Diskussion über den Antrag wegzugeben. Es ist uns privatimmitgetheilt worden, daß auf keiner Seite des Hauses eine Ge-neiglheit bestehe.� irgend einen Punkt unseres Antrages anzu-nehnien, als höchstens die Abschaffung der nummerirten Stimm-zettel. Wenn Sie sonst nichts als diese ganz untergeordneteSache annehmen wollen, dann können Sie ganzruhig auch die nummerirten Stimmzettel noch be-hallen. Es geht daraus hervor, daß Sie die unterdrücktenVolksklassen nicht zu ihrem Rechte kommen lassen wollen. Wirkonnten das schon daraus erwarten, was Dr. Orterer bei derWahlgesetz Debatte gesagt hat. Das beweist nichts Anderes,als daß Sie auf beiden Seiten an dem Klassenregiment, durch»velches eine große Anzahl von Leuten in seinen Rechten ver-kürzt wird, festhalte». Das wollte ich feststellen, damit manin, Lande draußen sieht, warum Sie von unfern Anträgennichts wissen wollen.Der Antrag Löwenstein wird hierauf mit allen gegendie Stimmen der Sozialdemokraten und des VolksparteilersWießner abgelehnt.Tie„Frankfurter Zeitung" bemerkt hierzu ganz treffend:Die Art, in der heute die Abgeordnetenkammer die sozial-demokratischen Anträge aus Beseitigung effektiver Mißständein der B ü r g e r r e ch t s f r a g e und in Sache» der Gemeinde-wählen abgelhan hat, ist in der Geschichte desbayrischen Parlamentarismus noch nicht vor-gekommen. Man spricht doch über eine Sache, wenn sievernünftig ist. Aber die Kammer schloß die Diskussion nachder Begründung des Antragstellers, also ohne Diskussion, undlehnte dann den Antrag einfach ab. Weder aus dem Wesendes Antrages, noch aus dem Tone der Ausführungen des An-tragsiellers ist ei» Milderungsgrund für dieses gewallthätigeVerfahren abzuleiten. Wenn ein bischen Liberalismus noch inunseren Liberalen steckte, hätten sie einen ähnlichen Antraglängst stellen müssen und nicht erst die Sozialdemokratenkommen lassen sollen. Daß sie nun gar den Antrag derartmitbegraben halfen, ist ein nicht geringer Makel für sie. Derbayerische Liberalismus macht sich im Schlepptau der Kleri-kale» von Tag zu Tag hübscher. Einerseits selbst garnichtsleisten, andererseits den reaktionärsten Bestrebungen Beihilfestellen, das ist das Wesen der heutigen Kammerliberalen. Voneiner Partei kann man da kaum mehr reden.—Ultramontaue Flunkerei. Tie.Germania" brachtein ihrer Nr. 13 vom 18. Januar eine Korrespondenz ausSchlesien über die Nachwahl im Reichstags-Wahlkreis Neu-sladt i. Sehl., in der von der Agitation unserer Genossenfolgendes behauptet wurde:„Es wurden sogar Zettel vertheilt(ein Original liegt unsvor), auf welchen es hieß:„Wählt nur Stolpe(Kandidat dersozialdemokratischen Partei), dann dürft Ihr nicht mehrarbeiten, dann kostet das Brot nur 20 Pf., ein Pfund Fleisch10 Ps. ic., dann seit Ihr alle glücklich."Tie„Germania", deren Korrespondent sich für seineAngaben auf die„Fra,lkenstein°Münsterer Zeitung" beruft,bezeichnet eine solche Agitation als„ordinären Gimpelfang"und„frevelhaftes Spiel". Wir müssen dem frommen Blatterecht geben, die Frage ist nur, von wem ver Gimpelsangversucht wurde und das frevelhafte Spiel ausging.Daß unsere Genossen den plumpen Täuschnngsversuchnicht gemacht haben, davon waren wir von Anfang anüberzeugt; trotzdem wandten wir uns an unseren GenossenH. S t o l p e, der in Neustadt kandidirte, und baten ihn umAuskunft. Dieselbe ist jetzt eingegangen und lautet:.Werther Genosse! Selbstverständlich ist an der Geschichtekein wahres Wort. Sollten wirklich derartige Zettelverlheilt worden sein(ich erhalte gleichzeitig von Neustadt«inen Brief, indem sicher etwas erwähnt worden wäre, wennes auf Wahrheit beruhte), so sind dieselben z weisels-ohne von den schwarzen Gesellen selb st ver-theilt worden, um uns lächerlich zu machen.Es könnte dies höchstens aus den entlegenen Dörfern geschehensein. In der Stadt und Umgegend sind uns keine zu Gesichtgekommen. Sie können die Angaben der„Germania" ruhigals eine ganz gemeine Lüge brandmarken. H. Stolpe."Jetzt hat die„Germania" das Wort!