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Berichtsjahr um 1307 gegenüber dem Vorjahre 101S. Tiefer Mit- NliederUerlust wird im wesentlichen darauf zurückgeführt, daß mit den, stärkeren Eindringen der Organisation in die Reihen der Ar- bciter und Arbeiterinnen der Kaks-, Waffel-, Lebkuchen-, Schokoladen- und Zuckerwarenindustrie die Mitglicderzahl fluktuiert und nament- lich in Zeiten der Krise ungünstig beeinflußt wird. Von den am Schlüsse des Jahres gezählten 28 754 Mitgliedern sind 24 093 männ- liche und 4656 weibliche? über 70 Proz. der Mitglieder sind ge- lernte Bäcker. Im Berichtsjahre fanden 80 Lohnkämpfe statt, die stch auf 96 Orte und 2742 Betriebe mit 5762 beschäftigten Personen erstreckten. 66 Bewegungen in 73 Orten und 1671 Betrieben mit 2577 Beteiligten konnten durch Verhandlungen beigelegt werden. Davon endeten 63 Bewegungen mit 1841 Beteiligten mit vollem Er- folge, 3 Bewegungen mit 736 Beteiligten mit teilweisem Erfolge. Bei I I Bewegungen mit 2243 Beteiligten kam es zur Arbeitsnieder- legung. Davon endeten 7 mit 1816 Beteiligten mit vollem Eriolg, 4 Streiks mit 364 Beteiligten mit teilweisem Erfolg. An einer Aus- Sperrung-waren 23 Mitglieder 20 Tage lang beteiligt? auch diese endete mit Erfolg für die Ausgesperrten. Bei diesen Kämpfen konnten 71 Tarifverträge mit 4619 Beteiligten abgeschlossen werden. Die Lohnbewegungen kosteten über 66 000 M. Erreicht wurde bei Viesen Lohnkämpfen für 1774 Beteiligte durchschnittlich 7,6 Stunden Arbeitszeitverkürzung pro Woche, für 3490 Beteiligte durchschnittlich l,24 M. Lohnerhöhung, für 94 Beteiligte die Beseitigung oer Kost beim Meister, für 51 Beteiligte Beseitigung des Logis beim Meister und für 177 Beteiligte Beseitigung von tost und Logis beiin Meister; 418 Personen wurden Ferien gewährt >der die Ferienzeit verlängert. Dazu kommt die Erhöhung des Uberstundenlohnes, der Sonntags- und Nachtarbeit und Verbesserung ver Fabrik- und Arbeitsordnung. Die Ausgaben für die Unter- Sitzungen sind infolge der vermehrten Arbeitslosigkeit bedeutend ge­legen; sie betragen nahezu 250 000 M..Zwar betrug der Ueber- chuß aus den Einnahmen gegenüber den Ausgaben noch über 000 M., bleibt aber gegenüber dem Vorjahre, in dem er 73 000 M. betrug, erheblich zurück. Das neue Jahr bringt noch kein Anzeichen dafür, daß das Erwerbsleben sich bessern würde. Die Mitglieder werden daher mit aller Energie Agitation und Aufklärungsarbeit unter den Berufsangehörigen betreiben müssen, um die Scharte des Lahres 1913 auszuwetzen.__ Zranzssifcher Parteitag. 3. Tag. Amiens , 26. Januar. fEig. Ber.) Der Parteitag beschließt auf I a u r s s' Antrag, eine Glück- ivunschrefl'lution anläßlich der Wahl Ciprianis au die Genossen Ion Mailans und an Cipriani zu senden, die die Hoffnung auf Am- lestierung Ciprianis ausdrückt, die ihm die Ausübung des Mandats rlauben we.rde, und den Wunsch, daß der Gewählte seine Weigerung, >er erzwungenen Formalität der Eidesleijrung Genüge zu leisten, nicht aufrechterhalte. Zraktionsbericht. Gen. Hubert RouK-r ergänzt seinen gedruckt vorgelegten Bericht. Weni, die Einstimmigqnt der Abstimmungen auch noch nichr völlig .rreicht ist, so zeigt sich doch von Jahr zu Jahr ein Fortschritt. In den wichtigen Fragen ist fast immer Einstimmigkeit vorhanden, die Absplitterüng beträgt gewöhnlich nicht mehr als 1 oder 2 Stimmen. lach Abschluß des Bericbts kam noch die Abstimmung über die l Budget zwölftel,>vo 13 Fraktionsmitglieder da- g e g e n stimmten, die ü'b r i g e n s ich enthielten. In der Diskussion bemängeln