Nr. 33. 31. Jahrgang.
Gewerkschaftliches.
Christliche Zwiespältigkeit.
"
neuer
fräftig
zur immer weiter fort.
Dienstag, 3. februar 1914.
Innung zu Berlin ( Fontane- Promenade 14). Zur legteren gehören Referenten fanden in den Berichten der einzelnen Dele die Fuhrherren der Schwerfuhrwerksbetriebe. Diese Innung hat ihr gierten bestätigende Ergänzungen. Allgemein wurde ausgeführt, Dasein seit Jahren fast im Verborgenen gefristet. Ein großer Teil daß die gelernten von ungelernten, jugendlichen und weiblichen der Schwerfuhrwerksbesiker fonnte Geschmack an diesem Innungs- Arbeitskräften verdrängt und dadurch die Löhne oft erheblich herabgedrückt werden. Als Folge davon wird vielfach eine Ausdehnung gebilde nicht finden und hielt sich von derselben fern. Durch der Arbeitszeiten und die Zunahme der Heimarbeit beobachtet. Auch Die ganze christliche Gewerkvereinsbewegung ist ihrem Inkrafttreten der Reichsversicherungsordnung war den Innungs- die Aufsaugung der Kleinbetriebe von den Großbetrieben schreitet die die Möglichkeit geboten, Werbetrommel 3wed, Ursprung, Wesen und ihrer Betätigung nach etwas Un- helden wieder Mitglieder wahres, Zwiespältiges. Das richtet sich naturgemäß Haupt- Erlangung rühren. ชน Ueber Agitation und Organisation hatte Möhren sächlich gegen die moderne Arbeiterbewegung, also man muß Der darauf erfolgende Massenbeitritt der Fuhrherren zur Innung schlager Erlangen das Referat. Er erörterte an Hand des ge auch die guten Freunde und die Dienstherren betrügen. Gerade hatte nun zur Folge, daß die organisierten Kutscher ebenfalls in famten Organisationsbildes und der Arbeitsverhältnisse in den ber aus Anlaß der letzten Vorgänge im christlichen Gewerk- Massen in die Innung gezwungen wurden und beschlossen, sich nun schiedenen Sigen des Industriezweiges die Möglichkeiten und Arten vereinslager hielten es die M.- Gladbacher für angebracht, sich im Gegensatz zu früher an allen Wahlen der Innung, welche die der Agitations- und Organisationsarbeiten. Die Debatte bewegte sich vornehmlich um die Grenzstreitigkeiten mit dem Fabrikarbeiter nach allen Richtungen als die zuverläßlichsten Streiter gegen Gehilfenschaft betreffen, zu beteiligen. Die Fuhrherren- Innung verband, die zwar durch einen Startellvertrag jegt beigelegt find, die Sozialdemokratie empfehlend in Erinnerung zu bringen. hatte es bisher auch immer verstanden, durch mangelhafte, furz vor aber doch noch ziemlich start in den Gemütern nachklingen. Fast Den Papst möchte man damit besänftigen, sich die Bischöfe stattfindenden Wahlen erlassene Bekanntmachungen die Kutscher von allgemein wurde eine Erweiterung dieses Vertrages gewünscht. Ein geneigt machen, der Kapitalisten, der Regierung, überhaupt der Wahl zum Gehilfenausschuß und zum Innungsschiedsgericht besonderer Auftrag wurde dem Hauptvorstand nicht erteilt. aller Vertreter der herrschenden Gesellschaftsordnung Neigung fernzuhalten. Mit einigen getreuen Kutschern kam gemeinhin" Die Feuersgefahr in den Belluloid betrieben und freundnachbarliche Unterstützung und Förderung er- der Innungsvorstand im stillen Bierstübchen zusammen, wo dann und die Heimarbeit" lautete das Thema des 4. Tageslangen. Besonders dann, wenn der christlich firmierte die Wahlen in ordnungsgemäßer" Weise vor sich gingen. ordnungspunktes. Dies wurde in vortrefflicher Weise von Mag Fremdkörper in der Arbeiterbewegung, der unter der In aller Stille hatte der Innungsvorstand auch diesmal die Wahlen König- Berlin behandelt, Seine