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»ja.m» i öfilanc des Jsritirts" Kerl« Vcksdlslt. Gewerkschaftliches. Generalaussperrung in Norwegen  ? Die norwegische Unternehmerorganisatton hat einen plumpen Angriff auf die Arbeiter unternommen, der das ganze Land mit einem allgemeinen Kampf bedroht, wie in Schweden   1909. Wegen einiger lokaler Betriebskonflikte, von denen einer im Tischlereigewerbe in Haugesund   zwischen den örtlichen Parteien beigelegt wäre, wenn die Unternehmer- zentrale ihre Genehmigung erteilt hätte, sollen 48 000 aus­gesperrt werden. Zunächst werden etwa 8900 Arbeiter der Möbelindustrie, der Gießerei und in dem Bezirk von Dront  - heim mehrere Berufe ausgesperrt. Im Drontheimer Bezirk besteht ein Konflikt mit einem Mühlenbetriebe, der beim Tarif- abschluß einige ältere Arbeiter gemaßregelt hat. Die Fabri- kate dieser Firma werden vom Publikum nun nicht gekauft, ohne daß die Gewerkschaften einen Boykott verhängt hätten. Die Unternehmerzentrale aber will aussperren, um den Boykott aus der Welt zu schaffen! Es sind nun Verhandlungen auf Bcranlassung der Re- rung geführt»vorden, die bisher einen Erfolg nicht hatten. Die Unternehmerzentrale hat jetzt die Kündigung weiterer 40 000 Arbeiter der Eisenindustrie und anderer Gewerbe aus- gesprochen, so daß am 19. Februar rund 48000 Arbeiter ausgesperrt sein würden. Diese Zahl wird allerdings kaum erreicht werden, weil nicht alle Unternehmer der Aus- sperrungsgewerbc organisiert sind. Aber soweit sie organisiert sind, werden sie auch zweifellos die Aussperrung vollziehen, Wie sie von der Unternehmerzentrale angeordnet wird. Die Landesorganisation der norwegischen Gewerkschaften, gegen die sich der Angriff richtet, hat beschlossen, von ihrer bisherigen Taktik abzuweichen und ihrerseits zum Angriff überzugehen. Sie hat deswegen angeordnet, daß folgende Arbeitergruppen am 19. Februar ebenfalls die Arbeit ein- stellen, falls die Aussperrung zur Wirklichkeit wird. ES sollen demnach in Sympathiestreik treten die Arbeiter bei der Aus- stellung in Christiania  , in allen Zeitungs- und Buchdruckereien des Landes mit Ausnahme der Arbeiterdruckcreien, die Hafen- arbeiter, die Seeleute in der Küstenfahrt, die Bäcker in Christiania  , Bergen, Drontheim und Stavanger   mit Ausnahme der Genossenschaftsbäckereien, die Arbeiter der elektrochemischen Industrie, der Milchkondensierungsfabriken und schließlich die Rohrleger in Drontheim  . Der Sympathiestreik wird sich auf rund 10000 Arbeiter erstrecken. Die Untcrnehmertaktik, die zu dieser Gegenaktion der Arbeiter führt, ist dieselbe, wie sie in den anderen skandinavischen Ländern geübt wird. Die Unternehmer sind hier Anhänger des Sympathiekampfes und haben die Tarifverträge so ab- fassen lassen, daß auch während der Vertragsdauer Streiks und Aussperrungen zulässig sind, wenn sie von der zu- ständigen Organisation verhängt und nicht um oder gegen die Bestimmungen des Vertrages geführt werden. Der Zweck dieser Bestimmung ist, jederzeit einen Kampf so ausdehnen zu können, daß die gegenseitige Unterstützung der Gewerkschaften bald unmöglich gemacht wird. Je breiter die Kampfesfront wird. je schwerer wird es den Arbeitern natürlich, ihre im Kampfe befindlichen Brüder zu unterstützen. Das ist der Zweck der Uebung, die von dem dänischen Unternehmertum zuerst an- gewendet wurde und nun seit mehr denn einem Jahrzehnt von den Unternehmern in den andern skandinavischen Ländern auch befolgt wird. Im vorliegenden Falle hatte die Unternehmerzentrale die Aussperrung über eine so große Mehrheit der organisierten kleines Feuilleton. Könige im