—Das Manchestcrthum ist in Deutschland mausetod t,dies wird nun feierlich zugestanden, indem das„wissen-schaftliche" Organ dieser wirthschaftlichen Richtung, dieVierteljahrsschrift für Volkswirtschaft, Kulturgeschichteund Politik ihr Erscheinen eingestellt hat.—Tie Macht des Sozialismus i» Frankreich hat sichvon neuem gezeigt: die sozialistische Kammerfraktion, die zuBeginn der Session das Ministerium Tupuy stürzte, hättevorgestern um ein Haar das Ministerium Casimir Periergestürzt. Und wieder war es I a u r ö s, der als Rednerdie Sozialisten vertrat. Es handelte sich um einen Fraktions-Autrag, welcher die„Ersparnisse" der Rcntenkonversion imBetrage von 67 Millionen Franks für die E n t l a st u n gdes ländlichen Besitzes, und zwar derKlein- und Mittelbauern zu verwenden heischt.Dieser Antrag wurde in zwei Theile getheilt, die hinter-einander von der Kammer angenommen wurden; erblieb aber bei der Gesammtabstimmung in der Minorität,weil das Ministerium, ganz konsternirt, die Vertrauensfragestellte. Die Wirkung in der Kammer und im Land wareine ungeheuere. Der Vaillant'sche Kochtopf ist vergessen undHerr Casimir Perier hat seine ersteWarnung erhalten.Der Korrespondent der„Kreuzztg.'sagt über das Ereigniß:Der Antrag Jaurüs ward in zwei Theile getheilt; dererste fordert, daß die erzielten Ersparnisse zur Entlastung desGrundbesitzes verwerthet werden; der zweite, daß die Be-stimmung des ersten auf die, welche ihren Besitz verpachten,nicht anzuwenden sei. Für beide Theile fand sich eine Mehr-heil, für den zweiten sogar eine große. Als indessen über denGesaiumtantrag abgestimmt werden sollte, hatte der Umstand,daß der Finanzminisler im Namen der Regierung die Ver-trauenssrage stellte, daß der herbeieilende Easinnr Periergegen die Verquickung einer rein finanziellen Frage miteiner wirrhschastSpolitischen Steuerfrage Einspruch erhob,daß ein Ministerium Goblet drohte, seine Wirkung nichtrerfehlt. Der Gesammtantrag ward abgelehnt. Aber es istnicht zu leugnen: Das Ansehen der Regierungist geschwächt worden, die Kammer hatsich gründ-l i ch b l a m i r t, sich kopsloser gezeigt, als die vorhergehende,was viel besagen will. Die„Umwandlung" der Kammer, dieihre eigene Abstimmung nach kaum fünfzehn Minuten kassirt,ist weit erstaunlicher, als die der Rente.Nur die Sozialisten haben in der gestrigen Sitzung ge-erntet, vor allen: Jaurßs. der sich als«inen Redner erstenRanges erweist. Besonders interessant war seine Bemerkung,daß er gegen die Rentenumwandlung durchaus nichts habe,da sie in erster Linie den Sozialisten zu gute komme; werdedoch der kleine Rentner durch die Verringerrung seiner dürf-tigen Einnahmen imnier mehr zum Proletarier herabgedrückt.Mit ihm aber verschwinde der mächtigste Wall, den dieBourgeoisie dem Ansturm des vierten Standes entgegenzu-setzen habe.Die gestrigen Abstimmungen in der Kammer, bei denen sichdie Monarchisten und der linke Flügel der Republikaner.wie in der