Ausführungen ließen mit aller Deutlichkeit erkennen, welche eminente Wichtigkeit der Frage inneMaske lauterer Arbeiterfreundlichkeit die Geschäfte der Aus- zum Donnerstag, den 29. Januar, abends um 7 Uhr in den Kammer wohnt. Gilt es doch, 2000 in der Zelluloidindustrie Beschäftigte beuter und Unterdrücker besorgt, von den freien Gemert- fälen, Teltower Str. 1, vorbereitet. Der Transportarbeiterverband gegen die überaus hohe Feuersgefahr zu schützen. Getan schaften bedrängt wird, wenn diese der Bachemiten Zwitter- erhielt nun trotz aller Heimlichkeit vier Tage vor dem festgelegten ist in Deutschland aber bisher fo gut wie nichts. Und doch reden stellung als politisch- kirchliche Klassenorganisation schärfer be- Termin Kenntnis von der Wahl und betrieb nunmehr die Agitation die Zahlen der Opfer 265 Tote und 1500 bei Bränden Ges Teuchtete. Wie's alle Arbeiterfeinde in für sie unbequemen unter den Kutschern in diesem kurzen Zeitraum derartig erfolgreich, fährdete eine vernehmliche Sprache. Besonders zu bekämpfen ist Situationen machen, nämlich mit verstärktem Lärm gegen die daß troz des ungünstigen Wahltermins( abends 7 Uhr) dennoch eine die Umgehung der unzulänglichen feuerpolizeilichen Vorschriften durch Sozialdemokratie und die ,, sozialdemokratischen" Gewerkschaften nach Hunderten zählende Menge von Kutschern erschien um das Vergebung von Zelluloidwaren in Heimarbeit. Die Konferenz zu hehen, so machens auch die Häuptlinge der Zentrums Wahlrecht auszuüben. Ebenso war für die Aufstellung einer nahm hierzu eine längere Refolution an, in der die Forderungen an die Gesetzgebung formuliert sind. gewerkschaften. Das besorgt auch der Leiter des Gewerk Kandidatenliste von den organisierten Seutschern rechtzeitig gesorgt Der legte Punkt der Tagesordnung betraf die Arbeits. vereins der christlichen Bergarbeiter" in einer Schrift über worden. Bald füllte die Menge Saal und Treppen sowie das vermittelung. 8ieger Dresden legte die Notwendigkeit ,, Die Bergarbeiterbewegung 1912/13". Als außerordentlichen Bestibül des Lokals. Da es sich um ein für die Arbeiterschaft ge- einer Regelung dar und die Konferenz schloß sich seinen Ausführungen Vorzug der christlichen Gewerkschaften rühmt er ihren sperrtes Lokal handelte, wurde nicht ein Tropfen Bier getrunken. durch Annahme einer Resolution, die die Grundgedanken des Refe scharfen Gegensatz zur Sozialdemokratie". Da der Junungsvorstand keine genügenden Vorbereitungen zur Durch rats enthält, an. Es werden denn auch die Sagungen des Gewerkvereins mita führung der Wahl getroffen hatte, war guter Rat teuer. Eine Wahlgeteilt und dann der§ 8, in dem es heißt: urne fehlte, un all die Stimmzettel der Erschienenen aufzunehmen. Durch Eintritt in den Gewerkverein bekennt sich jeder als Die Kutscher hatten lezten Endes Verständnis für die Verlegenheit, Gegner der sozialdemokratischen Grundsäße und Bestrebungen." in der sich der Obermeister mit seinen Getreuen befand. Nachdem Es ist nicht viel Ratens nach dem Zweck solcher Uebung. Die festgestellt wurde, daß die innungstreuen Gehilfen nicht den Mut Schrift ist vornehmlich zur Beeinflussung der Nicht arbeiter fanden, ihre Wahlvorschläge aus der Tasche zu ziehen, wurde ein im bürgerlichen Lager bestimmt. Und hier will man erstgestellter Antrag auf Zettelwahl zurückgenommen und die Wahl durch solche Auslassungen, durch die aus Anlaß des Streites durch Zuruf in einigen Minuten erledigt. Das Resultat war, daß im eigenen Hause oft