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Hoflieferanten firma BogS u. Voigt Wenn ihr« Hoflieferantentitel auch nur ausländische sind) doch gewiß nicht als unentschuldbarer Frevel eingeschätzt wird. An dieser Art, mit einem Lehrling um- zuspringen, ist da» seltsamst«, daß offenbar niemand eS für Pflicht gehalten hat, zunächst mal die Eltern des Lehrlings z u hören. Zwar war am Abend des 27. Januar eine Postkarte an den Vater abgesandt worden, die um Auskunft darüber ersuchte, warum sein Sohn ohne Entschuldigung Iveggeblieben sei. Aber selbstverständlich gelangte diese Anfrage erst am Morgen des 28. Januar in die Hände des BaterS, und zwar zu einer Zeit, wo der Sohn sich längst auf den Weg nach dem Geschäft gemacht hatte. Dort wurde nun nicht etwa abgewartet,'welche Antwort von dem Vater eingehen würde, sondern man entließ iuxH am Vormittag den Sohn. Ein Isjähriger Lehrling erklärt:Geben Sie mir meine Bücherl" und das genügt, ihn ohne Anhörung seiner Eltern zu entlassen. DaS ist eine sehr merkwürdige Auffassung von der Bedeutung eines Lehrverh ältnisses, das bekanntlich dem Lehrherrn nicht nur Rechte gibt, sondern ihm auch Pflichten auserlegt. Die Eltern des Lehrlings G. werden wohl kein Verlangen danach haben, eine Fortsetzung deS Lehrverhältnisses durch Klage zu erzwingen. Im übrigen ist nicht mal ein schrift. licher Lehrvertrag vorhanden, so daß sie gegenüber der Firma Bogs u. Voigt ziemlich wehrlos sind. Eltern, die ihre Söhne in die Lehre geben wollen, mögen sich das zur Warnung dienen lassen. Von der neuen Obst- und Gemüsehalle. Au» dem Rathause wird geschrieben:Tie Vorbereitungen für den Bau der neuen Obst- und Geinüse. Markthalle sind im vollen Gange. Zurzeit ist man innerhalb her beteiligten Verwaltungen mit der Ausarbeitung der SpezialProjekt« beschäftigt. Diese An- lagen in Verbindung mit dem zukünftigen Westhafen lassen einen bedeutsamen Aufschwung der Handels» und Verkehrsverhältnisse Berlin » erwarten. E» ist nicht recht ersichtlich, daß, trotzdem die Ausführung beider Projekt« von den Gemeindsbehörden beschlossen ist. immer noch von einigen Jnteressentengruppen in der Oefsentlichkeit gegen da» so hochbedeutsame Unternehmen der neuen GrotzmarkthMe Stellung genommen wird." Diese Mitteilung nimmt Bezug auf eine Agitation, die neuer» dingS aus Grundbesitzerkreisen ausgeht und die sich gegen da» be» schlossene Projekt wendet. Diese Agitation dürfte aber kaum Er- folg haben, da schon viel zu lange mit der Inangriffnahme der neuen EngroS -Markthalle gezögert worden ist. Die Zustände an der Zentral-Markthalle am Alexanderplatz sind so unhaltbar ge> worden, daß da» Polizeipräsidium seit Jahr und Tag die Ber» legung fordert, und mit Recht fordert. Ein Lebensretter ertrunken. Auf dem Krüpelsee bei Cablow brachen am Sonntag zwei Schulmädchen an einer dünnen Stelle ein. Ein 14 jähriger Junge au» Zernsdorf sprang sofort nach und rettete beide Mädchen. Er selber jedoch versank lautlos in den eisigen Fluten. Rettungsarbeiten waren bis S Uhr abends vergeblich. Prophet Johannes", der vom Spandauer Schöffengericht für gemeingefährlich erklärte Kurpfuscher und- Gejundbeter aus der Gleimstratze. arbeitet mit seinem Hokuspokus zum Schaden der kranken