guten alten Zeit, wieder zusammengefundenhalten, zeigen jedenfalls aufs klarste, daß die Situanon derMinisterien seit den Neuwahlen sich nicht so verändert hat,wie die Optimisten, mit dem„Temps" an der Spitze, hofftenund daß von der vielbegehrten zuverlässigen Regierungs-Mehrheit noch immer nichts zu spüren ist.Man sieht, wie richtig unfer Korrespondent(Zallus dieSituation tn der französischen Kammer geschildert hat.Die„feste Majorität" fehlt heute, ebenso wie sie vor derWahl gefehlt hat. Der Unterschied ist nur der: seit derWahl ist ein fester Kern vorhanden: die sozialistischeGruppe, die jeden Augenblick diese schwankende Majoritätdurchbrechen und zerstäuben kann.—Von den französischen Grubenbesitzern. Aus Pariswird uns geschrieben: Wenn die Arbeiter zu ihren Gunsten auchnur die mindeste Intervention vom Staat oder den Gemeindenverlangen, sei es auch nur, daß es sich darum handle, Kindernkeine längere Arbeitszeit als Pferden aufzubürden oder etwa eineGemeinde-Apolheke zu errichten, welch ein Sturm erbebt sich danicht gleich in allen kapitalistischen Blättern. Wie wird da nichtüber den Sozialismus, den Kollektivismus, die Verletzung derPrinzipien von 1789 und sonst dergleichen gewettert. Sobaldsich aber nur ein paar große Unternehmer zusammenthuu, umfür ihre Interessen die Hilfe des Staates oder der Gemeindenin Anspruch zu nehnien, da können sie dreist verlangen, es solleihnen alles tributpflichtig werden, und es wird sich in all denplutokralischen Blättern kein Lüftchen dagegen regen. Freilich,wenn irgendwo die Unternehmer die Intervention des Staatesverlangen, um ihre Kassen leichter zu füllen, dann thun sie diesbeileibe nicht in ihrem eigenen Interesse. So selbstsüchtig istkein Unternehmer. Nein, sie erfüllen mit ihrem Verlangen viel-mehr eine patriotische Pflicht, denn nicht um ihre Interessenhandelt es sich da, sondern um die der n a l i v n a l e n A r-b e i t, des n a t i o n a l e n R e i ch t h n m s. O, wir scherzennicht und übertreiben auch nicht. Im Pas de Calais hat sich einaus Grubeninteressenten bestehendes Aktionskomitee gebildet, dasdieser Tage eine Delegation an den Arbeilsminister entsandte,um ihm darzulegen, daß es an der Zeit sei, den Produktenihrer Industrie neue Absatzmärkte zu eröffnen und sobald alsmöglich aufzuböre», den Nachbarländern, die jährlich über10 Millionen Tonnen Kohlen in Frankreich einführen, tribut-pflichtig zu sein, um solcherart— wie sich Herr Deprez,Senator von Pas de Calais und Führer der Dele-gation ausdrückie—„die nationale Arbeit und denöffentlichen Reichthum zu fördern." Zu diesem Behufeverlangen diese patriotischen Herren blos: I. eine allgemeineHerabsetzung der Eisenbahn-TransOorttarife für französische Steinkohlen; 2. die Einführung von Spezialtarifen zu ermäßigtemPreise für die Zonen, innerhalb deren die ausländische Konkurrenzsich am meisten fühlbar macht; 3. die Verpflichtung für alleEisenbahn- Gesellschaften und Staatsverwaltungen nur ein-heimische Kohle zu verwenden und 4. die Erbauung des Nord-kanals. Die Erfüllung der ersten drei Forderungen würde zwardie Reineinnahmen der Eisenbahnen bedeutend schmälern,aber dafür hat ja der Staat die Zinsengarantie über-nommen, so daß die Herren Eisenbahn-Aktionäre in keinem Falle�zu kurz kämen, und im Nothfalle könnten ja die Eisenbahnbedienstetenetwas intensiver angestrengt werden und dadurch nicht nurEntlassungen vorgenommen, sondern diese auch zugleich zurDrückung der Löhne der