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Liste der Toten. Die Rewgnoszierung der Todesopfer aus der Zeche Minister Achenbach bereitet die größten Schwierigkeiten, da die ineisten der Toten gräßlich verstümmelt sind. Bis gestern nachmittag ist es trotzdem gelungen. 16 Tote zu identifizieren, unter ihnen ist ein großer Teil polnischer Nationalität. Die gestern nachmittag aufgestellte vorläufige Liste der Toten umfaßt folgende Namen: Fahrsteiger Hermann Reinhardt, Hilfssteiger Konrad D i t t- r i ch, die Bergleute Theodor W e l I m a n n, Edmund G a w e l. leck, Gustav Czwalina, Valentin Balcarek, Karl Fi scher, Hubert Beer. Karl Zajons, Heinrich Alborn, August K o n r a d. Johann Pollapotyski, Philipp L a b i s ch, Friedrich Czieszelski, Ernst Stephan, Leo Kurz. Von den Toten waren sieben verheiratet und neun lcdig. Die Beerdigung der Opfer findet voraussichtlich Montag nachmittag statt. Tie Untersuchung über die Ursache der Katastrophe hat noch nicht zu einem definitiven Ergebnis geführt. Nach den bisherige!, Ermittelungen scheint es indessen festzustehen, daß die Explosion in dem westlichen Teil der Arbeitsstätte von Flötz 19 entstand und von hier aus auf andere Llbteilungen übersprang. «* * Em neues Unglück. Dorsten , 31. Januar. Auf der Zeche �ürst Leopold sind in der Nacht drei Bergleute durch hereinbrechende Ge> steinsmassen eingeschlossen und bisher noch nicht g e» borgen worden. Ihr Schicksal ist unbekannt. Die Rettungsarbeiten dauern fort. Um öas Koalitionsrecht. Gelbe Arbeitswillige und grüne Bordelle. Zu der famosen Bestätigung, die uns der gelbe Fleischer- gesellenbund in Form einerBerichtigung" über den Zusammen» hang zwischen gelber Führerschaft und Bordellbetrteb sendete, teilt uns noch die Redaktion deS Organs des Zentralverbandes der Fleischer und Berufsgenvsscn Deutschlands,Der Fleischer", einige Ergänzungen mit, die zeigen, was von dem Versuch der Gelben zu halten ist, Herrn Rolle ein wenig von sich abzuschütteln: Im Juni 1911 erklärte die Magdeburger Brüderschaft der Flcischergcsellcn ihren Beitritt zum gelben Bund der Fleischer - ' gesellen. Der Altgeselle und Brüderschaftsvorsitzende E ruft Rolle war die treibende Kraft dieses Anschlusses. Er hat mit allen Mitteln gegen die Organisation, die damals versuchte, in Magdeburg Fuß zu fassen, gearbeitet. Tie Geschäfts des gelben Bundes für Sachsen und Anhalt hat Ernst Rolle als Bundes- Vorsitzender seit Bestehen geführt. Alle offiziellen Bekannt- machungcn usw. sind von ihm als Vorsitzender unter- zeichnet. Auf der Telcgiertenversammlung des gelben Zweig- bundeS vom 7. Dezember 1913 in Magdeburg wurde nach dem Bericht derDeutschen Fleischergesellen-Zeitung", des gelben ofsi- Miellen Bundesorgans, dessen verantwortlicher Redakteur Herr Otto 'Brednow ist, E r n st R o I l e e i n st i m m i g zum BunbeSvor- sitzenden w i e d e r g e w äh l t. Ter Lordellbetrieb' der Frau Rolle konnte den führenden Bundesmitgliedern nicht unbekannt fein, da imFleischer " schon einigemal darauf angespielt wurde. DieDeutsche Fleischergesellen-Zeitung" hat bis heute noch nicht mitgeteilt, daß Rolle sein Amtniedergelegt" habe. Auch die den Gelben jederzeit zur Verfügung stehendeAllgemeine" und dieDeutsche Fleischerzeitung" haben bis heute noch nichts über die Angelegenheit Rolle gebracht, auch nichts von seiner