mehrere Redner das Fortdauern der Zersplitterung bei den Abstimmungen und greifen einzelne Zepulierte an, wie B a s l y wegen seines Verhaltens in der Frage er Bergarbeiterpensionen und B r i q u e t(Pas-de-Calais ), der für ..if Erhöhung der Oifiziersgehalte stimmte. G r azi a n i(Seine) viü. feststellen, daß die Einstimmigkeit der Fraktion seit der Kon- atjiierung des Ministeriums Doumergue in wichtigen Fragen ".ggemeiuen Charakters fehlt, so wie die-Z seinerzeit unter dem Ministerium Monis der Fall war. ES ist merkwürdig, daß sich .iese Erscheinung immer wiederholt, wenn die Regierungspolitik adikal ivird. Wir sind für die grundsätzliche V e r w e i g e- ung des Budgets auch nach seiner Diskussion hier aber : at die Fraktionsmehrheit, ohne daß eine Diskussion vorangegangen oäre, sich enthalten. Wir verlangen für die Zukunft Einstimmigkeit m der Ablehnung. Ein Delegierter der Meurthe-et-Moselle fordert die Fraktion auf, i er Verschleuderung der der Nation zustehenden Bodeuscdätze an lapitalistische Spekulanten entgegenzutreten. Genosse Albert Thomas erweist darauf, daß die Fraktion in der Neuza-Frage Zugeständnisse erlangt hat und in einer unaufhörlichen Kontrolle md Intervention gegen die Konzessionen im Osten inehr erreicht als durch Verstaatlicbungsanträge, die liegen bleiben würden. Bracke erklärt, die sehlende Einstimmigkeit bei den Abstimmungen bedeute noch keine Unstimmigkeit in der Fraktion. Im Einstimmigkeit zu erlangen, könnte man, wo die Ueberredung acht ausreicht, das mechanische Spiel der Mehrheit zur Anwendung -ringen. Aber da würde der Zufall der Fraktionssitzungen, denen nicht alle Deputierten beiwohnen können, entscheiden, und er könnte Übst Mehrheiten ergeben, die sich in Widerspruch mit der Mehrheit rer Partei setzen. Jin ganzen können wir mit dem Fortschritt unserer Einigkeit zufrieden sein. Würden wir den Mechanismus der Itehrheitsentscheidung zur Anwendung bringen, wäre die Einheit .in der Enthaltung oft die Lösung. Die Enthaltung kann oft eine sozialistische Politik sein, aber eine Enthaltungstaktik, die ihre Ursache darin hätte, daß die Kohäsion in der Fraktion noch nangelhaft ist, würde uns aus dem Parlament tatsächlich aus- -cheiden.(Jaurds ruft; W i r sind die geeinigle sie - ozialistische Partei Europas !) Die mechanische Regel würde der Einigkeit nicht dienen.(Beifall.) Der Fraktionsberzcht wird mit allen gegen jstvei Stimmen ge- i! ehmigt. Die Mandatsprüfungskommission erstattet ihren Bericht. Ver- treten sind auf dem Kongreß 71 Föderationen durch 178 Delegierte. wahltaktik. Tie Diskussion über die Kammerwahlen wird von N a d i(Föde­ration Dröme) eingeleitet, der für die Resolution seiner Föderalion . intritt. Sie fordert prinzipielle Propaganda und selbständiges Vor- when im ersten Wahlgang und. im zweiten die Bekämpfung der die tepublil bedrohenden Reaktion, Unterstützung der Radikalen, die ach formell für die Aufhebung des Dreijahrgesetzes und für die Verteidigung der weltlichen Schule und für die Steuerreform ver- pflichten. Eompere-Morel: Für uns ist die Wahlaktion vor allem Gelegen- heit für Propaganda und Rekrutierungsarbeit. Eine Wahl ist für uns ein Zwischenfall(Jaurss: ein glückliches! jHeiterkeitj) in unserer Propaganda für die soziale Revolution. Wir müssen Kandidaten womöglich in allen Bezirken aufstellen und jede Kombination, nach links wiex nach rechts, ablehnen. Wir müssen sagen, was wir ptid und was wir wollen und die Frage_ des Eigentums, der Expropriation der Bourgeoisie aufwerfen. In den Wählerveriammlungen