verbleibenden Arbeiter benutzt werden.Und da dies ja nur geschähe, um die nationale Arbeil und dennationalen Reichthum zu fordern, könnten die dadurch belroffe-nen Arbeiter, sofern sie keine„Vaterlandslosen" oder«Anti-Patrioten" sind, kaum etwas einzuwenden haben. Auch der viertePunkt, die Errichtung des Nordkanals, bietet keine Schwierig-keit. Bedarf es hierzu auch vieler Millionen, so bleibt doch dieHauptsache, daß sie vorhanden seien oder wenigstens die Quelle,aus der sie geschöpft werden können. Auch dafür haben dieGrubenbesitzer gesorgt, indem sie durch ihre Delegation auf dieRentenkonversion hinweisen ließen, bei der einige sechzigMillionen abfallen werde». Im Nothfalle sind siepatriotisch genug, sich gegen einen Extraprofit miteiner gewiffe» Summe am Kanalbau zu betheiligen.Was thuu die Herren nicht, wenn es der Förderung des öffent-lichen Reichthums gilt, besonders wenn die Förderung gleich-bedeutend mit einem Steigen ihrer Aktien ist? Kann es darumrechtmäßigere Forderungen geben, als die. welche die Gruben-gesellschnstcn a» die Regierung stellen? Der Sprecher der Dele-gation konnte darum mir Recht schließen: �.Die Regierung derRepublik, die eine Regierung der Gerechtigkeit ist, wird unserenrechtmäßigen Forderungen gerecht werden." Ja, sie wird diesum so mehr, als der reichste Grubenaklionär Ministerpräsident istund die Kanimerniajorität wie die kapitalistische Presse vor allemfür„Geschäfte" sind.Crispi a» der Arbeit. In Sizilien und Mittel-italien Belagerungszustand, Kriegsgerichte und rücksichts-lose Anwendung der äußersten Gewaltmittel. Von stand-rechtlichen Erschießungen verlautet noch nichts— aber auchdiese Blüthe ueuitalienischer Königspolitik wird uns nichterspart bleiben. Wie es im Lande aiiIsicht, davon wissenwir nicht mehr als wir von Rußland wissen. KeineDepesche, keine Nachricht wird fortgelassen, die nicht dieZensur passirt hat. Von den verheißenen„sozialen Reformen"ist es ganz still; und Herr Crispi läßt durcheins seiner Reptilien� in der„Kölnischen Zeitung"ganz ungcnirt erklären:„Gegen die Anarchisten(Herr Crispi stenipelt hartnäckig jeden Gegner der Regie-rung zum„Anarchisten." R. d. V.) giebt es nur c i n Mittel.:die rücksichtslose Anwendung der Gewalt,und damit wird es der Regierung auch gelingen, desanarchistischen Verbrecherthums Herr zu werden-, ohnedaß sie an soziale Reformen in jenenGegenden zu denken braucht."Was heute von Massa-Carrara gesagt wird, wirdmorgen von Sizilien gesagt werden."Wer noch an der Mission Crispi's, die Monarchie zuGrunde zu richten, zweifelte, der wird jetzt von seinenZweifeln geheilt sein.—Die„Jndependent Labor Party" wird AnfangFebruar, wie uns aus London geschrieben wird, inManchesterihren zweiten Kongreß abhalten. Nicht alle Erwartungen,die ihre Gründung erweckt hat, sind in Erfüllung gegangen,ihre Agitation hat unter der für eine junge Partei zustark föderalistischen Organisation und dem infolge dessenunvermeidlichen Geldmangel sehr gelitten und ihrer Aus-breitung hat der Verdacht, sie sei nur eine von Championmit Torygcld lancirte Gründung sehr geschadet. Trotzdemhat sie vor allem im industriellen Norden recht Tüchtigesgeleistet und, ebenso wie die Sozialdemokratische Föderation,eine ganze Anzahl von Sektionen ins Leben gerufen, diezum Theil eine rege Thätigkeit entfalten. Es steht daher zuhoffen, daß der Kongreß ein gut besuchter sein und dasWerk der Agitation und Organisation ein gutes Stückweiter fördern wird. Ich glaube im Namen der Leser des„Vorwärts" zu sprechen, wenn ich den Delegirten dazu vonHerzen Glück wünsche.