Amts- niederlegung, obgleich sonst diese Blätter jederzeit bereit sind, über alles im gelben Bund zu berichten und den Zentralverband nach allen Regeln anzuschwärzen. Die Angaben Brednows in der Be- richtigung, daß Rolle sein.Amt sofort nach der Wahl niedergelegt hat, entsprechen nicht der Wahrheit. Rolle ist noch nach seiner ansang? dieses Jahres imFleischer " erfolgten Kennzeichnung Kundesvorsitzender gewesen. Das mag den Gelben sehr uncm- genehm sein, trifft aber doch zu. Soweit die-Bemerkungen desFleischer ". Ob Herr Rolle heute noch Vorsitzender bei den Gelben ist, erscheint uns unerheblich, da unzweifelhaft feststeht und von dem Organ der Gelben bestätigt ist, daß er zum Vorsitzenden gewählt ist, und da Rolle unstreitig bis in die jüngste Zeit hinein eine führende Stellung bei den Gelben einnimmt, und zwar nicht nur, wenn der Weg nach den grünen Fensterverschiägen der Nr. 43 des 5woch«rhaueruferS in Magdeburg zu zeigen ist. Tie Figur Nolles darf in der Denkschrift der Reichsregierung gegenTcrrorismus" nicht fehlen. Wie Terrorismusanklagcn entstehen. Im November vorigen Jahres brach in der Mannheimer Kar- tonnagcnfabrik von Hirschland u. Schiettinger ein Streit aus. Ein Kartonnagcnarbeiter wurde beauftragt, die Streikposten zu ton- trolliercn. Bei Erledigung dieses Auftrages traf er eine Arbeiterin vor den Toren des bestreikten Betriebes, die als Arbeits- willig tätig war. Der Arbeiter inachte sie auf ihr verwerfliches Tun aufmerksam und forderte sie in ruhiger Weise auf, sich den -Streikenden anzuschließen; sie werde genau so unterstützt wie diese. Diese Unterredung wurde von dem. einen Firmeninhaber beob- achtet, der dann die Arbeiterin über den Inhalt des Gesprächs aus- fragte und ihr denguten Rat" gab, sich an einen Schutzmann zu wenden. Gesagt, getan. Polizeiprotokoll wurde gefertigt. Danach gab die Arbeiterin an, sie sei bedroht worden, denn der Karton- nagenarbeiter habe ihr gesagt,es sei notwendig, daß man ihr auf die Backen schlage, daß sie den Boden suche. Die ganze Gesellschaft der Arbeitswilligen im Betriebe gehörte angezündet." Im weiteren Verlaufe der Untersuchung nahm die Arbeiterin den letzten Teil der angeblichen Aeuherung als unwahr zurück. Trotzdem wurde An- klage aus Z 163 der Gewerbeordnung erhoben. In der VerHand- lung vor dem Mannheimer Schöffengericht nahm jetzt die Arbeiterin auch den ersten Teil ihrer Beschuldigung zurück; sie stellte überhaupt die ganze Sache wesentlich anders dar als ursprünglich, so daß sich der Gerichtsvorsitzende zu dem Hinweis veranlaßt fühlte, daß sie ihre Angaben schon dreimal geändert habe und sie sich darum nicht wundern dürfe, wenn das Gericht ihr keinen Glauben beimesse. Das Gericht verzichtete denn auch auf die Vernehmung der Entlastungszeugen, auch auf die des Firmeninhabers. Der Amtsanwalt selbst beantragte Frei- f p r e ch u n g. Das Gericht beschloß dem Antrage entsprechend und bürdete alle Kosten, einschließlich der der Vertcidi- gun g, der Staatskasse auf. Wodurch ist die Arbeiterin so terrorisiert worden, daß sie die falschen Angaben machte, die zu der überflüssigen Anklageerhebung führten?. Mrd die Reichsregierungsdenkschrift das mitteilen�, Die Arbeitslosigkeit. Arbeitslosendemonstration. Am Freitagnachmittag wurden in Düsseldorf zwei stark besuchte Arbeitslosenversammlungen abgehalten. Nach