Einzelbild herunterladen
 

Aus Groß- Berlin.

Der Sonntag auf dem Eife.

Trok des Vorfrühlingswetters der letzten Tage konnten am Sonntag die Anhänger des Wintersports auf den Seen der Um­gebung Berlins ihre Kunst üben. Obwohl es die Sonne recht gut meinte, pilgerten viele Tausende nach dem Müggelsee, wo sich be­reits in den Vormittagsstunden ein ungemein reger Betrieb ent­wickelte. Aber auch nach dem Wannsee und den anderen Gis­flächen der Umgegend wanderten Unzählige hinaus.

Die unangenehme Erfahrung, daß dem durch den Sonnenschein Die unangenehme Erfahrung, daß dem durch den Sonnenschein arg zugesetzten Eise doch nicht mehr so recht zu trauen ist, mußten mehrere Personen machen. Auf dem Müggelsee brach an einer verbotenen Stelle ein Schulmädchen ein, ein vier­zehnjähriger Schüler eilte der Verunglückten zu Hilfe, sprang dem Mädchen nach und konnte es solange über Wasser brachten. Auf dem Tegeler See hatten in der Nähe der Insel Scharfenberg mehrere Schlittschuhläufer troh Warnung eine nicht freigegebene Stelle betreten. Ein junger Mann und seine junge Begleiterin gerieten dabei in eine brüchige Stelle und brachen ein. Mit Hilfe langer Stangen konnten die beiden Verunglückten, die bereits in der Tiefe zu verschwinden drohten, geborgen werden.

halten, bis andere Leute hinzueilten und die beiden an Land

*

Ein Todesopfer forderte der Schlittschuhsport am Sonntagabend auf dem Tegeler See . Eine Dame brach an der Stelle, wo die warmen Abwässer der Borsigschen Fabrik in den See einfließen, ein. Ein am Ufer weilender Herr stürzte sich in das zum Teil offene Wasser, doch gelang es ihm nicht, die Ber­unglückte zu retten. Mit Hilfe eines Kahnes wurde sie nach längerem Suchen herausgezogen. Trotz dreiviertelstündiger Wiederbelebungsversuche war die verunglückte Schlittschuhläuferin noch nicht zum Bewußtsein zurückzubringen.

Das Unglück wäre vermieden worden, wenn man die gefähr= liche Stelle durch Warnungszeichen kenntlich gemacht hätte. Das war um so mehr nötig, als erst am Sonnabendabend eine Dame an derselben Stelle eingebrochen war.

Stadtverordnetenwahlfieg in Charlottenburg . Bei der Ergänzungswahl zur Stadtverordnetenwahl im 3. Bezirk wurden am Sonntag von insgesamt 9931 einge­schriebenen Wählern 2529 Stimmen abgegeben. Auf unsere Kandidaten, Maurermeister Beesch und Wäschereibesizer Gustav Leipold entfielen 2526 Stimmen. Diese sind so­mit gewählt. Die Gegner hatten Stimmenthaltung pro­flamiert.

Selbstmord eines Greisenpaares.

Familiendrama in Moabit .