laben wir das große Publikum, dein wir das sozialistische Ziel dar- .'gen können. Aber gleichzeitig müssen wir sagen, daß wir nicht ute Partei desAlles oder nicbts" sind, sondern eine Partei in Wahrheit die einzige der Reformen, von der kleinsten an- orangen, und daß wir nicht untätig auf die Endkatastrophe warten. Wir kämpfen für die sofortige Rückkehr zur zwei- jährigen Dienstzeit, zum llnterscbied von den Radikalen, die ich jetzt hinter zweideutigen Klauseln verschanzen. In der .? t e il e r f r a g e treten wir für die Einkommen- und Besitzsteuer til Derlaration ein. Ter Senat diese sogen,republikanische" Körperschaft hat die Reform verhindert. Wir müssen leine Rolle raigen. Wir sind für die Verteidigung und Fortentwickelung der L a i e n f chu l e. Für mich ist die Fortentlvickelung die beste Ver- ieidiguug..(Beifall.) Wir müssen dje. Jugend den reaktionären Pa- tronagen entreißen, den Fortbilduugsunlerricht ausbauen, die Schul- kantinen verbessern, für Bekleidung der armen Schulkinder sorgen. Die Verteidigung der Laienschule soll nicht nur eine Phrase für Wahlzeiten sein. Endlich müssen wir die Forderung der Ver- f a s s u n g s r e v i s i o n und der Aufhebung des Senates mit aller Macht erheben. Die reaktionäre Demagogie hat die Deputierte» in Verruf gebracht, man schimpft über ihre Untätig- keit, vom Senat aber spricht man nicht. Jede wirksame Reform- arbeit ist indes unmöglich, solange wir seine Macht nicht t�e- brachen haben. Für den ersten Wahlgang also müssen wir folgende drei Grundsätze beobachlen: 1. Verkündimmg unserer sozialistischen Doktrin; 2. Propagierung unseres ReforniprogrammS; 3. Ausstellung von Kandidaten womöglich in allen Wahlkreisen. Wie aber haben wir uns im zweiten Wahlgang zu ver- halten? Wir müssen uns gegen alle Zweideutigkeit, gegen jede An- steckung durch die politische Jmmoralität der Bourgeoisie wehren. Zwei Möglichkeiten sind gegeben: Entweder halten wir den B e- schluß von C h a l o ii'aufrecht, der im zweiten Wahlgang die Föderation bevollmächtigt. ihre Entscheidung im Interesse des Proletariats und der sozialen Republik zu treffen oder wir geben die Entscheidung dem N a t i o n a l r a t anheim. Ich bin für den Beschluß von Chalon. Sollen wir mitten in der Wahlschlacht die Genossen nach Paris rufen und sie damit betrauen, alle möglichen Einzelfälle, deren besondere Umstände ihnen nicht bekannt sein lönnen, zu entscheiden� und dies bevor die Föderation selbst sie geprüft hat? Hallen Sie es für gut, just in diesem Moment den Gegnern innere Schwächen zu zeigen? Nein, das ist unmöglich! Es würde Föderalionen geben, die sich dem Beschlutz' des Natioualrats widersetzen würden welches Bild der An- archie würde das bieten? Aber, wenn ich für den Be- schluß von Chalon bin, so bin ich dafür, ihm präzisere Form zu geben. Man spricht uns von der Veneidigung der Republik . Ja,� wir sind Republikaner . wir find sogar eben weil wir Sozialisten sind die einzigen, wahren Republikaner . Aber eben darum haben wir ebensowenig nach links wie nach rechts zu paktieren. Hervo ist für den Block, vorläufig noch für den Block ohne Ministerialismus. Aber er hat die Tugend, immer die letzten Konsequenzen seiner Meinungen zu ziehen, und so wird er auch noch zum Ministerialismus kommen und sogar Albert Thomas noch übertreffen.