—Vclvkeinclckriihken.Enlcnburgerei. Mit Recht hat der sekrete Erlaß despreußischen Ministers des Innern gegen die Sozialdemokratie,den der„Vorwärts" unlängst abgedruckt, Auffehen erregt. Wir.freilich waren darüber nicht erstaunt, denn wir wissen, daß imGeheimen manche Fäden gesponnen werden, die dann als Neyzusammengefllat zum Fang benutzt werden sollen. Bei all diesenHaupt- und Staatsaktionen haben wir die Wahrnehmung ge-macht, daß die Kleinstaaten dem preußischen Kamaschenthum nochüber sein wollen.In welcher Weise im Großherzogthum Hessen die Verwaltungs-behörden inspirirl— oder instruirt?— sind, mag ausfolgendemAktenstücke der Bürgermeisterei Vixhausen bei Darmstadt hervor-gehen:Vixhausen.Betreff: Die Beschwerde des Adam Melk I zu Vixhausen.AnGroßherzogliches Kreisamt Darmsiadt.Berichtder Großherzoglichen Bürgermeisterei Vixhausen.Infolge inskrib.'Verfügung Gr. Kreisamts vom 11. d. M.haben wir die beiden Nachtwächter vernommen, das deßfallsigeProtokoll liegt bei, das übersendende(?) Aktenstück geht eben-falls zurück und berichten wir folgendes:Die hiesigen Nachtwächter sind gewissenhafte dienstwilligeMänner, und wir haben noch keine Veranlassung gehabt, die-selben wegen ihres Dienstes zur Rechenschaft zu ziehen.Was ihre Anzeigen betreffen, so sind wir überzeugt, daßsie auf Wahrheit beruhen.Daß dennoch mancher Denunzirter der Strafe entgangenist, beruht auf der Zeugenaussage ihrer Genossen.Was nun die Persönlichkeit des Rubricirenten AdamMelk 1 anbelangt, so ist derselbe als der Hauptanführer derhiesigen Sozialdemokraten in der ganzen Umgegend weit undbreit bekannt, welcher nebst Genossen schon seitvielen Jahren danach strebt, den Umsturz derbestehenden Regierunge» herbeizuführen.Daß er Gemeinderathsmitalied bei der letzten Ortswahlgeworden ist, verdankt er nur dem Bündniß mit den hiesigenAntisemiten. Schon seit langer Zeit arbeitet p. Melk bei denOrtswahlen sehr eifrig und thätig, um in unserem Orte seineUmsturzpartei an die Spitze der Gemeindeverwaltung zu bringen.Auch bei der Reichetagswahl hat sich Melk und Konsortenals Aufwiegler und Feind der bestehenden Ordnung offen ge»zeigt.Da nun p. Melk selbst Gemeinderath ist, so scheint es uns,derselbe halte sich berechtigt, eine Ausnahme machen zu dürfen,auch stünde ihm wohl das Recht zu, der Nachtwache Vorwurfeertheilen zu dürfen.Daß die Nachtwächter bei den letzten Ortswahlen zu seinenGegnern gehalten haben, ist ein gutes Zeichen für diese Leute.denn welcher ordentliche Mann will mit Melkund Konsorten halten?Melk beschwert sich, daß schon oft der übergroße Diensteiferder Nachtwächter manche» Bewohner in ungerechte Strafe ge-bracht hat, was aber die Unwahrheit ist. Die Nachtpolizeithut stets nur ihre Schuldigkeit und wir habenderselben noch imer empfohlen, diesen(?) Leuten etwas nachzusehen, lieber einmal ein Aug' zuzudrücken, um denselben keineGelegenheit zu geben, aus dem Parteigetriebe der letztenWahlen Kapital schlagen zu können.Melk und Genossen, sowie ihre Bundesgenoffen, diehiesigen Antisemiten, sind stets ans der Lauer und erhaschenbegierig jede sich ihnen darbietende Gelegenheit,(— also bietetsich doch Gelegenheit dar—) um den seit den letzten Orts-wählen hier bestehenden Parleihaß von neuem anzufachen undwach zu halten.Sie sind es gerade, welche unfern Ort so durch«einander geschafft haben, den Parteihaß förmlich pflegen,schüren, vergrößern und den unbedeutendsten Vorfall alsParteihaß hinzustellen suchen.Ihr unwürdiges Treiben ist jedem ordentlichen, fried-liebenden Menschen zuwider.Wir und alle friedliebenden Bewohner unseres Ortes sindstets bestrebt, beruhigend und versöhnend auf die Gemüthereinzuwirken, allein p. Melk und Genossen suchen immer demParteigetriebe frische Nahrung zuzuführen, damit ja nicht derunserer Gemeinde so sehr erwünschte, wohlthuende Friede ein-kehren kann.