aus der Fehrbelliner Straße zum Selbstmord veranlaßt. Die| sich bildenden Vereins heute schon etwa 120 Morgen in kleinen Frau litt an Magenkrebs und äußerte wiederholt, weil sie keine| Stücken als Kleingärten verpachtet. Der Pachtpreis liegt weit Besserung erhoffte, sich das Leben nehmen zu wollen. Der Ehe- unter dem sonst in Berlin üblichen. Dabei werden dem Pächter die mann fand sie Sonnabendabend gegen 9 Uhr am Fensterkreuz zum Bau von Lauben, Zäunen und dergleichen nötigen Hölzer frei erhängt auf. Ein Arzt konnte nicht mehr helfen. Garten zu billigen Preisen geliefert. Auch einige Spielplätze, Tief­brunnen und dergleichen befinden sich auf dem Gelände. Da nun eine Reihe von Jahren hindurch die unmittelbare Vergebung von Eine furchtbare Familientragödie spielte sich in den Abend- einer städtischen Gutsverwaltung aus sich bewährt hat, beabsichtigt stunden des Sonntag im Hause Berlichingenstraße 24 ab. Dort die Stadt, einen gleichen Versuch im Süden Berlins zu machen hatte seit einiger Zeit der Straßenbahnführer Träger im ersten und zwar auf Anregung der Stadtverwaltung Teltow am Bahn­Stod eine Wohnung inne, in der seine Frau eine Arbeitsstube hof Teltow . Dort befindet sich auf dem Gute Heinersdorf betrieb. Mit einer der beschäftigten Arbeiterinnen fnüpfte Träger eine mehrere 100 Morgen große, ein Wäldchen umschließende, vom ein Liebesverhältnis an, das seiner Frau bekannt wurde. Als ihm Wasser durchflossene Fläche, welche sich hervorragend zu diesem seine Frau am Sonntag nachmittag Vorwürfe über sein Verhalten Zweck zu eignen scheint. Da zu hoffen steht, daß auf der Anhalter machte, faßte er den Entschluß, seinem Kinde und sich das Leben Bahn der Vorortverkehr in nicht zu langer Zeit eröffnet wird, darf zu nehmen. Träger schoß seinem Kinde eine Kugel durch den man wohl auf gleiches Gedeihen hoffen, wie es im Norden auf den opf, dann steďte er das Kinderbett in Brand, holte sich Stiefelgütern zu verzeichnen ist. Das Gut Heinersdorf, etwa einen Spiegel und schnitt sich, auf dem Bette sisend, die Schlag- Gehstunde vom Bahnhof Teltow entfernt, ist bereit, Auskunft ader des Halses durch. Als die Frau herbeieilte, gab der über alle Einzelheiten zu geben. Der Obergärtner, dem auf den Mann nur noch schwache Lebenszeichen von sich und starb bald südlichen Gütern alle gärtnerischen Anlagen unterstellt sind, ist Das schwerverlette Kind wurde nach dem ebenso, wie es im Norden mit Erfolg geschehen ist, bereit, gärtne­Krankenhause Moabit gebracht, wo an seinem Aufkommen ge- rischen Rat bei der Anlage zu erteilen." zweifelt wird.

darauf.

Ein Wüftling.

Dem schamlosen Treiben eines Wüstlings ist am Sonntag die vierjährige Tochter eines Schlossers M. aus der Stegliter Straße zum Opfer gefallen. Vor dem Grundstück Stegliger Str. 73 hatten mehrere Kinder gespielt, als sich ein fremder, etwa dreißig jähriger Mann an die kleinen heranmachte. Mit dem Versprechen, ibm Süßigkeiten zu schenken, lockte er das vierjährige Kind in das Haus. Auf dem Flur fiel der Unmensch dann über das wehrlose Geschöpf her. Als auf das Geschrei des Kindes hin Hausbewohner herbeieilten, ergriff der Attentäter die Flucht. Obwohl man die Verfolgung des gefährlichen Burschen sofort aufnahm, konnte er doch entkommen.

Von der Straßenbahn totgefahren.

Vor dem Hause Aderstraße 138 geriet am Sonntag nachmittag das vierjährige Töchterchen Erna des Arbeiters Fischer aus der Ackerstraße 137 beim Spiel unter die Räder eines Straßenbahn­zuges der Linie 22. Das Kind wurde in so schwer verlettem ustande unter dem Wagen hervorgeholt, daß es furze Zeit darauf star b. Wie uns von Augenzeugen gemeldet wird, soll den Wagenführer teine Schuld treffen.

Fener in der Königlichen Porzellanmanufaktur.