(Heilerkeit.) Hat ficu aber det Radikalismus so geändert? Ist das jetzige Ministerium nicht tatsächlich ein Ministerium Clemenceau das seiner Revanche für die Wahl von Versailles ? Und wie haben wir gegen Clemenceau und sein System der blutigen kapitalistischen Diktatur gekämpft? Der Redner zitiert dieGuerre Sociale" aus der Aera Clemenceau und hält Hervs seine Wandlungen vor. Und wie sollen wir der radikalen Partei trauen, deren heute regierende Politiker in drei Tagen die Forderung der Rückkehr zur zweijährigen Dienst­zeit fallen gelassen haben? Redner weist auf die Re- gierungSerklärung und auf die neue Aeußerung des Kriegs- ininisters N o u l e n s hin:Wie können wir da noch Vertrauen in die Radikalen setzen? Es wäre ein Verrat an unserer Klasse, wenn loir eine Entente mit irgendeiner Fraktion der Bourgeoisie schließen wollten. Ein Block wäre unser Bankrott. Die Blockpolitik während der Aera der anti- klerikalen Gesetzgebung hat den Anarchismus in der Arbeiterschaft großgezogen. Ein Block wäre ein Bruch in der Partei.(Baillant ruft: Der Block ist eine Unmöglichkeit für den So- zialismus!) Treten wir in den Kampf mit einem gemeinsamen Aufruf an die Wählerschaft, der unsere Lehren darlegt. Im übrigen halten wir die Resolution von Chalon aufrecht, in einer ein- schränkenden Stilisierung, indem wir die Gefahren aller Kombi- Nationen mir welcher Partei immer warnend aufzeigen I(Lebhafter Beifall.) In der weiteren Debatte kommen Redner der verschiedenen Föderationen zu Worte, die teils für die Autonomie der Föderationen, teils für eine bindende Wahlparole unter Kontrolle des Rationalrats im Sinne der Beschlüsie des Tarn und der Seine-Mehrheit ein­treten. Manche Redner bemängeln, daß die Partei die Proporz- forder ung zurückgestellt habe. Auf die Bemerkung eines Tele- gierten der Seine-el-Oise, daß Compsre-Morel die religiöse Frage vergessen habe, erwidert dieser; So sehr wir das Prinzip: Religion ist Privatsache hochhalten, so wäre es ein Verbrechen, die Kleriiei dort, wo sie uns cntgegegentritt, nicht zu bekämpfen und die Doppelzüngigkeit der Pfaffen, ihr Eintreten für die Kapitalisten, den politischen Kampfgeist der Bischöfe und den desorganisierenden Charakter des Klerikalismus nicht aufzudecken.(Starker Beifall.) Derselbe Delegierte der Seine-et-Oise führt weiter aus. daß nach der Kampagne gegen die Militärvorlage die Partei im 2. Wahl- gang unmöglich untätig bleiben könne. Weder sei eine Ausrecht- erhallung aller Kandidaten möglich,»noch die einfache Zurückziehung der in der Minderheit gebliebenen. Dieses zweite Verhalten wäre jesuitisch, die Wähler würden aber auch gar nicht neutral bleiben. Wir müssen mit Mut und Verantwortungsgefühl Handel». Niemand ist für den Block in der alten Form, aber wir wollen die republikanische Disziplin bei den Wahlen. Das Ver- fahren im Nationalrat wäre nicht so kompliziert, wie es hier dar- gestellt wurde. Der Nationalrat wird eine allgemeine Regel auf- stellen und ihr gemäß die angemeldeten Kandidaturen bezw. Rück- tritte anerkennen oder außer Kraft setzen. D e l o r y ist weiter gegangen als wir, da er auf dem Kongreß des Nord die Unter- stützung auch jener Radikalen, die für die drei- jährige Dienstzeit waren, gegen die Reaktionäre im zweiten Wahlgang ankündigte. Haben wir den Mut, uns in einer allge- meinen Parole auszusprechen! Delory: Wir sind gegen allgemeine Regeln, die zu enge sein könnten. Wir werden z. B. den A b b s L e m i r e in einer Stichwahl gegen den Kandidaten des Bischofs unterstützen, trotzdem 'er für die 3 Jahre war, ebenso in Lille gegen den Klerikalen Grousseau einen Republikaner, der für die Aufrechterhaltung der 3 Jahre und gegen den Proporz ist.