bekundete und sehr scharf herausgestellte die vorgeschlagenen Kandidaten der organisier Gegnerschaft zur Sozialdemokratie um Hilfe werben. Jm ten Seutscher einstimmig gewählt wurden! Streise der eigenen Mitglieder, unter sich, betont man mehr tydelig das gemeinsame Arbeiterinteresse. Natürlich nur, um den Mitgliedern Sand in die Augen zu streuen, unt sie über die Die Bureauangestellten befinden sich in einer Bewegung zur wirklichen Zwecke der christlichen Zersplitterungsorganisation Schaffung eines Reichstarifs für die Rechtsanwaltsgehilfen. Eine Der Inhaber der Wurstfabrik von Voß u. Elsner in Nortorf in zu täuschen, hat man auf der Generalversammlung des Ge- öffentliche Versammlung, die zum Mittwochabend nach den Holstein scheint es auf einen ernſten Stampf ankommen lassen zu werkvereins im Jahre 1905 den§ 8- gestrichen. Industrie- Festsälen in der Beuthstr. 19 einberufen ist, wollen. Am Freitag ist weiteren Beschäftigten gekündigt worden. Damals trug die Leitung der Stimmung der Mitglieder wird sich mit dieser Frage befassen und soll gleichzeitig gegen die Dem Vertreter der Organisation sagte Herr Voß, daß er sich einen fogar noch mehr Rechnung, indem der Gewerkverein In indem der Gewerkverein beabsichtigte Verschleppung der gefeßlichen Regelung Protest erheben. Tarifvertrag nicht aufzwingen laffe. mit dem Bergarbeiterverbande zusammen in einem wochen- n zahlreichen Bureaubetrieben, insbesondere auch in den wollen, daß solche nicht aufgezwungen, sondern auf Grund gegen. wochen- Bureaus der Rechtsanwälte, steden eine Anzahl Söhne feitiger Verhandlungen abgeschlossen werden. Was Herr Voß Tangen Streit gegen das Kapital fämpfte. Durch die und Töchter von organisierten Arbeitern, die den Weg zur gewerk hiermit der Organisation fälschlich vorwirft, glaubt Streichung des§ 8 hat man die Mitglieder in den Glauben schaftlichen Organisation noch nicht gefunden haben. Wir bitten, weiteres für sich in Anspruch nehmen zu können. Oder ist es nicht verseßt, daß man nicht mehr grundsäglich gegen die als diese auf die Bewegung hinzuweisen. Die gewerkschaftliche Organi- fo, wenn er einfach einen„ Arbeitsvertrag" aufstellt und zu seinen sozialdemokratisch verschrienen freien Gewerkschaften kämpfe, fation ist für die Bureauangestellten ebenso notwendig wie für die Leuten fagt: Hier unterschreiben oder ihr fliegt!" Würde die sondern gemeinsamen Kampf nur aus fachlichen Gründen ab- gewerbliche Arbeiterschaft. Organisation fich das erlauben, dann wäre recht schnell der Staats lehne, Streifbruch lediglich in Interesse der Arbeiter betreibe. antvalt zur Stelle. Die Firma Voß u. Elsner in Nortorf liefert Die Unternehmer aber follen glauben, daß die Gewerkvereinsihre Fabrikate nicht nur unter obiger, sondern auch unter der Firma Holsteinisches Nahrungsmittelhaus Gernt". leitung nicht nur grundsätzlich ihre Taktik auf den Kampf Butter und Margarine( Marken:„ Eichelpflanzenbutter"," HausSie produziert auch gegen die freien Gewerkschaften einstellten, sondern daß auch mütterchen"," Holstenbutter") und vertreibt diese durch Kolonial die Mitglieder programmatisch auf die Gegnerschaft gegen die und Fettwarengeschäfte im ganzen Reich. Zuzug ist strengstens moderne Arbeiterbewegung verpflichtet wurden. So sucht fernzuhalten. man die eigenen Mitglieder und auch das Unternehmertum, ja selbst die kirchlichen Behörden zu täuschen, alles zur höheren Ehre der Zentrumspolitik, wobei das Ausbeutertum sehr gut fährt.
"
Arbeiter! Parteigenossen!