Menschheit unentwegt weiter. Er hat. da die Dummheil nie ausstirbt, noch mehr Zulauf als sonst und äuhcrt sich sehr an» «rtennenSwert, daß ihm die Gerichte so billig Reklame machen. Jetzt heilt er zur Abwechselung mit weißem Käse, den sich die an seinen Blödsinn glaubenden Weiber nachls auf den Bauch oder auf die verehrliche Kehrseite schmieren und dazu fleißig beten müssen. Weitzenberg verbreitet ein Anerkennungsschreiben, wonach er einen von den Aerzien für unheilbar erklärten Magenkrebs durch Auf» legen von weißem Käse geheilt hat. Der Mann muß entschieden die Rote>Kreuz-Medaille haben. Auch die Aerzte sollten, anstatt zehn teure Semester zu studieren, nur noch weißen Käse ver- ordnen, dann gibtS bald keine Krankheiten mehr nach Weißen- berg. Zwei Kinde»«»rde. In der Nähe deS Marktplatzes an der Eber»siraße zu Schöneberg wurde gestern morgen auf dem Terrain der Wannseebahn die Leiche eine» neugeborenen Kinde» ge- funden, die in weiße Leinwand und Packpapier eingewickelt war. Wie angenommen wird, ist das Paket mit der Leiche aus einem fahrenden Wannseezug geworfen worden. Die Polizei hat umfangreiche Nachforschungen angestellt, bisher aber noch nichts er- mitleln können. Auf einen KindeSmord deutet auch ein Fund hin, der gestern morgen in der Magazinstraße gemacht wurde. Dort wurde in dem Reisekorb eines Drenstmädchen» zwischen Wäsche versteckt die Leiche eines neugeborenen Knaben gefunden. Die Müller wrrrde nach dem Virchow-KrankenhauS gebrachl. Die Leiche wird im Schauhaus obduzieri werden, um festzustellen, ob da» Kind gelebt hat oder tot zur Welt gekommen ist. Winter in der Schweiz . ES gibt große Annehmlichkeiten des Winters, allerdings nicht für jene vielen Tausende, die wie in der letzten Frostperiooe hun- aernd, frierend und oft ohne Heim auf der Straße umherirren. Diesen vom Tische deS Lebens Gestoßenen erweist sich der Winter als eine furchtbare Marter. Zum hohen Lebensgenuß, zum Nerven- auffrischer wird er jenen, die, reichlich mit irdischen Glücksgütern versehen, sorglos durchs Leben gehen. Sie treibt die Langeweile in jene Gegenden der Erde, die im Zeitalter des Verkehrs und der kapitalistischen EntWickelung auch im Winter als Tummelplätze der internationalen Lebewelt gelten. Wer weder die prächtigsten Winter- und Gebirgslandschaften gesehen, noch beobachtet hat, wie sich der Reichtum die lebenspendenden Kräfte der klaren winterlichen GebirgSluft zunutze macht, der mag die naturgetreuen Abbilder be- trachten, die gegenwärtig im wissenschaftlichen Theater der Urania, Taubenstraßc, vor den Augen der Zuhörer vor- überziehen. Unter dem Titel:Winter in der Schweiz " führt der Vortragende, Herr Professor Dr. Leo Wehrlr(Zürich ), die An- wesenden in die reiche Pracht des Gebirgswinters. Dem Stuben- Hocker, der sich bei starkem Frost vielleicht nur hin und wieder über die kunstvollen Eisblumen an den Fensterscheiben ergötzt, wird bald klar, daß- der Winter einem Kunsthandwerker gleich die Natur gestaltet. Schon auf derBahnfahrt" ziehen prächtige Winterlandschaften vor unseren Augen vorüber; die Obstbäume täuschen den Blütenzauber des Frühlings vor. Und werden wir dann gar auf die Höhen des Gebirges geführt, so bietet sich uns «in überwältigendes Bild: unter