Auf dem umfangreichen Gelände der Kgl. Porzellanmanufaktur in der Wegelstraße am Bahnhof Tiergarten kam am Sonn­tag nachmittag gegen drei Uhr ein beträchtliches Schadenfeuer zum Ausbruch. Der Brand entstand in einem Holzschuppen, der an das massive zwei Stockwerke hohe Gebäude der Ofenanlage angebaut und mit Holzvorräten fast vollständig angefüllt war. Bereits vor Ankunft der Feuerwehr, die aus Berlin und Charlotten burg anrückte, hatte sich das Feuer von dem Holzschuppen in die eigentliche Ofenanlage ausgebreitet, wo es an den dort lagernden Holzvorräten und an den Holzregalen reichliche Nahrung fand. Mit der Ablöschung des Brandes und den Aufräumungsarbeiten hatten die Feuerivehrmannschaften bis in die späten Abendstunden zu tun.

Dachstuhlbrände.

In der Nacht zum Sonntag haben der Schlossermeister Baer fide und seine Ehefrau, wohnhaft Reichenberger Straße 48, durch Gasvergiftung ihrem Leben ein Ziel gesetzt. Vor Verübung der Tat hat Baerside an Verwandte in Woltersdorf einen Brief gerichtet, worin er ihnen die Absicht, sich mit seiner Frau das Leben zu nehmen, mitteilt und erklärt, daß man beide nur als Leichen auffinden würde. Als die Verwandten am Sonntag morgen den Brief erhielten, fuhren sie sofort nach Berlin und ließen durch das zuständige Polizeirevier die Wohnung des Schlossermeisters öffnen. Das Ehepaar hatte die furchtbare An­fündigung wahr gemacht. Man fand die Beiden, der Mann stand im 73. und die Frau im 65. Lebensjahre, tot vor. Alle Wieder belebungsversuche waren vergeblich, da der Tod durch Gasvergiftung schon vor Stunden eingetreten war. Als Ursache des Selbst­mordes wird dauernde Krankheit des Mannes an- Stopfitraße 45, brach gegen 9 Uhr abends ein gewaltiger genommen. Baerside bekleidete das Ehrenamt eines Armentommissionsvorstehers.

Ein größerer Dachstuhlbrand wütete gestern abend in der Chausseestraße 55, Ede Wöhlertstraße. Die Wehr fand einen ausgedehnten Brandherd vor. Nur mit Mühe gelang es ihr, die aufgeregten Hausbewohner zu beruhigen. Nach einstündigem Wasser­geben war die Gefahr beseitigt. Ein großer Teil des Eckdachstuhls fiel dem Feuer zum Opfer. Auch in Neukölln, und zwar in der Dachstuhlbrand aus. Sämtliche drei Löschzüge der Neuköllner Wehr mußten in Tätigkeit treten. Die Einwohner der vierten Etage schwebten in Lebensgefahr und wurden durch Löschmann­schaften, die mit Rauchhelmen vordrangen, aus ihrer Lage befreit. Der Dachstuhl des Eckhauses ist fast vollständig niedergebrannt. leber die Entstehungsursache konnte auch hier nichts ermittelt werden.

Letzte Nachrichten.

Die Kundgebung der christlichen Gewerkschaften. Bochum , 8. Februar. Heute fand hier eine von 1000 Dele­gierten katholischer Arbeiter Westdeutschlands besuchte Konfe­ren3 statt, in welcher man in schärfster Form gegen das Organ der sogenannten Integralen im fatholischen Lager Stellung nahm. Nach einem Referat des Arbeitersekretärs Gilsing wurde fol­gende Entschließung angenommen:

Seit mehr als einem Jahrzehnt werden die zu den christ­lichen Gewerkschaften gehörigen katholischen Arbeiter in ihrem wirtschaftlichen und sozialen Organisationsbestrebungen durch Kreise, die selbst die Mißstände und Ungerechiigkeiten im Arbeits­verhältnis nie praktisch durchgekostet haben, unausgesezt gestört und beunruhigt. Für zutage liegende soziale Schäden, für die Verteidigung unentbehrlicher. Rechte der Arbeiter fehlt ihnen jedes Gefühl. Während sie an der Organisations= politik der übrigen Stände unbekümmert bor­übergehen, konstruieren sie ein Ausnahmerecht gegen die Arbeiter und ihre Organisationen.