(Zwischenruf: Das ist republi- kaniiche Disziplin ins Extrem getrieben!) Würden wir uns durch Resolutionen wie die der Seine binden und ließen wir den Abbö Lemire durchfallen, könnte sich kein sozialistischer Propagandist mehr in diesem Wahlkreis sehen lassen! V a i l l a n t tritt für die Resolution der Seine-Mehrheit ein: Der Block ist für die Sozialisten unmöglich, auch jede Koalition mit irgend einer bürgerlichen Partei. Der' Amsterdamer Beschluß und der Einigungspakl schließen solche Abmachungen aus. Redner be­antragt, daß die Verwallungskommission vor den Wahlen eine Dckla- ralion herausgebe, die die Forderungen der Partei nicht nur die­jenigen, die im Beschluß des Kongresses in die erste Seite gestellt werden, enthält. Wir müssen den Volksmasse» eine Direktive geben. Dies können wir nur, wenn wir zeigen, daß die Sozialisten nicht nur die Partei der Arbeiterklasse, sondern die aller Fort- schritte ist.(Beifall.) Wir sind für das weltliche Prinzip und für die Befreiung des Geistes. Wenn wir gegen die dreijährige Dienstzeit kämpfen, so kämpfen wir nicht für die Wiederherstellung deS alten Gesetzes, sondern für die allgenieine Volksbewaffnung. Wir sind für den Proporz, weil er alle Parteien ilötigt, mit offenem Visier zu kämpfen. Engels hat darauf hingewiesen, daß die Marxsche Lehre ihren vollen Wert darin habe, daß sie den Be- frciungskampf des Proletariats identisch mit der Befreiung der Menschheit zeige. Der Militarismus bedroht nicht nur das Prole- tariat, sondern die ganze Menschheit. In der Basler Kathedrale hat der Sozialismus alle Proletarier zum Kampf gegen ihn auf- gerufen. Der Kampf hat begonnen. Wir sind ebenso wenig be- siegt, wie die deutschen und die englischen Genossen. Aber wir müssen den Kampf noch verstärken. Er soll unserer Wahlaktion die Hauplrichtung geben und dies muß in unserer Resolution zum Ausdruck kommen. Und nun zum zweiten Wahlgang I Ich sehe keinen Unterschied zwischen ihm und dem ersten. Auch im zweiten müssen wir unsere Propaganda fortsetzen. Aber die Situation kann lompliziert werden. Wir wollen durch den National- rat nicht die Unabhängigkeil der Föderation antasten, aber wir wollen ihm ein Kontrollrecht für strittige Fälle geben. Die Zeit wird genügen. Unser Kongreß zeigt einen großen moralischen Fort- / schritt. Zeigen lvir, daß unsere Konzentration auch inatencll fort­geschritten ist. Die Plakaiierung der motivierten Entscheidung de? Nationalrats»nt der Unterschrift der Föderation wird die nötige Garantie bieten.(Lebhafter Beifall.) Varenne(Puy-de-Dome ) erklärt, daß seine Föderation, die immer für die republikanische Disziplin gewesen fei, diesmal die Fest- hallung des Beschlusses von Chalon enipfehle: Seit dem Amsterdamer Beschluß haben wir immer die Rückkehr zur richtigen Taktik(das heißt zum Block) nach den Erfahrungen mit allen anderen voraus- gesehen. Heule sehen wir die alten Gegner uns förmlich über­treiben. Die Seine-Föderation verlangt nichts von den gegnerischen Parteien. Das Resultat wäre besser, wenn wir Bedingungen stellten. Man schlägt uns die Anwendung der einfachen republikanischen Tis- ziplin vor.(Vaillaut; Wir wollen nur sozialistische DiS» ziplin!) Die bürgerliche Linke hat 1906 selbst diese Taktik preis- gegeben, Clemenceau hat uns attackiert. Man hat damals der Tis« ziplin der Programme die der Personen entgegengestellt. Es wurden mehrere radikale Kandidaten aufgeslestellt, davon einer, um die reaktionären Stimmen einzufangeu. Trotz der Einigung von Pau wo übrigens ein Kartell mit uns abgelehnt wurde ist die. Wiederholung dieser Taktik möglich und hat schon da und dort begoniien. Lassen wir uns nicht düpieren! DaS Pariser Programm weicht von dem von Pau ab. Wir haben die Erklärungen Doumeraues und Noulens.