uns ein dichtes Nebelmeer, über dem stahlblaue Gebirgsriesen emporragen. Wir besuchen den Wetteruracher auf St. Gotthard im Santis-Observatorium, der hier oft in furchtbaren Stürmen seines Amtes waltet. So un- angenehm, gefahr- und entbehrungsvoll diese Mission der Wissen- schaft sein mag eines kommt uns zum Bewußtsein, nämlich: daß eS in diesem hohen GebirgSäther so manche Entschädigung gibt. Während der Vortragende die Zuhörer im ersten Teile seines be- handelten Themas mit all den Winterbildern der Schweiz bekannt macht, lenkt er im zweiten Teile die Aufmerksamkeit derselben auf den in den Schweizer Winterkurorten herrschenden Winter- spart. Ter Film ließ uns erkennen, daß die hier Erholung inchende Creme der Gesellschaft erfinderisch ist in der Anwendung deS Wintersports. Das Trabfahren ist nicht nur Mode auf unseren Rennbahnen, sondern auch in den Schweizer Winterkurorten und die dem Skisport Huldigenden- begnügen sich nicht allein damit, ei umherzutollen, sondern sie lassen sich zuweilen von Autos, ferden, ja Hunden ziehen. Ein solches Vergnügen erweist sich allerdings oft als großes Wagnis. Doch Uebermut und Wohlleben schreckt davor nicht zurück. M,t farbenprächtigen Bildern schloß der Bortrag, der einem großen Teil der Zuhörer nur erneut zum Be- wußtsein brachte, daß die Natur uns wohl einen unermeßlichen Reichtum abwechselnder Schönheit, eine unerschöpfliche Quelle leben- spendender Kraft bietet, daß alle die Wohltaten aber leider ver- schlössen bleiben denjenigen, die die Begründer und Erzeuger alles kulturellen Daseins sind._ Zeuge» gesucht. Perionen, die am 18. November 1913 Zeugen deS Renconires zwisiben dem Kutscher eines Möbelwagens und einem Radfahrer am Lützowplotz(Scdillstraße und Ecke Lützow-Ufer) waren, werden um Angabe ihrer Adresse an Rechtsanwalt Kurt Rosenfeld , Spandauer Brücke 1s, gebeten. vorottnachrichten. Neukölln . Aus dem Neuköllner Krankenhaus zu Buckow . Unsere Mitteilung(in Nr. 28), daß gegen das Neuköllner Krankenhaus der Vorwurf erhoben worden ist. in ihm habe ein mit Diphtherie eingeliefertes Kind sich eine Ge- sdblechtSkrankheit geholt, ist dem Magistrat peinlich. Er schickt uns eine Zuschrift, von der er meint, daß sie eineBerichti- gung" sei und er ihre Aufnahmegemäß(j 11 des PreßgeietzeS" fordern könne. Seine Erwiderung entspricht nicht im entferntesten den Vorschriften, deren Beachtung im Preßgesetz er sollte sich dieses Gesetz einmal ansehen I auch denBerichtigern" auferlegt wird. Weitschweifig erzählt uns der Magistrat ein Langes und Breites über all das, was wir unter Benutzung eines an den Vater jenes Kindes gerichteten Schreibens der Krankenhausdeputation bereits in unserem Artikel gleichfalls lang und breit genug dar­gelegt haben. Er bestreitet nicht unsere Angabe, daß das vier- jährige Mädchen mit Diphtherie eingeliefert wurde, vom 19. Ro- vember ab SV, Wochen in Diphlheriestation 14 b bezw. zuletzt in einer dazu gehörenden Baracke lag und am 13. Dezember auf An- ordnung deS Krankenhauses als.gebeilt" entlassen wurde. Er äußert auch keinen Zweifel gegenüber der weiteren Angabe, daß an dem Kinde noch am Abend des EntlassungStages die Eltern deutliche Spuren eines Trippers entdeckten, die sie allerding» nicht