Eine große Menge Arbeitsfreudigkeit ist durch die fort­währenden Quälereien unter den strebsameren der katholischen Arbeiter zerstört worden. Gegen diese Treibereien erheben die Versammelten lauten und schärfsten Protest. Es erbittert sie, neben ihrer schweren Organisationsarbeit sich unausgesetzt von Sozialdemokraten mit Waffen bekämpft zu sehen, die aus dem integralen Lager fort und fort geliefert werden.

Der sich stets verschärfende Kampf droht mit jedem Tage neue Verwüstungen anzurichten und das katho= Iische Deutschland auf die Dauer in ein Trümmerfeld umzuwandeln, wenn kein Einhalt ge= boten wird. Die Treibereien einer Gruppe von Quertreibern erschöpfen sich nicht mehr in der Arbeiterorganisationsfrage; sie haben sich zu einem Skandal für das gesamte fatho= lische Deeutschland ausgewachsen.

Die

Die Versammelten erwarten, daß das gesamte katholische Deutschland fich erhebt und klar ausspricht, daß es diese Trei bereien verabscheut und daß jetzt endlich ein Ende gemacht werden muß. Führer und Volk müssen sich vereinigen in dem Gedanken, daß die vielseitigen Aufgaben des katholischen Boffs. teils eine weitere Störung nicht mehr dulden. Den rastlosen Anflägern, Keterrichtern und Totengräbern unserer Ginigfeit und Tatkraft weisen wir rücksichtslos die Tür."

Das sind schöne Worte. Wenn aber der Papst will, werden Bentrumsführer morgen anbeten, was sie heute verfluchen.

In Hochbetagtem Alter haben sich zwei Frauen das Leben ge­nommen. In der Albenslebenstraße fand man die 74 Jahre Ein Revolverattentat in Barcelona . alte Privatiere Palaschke in der Küche neben dem geöffneten Gasherd tot vor. Nachbarinnen gegenüber hatte sie sich Barcelona , 8. Februar. Nach Schluß einer Versammlung, die wiederholt geäußert, daß sie die Vereinsamung ihr Sohn, Verpachtung von Kleingärten bei Heinersdorf . von Anhängern des früheren konservativen Ministerpräsidenten mit dem sie früher zusammenwohnte, hat vor einem Vierteljahr Der Magistrat teilt mit: Jm Norden Berlins ( Blankenburg ) und Parteiführers Maura einberufen worden war, wurde ein geheiratet nicht ertragen könne. Unheilbare Krankheit hat hat die Stadt Berlin in eigener Verwaltung unmittelbar an die Dußend Revolverschüsse abgegeben, wobei eine Person die 64 Jahre alte Ehefrau Wilhelmine des Arbeiters Struck Bächter mit Unterstüßung eines aus den Kleingartenpächtern schnell getötet wurde.

-

-

hinter die geehrten Ohren

gebannt hatte, tamen herausgekrochen und gewankt, um ihr Elend| seine Anziehungskraft aufs weibliche Geschlecht bei mangelnder| hauchter Baron einen Esel genannt hat, könnten sich auch unzählige bon der Allmutter Sonne erwärmen zu lassen, um dann bei Einbruch erotischer Veranlagung selbst höchst fatal ist, führt den bündigen Ordnungsmänner diesseits des Rheins der Nacht wieder vor den Asyltüren Spalier zu bilden. Selbst bis zu diesem Zeitpunkt haben zwei Zumpenballenthusiasten ihre Studien fortgesetzt. Und als der Strom menschlichen Elends sich in das Gebäude ergoß, da sagte der eine: Du, Edgar, ich habe eine pompöse Idee. Wir arrangieren bei unserem nächsten Zumpenball eine Asyliftenpolonäse."

Und da sage noch einer, daß das zahlungsfähige Berlin feine Stultur hat.

Theater.

Ernst.