Schluß der Versammlungen zogen mehr als tausend Arbeits- lose durch die Stadt. Die Polizei versuchte mit einem starken Ausgebot an Berittenen und Fußmannschaften an jeder Straßenkreuzung den Zug zu sprengen. Die Demonstranten fanden sich aber immer wieder zusammen und führten ihre Demonstration bis gegen Dunkelwerden aus. Wer fördert die Arbeitslosigkeit? Daß dienationale Wirtschaftspolitik" der zollgeschütztcn In- dustrien die Arbeitslosigkeit vermehrt, das wird nun auch im Reichs-AröeitSblatt" Nr. 1, 1914 bestätigt. In dem Bericht aus der Eisen- und Metallindustrie wird unter anderem als Ursache schlechteren Geschäftsganges bei Eisengießereien bemerkt, daßdas Roheisenshndiiat zu erheblich billigeren Preisen das Roheisen ins Ausland geliefert habe, wodurch das Ausfuhrgeschäft für Eisen- gießereien und Maschinenfabriken empfindlich geschädigt worden sei". Auf dem Inlandsmarkt wurdendie verhältnismäßig hohen Preise des Roheisens... nicht der weichenden Konjunktur an- gepaßt". Betriebseinschränknngen waren die Folge. So wird durch die vielgepriesene Politik desSchutzes der nationalen Arbeit" die Arbeitslosigkeit im Jnlande gefördert. Die Zechen- und Hütten- Magnaten, die durch ihre Zoll- und KartellpolitiZ die Arbeitslosig­keit mehren, sind aber gerade die ärgsten Feinde der Arbeitslosen- Versicherung. Gemeindliche Arbeitslosenfürsorge. Der Stadtrat von Karlsruhe (Baden ) hat ein Statut über Arbeitslosenunterstützung erlassen. Bisher wurde schon Arbeitslosenunterstützung in einzelnen Fällen aus Wohltätigkeits- Mitteln gewährt, aber da die Armenbehörde solche Gesuche begut- achten mußte, wunde wenig Gebrauch davon gemacht. Nach dem jetzigen Statut werden täglich 70 Pf. für ledige und 1 M. für ver­heiratete Arbeitslose gewährt. Für jedes Kind unter 15 Jahren wirb eine weitere Zulage von 10 Pf. bezahlt, der Höchstbetrag von 1,69 M. pro Arbeitstag darf aber nicht überschritten werden. Die Stadtverwaltung hat für das Jahr 1914 4000 M. für solche Zwecke in Anschlag gebracht. Staatsbeihilsen zur Arbeitslosenversicherung. Der Budgetausschuß des österreichischen Abgeordneten- Hauses hat einen sozialdemokratischen Antrag angenommen, der die Regierung auffordert, im ersten Halbjahr 1914 zwei Millionen Kronen als Zuschüsse zur geWerk schaft »- l i ch c n Arbeitslosenunterstützung herzugeben. DieChristlich- sozialen", die in Wien die Einführung der Arbeitslosenunterstützung ablehnen, stimmten auch gegen die Staatszuschüsse!! In derselben Sitzung wurde auf Antrag des Genossen Dr. Renner auch eine Verlängerung der Steuerfreiheit für Neubauten beschlossen, die die Arbeitslosigkeit der Bauarbeiter wesentlich einschränken würde. Endlich sprach sich der Ausschuß für zweijährige Gehaltsvorrückung der Eisenbahner aus. Eiuc Arbeitslosenversammlung in Brüssel . Aus Brüssel wird uns geschrieben: Die in anderen Städten so bekannte Erscheinung der von de:, sozialistischen Parteien oder Gewerlschgften veranstalteten Arbeitslosenversanunlungerl war für Brüssel bisher Unbekannt. Die am 27. Januar von der Brüsseler Föderation der. Arbeiterpartei einberufene ArbeitSlosenversamm- lung war daher ein Novum. Rechnet man damit, daß die von der Arbeitslosigkeit Betroffenen zum geringsten Teil Brüssel selbst be- wohnen, sondern die ländlichen Distrikte, so ist das Gelingen dieses ersten Versuches um