Pflicht eines jeden organisierten Arbeiters, einer jeden Arbeiterin ist es, ihre Angehörigen, soweit sie in Bureaubetrieben tätig find, zum Beitritt in ihre gewerkschaftliche Organisation, dem Ver band der Bureauangestellten, Bureau Kaiser- Wilhelm- Straße 20, zu veranlassen.
Eine Konferenz der Kamm- und Haarschmuckarbeiter.
Die Konferenz der Kamm- und Haarschmudarbeiter, die gestern und vorgestern im Berliner Gewerkschaftshause tagte, war von 17 Orten mit 24 Delegierten beschickt. Die österreichischen Haarschmudarbeiter waren durch Lux Wien vertreten.
Tarifvertrag in der Seidenbandeindustrie. Zwei von der Tariffommission bergischer Seidenbandwirker gehilfen einberufenen Versammlungen nahmen am Sonnabend, den 31. Januar, Stellung zu dem Abschluß eines Tarifvertrages. Von den Vorsitzenden der Kommission wurde eingehend über die Ver handlungen mit den Fabrikanten Bericht erstattet. Da das Angebot der Fabrikanten nicht den Erwartungen der Bandwirker entsprach, so machte sich eine starte Stimunung gegen den Abschluß eines Ver trages geltend. Die Versammlungsteilnehmer gaben ihre Zu ftimmung nur in der Voraussetzung, daß verschiedene ihrer be rechtigten Wünsche noch befriedigt werden.
#
-
Zum Abwehrkampf in den Breslauer Linke Hoffmann- Werken.
Der Streit zieht immer weitere Streife. Jetzt stehen bereits Schmidt Berlin gab zunächst einen Bericht der 800 Mann im Abwehrkampf. Mindestens zehn Kommissionen der Zentralfommission, der einen Einblic gewährte in die Arbeiterschaft haben die Direktion ersucht, die vorgenommenen un Ein Erfolg der Schwerfuhrwerkskutscher. überaus verbesserungsbedürftigen Verhältnisse des Industriezweiges. geheuerlichen Abzüge zurückzuziehen; doch alles Bitten ist vergeblich. Einzelne Ausnahmen bewiesen jedoch, daß sehr wohl eine Ber - Mit rücksichtsloser Kälte sind nun auch den Handwerkern des WagenFür das Fuhrgewerbe in Berlin bestehen zwei Jnnungsgebilde, befferung möglich ist. Dazu bedürfe es aber noch eines umfassenden baues Abzüge gemacht worden; diese glaubten immer noch, daß sie die Personen- Lohnfuhrwerks- Jnnung und die der Fuhrherrn- Ausbaues der Organisation. Die eingehenden Darstellungen des davon verschont bleiben werden. Im Jahre 1918 verhandelte
Kleines Feuilleton.
ihm sagen: wo andere ein Buch brauchten, um gesehen zu werden, genügte bei ihm ein Gedicht. Mit solcher Intensität ließ er feine Dichterkraft schalten. Und diese Kraft hat das Wesen rebellischen Urgefühls, das wie ein Vulkan arbeitet, der lange schweigen fann und doch immer wieder beweist, daß sein wildes Er ist vollbewußte Urnatur, Feuer unerloschen weiterlebt.
Die geprellte Faust im Sad. Wochenlang hat grabhafte Rube die Angelegenheit des Washingtoner Botschafter palais umbrütet. Die deutschen Architekten haben das Still- die sich wahrt und abhebt gegen alles, was an menschlicher Kraft schweigen mitgemacht bis zur Akademie des Bauwesens hinauf, auf und Freiheit feindlich zehren will. Er fühlt sich als innerster urdie sich zuletzt die Erwartung richtete, ein entscheidendes Wort aus sprünglicher Kern des Lebens, das bestehen will und aus dem aller dem Munde der Getretenen zu hören. Das Gutachten, das die Bau- Antrieb revolutionären Gebarens stammt. Freudig jauchzt er im akademie zur Sache abgab, blieb der Deffentlichkeit entzogen, und Einsgefühl mit der werdevollen Natur. Und ein Groll, der zyklowie jetzt verlautet, wird es ihr wahrscheinlich niemals unterbreitet pische Blöcke schleudert, trozt haßvoll in ihm auf gegen die Verwerden. Nur soviel wird bekannt, daß die Akademie sämtliche Ent- gewaltigungen, die dem Naturrecht des Lebendigen von seiten der würfe der Herren Möhring, Thyriot, Dülfer und Engler verworfen mit Strick und Stock regelnden Kultur drohen. Er hat den„ großen und daß sie in dies. Verdikt auch den kaiserlich veranlaßten Entwurf Ekel" des Herrn v. Ihne einbezogen hat. Na also: Ihne ist erledigt! Aber gemach! Der fachliche Mut der Bauakademte hat zweierlei Gesicht. Wer nicht bloß oberflächlich schaut, merkt, daß der Fasching an der Arbeit ist. Die Masten sind los.