Nachweis, daß er die Briefe, die die Dame an ihn schrieb, ablehnend schreiben. beantwortet habe. Frau Schmorr liebt also nur platonisch- unglück­lich, und gerade diese Nichterwiderung ihrer Neigung hat ihr Ge­fühl zur Leidenschaft entflammt. Der Gatte schleppt den unschul­bigen Verführer mit nach Haus. Die Frau sell sie beide beisammen schen, soll glauben, daß der Angeschwärmte nun um sie werbe, und bann prüfend wählen. Eine Stur, die, wenn der Doktor, statt die Spaßmachermiene aufzusetzen, bei dem Geständnis ernsthafter ge­wesen wäre, ganz von selbst sich erübrigt hätte. So kurz die Auf­führung dauerte, für die magere Schlußpointe einer so herbei­geführten Lustspielumarmung war das Stück um ein gut Teil zu lang.

dt.

Den Hauptanteil an dem Erfolge gebührt Else Lehmanns Sozietätstheater: Das Phantom", Komödie vorzüglich echter Schwiegermutter. So drohend ihr bebrilltes Ant­von Hermann Bahr . Nach dem physiognomielosen auf Draht lizz drein schaute, gewann sie sich bald alle Herzen. Der Doktor gezogenen Schriftdeutsch von Sternheims prätentiöser Snob- Komödie Schmorr war durch Herrn Forest, das theosophische Ehepaar wirkte hier das farbigbunte Spiel des Dialogs um so erfreulicher. war durch Theodor 2003 und Mathilde Suffin gut vertreten. Das Stückchen ist kein guter Bahr, doch immerhin ein Bahr. Die steptisch amüsante Eigenart des Autors, die im Konzert" so über­raschend zum Ausdruck kam, klingt hier in allerhand Variationen nach. Grundton ist wieder die ironische Verspottung der offiziellen Anschauung, nach der ein Ehemann auf Seitensprünge der ihm standesamtlich zugesprochenen Frau von Rechtswegen stets mit dem tragischen Pathos gekränkter Ehre zu reagieren hat. Der fidele Dr. Schmorr, schwerreicher Leiter einer Münchener Brauerei und Ehenvorsißender eines Abstinentenbundes im Nebenamt, steht zu dem Dr. Jura im Konzert", der, halb mitleidig und halb verliebt, die durchgegangene und rasch enttäuschte Gattin sich zurückholt, in enger seelischer Verwandtschaft. Auch er bermag sich feine tragische Stimmung abzuringen. Luzies Geständnis, daß sie ihm die Treue brach und einen anderen liebt, bringt Schmorr

