auf die Staatstaffe freigesprochen wurde.

Der eigentliche Angeklagte, der königl. baher. Bofifistus, hätte hier in erster Linie zur Verantwortung gezogen werden müssen.

Der Kampf der französischen Frauen um ihre Rechte war ver­loren; das Ringen um die wirtschaftliche Eristenz begann in ver­stärktem Maße. In Deutschlands hatte der Weckruf Hippels keinen Widerhall gefunden, und wie sollte das auch möglich gewesen sein in einer Zeit, wo die Frauen in dumpfem Drud ihre umfangreichen Obliegenheiten im Hause verrichteten, in einem Lande, wo Not und Elend nicht helle Empörung auslöste, sondern wo Armut und Ent­behrungen die Menschen niederdrückte, sie entsagen lehrte und un­sägliche Opfer an Leib und Seele bringen hieß. Erst um die Mitte bes neunzehnten Jahrhunderts raffte sich das deutsche Volt auf; Wir erhalten im Anschluß an die Artikel der Genoffin T. B. einzelne Frauen nahmen an der Erhebung des Jahres 1848 teil, folgende Anregung: In Nr. 14 des Vorwärts" hat der Ab­fie erlitten das gleiche Schicksal wie die Männer. Mit dem Entstehen der Fabritarbeit, mit der Einführung der druck einer Artifelferie begonnen, die sich mit der Geschichte des Maschine begann ein neuer Abschnitt für die Frauen. Das Haus Frauenwahlrechts beschäftigt. Da es unseren Genossinnen natürlich fonnte nicht alle weiblichen Kräfte beschäftigen, es herrschte große sehr daran liegen muß, recht gründlich über diese wichtige Frage Not, und es gab nur wenig Verdienstmöglichkeiten. War es da ein informiert zu werden, auch wenn sie nicht Zeit haben, dice Bücher Frauenkonferenz für den Bezirk Leipzig . Am Sonntag, den Wunder, daß die Frauen in die Fabriken strömten, daß sie bereit zu lesen, machen wir darauf aufmerksam, daß die Vorkämpfer des willig einsprangen, als ungeübte Hände und geringere Körperkraft Frauenwahlrechte , ihr Leben und ihre Werke, in der Frauenwahl- 18. 5. Mts., tagte im Leipziger Boltshaus eine vom Bezirksvorstand Verwendung fanden? Sie verdrängten die Arbeiter, indem sie die rechtszeitung" des Jahres 1913 eingehend besprochen sind. Auch einberufene Frauenkonferenz. Erschienen waren zirfa 200 weibliche verlangte Arbeit zum halben Preis leisteten, ohne darüber nachzufinden unsere Genoisinnen dort weitere Literaturangaben. Vom Funktionäre aus den vier in Frage kommenden Wahlkreisen. Außer­denken, wie viele Männer brotlos wurden. Die Folge war der Verlag find noch einige Tausend Exemplare( a 5 Pf.) zu beziehen. dem waren der Bezirksvorstand, drei Sekretäre und mehrere Streis­Kampf der Arbeiter gegen die Maschine und gegen die Frauen, die Bestellungen nehmen wir auch im Vorstandsbureau, Lindenstr. 3, sie als die alleinige Ursache ihrer Arbeitslosigkeit ansahen. Erst entgegen. später, als die weitere Verbesserung der Maschinen die Entlassung

zahlloser Arbeiterinnen nach sich zog, erwuchs ihnen die Erkenntnis,

daß beide, Arbeiter und Arbeiterin sich zusammenschließen müßten gegen den gemeinsamen Feind: den Kapitalismus .

Luise Zieg.

Eine charakteristische Neugründung.

Die Frauen in der Partei.

vorfigende anwesend. Vom Parteivorstand war die Genoffin Luise Zieg erschienen. Zum ersten Punkt der Tagesordnung:" Wie ge­winnen und schulen wir die Arbeiterinnen und Hausfrauen für die politische Tätigkeit?" hatte Genofsin Ziez bas Steferat über­nommen, das für die Agitation, die Organisation, die Schulung und die Mitarbeit der Genossinnen eine Fülle praktischer Winke und An­Die Agitation gegen die Forderung des Reichstagswahlrechtes leitungen gab. Die lebhafte Diskussion, die sich an das Referat Die ungeheure Kindersterblichkeit, die Verwahrlosung des innerhalb des Verbandes für Frauenstimmrecht hat den Berliner fuüpfte, legte Zeugnis ab von dem regen Interesse der Genoſſinnen Hauses, die zunehmende Degeneration wies sie mit unerbittlicher Boden so vorgearbeitet, daß die Deutsche Vereinigung und von dem hohen geistigen Niveau unserer dortigen Frauen­Deutlichkeit auf den Kampf hin. Die Erwerbsarbeit, von der die für Frauenstimmrecht( die mit jedem Frauenwahlrecht, bewegung. Eine spezialisierte Agitation unter den Arbeiterinnen bürgerlichen Frauen für sich und ihre Töchter die Freiheit und das auch einem Dreitlaffenwahlrecht zufrieden ist) jezt auch hier Wurzel vorzunehmen, ist in Aussicht gestellt, ebenso, in noch erhöhterem Glüd erhofften, war für die Proletarierin zum Fluch geworden. faffen kann. Bisher war die Vereinigung auf die nationalliberalen Maße als seither die allgemeinen Agitations und Schulungsarbeiten In diesen ersten Zeiten der Fabrifarbeit war an ein politisches Frauen West- und Nordwestdeutschlands beschränkt. Seit Montag, unter den Frauen weiter zu fördern. Genosse Lipinski referierte über den zweiten Punkt: Frauens fang der siebziger Jahre entstehen die ersten Arbeiterinnen Gründungsversammlung führte Frau Frida Dehmel, die Vor- tag vereine und schon im Jahre 1874 sehen wir sie in lebhafter sisende der Ortsgruppe Hamburg , über:" Die Aufgaben der Frau vom Bezirksvorstand in Aussicht genommen sind, um den Frauentag Wahlagitation für die Sozialdemokratie. Sie hatten erkannt, daß im Staate" aus, daß es eine beschämende Wahrheit sei, daß in den zu einer impofanten Demonstation für das volle Bürgerrecht der der wirtschaftliche Kampf mit dem politischen Hand in Hand gehen höheren Streifen das Streben der Frau über den Tag hinaus viel Frau und die rote Woche zu einer glänzenden Werbeaktion für Dr muß, und daß sie ihn an der Seite der Partei der Arbeiter führen feltener zu finden wäre, ale in Proletarierkreisen. Während die ganisation und Presse zu gestalten, wobei in besonders hervor. müssen. Die günstige Rückwirkung ihrer Tätigkeit auf die Stim- Sozialdemokratie 140 000 Frauen in ihren Reihen zählt, gehören ragender Weise die Mitarbeit der Frauen nugbar gemacht mung der Arbeiter blieb nicht aus. Hatte sich der Eisenacher Kon- I der fortschrittlichen, nationalliberalen und konservativen Partei zu werden soll.

der

Interesse der Frauen nicht zu denken. Aber es erwachte bald. An- den 19. Januar, besitzt sie auch in Berlin eine Ortsgruppe. In tag und rote Woche." Er teilte detailliert alle Maßnahmen mit, die