Kino. Und wenn man auch dem Kino gar kein verdienst zugestehen will, eins hat» doch. Es hat eigentlich zum erstenmal die Idee des Gottesgnadentums so recht kompromittiert. Schon die Abbildungen derWoche" grenzten manchmal dicht an ähnliches; aber schließlich hatte der sorgfältige Photograph immer noch Zeit zur Retouche und brauchte auch ein ganz und gar miß- lungenes Bild nicht zu reproduzieren. Mißlungen durfte maus allemal nennen, wenn es den hohen Herrn in gar zu lächerlicher und ungeschickter Stellung festgehalten hatte und der Leser sich erstaunt sagte:Sieh da! auch ein gewöhnlicher Mensch! Mit zwei O-Beinen...." Da ist der Kino schlimmer vorgegangen. In der dummen Sucht, dem beglückten Bürgerauge auch nur ja jede Position der Herrscher aufzudecken, vergaß der Mann an der Kurbel oft genug, daß auch in den höchsten Sphären Schönheitsfehler zu Hause sind, und daß zwar der Filmfabrikant, aber nicht sein Apparat an loyaler Gesinnung zu leiden hat. Die Folgen liegen auf der Hand, Wenns nicht gerade die Hohenzollern   find, durchbraust stürmische Heiterkeit das Haus, wenn ein alter Knacker Treppen herunter- wackelt, und wenn seine irdische Erscheinung so in recht possierlichem Gegensatz zu seiner himmlischen und göttlichen Mission hienieden steht. Was Alfons von Spanien angeht, den mit derSabberlatz» lippe" so hat er in jedem Kintopp derartige durchschlagende Erfolge, daß allen Lachern der K 103 des Strafgesetzbuches(iöe- leidigung ausländischer Landesherren oder Regenten) drohend überm Haupt schwebte, wenns nicht eben gar so dunkel wäre, daß man den einzelnen nicht unterscheiden kann. Es ist aber reizend, wenn dieser König die Flinte an die schöne Wange legt, Tiere abschießt, die ihm die Treiber ins Bereich gehetzt haben, die habsburgische Unterlippe hängt unterdessen stolz herunter, und der Junge sagt mit seinem ganzen Körper:Na? Ick bin eener? Wat?!" Ist er auch, und jedes Filmparkett erkennts lachend an. Sind sie nicht zuni Nachdenklichwerden, diese Könige im Kino? Di? Berichte und Feuilletons mögen noch so flunkern: das objck- tivste Auge der Welt, die Kamera, behält Recht und macht uns herzlich lachen über den Unterschied von Wollen und Können. Die älteste Nähmaschine. Versuche mit der Herstellung von Nähmaschinen wurden bereits am Ende des 18. Jahrhunderts ge- macht. Von diesen ersten Nähmaschinen ist jedoch keine einzige bis auf die Gegenwart erhalten geblieben, und es wurden auch wenig Erfolge damit erzielt. Anders war es mit der Nähmaschine, die der Schneider Thimonnier aus der französischen   Stadt St. Etienne   im Jahre 1814 herstellte. Thimonnier galt in seiner Heimatstadt als ein Irrsinniger und wurde tüchtig verhöhnt, weil er es sich in den Kopf gesetzt hatte, die Handnäharbeit durch eine Maschine zu ersetzen. Das hielt jedoch den wackeren Schneider nicht ab, immer wieder Versuche zur Herstellung einer brauchbaren Nähmaschine zu unternehmen. Im Jahre 1814 gelang ihm dies auch. Die erste Nähmaschine war vollständig aus Holz angefertigt; eine von diesen ersten brauchbaren Nähmaschinen ist noch jetzt im Wiener Polytechnikum zu sehen. Thimonnier begnügte sich aber nicht damit, die eine Nähmaschine herzustellen, er fertigte nach Arbeiter verhängt, daß die Gewerkschaften sich entschließen mußten, auch einige andere Gruppen mit herauszunehmen, die das Unternehmertum etwas schärfer anpacken. Diese Taktik wird auch dazu dienen, die Oeffcntlichkeit über die Konsequenzen der Aussperrungspraxis der Unternehmer auf- zuklären. Eigenartig berührt es. daß dieser Auftakt zum General- kämpf sich vollzieht im gleichen Augenblick, lvo