Das Urteil der Bauakademie ist ein verteufelt pfiffiger Streich. Den Jhne- Leuten kann er passen. Sie könnten ihn selbst ausgehect haben. Der Entwurf Ihne, der den königlich preußischen Kunstabsolutismus in herrlichster Nacktheit sichtbar machte, wird aus der Standalschußlinie herausgeholt, aber gleichzeitig mit den Wettbewerb- Entwürfen, neben die er aus feinem Grunde des Rechts gehört, auf eine Bank gebracht. Warum? Um ihm für die Zukunft der Wettbewerbangelegenheit dort einen Platz von Rechts wegen an zuweisen. Denn nun wird die Regierung, wie es heißt, an das Ergebnis des Akademiegutachtens anknüpfen und einen neuen Wettbewerb ausschreiben. Und zwar zwischen den vier genannten Architekten plus Herrn v. Ihne. Die gefährliche Grenze ist passiert, der Schmuggel ist geglüdt. Die Zollwächter schlafen mit offenen Augen. Und nun kann munter weitergeschmuggelt werden. Die Zollwächter aber, die deutschen Architekten? Ja, die deutschen Architekten! Durch Monate hin haben sie bewiesen, daß sie sich mit der Faust im Sack das Aergste gefallen lassen. Nun ernten fie. Sie haben sich um allen Respekt gebracht und werden weiter ernten nach Wert und Verdienst.
Der Dichter des rebellischen Urgefühls. Aus den Sturmtagen des Naturalismus stammt der Dichterruf, der sich an den Namen Ludwig Scharf knüpft, und dies ist ein Dichter, dessen Züge durch ein Vierteljahrhundert hin ungewandelt blieben. Wie er 111 seinem ersten Ihrischen Buche, den„ Liedern eines Menschen" von 1892 war, so war er in dem zweiten, den„ Tichandala- Liedern" von 1904 und so ist er in den Gedichten, die seitdem vereinzelt da und dort, auch in unseren sozialdemokratischen Zeitungen und Zeitschriften, erschienen und irgendwann einmal als drittes Buch sich zufammenfinden werden. Was Scharfs Namen in die Reihe der Starten, die in der Ihrischen Welt unserer Zeit von Bedeutung sind, eingefügt hat, hängt also nicht zusammen mit dem papiernen Erfolg einer emfig geförderten Bücherproduktion. Man tönnte von
Vor der Gemeinheit, die die tausend Wunden Dem preisgegebenen Opfer hat geschlagen, Vor der Gemeinheit, die aus aller: Enden Wie Schlangen auf das arme Opfer schießen, Vor der Gemeinheit, die am schlimmsten ist, Wo sie mit kaltem Blick ihr Opfer mißt, Wo sie mit Allen ein Gewissen teilt Und eigne Schuld an fremdem Schuldig heilt, Zum Schluß das Opfer selber schuldig spricht, Bis es vernichtet jäh zusammenbricht.
Die ihren Federnleib wie Schiffslast balancieren. Da hören sie den Schrei des freien Stammvolts oben Und alle allzumal, die Köpfe stracks erhoben, Gewahren nun den Zug der Wandrer hoch im Raum Und plöglich wie zur Reise stehn alle auf im Traum. Doch flügellahm und matt sinkt bald ihr Kräfteregen, Und steil emporgeredt wird ihnen dumpf bewußt, Wie bei dem irren Ruf sich mehr und mehr will regen, Die tief im Herzen schläft: die alte Freiheitslust, Der Fieberrausch des Raums und warmer Küstenborde. Und voll Verwirrung rennen im Schnee sie hin und wider Und schicken auf zum Himmel schrill- heisre Wehattorde, Antwortend lang und laut dem Schwarm der wilden Brüder. Ludwig Scharf wurde am 2. Februar fünfzig Jahre alt. Eine Gruppe bekannter Münchener Schriftsteller veröffentlicht int den Zeitungen eine Adresse, die dem Schaffen dieses Dichters erhöhte Beachtung werben will. Wie weit wird ihr Wort bringen? Die breite bürgerliche Masse betreuzigt sich vor Naturen wie Scharf, denn sie stören ihre fatte Ruhe.