sogleich richtig beurteilten. Bestätigen muß er, daß in derselben Station 14b, in der jenes diphtheriekranke Kind lag, ein als tripperkrank behandelte» Kind wegen einer auch bei ihm aufgetretenen Diphtherie untergebracht wurde. Der Magistrat wiederholt die schon in unserem Arsitel wiedergegebene Versicherung der KrankenhouSdeputation. daß besondere Vorsichtsmaßregeln ge- troffen worden seien. Die strengen Anweisungen de« Arzte« seien von dem Wartepersonal befolgt worden, fügt er hinzu. Dagegen unterläßt er leider, die von uns aufgeworfene Frage zu beantworten, ob das tripperkranke Kind in der Diphtherie - station eine besondere Wärterin hatte oder von einer gemeinsamen Wärterin mitbesorgt wurde. Wozu schildert uns der Magistrat, da doch im vorliegenden Fall eine Isolierung in be- sonderem Raum nicht stattfand, die Jsolierabteilungen und die sonst zur Verfügung stehenden Räume für Sonderisolierung? Sehr überflüssig ist auch sein nowmaligeS Gerede über die vier Kinder, die sür eine Racbt in zwei große Bellen gelegt wurden, weil Diphtheriestation und Baracke überfüllt waren. Auch da» sagte schon unser Artikel, ebenso, daß bei ihnen Diphtheriebazillen sich nicht mehr nachweisen ließen und daß unter diesen vieren nicht das tripperkranke Kind war. Auf unsere Bemerkung. Reservebetten seien nicht zur Stelle gewesen, erwidert die Zuschrift, daß die Reservebetten milbelegt waren und Ersatz aus anderen Stationen zu so später Stunde nicht herangeschafft werden konnte. Am anderen Morgen sei für die nolwendigenErsatzbetten.selbstverständlich sofort" gesorgt worden. DaS soll eine.Widerlegung' sein! Wa» bezweckt denn eigentlich der Magistrat mit seiner Erwiderung? Wir haben lange nicht so gelacht, wie über diese schnurrige.Berichtigung". In einem einzigen Falle macht die Zuschritt den Versuch, elwaS als.tatsächlich un­richtig" nachzuweisen. Als der Vater sein nun an Tripper er- krankleS Kind wieder dem Krankenhaus übergeben hatte, soll ihm auf seine Frage nach der Art der Krankheit ein Arzt deS Kranken­hauses nicht, wie wir meldeten, gesagt haben:.Na, Sie wissen dock I" Er habe den Vater ermahnt, mit seiner Behauptung einer im krankenhau» erfolgten Ansteckung vorsichtig zu sein. Wich- tigkeitl Ob der Arzt dem Vater gesagt(wie dieser noch jetzt aufrecht eihält) oder nicht gesagt hat, daß er.doch wisse", ist für die Schuldfrage sehr nebensächlich. Die Zuschrift erklärt, ein Verschulden treffe da's Krankenhaus nicht, darum könne auch nicht auf Zahlung ber Kosten für die erneute Krankenhauspflege verzichtet werden. Sie schließt:Bei den vollkommenen Einrichtungen unsere« Kranken- Hauses können wir ohne Besorgnis einein gerichtlichen Verfahren zur Klärung der Erstattungipflicht entgegensehen." Will uns der Ma- gistrat nicht sagen, wem er die Schuld beimißt? 