die Regierung ihre Vorlage, betreffend Vermittclung und Zwangsschiedsverfahren in gewerblichen Kämpfen dem Parla- ment unterbreitet. Beide Parteien, Arbeiter wie Unternehmer, sind entschieden gegen diese Vorlage aufgetreten und haben gemeinsam eine Vorlage ausgearbeitet, die das Zwangs- schiedsverfahren ausschließt. Der große Kampf, den die Unter- nehmer jetzt inszenieren, läßt ihre bisherige Haltung zur Regierungsvorlage zweifelhast erscheinen. Vielmehr lvird dieser angedrohte Kampf der Regierung im Moment nur an- genehm sein können, da er die Mehrheit für ihre Vorlage zu verstärken geeignet erscheint. Herlin und Umgegenö. Achtung Schuhmacher! Der Streik bei der Firma Schach   u.Eo. Münzstraße 4, dauert unverändert fort. Zentralvcrband der Schuhmacher. Maßregelung. In dem BetriebKrone", GlaSglühlicht- Gesell- schaft G. m. b. H. in der Köpenicker Straße   herrscht als Allgewaltiger der Meister Gase»we r k e r. Durch sein rücksichtsloses Schwingen der Straffuchtel und wegen der Schimpfwone, die er gebrauchle, fühlten sich die Arbeilerinnen gezwungen sich zu versammeln, um über die Wahrung ihrer Rechte zu beraten. ES wurden Einladungen zu der Versammlung verteilt und als Herr Gosenrerker hiervon Kenntnis bekam, sagie er:Geht nur alle hin zur Versammlung". ES erschienen denn auch fast alle Beschäftigte» und es ivurde in ruhiger sachlicher Weise beraten, ob die Strafen von 10 Pf. an. steigend bis 4.b0 Mark gesetzlich zulässig sind, und ob die Slrafgelder ihre gesetzmäßige Verwendung finden, wenn V e r- gnügungen dafür veranstaltet werden sollen. Es wurde auch darüber beraten, ob die Arbeitsordnung vom Jahre 1900 noch zu Recht besteht. Daß dann noch die Arbeiterinnen energisch dagegen protestierten. Schweine und Säue tituliert zu werden. ist gewiß berechtigt. Statt daß nun die Firma die berechtigten Be- schwerdcn geprüft und loiveit möglich für bessere Zustände gesorgt- hätte, setzte sie eine größere Anzahl Acbeiterinnen auf das Pflaster. Der Grund der Entlassung war der Versammlungsbesuch. Die ent- lassenen Arbeiterinnen sollten einen Revers unterschreiben, daß sie keine weiteren Forderunge» an die Firma hätten. Auf den Rat der Organisation verweigerten sie dies, und das Gewerbegericht wird Gelegenheit haben nachzuprüfen, ob alle Strafgelder zu Recht ab- gezogen worden sind. Der Fleischcrmeistcr Karl Lehmann, Fleischzentrale Prinzen- Allee 32, hat den Tarifvertrag der Organisation der Fleischer an- erkannt. Die Fleischereien: Poschmann, Koloniestraße, Sper- l i ch, Vrunnenstr. 70, Wirt, Matternstr. 0, und L ö t s ch, Ecke Förster   und Neichenbeiger Straße, sind wegen Nichtanerkennung des Tarifvertrages gesperrt. Zentralverband der Fleischer. Deutsches Reich  . Der Streik in der Schuhfabrik von Paul Lainga in S t r a u«- berg bei Berlin   dauert bereits zwölf Wochen. Begünstigt durch die stille Saison, war es dem Fabrikanten möglich, in dieser Zeit mit wenigen Arbeitswilligen seinen Betrieb notdürftig aufrecht erhalten zu können. Daher seine hartnäckige Weigerung, irgendwie zu verHändeln. Beim Anbruch der nunmehr bevorstehenden guten Geschäfisperiode wird sich die Situation wesentlich zugunsten der Streikenden verändern, weshalb nochmals besonders auf die Fern- Haltung des Zuzugs hingewiesen wird. und nach 80 Stück an und gründete mit einem Geldmann eine Firma, um Kleider in größerem Umfange herzustellen. Vor allen, wurden auf den Nähmaschinen Uniformen für die französische Armee hergestellt. Thimonnier und sein Kompagnon waren auf dem Wege, reiche Leute zu werden. Doch im Jahre 1341 entstan- den in Paris  , wo sich Thimonnier