Notizen.
frd.
- Das Gesamt 3eitschriftenverzeichnis, das vom Bureau der deutschen Bibliothet verarbeitet wird, enthält rund 16 000 Titel auf 280 Seiten und soll Anfang Mai erscheinen. Gewaltige Gedichte der lebenden Weltliteratur, in denen er Vorträge. Professor Dr. Glazel, der belannte feine Art findet, hat Scharf in den letzten Jahren übertragen. Wer Physiker, spricht heute Dienstagabend im großen Auditorium der seine Nachdichtung des Verhaerenschen Gedichtes Revolte" Urania in der Reihe der Gelehrten- Vorträge unter Vorführung von fennt, weiß, daß er der Berufene war, dieses Gedicht in die Experimenten und Lichtbildern über Neuere Fortschritte auf dem deutsche Sprache herüberzuholen. Auch an Maupassants Ge Gebiet der telegraphischen Bilbübertragung". Am dicht„ Wildgänse" erweist er diesen Beruf: Donnerstag wiederholt Professor Dr. Georg Wegener seinen Vortrag über den Panamafanal.
Verstummt die weite Welt, kein Vogelruf mehr schallt, Weiß liegt die öde Flur, der Himmel grau geballt. Als schwarze Punkte sieht man rings nur große Raben, Die beutesuchend tief in Schnee die, Schnabel graben. Da naht vom Horizont Getöse und Alarmi,
Stommt näher, ist schon da: der wilden Gänse Schwarm! Gleich dem geschoff'nen Pfeil, die Hälse weit voran, In zügellofem Flugfo zieb'n sie ihre Bahn, Beitschend den scharfen Wind mit schwirrem Flügelpaar. Der an der Spize zieht von solcher Bilgerschar Hin über Meeresflut, ob Wald und Wüstenei, Läßt schrill und monoton, wie um zu schnellerem Gange Die Herde anzufeuern, erschallen seinen Schrei. Ein wehend Doppelband, im Winde fortgezogen, Die Karawane flattert mit feltfant fremdem Klange Und rollt ihr Riesendreied weit auf am Himmelsbogen. Doch unten über's Feld, vor Kälte steif die Glieder, Gar würdevoll einher ziehn die gefangnen Brüder. Ein Bub im Lumpenkleid führt frällernd sie spazieren,
"
Kunstabende. Ernst Lissauer liest heute abend im Papierhaus, Dessauer Straße, auf Einladung der Freien Shedentenschaft aus den ungedruckten Dichtungen: Die Chronit"," Johann Sebastian Bach "," Der große Bauernkrieg". Dem Thema Blattdeutsches Wort und Lied in Berlin " widmet die Freie Lehrervereinigung für Kunstpflege" am Freitag, den 6. d., im Bürgersaale des Rathauses einen Vortragsabend. Das Programm bringt nur Berliner plattdeutsche Dichter und Komponisten. Karten zu 1 M. bei A. Wertheim.
"
-
Kunst chronik. Zum Vorsitzenden der Vereinigung bildender Künstler, der Veranstalterin der Jury freien Kunstschau, wurde als Nachfolger Hermann Sandkuhls der Maler Harald T. Bengen gewählt. Die Kunstausstellung Der Sturm, Potsdamer Str. 134a, zeigt im Februar kollektiv die Ge mälde des russischen Expressionisten Alexei von Jawlensky . Ferner find ausgestellt neue Zeichnungen von Ostar Kokoschka, stubistische Stulpturen von Archipenko sowie neue futuristische Gemälde. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 6 und Sonntags von 11 bis 2 Uhr geöffnet.