(gez.) Frey.Eine allzu hohe Meinung von den Kenntnissen über unsereZiele darf man bei unseren Gegnern(auch bei Bürgermeistern)bekanntlich nicht haben, immerhin dürfte man voraussetzen, daßein Bürgenneister, der doch ohne Zweifel zu den„Gebildeten"gezählt sein will, heute schon wissen müßte, daß unser Kampfnicht gegen Personen, somit auch nicht gegen Regie-r u n g e n, nicht gegen Formen, sondern gegen das ganzeiv i r t h s ch a f t l i ch e S y st e m sich richtet. Unsere französischenGenossen bekämpfen die republikanische Regierung mitgenau demselben Eifer als die Vertreterin des Systems, alswir die nionarchische. Der„Umsturz" einer Regierung bringtuns noch lange keine veränderte bessere Wirthschaftsordnung.Welch' eigenthümliche Kombinationsgabe der Bürgermeistersein eigen nennt, davon folgender Beweis:Es waren in Bixhausen vier Gemeinderathsmitglieder zuwählen. Eine Anzahl' Wähler stellte neben 3 anderen BürgerncnKt) Melk auf. Das fand bei der Bürgermeisterparlei keineGnade; die 3 Kandidaten wurden zwar aufgestellt, für Melkaber ein Landwirth nominirt. Unser Genosse Melk erhielt trotz-dem von 12S abgegebenen Stimmen 84 und war gewählt. Diese34 Bürger die Melk gewählt, sind demnach keine ordentlichen Leute.Wo der Kamps so lichtscheu gegen achtbare Männer, blysweil sie Sozialdemokraten sind, geführt wird, da darf sich derBürgermeister Frey nicht wundern, wenn kein Friede in seinenOrt einzieht. Oder hält gar der Mann den vorliegenden Be-richt als einen Ausfluß beruhigender und versöhnender Ein-Wirkung?!?,Soztale üebctllrfjl.An die Parteiflenossen aus den Kreisen Witten-berg, Schweinitz, Torgau und Liebe nwerda!Genossen! Wer von Euch noch Interesse hat an der Land-agilation und die bestehende Organisation erhallen will, denersuchen wir, am Mittwoch, den 24. d. M., Abends 8 Uhr, beiLehmann, Neue Grünstr. 14, in der Versammlung zu erscheinen.Die dort einberusene Generalversammlung soll über die Auf-lösnng des Vereins beschließen. Gleichzeitig laden wir alleGegner der Landsmanns-Organisationen als Gäste ein, um unseinen besseren und praktischen Weg zur Erreichung unseres Zieleszu zeigen.Im Auftrage des Vorstandes:Karl Lohse, Weißensee, Straßburgerstr. 83 I.I» der Fabrik von Ottenheimer Söhne in Ludwigs-bürg haben sämmtliche 1t Zigarrenniacher und 4 Wickelmache«rinnen wegen Lohndifferenzen die Arbeit niedergelegt. Zuzugist streng fernzuhalten.Des'esckren.(Wolff's Telegravheu-Vurean.)Amsterdam, 20. Januar. Aus Sappemeer(Provinz Gro-Hingen) wird gemeldet, daß infolge einer Demonstration vonArbeitslosen eine Proklamation veröffentlicht wurde, welche jedeAnsammlung von mehr als fünf Personen untersagte. Der Zugder Arbeitslosen wurde von der Polizei zerstreut, ohne daß jemandverwundet wurde.Mass«, 20. Januar. Die Bevölkerung drängte sich auchheute zu den für die Uebergabe der Waffen bestimmten Lokalen.Die Truppen setzten die Vevsolgung der flüchtigen Anarchistenfort. General Hensch hat sich nach Carrara begeben.