niedergelassen hatte, Arbeiter- unruhen. Eine Schar Arbeiter stürzte sich in die Werkstätten Thimonniers und demolierte dort sämtliche Nähmaschinen und das vorgefundene Material. Nun war der Erfinder der ersten brauch- baren Nähmaschine wieder so arm wie vordem, und da ihm neues Kapital nicht zur Verfügung stand, schlug er sich längere Zeit auf die Weise durch, daß er von Ort zu Ort zog und eine rasch wieder hergestellte Nähmaschine gegen eine kleine Gebühr zur Schau stellte. Thimonnier setzte dann große Hoffnungen auf die große Lon- doner Weltausstellung vom Jahre 18öl. Er hoffte, sie müßte ,hm die allgemeine Anerkennung der Welt für seine Erfindung bringen. Aber auch damit war es nichts. Unbeachtet wie irgendeiir alter Kasten stand die ausgestellte Nähmaschine da, es lief kein ein- ziger Auftrag ein. Nun verlor der Erfinder die Lust zu weiteren Kämpfen. Er wurde jetzt wirklich ein Sonderling, kehrte nach seiner Heimatstadt St. Etienne zurück und ist dort im Jahre 1857 im Armenhause gestorben. Die gewaltige Verbreitung der Näh- Maschine hat er nicht einmal in ihren Anfängen gesehen. Der Kirchhof eines steinzeitlichen Pfahldorfes. Ein gallischer Friedhof der neolithischen Zeit ist, wie dasBulletin de la Societe archeologique champenoise" mitteilt, in Mary-Sognh(Marne-De- partement) entdeckt worden. Es sind 270 Gräber aufgedeckt worden, von denen 48 unversehrt waren. Die Gräber sind 80 Zentimeter tief in die Erde gegraben und alle von Westen nach Osten gerichtet. In 14 von ihnen hat man Krieger, auf Wagen i» voller Bewaff- nung gefunden; außerdem kamen viele Gesäße, Degen, Lanzen, Dolche, Messer und Schmucksachen aus Eisen und Bronze zutage. In der Nähe des Kirchhofes hat eine bedeutende gallische Ansicde, lung bestanden, die kürzlich von der französischen archäologischen Gesellschaft besucht worden ist. Es hat dort früher im Morast von Saint-Gond ein Pfahldorf bestanden, und noch jetzt stecken Baum- stämme im Schlamm, aus die sich die Häuser stützten. Die Be- wohner suchten für ihre Toten auf dem an der Seite gelegenen Bergabhange ein sicheres Asyl, und sie haben darum jene Gräber in den dortigen Kreideboden gegraben. In die Gräber kann man nur mit großer Mühe kriechend gelangen; sie bestehen alle aus einem Vorraum und einem inneren Gewölbe, in dem sich Skelettreste, Muschelschmuck, polierte Stein- beile und Horngeräte befinden. An der Wand sind Opferplattcn angebracht. Ein schwerer Stein, der ungefähr 1000 Kilo wiegt, verschließt in der Regel den Eingang zur Grotte. Die meisten Gräber wurden stark beschädigt aufgefunden. Man hat sich diese Tatsache erst erklären können, als mau in einem Grabe das Skelett eines Dachses fand. Die Beschädigungen stammen also von Tieren. Wege» des großen vorgeschichtlichen Interesses, das die Grotten bieten, hat das Marnedepartement das Gelände angekauft. Der Prozeß um die Verführte. Von einem eigenartigen Pariser  Verführungsprozeß weiß dieTribuna" zu berichten. Die Verführte war bei der Gerichtsverhandlung nicht anwesend, aber nach der Be- schreibung de« Verteidigers muß sie von auserlesener Schönheit sein. Sie besitzt unvergleichliche Eigenschaften. führte der Anwalt au», und alle ihr« Rachkommen sind aus reinstem Geblüt. Jetzt hat sie Von de» zentralen Tarifverhandlungen im Schneider- gewerbe. Die in Nürnberg   unter dem Vorsitz des Unparteischen statt- findenden Verhandlungen für das Schneidergewerbe sind, nachdem oie Fragen der Doppel- und Untcrtarife durch Schiedssprüche er- ledigt waren, nunmehr so weit vorgeschritten, daß an die Regelung der Lohnfrage herangetreten werden konnte. Am Freitagabend