3ftz Wochen hin­durch ist das Kind so vollständig von der Außenwelt abgeschlossen gewesen, daß selbst die Eltern es stet» nur durch ein Fenster be- trachten durften. Nach erfolgter Ansteckung braucht Tripper bis zum Ausbruch nicht mehrere Wocben, sondern einige Tage. Soll das Kind erst nach der Entlassung angesteckt worden sein und dann noch an demselben Tage schon nach wenigen Stunden deutliche Spuren eines Tripper» gezeigt haben? Oda soll eS die Ansteckung schon in das Krankenhaus mitgebracht haben und dann dort der zum Ausbruch gekommene Tripper Wochen hindurch unbemerkt ge- blieben sein? Wir sind neugierig, welche dieser beiden Unmöglich- keilen der Magistrat in einem gerichtlichen Verfahren für sich geltend machen wird._ Steglitz . Die Gcmeindrwählerliste ungültig? Von unseren Genossen ist gegen die Gültigkeit der Geniemdewählerliste Einspruch erhoben worden. Die Geineindeverlretung hatte vor einigen Jahren«in Ortsstatu« beschlossen, wonach die Abgrenzung der Wählerabreiliingen nach dem Grundsatz de» 1>/2-Durchschnitls aufzustellen ist. Diese« Ortsstatut wurde aber vom Gemeindevorstand nach dem Oberver- waltungSgerichlSurteil in Sachen Neukölln nicht mehr in Anwendung gebracht, da dies Prinzip in dem vorliegenden Fall den gesetzlichen Bestimmungen widerspricht. Der Gemeindevorstand nabm die Auf- stellung nach dem Prinzip der Drittelung vor, entsprechend dem Gesetz und den Entscheidungen deS Oderverwaltungsgerichts. Die Wirkung ist folgende: In der I. Abteilung beträgt die Gesamt- steuersumme 1 142 698, öS M., in der El. Abtellung 1 141 615,08 M.. in der III. Abteilung 1 141 104,90 M. Die III. Abteilung schließt mit einer oberen Grenze von 2V9.40 M. Steuern ab. Der Ge- meindevorstand hat bei derAbgrenzung der Wählerabteilungen folgendes übersehen: Das Gesetz über die Dreiklassenwahlin den preußischen Stadt- und Landgemeinden bestimmt, daß in den Gemeinden, die nach der letzten Volkszählung mehr als 10000 Einwohner zählen, die nach ß 1 des Gesetzes.erfolgte" Drittelung derart verändert wird, daß jeder Wähler, der mehr al« den im Durchschnitt auf einen Wähler in der Gemeinde entfallenden Steuerbetrag entrichtet, stet« der zweiten bezw. ersten Abteilung zuzuweisen ist. Bei der Berechnung des Durchschnitts sind in Abzug zu bringen 31S Wähler, die nach dem Kommunalabgabengesetz Staats- bezw. Gemeindeabgaben nicht zu entrichten haben, mit einer Geiamlsteuersumme von 294 478,35 M. Für die Ermittelung de« Durchschnitt» sind in Berechnung zu ziehen 15 966 Wähler mit einer Gesamtsteuersumme von 3 131 040,23 M, so daß un Durchschnitt auf den einzelnen Wähler«in Betrag von 196,10 M. Steuer entfällt: Alle Wähler, die mehr al« diesen Belrog an Sieuern entrichten, sind nach dem Gesetz und den Enlscheidungen des OberverwaltungSgerichlS der zweiten Abteilung oder der ersten zuzuweisen. Nach der aufgestellten Wählerliste sind aber noch Wähler der dritten Abteilung diejenigen, die bis 259,40 M. zahlen. Die Abgrenzung der Wählerabteilungen entspricht alio nicht den gesetz- lichen Bestimmungen, demzufolge ist die Wählerliste ungültig. Es ist abzuwarten, ob die Gemeindevertretung sich diese Schluß- folgerung zu eigen machen wird. Schöneberg . Di« verhafteten Kausleute Richard Magnus, Adolf Klein und Büchsenmacher Herzberg sind nach eingehendem Verhör au» der Haft entlassen worden. Nach einer Meldung soll sich herausgestellt haben, daß die Firma 2000 M. Verpflichtlmgen hatte, wovon 1500 M. inzwischen bereits getilgt worden sind. Lankwitz . In der gut besuchten Generalvenammlupg des Wahlvereins erstattete der Vorsitzende, Genosse Schimmeier, den Vorstandsbericht vom 3. Quartal. Leider könne der Bericht