-

-

Neues Volks- Theater( Neue Freie Wolfsbühne): Courteline - Abend. Georges Courteline ( Moinlau), der, gleich Maupassant und anderen namhaften Schriftstellern, längere Zeit als Ministerialbeamter tätig war, ist einer der ge= schäßtesten Pariser Satiriker, dessen Stücke auch auf deutschen Bühnen Heimatsrecht genießen. In seiner Alltags- Komödie"( die in einer deutschen Ausgabe bei Georg Müller in München erschienen find) funkelt es von Scharfsinn, Jronie und böshafter Laune. Alle diese Vorgänge und Szenen aus der Gesellschaft und namentlich ber französischen Beamtensphäre sind mit raffinierten technischen Mitteln aufgebaut und bis zum allerlegten Stettengliede krimina zur äußersten listischer Logit gesteigert. So oft man befürchten zu sollen glaubt, Entrüstung der Sünderin und der allen neumodischen" Theorien die vorgeführte Situation werde sich ins Sentimentalische verlieren gründlich abgeneigten waderen Schwiegermutter anscheinend schon im nächsten Moment beweist uns Courteline, daß sein Wit wenigstens, nicht im Geringsten aus der Laune. Derlei passiere wie sein Einblid in das hirn- und feelenlose Formelgetriebe des öfters, wozu fich unnötig erregen? Am Ende könne die Ge- Staatshämorrhoidismus unerschöpflich sind. schichte bei richtiger Behandlung jogar noch gute Folgen haben. Er- In Boubouro che", einer zweiaftigen tragischen Posse, trägungen, die freilich der abseitigen philosophierenden Literaten- dreht es sich um die Grörterung des bis zur Uebersättigung be natur des Dr. Jura besser als dem robusten Spaßmacherphlegma handelten Themas von der weibgeschlechtlichen Treulosigkeit. Es dieses Brauereidirektors zu Gefichte stehen. Nur Eingelwendungen ist ja nicht so schlimm, als uns die französischen Dramatiker glauben find lebensvoll charakteristisch, nicht die Personen selbst außer machen wollen. Aber angenommen, Adele ist eine Grisette, die den etwa der Schwiegermama mit ihrem hartnädig protestierenden ge- braven Boubouroche schon seit acht Jahren mit einem Jüngelchen funden Menschenverstand. Im zweiten Afte, wo die Alte fehlt, und betrügt was muß er dann für ein Dussel sein: Also geschieht ihm in dem dritten, der sichs mit der Lösung allzu lustspielmäßig leicht ganz recht damit. macht, flaute die angeregte Stimmung merklich ab. Mit dem Theo- Die beiden folgenden Einafter spielen in der Polizei- und sophen", der hier an Stelle des Virtuosen im Konzert" als Frauen- Gerichtshierarchie. Man verspürt da angesichts der militärdiktato­ideal und Cheſtörer figuriert, hat der Autor nichts Rechtes anzu- rischen Standalszenen in 3abern beinah eine gewisse Aktualität fangen gewußt. Schmorr sucht den Schwäger auf, flirtet ein wenig so stupend ist die Wirkung, die sich in dem unerbittlichen mit der nach der großen" Liebe fahndenden Gemahlin des be- Wachmann", der zweiten Gabe des Dichters, auf groteske Art rühmten Mannes und stellt ihn dann, man weiß nicht recht wes- verkörpert. Diesen Labourbourar, das Prototyp eines ewig Straf­halb, zur Rede: Er wäre der Geliebte seiner Fraul Der Herr, dem anzeigen einreichenden Polizisten, den ein philanthropisch ange- l

"

Die Schiebebahn" ist nun gar eine pubige Pariser Gerichtsszene. Jemand ist wegen Vergehens der Unfittlichkeit vor die Schranken geladen. 13 678 Fahrgästen einer dicht unter seinem Fenstern vorbeiführenden Schwebebahn soll La Brige, so heißt der Immoralitätsverbrecher, seine nadte interseite gezeigt haben. Gegen verschiedene städtische und private Verwaltungsinstanzen an­geftrengte Brozesse wegen seiner geschädigten Wohnung hat er glatt verloren. Nun wird er auch noch vom Sittenrichter in Strafe ge­nommen. Natürlich nicht ohne seinerseits eine vernichtende An­flage gegen das ganze System heillos verrotteter Rechtsprechung zu schleudern.

Die Aufführung fand starken Beifall, der auch, was anerkannt werden soll, den vortrefflichen schauspielerischen Leistungen einiger Hauptdarsteller galt. Vor allem zeichneten sich Otto Pahlau, Emil Rameau und Aurel Nowotny in ihren verschiedenen Rollen aus. Grotet- komisch, auch hinsichtlich seiner Riesengestalt, wußte Hugo Werner- Kahle den Wachmann Labourbourag hinzustellen. ek.

Krause.

Wieder mal im hohen Hause Wütete der Präses Krause, Und die Mehrheit hieb, nicht faul, Stets geübtem Brauch aufs Maul.

Uebler wird es stets und toller In dem Land der Hohenzoller Und es mehren sich geschwind Die, die nicht zufrieden sind.

Dies darf nicht im Ilgemeinen". Und auch nicht spezial" erscheinen, Diese Logit ist bequem, Wenn ein Fall" nicht angenehm.

Dazu hat man ja das Klassen­Barlament: um zuzufassen Und die Ordnung im Geschäft Regt man aus, wie's gerade trefft.

Hierzu dient dem hohen Hause Ganz besonders Vize Krauser Welcher schon vom Namen her Liberal und populär