so höher anzuschlagen. Im Saal drängten sich an 1200 Arbeitslose. Den Vorsitz führte der Sekretär der Metall- arbeiter, Solan. Heber die Arbeitslosigkeit, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung sprachen die Vertreter der Handelsangestellten, der Holzarbeiter und Camille Huysmans . Die von Hnhsmans verlesene Resolution verlangt die obligatorische Arbeitslosen- Versicherung, und bis zu ihrer Realisierung Unterstützung der Arbeitslosen durch den Staat, die Provinz und die Gemeinde. Nach der Versammlung begaben sich die Arbeitslosen in geschlossenem Zuge zu einer improvisierten Manifestation durch die Stadt. politische Uebersicht. Sozialistenhetze. Keine Gelegenheit lassen die geschworenen Arbeiterfeinde vorüber- gehen, ohne gegen die Sozialdemokratie und die freien Gewerk- schasten zu Hetzen. Am Sonnabend benutzten sie im Abgeordneten- Hause die Beratung des Etats der Forst Verwaltung, um plötzlich unter Führung des Ministers Frhrn. v. Schorlemer- L i e s e r, der dadurch wohl seinen Befähigungsnachweis für den Statthalterposten in Eli'-Lothringen erbringen wollte, über die Sozialdemokratie herzufallen. Nach Art seines Kollegen von der Eisenbahnverwaltung verkündete er, daß die Forstarbeiter sich nicht organisieren dürften, ja auch gar keinen Grund dazu hätten, da ihnen ja� der Beschwerdeweg bis in die höchste Instanz offen stehe. Natürlich fehlte es in dieser Rede auch nicht an ven üblichen Schlag- Wörtern über sozialdemokratischen Tcrrorismus, Aufhetzung der Land- arbeiter u. dgl. Die Antwort erteilte dem Minister der Genosse Hofer. und als noch ein konservativer Redner, Abg. Dr. Meyer, sich gemüßigt fühlte, dem Minister beizuipringen und den Versuch machte, ihn in Scharfmacherei noch zu übertrumpfen, da mußte dieser Herr sich von unseren Genossen Adolf Hoffmann und Hirsch nachweisen lassen, daß er eine selbst für daS Junkerparlament un­glaubliche Unkenntnis über politische und gewerkschaftliche Fragen besitzt. Die weitere Erledigung des Etats der Forstverwaltung vollzog sich ohne Zwischenfall. Am Montag fällt die Sitzung wegen deS katholischen Feier­tags aus. Am Dienstag steht als erster Punkt eine Interpellation Brust(Z.) über daS neueste Grubenunglück auf der Tagesordnung. Die«eue Regierung Elsast-LothringenS. Ueber die Veränderungen, die in der Regierung Elsaß - Lothringens vorgenommen worden sind, verbreitete Wolffs Telegraphen-Bureau gestern abend nachstehende Notiz: Wie schon bekannt, hat sich der Statthalter in Elsaß -Lothrmge« Graf von Wedel auf Wunsch des Kaisers bereit erklärt, noch einige Monate auf feinem Posteu zu bleiben. Dem Staatssekretär Freiherrn Zorn von Bulach ist die nachgesuchte Dieustent- lassung unter Verleihung der Krone zum Roten Adlerordcn 1. Klasse erteilt, auch ist er vom Kaiser auf Borschlag deS Bundes­rats in die Erste Kammer deS elsaß -lothringische» Landtags be­rufe« worden. Ferner hat Seine Majestät bei Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche dem Unterstaatssekretär Dr. Petri den König - lichen Kronenorden 1. Klaffe und dem Unterstaatssekretär Maudel den Stern zum Roten Adlerordea 2. Klaffe verliehen. Ter Unterstaatssekretär Köhler wirb in seinem Amte ver» bleiben. Zum Staatssekretär für Elsaß-Lothringen ist der O ö e r p t ä f i- dialrat Gras von R ordern in Potsdam ernannt; er wird auch die Leitung