haben die Unparteiischen nach eingehenden Verhandlungto Schiedssprüche für eine Reihe von Städten ge- fällt. Die Unparteiischen haben hierbei lediglich eine Erhöhung der Grundlöhne ins Auge gefaßt; über die von ArbeUerseite ge­stellten Anträge bezüglich der Heimarbeiter, der Extraarbeiten und der Lieferung von Furnituren haben sie keine besonderen Ent- scheidungen getroffen, da diese Fragen bereits durch die Erfurter  Vereinbarungen vom Jahre 1912 grundsätzlich geregelt sind. Eine Reihe von Forderungen lokaler Natur sollen durch örtliche Verein- barungen geregelt, andere Fragen,-wie z. B. die der Gewährung von Ferien, sollen bei der Schasfiing des Reichstarifs im Jahre 1910 generell erledigt werden. Bei ihren Entscheidungen über die Höhe der Zulagen haben sich die Unparteiischen von folgenden Gesichtspunkten leiten lassen: Sämtliche in Frage kommende Tarife sind erst vor drei Jahren abgeschlossen worden, und zwar durch- weg mit nicht unwesentlichen Lohnansbefferungen. Dazu kommt, daß die neuen Tarife, abweichend von den Tarisen säst sämtlicher anderen Gewerbe Deutschlands  , nur auf zwei Jahr» laufen solle». Gerade dieser letztere Umstand müsse dahin führen, daß die Lohn- zuschlüge sich iu mäßigen Grenzen bewegen. Dazu komme, daß die wirtschafbliche Lage anerkanntermaßen zurzeit eine äußerst gc- drückte ist und daß auch keine sicheren Anhaltspunkte dafür gegeben sind, daß in absehbarer Zeit eine wesentliche Auflnärtsbelvegung stattfindet. Für das Jahr 1914 lasse sich schon jetzt annehmen, daß eine möglicherweise erfolgende Umkehr von der niedergehenden Konjunktur geschäftlich»och nicht wahrnehmbar sein wird. Es liege auch klar zutage, daß die wirtschaftliche Depression sich gerade in einem Gewerbe wie der Maßschneiderei in größerem Umfange äußern muß. Andererseits sei nicht zu verkennen, daß die Lebens- Haltung sich besonders in den letzten beiden Jahren wesentlich per- teuert hat. Es gelte das nicht nur von den Lebensmitteln, son- der» besonders in den Großstädten auch von den Wohnungsmieten. DaS daniederliegende Baugewerbe habe sich naturgemäß in ciuc� Abnahme der leerstehenden Wohnungen äußern und damit auch die Wohnungsnot verschärfen müssen. Die Unparteiischen haben per- sucht, aus diysen sich toiderstrebeuden wirtschaftlichen treibenden Kräften einen Mittelweg zu finden, der einerseits den Wirtschaft- lichen Verhältnissen der Arbeitgeber, andererseits der Lage der Ar- beiter Rechnung tragen soll. Unter der Voraussetzung, daß die den Gehilfen bisher eingeräumten Vergünstigungen auch in Zukunft aufrechterhalten werden, sind bisher folgende Lohnzuschläge für die Zivilschneiderei bewilligt: 5 Proz. für Leipzig  , Königsberg  , Kassel  ; 48) bis 5 Proz. für Nürnberg  ; 4K> Proz. für Stuttgart  , Stettin  . Mannheim  , Erfurt  , Mainz  , Darmstadt  , Görlitz  , Freiburg  ; 4 bft 7 Proz. für Münster  ; 4 bis 554, Proz. für Danzig  ; 4 bis iVr Proz. für Ludwigshafen  ; 4 Proz. für Elberfeld  -Barmen; 3Zi Proz. für Necklinghausen, Auf den Uniformtarif wurden an Zuschlägen im wesentlichen die gleichen Prozente bewilligt. Gegen eine weitere Erhöhung der Sätze sprach nach Ansicht der Unparteiischen im besonderen der höhere Jahresverdienst der Uniformschneider. In der Begründung des Schiedsspruchs heißt es u. daß der Mehrbedarf, der durch die neue Militärvorlage unbestreitbar zu erwarten ist, sich der- artig auf einzelne Städte, Geschäfte und Jahre verteile, daß von einem merklichen dauernden Ausschwung der Uniformbranche ernsl- lich nicht die Rede sein könne. Außerdem sei allgemein betanni. daß das Offizicrkorps sich mehr und mehr aus