nicht günstig bezeichnet werden. Hinzukomme, daß der Inhaber des Vereinslokals. H. Schulz, dieses für die Sitzungen deS Wahlvereins zurückgezogen habe. Die Gründe für diese Maßnahme seien wohl zu suchen in baupolizeilichen Schwierigkeiten, die ihm als sozialdemokratischen Bereinswirt von der hiesigen Ortsbehörde bereitet werden. Trotz aller schikanösen Bestrebungen des Ortsgewaltigen, den Wahlverein obdachlos zu machen, werbe die hiesigen Genossen zu immer regerer Agitation anspornen. Der vom Genossen Kisier erstattete Kassenbericht ergab an Einnahmen 297 M.. an Ausgaben 267 M. Der vom Genossen Radicke erstattete Gemeindevertreterbericht konnte aus dem Grunde kurz sein, weil fast alle Gemeindeangelegenheiten durch den kollegialischen Gemeindevorstand, ohne Zutun der Gc- meindevertretung, erledigt werden. Als Kandidaten zur bevor- stehenden Gemeindewahl wurden die Genossen Radicke, Lange und Hinze nominiert. Mit einem erneuten Hinweis zu recht reger Be- teiligung aller Genossen an den Wahlarbeiten schloß die Ver- sammlung. Tegel . Die Attentate ber SoldateSka und der Scharfmacher." Mit diesem Thema beswäsligte sich eine stark besuchte Versammlung, in welcher der Reichstagsabgeordnele Alwin Brandes referierte. In seinem Vortrage kritifierle Redner das Verhalten der Scharfmacher in der Presse sowohl wie im Reichstage, die dabei sind, durch Ver- bot des StreikpostenstehenS das Koalitionsrecht der Arbeiterschaft illusorisch zu machen. Auch die Freisprechung deS Oberst Reuter sowie des Leutnani» Forstner unterzog der Redner einer scharfen Kritik. Reicher Beifall folgte seinen Ausführungen. Zum Schluß wies der Vorsitzende auf die Gememdeverirelerwohlen hin, mit denen sich in nächster Zeil eine öffentliche Versammlung beschäftigen würde. Zu den bevorstehenden Gewerbegerichlswahlen habe sich jeder am Orte wohnende oder arbeilende Wablberechiigte in die Liste eintragen zu lassen, da er sonst kein Wahlrecht besitzt; die Liste liegt nur noch bis einschließlich 7. Februar, nachmittags von S 6 Uhr, aus._ Versammlungen. Ter Zentralverband der Dachdecker� hielt eine gut besuchte Generalversammlung bei Wilke in der Sebastianstrahe ab. Ter Kassierer erstaltete den Kassenbericht vom 4. Quartal 1913. Die Einnahmen betrugen mit dem Bestand vom vorhergehenden Quartal 6144,40 M. Die Ausgaben 3042,71 M. Bleibt am 1. Januar 1914 ein Bestand von 3101,69 M. Dann nahmen die Mitglieder Stellung zum Geschäftsbericht des Vorstandes. Der Vorsitzende Görnitz ergänzte in längeren Ausführungen den Geschäftsbericht. der den Mitgliedern, durch Schreibmaschine vervielfältigt, zugestellt war. Danach hatte der Vorstand zweimal den Versuch gemacht, mit den Arbeitgebern zu einem Tarifvertrag zu kommen. Die Unter- nehmer haben sich aber stets ablehnend verhalten. Jedesmal haben sie geantwortet:Der Zentralverband soll sich nur den Abmachun- gen mit der Freien Vereinigung anschließen." Die Unternehmer leben noch in dem Wahn, mit der Freien Vereinigung können sie alles erreichen. Wie eS aber mit der Freien Vereinigung bestellt ist, das haben die am I. Januar 1914 vollzogenen Wahlen zum Ge- sellenauSschuß und die Wahlen der JnnungSschiedSgerichtSbeisitzer bewiesen. Bei der Wahl zum Gesellenausschutz wurden