der Abteilung des Innern im elfass-lothringischen Ministerium übernehmen. Zum Leiter der Abteilung für Land- Wirtschaft und öffentliche Arbeiten, die bisher vom Staatssekretär geleitet wurde, ist der zum Unterstaatssekretär ernannte bisherige Bortragende Rat im Reichsamt des Innern, Geheimer Ober- regierungsrat Freiherr von Stein ansersehen. Die Entscheidung über den Nachfolger des Untcrstaatssekrrtärs Dr. Petri ist noch vorbehalten. Weitere Zuspitzung des Streites der Bischöfe. Tic Angriffe der gekränkten Bischöfe gegen den Kardinal Kopp werden immer robuster. Aller Respekt vor der kirch- lichen Autorität schwindet. DesErnstes der gegenwärtigen Situation" wegen folgt eine Erklärung der andern. Das Wests. Volksblatt" läßt sich, wie bereits gemeldet, von seinem Bischof Schulte jetzt in aller Form dieabsolute Richtigkeit sämtlicher Angaben", die es bisher in der Sache gemacht hat, bestätigen. Die Erklärung prangt in auffallendem Druck an der Spitze des Blattes. Mit anderen Worten, der Bischof Dr. Schulte unterschreibt die von demWests. Volksblatt" gegen den Kardinal Kopp erhobene Beschuldigung, daß er es in seinem Brief an den Grafen Oppersdorfs mit der Wahr- heit nicht gerade sehr genau genommen habe. Jedenfalls ein recht bedenklicher Vorwurf gegen den höchsten Kirchenfürsten Deutschlands ! Und das Paderborner Bischofsblatt fügt in derselben Nummer, in der es seinen Lesern die Bestätigung des Bischofs Schulte serviert, gleich noch einige neue Sticheleien auf Se. Eminenz hinzu. Es meint: Wenn der Herr Kardinal seiner Aussprache gegenüber dein Bischof von Paderborn in dem Briefe vom 1. Dezember 1912 die Bedeutung beilegte, die er jetzt in dem Briefe an den Herrn Grafen von Oppersdorfs ihr allein Anscheine nach beilegt, so ist es durchaus unbegreiflich, daß er über sie demGe- samtepiskopat bis jetzt in Unkenntnis ließ, daß er jünger denn ein volles Jahr vor den Mitgliedern der Fuldaer Konferenz völlig schwieg, daß erst ein Brief des Herrn Grafen von Oppersdorfs ihn dazu zu bringen vermochte. über eine soernsteundsofolgenschwercSachc, deren amiliche Verantwortung auf ihm ruhte, sich zu äußern." Der Mut ist, wie es scheint, bei der Kölner Richtung im Zunehmen, die Schläge gegen den Kardinal, der den christ- lichen Gewerkschaften diesen unerhörten Streich spielte, der- stärken sich mit dem Erscheinen jeder neuen ZeituNgsaummer. Wo so sich alle Bande frommer Scheu lösen, da müssen tat- sächlich Befürchtungen umfassendster Art wachgerufen worden sein. Die römischen Schildhalter der Kölner Färbung schrecken denn auch nicht mehr davor zurück, besondere Minen springen zu lassen. Der nachstehende gesperrt gedruckte Satz im»Wests. Volksblatt" ist dafür ein deutlicher Beweis: Wir können aus bestimmtester Kenntnis �der Tatsachen noch hinzufügen, daß der Bischof von Paderborn über sämtliche Vorgänge, die mit der Interpretation vor und nach dem Essener Kongreß zusammenhängen, d e in H e j l i g e n S t ü h l e von Anfang an iund vis in die jüngste Zeil' be» ständig uiid rückhaltlos Bericht erstattet c." Zugleich geht die klerikaleEssener Volksztg." mit aller Verve gegen Kopp vor. Sie erklärt: Solveit wir unterrichtet sind, ist es zutreffend, daß der Papst den Frieden im Gewerkschaftsstrelt wünscht und in diesem Sinne sich auch Bischof Schulte gegenüber bei dessen jüngstem Besuch