(Vaillant: Die Hauptsache ist. daß wir in keine bürgerliche Regierung Vertrauen setzen!) Weiter ist die Proporzfrage zu berück- sichtigen. Wir haben für die Wahlreform mit Ernst gekämpft, aber eine Koalition für den Proporz ist undenkbar. Sie wäre unheilvoll für die Partei und für den Proporz selbst. Aber die Partei bleibt vor dem Land der einzige republikanische Bürge der Wahlresorm. Lasse» wir den Proporz im Wahlprogrami» beiseite und geben wir den Wählern den Eindruck, daß wir an der Reform festhalten und keine Ruhe geben, bis wir ihn durchgesetzt haben.(Compsre-Morel: Ich bin einverstanden und habe heute deshalb von ihr nicht ge- sprachen.) Herve, von dem man ein Plaidoyer für den Block erwartet, wird mit ironischemAha" empfangen. Seine geschickte und wie gewöhnlich amüsante Rede zeigt aber das Bestreben, sowohl den Widerspruch der den Block ablehnenden, aber die generelle Unter- stützung der Radikalen unter bestimmten Bedingungen fordernden Genossen nicht herauszufordern, wie keine Erregung der anderen Richtung zu provozieren. Hervs sagt: Compsre-Morel und feine Freunde repräsentieren die Doktrin wir aber etwas, was ebenso notwendig ist: die unmittelbare Aktion. Ich habe als der Erste die Gefahr des Krieges mit Deutschland erkannt und zu ihrer Bekämpfung eine Sprache geführt, die wohl Uebertreibungen einhielt und die Leute erschreckte, ober die doch ihre Wirkung tat und die Partei in Bewegung brachte. Das Marokk'oabkommen hat meine Angst be- schwichtigt. Nach dem Krieg kam die P e st: der Natio- nalismus. Gegen ihn taugt ein anderes Mittel: die K o a l i t i o n der Linksparteien. Ich schlage Ihnen nicht den Block vor, weil wir durch A m st e r d a m und den Einigungspakt gebunden sind. Ich bin blocard für die Zukunft und mache einen fundamentalen Unterschied zwischen den beiden Bourgeoisien: auf der einen Seite der immer ver- folgten protestanlischen und jüdischen wie der freidenkerischen und freimaurerischen, die vor dem Sozialismus begonnen hat, das Volk aufzuklären und der reaktionären auf der anderen Seite. Es wäre aber sinnlos, die Koalition, die bei den Wahlen begonnen wird, nicht im Parlament fortzusetzen. Ich bin für eine Art Delegation der Linken, ja sogar wähl nicht für eine Karikatur wie den Millerandismus aber dafür, daß wir unter zwingenden Umständen einen Vertreter unserer Partei in die Re« gierung entsenden. Es wäre 1902 ein Glück gewesen, wenn wir das Marokko -Abenteuer durch einen wachsamen Minister aus unserer Partei hätten verhindern können. Ich bin über- zeugt, daß unsere deutschen Freunde, sobald sie das parlamentarische Regime erobert haben werden, selbst die» j e n i g e n sein werden, die eine Revision gewisser Amsterdamer Formeln, wie der der B u d q e t a b l e h n u ng in allen Fällen, fordern werden. Redner verliest den Text der Pariser Kongreßresolution von 1900, der für Ausnahmefälle eine Kooperation mit bürgerlichen Parteien zuläßt und erklärt. Wir sind in einem solchen Ausnahmefall. Die Situation ist für das republi- konische Regime viel ernster als Sie glauben. Das Dreijahrgesetz bat keineswegs im ganzen Volk eine flammende Entrüstung geweckt. In unserem Volke ist seit 43 Jahren eine Neurose vorhanden. In Augenblicken internationaler Spannung ist die große Presse im- stände, die Mehrheit des Volkes mit der Vorstellung der Invasion in Schrecken zu setzen. Eine Koalition mit