für die Freie Bereinigung 47 Stimmen abgegeben, für den Zentralverband dagegen 67 Stimmen. Bei der Wahl der SchiedSgerichtSbeisitzer erhielten die Gelben 61 Stimmen, für die Kandidaten des Zentral- Verbandes wurden 106 Stimmen abgegeben. Zu dieser Wahl hatten die Gelben und die Unternehmer alles aufgeboten, um für sich den Sieg zu erringen. In recht zutreffender Weife schilderte Görnitz auch den TerroriSmuS, den die Unternehmer anwenden, um die Mitglieder in die gelbe Organisation zu pressen. Von diesem Gesichtspunkte au» betrachtet ist auch der Mitgliederrückgang zu verstehen. Zum Schluß forderte er alle Mitglieder zur emsigsten Mitarbeit auf. Die Diskussion über den Geschäftsbericht war eine recht lebhafte und sachliche. Irgendwelche Beschwerden wurden von den Mitgliedern nicht erhoben. Es wurde dann die Neuwahl deS Vorstandes vorgenommen. Als Vorsitzender wurde Görnitz einstimmig wiedergewählt. Desgleichen A l t h a u s als zweiter Vorsitzender, W e i S k e als Kassierer, Stolzenhain als zweiter Kassierer und Ernst Beutber als Schriftführer. Als Beisitzer wurden Otto Block, Richaro S ch o n a ck, Eduard Welze! und Emil F ö d e gewählt. Das ruchlose Treibe« der Scharfmacher und ihrer gelben Kum- pane beschäftigte eine gut besuchte Versammlung der Arbeiterschaft der SiemenS-Werke im großen Saal des Moabiter Gesellschafts- Hauses. Der Referent. Dr. Rudolf Breitscheid , ging auf die so- genanntePropagandaversammlung der Gelben", die am 20. Ja- nuar 1914 im Kriegervereinshaus tagte, ein und zerpflückte be- sonders die nach dem Bericht imBund" dort von Dr. Nathan- f o n gemachten Ausführungen. An der Hand reichhaltigen Material» beleuchtete der Referent dann da» Treiben der Unternehmer und sonstiger Scharfmacher gegen das Koalitionsrecht und zeigte, wie sich die Obergelben als Handlanger der Reaktion und damit als Verräter der Arbeiterinteressen betätigen. Er verglich sie mit den Landsknechten des Mittelalters, die für Geld von jedermann zu haben waren. Mit scharfer Kritik beleuchtete er da» ganze gelbe System und führte den Siemensarbeitern vor Augen, wie not- wendig es sei, sich mehr denn je zum Kampf zu rüsten gegen die niederträchtigen Pläne der Scharfmacher. Minutenlanger Beifall bezeugte, daß Dr. Breitscheid allen Anwesenden au» der Seele ge- sprachen hatte. Eine Diskussion wurde nicht beliebt. Der Ver- sammlungsleiter Lück schilderte dann noch kurz, wie die gelbe Propagandaversammlung" unter Ausschluß der Oefsentlichkeit tagte, so daß keine Möglichkeit gegeben war, den gelben Phrasen des Sekretärs der Industriellen, Dr. Sch n e i d e r. Dr. Nathan- s o n S und des Renommierarbeiters Glathe, entgegenzutreten. Nur gegen Einlaßkarten, die auf den Namen deS Betreffenden aus- gestellt waren, wurde Eintritt gewährt. Jede» muhte förmlich Spießruten laufen durch den Stab gelber Funktionäre. Gelbe Vertrauensleute durchquerten den Saal, um etwa verdächtige Per- fönen(freigewerkschaftliche Arbeiter) ausfindig zu machen. Tie gelben Macher hatten große Besorgnis und versuchten eine etwaige Opposition von vornherein mundtot zu machen. Unter Führung des Obergelben Lehmann, über den jetzt sorühmliche" Ge- rüchte verbreitet werden, hatte sich eine gelbe Truppe mit.Radau-