in Rom ausgesprochen hat. Ohne Zweifel darf angc- nommen werden, daß die übrigen Mitglieder des Episkopates sich auf die Seite deS angegriffenen Paderborner Oberhirten stellen." Das mag richtig sein. Sicherlich ist dem Vatikau der Streit im deutschen Episkopat durchaus zuwider, denn so klug ist man auch in Rom. daß man einsieht, das Ergebnis der gegenseitigen Beschuldigungen werde unbedingt das Ansehen des hohen Klerus bedenklich beeinträchtigen. Auch die Mit- teilung, daß die meisten Mitglieder des Episkopats mit Dr. Schulte sympathisieren, dürfte richtig sein: denn Kardinal Kopp hat in seiner Herrschsucht gar manchem auf die Zehen getreten. Aber das alles schafft die Tatsache nicht aus der Welt, daß der Breslauer Fürstbischof in Rom starke Freunde hat und seine Auffassung der Gewerkschaftsffage dort dominiert. Das gibt auch eine allem Anschein nach»ils dem Kölner Zentrumslager stammende Zuschrift an dieKöln . Ztg." zu. Es heißt dort: Die Kundgebung des Kardinals Kopp bedeutet eine Brüs- kierung des gesamten deutschen Episkopates, die, abgesehen von den zwei Parteigängern des Kardinals, von allen deutschen Ober- Hirten mehr als peinlich empfunden werden dürfte. Mehr als einer der durch den Koppfchen Brief an den Grafen Oppersdorf bloßgestellten Bischöse dürfte es bereuen, sich bei den Fuldacr Konferenzen gegenüber der von Jahr zu Jahr gestiegenen Heftig- keit Kardinal Kopps nachgiebig gezeigt zu haben. Schon seit einiger Zeit sind in den beteiligten Kreisen Klagen über daS gewalttätige Auftreten des Fürstbischofs von Breslau bei die«»» Versammlungen geführt worden. Der Kardinal hatte mit za- nehmendem Alter sich einen Ton angeeignet, der nicht nur die jüngeren Mitglieder der Fuldaer Konferenzen verstimmte. Tie Schärfe insbesondere, mit der er dem verstorbenen Kardinal- erzbischof von Köln , Fischer, wiederholt begegnete, führte zu un- liebsamen Auftritten und hinterließ bei den ruhiger gesinnten Teilnehmern wenig erfreuliche Eindrücke. Kardinal Kopp ist alt und eigensinnig geworden, und da seine Ansichten sich mit jenen der derzcit maßgebenden Strömu n g im Vatikan decken, steht hinter diesem seinem Eigensinn die Autorität des Heiligen Stuhls, die von den polnischen Zwischenmännern, über die Graf Oppersdorfs an der Kurie verfügt. mit Geschick zugunsten der Berliner Richtung beeinflußt wird. DaS alles find Dinge, die in kirchlichen Kreisen übel vermerkt werden. Der deutsche Episkopat dürfte es auf die Dauer nicht ertragen können, sich unter die Fuchtel eines einzelnen Mannes beugen zu müssen, der. das Ansehen seiner Sonderstellung nicht in den Dienst friedlichen Ausgleichs, sondern des Haders und der künstlich aufgebauschten Mitzverständ- nisse stellt. ES scheint, daß Kardinal Kopp seinen letzten Aufent- halt in Rom nach der Richtung hin benützt hat, daß er sich mit iieuen und schärferen Instruktionen gegen die christlichen Ge- werkschaften versah. Diese EntWickelung deS alten, früher ge- rade wegen seiner Versöhnlichkeit und seines friedliebenden Sinnes hochgeschätzten Mannes weckt in kirchlichen Kreisen ernste Besorgnisse. Sie ist fast unverständlich, wenn man den hohen Grad von Rücksichtslosigkeit beachtet, den Kardinal Kopp gegen. über seinen Mitbischöfen an den Tag legt, denen er letzten Ende« daS katholische Empfinden doch nicht dürste absprechen kSm»».