den Radikalen ist möglich, ebenio mit jenenunabhängigen" Sozialisten, die Bliand fallen gelasien haben. Wir sollten verstehen, daß das Unifizieren nicht so schnell und einfach geht. Der Antrag Combier(Verbot, die Uiiabhängigeit zu unterstützeii) war einmal notwendig, um unsichere Kantonisten zurückzuhalten. Aber heute müssen wir für die Augagneur, Viviani, selbst für Freund Breton(lebhafter Widerspruch) stimmen. Auf Gruud welches Programms? Es enthält drei Forderungen: 1. Die baldige Rückkehr zur zweijährigen Dienstzeit; 2. die Steuerreform; 3. die weltliche Politik. Darunter verstehe ich nicht nur die Unkirchlichkeit im Privatleben und die Fortbildung der Schule, son« dern auch offenen Kampf gegen die katholische Kirche , die eine poli« tische Macht geworden ist. Und sagt nicht im Grunde die Resolution der Haute-Bienne dasselbe wie ich? Nur daß Sie in die Suppe spucken, die Sic doch schlucken wollen. Das hat die Erklärung D e l o r y s gezeigt, der für Antiklerikale stimmen lvill, selbst wenn sie Anhänger der dreijährigen Dienstzeit sind. Die radikale Partei kann allein nicht regieren. Wenn wir ihr keinen Stützpunkt geben. wird sie ihn rechts suchen müssen und die Republik weiter kom- promiltieren. Eure Rede sei ja. ja, nein. nein. Ich sage j a, G r a z i a n>.(Anbänger der Aufrechterhallung der Kandidaturen im 2. Wahlgange) nein, die Dordogne (die wie Haute-Vienne den Föderationen Freiheit gibt) nicht ja, nicht»ein, die Seine- Mehrheit j a, aber indem sie ihr Haupt verhüllt.(Heiterkeit und starker Beifall.) Uhry will Stichwahlkoalitionen durch Berufung auf das kom- munistische Manifest rechtfertigen. Man wolle keinen Kuhhandel, sondern die Wahrung proletarischer Interessen auch im zweiten' Wahl-rang. Graziani(Seine): Ueber die Taktik im ersten Wahlgang sind alle einig. Für den zweiten verlangen wir eine einheitliche Taktik. Nur die Alterirative-Koalition oder Äufrechterhaltung aller Kandidaturen bleibt. Die Radikalen haben schon ihr Piogramm von Pau preis- gegeben. Wie können wir 14 Tage lang über die Bourgeois anders sprechen, als die 3>/z Jahre, während der wir ihre Verrätereien auf- gezeigt haben? Damit verekeln wir dem Proletariat die politische Aktion und hindern die Einigung mit den Gewerkschaften. Felix(Herault ) will nicht, daß man die Radikalen wieder rette. Er protestiert gegen die Hervosche Geringschätzung der Doktrin. Wir können nickt jeden Augenblick eine neue Politik für kurze Frist machen. Der Siadikalismus bat uns acht Jahre lang arbeitcrfcind- liche Ministerien beschert.(Lebhafte Zustimmung.) Die Massen würden einer Parole, aus einmal für die Radikalen einzutreten, nicht folgen und sich von der politischen Aktion abwenden. Meillet(Seine) findet, daß man sich zu sehr aus den Kampf gegen den Militarismus konzeniriere.(Vaillant: Es ist die Parole der Internationale!) Im 2. Wahlgang sollten nicht einzelne Forderungen, sondern das Gesamtinteresse des Proletariats ent- scheiden, und dieses können unter den beuligen Verhältnissen die Föderatsonen am besten beurteilen. Die Vaillamsche Resolution könnte den Eindruck erwecken, als ob der Sozialismus nur eine Fortsetzung des Radikalismus sei. Albert Thomas will keine allgemeinen Probleme aufwerfen. Er findet cs merlwürdig, daß Compsle-Morel für den 1. Wahlgang prinzipielle Forderungen, für den zweiten die Einschränkung auf einige unmittelbare Forderungen vorschlage. Die Kommission sollte eine Erklärung verfassen, die für beide Wahlgänge die sozialistische Idee festhält. Zu« Zweck der Propaganda aber