den minderbemiMI? ten BolkSkreisen ergänze und daß diese Offiziere im allgemeinen nicht in der Lage seien, bei der Uniformbeschaffung einen über das notwendige Maß hinausgehenden Aufwand zu treiben. Wie weit die Begründung der Unparteiischen in ihren Einzel- heiten das Richtige trifft, vermögen wir nicht zu beurteilen. Sie mutet teilweise recht gewunden an. Zugestanden muß allerdings werden, daß es in der gegenwärtigen Zeit der Krise den Arbeitern ihr Verführer dazu gebracht, daß sie sechs Bastarde zur Welt brachte, die so häßlich sind, daß man sie in die Seine werfen mußle.... Die junge Dame, der dies Unrecht geschehen, ist nämlich eine Jagdhiindin. Sie war von ihrem Herr» für die Reisezeit zu einem seiner Freunde gegeben ivorden, und dieser Freund hatte einen schönen Hund. Und wie die beiden einige Tage nebeneinander ge- lebt hallen, geschah das Unvermeidliche:er" inachteihr" den Hoi, und in einein schwachen Augenblick gab sie seinen LiebeS- Werbungen nach. In beredten Worten verteidigte der Anwalt des Beklaglen den ritterlichen Hund, der von der Schönheit seiner Ge- fährlin hingerissen, etwas getan habe, was nur natürlich und keines- falls ein Verbrechen lvar. Der Vorsitzende wußte kaum, wie er sich vor der Beredlsamkeil der spitzfindigen Anwälte rette» sollte. Der Gerichtshof beriet sodann anderthalb Stunden über den wichtigen Fall, um ja ein salomonisches Urteil zu finden. Der Ur- leilsipruch»st acht Foliospalten lang, enthält 16in Anbetracht dessen" und endet mit der Abweisung der Schadenersatzklage, die der Besitzer der Hündin angestrengt hatte. ES ist nicht gesagt, wie die junge Dame selbst über dieses Urteil denkt. Notizen. Der Berliner   Volks-Chor veranstaltet am Montag, den 9. Februar, abends 8'/, Uhr, in Happoldts Konzertsaal, Hasen­heide 3238, unter-Mitwirkung von Prof. Robert Kahn  , Prof. Karl Klingler  . Jos. Rywkind. Fridolin Klingler und Artur William? einen Kammermusik-Avend, an dem nur Werke von Mozart   zum Vor- trag gelange». Einlaßkarten in den bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse. Die internationale Gesellschaft für Sexual- f o r i ch u n g veranstaltet im Herbst in Berlin   ihren ersten Kongreß. Borträge. Oeffentliche Borträge und volkstümliche Vor- tragsrcihcn am Institut für Meereskunde, Georgenstraße 3436. Montag, 9. Februar, Dr. A. Rühl: Genua   und Marseille.  (15. Vor­trag der Reihe: Die Welthäfen und ihre wirtschastlich« Stellung). DienStag, den 10. Februar. Prof. Ed. Brückner-Wien  : Die Jnter- nationale MeereSforschnng. Freitag, den 13. Februar, Prof. O. Baschin: Das Treibeis des Atlantischen OzeanS. Beginn 8 Uhr abends. Eintritt 25 Pf. Eine Sammlung künstlerischer Photo- graphien ist in der Bibliothek des kgl. Kunstgewerbe-MuscumS ausgestellt. Der Maler F. Mailhies-Masuren in Halle hat sie dem Muium als Grundstock für eine kunstphotographische Sammlung über- wiesen. Die Ausstellung ist wochentags von 10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends unentgeltlich zu besichtigen. Das ist die Liebe. Diesen Titel will Ludwig Thoma  einem neuen einaktigen satirischen Schwank geben, den er zurzeit unter der Feder hat. M a i> e t s berühmtes BildDie Barke", das der Mqler selbst im Boote zeigt, ehemals ein Hauplstück der Sammlung Pellerin in Paris  , wurde für die Münchener neue Pinakothek er- worden. Das Kennzeichen. Auf einem Bilde der Müuchener Lugend", da» den NielBerliner Fasching" trägt, umdränge» bunte Masken mit Griffen der Leibesvisitation eine massige Schutzmauils- gestalt und stellen fest:Der Schutzmann ist nicht echt:«r hat keen konfisziertes Bild bei sich l"